lassen. Der Weg über solche Cichlidensymposien einer breiteren Offentlichkeit Einblicke in die wissenschaftliche Arbeit zu geben, dürfte auch in Zukunft erfolgversprechend sein. Wir dürfen uns zurecht bei den Veranstaltern und Akteuren für den gelungenen Cichlidentag bedanken. Eine Bitte, die ich (Schraml) an diese Adresse f ür die Zukunft richten möchte, wäre, das Programm nicht so sehr gestrafft zu organisieren, damit etwas mehr Raum f ür private Kontakte bleibt. Verhalten und Pllege von Cyphotilapia frontosa (BOULENGER, 1906) Text: Klaus Steinhaus (D 56 0466) Schon lange faszinierten mich die »sanften Bullenn aus dem Tanganjikasee. Es dauerte jedoch einige Zeit, bis ich ein Paar der sechsstreifigen Variante zu einem akzeptablen Preis bekam. Beim Männchen handelte es sich um ein Tier von etwa 25 cm Gesamtlänge mit einem sehr schön ausgeprägten Fettbuckel auf der Stirn Das Weibchen war um etwa 10 cm kleiner. Sie kamen in ein Becken von 1,20 m Kantenlänge und 360 Liter lnhalt. Die Rückwand war bis zur Wasseroberfläche mit großen Steinplatten zugebaut. Der Bodengrund bestand aus Kies von etwa2-3mm Körnung. Die Wasserwerte: ph - 8,0.8,2; GH um 16'. An Fischen befanden sich folgende Arten im Becken: Aulonocara nyassae (111\i Haplochromis moorii (213\; H labrosus (111); H. linni 11l1l und H. yenustus (1/1). Herrscher im Becken war bis zu diesem Zeitpunkt der ,Venustus-Mannu. Nachdem der ,Frontosa-Mannu sein Quartier in einer großen Höhle am Boden der Aufbauten gefunden hatte, änderte sich die Lage etwas. Der »Venustusu hatte in der unteren Hälfte nichts mehr zu suchen. Ebenso der ,Frontosau in der oberen Hälfte. Diese Regelung spielte sich schnell ein und wurde nur während der Fütterung außer Kraft gesetzt. Das Weibchen hielt sich selten in der Nähe des Männchens auf. Meist floh es vor dem sich nähernden Mann in eine andere Höhle. Die anderen Tiere ließen sich in ihrem Verhalten und der Ablaichbereitschaft nichi stören und sorgten weiter für Nachwuchs. Nur bei den C. f rontosa,tat sich nichtsu. Doch Aquarianer sind geduldig. Eines Tages war ich an einem Punkt angelangt, den wohl jeder Aquarianer erlebt: lch wollte mich auf andere Arten spezialisieren. Geplant war der Umstieg von Haplochromis- auf Tropheus-Arten. (Da ich mich jedoch von der Gattung Haplochromis nicht trennen kann, ist der Umstieg bis heute noch nicht ganz vollzogen und wird es wohl auch nie ) lch verkaufte fast meine gesamten HaplochromisArten und so befanden sich in dem oben aufgeführten Becken außer den »FrontoSa« nur noch das,Kaiser-Paarn. Etwa l Woche später erstrahlte das,FrontosaMännchen" plötzlich in ungeahnter Pracht. Es schwamm jetzt fast ausschließlich DCG-lnfo 1 1(10) 1980: 187-190 187 hinter dem Weibchen her. Dasdauerteetwa3-4Tage; dann begann das Männchen, an verschiedenen stellen zu buddeln. Es schaufelte den Kies mit seinem riesigen Maul an einem ort auf und spuckte ihn an einem anderen wieder aus. Gleichzeitig verschwand der schöne blaue Glanz, und das Tier sah jetzt unscheinbar grau aus. Die jetzt mittelgrauen Streifen gingen verwaschen in die hellere Grundfärbung Uber. Das Weibchen blieb jetzt auch des öfteren bei ,lhmu, gut erkennbar trat die Legeröhre hervor. Das Verhalten des Männchens bei der Balz unterscheidet sich nach meinen Beobachtungen recht deutlich von dem der Haplochromls-Arten. 1. Während des gesamten Balzvorganges bis zur eigenilichen Eiablage zeigen sich die Haplochromis-Arten in den schönsten Farben. Beim ,Frontosa« dagegen verblassen die Farben in der Endphase fast völlig. 2. Das Haplochromis-Männchen verhält sich ziemlich ungestüm. Es umschwimmt schnell das Weibchen, wobei es heftig rüttelnde Bewegungen macht. Alle Flossen sind abgespreizt. Das ,Frontosa-Männchenu geht die ganze Sache viel ruhiger an. Es legt die Flossen ganz an den Körper und »rutscht« auf dem Bauch vor das Weibchen. Der Körper liegt etwa in einem Winkel von 60' zum Boden. Dann steigt es mit dem Kopf nach oben, bis es fast senkrecht vor dem Weibchen steht. Das Ganze sieht so aus, als ob das Männchen auf der Schwanzf losse steht, die etwas abgewinkelt auf dem Boden liegt. Die Flossen bleiben während des gesamten Vorganges am Körper liegen. ln dieser Phase beging ich einen ärgerlichen Fehler: Die Ereignisse spielten sich an einem schönen sonntagnachmittag ab. lch hatte meiner Familie daher einen Spaziergang versprochen. Als wir nach etwa zwei Stunden wieder nach Hause kamen, sah ich nur noch das Männchen vor den Steinaufbauten schwimmen. Das weibchen war trotz seiner Größe nicht auszumachen. lch nahm sofort die Rückwand ab und sah das Weibchen mit vollem Maul hinter einem großen Stein stehen. Also hatte ich das wichtigste versäumt. Jetzt wollte ich wenigstens unter allen Umständen die Sache noch zu einem guten Ende bringen. lch erkundigte mich zuerst, wie lange ich das Weibchen in Ruhe lassen mußte, bevor ich es in ein separates Becken setzen wollte. Man sagte mir: ,mindestens 3 - 4 Wochenu. lch entschloß mich, 4 Wochen zu warten. ln diesen 4 Wochen wurde das Weibchen bei jeder Gelegenheit vom Männchen in die Steinaufbauten zurückgejagt Der sonst so ruhig schwimmende Mann entwickelte dabei eine Geschwindigkeit, die man ihm wohl kaum zutraut. Bei jeder Futtergabe jedoch, bei der das Weibchen sehr vorsichtig und verhältnismäßig viel fraß, wurde es vom Männchen in Buhe gelassen Nach den erwähnten 4 Wochen setzte ich das Weibchen in ein etwa 30 Liter Jassendes Becken um. Als Bodengrund hatte ich etwas Kies eingebracht und als Versteck einen großen, auf die Seite gelegten Blumentopf. Bereits am nächsten Tag entließ es acht verhältnismäßig große Jungtiere. Die Kleinen wurden nachher kaum noch ins Maul genommen und so entschloß ich mich, nach 4 Tagen das DCG-Info 1 1(10) 1980. 187- 190 188 Weibchen wieder heraus zu fangen und in das alte Becken zurückzusetzen. Die Jungen verblieben aus Platzmangel in dem kleinen Becken. Bei zweimaliger Fütterung pro Tag wuchsen sie erstaunlich schnell. Dem Weibchen ging es unterdessen weniger gut. Es wurde zwar nicht gebissen, doch sobald es sich zeigte, wurde es sofort vom Männchen verfolgt und gejagt. Was nun kam, war und ist bis heute f ür mich ein Rätsel. Nachdem das Weibchen wieder etwa 5 Tage im aiten Becken war, kam ich abends von der Arbeit und sah das Weibchen mit kauenden Bewegungen aus den Steinaufbauten schwimmen, worauf das Männchen es sofort wieder in die Höhlen zurückjagte. Sie hatten also wieder abgelaicht. Der weitere Hergang spielte sich wieder ab wie vorher geschildert, und das Weibchen entließ 2 Jungtiere, von denen mir eines aus unerfindlichen Gründen einging. Das mir verbliebene Tier wuchs sehr langsam und hatte nach 3 Monaten noch nicht die Größe erreicht, die die anderen bereits nach 4 Wochen hatten. Und das, obwohl ich das Tier in ein etwa 200 Liter fassendes Becken umsetzte. Da ich mich nun mehr oder weniger noch als Laie bezeichnen möchte, ist für mich die Auswertung dieses Vorganges nicht einfach. lch könnte mir jedoch vorstellen, daß, aus welchen Gründen auch immer, beim ersten Ablaichen nicht alle Eier abgegeben wurden. Der verbliebene Rest wurde dann kurz hinterher beim zweiten Laichen abgesetzt. Es wäre schön, wenn jemand zu meiner Theorie Stellung nehmen könnte. Da das Weibchen plötzlich stark getrieben wurde, wollte ich ein zweites dazusetzen. Nach weiteren 2 Monaten bekam ich ein etwa 18 - 20 cm großes Tier und setzte es in ein Becken von 1,80 m Kantenlänge und 540 Liter lnhalt. Außer dem ,Frontosa-Weibchenu befanden sich noch folgende Arten im Becken: Tropheus duboisi (1111; Haplochromis euchilus (112); H. electra (2121und H. »jacksoni« (?\ (111). Die anderen Verhältnisse waren wie oben beschrieben. Nachdem sich das neue Weibchen eingelebt hatte, setzte ich das alte Paar dazu. Eine Woche lang herrschte Frieden. Dann jedoch wurde das neue Weibchen von dem Mann ziemlich heftig in eine bestimmte Höhle vertrieben. Das ging so weit, daß das Weibchen nur noch zur Nahrungsaufnahme außerhalb dieser Höhle geduldet wurde. Eines Tages fand ich das Weibchen stark zerbissen in einer Ecke des Aquariums. lch fing es heraus und setzte es in ein mit Tropheus-Arten besetztes Becken um. Nach einer angemessenen Erholungspause versuchte ich, das Weibchen wieder einzugliedern, doch so oft ich es auch versuchte, das Männchen nahm es nicht an. Also entschloß ich mich, das Tier abzugeben. Nachdem nun wieder Ruhe eingekehrt war, begann das Paar nach etwa 6 Wochen wieder mit Laichvorbereitungen. Jedoch konnte ich auch diesmal den eigentlichen Laichvorgang nicht beobachten. Am nächsten Tag hatte das Weibchen den Laich zum wiederholten Male gefressen. Den Grund finde ich nach meiner Meinung typisch f ür diese Art. Die ,Frontosau sind sehr sensible Tiere, die wohl am besten im Artenbecken gehalten werden. Sie fühlen sich unter DCG-lnfo 1 1(10) 1980: 187- 190 189 den lebhaften Haplochromis-Arten nicht sonderlich wohl. sie brauchen Ruhe, um ihr Verhalten voll zur Geltung zu bringen. Zusammenfassend möchte ich jedoch sagen, daß cyphotitapia lronfosa in entsprechend großen Becken gehalten durchaus ein ansprechender und dankbarer Pflegling sein kann. lch beobachte die Tiere sehr gerne, da sie nicht nur durch ihre auffallende Erscheinung sondern auch durch das ruhige Benehmen eine Bereicherung f ür jeden Cichliden-Freund sind. Beobachtungen zum Zusammenhang von Rangordnung und Wachstum bei Malawi-Cichliden Text: Ferdinand Wiesmann (D 68 0940) Es war mir aufgefallen, daß aus einem Schwarm junger Malawimaulbrüter der gleichen Art immer ein Tier besonders schnell wuchs, auch farbenprächtiger und kräftiger wurde. Von 15 jungen Pseudotropheus lombardoi z.B. entwickelte sich ein Männchen derart, daß es mehr als doppelt so groß wie das schwächste wurde. Auch stellte ich fest, daß dieses Tier in der Rangordnung ganz oben stand. Aus einer reinen Laune heraus setzte ich in ein anderes Aquarium ein wesentlich kleineres dieser Jungen. und ich konnte feststellen, daß dieses Tier auf einmal derart schnell wuchs, daß es nach vier Wochen fast die gleiche Größe wie das ranghöchste Männchen hatte, welches ich im Ursprungsbecken mit seinen Geschwistern und anderen Arten gelassen hatte. Dieses Tier ist übrigens ein weibchen, und in diesem Becken befinden sich ebenfalls noch andere Maulbrüter. lch hatte etwas Glück und besaß bald darauf einen Schwarm von 20 jungen Ps. livingstonü. Wieder konnte ich das gleiche phänomen beobachten: ein Tier dominierte recht bald an Wuchs und Stellenwert gegenüber seinen anderen Geschwistern. Diesmal fing ich aber das stärkste Tier heraus und setzte es in ein anderes Becken. Bald darauf hatte sich bei den restlichen Tieren ein neuer »Chef« gebildet, der sich bald optisch von den Geschwistern deuilich hervorhob. lch wiederholte das ganze nochmals, und alles spielte sich genau so ab. ln diesem Falle waren aber die neuen »Chefs(( männliche Tiere. Ob sie vor dem Herauslösen ihres Vorgängers schon in der Rangordnung direkt nach ihm standen, konnte ich nicht feststellen. Es bleibt festzuhalten, daß die in der Rangordnung am höchsten stehenden Tiere auch am besten wachsen und farblich am prächtigsten entwickeln. DCG-lnfo 11(10) 1980. 190