Lungenkarzinom M. WOLF 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Ätiologie und Risikofaktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Screening . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Staging und Responsebeurteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stereotaktische Radiotherapie und Radiofrequenzablation in lokalisierten Stadien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Operation lokalisierter Stadien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Adjuvante Chemotherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Neoadjuvante Chemotherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Multimodale Therapie im Stadium III . . . . . . . . . . . . . . . . Definitive Chemo-Strahlentherapie im Stadium III . . . . . . Therapie im Stadium IV: alleinige Chemotherapie . . . . . . Therapie im Stadium IV: EGFR-Inhibition . . . . . . . . . . . . . Therapie im Stadium IV: Angiogeneseinhibition und weitere zielgerichtete Therapien . . . . . . . . . . . . . . . . Therapie im Stadium IV: Erhaltungstherapiestrategien . . Second-line-Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Biologische Prognosefaktoren und Prädiktoren für einzielgerichtete Therapien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kleinzelligen Lungenkarzinom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333 338 339 343 345 348 352 355 358 362 364 371 374 377 383 385 389 Lungenkarzinom 1 333 Ätiologie und Risikofaktoren Im vergangenen Jahr sind mehrere Übersichtsarbeiten erschienen, die sich mit genetischen Veränderungen beim Lungenkarzinom beschäftigt haben. Die Arbeit von Foulkes et al. [195] beschreibt die bekannten genetischen Veränderungen, die ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Lungenkarzinoms darstellen. So ist bekannt, dass Träger einer Retinoblastomgenmutation ein deutlich erhöhtes Lungenkarzinomrisiko haben. Auch Patienten mit einem Bloom-Syndrom, das mit einer gestörten DNA-Reparatur einhergeht, haben ein erhöhtes angeborenes Risiko für ein Lungenkarzinom. Patienten mit einer p53-Mutation haben insbesondere dann ein erhöhtes Risiko, wenn sie gleichzeitig Raucher sind. Für die Auffassung des Autors gibt es jedoch bisher keine überzeugenden Daten, dass ein genetisch determinierter besonderer Stoffwechsel von Tabakgiften mit einem erhöhten Risiko für Lungenkarzinome vergesellschaftet ist. Ein weiterer Review-Artikel von Herbst et al. [55] beschäftigt sich mit den molekularen Ursachen des Lungenkarzinoms. Die Arbeit gibt einen sehr guten Überblick über die derzeit bekannten molekularen Veränderungen. Neben den bereits oben erwähnten bekannten genetischen Prädispositionen wird die unterschiedliche Häufigkeit molekularer Veränderungen bei den verschiedenen Histologieformen dargestellt. Ein frühes Ereignis in der Karzinomentwicklung ist der Verlust der Heterozygozität in den Regionen 3p21 (RASSF1A), 3p14 (FHIT), 9p21 (p16) und 17p13 (p53). Alle diese Gene stellen Tumorsuppressorgene dar. Mutationen im EGFR-Gen treten ebenfalls früh in der Entwicklung eines Adenokarzinoms auf und sind nicht durch Rauchen bedingt. Hingegen werden K-RASMutationen überwiegend bei der Entwicklung von durch Rauchen induzierten Adenokarzinomen beobachtet. Eine Mutation im EGFR-Gen wird bei etwa 10% der Adenokarzinome in den USA und Europa und in etwa 30–50% der Adenokarzinome in Asien beobachtet. Etwa 80% dieser Mutationen besteht in einer Deletion des Exon 19 oder 21. Vorhandene EGFRMutationen sind mit einem hohen Ansprechen auf EGFR-Tyrosinkinaseinhibitoren verbunden. Nahezu alle Patienten empfehlen jedoch im Laufe der Therapie eine Resistenz gegenüber den EGFR-TKI. So sind inzwischen Mutationen bekannt, die unter laufender Therapie auftreten und wahrscheinlich für das Nichtansprechen im weiteren Behandlungsverlauf verantwortlich sind. Andere wichtige Ursachen für eine erworbene Resistenz gegen EGFR-Tyrosinkinaseinhibitoren sind eine Amplifikation des MET-Protoonkogens, Aktivierung anderer Rezeptortyrosinkinasen wie Insulin-likegrowth-factor-1-Rezeptor und K-RAS-Mutationen. Her-2-Mutationen und Amplifikationen sind lediglich bei etwa 5% der Lungenkarzinome nachweisbar. Bei vorhandener Mutation besteht in der