Moshes zweites Leben ========================== Von Martin G.Kunze Eine Theaterproduktion des Fördervereins Gedenkstätte Ahlem, der Hannoverschen Kammerspiele, des theaters sýstema und der Theaterinitiative „Bühnensturm“ für Jugendliche und Erwachsene Uraufführung am 27. Januar 2016 Marie Curie Schule in Ronnenberg-Empelde Am Sportpark 1 19.30 bis ca. 21.00 Uhr Vor 71 Jahren wurde das KZ Bergen-Belsen von der britischen Armee befreit. Den Soldaten offenbarte sich Unvorstellbares: Leichenberge, dazwischen lebende Skelette, Seuchenopfer, Überlebende und Tote kaum zu unterscheiden. Noch kurz vor der Befreiung hatte sich eine besonders grausame Episode ereignet. Jüdische Häftlinge, alle Zwangsarbeiter bei der Hanomag, waren aus dem KZAußenlager Hannover-Mühlenberg nach Bergen-Belsen getrieben worden. Zu Fuß, bis zur totalen Erschöpfung. Wer nicht mehr laufen konnte, wurde erschossen. Diese Stufe der nationalsozialistischen Vernichtung ist historisch nur wenig aufgearbeitet. In dem Theaterstück „Moshes zweites Leben“ wird es deshalb zum Thema. Grundlage des Stückes bilden zwei Interviews mit den Überlebenden Moshe Oster und Josef Dreilinger. Sie wurden 2000 und 2006 für die Gedenkstätte Bergen-Belsen geführt. Die beiden Männer sind zu der Zeit schon weit über 70. Aber ihre Erinnerungen blieben lebendig. Sie schildern den Todesmarsch, die Brutalität der SS-Leute, das Chaos im KZ Bergen-Belsen, die Befreiung und die Zeit unmittelbar danach. Damals waren sie 18 und 19 Jahre alt. Diese beiden jungen Männer werden zu Protagonisten des Theaterstückes. Die Szenen sind zwar fiktiv, aber sie geben Stimmung und Gedanken der zwei Überlebenden wieder, die die Filmdokumente verdeutlichen. Josef Dreilinger ist der robustere. Weil er unerschütterlich an eine Zukunft glaubte, hat er die Erniedrigungen in den Lagern vitaler überstanden als Moshe Oster. Thematisiert wird nicht nur der Leidensweg der KZ-Häftlinge, sondern auch ihr jugendlicher Überlebenswille, ihre Hoffnung auf ein Leben jenseits der nationalsozialistischen Unmenschlichkeit. Eine Möglichkeit neuer Humanität bringt eine britische Krankenschwester ins Spiel. Einfühlsam versucht die ältere Frau, das Vertrauen der Beiden zu gewinnen. Dabei muss sie erkennen, dass sie die Dimensionen der Traumata, die die ehemaligen Häftlinge erlitten haben, kaum ausloten kann. Dennoch macht sie sich daran, ihre Patienten auf die Welt außerhalb des Krankenzimmers und außerhalb des Konzentrationslagers vorzubereiten. Die beiden jungen Schauspieler, die Oster und Dreilinger darstellen, werden wichtige Identifikationsfiguren für jüngere Zuschauer, z.B. für Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufen, da sie kaum älter sind als die Protagonisten. Die meisten Holocaust Überlebenden sind inzwischen gestorben. Ihre persönlichen Erinnerungen an die Verbrechen Nazi-Deutschlands können sie nicht mehr schildern. Mit der Kunstform des Theaters und auf der Basis von filmischen Zeitzeugen-Narrativen wird das möglich. Das unvorstellbare Leid, aber auch die Kraft der Holocaust-Überlebenden kann so in unsere Gegenwart geholt und verstehbar gemacht werden. Die Geschichte von Moshe Oster und Josef Dreilinger liefert ein Beispiel für die zahlreichen Todesmärsche im Frühjahr 1945, die mindestens 250 000 Menschen den Tod brachten. Von besonderem regionalen Interesse ist die Tatsache, dass dieses historisch-dokumentarische Kammerspiel zwischen Hannover und Bergen-Belsen angesiedelt ist. Mitwirkende Andreas Daniel Müller - Moshe Oster Gerrit Neuhaus - Josef Dreilinger, Hanna Legatis - englische Rot-Kreuz-Schwester Regie: Laetitia Mazzotti Bühnenbild: Frank Olle Kostüme: Dorothea Hoffmann ########################################################################### Kooperationspartner des Theaterprojektes: Der Förderverein Gedenkstätte Ahlem hat sich u.a. zur Aufgabe gemacht, die Erinnerung an die Israelitische Gartenbauschule Ahlem als Ort jüdischer Kultur und als Stätte des nationalsozialistischen Verbrechens wach zu halten. Der Förderverein verfügt über die dokumentarischen Quellen, die er dieser Theaterproduktion zur Verfügung stellt. Er verwaltet auch buchhalterisch die Unterstützungsfinanzierungen des Projektes. Vorsitzender des Fördervereins ist der Dokumentarfilmer Hans-Jürgen Hermel, Nenndorfer Platz 26 in 30459 Hannover. Telefon: 01726669250. E-Mail: [email protected] Die Hannoverschen Kammerspiele sind die Erwachsenensparte des KinderTheaterhauses Hannover im Alten Magazin. Realisiert werden hier u.a. Stücke zu den Themen Aggression, Gewalt und Drogen für Jugendliche und Erwachse- ne. Leiter der Hannoverschen Kammerspiele sowie des KinderTheaterhauses und des Kleckstheaters ist Harald Schandry. Kestnerstr.18 in 30159 Hannover. Telefon: 0511/816981. E-Mail: [email protected] Das theater sýstema gehört zu den neuen Theatern in der hannoverschen freien Theaterszene. Es steht für zeitgenössisches Theater, auch in Verbindung mit Literatur. Leiterin des „theaters sýstema“ ist Laetitia Mazzotti, Tel.:0511/816353. E-Mail: [email protected] Die Theaterinitiative Bühnensturm ist ein loser Zusammenschluss von Schauspielerinnen und Schauspielern, Regisseurinnen und Regisseuren sowie Musikern. Sie hat soziokulturelle Projekte mit Schülern der hannoverschen Berufsbildenden Schule 6 durchgeführt und bisher acht literarische Programme und Theaterproduktionen herausgebracht. Verantwortlich ist Martin-G. Kunze, Nelkenstr. 9 in 30167 Hannover. Telefon: 0511/332458,bzw. 0175 5902837. E-Mail: [email protected]. ………………………………………………………………………………….. Das Theaterprojekt „Moshes zweites Leben“ wurde möglich durch die Unterstützung der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten/ Region Hannover Team Kultur/ HannoverStiftung/ Stiftung Niedersachsen/ Kulturbüro der Stadt Hannover/ Heinrich-Dammann-Stiftung Hildesheim/Förderverein Erinnerungsarbeit Ronnenberg e.V. (FER) Förderverein Erinnerungsarbeit Ronnenberg e.V. (FER) Die Erinnerungsarbeit der Stadt Ronnenberg wird seit 2005 von engagierten Bürgerinnen und Bürgern unterstützt. Sie hielten mehrere Kulturabende über die jüdische Gemeinschaft wie über Zwangsarbeit in Ronnenberg, erarbeiten Broschüren, CDs, eine Wanderausstellung über die Juden von Ronnenberg und einen Rundgang durch das jüdische Ronnenberg. Um ihre Arbeit auf eine noch breitere Basis zu stellen, gründeten sie 2014 den gemeinnützigen „Förderverein Erinnerungsarbeit Ronnenberg e.V. (FER)“. In seiner Satzung nennt der Förderverein als oberstes Ziel „die Förderung des Andenkens an Verfolgte und die allgemeine Förderung des demokratischen Staatswesens wie der zivilgesellschaftlichen Erinnerungsarbeit“. Er bemüht sich – auch über Ronnenberg hinaus - um die Vermittlung historisch-politischer Bildung insbesondere an Jugendliche, erstellt und publiziert Informationsschriften und -medien, veranstaltet Ausstellungen für Schulen und möchte eine Dokumentationsstätte bzw. ein Museum für die Juden von Ronnenberg in Kooperation mit der Stadt Ronnenberg errichten. Der FER arbeitet mit Institutionen in der Region Hannover, im Land Niedersachsen und in der Bundesrepublik Deutschland zusammen. Mitglieder hat er auch außerhalb Ronnenbergs. Ehrenvorsitzender ist der US-Amerikaner Prof.Fritz G.Cohen, einer der drei letzten Juden Ronnenbergs, die den Holocaust überlebt haben.