Diabetes? Was ist das ? Intensivschulung 14.01.2012 Was ist wichtig • • • • • • • Definition/Häufigkeit Einteilung und Unterschiede Symptome/Befunde Behandlung Kontrolluntersuchungen Mögliche Folgen Alltagsprobleme Definition „ Diabetes mellitus“ Aus dem Griechischen und Lateinischen Honigsüßer Durchfluss Definition • Bekannt bereits 1500 vor Christus, in Ägypten und Griechenland beschrieben, tödlich verlaufende Krankheit • Insulin 1921 entdeckt ( Banting und Best ) • 1922 erste Behandlung am Menschen (Ted Ryder, wurde 76 Jahre alt!) • 1922 begann Firma Lilly mit Insulinproduktion aus Rinderbauchspeicheldrüse • 1923 produzieren auch Bayer und Höchst Insulin Definition • Stoffwechselstörung mit chronischer Hyperglykämie • Bisher nicht heilbar, nur behandelbar • Es ist die häufigste Stoffwechselstörung im Kindesalter – – 0-14 Jahre: ca. 10.000 – 15.000 0-19 Jahre: ca. 21.000 – 24.000 Einteilung und Unterschiede • Zerstörung der ßZellen der Bauchspeicheldrüse mit resultierendem absolutem Insulinmangel • Ursache bisher nicht endgültig bekannt, vermutet wird Autoimmunprozeß Aufnahme einer Langerhans-Insel Fluoreszenzmikroskopie: Grün - Betazellen Rot - Alphazellen Blau - Zellkerne Vererbung • D.m. Typ 1 ist keine Erbkrankheit • Lediglich eine Veranlagung wird vererbt, die aber nicht zwangsläufig zum Ausbruch der Erkrankung führt, es müssen noch zusätzliche äussere Einflüsse hinzukommen • Bei 90 % der Diabetiker findet man spezielle HLA-Typisierung (HLA DR3 und DR4) • Virusinfekte ( Coxsackie-Virus) können zu fehlgeleiteter Abwehrreaktion führen • Diskutiert wird auch weiterhin ein Zusammenhang mit frühzeitiger Gabe von Kuhmilch bei Säuglingen Vererbung • Der Erbgang ist polygenetisch, es müssen mehrerer genetische Veränderungen zur Manifestation vorliegen. (Bisher 20 Gene identifiziert) • Wahrscheinlichkeit für ein Kind, an D.m. Typ 1 zu erkranken ( allgemein 0,4 %): – 20-40%, wenn beide Eltern D.m. Typ 1 – 3-7-%, wenn Vater D.m. Typ 1 – 1-3%, wenn Mutter D.m. Typ 1 hat Einteilung und Unterschiede • D.m. Typ 2 • D.m. Typ 1 – D.m. Typ 1a: immunologisch vermittelte Form • Inselzell-AK : 90 % der Fälle • Insulinautoantikörper : 60-90% der Fälle • GAD-AK : 65-80% der Fälle • IA-2-AK : 65-80% der Fälle • ZnT8-AK : 60-80% der Fälle 10 % positive Familienanamnese 90 % HLA-Variante Einige Pat haben weitere Erkrankungen wie: SD-Unterfunktion ( Hashimoto) SD-Überfunktion (M. Basedow) Zöliakie Nebenniereninsuffizienz Einteilung und Unterschiede – D.m. Typ 1b: idiopathische Form • Keine Autoimmune Ursache zu finden • Keine Antikörper zu finden • Stark vererbbar Differentialdiagnostische Kriterien für Typ 1- und Typ 2-Diabetes Typ 1 Typ 2 Manifestationsalter meist jünger meist höheres Alter Auftreten/Beginn akut bis subakut meist schleichend Symptome Polyurie, -dipsie usw. symptomarm Körpergewicht meist normgewichtig Adipositas Ketoseneigung ausgeprägt fehlend Insulinsekretion vermindert/fehlend subnormal bis hoch Insulinresistenz Keine/gering ausgeprägt Familiäre Häufung gering typisch Erbgang/Genetik Multifaktoriell multifaktoriell Diabetesassoziierte AK anti-GAD, ICA, IAA nicht vorhanden Stoffwechsel Labil stabil Insulintherapie lebensnotwendig später meist erforderlich Symptome und Befunde • Screening bei Geschwistern und Verwandten derzeit noch nicht sinnvoll Screening nur sinnvoll, wenn es Möglichkeiten gibt, eine Krankheit zu verhindern Das ist aber bei D.m. Typ 1 bisher nicht möglich Symptome und Befunde • Symptome: – – – – – – – – – – Viel Durst Viel Wasserlassen Gewichtabnahme ohne Grund Leistungsminderung Müdigkeit Kind nässt wieder ein Erbrechen / Übelkeit Bauchschmerzen Wiederholte Infekte Bewusstlosigkeit Symptome und Befunde • Befunde: – – – – Blutzucker erhöht Aceton im Urin meist erhöht AK im Blut meist erhöht HbA1c-Bestimmung Symptome und Befunde • Mit dem D.m. typ 1 treten manchmal auch andere Autoimmunerkrankungen auf – Hashimoto-Thyreoiditis – M. Basedow – Zöliakie Diagnose HashimotoThyreoiditis • Bestimmung von SD-AK ( positiv bei 10-15 % der Kinder, zunehmend bis zum15.-20.LJ, bei unter 5 Jahren eher selten) • Bestimmung von TSH, FT3,FT4 • SD-Sono • Bei auffälligem Befund Gabe von L-Thyrox, Laborkontrolle dann alle 3-6 Monate • Bei unauffälligem Befund, Kontrolle TSH, FT4, SD-Sono 1 x pro Jahr Diagnose M. Basedow • Bestimmung von SD-AK • Bestimmung von TSH, FT3,FT4 • SD-Sono • Bei auffälligem Befund Gabe von L-Thyrox oder Carbimazol je nach Funktion. Oft normalisiert sich hierunter der Befund, manchmal OP notwendig. Laborkontrolle dann alle 36 Monate. • Bei unauffälligem Befund, Kontrolle TSH, FT4, SD-Sono 1 x pro Jahr • Eher seltener als Hashimoto-Thyreoiditis Diagnose Zöliakie • Tritt bei 2-8 % der Typ 1 Pat. auf • Empfindlichkeit für Gluten bleibt lebenslang bestehen • Untersuchung erstmals bei Diagnose D.m., Kontrolle dann alle 1-2 Jahre • Zunächst AK-Bestimmung, sollten diese positiv sein Magenspiegelung mit Dünndarmbiopsie • Symptome: – Durchfälle – Mangelentwicklung – Oft Eisen- und Folsäuremangel – Häufiger Dünndarmmalignome Diagnose Zöliakie • Behandlung: – Lebenslanger Verzicht auf Gluten: • • • • • • • • • • Roggen, Weizen, Hafer, Gerste, Dinkel, Grünkern Brot Torten, Gebäck, Zwieback Paniermehl Hirse- und Buchweizenprodukte Milchprodukte Wurstwaren Fischwaren Fertigprodukte Bier, Korn Behandlung Typ 1 Übergeordnetes Therapieziel Vermeidung einer diabetesbedingten Minderung der Lebensqualität Vermeidung von akuten schweren Stoffwechselentgleisungen Und Vermeidung mikrovaskulärer und makrovaskulärer Folgeerkrankungen Behandlung • Bisher einzig sinnvolle Therapie ist die Gabe des fehlenden Insulins. • Alle anderen möglichen Behandlungen sind experimentell Mögliche Folgeschäden An welchen Organen können Schäden auftreten? • • • • • • Herz: Angina pectoris, Herzinfarkt Gefäße: AVK Schlaganfall Makroangiopathie: Kann bei allen Menschen auftreten, bei Diabetikern aber frühzeitiger Nerven: Unbemerkte Verletzungen mit Gefahr der Infektion Augen: Retinopathie mit Gefahr der Erblindung Niere: Nephropathie mit Gefahr der Dialyse Mikroangiopathie: Typisch für Diabetiker Kontrolluntersuchungen Untersuchung und Häufigkeit Untersuchungsmethode Behandlung Augen • Alle 1-2 Jahre • Ab 11. LJ oder ab 5 Jahren Funduskopie, idealerweise weitgetropft Verbesserung BZ Lasertherapie Niere • Jährlich • Ab 11. LJ oder ab 5 Jahren Albumin im Urin unter 20 mg/l Verbesserung BZ ACE-Hemmer AT-1-Blocker Rauchverzicht!!!!!!! Nerven • Bei schlechtem BZ jährlich • Ab 11. LJ oder ab 5 Jahren Stimmgabeltest Monofilament Reflexe Verbesserung BZ RR •Alle 3 Monate-mind. Jährlich ab 11.LJ Ruhe-RR 24-h-RR bei erhöhten Werte oder Albuminurie Bewegung, Salz unter 6 gr, Gewicht, Alkohol und Nikotin ACE-Hemmer Fette •Innerhalb 1. Jahr nach Diagnose •Dann alle 2 Jahre •Präpubertär alle 5 Jahre Gesamt-Cholesterin HDL LDL Triglyceride Ab 8. LJ auch Statine möglich Ernährung Alltagsprobleme • • • • • • Kindergarten Schule Beruf Freunde Urlaub Sport Alltagsprobleme • Kindergarten / Schule: – Information der dort Verantwortlichen ist wichtig – Notfallausrüstung an einem festen Platz • • • • • BZ-Gerät Not-KE Evtl. Ersatzpen/Einmalspritze/Fertigpen Evtl. Glukagon Telefonnummern – Telefonnummern – Individuelle BZ-Grenzen – Was ist zu tun wenn Alltagsprobleme • Beruf: – Jeder Diabetiker soll primär jeden gewünschten Beruf ergreifen können. – Es gibt wenige gesetzliche Auflagen – Regelungen sind in den letzten Jahren wesentlich realitätsnäher geworden Alltagsprobleme • Freunde: – Sollten über Diabetes informiert sein – Sollten über mögliche Notfälle informiert sein – Sollten Telefonnummern für den Notfall haben Alltagsprobleme • Sport: – BZ sollte vor Sport bei mind. 120 mg liegen – Evtl. vor Sport Basalgabe weglassen / halbieren, BR in der Pumpe reduzieren, Pumpe evtl. ablegen – Vor Sport keine i.m.- Insulingabe – Auch einige Stunden (4-12 Stunden, je nach Sportart) nach Sport Hypogefahr durch Muskelauffülleffekt – Pro 20 min. Sport verbraucht Körper ca. 1 KE Alltagsprobleme • Urlaub: – Alle notwendigen Utensilien, auch Insulin, greifbar haben, ins Handgepäck packen. – Bei Flugreisen Flugbescheinigung ausstellen lassen – Alle Materialien in ausreichender Menge mitführen – Bei Insulinpumpe IMMER Pen und/oder Einmalspritzen mitnehmen – Bei Flügen nach Westen wird der Tag länger, – Bei Flügen in den Osten wird der Tag kürzer – man kann evtl. mit kleinen Normalgaben gegensteuern und am Reiseziel dann nach Ortszeit spritzen. Bei Pumpe ist es meist sinnvoll, BR nach normaler Zeit laufen zu lassen, da sich Biorhythmus nicht ändert, Bolusgaben dann zu den Mahlzeiten auch nach KE-Faktor Heimatzeit