DER DEUTSCHE SCHMERZTAG 2006 17. Deutscher interdisziplinärer Schmerzkongress Frankfurt/M. · 23. bis 25. März 2006 Praktische Schmerztherapie · Im Fokus: Die Zukunft der Schmerztherapie in Praxis und Klinik Presse-Mitteilung Nervenschmerz: Ein GAU im Rückenmark Nummer 08 23. März 2006 (Frankfurt/Main) Forscher konnten in jüngster Zeit jene Prozesse aufklären, die bei der Entstehung der schwer behandelbaren Nervenzellen eine Rolle spielen. Entscheidend ist dabei die Verkehrung von schmerzhemmenden in schmerzverstärkende Mechanismen, der GAU im Rückenmark. Werden Nervenfasern geschädigt, entstehen so genannte neuropathische Schmerzen. EIn Beispiel sind die Schmerzen nach einer Gürtelrose, der Zosterschmerz. Die Ursache – eine Virusinfektion mit Herpes Zoster-Viren – ist abgeklungen, doch der Schmerz ist geblieben, da die Infektion die Nervenfasern angegriffen hat. Auch Stoffwechselstörungen wie Diabetes verursachen Nervenschmerzen, die diabetische Polyneuropathie. Die Schmerzen sind zumeist brennend und einschießend. Die betroffenen Patienten empfinden leichte Schmerzreize in der betroffenen Körperregion außerst intensiv (Hyperalgesie) und auch simple Berührungen können Schmerzen verursachen (Allodynie). Inzwischen untersuchen Forscher den Nervenschmerz sehr intensiv. »Eine wichtige Rolle spielt dabei eine ungenügende Schmerzhemmung im Rückenmark«, erklärt Professor Jürgen Sandkühler vom Zentrum für Hinrforschung der Medizinischen Universität Wien. DIE IMMUNZELLEN DES NERVENSYSTEMS SIND BETEILIGT. Neue Untersuchungen belegen, dass bei der Entstehung neuropathischer Schmerzen nicht nur Nervenzellen, sondern auch Immunzellen des Nervensystems, die so genannte Mikroglia, beteiligt sind. Diese Zellen werden aktiviert, wenn ein Nerv verletzt wurde. Die Immunzellen produzieren dann verschiedene Hirnbotenstoffe (Neuromodulatoren). Diese Botenstoffe stören das Ionengleichgewicht in einer für neuropathische SChmerzen essentiellen Gruppe von Nervenzellen im Hinterhorn des Rückenmarks. AUS DER HEMMUJNG WIRD EINE VERSTÄRKUNG. Diese Änderung im Ionenmilieu dieser Lamina I-Neurone können dazu führen, dass Chloridionen nicht mehr in die Zelle hinein, sondern aus der Zelle herausströmen, wenn der hemmende Botenstoff GammaAminobuttersäure, kurz GABA genannt, an der Nervenzelle andockt. »Dies hat dann die katastrophale Folge, dass die ursprüngliche Hemmung durch GABA nun zu einer Erregung der Nervenzellen führt«, erklärt Sandkühler. »Diese Umkehr stellt den größten anzunehmenden Unfall (GAU) im schmerzverarbeitenden System dar. Denn nun können leichte Berührungsreize in das schmerzverarbeitende System weitergeleitet Leitung der Pressestelle Barbara Ritzert · ProScience Communications GmbH Andechser Weg 17 · 82343 Pöcking ·Tel: 08157/9397-0 Fax:08157/9397-97 · e-mail: [email protected] Pressestelle während der Tagung Raum „Klausur“ · Ebene C1 · Congress Center Messe Frankfurt Ludwig-Erhard-Anlage 1 · 60327 Frankfurt/ Main Tel: 069/7575-73130 · Fax: 069/7575-73443 Der Deutsche Schmerztag 2006 · Pressemitteilung Nr. 08 –2– werden, es kommt zu den schwer behandelbaren neuropathischen Schmerzen. Gleichwohl sind die Forscher optimistisch, dass die neuen Erkenntnisse auch neue Ansatzpunkte für Behandlungsstrategien liefern.