Radonmessung in der Bodenluft Das Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz empfiehlt für geplante Baugebiete Radonmessung in der Bodenluft im Rahmen der Bauleitplanung einer Gemeinde durchzuführen Informationen und Empfehlungen zur Radonvorsorge bei Neubauten und Neubaugebieten Wo kommt Radon her? • Radon ist ein radioaktives Edelgas, das über den Umweg mehrerer Zwischenprodukte (z.B. Thorium, Radium) aus dem radioaktiven Schwermetall Uran entsteht. Radon ist überall da zu finden, wo auch Uran vorkommt. Da Uran, wenn auch nur in geringer Konzentration, fast überall in der Erdkruste vorhanden ist, ist Radon ebenfalls überall im Erdreich nachzuweisen. Die Halbwertszeit, innerhalb derer die Hälfte der Radonatome zerfällt, beträgt 3,8 Tage. Entgegen dem gasförmigen Radon, das über Klüfte im Gestein und durch den Porenraum der Gesteine und Böden wandern kann, sind die ebenfalls radioaktiven Zerfallsprodukte von Radon allesamt Feststoffe, wie Polonium, Blei und Wismut. Diese lagern sich in der Atmosphäre an feinste Teilchen (Aerosole) an und können lange Zeit in der Luft schweben. Wie wirkt Radon auf den Menschen? • Radon und seine Folgeprodukte sind Teil der natürlichen Strahlenbelastung, die seit jeher auf den Menschen einwirkt. Radioaktive Stoffe wie Radon senden ionisierende Strahlen aus, die die Zellen eines lebenden Organismus schädigen können. Beim Atmen werden die luftgetragenen Aerosole mit den anhaftenden Radon-Folgeprodukten hauptsächlich in den Bronchien der Lunge abgelagert. Die radioaktiven Radon-Folgeprodukte zerfallen dort in der direkten Nähe der Zellen und schädigen dadurch das empfindliche Lungengewebe. Mit steigender Radonkonzentration erhöht sich das Risiko einer Erkrankung an Lungenkrebs. Was hat Einfluss auf die Radonkonzentration im Haus? • In der freien Luft, außerhalb von Gebäuden wird das aus dem Boden austretende Radon sofort durch Atmosphärenluft auf sehr niedrige Konzentrationen verdünnt. Innerhalb von Gebäuden können aber beträchtliche Radonkonzentrationen auftreten, vor allem in Räumen ohne ausreichende Belüftung. Außer von der Belüftung hängt die Radonkonzentration in den Räumen von zwei Faktoren ab: 1. Bauwerk • Dichtigkeit des Gebäudes gegen Radoneintritt durch die Bodenplatte und erdberührende Wände (v.a. Mikro- und Makrorisse, Wanddurchführungen von Rohren etc. 2. • Baugrund Dem Uran- bzw. dem Radongehalt (Radonpotenzial) der Gesteine und Böden im näheren und tieferen Baugrund, also geologische Einflussgrößen. Beispielhafte Radonkonzentrationen in der Raumluft eines Gebäudes und in der Bodenluft des umgebenden Erdreichs. In diesem Beispiel führt eine Bodenluftkonzentration von 40 000 Bq/m³ zu einer Raumluftkonzentration im Keller von 400 Bq/m³. Welche geologischen Einflussgrößen gibt es? • Letztendlich lässt sich das Radonpotenzial im Baugrund auf die Gaswegsamkeit im Boden und Gestein und den Urangehalt der Gesteine zurückführen. o Uran ist ein in der Erdkruste relativ häufiges natürliches Element, das aber in sehr unterschiedlicher Verteilung (gesteinsabhängig) vorkommt. Uran findet sich weitflächig angereichert z.B. in organisch reichem Gestein, in manchen Vulkangesteinen, in tonreichen Gesteinen. Gehäuft können hohe bis sehr hohe Urangehalte auch in Vererzungszonen auftreten. Ein Hinweis kann hier ehemaliger Bergbau auf unterschiedlichste Metallerze sein. o Treten Gesteine mit erhöhten Uran- oder Radiumgehalten oberflächennah auf, so ergibt sich ein erhöhtes oder hohes Radonpotenzial. o Ist das Gestein im Untergrund klüftig oder existieren sogar tiefreichende Risse und Bewegungsflächen (tektonische Störungen) im Gestein, so kann Radon sogar aus größerer Tiefe aufsteigen und es ergibt sich auch an der Oberfläche ein erhöhtes oder hohes Radonpotenzial. Welche Radonkonzentrationen wurden in Rheinland-Pfalz in der Bodenluft festgestellt? • In Rheinland-Pfalz wurde mit der Erstellung einer Radonprognose-Karte begonnen. Folgende Abbildung zeigt den derzeitigen Stand der Radonprognose-Karte Rheinland-Pfalz vom Januar 2008. 3300000 3350000 3400000 3450000 Gewässer tektonische Störung Geologische Einheiten der geologischen Übersichtskarte 1:300000 bzw. Landesgrenze 5600000 5600000 5500000 5500000 5550000 5550000 Radonpotenzial Niedriges Radonpotenzial (< 40 kBqm-3) 5450000 5450000 Erhöhtes Radonpotenzial (40-100 kBqm-3) Hohes Radonpotenzial (> 100 kBqm-3) in und über einzelnen Gesteinshorizonten Hohes Radonpotenzial (> 100 kBqm-3) kleinräumig über geologischen Störungen möglich 3300000 3350000 3400000 3450000 Die abgebildete Radonprognose-Karte Rheinland-Pfalz ist noch in Bearbeitung und ist auf die untersuchten Gesteine des Oberrheingrabens, der Pfalz, des Saar-NaheBerglandes, des Ost-Hunsrück und Teilen der Osteifel beschränkt. Die Karte enthält drei Radonpotential-Klassen, die Anhaltspunkte über die Höhe des wahrscheinlichen großflächigen Radonpotenzials aufzeigen. Kleinräumig, also am konkreten Bauplatz, können davon allerdings aufgrund der oben genannten geologischen Einflussgrößen deutliche Abweichungen zu höheren, aber auch niedrigeren Radonwerten auftreten. In manchen Gebieten mit vielen unterschiedlichen Gesteinsformationen und geologischen Störungen durch Klüfte und Spalten kann das Radonpotential im Bereich von wenigen Metern um den Faktor 10 über dem des umliegenden Gebietes liegen. Diese Karte ist also noch nicht so kleinräumig erstellt, dass für einen konkreten Bauplatz eine ausreichend zuverlässige Prognose erhalten werden kann. • • • • • • In die Klasse niedrigsten Radonpotenzials fallen weite Gebiete der Pfalz, des OstHunsrück und der Osteifel. Allerdings ist besonders im Ost-Hunsrück innerhalb dieser Gebiete, entlang der großen Störungszonen (breit angelegte Risszonen) und in der tektonisch stärker zerstückelten nördlichen Moselmulde auch mit erhöhten und hohen Radonpotenzialen zu rechnen. Im Raum Trier-Bitburger ist vorerst aufgrund der dort intensiven Bruchtektonik und der im Untergrund anstehenden Gesteine von der Möglichkeit lokal erhöhter und hoher Radonpotenziale auszugehen. In der Osteifel gibt es bisher keine Hinweise auf hohe Radonpotenziale. In der Südwest-Pfalz sind weitgehend sehr niedrige Radonpotenziale zu erwarten. Punktuell können aber hohe Radonpotenziale vereinzelt möglich sein, sind dann aber auf den Bereich der Gesteine des Oberen Buntsandstein und des Unteren Muschelkalk beschränkt. Ansonsten sind in letztgenannten Gebieten nur leicht erhöhte Radonpotenziale zu erwarten. Der Oberrheingraben ist verfüllt mit Ablagerungen der sich im Laufe der Jahrtausende weitflächig verlagernden Rheinarme. Fast überall an der Oberfläche vorkommende oder unter Rheinsanden verdeckte, organische reiche Auensedimente können erhöhte Radonpotenziale liefern. Vor allem im Randbereich des Oberrheingrabens können tiefreichende Störungen linear das Radonpotenzial erhöhen. Im Saar-Nahe-Bergland zwischen Kusel, Kaiserslautern, Birkenfeld und Bad Kreuznach ist großflächig mit erhöhtem Radonpotenzial und aufgrund zahlreicher bekannter starker Radonquellen (vulkanische Aschenlagen, Kohlenflöze, bituminöse Tonsteine), mit mehreren Gebieten der Kategorie „hohes Radonpotenzial“ zu rechnen. Ähnliche Gesteine wie im Saar-Nahe-Bergland sind auch in der Wittlicher Senke zu finden. Was bedeutet die Einstufung in eine Radonpotential-Klasse für ein Neubaugebiet? • Niedriges Radonpotenzial: 0 - 40 000 Bq/m³, Keine Vorsorgemaßnahmen nötig, wenn ausgeschlossen werden kann, dass eine geologische Störungen im Baugebiet vorliegt. • Erhöhtes Radonpotential: >40 000 -100 000 Bq/m³, Eine orientierende Radonmessung in der Bodenluft sollte Grundlage für die Bauherren sein, sich ggf. für bauliche Vorsorgemaßnahmen zu entscheiden. 1. 2. 3. • Hohes Radonpotential: >100 000 Bq/m³, Radonmessungen in der Bodenluft werden dringend empfohlen. Werden tatsächlich Werte über 100 000 Bq/m³ festgestellt wird angeraten, bauliche Vorsorgemaßnahmen zu treffen, um den Eintritt des Radons ins Gebäude weitgehend zu verhindern. Gibt es einen Grenz- oder Richtwert für die Radonkonzentration? • Eine gesetzliche Regelung mit verbindlichen Grenzwerten für die Radonkonzentration in Häusern gibt es in Deutschland zurzeit noch nicht. Stattdessen empfehlen verschiedene Institutionen Richtwerte für Radonkonzentrationen, die nach Möglichkeit nicht überschritten werden sollten. Die Weltgesundheitsorganisation und die Deutsche Strahlenschutzkommission empfehlen den Richtwert 250 Bq/m³ in Häusern. Andere Institutionen empfehlen Richtwerte zwischen 200 und 600 Bq/m³. Ist Radonvorsorge im Rahmen der Bauleitplanung sinnvoll? • Ohne bauliche Vorkehrungen geht man bei einem Untergrund mit einer Radonkonzentration in der Bodenluft von über 100 000 Bq/m³ davon aus, dass die Radonkonzentration in der Raumluft eines Gebäudes die empfohlenen Richtwerte überschreiten wird. Künftige Bauherren sollten darüber Informiert sein und damit die Möglichkeit erhalten, entsprechende Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen. Bei extrem ungünstigen Radonbedingungen könnte sich die Gemeinde frühzeitig ggf. für ein anderes Baugebiet entscheiden. Wie teuer sind Radonmessungen in der Bodenluft? • Wir haben in Rheinland-Pfalz eine preisgünstige Messmethode entwickelt, die auch von Laien -mit entsprechenden Geräten für ein Bohrloch von 1 m Tiefe- angewendet werden kann und pro Messung etwa 50 € kostet. Sind bauliche Vorsorgemaßnahmen teuer? • Wirkungsvolle Vorsorgemaßnahmen bedeuten je nach Ausganglage häufig keine zusätzlich Kosten Entsprechend der Ausgangslage ist es zweckmäßig, die Radonprävention mit unterschiedlichem Aufwand zu betreiben. Bei Radonkonzentrationen in der Bodenluft kleiner 100 000 Bq/m³ ist eine durchgehende Beton-Fundamentplatte und DINgerechter Schutz gegen Bodenfeuchte in der Regel ausreichend, um eine Radonkonzentration in der Wohnung unter 200 Bq/m³ zu erreichen. Besondere Maßnahmen bei Radonkonzentrationen im Boden über 100 000 Bq/m³ sind z.B: o Keine offenen Verbindungen vom Untergeschoss zu darüber liegenden Etagen o Abschluss des Treppenhauses gegen das Untergeschoss o Verzicht auf Wohn- und Aufenthaltsräume im Kellerbereich o Einbau einer radondichten Folie unter der Bodenplatte . Nachträgliche Sanierungsmaßnahmen sind mit Sicherheit wesentlich aufwendiger und teurer. Weiterführende Informationen zum Thema Radonschutz von Neubauten und Radonsanierungen können dem >Radon-Handbuch des Bundesamts für Strahlenschutz< entnommen werden. Wer kann beraten und unterstützen? • Sollten Sie zu der Thematik Radon in Gebäuden bzw. in der Bodenluft weiteren Informationsbedarf haben, steht Ihnen die Radon-Informationsstelle (Telefon 06131 – 60 33-12 63) gerne zu Verfügung. Im Internet können Sie unsere Informationsbroschüre zum Thema Radon in Häusern unter www.mufv.rlp.de/fileadmin/publikationen/radon.pdf ansehen. • Das Landesamt für Geologie und Bergbau –LGB- (Telefon: 06131 – 9254-0) steht den Kommunen bei Fragen zur Geologie im betroffenen Baugebiet und für Informationen zur Durchführung der Radonmessung gerne zur Verfügung. Das Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz empfiehlt für alle geplanten Baugebiete zumindest eine orientierende Radonmessung in der Bodenluft durchzuführen. Frühzeitige Kenntnisse über die Radonkonzentration im Boden von geplanten Neubaugebieten könnten verhindern, dass an ungeeigneten Standorten oder in ungeeigneter Errichtungsweise Neubauten entstehen, die gesundheitlichen Risiken und wirtschaftliche Nachteile für Bürger oder Kommunen bedeuten können.