Ernährungstrends Mood Food Die Natur hat was dagegen FRUST, STRESS, WINTER-BLUES? ESSEN SIE DAS ALLES DOCH EINFACH WEG. ABER BITTE GESUND! E ssen ist nicht nur Ernährung, ist nicht nur Hunger stillen und den Körper mit Nährstoffen versorgen. Essen kann zum Glück ganz viel mehr. Nämlich unsere Stimmung beeinflussen – und unser Gehirn. Gerade zu Beginn der dunklen Jahreszeit braucht die Seele Streicheleinheiten, sind Mood- und Soul-Food, die die Stimmung positiv beeinflussen, im Alltag oft lebenswichtig. Wissenschaftler sind sich einig: Es gibt einen Zusammenhang, eine Wechselwirkung von Ernährung und Psyche. Die freilich ist sehr komplex. Erwiesen ist, dass eine vitalreiche und ausgewogene Ernährung unsere innere Balance und unser Wohlbefinden fördert und sichert. Unser Nervensystem hat mit den Botenstoffen, den sogenannten Neurotransmittern, die Möglich- 22 keit, uns zu belohnen – wir fühlen uns besser und glücklicher. Serotonin, Endorphine und Vitamine heißen dabei unsere Helden, und die kann man durchaus einfach aktiv für sich und das Seelenheil arbeiten lassen – mit den richtigen Lebensmitteln. Bridget Jones macht es vor: Schokolade gegen Liebesfrust. Kennen wir alle. Wenn nur das schlechte Gewissen und die Waage nicht wären. Tatsächlich entsteht das ersehnte Glücksgefühl durch die Endorphine, die vom Körper selbst hergestellt werden, und den Botenstoff Serotonin. Er lässt uns entspannter und glücklicher sein. Außerdem dämpft er den Heißhunger, verringert unsere Schmerzempfindlichkeit und sorgt für den so wichtigen gesunden, ruhigen Schlaf. Für seine Produktion muss der Körper allerdings genü- gend Tryptophan (Eiweißbaustein, zählt zu den essenziellen Aminosäuren) aufnehmen können, der in vielen Lebensmitteln enthalten ist. Für die Aufnahme des Tryptophans durch das Gehirn sind wiederum Kohlenhydrate nötig. Auch sie gelten als klassisches Soul-Food. Kaum etwas ist so beruhigend wie ein Teller Nudeln. Die Kohlenhydrate wandelt der Darm in Zucker um, der höhere Blutzuckerspiegel regt die Insulinproduktion an, die Nervenzellen sind für das Tryptophan sensibilisiert, das dann im Gehirn in Serotonin umgewandelt wird. Ideal ist daher eine Kombination aus Fett, Kohlenhydraten und Zucker – womit wir wieder bei den Süßigkeiten, dem fetthaltigen Knabberkram und der Schokolade wären. Der liebe Körper fühlt sich so wohl mit diesen kalorienreichen Schmeicheleien, dass er regelrecht süchtig danach wird. Lei- Dunkle Schokolade Launemacher Essen für die Seele Mit diesen Lebensmitteln machen Sie Stimmung Weintrauben, Rote Rüben, Avocados, Serotonin und Tryptophan: BanaNüsse, Fleisch, Sardinen, Lachs nen, Ananas, Himbeeren, Avocados, Eisen, Kalzium, Zink: Rote Rüben, Sonnenblumenkerne, Steinpilze, TomaBroccoli, Milchprodukte, Kürbiskerne ten, Milchprodukte, Hülsenfrüchte, Pepper-High-Effect (Capsaicin): Nüsse, Datteln, Feigen, Soja, Sesam, Chilischoten, Peperoni, Pfeffer, TabasWeizen, Fleisch, Fisch, Schokolade co, Sambal Olek, Curry, in hohen B-Vitamine und Folsäure: Broccoli, Dosen auch Ingwer und Meerrettich Spinat, Hülsenfrüchte, Radieschen, Sorte: Zartbitter. In der Kakaobohne sind Spuren von Anandamid enthalten, das anregend-ausgleichend wirkt. Zudem fördert Schokolade die Bildung des Glückshormons Serotonin im Gehirn. Früchte & Milchprodukte Kirschen und Bananen sind Stimmungsbomben. Die Banane sorgt für einen hohen Serotonin-Spiegel, die Kirsche liefert Eisen, Vitamine und Folsäure. Als Milchprodukt kommen noch Serotonin und Tryptophan hinzu. Gemüse Broccoli liefert die wichtige Folsäure und B-Vitamine. Nüsse & Kerne Sonnenblumenkerne enthalten viel Serotonin und Tryptophan – ein Garant für gute Laune. Fisch Rote Rüben sind wegen ihres hohen Gehalts an Vitamin B, Kalium, Eisen und vor allem Folsäure extrem gesunde Stimmungsaufheller. Fotos: © Gettyimages, Spar der ist das Hochgefühl von kurzer Dauer. Wenn die schnelle Wirkung verflogen ist, überwiegen das Reuegefühl und der Frust über die Gewichtszunahme. Stimmung machen ohne Reue. Die gute Nachricht: Es geht auch gesünder und für unseren Körper leichter. Früchte wie Mangos und Erdbeeren etwa sind extrem stimmungsaufhellend, komplexe Kohlenhydrate wie Kartoffeln, Reis und Vollkornprodukte sind gesund und machen glücklich. Jüngste Forschungsergebnisse haben zusätzlich den enormen Einfluss von Omega3-Fettsäuren, die in Fisch enthalten sind, auf unsere Stimmung und unseren Organismus bestätigt. Finnische Forscher konnten beweisen, dass Fisch ein natürlicher Schutz gegen Depressionen und Verstimmungen ist. Sinkt der Omega-3-Gehalt im Blut, sinkt auch die Laune. Amerikanische Forscher haben dem Fisch zudem eine positive Wirkung auf das Gehirn und seine Sardinen und Wildlachs punkten mit viel Eiweiß, Omega-3-Fettsäuren, B-Vitaminen und Folsäure. Denkfähigkeit attestiert. Schwangeren empfiehlt man die zusätzliche Einnahme von Omega-3-Fettsäuren für die ideale Entwicklung von Babys Gehirn. Fisch ist also eine wahre Stimmungsbombe, die uns nebenbei noch schlauer werden lässt, die Stressresistenz und die Konzentration steigert und das Gedächtnis verbessert. Neben der Omega3-Fettsäure liefert er uns übrigens noch einen hohen Gehalt am Spurenelement Selen – ebenfalls ein ausgezeichneter Launemacher. Melancholisch durch Mangel. Dass uns ein Mangel an Eisen ordentlich zu schaffen machen kann, ist hinlänglich bekannt. Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Niedergeschlagenheit sind die Folgen, die uns gerade in den Wintermonaten extrem belasten. Vermeiden könnten Sie diese ganz einfach und gesund mit Spinat, roten Rüben, Sesam oder Soja. Ebenso muss Folsäure ausreichend vorhanden sein, sonst hat der Blues freie Bahn. Auch dagegen hat die Natur was: Broccoli, Erb- sen, Tomaten und Orangen. Chili, Peperoni und Co sind nicht nur geschmacklich scharf. Der Wirkstoff Capsaicin bewirkt in entsprechender Dosis einen Schmerzreflex, der vom Körper notfallartig mit einem eigenen, morphinartigen Schmerzmittel beantwortet wird. Die feine Folge: Rausch, Euphorie, Glück. Wer´s scharf mag und verträgt, sollte sich diesen sogenannten „Pepper-High-Effect“ öfter mal gönnen. Lassen Sie sich nicht hängen. Die Natur bietet alles, was der Seele gut tut und ihr beim Aufrichten hilft. Knabbern Sie statt der reuefördernden Chips doch mal ein paar Nüsse, oder richten Sie sich einen leckeren Teller mit Vollkornbrot, Sardinen und ein paar scharfen Peperoni her. Übrigens: Das Kochen an sich ist auch eine gute Strategie gegen den Winterblues. Es beruhigt und baut Stress ab. Und: Nicht die Mäßigung, nur der totale Verzicht führt zu Frust und noch mehr Kummer. Genießen Sie also Ihre (dunkle!) Schokolade! Heft Nr. 4/09 23