PDF anzeigen - EMSCHERplayer

Werbung
Was ist uns die Natur wert?
Ökosystemleistungen und die wirtschaftliche Bedeutung biologischer Vielfalt
Foto: Robert Molinarius (CC)
Pflanzen und Tiere sterben weltweit in einem nie dagewesenen Ausmaß aus. Moore, Wälder und Korallenriffe
gehen durch Raubbau und Flächenkonkurrenz zurück oder werden schleichend degradiert. Dies bedeutet einen
erheblichen Verlust an Wirtschaftswerten, die in ihrer Summe das Welt-Bruttoinlandsprodukt überschreiten. Die
Inwertsetzung von Natur verschafft einen anderen Blick auf Biodiversität und Ökosysteme. Das gilt auch für die
Renaturierung von Gewässern.
Der „Wert eines Vogels“
Die Inwertsetzung von Natur ist keine neue Erfindung: 1983, also vor fast 30 Jahren berechnete der Kybernetiker Frederic
Vester am Beispiel eines – heute sehr seltenen – Singvogels, dem Blaukehlchen, den „geldwerten Vorteil“ einer Tierart. Der
rein materiellen Berechnung, etwa von Federn, dem Kohlenstoff-, Stickstoff- und Sauerstoff-Gehalt, der 3 Pfennige beträgt,
stellt er den Nutzen des Blaukehlchens gegenüber: Sein wirtschaftlicher Wert berechnet sich aus dem Vertilgen von
Schädlingen, dem Ausstreuen von Samen, der Wohlfahrtswirkung von Gesang und Anblick sowie weiteren „Leistungen“ des
kleinen Vogels und erreicht 301,38 Deutsche Mark, umgerechnet 154,09 Euro. Der kleine Vogel hat also aufgrund seiner
Lebensweise und Lebensleistung einen viel größeren Wert als seine materielle Hülle.
Der neue Blick auf den ökonomischen Wert von Pflanzen, Tieren und Lebensräumen ersetzt dabei keineswegs die ethische
Aufgabe des Natur- und Umweltschutzes, sie bietet vielmehr zusätzlich die Chance, Biodiversität anders wahrzunehmen
und ihre bedeutenden ökonomischen Werte erkennen und in Planungsprozesse als Langzeitgewinn gegenüber kurzzeitigen
Gewinnen abwägen zu können. Damit wird auch dem Verlust an Arten- und Lebensraumvielfalt entgegengewirkt, denn
diesem liegt häufig die Vernachlässigung der verborgenen Werte der Natur zugrunde.
Gerade Land- und Forstwirten als Berufsstände, die mit Natur arbeiten und von ihr leben, ist der Wert der
Ökosystemleistungen lange bekannt. Zahlen aus diesen Bereichen überraschen dennoch (soweit nicht anders zitiert
Beispiele aus dem Millenium Ecosystem Assessment-Report von 2005):
1.Der Wert von Bestäubungsinsekten für die Landwirtschaft der USA wurde mit 150 Mio. US-Dollar ermittelt (Quelle: Money,
Business News, 11.05.2007).
2.Die Leistung von Wäldern zur Vermeidung von Treibhausgasen kann weltweit mit 3,7 Billionen US-Dollar bewertet werden
und die zum Beispiel in den tropischen Regenwäldern Südamerikas oft noch verborgenen genetischen Ressourcen für den
pharmazeutischen Markt mit 320 Mrd. US-Dollar.
3.Auch die Gegenrechnung ist möglich: Schäden der Landwirtschaft an anderen Ökosystemleistungen wurden an
Großbritannien mit 2,6 Mrd. Dollar berechnet.
4.Das Einschleppen gebietsfremder Arten durch den Menschen – unter anderem als Effekt der Globalisierung – kann sehr
teuer werden: Die Zebra-Muschel verursacht seit ihrer Einschleppung nach Nordamerika jährliche Kosten für ihre
Beseitigung an Turbinen usw. in Höhe von 100 Mio. US-Dollar für die Kraftwerksindustrie.
5.Eine Studie des renommierten Wirtschaftsberatungsinstitutes PriceWaterhouseCooper von 2012 berechnet den jährlichen
Verlust an Biodiversität und Ökosystemen mit 2 bis 4,5 Billionen US-Dollar. Dies entspricht immerhin rund 3,3 bis 7,5
Prozent des Welt-Bruttoinlands-Produktes.
Was ist Ökosystemleistung?
Die von den Vereinten Nationen beauftragte, groß angelegte Studie zur Erfassung des weltweiten Zustandes von
Ökosystemen, der Millenium Ecosystem Assessment-Report (MA) von 2005 , unterscheidet hier vier Kategorien:
Versorgungsleistungen: diese umfassen direkte Naturprodukte wie Wasser, Nahrung, Holz, Fasern, aber auch die
genetischen Ressourcen. Diese Kategorie entspricht beim Beispiels Vesters den Federn des Vogels.
Regulierungsleistungen: Gemeint sind durch die Funktion der Ökosysteme bzw. die Stoffhaushalte gegebene Effekte, die
das Leben des Menschen auf der Erde grundsätzlich und langfristig ermöglich. Beispiele sind die Klimaregulierung
(Lokalklima, auch das Stadtklima, die Kohlenstoffspeicherung), der Schutz vor Überflutungen durch natürlichen
Hochwasserrückhalt in Form von Auen und Auwäldern oder die Selbstreinigung der Fließgewässer, die zu allen Zeiten die
Siedlung an Flüssen erst ermöglicht hat und heute dem Grundprinzip der biologischen Abwasserreinigung der Kläranlagen
zugrunde liegt. Im Beispiel Blaukehlchen gehört das Vertilgen von Schadinsekten hierhin.
Kulturelle Leistungen: Natur hat einen hohen Wert für die Erholung und das Wohlfühlverhalten des Menschen, der mit
zunehmender Verstädterung und Technisierung immer wichtiger wird – die Freizeitindustrie hat die Natur als Markt längst
entdeckt. Auch der Bereich der (Umwelt-)Bildung gehört hierhin, das Lernen an und in der Natur.
Unterstützende Leistungen: Die eher unauffälligen Leistungen der Ökosysteme wie die natürliche Bodenbildung durch
organischen Zerfall und Abbauprozesse, die Photosynthese der grünen Pflanzen als Produzenten einer wesentlichen
Komponente des Luftsauerstoffs und allgemein der Nährstoffkreislauf.
Auch das Bundesumweltministerium (BMU) nutzt im Rahmen seiner aktuellen Nationalen Biodiversitätsstrategie (NBS) die
regulierenden kulturellen und Ökosystemleistungen als Grundlage für das Förderprogramm „Biologische Vielfalt“; für die
Versorgungsleistungen steht dabei die Biologische Vielfalt an erster Stelle. Wichtig ist, dass das Konzept der
Ökosystemdienstleistungen keineswegs nur auf Naturlandschaften angewendet werden kann.
Ökosystemleistung und die Renaturierung von Gewässern
Die ökologische Verbesserung oder Wiederherstellung von Gewässern – verbreitet Renaturierung genannt, wenngleich
Natur nicht einfach (wieder-)hergestellt werden kann – ist teuer. Für einen Meter naturnaher Gewässerverlauf müssen
zwischen einigen hundert bis zu einigen tausend Euro investiert werden. Die vollständige Wiederherstellung eines
verrohrten Baches oder Flusses ist dabei besonders aufwändig, denn sie erfordert Grundstücke, großes Baugerät und einen
aufwändigen Genehmigungsprozess. Den hohen Investitionskosten steht jedoch eine enorme Wertschöpfung durch das neu
gewonnene oder renaturierte Gewässer gegenüber.
Zwar besteht in Deutschland noch Forschungsbedarf zur Inwertsetzung der Ökosystemleistungen renaturierter Gewässer,
es liegen jedoch inzwischen Beispiele aus aller Welt vor, die den ökonomischen Wert von neu ermöglichter touristischer und
Freizeit-Nutzung, Wassernutzung, Fischerei usw. berechnen. Zum Beispiel:
Mahoning River-Einzugsgebiet im US-Bundesstaat Ohio: den Kosten für die Renaturierung in Höhe von 100 Mio. Dollar
steht schon ab dem ersten Jahr nach Umbau eine Wertschöpfung von 30 Mio. Dollar gegenüber – Jahr für Jahr.
Der renaturierte Buriganga River in Dhaka, Bangladesh, „wirft“ unter anderem durch wieder mögliche Fischerei,
Trinkwassergewinnung und Freizeitnutzung eine jährliche Wertschöpfung von 10,7 Mio. Euro pro Jahr ab.
Der ehemals stark verschmutzte Mokgamcheon River in Seoul, Süd-Korea, der nach Sanierung und ökologischer
Verbesserung wieder als Wasserweg und für viele andere Zwecke nutzbar ist, erbringt Ökosystemleistungen von 8,2 Mio.
Euro jährlich.
Emscher-Umbau und Ökosystemleistungen
Der Umbau des Emschersystems ist das wohl größte Gewässer-Renaturierungsprojekt Europas, dies gilt vermutlich für die
Investitionssumme, die Fläche des Einzugsgebietes, die Gesamt-Lauflänge aller dabei umgebauten Gewässer sowie den
Zeitraum von rund 30 Jahren: Ein ganzes Flussgebiet von rund 800 km² mit einer großen Anzahl von Einzelgewässern wird
für insgesamt 4,5 Mrd. Euro in 30 Jahren umgestaltet. Aus einem in historischer Zeit und Zwangslage entstandenen System
offener Abwasserläufe entsteht ein in weiten Teilen wieder naturnahes Gewässernetz. Damit verbunden sind die
gewässerbegleitenden Grünzüge, die ganz überwiegend für die Bevölkerung als Freizeit- und Verkehrsraum – gemeint sind
hier rund 160 Km Rad- und Wanderwege – zur Verfügung gestellt werden. Jeder neue Weg, jedes neue Gewässer wird
umgehend nach Fertigstellung von den Menschen angenommen und von der Natur zurückerobert: Im Zuge des Umbaus
des Emschersystems wird schon heute, nach etwa zwei Dritteln der Umbauzeit, eine deutliche Zunahme der Biodiversität in
und an den Gewässern sowie im Umfeld beobachtet .
Schon hier wird deutlich, dass dieses Projekt weit mehr als die Herstellung einer modernen wasserwirtschaftlichen
Infrastruktur und neuer naturnaher Bachläufe bedeutet. Es entstehen erlebbare Gewässer. Erlebbar hat hier eine
vielschichtige Bedeutung, sie reicht vom wieder möglichen Anblick von bewegtem Wasser in einem der größten
Ballungsräume Deutschlands und Europas. Ein sinnliches Erlebnis, das mancherorts auch das Hören des Fließens umfasst.
Die Wahrnehmung über einen weiteren Sinn – das Riechen – fällt dagegen mit dem „Aussterben“ der Köttelbecken eher
weg. Manch einer mag auch dies bisweilen bedauern.
Erleben heißt auch erlernen. 25 Bachpatenschaften haben sich bisher gegründet, um die Entwicklung der neuen Bäche, die
oft in der Nähe von Schulen liegen, forschend und unterstützend zu begleiten. Mehrere Schulen haben sich gar in
„Emscherschule“ umbenannt.
Schließlich bedeutet der Umbau des Gewässersystems auch eine immens große Bauaufgabe. Viele Unternehmen des
Mittelstandes leisten seit zwei Dekaden diesen Umbau durch Menschen- und Maschineneinsatz. Viele Unternehmen haben
ihren Sitz hier in der Region – ein wichtiger wirtschaftlicher Impuls. Studien haben gezeigt, dass der Emscherumbau
bundesweit 5.500 Arbeitsplätze bietet, davon über 3.400 Arbeitsplätze in NRW.
All dies ist möglich durch das neue Ökosystem der Emscher und ihrer Nebenbäche. Es schafft die ökologischen,
ökonomischen und kulturell- sozialen Komponenten der Ökosystemleistungen. Als Regulations- und
Unterstützungsleistungen durch das Ökosystem im o.g. Sinn sind zum Beispiel der Gewinn für das Stadtklima durch die
neuen Gewässer in ihrem grünen Umfeld und die Selbstreinigungskraft der intakten Gewässer zu nennen.Nachhaltigkeit des
Emscher-Umbaus Der Wert – auch in monetärem Sinn – des neuen Emschertals mit seinen Wasserläufen wird nach dem
Konzept der Ökosystemleistungen aktuell umfassend bewertet. Wir dürfen auf die Vergleichszahlen aus diesem ungleich
größeren Projekt im Verhältnis zu den drei genannten Beispielen aus den USA, Bangladesh und Süd-Korea gespannt sein.
Schon jetzt ist deutlich, dass die hohen Investitionen und die Mühen über die lange Bauzeit einen großen Gewinn abwerfen
werden: Jahr für Jahr summieren sich die gesamten Wohlfahrtswirkungen neuer Natur und Vielfalt neuer Erlebnis- und
Lebensräume und gestiegener Lebensqualität in der Region. Nach dem Kraftakt stellt sich der Ertrag in ökologischer,
ökonomischer und sozialer Hinsicht ein. Aber: Das neue System will unterhalten werden, so drückt es der Flussmanager
aus. Auch wenn eine gewisse Eigendynamik der Wasserläufe heute gewünscht wird, müssen die Bedingungen des
Ballungsraumes mit seinen Anforderungen z.B. an den Hochwasserschutz beachtet werden. Dafür bedarf es aber keines
erneuten Umbaus. Die Emscher mit ihren vielen Zuflüssen von Holzwickede bis zum Rhein wirkt nachhaltig und leistet ihren
Beitrag zur Wertschöpfung in der Region. (Alle ergänzenden Infos Redaktion Emscherplayer)
Autor: Dr. rer. nat. Mario Sommerhäuser, Jahrgang 1959, Studium der Biologie, Ökologie, Philosophie; Leiter der Stabsstelle Vorstandsbüro bei Emschergenossenschaft und
Lippeverband, langjähriger Leiter des Bereichs Gewässer im Zentrallabor.
Wissenswertes
Steinkohlekraftwerk in Gelsenkirchen-Scholven. Foto: Guy Gorek (CC)
Ökonomie von Ökosystemen
1983 berechnete der Umweltexperte Frederic Vester den „geldwerten Vorteil“ des
Blaukehlchens. Foto: Martha de Jong-Lantink (CC)
Biodiversität
Der Begriff Biodiversität bezeichnet die Vielfalt der Tier- und
Pflanzenarten, der Ökosysteme - also der Lebensräume - und die
genetische Vielfalt. Da der Mensch mit seinen Bedürfnissen nach
Nahrung, Werkstoffen und auch medizinisch nutzbaren Produkten von
intakten Ökosystemen abhängig ist, setzen sich nicht nur Forscher,
sondern zunehmend auch Politiker für den Erhalt und Wiederaufbau
der wichtigen natürlichen Lebensräume ein. Im Gebiet der Emscher
untersuchen Biologen der Universität Duisburg-Essen derzeit die
wieder zurück kehrende Vielfalt an Pflanzen und Tieren im urbanen
Umfeld, die durch die Renaturierung des Emschersystems erst
ermöglicht wird.Was sind "gebietsfremde Arten"?Im Gegensatz zu
einheimischen (indigenen) Arten erreichen gebietsfremde Arten ihre
neuen Lebensräume ausschließlich durch den Einfluss des Menschen.
Eine genaue Klassifizierung unterscheidet zwischen
unproblematischen, ihren neuen Lebensraum teilweise sogar
bereichernden gebietsfremden Arten auf der einen Seite - und den
sogenannten invasiven gebietsfremden Arten, deren Existenz in
bestimmten Regionen eine Bedrohung für die biologische Vielfalt
darstellt auf der anderen Seite. So ernährt sich der ursprünglich in
Nord- und Mittelamerika beheimatete Waschbär in Brandenburg
überwiegend von Eiern der vom Aussterben bedrohten Europäischen
Sumpfschildkröte und verdrängt somit eine heimische Tierart aus ihrem
natürlichen Gebiet.Welt-BruttoinlandsproduktDas WeltBruttoinlandsprodukt lag im Jahr 2007 bei ca. 54.300 Milliarden US
Dollar. Hiervon entfielen mit gut 38.4000 Milliarden US-Dollar 70,8%
auf die ökonomisch entwickelten Staaten und mit rund 14.100
Milliarden US-Dollar 25,9% auf die ökonomisch entwickelnden Staaten.
3,3%, knapp 1.800 Milliarden US-Dollar, entfielen auf Süd-Ost-Europa
und die GUS (vgl. United Nations Conference on Trade and
Development (UNCTAD) Handbook of Statistics 2008.Frederic
VesterDer Kybernetiker, Biochemiker und Umweltexperte Frederic
Vester wurde 1993 in den Club of Rome aufgenommen und warb sein
Leben lang für ein Verständnis des Werts von Ökosystemen. Er starb
2003.
Im Rahmen der G8-Präsidentschaft im Jahr 2007 initierte Deutschland
gemeinsam mit der EU-Kommission die Studie „Die Ökonomie von
Ökosystemen und der Biodiversität“, die unter der Schirmherrschaft
des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgeführt
wurde. Ziel war es, den ökonomischen Wert der Leistungen der Natur
zu beziffern und die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schädigung von
Ökosystemen zu erfassen und die Kosten des Nicht-Handelns zu
berechnen.www.teebweb.orgEmissionshandelWas uns Menschen die
Natur wert ist, lässt sich auch an der Idee des Emissionshandels
erahnen, einem marktwirtschaftlichen Instrument, mit dem das Klima
geschützt werden soll.
Der Emissionshandel wurde 2005 in der Europäischen Union
eingeführt und bezeichnet den Handel mit Rechten zum Ausstoß von
Treibhausgasen. So kann beispielsweise ein Unternehmen, das
unterhalb einer bestimmten Grenze des CO2-Ausstoßes bleibt, die
entsprechend weniger benötigten Rechte verkaufen. In Deutschland
nehmen derzeit rund 1700 Unternehmen am Emissionshandel teil,
meist Betreiber großer Feuerungsanlagen, sowie Raffinierien, Kraftund Stahlwerke. Seit diesem Jahr sind auch Flugbetreiber Teil des
Modells.
Der ökologische Fußabdruck steht in krassem Missverhältnis zu den vorhandenen Ressourcen.
Grafik: Institut Escola Les Vinyes (CC)
UN-Dekade Biologische Vielfalt
Von Januar 2011 bis Ende 2020 ist die UN-Dekade Biologische Vielfalt
ausgerufen, die Nationen auf ein gesamtgesellschaftliches Programm
zur Stärkung des Bewusstseins für den Wert der biologischen Vielfalt
und für Schutz und nachhaltige Nutzung zu verpflichten sucht. Es
umfasst eine Reihe von Initiativen, die einen Umsetzungs- und
Dialogprozess in Gang setzen sollen, um die Gesundheits-, Nahrungsund andere Bedürfnisse der Erdbevölkerung zu befriedigen und
gleichzeitig die Gesundheit und Stabilität der Ökosysteme der Welt zu
schützen. Die Länder haben das Recht, über ihre biologischen
Ressourcen zu verfügen, sind aber auch verantwortlich dafür, ihre
biologische Vielfalt zu erhalten und nachhaltig zu nutzen, indem sie
Gesetze zum Schutz gefährdeter Arten ausarbeiten, Schutzgebiete
schaffen und eine umweltgerechte Entwicklung zu fördern und
geschädigte Ökosysteme zu rehabilitieren und die Erhaltung bedrohter
Arten durch die Unterstützung lokaler Gruppen zu
fördern.www.biologischevielfalt.dewww.cbd.intThe Living Planet
ReportDer Living Planet Report 2012, eine zweijährig erscheinende
Studie, die der World Wildlife Fund vorlegt, stellt fest, dass wenn die
Menschheit weiter so lebt wie bisher bis zum Jahr 2030 zwei Planeten
benötigt werden, um den Bedarf an Nahrung, Wasser und Energie zu
decken. Bis zum Jahr 2050 wären so sogar drei Planeten. Da die
Menschheit 1,5-mal soviel natürliche Ressourcen verbraucht als sich
jährlich erneuern, entwickelt sich der ökologische Fußabdruck negativ.
Der Report dokumentiert den Rückgang der Artenvielfalt um 30% seit
1970 und zeigt, dass der Verlust in den tropischen Flüssen und Seen
besonders dramatisch ist.WWF Living Planet Report 2012
Der naturnah umgestaltete Kirchschemmsbach in Bottrop bietet wertvollen Lebensraum für
Pflanzen und Tiere. © EGLV Fotoarchiv
Bachpaten-Aktion am Ostbach in Herne. © EGLV Fotoarchiv
Die Sanierung des Mahoning River
Ähnlich wie die Ruhr (Länge: 209 km) lässt sich auch der Mahoning
River trotz seiner geringen Länge von nur 182 Kilometern in zwei
charakteristische Abschnitte unterteilen. Der obere Flusslauf erstreckt
sich durch ein stark landwirtschaftlich genutztes Gebiet, während die
zweite Etappe bis zur Mündung bei New Castle (Pennysylvania) ein
dicht bevölkertes, von Eisen- und Stahlindustrie geprägtes Gebiet
durchläuft. Seit 1997 versucht das US Army Corps of Engineers in
einem vierstufigen Plan, den durch industrielle Abwässer verschmutzen
Fluss wieder in sein natürliches Gleichgewicht bringen. Unter anderem
soll hierbei das vergiftete Gestein auf dem Grund des Flusses durch
eine Vielzahl an neuen Substraten ersetzt werden.Der Natur Raum
gebenUntersuchungen zeigen, dass der Umbau ehemaliger
Schmutzwasserläufe spontan zu einer neuen, artenreichen Besiedlung
mit Tieren und Pflanzen führt. Der Gewässer-Umbau bei
EMSCHERGENOSSENSCHAFT und LIPPEVERBAND leistet einen
wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt der städtischen und ländlichen
Räume.
Auf dem Buriganga, Bangladesh. Foto: Magalie L'Abba (CC)
Natur lässt sich nicht auf ihren reinen Geldwert reduzieren. Foto: I. Seyed (CC)
Literatur
Vester, Frederic: Der Wert eines Vogels. Ein Fensterbilderbuch. Hrsg.
von der Studiengruppe für Biologie und Umwelt. München: Koesel
1983.
Alam, K. (2008): Cost–Benefit Analysis of Restoring Buriganga River,
Bangladesh. Water Resources Development, Vol. 24, No. 4, 593–607.
Oh, J.; Lee, K. S.; Yoo, J.; Kong, K. (2010): Estimating Economic Value
of Stream Restoration for Urban Watershed Using Choice Experiments.
Seoul National University; Chungbuk National University American
Geophysical Union, Fall Meeting 2010 (abstract).
Millenium Ecosystem Assessment Report
(2005)www.millenniumassessment.org
J. Stemplewski; M. Sommerhäuser (2010): Neue Artenvielfalt in
Emschergewässern. Ein Beitrag zur Biodiversität der Ballungsräume.
In: KW Korrespondenz Wasserwirtschaft 12, S. 649 – 655.
Verfügbare Artikel der Kategorie
- Macht Stadt krank?
- Wasser, Stadt und Urbanität in der Emscherzone
- Regionale In-Wert-Setzungen
- Vorreiter der Zivilgesellschaft
- Energieeffiziente Kühlung im Klimawandel
- Zwischen Anonymität und Heimat
- Emscher 3.0
- Aufwertung versus Verdrängung
- Wie zusammen wohnen?
- Pflanzliche Rückkehrer und Zuwanderer
- Was ist uns die Natur wert?
- Neue Parks als Katalysatoren
- Die Natur der Anderen
- Topographien des Fetts
- Erholung, Freizeit und Kultur
- Regionale Gegenwarten
- Wasserwirtschaft – eine Überlebenstechnologie
- Fußballmetropole Ruhrgebiet
- Die Neuerfindung des Fahrrads
- Der Gestank der Heimat – herrlich eklig!
- Revier ohne Zäune
- Der will nur spielen!
- Armut in der Emscherzone
- Rückkehr der Natur
- Lernfeld ‚Fluss’
- Ordnung im Hinterhof
- Lebenswelt Familie
- Heimatzeiten
- Wasser und Wasserwirtschaft
- Die Region als Kulisse des Glücks
- Unterwelten
Herunterladen