Kulturelles Tor zum Norden

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Thema des Monats
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Kulturelles Tor zum Norden
Das North Atlantic House in Odense / Dänemark will
eine kulturelle Verknüpfung zu den drei Inseln
Grönland, Island und Färöer herstellen. Die passende
Fassade besteht aus gekantetem Zinkblech.
Text: Guido Wollenberg | Fotos: VM Zinc / Kirstine Mengel & Architectural Photography Adam Mørk
www.dachbaumagazin.de
A
uf einer kleinen Insel mitten im Hafen der dänischen Stadt
Odense liegt das Kulturzentrum North Atlantic House. Rund um den Hafen haben
sich nach Schließung der Werften viele Unternehmen aus dem Dienstleistungssektor
angesiedelt. Das Kulturzentrum versteht
sich als Tor zu Island, Grönland und den
Färöer-Inseln. Die Geschichte dieser Inseln
am Rande des Nordmeers ist eng mit Dänemark verknüpft: Während Island noch
bis 1918 zu Dänemark gehörte, bilden die
Färöer-Inseln und Grönland noch heute autonome Bestandteile des Königreichs
Dänemark – Architektur und Materialwahl
des Kulturzentrums greifen die Eigenheiten
dieser Inseln auf. Die Fassade aus anthrazitfarbenem Titanzink zum Beispiel ist eine
Anspielung auf die typischen Holzhäuser
der Region, die oft schwarz gestrichen sind.
Bewusstsein für die Natur
Die Architektur des Gebäudes symbolisiert ein virtuelles nordisches Dorf. Jedes
„Haus“ in diesem Dorf repräsentiert eines
der drei Länder und erinnert mit seinen
Formen an die wilden geologischen Formationen der nordatlantischen Inseln. Das
Gebäude bietet eine Mischung aus Ausstellungsfläche, Shop, Restaurant, Konferenzräumen, Büros und 25 Studentenappartements. So wird das North Atlantic House
nach Ansicht der Architekten zu einem
Dorf innerhalb der Stadt, welches für Besucher, Beschäftigte und Bewohner das Leben und die Aktivitäten eines ganzen Tages
abbildet. Entworfen und ausgeführt haben
das Kulturzentrum die Architekten von
Cornelius + Vöge ApS und Isager Arkitekter. Für das Projekt haben sie sich im Vorfeld umfassend mit der Kultur und Identität der drei Inseln ausein­andergesetzt.
Die Dachflächen des Gebäudes erscheinen wie die schrägen Kanten von natürlichen Felsformationen. Sie verleihen dem
Gebäude ein Erscheinungsbild, als wäre es
durch die Kräfte der Natur in seine Form
gepresst worden. Dieser monolithische Eindruck wird durch Fensterflächen aufgelockert. Sie folgen keinem strengen Muster,
sondern weisen einige Variationen in Größe
und Platzierung auf.
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Thema des Monats
HÄLT DAS
DACH DICHT,
BIS DIE KLEINEN
GROSS SIND.
▴▴Skandinavisch und individuell: Die Innenräume stellen eigene Landschaften dar. Durch die Fensterflächen werden diese zum Bestandteil des Hafenviertels
▴▴Dunkles Zinkblech und helles Holz: Die Materialien symbolisieren die extreme Natur der drei Inseln
Dunkles Titanzink an der Außenfassade
tritt in Kontrast zu hellen Holzbereichen,
die sich von einigen Außenwänden im
Erdgeschoss und den Bodenbereichen vor
dem Eingang bis in den Innenraum ziehen. Dort scheint das Kulturzentrum auf
nackten Betonsäulen zu ruhen, die sich
aus Treppen, Sitzbereichen, Bücherregalen
und Aufenthaltsflächen erheben – sie sind
wie eine eigene kleine Landschaft gestaltet.
Große Glasflächen schaffen eine Verbindung zwischen innen und außen – alle öffentlichen Einrichtungen im Inneren sind
von der Hafenseite aus einsehbar.
geringen Wartungskosten und die hohe
Lebensdauer, sondern auch die guten Umwelteigenschaften des Materials, das sich zu
100 Prozent recyceln lässt.
Die gekanteten Bleche weisen eine abwechslungsreiche, lebendige Struktur auf:
Jedes Profil besitzt mehrere Kantungen mit
unterschiedlichen Breiten und Tiefen. Bei
der Komplexität der Kantungen war es unabdingbar, sich vorab über das genaue Aussehen zu verständigen. Um die exakte Form
der Profile zu entwickeln, wurde zunächst
eine große Musterfläche angelegt. Durch
diese gründliche Vorbereitung haben die
Architekten von Cornelius + Vöge in den
von Persolit produzierten und verarbeiteten
Elementen aus Titanzink genau das gefunden, was sie gesucht haben: „Wir denken,
das speziell entworfene Profil mit seinem
zufälligen vertikalen Rhythmus stellt eine
gut ausgeführte und schöne Lösung dar, die
die gesamte architektonische Idee des Gebäudes unterstützt.“
Die Werkstoffe greifen die Grundidee
der Architektur auf. „Nackte“ Materialien
wecken ein Bewusstsein für die Ressourcen und die extreme Natur der drei Inseln.
Die anthrazitfarbenen Titanzinkprofile von
VM Zinc erinnern an die schwarzen Holzhäuser, die auf allen Inseln häufig anzutreffen sind. Rohe Betonflächen rufen den
Gedanken an die grauen Felsen der Region
wach und die hellen Holzflächen wurden
aus isländischem Treibholz hergestellt.
Insgesamt ist es den Architekten gelungen, ein Gleichgewicht zwischen einer
skulpturalen Form und einem offenen,
freundlichen Eindruck zu schaffen. Durch
den Einsatz der unterschiedlichen Materialien haben sie mit einer sinnlichen, lebendigen und spielerischen Umgebung den passenden Rahmen für die vielfältigen Inhalte
des Gebäudes entworfen.
Nordische Fassade
▴▴Skizze der komplex gekanteten Zinkfassade
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Das prägende Element der rund 4000 m²
großen Fassade ist die Bekleidung mit
dunklem Zinkblech. Die Architekten
wählten hierfür die vorbewitterte Oberflächenqualität Anthra-Zinc: „Wir wollten
keine lackierte oder bemalte Oberfläche,
sondern ein Material mit geringem War-
tungsaufwand, welches das wechselnde
nordische Licht auffangen und spiegeln
kann und eine Ähnlichkeit zu Häusern aus
den nordatlantischen Ländern entwickelt.“
Gerade an der rauen Seeluft wirkt sich der
Vorteil einer vorbewitterten Fassade besonders stark aus, da die Oberflächen im
Laufe der Zeit auf allen Seiten gleichmäßig
altern – unabhängig davon, wie stark sie
jeweils tatsächlich bewittert werden. So ergibt sich über die gesamte Nutzungsdauer
ein homogenes Erscheinungsbild.
Komplex gekantet
Die Titanzinkbleche wurden als vorgehängte hinterlüftete Fassade ausgeführt, deren
einzelne Elemente aus komplex gekanteten
Blechen bestehen (siehe Skizze links). Das
Profil der Zinkbleche wurde vom verarbeitenden Unternehmen Persolit individuell
an die Wünsche der Architekten angepasst.
Durch entsprechende Erfahrungen und die
technischen Möglichkeiten in der eigenen
Produktionsstätte konnte Persolit schon in
der Entwurfsphase einige Vorschläge für die
Ausformung der komplexen Profile beisteuern. So ist es gelungen, eine außergewöhnliche Optik mit den Vorteilen von Titanzink
zu verknüpfen. Dazu zählen nicht nur die
Interkultureller Austausch
Es war der Wunsch der Stadt Odense und
der Architekten, einen Ort für den Kulturaustausch zu schaffen, der mit vielen Funktionen ausgestattet ist. Mit dem Kulturzen-
trum ist ihnen das gelungen. Mehr noch,
sie haben ein Gebäude geschaffen, das eine
architektonische Landmarke im innerstädtischen Hafen von Odense setzt.
■
S TECK BRIEF
Objekt / Standort:
North Atlantic House | DK-5000 Odense
Architekten:
Cornelius + Vöge ApS
DK-4000 Roskilde
www.corneliusvoge.dk und
Isager Arkitekter | DK-5000 Odense
www.isagerarkitekter.dk
Fassadenarbeiten:
Persolit
DK-5330 Munkebo | www.persolit.dk
Produkt:
Titanzink in der Oberflächenqualität
Anthra-Zinc
Hersteller:
VMZINC
Umicore Bausysteme GmbH
D-45326 Essen | www.vmzinc.de
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dachbau magazin 10 | 2016
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