Staatliches Veterinäruntersuchungsamt Detmold Westerfeldstr.1, 32758 Detmold Ruf : (05231) 911-9 Fax : (05231) 911-503 E-Mail : [email protected] Internet: www.svua-detmold.nrw.de Nr. 129, Oktober 2004 _________________________________________________________________________________________ Liebe Leserin, lieber Leser, es gibt die einen, die sagen, nie war die Rückstandsproblematik in unseren Lebensmitteln schlimmer als heute. Kaum eine Woche vergeht, wo uns nicht wieder irgendwelche Rückstandsfunde aufschrecken und den Appetit verderben lassen. Was kann, was darf man denn noch ohne Sorge essen? Es gibt aber auch die anderen, die sagen, nie waren unsere Lebensmittel sicherer als heute. Die vielen Meldungen von Rückstandsfunden kommen daher, dass heute viel besser und genauer untersucht wird als früher. Und in der Regel sind die gefundenen Werte so gering, dass man sich darüber keine Gedanken machen muss. Zu welcher Meinung tendieren Sie? Treibt Sie eine berechtigte Sorge um oder ärgern Sie sich über die übertriebene Panikmache? Wo Sie auch stehen, bei unserem nächsten Detmolder Gespräch am 3. November haben Sie Gelegenheit mit profunden Sachverständigen aus der Wissenschaft, der Fachverwaltung und der Lebensmittelwirtschaft über diese Problematik zu diskutieren. Ihre Einladung liegt diese Postille bei. Wir freuen uns auf Ihr Kommen. Ihr gez. Dr. Manfred Stolz BHV1-Diagnostik Bei der Untersuchung von Tankmilchen auf BHV1-Antikörper treten immer wieder reproduzierbar positive Reaktionen auf. Oftmals sind bei den danach folgenden Blutprobenuntersuchungen bei den Kühen, von denen die Tankmilchen stammten, keine gE-positiven Tiere zu finden. Solche Blutproben werden dann bei uns im gB-Test nachuntersucht. Dabei werden recht häufig positive Reaktionen gefunden, die zunächst einmal unerklärlich erscheinen. Wir haben im Laufe der Zeit einige Erklärungen hierfür gefunden und möchten Ihnen die Häufigsten mitteilen: 1. Tiere sind zugekauft mit der Zusage: „ die sind frei,…die sind in Ordnung.“ Wenn solche Tiere aus einem Bestand stammen, der feldvirusfreie Tiere impft, werden diese regelmäßig ausschließlich im gE-Test untersucht und sind dort negativ. Darauf stützt sich dann die Aussage der Landwirte/Händler … „ die sind negativ.“ Diese Art des Handels findet offenbar häufig statt, auch über Viehhändler. Vor dem Erwerb solcher Tiere schützt nur die vorherige Untersuchung auch im gB-Test, bzw. die ausdrückliche Frage nach dem Ergebnis des gB-Testes. 2. Früher sind Tiere vor Ausstellungsbesuchen/ Klinikaufenthalten etc. geimpft worden, damit sie vor Infekten geschützt sind. Solche Impfungen können in Vergessenheit geraten sein, da sie u.U. lange zurück liegen. Die Impfantikörper halten dagegen sehr lange (s.u.). 3. Es sind Tiere vorübergehend in einen anderen Bestand verbracht worden und dort zusammen mit den dortigen Tieren behandelt worden. Diese Tatsache wurde nicht mitgeteilt, und/oder vergessen. 4. Eine weitere Erklärung ist die ungewollte Einbringung von Impfvirus in nicht impfende Bestände durch hoch verdünnte Lebendimpfstoffe. Mewes et al. haben schon 2001 auf diese Möglichkeit hingewiesen, diese Arbeit wurde auch beim Detmolder Gespräch März 2004 zitiert. Es ist offenbar möglich, nachweisbare Antikörper auch durch extrem hohe Verdünnungen von Impfstoffen zu induzieren. Dies wurde für Verdünnungen bis 1:5000 nachgewiesen. Welche Endverdünnungen dabei tatsächlich noch ausreichen, ist zur Zeit nicht zu sagen, offenbar aber wesentlich höhere als bei Mewes genannt, u.a. weil Adjuvantien von BHV1-Impfstoffen, aber auch anderer Impfstoffe, ganz offenbar in der Lage sind, erhebliche Boostereffekte auch bei den BHV1-Antikörpern zu erzielen. Dies würde auch die extrem lange Nachweisbarkeit erklären. Wenn solche Tiere in Beständen stehen, so ist davon auszugehen, dass diese Kühe lebenslang die Tankmilchen reagieren lassen. Nähere Einzelheiten sind von einer in Kürze zu erwartenden Veröffentlichung aus dem Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit zu erwarten; nach dem Erscheinen werden wir Sie weiter informieren. Die zitierte Arbeit von Mewes kann als Auszug von uns angefordert werden. Wie Sie wissen, sind die zu erwartenden Untersuchungsergebnisse vom Betriebsstatus abhängig. In nachfolgender Tabelle sind die verschiedenen Möglichkeiten dargestellt: Betrieblicher Status: gE ELISA Blutprobenergebnisse gB ELISA BHV1-freie Rinder, ungeimpft negativ Tiere gesund* einzelne altvaccinierte positiv Kühe neue Vaccination mit negativ delet. Impfstoff frische positiv BHV1-Infektion (später) BHV1-Infektion positiv nach Vaccination *nur hier ist die Tankmilchkontrolle möglich SNT Tankmilch ELISA negativ negativ negativ positiv positiv positiv positiv positiv positiv positiv (früher) positiv positiv positiv positiv positiv Bitte beachten Sie die folgenden Hinweise: 1. Jedes Rind ist prinzipiell jederzeit infizierbar, egal ob es geimpft ist oder nicht. Impfung und Begleitmaßnahmen senken jedoch das Risiko der Infektion. 2. Jedes einmal mit Feldvirus infizierte Tier kann lebenslang Virus ausscheiden, auch wenn es geimpft wurde. Die Impfung reduziert jedoch das Risiko der Ausscheidung. 3. Antikörper sind sehr lange nach der Impfung/Infektion im Blut und in der Milch nachweisbar. Bei Verwendung von Lebendimpfstoffen konnten noch mit Verdünnungen von 1:100 Impfantikörper induziert werden, die auch nach 3 Jahren noch nachweisbar waren. Werden geimpfte Tiere infiziert, kann die Ausprägung von nachweisbaren gE-Antikörpern stark verzögert sein. 4. Eine einzelne Kuh, die mit Feldvirus infiziert und/oder geimpft ist, wird die Tankmilch des Bestandes mit hoher Sicherheit positiv reagieren lassen. Die Impfung/Infektion kann dabei sehr lange zurückliegen und muss nicht immer im Bestand des aktuellen Besitzers stattgefunden haben. 5. In Beständen, in denen nur die feldviruspositiven Reagenten geimpft werden, kann der Erfolg der Bekämpfungsmaßnahmen auch mit einer Sammelmilch kontrolliert werden. Klären Sie in diesen Fällen mit Ihrem zuständigen Veterinäramt ab, ob solche Untersuchungen als Pflichtuntersuchungen gelten können. Diese Milch darf keine Milch positiver Tiere enthalten und darf von maximal 50 Tieren stammen. 6. Wenn Sie gleichzeitig Blutproben und eine Tankmilch untersuchen lassen wollen, füllen sie bitte zwei Formulare aus. Bei Einsendung von Blutproben muss angegeben werden, ob gE oder gB untersucht werden soll. Tankmilchen können nicht auf gE Antikörper untersucht werden. (Dr. Bannenberg) Einladung zum 36. Detmolder Gespräch: Rückstandsfreie Lebensmittel - eine Illusion? Referenten und Themen: Ursachen für Rückstände in Lebensmitteln Prof. Dr. Manfred Kietzmann, Institut für Pharmakologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover Beurteilung von Rückstandgehalten in Lebensmitteln Dr. Christiane Krüger, Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW, Düsseldorf Die Rückstandsproblematik aus der Sicht der LM-Wirtschaft Dr. Dirk Bode Fa. Humana, Herford Moderation: Dr. Manfred Stolz, Staatliches Veterinäruntersuchungsamt Detmold Termin: Ort: 3. November 2004, 14.00 – 17.00 Uhr Staatliches Veterinäruntersuchungsamt Detmold Industriegebiet West, Westerfeldstr.1, 32758 Detmold Veranstalter: Staatliches Veterinäruntersuchungsamt Detmold Tierärztekammer Westfalen-Lippe Teilnahmegebühr: 10,00 € (Tageskasse) Anmeldung: Staatliches Veterinäruntersuchungsamt Detmold Tel.: 05231 / 911-9 Fax: 05231 / 911-503 e-mail: [email protected] online: www.svua-detmold.nrw.de ATF-Anerkennung: 3 Stunden