Presseinformation 25/2011 Klinikum Oldenburg in Niedersachsen Vorreiter: Sepsis – jede Stunde zählt! Geschäftsführung Teilnahme an MEDUSA- und SISPCT-Studie Pressereferat An Sepsis – umgangssprachlich auch unter dem Begriff Blutvergiftung bekannt - sterben fast so viele Deutsche wie am Herzinfarkt. Der Infektionserkrankung fallen jährlich in Deutschland 60.000 Menschen zum Opfer. Innerhalb weniger Tage führt die Sepsis zum Tod, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und richtig therapiert wird. Genau an dieser Stelle setzt die MEDUSAStudie (Medical Education for Sepsis Source Control and Antibiotics) an. Das Klinikum Oldenburg ist das einzige Krankenhaus in Niedersachsen, das an der durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Studie teilnimmt. Primäres Ziel der MEDUSA-Studie ist es, durch Training und Weiterbildung auf den Intensivstationen diese heimtückische Krankheit früher zu erkennen, um sofort Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Eine weitere Studie am Klinikum, die SISPCT-Studie setzt bei den Behandlungsmethoden gegen Sepsis an. Hier werden in der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv- und Notfallmedizin und Schmerztherapie (AINS) allerneueste Behandlungsmethoden bei Patienten mit schwerer Sepsis und mit septischen Schock systematisch eingesetzt. Rahel-Straus-Str. 10 26133 Oldenburg Telefon: Vermittlung 0441-403-0 Durchwahl 0441-403-2227 Telefax 0441-403-2912 Auskunft erteilt: Barbara Delvalle Datum: 05.05.2011 „Die Sepsis ist eine der am meisten unterschätzte Erkrankung in Deutschland. Das Problem ist, dass am Anfang einer Sepsis die Symptome denen eines banalen Infektes gleichen. Fieber, beschleunigte Atmung, Verwirrtheit und schneller Puls können auf eine Sepsis hindeuten“, berichtet Prof. Dr. Andreas Weyland, Klinikdirektor der AINS im Klinikum Oldenburg und ergänzt: „Dabei geht es aber um Leben und Tod. Statistische Auswertungen haben gezeigt, dass mit jeder Stunde, die der Patient unbehandelt bleibt, das Sterberisiko um sieben Prozent steigt.“ In nüchternen Zahlen ausgedrückt: Wer mit einem Herzinfarkt lebend das Krankenhaus erreicht, hat eine Chance von 95 Prozent, dies zu überstehen. Bei einer schweren Sepsis sind die Chancen ungleich schlechter und liegen gerade mal bei 40 - 60 Prozent. Um dieser bedrohlichen Krankheit die Stirn zu bieten, nimmt das Klinikum Oldenburg seit kurzem an zwei Studien teil. Prof. Weyland erklärt: „Wir setzen gleich von zwei Seiten an: Vor allem wollen wir unsere Mitarbeiter schulen, damit sie die Erkrankung schneller erkennen können und die Behandlung so schnell wie möglich beginnen kann. Zum anderen setzen wir bei den betroffenen Patienten neue Medikamente ein und steuern die Behandlung zusätzlich durch die Analyse bestimmter Botenstoffe im Blut.“ Das MEDUSA-Projekt läuft in Zusammenarbeit mit dem Center for Sepsis Control and Care (CSCC), einem Forschungs- und Behandlungszentrum des Universitätsklinikums in Jena. Sie soll bis Ende 2014 dauern. Derzeit beteiligen sich bundesweit 46 Zentren und Kliniken an diesem Projekt. Durch die lückenlose Dokumentation der Sepsis-Patienten bei den beteiligten Kliniken sollen am Ende Aussagen möglich sein, wie Mitarbeiter am besten geschult werden können, um Patienten mit einer beginnenden Sepsis frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Die SISPCT-Studie läuft voraussichtlich noch bis Ende 2013. Geschäftsführer: Dipl.-Volkswirt Rudolf Mintrop Aussichtrat-Vorsitz: Berndt Zabel Erfüllungsort und Gerichtsstand Oldenburg/Oldb. HR B 4157 IK-Nr. 260 340 740 2. Seite Presseinformation 25/2011 Klinikum Oldenburg Wie entsteht eine Sepsis? Dass eine kleine, offene Wunde im schlimmsten Fall zu einer so genannten Blutvergiftung führen kann, wissen viele. In über 40 Prozent der Fälle beginnt die Sepsis aber mit einer Lungenentzündung, häufiger auch mit einer Infektion der Harnwege. Auch ein eiternder Zahn kann Auslöser einer Sepsis sein. Nicht zu verwechseln ist die Sepsis aber mit einer Lymphangitis (z.B. der „rote Streifen, der zum Herzen führt“), die von Laien oftmals als „Blutvergiftung“ bezeichnet wird. Normalerweise gelingt es dem Immunsystem, die räumlich begrenzte Infektion in Schach zu halten und sie zu bekämpfen. Manchmal versagt die Abwehr allerdings, weil zum Beispiel die Erreger, Viren, Bakterien und Pilze besonders aggressiv sind oder wenn die Immunabwehr geschwächt ist, beispielsweise im Alter, nach einer Operation oder wegen einer Chemotherapie. Dann breitet sich die Infektion über den Blutkreislauf oder die Lymphgefäße im ganzen Körper aus. Die Immunabwehr versucht nun, die Eindringlinge unschädlich zu machen und Immunzellen bilden massenhaft Botenstoffe. Die Reaktion gerät außer Kontrolle. Überall im Körper schädigen die Substanzen die Blutgefäße. Flüssigkeit tritt in das Gewebe über. Die Blutgerinnung spielt verrückt und die Adern weiten sich. Das Herz kann nicht mehr gegen die Flüssigkeitsverluste anpumpen, der Blutdruck stürzt ab. Ein lebenswichtiges Organ nach dem anderen, wie Leber und Niere, fällt aus. Der Mensch stirbt. Symptomatik einer Sepsis Die Symptome einer Blutvergiftung sind nicht eindeutig. Treten mehrere der folgenden Symptome auf, könnte dies auf eine Sepsis hinweisen und sollte auf jeden Fall dahingehend überprüft werden. Der Ruhepuls liegt bei 100 oder mehr Schlägen, die Körpertemperatur ist entweder weit über 38 Grad oder unter 36 Grad, Glieder- und Kopfschmerzen, das Atmen fällt schwer, Nägel und Lippen können wegen des Sauerstoffmangels bläulich verfärbt sein, Schüttelfrost und allgemeines Unwohlsein. Vielfach ist der Betroffene verwirrt. Dies sollte für Notfallmediziner zusammen mit den Grippesymptomen ein ausschlaggebendes Zeichen sein, an Sepsis zu denken. Behandlung einer Sepsis Die Infektion wird mit Antibiotika und durch chirurgische Entfernung der lokalen Infektionsherde, wenn diese bekannt und zugänglich sind, behandelt. Weitere Therapien, zum Beispiel mit aktiviertem Protein C, einem speziellen Eiweiß, das die Blutgerinnung im septischen Schock hemmt, werden zusätzlich angewandt. Die frühzeitige Behandlung des Kreislaufsschocks durch Flüssigkeitsersatz, sowie Beatmung, Dialyse und künstliche Ernährung sind die wichtigsten Sofortmaßnahmen. Je früher die Behandlung einsetzt, desto größer sind die Heilungschancen und desto unwahrscheinlicher sind Folgeschäden. Folgen einer überlebten Sepsis Zerstörte Nerven und Muskelschwund können als Folge einer Sepsis auftreten. Auch große psychologische Probleme, vor allem Angstzustände, können die Betroffenen weiterhin belasten. Weitere Informationen unter: www.sepsis-hilfe.org www.medusa.uniklinikum-jena.de www.cscc.uk-j.de Ansprechpartner für die Redaktionen: Prof. Dr. Andreas Weyland, Tel. 0441/403- 2571, [email protected]