nachrichten Vier fragen an Roman becker Ticker »Kundenorientierung ist oft eine Floskel« dukte kaum noch Differenzierung in der Wahrnehmung der Kunden geschaffen wer­ den kann. In letzter Instanz funktioniert diese Differenzierung dann nur noch über den Preis – auf Kosten der Marge. Dabei gilt: Kunden­ orientierung richtig verstanden bedeutet nicht mehr, sondern weniger Arbeit. Die Kon­ zentration auf zentrale Kundenbedürfnisse bedeutet nämlich, Dinge wieder lassen zu können – weil sie nicht auf das zentrale Kun­ denbedürfnis einzahlen oder für die Kunden schlicht nicht wahrnehmbar sind. follow us on Twitter Unter twitter.com/acquisa finden Interessierte regelmäßig Aktuelles, Wissenswertes und Witziges aus der Welt von Marketing und Vertrieb. Darüber hinaus gibt es dort Hinweise auf vertiefende Interviews und Tipps. www. twitter.com/acquisa Fujitsu bietet CRM Mit den Fujitsu CRM Cloud Services hat der IT-Konzern eine eigene Lösung für das Management von Kundenbeziehungen entwickelt. Sie basiert auf Open-SourceTechnik. Es handelt sich um eine Cloud-Plattform, über die unabhängige Softwareanbieter ihre Anwendungen als Software-as-a-Service vermarkten können. Sie soll ab dem Frühjahr 2011 zur Verfügung stehen. Zum Angebot gehört auch eine von Fujitsu entwickelte neue CRM-Cloud-Lösung www. fujitsu.de Neuer Vorstand Der Call Center Verband Deutschland (CCV) hat einen neuen Vorstand gewählt. Präsident Manfred Stockmann und Vize Manuel Schindler wurden im Amt bestätigt. Leo Staub-Marx, Manager HR bei Snt Deutschland, ist neuer Vorstand Finanzen, Kent Dogu, Director Sales bei Onsoft Technologies, neuer Vorstand Qualität. Auch das Ressort Mitglieder hat einen neuen Vorstand: Bernd Engel übernimmt diese Aufgabe. www. ccv.de acquisa: Kundenorientierung ist permanentes Change-Management. Wo bleibt der RoI? Roman Becker warnt vor der Zufriedenheitsfalle. Für Roman Becker, geschäftsführender Gesellschafter des Beratungsunternehmens Forum Mainz, ist Kundenorientierung wichtiger denn je. acquisa: Jedes Unternehmen sagt von sich, es sei kun­ denorientiert. Was heißt das aber genau? Roman Becker: Die meisten Unternehmen haben die zentrale Bedeutung herausragender Kundenbeziehungen für den Unternehmenser­ folg erkannt: Seit Jahren steigt der Stellenwert des Kundenbeziehungsmanagements als Er­ folgsfaktor, und rund 90 Prozent der Unterneh­ men sprechen in ihrem Leitbild, in ihrer Vision von Kundenorientierung. Aber: Es besteht nach wie vor eine Diskrepanz zwischen Erkenntnis und Umsetzung. So kennen Unternehmen oft die wahren Kundenbedürfnisse nicht. Entspre­ chend treffen sie strategische Entscheidungen intuitiv statt auf Basis systematisch erfasster Kundendaten. Dazu kommt: Die wahren Er­ folgsfaktoren im Beziehungsmanagement sind oft unbekannt – sowohl mit Blick auf die Wir­ kung auf den Kunden als auch hinsichtlich einer kundenfokussierten Unternehmensfüh­ rung. Die Folge ist, dass Kundenorientierung zur Floskel verkommt. Und die Kunden werden zu Söldnern erzogen, die heute hier und mor­ gen da kaufen. acquisa: Aber was bringt Kundenorientierung, außer mehr Arbeit? Becker: Es ist längst bekannt, dass über Pro­ 10 Becker: Kundenorientierung bedeutet, durch Fokussierung auf strategische Stärken eine Monopolstellung im Kopf der Kunden zu er­ reichen, die über Produkte und Leistungen längst nicht mehr erreicht werden kann. Der RoI berechnet sich dabei über zwei Hebel: Zum einen werden eigene Ressourcen gezielter und nicht mehr mit der Gießkanne eingesetzt, und damit effizienter. Zum anderen entsteht emo­ tionale Bindung. Kunden werden zu Fans. Es lässt sich zeigen, dass durch den Anstieg der emotionalen Bindung die Rendite signifikant steigt. acquisa: An welchen Kennzahlen können Unternehmen ihre Kundenorientierung messen? Becker: Grundsätzlich nicht mehr durch Zu­ friedenheit. Wir warnen Unternehmen vor der Zufriedenheitsfalle. Denn rund die Hälfte der zufriedenen Kunden verhält sich ge­ nauso illoyal wie die unzufriedenen Kunden. Das hat damit zu tun, dass Zufriedenheit die Leistungs- und Produktwahrnehmung spie­ gelt, die eben immer häufiger keine Diffe­ renzierungsmöglichkeiten mehr bietet. Als belastbare Kennziffer zur strategischen Steu­ erung der Kundenorientierung erweist sich die »Emotionale Kundenbindung«, die man tatsächlich messen kann. Unternehmen, die hier zulegen können, bauen automatisch ihre Fankurve aus und sind wirtschaftlich erfolg­ reicher. Dabei gilt: Ein Kunde wird zum Fan, wenn es einem Unternehmen gelingt, zen­ trale Kundenbedürfnisse in deren Wahrneh­ mung besser zu bedienen als der Wettbewerb. p www.forum-mainz.de www.acquisa.de 12/2011