ABC/J-Exkursion in den Oman Geoverbund ABC/J schickte Studierende unterschiedlicher Fachrichtungen in die Wüste „Bei einer normalen Exkursion geht man zu einem Aufschluss, wir sind in Aufschlüsse geschwommen!“ Luises Augen leuchten. Ein Aufschluss ist eine Stelle im Gelände, die unverdeckt Einblick in die Lagerung der Gesteine zulässt, erklärt die GeographieStudentin. Sie gerät ins Schwärmen, wenn sie an das Wadi Shab denkt: Eins von vielen nur periodisch gefluteten Flusstälern des Omans, in dem unter anderem ein ganz besonderer Aufschluss – eine Karsthöhle, die nur durch Schwimmen erreichbar ist – sprachlos macht. Universitäten schaffen“, erklärt Dr. Daniel Felten, Leiter des Koordinationsbüros des Geoverbundes. Exkursionen sind für Studierende geowissenschaftlicher Fächer fester Bestandteil des Studiums. Der Oman, gelegen am Südostzipfel der arabischen Halbinsel, biete optimale Bedingungen, um Studierenden unterschiedliche Forschungsgegenstände und -methoden näher zu bringen, so Felten. Dementsprechend sei das Ziel der Exkursion formuliert gewesen: Den Studierenden aus allen Teilbereichen der Geowissenschaften einen interdisziplinären Überblick über das Land zu geben. So schickte der Geoverbund vom 4. März bis 18. März 2017 unter dem Motto „Das Sultanat Oman – eine Wüste im Wandel“ 20 Studierende der Geologie, Geographie und Geodäsie der Universitäten Aachen, Köln und Bonn „in die Wüste“. MEHR ALS SANDWÜSTE Schwimmen in Wadi Shab „Wir gehen nicht in Aufschlüsse, wir schwimmen in Aufschlüsse“: Studierende in einer Karsthöhle im Wadi Shab, Oman. Foto: Jörn Bittner Das Wadi Shab war nur eines von unzähligen Highlights, das die Bonner Studentin Luise Mitte März erlebt hat: Sie war Teilnehmerin der Oman-Exkursion des Geoverbundes ABC/J, dem geowissenschaftlichen Netzwerk in der Forschungsregion Aachen, Bonn, Köln und Jülich. „Mit der interdisziplinären Exkursion wollten wir eine sinnvolle Ergänzung zum etablierten Exkursionsangebot an den „Dabei besteht der Oman längst nicht nur aus Sandwüste“, sagt PD Dr. habil. Gösta Hoffmann, Geologe am Steinmann-Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie an der Universität Bonn und einer der beiden Exkursionsleiter. Im Gegenteil: Die Landschaft des Sultanats sei absolut vielseitig und besonders, noch dazu eine Art „Labor im Gelände“, ergänzt sein Kollege Prof. Peter Kukla, Leiter des Lehrstuhls für Geologie und des Geologischen Instituts der RWTH Aachen sowie ebenfalls Exkursionsleiter: „Der Oman ist in vielerlei Hinsicht spannend. Vor allem ist das Land geologisch interessant, weil wir hier einen hundertprozentigen Zugang zu den Gesteinen haben, die wir uns in Europa durch Bewuchs und hohe Niederschlags raten nur bedingt ansehen können.“ Die Exkursionsgruppe Studierende und Promovierende geowissenschaftlicher Studiengänge aus Aachen, Bonn und Köln mit den Exkursionsleitern. Foto: Katharina Redanz Durch das aride Klima im Oman gebe es im Sultanat Aufschlüsse wie nirgends sonst auf der Welt. Einer der Höhepunkte seien die sogenannten Oman-Mountains: „Ein ehemaliger Ozeanboden, der vor 90 Millionen Jahren aus dem Persischen Golf heraus in mehreren tausend Metern Wassertiefe etwa 700 Kilometer nach Westen verschoben wurde“, erklärt Prof. Kukla. „Wir können hier zum Beispiel einfach auf der sogenannten „Moho“, der Grenze zwischen Erdkruste und Erdmantel herumspazieren. Das ist absolut einzigartig, der Erdmantel kann sonst nirgendwo erreicht werden, auch durch Bohrungen nicht.“ Aber auch neben der Geologie habe der Oman einiges zu bieten, so Hoffmann: „Klimaänderungen die hier stattfanden und -finden sind interessant zu betrachten, eben- so die Bevölkerungsund Stadtentwicklung.“ Auch die Ölvorkommen des Landes wurden bei der Exkursion thematisiert. Derzeit ist Öl die Lebensgrundlage für den Oman und der Grund, warum der Staat es sich leisten kann, keine Steuern zu erheben. Dies wird sich möglicherweise in den nächsten Jahren ändern, was Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft haben wird. Gleichzeitig entwickeln sich neue Wirtschaftszweige: Der Tourismus wird im Sultanat gerade erst entdeckt. „Das Schöne ist: Man kann hier alles sehen und wirklich unterschiedlichste Themenfelder bearbeiten“, fasst Hoffmann zusammen. VON MUSCAT IN DEN ZENTRALOMAN Insgesamt rund 3000 Kilometer legten die Exkursionsteilnehmer in zwei Wochen zurück, gereist wurde mit Geländewagen, übernachtet mitten in der Natur, in Zelten oder wahlweise unter freiem Himmel. Von der Hauptstadt Muscat ging es zunächst entlang der Küste, wo sich die Studierenden unter anderem mit den tektonischen Besonderheiten der Region sowie der Tsunamiforschung auseinandersetzten, eines der Hauptforschungsgebiete von Geologe Hoffmann. Durch die Lage am tektonisch aktiven Indischen Ozean sind die omanischen Küsten eine Region, die von Tsunamis bedroht ist. Weiter ging es über die Wahiba-Sandwüste, die Oman Mountains und das Wadi Al-Abbyad in die Nähe der Küstenstadt Sohar. „Ich denke mit dieser Route haben wir unser Ziel, einen interdisziplinären Überblick über den Oman zu verschaffen, gut erreicht“, zieht Prof. Kukla Resümee: „Wir haben uns ein relativ breites Spektrum angesehen.“ Das Programm deckte eine breite Palette der unterschiedlichen Geo-Themen ab: Landwirtschaft in ariden Gebieten am Beispiel von Bergoasen, Datierungsmethoden bei Gesteinsschichten, Kulturentwicklung anhand von historischen Stufenpyramiden und eigener „Pfeilspitzensuche“, Erdölförderung oder Geo-Tourismus – für jeden Studierenden bot das Land und das Programm neue Eindrücke und Einsichten in andere wissenschaftliche Fächer. „Die Oasen mit dem Terrassenbau und den unterschiedlichen Nutzpflanzen haben mir am besten gefallen, mit so etwas beschäftigen wir uns sonst nicht“, sagt Nikolaus von Zimmermann, Geowissenschaften-Masterstudent an der RWTH Aachen. „Mein geologisches Highlight aber war die sogenannte Mutter aller Aufschlüsse, die Struktur fand ich wahnsinnig faszinierend“, gibt der 25-Jährige lachend zu. Auch Nikolaus’ Augen leuchten, wenn er an den Oman denkt, hier spricht er von spektakulären Faltungen in Radiolarit, einem Sedimentgestein. Mutter aller Aufschlüsse Die sogenannte „Mutter aller Aufschlüsse“, Faltungen in Radiolarit, einem Sedimentgestein. Foto: Jörn Bittner Zelten mitten in der Sandwüste – ein aufregender Ort zum Übernachten. Foto: Jörn Bittner Die Bonner Geologie-Studentin Silja Adolphs als auch Luise Martin hingegen sind sich einig, dass die Sandwüste ihr spannendstes Erlebnis war: „Die Übernachtung zwischen den Dünen war unglaublich, so was habe ich noch nie gesehen, deswegen fand ich das mit am besten.“ Silja fügt hinzu: „Es sind ja nur Sand und Dünen, das heißt eigentlich ist gar nichts da, aber trotzdem wirkt alles so dynamisch. Es laufen viele Tiere herum, die man eigentlich gar nicht sieht, sondern nur an den Spuren erkennt. Das finde ich faszinierend.“ OUTDOOR-EXKURSION Die ganzen Eindrücke und Erlebnisse machten die Tatsache, dass es über die gesamte Exkursionsdauer weder Dusche noch Toilette gab, zur Nebensache: „Es war absolut kein Problem zwei Wochen lang nicht zu duschen“, so die GeographieStudentin Luise, „außerdem hatten wir immer wieder die Möglichkeit im Meer oder in stehendem Gewässer in Wadis schwimmen zu gehen, das reicht dann für die Körperwäsche.“ In Aufschlüsse zu schwimmen statt bloß zu gehen, sei daher erst recht ein absolutes Highlight gewesen. Der Geoverbund ABC/J bietet jedes Jahr eine interdisziplinäre Exkursion für Studierende der Geowissenschaften an. Alle Informationen hierzu und zu den weiteren Aktivitäten des Netzwerks unter www.geoverbund.de. /Katharina Redanz Kontakt Geoverbund ABC/J Koordinationsbüro [email protected]