Welche Auswirkungen hat das Training mit der BLACKROLL® auf die Dehnfähigkeit der ischiocruralen Muskulatur Dozent: Prof. Dr. Michael Fröhlich Autoren: Angela Köneke, Tobias König & Theresa Willenbücher Einleitung Seit einiger Zeit ist das Training mit der BLACKROLL® zu einem riesen großen Renner geworden und immer mehr Leute setzen diese zu vielfältigen Zwecken ein. Doch was genau steckt hinter diesem neuen Trainingsgerät? Die Hersteller versprechen alle möglichen positiven Effekte durch gezieltes Training. Unter Anderem auch die Steigerung der Beweglichkeit durch regelmäßiges Ausrollen der Muskulatur auf der BLACKROLL® Ob dieser Aspekt der Wahrheit entspricht und die BLACKROLL® hält was die Hersteller versprechen, haben wir versucht durch ein Forschungsprojekt näher zu beleuchten. Gegenstand Bedeutendste Strukturen, die die Grundlage für diese neue Trainingsmethode bilden, sind die Faszien. Sowohl Muskeln ohne Faszien als auch Faszien ohne Muskeln würde nicht funktionieren. Faszien durchziehen den Körper ohne Unterbrechung von Kopf bis Fuß und bestehen aus den in Fibroblasten gebildeten Proteinen Kollagen und Elastin. Ein Netz aus Faszien umschließt Muskeln, Knochen, Nerven, Blutgefäße, Organe, Gehirn und Rückenmark und verbindet alles miteinander. Man unterscheidet je nach Lage und Aufgabe im Körper einmal die oberflächlichen Faszienschichten, die direkt unter der Epidermis liegen und mit dem Unterhautfettgewebe in direkter Verbindung stehen und zum anderen die tiefen Faszienschichten, die der Muskulatur ihre funktionelle Hülle geben und Scheidenwände (Septen) ausbilden. Die Faszien werden durch die Nährstoffe im Bindegewebswasser versorgt und erneuern sich relativ langsam im Vergleich zur Muskulatur, nämlich nur ca. alle zwei Jahre. Des Weiteren besitzen sie hoch sensible Mechanorezeptoren, die Muskelspannungen und Gleichgewicht beeinflussen können sowie Muskeln und Sehnen schnell ansteuern und Fehlhaltungen korrigieren können. Je trainierter die Faszien sind, desto sensibler und besser arbeiten sie und leiten wichtige Informationen an die Muskeln und das ZNS weiter. Umgekehrt verwandeln sie aber auch die Kraft des Muskels in Bewegungen um, da sie gleichzeitig mit den Knochen und Muskeln verbunden sind. Auch sind die Faszien in der Lage Bewegungsenergie zu speichern und sie als Reboundeffekt zurückzugeben, wie eine Art Sprungfeder. Faszien können sich, je nach Anforderung die an sie gestellt wird, stark verändern und anpassen. Wenn die Anforderungen jedoch zu hoch werden, zum Beispiel durch lange Fehlhaltungen oder Verletzungen, können sie Querverbindungen (Cross-Links) bilden oder sogar reißen. Ein hohes Trainingspensum führt sowohl zu Mikrotraumata im Muskelund Fasziengewebe (Muskelkater), als auch zu durch Entzündungen hervorgerufenes Verkleben der Faszien. Genau gegen Letzteres soll das myofasziale Release-Training (SMR) helfen. Hierbei soll, durch Ausrollen der Verklebungen der Faszienstrukturen und der Muskeln, diese geschmeidig gemacht bzw. gehalten werden. Das Prinzip, das dahinter steckt ist, dass Muskeln und Faszien gegeneinander verschiebbar gehalten werden sollen, was im normalen, straffen und beweglichen Bindegewebe auch der Fall ist, im verletzten, geschädigten, entzündeten und überlasteten jedoch nicht mehr. In Letzterem Fall wird durch diese Faktoren eine Spannung auf den Rest des Körpers übertragen, dadurch nimmt die gesamte Beweglichkeit des Körpers an. Die Folge davon können Überlastungsschäden und andere Folgeverletzungen sein. Durch das Training mit der BLACKROLL® wird also das gesamte Bindegewebe neu ausgerichtet und regeneriert. Methode Da das Interesse dieser Untersuchung sich auf die Verbesserung der Beweglichkeit durch Training mit der Blackroll richtet, lautet die zu überprüfende Hypothese wie folgt: „Eine Trainingsgruppe, die mit der BLACKROLL® trainiert, erzielt beim Stand-and-Reach-Test ein bessere Reichweite als eine Trainingsgruppe, die ohne BLACKROLL® trainiert.“ Zur Überprüfung der Hypothese wurde zu Beginn der Studie der Stand-and-Reach-Test als Prä-Test mit 12 Probandinnen und Probanden (Studenten der TU Kaiserslautern) durchgeführt und anschließend eine „Nichtzufallsgesteuerte Auswahl“ bei der Einteilung zweier Gruppen getroffen. Dies bedeutet, dass die Gruppen zwar zufällig eingeteilt wurden, aber die gleiche Verteilung der Geschlechter kontrolliert wurde. Beide Gruppen mussten einen einheitlichen Trainingsplan mit Dehnübungen für die ischiocrurale Muskulatur durchführen, die Interventionsgruppe zusätzlich Übungen mit der BLACKROLL® für die gleichen muskulären Gruppen. Der Trainingszeitraum betrug 6 Wochen, wobei 5 Mal pro Woche alle Übungen den Zeitvorgaben entsprechend durchgeführt werden mussten. Da alle Probanden dies selbstständig und ohne Kontrolle machen konnten, handelt es sich hierbei um ein Feldexperiment. Als Ausgangstest wurde erneut der Stand-and-Reach-Test durchgeführt. Um die Ergebnisse nicht zu verfälschen wurden Prä-Test und Posttest um die gleiche Uhrzeit und mit allen Probanden am gleichen Tag absolviert. Vor dem Test mussten alle zweit Runden in der Halle laufen und einen Probedurchgang des Test machen, um die Zahl der Störfaktoren zu reduzieren und um die Werte vergleichen zu können. Es wird erwartet, dass die Interventionsgruppe beim Ausgangstest eine größere Verbesserung erzielt, als die Kontrollgruppe. Grundsätzlich handelt es sich hierbei um ein Quasiexperimentelles Design mit randomisierter Längsschnittstudie (Kromrey, 2009). Abb. 1 Beispielhafte Übung aus dem Trainingsplan Ergebnisse Gruppe BlackRoll + Dehnen 31,5 Verbesserung um 8% zum Eingangswert Gruppe Dehnen 34 Verbesserung um 11% zum Eingangswert 31 33 30,5 32 30 31 29,5 29 30 28,5 29 28 28 27,5 27 Eingangstest Abb.2 Entwicklung der Interventionsgruppe Ausgangstest Beide Gruppen weisen ähnliche Ergebnisse auf. Sowohl in der Interventionsgruppe (Abb.1), als auch der Kontrollgruppe (Abb.2) ergeben sich kaum nennenswerte Unterschiede der Entwicklung. In beiden Gruppen wurde eine deutliche Steigerung der Dehnfähigkeit im Stand-andReach-Test erreicht. Die Interventionsgruppe hat sich um durchschnittlich 8% verbessert, die Kontrollgruppe etwas mehr, um 11% bezogen auf den Eingangswert. Somit kann unsere Hypothese als falsifiziert betrachtet werden, da das Blackroll-Training keinen nennenswerten Effekt zeigt. 27 Eingangstest Ausgangstest Abb.3 Entwicklung der Kontrollgruppe Diskussion Das Training mit der BLACKROLL® erfreut sich seit geraumer Zeit großer Beliebtheit, daher auch unser Interesse an der Erforschung dieser Methode. Die vorangestellte Hypothese „Eine Trainingsgruppe, die mit der BLACKROLL® trainiert, erzielt beim Stand-and-Reach-Test ein bessere Reichweite als eine Trainingsgruppe, die ohne BLACKROLL® trainiert“ wurde jedoch falsifiziert. Die Kontrollgruppe, welche sich auf bloße Dehnübungen beschränkte, erzielte im Durchschnitt sogar ein etwas besseres Ergebnis. Dennoch ist fraglich inwieweit das Ergebnis generalisierbar ist. Die Studie wurde mit Probandinnen und Probanden durchgeführt, welche einer homogenen Gruppe entspringen. Die Probandinnen und Probanden rekrutierten sich ausschließlich aus Sportstudentinnen und Sportstudenten der TU Kaiserslautern, was eine gewisse Sportlichkeit als Gemeinsamkeit aufweist. Für weitere Forschung wäre es möglicherweise interessant dieselbe Studie mit Probandinnen und Probanden durchzuführen, die nicht sportaffin sind. So gesehen lässt sich auf unserer Erhebung aufbauen. Die vergleichsweise geringe Anzahl an Probandinnen und Probanden lässt sich auf ein ursächliches Problem der Forschung zurückführen: Das Problem der Ressourcen. In unserem Fall lag die Hauptschwierigkeit darin Sportstudentinnen und Studenten zu finden, welche sich im Besitz einer BLACKROLL® befanden, beziehungsweise sich eine beschaffen konnten. Ein Austausch der Rollen war nicht möglich, da häufiges Training vonnöten war und die räumliche Distanz einfach zu groß war. Mit mehr Probandinnen und Probanden wäre das Ergebnis aussagekräftiger. Eine weitere Störgröße, welche wir nicht kontrollieren konnten war das Einhalten der Trainingspläne durch die Probandinnen und Probanden. Hierbei mussten wir auf Vertrauen zu den uns bekannten Sportstudentinnen und Sportstudenten setzen. Auf das Durchführen des Retentionstests konnte verzichtet werden, da der Ausgangstest gezeigt hat, dass die BLACKROLL® keinen Effekt mit sich brachte. Insofern kann auch nicht gemessen werden, wie langfristig der Effekt ist, wenn keiner aufgetreten ist. In Conclusio lässt sich aufgrund unserer Studie sagen, dass das Training mit der BLACKROLL® keinen nennenswerten Effekt im Vergleich zur Kontrollgruppe ergab und es deshalb fraglich erscheint, ob diese Methode zielführend ist, zum Zwecke der Vergrößerung der Beweglichkeit. Quellen • Andrä, M., Bleuel, S., Pfitzer, T. (2015). Funktionelles Faszientraining mit der Blackroll. München: riva Verlag • http://blackroll.de/ Zugriff am: 25.03.2016 •Klein, M., Emrich, E., Schwarz, M., Papathanassiou, V., Pitsch, W., Kindermann, K., Urhausen, A. (2004). Sportmotorische Leistungsfähigkeit von Kindern. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 55 (9), S. 211-220. •Kromrey, H. (2009). Empirische Sozialforschung. Stuttgart: Lucius & Lucius.