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Communications
Biozentrum, University of
24.10.2016
Basel
Klingelbergstrasse 50/70
CH-4056 Basel / Switzerland
Email: communicationsbiozentrum-at-unibas.ch
Kalzium stellt Weiche für chronische Lungenentzündung
Der Erreger Pseudomonas aeruginosa gilt in Krankenhäusern als
ausgesprochener Problemkeim. Etwa zehn Prozent aller
Krankenhausinfektionen, vor allem Lungenentzündungen, gehen
auf sein Konto. Das Team von Prof. Urs Jenal vom Biozentrum der
Universität Basel hat nun herausgefunden, dass Kalzium den
Schalter von der akuten zur chronischen Infektion umlegt. In
«Nature Microbiology» berichten die Forscher zudem, weshalb
bei dem Keim Antibiotika schlechter anschlagen.
Einer der gefürchtetsten Krankheitserreger in
Krankenhäusern ist das Bakterium
Pseudomonas aeruginosa. Es gehört zu den
häufigsten Erregern von
Krankenhausinfektionen und ist aufgrund von
Multiresistenzen gegenüber Antibiotika schwer
Durch Kalzium schaltet der
Krankheitserreger Pseudomonas
aeruginosa von akuter (grün) zu
chronischer (rot) Virulenz um.
zu bekämpfen. Das Spektrum an Krankheiten,
die durch P. aeruginosa verursacht werden, ist
äusserst umfangreich. Am häufigsten ruft der
Keim chronische Lungenentzündungen bei
Patienten mit geschwächtem Immunsystem
hervor.
Kalzium schaltet von akuter zu chronischer Virulenz um
Im frühen, akuten Stadium der Lungenentzündung nutzt der Keim ein
breites Arsenal an Waffen – sogenannte Virulenzfaktoren – um sich im
Wirt festzusetzen und dem Immunsystem zu entkommen. Beim
Fortschreiten der Infektion ändert das Bakterium seine Strategie und
schaltet von akuter zu chronischer Virulenz um: Es stoppt die Produktion
von Virulenzfaktoren, wie bakterielle Injektionsnadeln und Toxine, dafür
bildet es eine schützende Schleimhülle – einen Biofilm. Das Team um
Prof. Urs Jenal, Infektionsbiologe am Biozentrum der Universität Basel,
hat nun mit Kalzium zum ersten Mal ein Signal entdeckt, das den Schalter
zu chronischer Virulenz umstellt.
«In Pseudomonas gibt es einen zentralen Signalweg, der die
Informationen aus der Umgebung sammelt und schliesslich entscheidet,
ob der Erreger vom akuten in den chronischen Zustand wechselt», erklärt
Jenal. «Obwohl der Signalweg schon länger bekannt ist, wusste man
bislang nicht, welche äusseren Signale die Virulenz von akut zu chronisch
umschalten.» Wie die Forscher nun herausgefunden haben, misst ein
Enzym in der Bakterienmembran die Menge an Kalzium in der Umgebung
und leitet das Signal ins Zellinnere weiter. Bei einer hohen
Kalziumkonzentration wechselt Pseudomonas ins chronische Programm:
Die Bakterien im Biofilm drosseln ihr Wachstum und können dadurch
Antibiotika besser tolerieren und dem Immunsystem Paroli bieten.
Zystische Fibrose-Patienten tragen kalzium-sensitive
Weitere Informationen
Research group Urs
Jenal
Bakterien
Dass dies auch klinisch relevant ist, konnten die Infektionsbiologen bei
Patienten mit Zystischer Fibrose nachweisen. Die Betroffenen leiden ihr
Leben lang an chronischen Infektionen mit P. aeruginosa, die zur
Zerstörung des Lungengewebes führen. «Auch die Bakterien, die wir
direkt aus den Atemwegen der Patienten isolierten, reagierten
empfindlich auf Kalzium», betont Jenal. «So können sie ihre Virulenz
jederzeit den sich oftmals ändernden Bedingungen in den Atemwegen
anpassen. Ein wichtiges Merkmal der Zystischen Fibrose ist unter
anderem der gestörte Kalzium-Haushalt. Da die Patienten oft erhöhte
Kalzium-Spiegel aufweisen, gehen wir davon aus, dass dies den Übergang
vom akuten zum chronischen Stadium begünstigt. Dies wiederum ist für
die Keime von Vorteil, denn sie sichern sich so ein langfristiges Überleben
in den Atemwegen. Die Behandlung der Betroffenen wird dadurch jedoch
erschwert.»
Originalbeitrag:
Ursula N. Broder, Tina Jaeger, Urs Jenal. LadS is a calcium-responsive
kinase that induces acute-to-chronic virulence switch in Pseudomonas
aeruginosa; Nature Microbiology, published online 24 October 2016.
Kontakt: Kommunikation, Katrin Bühler
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