Deutsches Ärzteblatt 1986: A-1124

Werbung
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
KONGRESSNACHRICHT
FÜR SIE GELESEN
Misoprostol
beim Ulcus duodeni
Während bislang bei der Behandlung des Zwölffingerdarmgeschwürs vorwiegend antisekretorisch wirksame Substanzen eingesetzt wurden, gewinnen in jüngster Zeit die zytoprotektiv wirksamen Prostaglandine zunehmend
an Bedeutung. Das erste synthetisch hergestellte orale Prostaglandin E l -Präparat, Misoprostol,
ist in einigen Ländern bereits als
Ulkustherapeutikum zugelassen.
Die südafrikanischen Autoren berichten über eine endoskopisch
kontrollierte Studie bei 66 Patienten mit einem Ulcus duodeni, die
entweder mit 4 mal 300 mg Cimetidin oder mit 4 mal 200 tg Misoprostol oder 4 mal 50 !,:g Misoprostol
behandelt wurden. Die Heilungsraten waren bei dem H 2-Blocker
und der höheren Misoprostoldosierung identisch. Während einer
6monatigen Nachbeobachtungszeit lagen die Rezidivraten nach
Erstbehandlung mit Cimetidin mit
85 Prozent signifikant höher als
nach Misoprostol (38 Prozent). W
O'Keefe, S. J. D.; Spitaels, J.-M.; Mannion, G.;
Naiker, N.: Misoprostol, a synthetic prostaglandin E, analogue, in the treatment of duodenal ulcers. A double-blind, cimetidine-controlled trial. South African Medical Journal 67
(1985) 321-324
Gastrointestinal Unit, King Edward VIII Hospital and Department of Medicine, University of
Natal, Durban
Pseudomonas aeruginosa
Die Autoren referieren umfassend
über Pseudomonas aeruginosa,
die verschiedenen Erscheinungsbilder der Infektion und unterbreiten Vorschläge zur Strategie,
wenn der Erreger isoliert werden
konnte. So sind hauptsächlich
Personen mit defektem Immunsystem betroffen, nur selten wird
diese Erkrankung in der normalen
Bevölkerung angetroffen. Aufgrund unterschiedlicher Ursachen, einschließlich der Anwendung von Breitspektrum-Antibiotika und immunosupprest iven Mitteln, ist die Ps aeruginosa inzwi1124
schen für nahezu 20 Prozent der
im Krankenhaus erworbenen Infektionen verantwortlich. Bei einer
Pseudomonas-Bakteriämie handelt es sich um eine besonders
schwere Manifestation mit einer
Todesrate zwischen 40 und 80
Prozent; unter anderen Umständen könnte sonst auf eine antibiotische Behandlung verzichtet werden. Lng
Gould, I. M.; Wise, R.: Pseudomonas aeruginosa: Clinical Manifestations and Management,
The Lancet II 8466 (1985) 1224-1227.
Department of Medical Microbiology, Dudley
Road Hospital, Birmingham B18 7 OH, Großbritannien.
Ätiologisches Agens
der Katzenkratzkrankheit
Ein äußerst pleomorphes, grampositives Bakterium wurde von einem exzidierten Lymphknoten eines Patienten mit Katzenkratzkrankheit (KKK) kultiviert. Der Organismus wies ähnliche morphologische Formen auf wie Bakterien, die in Warthin-Starry-gefärbten Lymphknotenschnitten von
KKK-Patienten beobachtet wurden
und die somit das ätiologische
Agens dieser Erkrankung darstellen könnten. Elektronenmikroskopische Untersuchungen von
Lymphknotenschnitten eines anderen Patienten mit KKK zeigten
ebenfalls Organismen mit ähnlicher Morphologie. Biochemische
und physiologische Analysen des
Isolats ergaben, daß es sich dabei
nicht um einen allgemein beobachteten Kontaminator oder humanpathogenen Erreger handelt,
und daß er zu der Gattung Rothia
gehören könnte. Dieser Organismus scheint dem Bakterium zu
gleichen, das vor 70 Jahren als Erreger des Parinaudschen oculoglandulären Syndroms identifiziert wurde, einer speziellen Form
der KKK. Lng
Gerber, M. A.; Sedgwick, A.; MacAlister. T. J.;
Gustafson, K.; Ballow, M.; Tilton, R. C.: The
Aetiological Agent of Cat Scratch Disease, The
Lancet 1 8440 (1985) 1236-1239
Dr. M. A. Gerber, Department of Pediatrics,
University of Connecticut Health Center, Farmington, CT 06032, USA.
(64) Heft 16 vom 16. April 1986 83. Jahrgang Ausgabe A
Kohletabletten
gegen Blähungen?
Aktivierte Holzkohle soll die Gasproduktion beim Genuß von Bohnen weitgehend verhindern, wahrscheinlich durch Adsorption. Die
Ergebnisse verschiedener klinischer Untersuchungen sind jedoch widersprüchlich.
Jain und Mitarbeiter berichteten
auf der letztjährigen Jahrestagung
der amerikanischen gastroenterolog ischen Gesellschaft in New York
über eine Doppelblindstudie, bei
der die Wasserstoff-Produktion im
Darm beziehungsweise die Wasserstoffkonzentration in der Atemluft als Korrelat der intestinalen
Gasproduktion gemessen wurde.
Im intraindividuellen Vergleich
ließ sich eine signifikant geringere
Gasproduktion unter der Einnahme von vier Kapseln Kohle im
Vergleich zu Placebo nachweisen,
wenn den Probanden 15 Milliliter
Lactulose verabreicht wurde.
Zu konträren Ergebnissen kamen
allerdings Potter und Mitarbeiter
aus Minneapolis. Sie sahen nach
der Gabe von vier Gramm aktivierter Tierkohle und einer Provokationskost aus gekochten Bohnen keinen Unterschied hinsichtlich der Wasserstoff- und Flatusproduktion.
Die Gabe von Aktivkohle kann
nach diesen Ergebnissen bei Blähungen nicht uneingeschränkt
empfohlen werden.
Jain, N. E., Patel, V. P., Pichuomi, C. S.: Efficacy of activated charcoal (AC) in reducing intestinal gas: a double blind controlled study in
two populations. Jahrestagung der American
Gastroenterological Association, New York
1985.
Division of Gastroenterology and Clinical Nutrition, Misericordia Hospital Medical Center,
Bronx, N. Y.
Potter, T., Ellis, C., Levitt, M.: Activated charcoal: in vivo and in vitro studies on effect on
gas production. Gastroenterology 88: 620-624,
1985.
Research Service, VA Medical Center, University of Minnesota, Minneapolis 55417.
Herunterladen