Landeshauptstadt Stuttgart Statistisches Amt - Informationssystem www.stuttgart.de/statistik-infosystem Hauptbeitrag Online-Information zu dieser Veröffentlichung http://www.stuttgart.de/item/show/305805/1/publ/14157 Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 5/2001 Gerhard Gröner1 Lebendgeborene nach dem Alter der Mütter in Stuttgart 1970 und 1999 Die Geburtenzahlen sind seit 1963/64 stark abgesunken In den letzten Jahrzehnten waren die Zahlen der Lebendgeborenen und die Geburtenhäufigkeiten starken Veränderungen unterworfen. Nach dem Krieg stiegen die Geburtenzahlen stetig an bis zu einem Gipfelpunkt in den Jahren um 1963/64. Diese besonders geburtenstarken Jahrgänge haben - angefangen von den Kindergartenplätzen über die Schulversorgung in Grund- und weiterführenden Schulen bis hin zum Bedarf an Ausbildungs- und Studienplätzen - die Politik manchmal vor erhebliche Herausforderungen gestellt. Doch haben sich seitdem, in einem zeitweise stark beachteten Prozess des „Geburtenrückgangs“, die Geburtenzahlen erheblich vermindert. Dieser Rückgang war so stark, dass in vielen Gebieten die jährliche Zahl der Gestorbenen nun die der Lebendgeborenen übertraf und aus einem früheren Geburtenüberschuss ein Sterbefallüberschuss wurde. Veränderungen auch im Alter der Mütter Neben diesen Veränderungen in der Zahl der Lebendgeborenen sind jedoch auch erhebliche Verschiebungen in der Struktur der Geburten, insbesondere im Alter der Mütter, zu beobachten. In diesem Beitrag soll versucht werden, anhand der Daten für die beiden kennzeichnenden Jahre 1970 und 1999 einige Entwicklungen zu verdeutlichen. 116 Einige Erläuterungen Erfassung nach Geburts- oder Altersjahren In der Festlegung des Alters der Mutter ergeben sich wegen der unterschiedlichen Erfassung nach Geburts- oder Altersjahren manchmal kleine Abweichungen, die sich jedoch weitgehend gegenseitig saldieren. Sie beeinträchtigen die hier dargestellten Tendenzen, insbesondere in der Zusammenfassung nach Altersgruppen, nicht. Zahlen des Statistischen Landesamtes und der Stadt Stuttgart In diesem Beitrag werden Zahlen der Stadt Stuttgart und Zahlen des Statistischen Landesamtes verwendet. Zwischen den Zahlen der Lebendgeborenen aus diesen beiden unterschiedlichen Quellen können sich minimale Differenzen ergeben, die auf unterschiedliche Verbuchungszeitpunkte oder auf unterschiedliche Zuordnung von Müttern mit mehreren Wohnungen - zum Beispiel Studentinnen - zurückgehen können. Diese kleinen Differenzen beeinflussen die Untersuchung in keiner Weise, seien aber doch hier angesprochen. Gliederung nach Deutschen und Ausländern Gliederung nach Deutschen und Ausländern sagt immer weniger aus Aufmerksamkeit findet die Gliederung der Lebendgeborenen beziehungsweise ihrer Mütter nach Deutschen und Ausländern. Im Prinzip wäre dies eine wichtige Untergliederung, da viele Ausländergruppen zunächst traditionell noch eine höhere Geburtenhäufigkeit aufweisen als die deutsche Bevölkerung. Doch passen sich, wie neuere Untersuchungen zeigen, die Ausländer meist rasch an das hier übliche Niveau der Geburtenhäufigkeit an. Hauptbeitrag Die Ausländer, zunehmend aber auch die Deutschen, sind keine homogenen Bevölkerungsgruppen Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 5/2001 Zudem sind die Ausländer und zunehmend auch die Deutschen recht inhomogene Gruppen. Unter den Ausländern gibt es viele Schweizer, Österreicher, Engländer, Franzosen und andere, die sich in ihrer Struktur kaum von der deutschen Bevölkerung unterscheiden. Weiterhin leben bei uns viele Ausländer, die schon um 1960 in die Bundesrepublik kamen, deren Kinder und oft schon Enkel hier geboren sind, die aber aus traditionellen Gründen noch den Pass ihres Heimatlandes beibehalten haben. Auch diese schon lange hier ansässigen Ausländer unterscheiden sich in ihrer gesellschaftlichen Struktur kaum von der deutschen Bevölkerung. Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch Ausländer, die erst vor kurzem in die Bundesrepublik kamen, und vielleicht auch aus regional und kulturell weit entfernten Gebieten stammen. Auch in der deutschen Bevölkerung gibt es Gruppen, etwa von Aussiedlern, die zwar einen deutschen Pass haben, aber die deutsche Sprache kaum sprechen und sich in ihrer Struktur oft sehr von der übrigen deutschen Bevölkerung unterscheiden. Die Gliederung nach Deutschen und Ausländern wird damit zunehmend zu einer rein formalen Trennung, hinter der nicht mehr - was der Bevölkerungsstatistiker eigentlich sucht - gesellschaftlich und demographisch typische Strukturen stehen. Mutter verheiratet und Mutter nicht verheiratet Die bisherige Gliederung nach ehelich und nicht ehelich Geborenen wird ersetzt durch die Differenzierung „Mutter verheiratet“ oder „Mutter nicht verheiratet“ Eine zunehmende Zahl von Paaren lebt in einer Partnerschaft zusammen Eine weitere oft angesprochene Differenzierung ist die Gliederung in ehelich oder nichtehelich Geborene. Auch diese Untergliederung hat etwas an Bedeutung verloren. So sagt die Tatsache, dass die Mutter verheiratet ist, nicht unbedingt, dass ihr Ehemann auch der Vater des Kindes ist. Angelsächsische Untersuchungen sprechen davon, dass bei rund 10 Prozent aller Geborenen verheirateter Frauen der Ehemann definitiv nicht der Vater ist. Es gibt Fälle, in denen der Ehemann erst nach Jahren erfährt - zum Beispiel anlässlich einer Blutspende oder einer Gewebeuntersuchung dass das Kind nicht sein Kind ist. In der Statistik wird daher heute bei den Geburten nur noch unterschieden, ob die Mutter verheiratet ist oder nicht. Auf der anderen Seite leben heute viele Paare nicht in einer Ehe, sondern in einer Partnerschaft zusammen. In der Literatur bis zum Ersten Weltkrieg hat man manchmal bei nichtehelichen Kindern unterstellt, dass sie aus schwierigen sozialen Verhältnissen stammen, nicht gut betreut und ausgebildet aufwachsen und später folglich wieder in schwierigen sozialen Verhältnissen leben. Heute wachsen jedoch Kinder aus einer beständigen, liebevollen und verständnisvollen Partnerschaft ebenso von beiden Eltern gut behütet und betreut auf wie Kinder aus guten Ehen. Die natürliche Bevölkerungsbewegung zwischen 1960 und 1999 Natürliche Bevölkerungsbewegung und Wanderungsbewegung Zunächst sei ein Überblick über die Veränderungen in der natürlichen Bevölkerungsbewegung in Stuttgart seit 1960 gegeben. Die Veränderungen in der Bevölkerungszahl gliedert man meist in die Komponenten „Natürliche Bevölkerungsbewegung“, unter der man die Geborenen und Gestorbenen versteht, und in die „Räumliche Bevölkerungsbewegung“ oder „Wanderungsbewegung“, unter der man die Zu- und Fortzüge zusammenfasst. Einen ersten Überblick über die Entwicklung der Natürlichen Bevölkerungsbewegung in Stuttgart seit 1960 vermittelt Tabelle 1. Die hier aufgeführten Daten - die vollständige Datenreihe für alle Jahre findet sich im Statistischen Jahrbuch der Stadt Stuttgart - lässt erkennen, dass zwischen 1960 und 1965 mit jährlich über 9000 Lebendgeborenen ein besonders hoher Stand gegeben war. Seitdem sanken - mit leichten Schwankungen - die Zahlen der Lebendgeborenen auf etwa 5500 pro Jahr ab. Der bisherige Geburtenüberschuss hat sich in einen Überschuss der Gestorbenen umgekehrt Die Zahl der Gestorbenen ging im gleichen Zeitraum von rund 6300 auf 5700 Fälle je Jahr weit schwächer zurück. Der Saldo zwischen Lebendgeborenen und Gestorbenen ergab um 1960/65 einen jährlichen Geburtenüberschuss von rund 3000 Per- 117 Hauptbeitrag Zu- und Fortzüge heute weit wichtiger für Bevölkerungsentwicklung als die Geburten und Sterbefälle Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 5/2001 sonen. Dagegen ist in den letzten Jahren in Stuttgart ein - allerdings kleiner - Überschuss der Sterbefälle von 200 bis 300 Fällen zu beobachten. Insgesamt unterstreichen die Daten, dass in den letzten Jahrzehnten die Wanderungsbewegung, also die Zu- und Fortzüge, für die Entwicklung von Zahl und Struktur der Bevölkerung in Stuttgart weit gewichtiger war als die Geburten und Sterbefälle. Natürliche Bevölkerungsbewegung in Stuttgart Jahr 118 Lebendgeborene Gestorbene Saldo1 1960 9 161 6 204 2 957 1965 9 073 6 375 2 698 1970 6 935 6 541 394 1975 5 180 6 342 - 1 162 1980 5 369 6 317 - 948 1985 4 367 5 915 - 1 548 1990 6 128 6 213 - 85 1995 5 608 5 834 - 226 1999 5 455 5 706 - 251 1 Überschuß der Geborenen bzw. der Gestorbenen (-) Die vollständige Tabelle mit Daten für alle Jahre von 1950 bis 1999, auch untergliedert nach Deutschen und Ausländern, findet sich in: Statistisches Jahrbuch der Stadt Stuttgart 2000, S. 38. Landeshauptstadt Stuttgart, Statistisches Amt Tabelle 1 k Die Lebendgeborenen nach Alter der Mutter 1970 und 1999 Das Alter, in dem die Mehrzahl der Frauen Kinder bekommt, ist eine für viele Planungen bedeutsame Größe Nach den groben Entwicklungslinien in der Zahl der Lebendgeborenen sei betrachtet, wie sie sich nach Alter der Mutter gliedern und welche Veränderungen hier in den letzten Jahren zu beobachten sind. Diese Frage ist keinesfalls nur von wissenschaftlichem Interesse, sondern von großer Bedeutung auch etwa für Bevölkerungsprognosen und darauf aufbauende Planungen für geburtshilfliche Zentren, für Kindergärten, für die verschiedenen Schultypen und die jeweils dort benötigten Fachkräfte. Die Altersgliederung unserer Bevölkerung ist sehr unregelmäßig und spiegelt die guten und schlechten Zeiten wider, die wir durchlaufen haben. Daher können oft nahezu aufeinander folgende Altersjahrgänge sehr unterschiedlich stark besetzt sein. Dann aber ist es von Bedeutung und führt zu erheblichen Veränderungen in den Geburtenzahlen, ob die Mehrzahl der Geborenen beispielsweise von Müttern im Alter von 20 bis 25 Jahren oder von Müttern im Alter zwischen 30 und 35 Jahren geboren wird. Zudem hat eine Frau, die ihr erstes Kind im Alter von 20 Jahren bekommt, in ihrem Leben noch viele „fruchtbare Jahre“ vor sich, in denen sie weitere Kinder haben kann. Wenn dagegen das erste Kind zum Beipiel erst im Alter von 38 Jahren geboren wird, dann stehen nicht mehr viele Jahre für weitere Schwangerschaften zur Ver- Hauptbeitrag Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 5/2001 fügung, zumal die Fruchtbarkeit einer Frau zum Ende ihrer fruchtbaren Lebensperiode hin stark abnimmt. Wenn die Mutter ihr erstes Kind in jungem Alter hat, kann sie im Durchschnitt insgesamt mehr Kinder haben, als wenn das erste Kind in vergleichsweise hohem Alter der Mutter zur Welt kommt. Veränderungen im Alter der Mütter werden verdeutlicht am Beispiel der Jahre 1970 und 1999 Die Veränderungen im Alter der Mütter sollen am Beispiel der Jahre 1970 und 1999 verdeutlicht werden. Mit 1999 wurde ein aktuelles Jahr gewählt. Im Jahr 1970 beginnt sich zwar schon der Rückgang der Geburtenzahlen abzuzeichnen, doch liegt 1970 noch im Zeitbereich der Periode der verhältnismäßig jungen Heiratsalter und entsprechend auch der Geburten durch junge Mütter. Zudem sind für das Jahr 1970, in dem eine große und wohlgelungene Volkszählung durchgeführt wurde, besonders viele und gut aufgegliederte Daten vorhanden. Lebendgeborene nach Alter und Familienstand der Mutter 1970 und 1999 in Stuttgart #NVGTFGT /WVVGT ,CJTG /WVVGT XGTJGKTCVGV KPU IGUCOV /WVVGT WPXGTJGKTCVGV /WVVGT XGTJGKTCVGV KPU IGUCOV /WVVGT WPXGTJGKTCVGV WLPIGT W°NVGT <WUCOOGP #NVGTFGT/WVVGT&KHHGTGP\\YKUEJGPFGTGP)GDWTVULCJTWPFFGO)GDWTVULCJTFGU-KPFGU Landeshauptstadt Stuttgart, Statistisches Amt Tabelle 2 k 119 Hauptbeitrag Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 5/2001 1970 waren im Durchschnitt die Mütter jünger Im Jahr 1970 war bei knapp 8 % der Lebendgeborenen die Mutter nicht verheiratet, im Jahr 1999 dagegen bei 17 % Im Jahr 1970 wurden, wie Tabelle 2 zeigt, in Stuttgart 6901 Lebendgeborene registriert. Von diesen war bei 6382 Lebendgeborenen die Mutter verheiratet, bei 519 Lebendgeborenen, das sind knapp 8 Prozent der Gesamtzahl, war die Mutter nicht verheiratet. Im Jahr 1999 dagegen waren nur noch 5508 Lebendgeborene zu verzeichnen. Bei 4561 von diesen war die Mutter verheiratet, bei 947 oder 17 Prozent war die Mutter unverheiratet. Insgesamt gesehen ist also die Zahl der Lebendgeborenen deutlich zurückgegangen. Jedoch sind Zahl und Anteil der Lebendgeborenen nicht verheirateter Mütter stark angestiegen. Im Gegensatz zur allgemeinen Tendenz hat die Zahl Lebendgeborener nichtehelicher Mütter von 1970 auf 1999 zugenommen; ihr Anteil an der Gesamtzahl hat sich mehr als verdoppelt. 1970 besonders viele Geburten von Frauen im Alter 26 bis 30 Jahre, dagegen 1999 eher im Alter 30 bis 32 Jahre Aus Tabelle 2 und Abbildung 1 ist ersichtlich, dass im Jahr 1970 die Mütter bei der Geburt ihrer Kinder relativ jung waren. Besonders hohe Zahlen von Lebendgeborenen ergeben sich bei Müttern im Alter 26 bis 30 Jahre. Im Jahr 1999 dagegen finden sich besonders viele Lebendgeborene von Müttern im Alter 30 bis 32 Jahre. Besonders die Abbildung 1 lässt erkennen, dass bei Müttern bis zum Alter 30 durchweg die Geburtenzahlen 1970 höher liegen als die im Jahr 1999. Ab dem Alter 30 dagegen waren 1999 mehr Lebendgeborene zu verzeichnen als 1970, ohne dass dies allerdings den Rückstand im jüngeren Alter ausgleichen könnte. Insgesamt gesehen hat sich demnach die gesamte Verteilung in Richtung auf ein höheres Alter der Mutter hin verlagert. Lebendgeborene nach Alter der Mutter in Stuttgart 1970 und 1999 120 Anzahl 600 500 1999 1970 400 300 200 100 0 17 u. j.18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 u. ä. Alter der Mutter Landeshauptstadt Stuttgart, Statistisches Amt Abbildung 1 k Hauptbeitrag Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 5/2001 Das - wie man das nennt - durchschnittliche Gebäralter der Frauen ist von 1970 auf 1999 von knapp 28 Jahren auf 30 Jahre und damit um rund zwei Jahre angestiegen. Randlich und nur referierend seien hierzu einige Punkte angesprochen. So sind Erstgeburten schon älterer Frauen medizinisch manchmal schwieriger als solche junger Frauen. Auch steigt das Risiko bestimmter Fehlbildungen des Kindes mit zunehmendem Alter der Mutter deutlich an. Schließlich könnte der größer gewordene Abstand zwischen dem Alter des Kindes und dem seiner Eltern Veränderungen in den Erziehungskonzepten begünstigen. 1970 waren unverheiratete Mütter oft zwischen 19 und 21 Jahre alt, ... Die Differenzierung nach Altersjahren und Familienstand der Mutter zeigt für das Jahr 1970 - verdeutlicht in Abbildung 2 - relativ hohe Zahlen von Lebendgeborenen nicht verheirateter Mütter im Alter 19 bis 21 Jahre. Dies waren demnach relativ junge Frauen, die Schwangerschaft hing damals wohl in einem Teil der Fälle noch mit ungenügendem Wissen über Familienplanung zusammen. Es ist anzunehmen, dass ein beträchtlicher Teil dieser Mütter anschließend geheiratet hat. Lebendgeborene nach Familienstand und Alter der Mutter in Stuttgart 1970 Anzahl 600 500 nicht verheiratet 121 verheiratet 400 300 200 100 0 17 u. j. 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 u. ä. Alter der Mutter Landeshauptstadt Stuttgart, Statistisches Amt Abbildung 2 ... 1999 dagegen waren sie deutlich älter k Im Jahr 1999 dagegen - dargestellt in Abbildung 3 - ergeben sich relativ viele Lebendgeborene bei nichtverheirateten Frauen im Alter 27 bis 33 Jahre. Das mittlere Gebäralter der nichtverheirateten Frauen ist von 1970 auf 1999 von knapp 25 auf knapp 28 Jahre und damit um drei Jahre angestiegen. In vielen dieser Fälle besteht wohl eine gute und stabile Partnerschaft, die nicht unbedingt in eine Ehe umgewandelt werden wird. Manche Frauen, vor allem beruflich engagierte und erfolgreiche Frauen, wünschen sich auch durchaus ein Kind, aber nicht die enge - auch rechtliche - Bindung einer Ehe. Hauptbeitrag Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 5/2001 Lebendgeborene nach Familienstand und Alter der Mutter in Stuttgart 1999 Anzahl 600 500 400 300 nicht verheiratet verheiratet 200 100 0 17 u. j. 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 u. ä. Alter der Mutter 122 k Landeshauptstadt Stuttgart, Statistisches Amt Abbildung 3 Altersgruppenspezifische Geburtenziffern in Stuttgart 1970 und 1999 Lebendgeborene je 1000 Frauen der entsprechenden Altersgruppe 100 90 1999 80 1970 70 60 50 40 30 20 10 0 15 bis unter 20 20 bis unter 25 25 bis unter 30 30 bis unter 35 35 bis unter 40 40 bis unter 45 Altergruppe der Frauen in Jahren Landeshauptstadt Stuttgart, Statistisches Amt Abbildung 4 k Hauptbeitrag Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 5/2001 Rückgang der Geburtenhäufigkeiten bis zum Alter 30 Die absoluten Zahlen werden durch die Unregelmäßigkeiten unserer Altersgliederung mit beeinflusst Bisher wurden absolute Zahlen der Lebendgeborenen dargestellt. Wie bereits betont, hängen diese jedoch auch von der Besetzungsstärke der Frauenjahrgänge ab. Aus stark besetzten Jahrgängen sind - gleiche Geburtenhäufigkeit unterstellt - mehr Lebendgeborene zu erwarten als aus schwach besetzten Jahrgängen. Der direkte Vergleich der absoluten Zahlen wird durch die Unregelmäßigkeiten unserer Altersgliederung beeinträchtigt. Um diese auszugleichen, berechnet der Statistiker auf je 1000 Frauen der entsprechenden Altersgruppe bezogene Geburtenziffern oder Geburtenhäufigkeiten. Die Geburtenziffern sind im jüngeren Alter deutlich abgesunken Tabelle 3 und Abbildung 4 bestätigen, dass bis zum Alter 30 die Geburtenziffern abgesunken sind. Dieser Rückgang war besonders deutlich im Alter zwischen 20 und 30 Jahren. Dagegen sind die Geburtenhäufigkeiten im Alter zwischen 30 und 40 Jahren angestiegen. Wies 1970 die Altersgruppe 25 bis unter 30 Jahre die höchste Geburtenhäufigkeit auf, so war dies 1999 die Altersgruppe 30 bis unter 35 Jahre. Altersgruppenspezifische Geburtenziffern in Stuttgart 1970 und 1999 Altersgruppe der Mutter in Jahren 15 bis unter 20 20 bis unter 25 25 bis unter 30 30 bis unter 35 35 bis unter 40 40 bis unter 45 Geburtenziffer 1970 1999 20,8 71,8 90,0 67,6 31,0 7,5 11,6 50,2 75,5 78,7 37,4 6,3 123 Daten 1970: Weibliche Bevölkerung Volkszählung Mai 1970. Lebendgeborene Tabelle N30 für Stuttgart vom Statistischen Landesamt. Ziffern 1999: Statistisches Jahrbuch Stuttgart 2000, Seite 40. Landeshauptstadt Stuttgart, Statistisches Amt Tabelle 3 Qualifizierte Ausbildung und Erwerbstätigkeit tragen dazu bei, dass sich die Geburt von Kindern auf ein höheres Alter der Frau verschiebt k Viele Frauen absolvieren heute eine qualifizierte Ausbildung, die nicht im Alter 15, sondern vielleicht erst im Alter 19 oder 25 beendet ist. Anschließend haben diese Frauen den verständlichen Wunsch, das Gelernte in der Praxis anzuwenden, nach der qualifizierten Ausbildung nun eine qualifizierte Tätigkeit auszuüben. Erst wenn sie in dieser Tätigkeit eine bestimmte Position erreicht haben, etwa mit der Ernennung zur Beamtin auf Lebenszeit, sehen viele Frauen nun die Möglichkeit, Kinder zu haben. Es ist bedauerlich, dass unsere Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung es Frauen nicht gerade leicht macht, eine qualifizierte und verantwortungsvolle Tätigkeit mit Familie und Kindern zu verbinden. 1 Der Autor, Dr. Gerhard Gröner, ist außerplanmäßiger Professor an der Universität Hohenheim und leitete bis zu seiner Pensionierung im Juli 1998 die Abteilung „Bevölkerung und Kultur“ im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg.