UNIVERSITÄTSKLINIK FÜR KINDER- UND JUGENDPSYCHIATRIE/PSYCHOTHERAPIE ULM Aufklärungsbogen zum Individuellen Heilversuch – Valproinsäue Liebe Eltern, liebe Patientin, lieber Patient, wir haben Ihnen eine Behandlung mit Valproinsäure als Phasenprophylaktikum empfohlen. Phasenprophylaktika werden bei bestimmten seelischen Erkrankungen zur Verhütung neuer Krankheitsschübe angewendet. Valproinsäure wird zur Prophylaxe manischdepressiver Erkrankungen eingesetzt. Es wirkt stimmungsausgleichend und vorbeugend gegen das Wiederauftreten von akuten Krankheitsschüben. Es wird auch zur Behandlung von Epilepsien eingesetzt. Valproinsäure ist zwar zur Behandlung von manisch-depressiven Erkrankungen bei Erwachsenen zugelassen, wird hier aber außerhalb des zugelassenen Altersbereichs eingesetzt. Im Rahmen seiner Therapiefreiheit kann der Arzt im „individuellen Heilversuch“ (§41 Arzneimittelgesetz (AMG)) ein Medikament verordnen, das in Deutschland für Minderjährige noch nicht abschließend erprobt ist, und vom Bundesinstitut für Arzneimittel (BfArM) für diese Altersgruppe nicht zugelassen ist. mögliche Nebenwirkungen Häufig - - schwere Hautreaktionen Kopfschmerzen Schläfrigkeit Reizbarkeit Übelkeit Leberfunktionsstörungen erhöhter Ammoniakgehalt im Blut (erfordert keinen Therapieabbruch) Missempfindungen Magen-Darm-Beschwerden gelegentlich / selten - - Gewichtszunahme oder –abnahme erhöhter oder verminderter Appetit Störungen der Blutbildung Störungen der Funktion der Bauchspeicheldrüse Enzephalopathie (nichtentzündliche Gehirnerkrankung); Ursache nicht geklärt, aber nach Absetzen reversibel Ausbleiben der Regelblutung Veränderung der Ovarien Aus grundsätzlichen Erwägungen sind Wechselwirkungen mit allen Substanzen, die auf das zentrale Nervensystem einwirken, anzunehmen. Die Sedierung durch z. B. Barbiturate, Benzodiazepine, Antihistaminika und Alkohol kann verstärkt werden. Bei Kombination mit anderen Antikonvulsiva ist zu beachten, dass wechselseitige Beeinflussungen der Wirkstoffkonzentration im Serum möglich sind. Bei Kombinationen mit anderen, auch frei verkäuflichen Medikamenten sollten Sie Ihren Arzt in jedem Fall um Rat fragen. Bei Mädchen und jungen Frauen ist auf eine sichere Methode der Empfängnisverhütung zu achten, da eine keimschädigende Wirkung nicht auszuschließen ist. ____________________________________________________________________________________________________ Überarbeitung Dr. Marc Allroggen / Dr. Michael Kölch 2008 Universitätsklinikum Ulm, Steinhövelstr. 5, 89075 Ulm UNIVERSITÄTSKLINIK FÜR KINDER- UND JUGENDPSYCHIATRIE/PSYCHOTHERAPIE ULM Für alle Medikamente gilt, dass besonders zu Beginn der Behandlung die Reaktionsbereitschaft herabgesetzt sein kann und die Fahrtüchtigkeit herabgesetzt ist. Da es mit Alkohol und Drogen zu Wechselwirkungen kommen kann, sollte auf diese verzichtet werden. Als Alternativen zur Behandlung kommt Lithium in Betracht, für das es für Kinder ab dem Alter von 12 Jahren eine Zulassung nach dem AMG gibt und das daher uneingeschränkt zu Verfügung steht. Dieses Medikament zeigt ebenfalls eine gute Wirkung bei manischdepressiven Erkrankungen. Allerdings gilt hier zu beachten, dass die Gefahr einer Dehydrierung (Austrocknung) besteht, die das Risiko einer Intoxikation erhöht. Da Lithium in den Knochen kumuliert, sollte das Präparat bei Kindern und Heranwachsenden besonders vorsichtig angewendet werden. Beim „individuellen Heilversuch“ liegt das Haftungsrisiko nicht bei dem Medikamentenhersteller oder dem Arzt, sondern bei den einwilligenden Personen. Die Einwilligung zu der Behandlung im Rahmen eines „individuellen Heilversuches“ kann jederzeit zurückgenommen werden. Ein Aufklärungsgespräch mit der Möglichkeit, Fragen zu stellen, wurde geführt. Die Fragen wurden in verständlicher Art und ausführlich beantwortet. Über Risiken und Nebenwirkungen, sowie alternative therapeutische Möglichkeiten wurde ich/ wurden wir aufgeklärt. Die folgenden Punkte wurden zusätzlich besprochen: Einwilligungserklärung Hiermit erkläre ich mich/ erklären wir uns mit der Behandlung meines/unseres Kindes _____________________ mit dem Arzneimittel ____________________ im Rahmen eines „individuellen Heilversuchs“ bis auf Widerruf einverstanden. _________________________________ Unterschrift der/ des Sorgeberechtigten ten _________________________________ Unterschrift der Patientin/ des Patien- ______________________________________________________________ Datum Unterschrift der /des behandelnden Ärztin/ Arztes Telefonisch erreichbar unter: ____________________________