Begabtenförderung in der Mathematischen Lernwerkstatt Braunschweig (und im normalen Unterricht) Frank Förster Hartmut Rehlich, TU Braunschweig Wolfgang Grohmann, Daniela Aßmus, Friedhelm Käpnick, Mandy Fuchs, Torsten Fritzlar, … Letztes Wochenende in Dresden … Wie plant man eine optimale Tour für Müllautos? Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 Wie plant man eine optimale Tour für Müllautos? (Ausschnitt) Stadtplan Braunschweig Beschreibung als „Graph“ Möglichst kurzer Weg Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 Arbeitsaufträge: Beschäftigt euch mit den folgenden Fragen: – Frage(n) 1: Wann gibt es auf einem Graphen eine Rundtour? Wann gibt es keine? – Frage 2: Wenn ich weiß, dass es eine Rundtour gibt, wie finde ich diese? – Frage 3: Was machen wir, wenn es in dem Graphen keine Rundtour gibt? Wie findet man dort eine optimale Müllabfuhrtour? Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 „Außen rum“ - Zwiebelschalenmethode Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 „Einzelkreise“ Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 „Verbotene Kanten“ Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 Wieder in Braunschweig … Bewertungen Die 8 Ecken (möglichst gut) paarweise verbinden, Eulertour suchen und Sackgassen doppelt fahren. 36 B 13 C 21 G 12 15 13 A 38 15 16 10 D 11 15 9 17 23 15 E 11 Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 23 17 H F Der Gang der Erkundungen Graph Alle Ecken mit gerader Anzahl Kanten Eulertour suchen FERTIG Ecken mit ungerader Anzahl Kanten 2 Ecken mit ungerader Anzahl Kanten 4, 6, 8, … Ecken mit ungerader Anzahl Kanten 1, 3, 5 … Ecken mit ungerader Anzahl Kanten Minimal verbinden Ecken paarweise verbinden ??? Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 „Die Anzahl der Ecken mit ungerader Anzahl von Kanten ist gerade“ Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 Das Beispiel … … ist ausgesprochen gut geeignet zur Förderung interessierter/begabter SuS verschiedener Jahrgangsstufen. … eignet sich nicht unbedingt für den normalen Unterricht. Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 Was erwartet Sie heute … Einleitung Zur Historie und Konzeption der MLW Zur Auswahl der SuS Natürliche Differenzierung im „normalen Unterricht“ Geöffnete Aufgabensequenzen Abschließende Worte zur MLW Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 Mathematische Lernwerkstatt Braunschweig Mathematische Lernwerkstatt Braunschweig - Der Ort 1) Grundschule Heinrichstraße 3) Bienroder Weg 97 - 106 2) Pockelsstraße 11 4) Bienroder Weg 97.10 Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 Mathematische Lernwerkstatt Braunschweig – Die Idee Zwei Teilprojekte Förderung mathematisch begabter Schülerinnen und Schüler und von Kindern mit „Rechenschwäche“ Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 Mathematische Lernwerkstatt Braunschweig - Personen Vor 2000 – Praxisseminare zur Rechenschwäche Klasse 2-4 (R. Guder) 2000 – Eigentliche Gründung der MLW (Prof. F. Käpnick und R. Guder) – Begabtenförderung Klasse 3 und 4 – Mitarbeit: M. Fuchs, G. Schmidt Frank Förster - 17. Forum Begagbungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 Mathematische Lernwerkstatt Braunschweig - Personen 2003 – Übernahme des Bereichs Rechenschwäche durch W. Grohmann und G. Schmidt 2005 – Leitung der Mathematischen Lernwerkstatt: F. Förster – Mitarbeit: W. Grohmann, G. Schmidt, K. Wenzig – Ausbau der Begabtenförderung auf die Klassenstufen 5 und 6 Mathematische Lernwerkstatt Braunschweig - Personen 2008 – Mitarbeiter: D. Aßmus, F. Förster, H. Rehlich G. Schmidt – Technische Unterstützung: St. Juskowiak 2012 – Mitarbeiter: F. Förster, H. Rehlich G. Schmidt, St. Juskowiak – Ausbau der Begabtenförderung auf die Klassenstufen 7 und 8 (Drittmittelförderung) Mathematische Lernwerkstatt Braunschweig - Ziele Zielsetzungen – Förderung der Schülerinnen und Schüler – Ausbildung von Lehramtsstudierenden – Plattform unterschiedlicher Forschungsfragen, z.B. • ViStAD (BS/HAL) • Geöffnete Aufgabensequenzen Ausbildung von Lehramtsstudierenden Förderung der SuS als „normale Seminare“ Mehrfachangebote in unterschiedlichen Modulen GHR 300: Projektband Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 Forschung ViStAD (Video-Studie Analoges Denken) Aßmus, Förster, Fritzlar (BS/HAL) Zielsetzungen/Forschungsfragen: – Inwieweit sind Fähigkeiten der Analogieerkennung und der Analogienutzung bei Grundschulkindern Merkmale mathematischer Begabungen? – In welchen Phasen des Problembearbeitungsprozesses tritt Analogieerkennung auf? – Wie wirken sich die Vorgehensweisen der Schülerinnen und Schüler auf die Analogieerkennung aus? – Welche Einflüsse hat die Gestaltung der ersten Aufgabe auf die Analogieerkennung (Transferdistanz)? Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 Aufgabenstellungen Durchführung der Studie Aufgaben und Probandenzahlen Aufgabe N Kombinatorik V1 (math. pot. Begabte / Testgruppe) 12 Kombinatorik V2 (TG) 23 Kombinatorik V2 (Vergleichsgruppe) 12 Dreieckszahlen (TG) 25 Dreieckszahlen (VG) 19 Rechteckszahlen (TG) 36 Rechteckszahlen (VG) 26 Wege vom Berg / Bienenwaben (TG) 15 GESAMTZAHL DER INTERVIEWS 168 Auswahl der Fördergruppe Klasse 3 (2013) Informationen zur MLW auf Homepage, Check In und Flyer Anschreiben der BSer GS (45 Schulen) Auswahl der Lehrpersonen (ca. 300 Elternbriefe) oder Direktkontakt mit Eltern (ca. 10/Jahr) Schnupperstunde (100 Kinder) Aufgabenwettbewerb (60 Kinder) Auswertung AW, Beob. Schnupperst., Auswertung „Hausaufgaben“, … Auswahl der Fördergruppe Klasse 3 (23 Kinder) Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 Teilnehmerzahlen 2008 - 2013 300 250 200 Schnupperstunde Aufgabenwettbewerb 150 Fördergruppe 3 Fördergruppe 4 (Neu) 100 50 0 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 2014 Übersicht Teilnehmerzahlen Auswahl Mädchenanteil durchweg etwa ein Drittel – s.a. Benölken (z.B. 2014) Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 Indikatoraufgaben Was testen die Aufgaben des Aufgabenwettbewerbs? Grundlage Käpnicks Merkmalsystem mathematischer Begabung Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 Merkmale mathematisch begabter Kinder M1 Speichern mathematischer Sachverhalte im Kurzzeitgedächtnis unter Nutzung erkannter mathematischer Strukturen, M2 Mathematische Fantasie, M3 Strukturieren mathematischer Sachverhalte, M4 Selbständiger Transfer erkannter Strukturen, M5 Selbständiger Wechsel der Repräsentationsebenen M6 Selbständiges Umkehren von Gedankengängen M7 Mathematische Sensibilität (Käpnick 1998, 119) Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 Fähigkeit zum Speichern mathematischer Sachverhalte im Kurzzeitgedächtnis unter Nutzung erkannter mathematischer Strukturen 1 19 18 2 9 11 12 8 7 13 14 6 3 17 16 4 Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 Merkmale mathematisch begabter Kinder M1 Fähigkeit zum Speichern mathematischer Sachverhalte im Kurzzeitgedächtnis unter Nutzung erkannter mathematischer Strukturen, M2 mathematische Fantasie, M3 Fähigkeit im Strukturieren mathematischer Sachverhalte, M4 Fähigkeit im selbständigen Transfer erkannter Strukturen, M5 Fähigkeit im selbständigen Wechseln der Repräsentationsebenen M6 Fähigkeit im selbständigen Umkehren von Gedankengängen beim Bearbeiten mathematischer Aufgaben, Problemaufgaben M7 Mathematische Sensibilität Aufgabe M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 1a 1b 2 3 4 () () () 5 () 6 7 () () Grau unterlegt: Kernaufgaben des AW Aufgaben: Aßmus, Aßmus/Förster, Käpnick (1998, 2001), König (2005) Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 Beispiele aus Aufgabenwettbewerb Lösungen Klasse 3 und 4 Video 25 Kreise (Abs.) Häufigkeiten Punktsumme 90 1 19 18 2 9 11 12 8 7 13 14 6 3 17 16 4 80 70 60 Auswahl der Fördergruppe 50 40 30 20 10 0 (Abs.) Häufigkeiten Kernaufgaben 70 60 Auswertung des Aufgabenwettbewerbs, 50 „Besondere“ Lösungen, Beobachtungen in Schnupperstunde, 40 Auswertung „Hausaufgaben“, … 30 20 10 0 Aufgabenwettbewerbe 2010-2013 Kernaufgaben vs. Summe ohne Kernaufg. 100% 90% Kernaufgaben gew. 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 1 19 18 2 9 11 12 8 7 13 14 6 3 17 16 4 0% 0% 20% 40% 60% 80% Summe ohne Kernaufgaben gew. Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 100% Aufgabenwettbewerbe 2010-2013 Kernaufgaben vs. Summe ohne Kernaufg. 100% 90% Kernaufgaben gew. 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 0% Korrelation ≈ 0,3 20% 40% 60% 80% Summe ohne Kernaufgaben gew. Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 100% Auswahl der Fördergruppe Klasse 3 (2012) Informationen zur MLW auf Homepage, Check In und Flyer Anschreiben der BSer GS (42 Schulen) Auswahl der Lehrpersonen (ca. 300 Elternbriefe) oder Direktkontakt mit Eltern (ca. 10/Jahr) Schnupperstunde (105 Kinder) Aufgabenwettbewerb (67 Kinder) Auswertung AW, Beob. Schnupperst., Auswertung „Hausaufgaben“, … Auswahl der Fördergruppe Klasse 3 (25 Kinder) Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe 2014-03-27 Auswahl der Fördergruppe Klasse 3 (2012) Informationen zur MLW auf Homepage, Check In und Flyer Anschreiben der BSer GS (42 Schulen) Auswahl der Lehrpersonen (ca. 300 Elternbriefe) oder Direktkontakt mit Eltern (ca. 10/Jahr) Schnupperstunde (105 Kinder) Aufgabenwettbewerb (67 Kinder) IQ-TEST (45 Kinder) Auswertung AW, Beob. Schnupperst., Auswertung „Hausaufgaben“, … Auswahl der Fördergruppe Klasse 3 (25 Kinder) Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe 2014-03-27 Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe 2014-03-27 Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe 2014-03-27 Spezifische mathematische Begabung „Im Hinblick auf die Korrelation zwischen den Leistungen im Mathematiktest und den ermittelten IQ-Werten der SuS lässt sich zunächst feststellen, dass sowohl für die Kernaufgaben als auch für die Summe des Mathematiktests eine schwache Korrelation besteht. “ (Oberländer 2013, 35) – Ähnliche Ergebnisse beim PriMA-Projekt Hamburg (2013, s.a. Nolte 2011) – Zu möglichen Gründen s.a. Kießwetter 1992 Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 Kinder mit hohem IQ Wert 5 Abmeldungen bis Ende Klasse 3 bei den 10 Kindern mit den höchsten IQ-Werten Kinder mit hohem IQ profitieren bei regelmäßiger Teilnahme von dem Förderprogramm … insb. Kinder, die sonst nicht in das Förderprogramm gekommen wären: Aber: Unterschiede bleiben bestehen … Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe 2014-03-27 Kinder mit hohem IQ Wert Summe (%) vs. Kern (%) Klasse 4 (2013) mit IQ-Kindern 120% 100% 80% 60% 40% 20% 0% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Aber: Unterschiede bleiben bestehen Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe 2014-03-27 Jetzt kommt eine gewagte Überleitung! Zielsetzungen in der MLW Lernen, selbst Fragen stellen Lernen, selbst Hypothesen aufstellen Aufbau prozeduralen Wissens Platz schaffen für unbewusste und vorbewusste Lösungswege ⇒ geöffnete Aufgaben ⇒ unterschiedliche Lösungswege beim Problemlösen fördern Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 Und die Umsetzung der Ideen im normalen Unterricht … Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 Die Aufgabenstellung Entdeckungen beim Subtrahieren und Addieren – Denke dir eine 3-stellige Zahl mit verschiedenen Ziffern aus. Schreibe dann die umgedrehte Zahl und ziehe die kleinere von der größeren Zahl ab. • Beispiel: 321 – 123 = 198 – Drehe die Differenz ebenfalls um und addiere die entstandene Zahl zu der Differenz. • Beispiel 198 + 891 = 1089 – Überlege dir noch weitere Aufgaben mit 3-, 4- und 5-stelligen Zahlen und notiere deine Entdeckungen. • Tipp: Je mehr du rechnest, desto leichter kannst du etwas entdecken! Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 Mögliche Entdeckungen 3-stellige Zahlen: – Differenz: • • • • • Z=9 E+H=9 Übertrag Z und H Quersumme 18 Vielfache 99 – Summe: • 1089 (oder 198) • Übertrag H und T • Quersumme 18 Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 x9y +y9x 1089 Video 1 Video 2 Ergebnisse von J und P Die Summe bei 3-stellige Zahlen ist immer 1089, außer man erhält die Differenz 99 und rechnet ohne 0 weiter, dann ist die Summe 198. Die Summe der dreistelligen Zahlen mit einer 0 angehängt ergibt die Summe der vierstelligen Zahlen: 1089 + 0 → 10890. Gleiche Differenzen führen zu gleichen Summen. Unterschiedliche Differenzen können trotzdem zu gleichen Summen führen. Die erste Ziffer des Minuenden muss größer sein als dessen letzte Ziffer, dieses führt immer zu einem Übertrag in den Zehnern. Dieser Übertrag und die Tatsache, dass bei drei- und fünfstelligen Zahlen immer zwei gleiche Ziffern in der Mitte untereinander stehen, führen zu 9en in der Mitte der Differenz bei diesen Zahlentypen. (Video 1) Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 Ergebnisse von J und P Durch die 9 in der Mitte der Differenz bei den drei- und fünfstelligen Zahlen, entsteht direkt unter ihr eine 8 in der Summe. Ist in einer vierstelligen Zahl die Hunderterziffer des Minuenden kleiner als dessen Zehnerziffer, erfolgt die Summe 9999 in der anschließenden Addition. (Video 2) Ist in einer fünfstelligen Zahl die Tausenderziffer des Minuenden kleiner als dessen Zehnerziffer, so steht in der Differenz keine 9 an Hunderterstelle und es entsteht die Summe 99099 in der anschließenden Addition. Eine Zahl mit aufeinander folgenden Ziffern als Minuend führt bei den vierstelligen Zahlen zu der Differenz 3087 und der Summe 10890 und bei den fünfstelligen Zahlen zu der Differenz 41976 und der Summe 109890. Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 Einschätzung „Dürftige“ schriftliche Ergebnisse vs. vielfältige „Entdeckungen“ während der Arbeitsphase „Flüchtigkeit“ der Entdeckungen (Unbedachte) Kommentare (der Lehrperson oder anderer SuS) können weitere Beschäftigung mit einer Entdeckung verhindern Notwendigkeit einer Besprechung zur Strukturierung des Wissens „Zurechtschneiden“ der komplexen Aufgabenstellungen für UR-Einsatz in „normalen Klassen“ – S.a. Aßmus/Förster (2014) Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 „1089“ in einer Regelschulklasse Es wurde (auch nach Einschätzung der Lehrkraft) hinreichend „geübt“. „Die Entdeckungen der vielen Rechnungen wurden allerdings von keinem Kind notiert. Dieser Arbeitsauftrag scheint demnach völlig missachtet zu werden und für die Kinder keine Bedeutung zu haben.“ „Um beurteilen zu können, ob noch mehr, außer Üben, passiert ist, muss das Transkript betrachtet werden.“ 50 – MA-Arbeit Anna Peter (2008) Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 Entdeckungen bei 3-stelligen Zahlen (4b) Durch die gleichen Zahlen im Zehner des Minuenden und Subtrahenden und durch den Übertrag in den Zehnern, der dadurch entsteht, dass die erste mit der letzten Ziffer vertauscht wird, erscheint immer eine Neun als Zehner der Differenz. Die möglichen Summen sind 198 und1089. In der Summe ist immer eine Acht enthalten. Die Quersumme der Differenzen und Summen ist immer 18. Die Quersumme der Differenzen und Summen aus Aufgaben mit 4- oder 5-stelligen Zahlen entspricht immer einer Zahl aus dem 1 mal 9. Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 Fazit der Erprobung Reflexion der Lehrkräfte: – Die Stunde lässt sich gut in den „normalen“ Unterricht integrieren. – Sie motivierte auch SuS mit einer Hauptschulempfehlung sehr stark und ließ diese mitarbeiten. – Gute Kontrollmöglichkeit der Ergebnisse („Fehler auf einen Blick erkannt“). Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 Also: Differenzieren im Mathematikunterricht? Ja! – Aber natürlich! Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 Zur Gestaltung von Aufgaben Anforderungen an Aufgaben – – – – – – Wecken von Interesse und Neugierde Leichte Verständlichkeit Ermöglicht Anschlussprobleme Regt Eigenproduktionen an Reichhaltige mathematische Substanz Forcieren probierender Ansätze durch das Einstiegsproblem – Planung als Übungsstunden durch die Möglichkeit probierender Lösungsversuche (Übungseffekt) – In einer Schulstunde durchführbar Käpnick (2001), Förster/Grohmann (z.B. 2008/2010) Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 Geöffnete Aufgabensequenzen Übungsstunde für alle SuS – Klare Formulierung der Zielsetzung der Stunde („Was soll geübt werden?) – Natürliche Differenzierung erlaubt • (Rechen-) Schwachen SuS, auf ihrem jeweiligen Niveau zu üben • Begabten SuS, mehr zu entdecken Format: – Einstiegsaufgabe – Differenzierende Übung – Öffnung Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 Originalaufgaben Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe 2014-03-27 Orientierung im Hunderterfeld – Einstiegsaufgabe 1. 2. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 89 98 99 100 Finde Regelmäßigkeiten und Auffälligkeiten im Hunderterfeld. Tipp: Was passiert, wenn du von verschiedenen Zahlen aus jeweils ein Feld nach oben gehst? Probiere das für alle Richtungen aus. Trage in die weißen Felder die Zahlen des Hunderterfeldes ein, die dorthin gehören. Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe 2014-03-27 Differenzierende Übung 3. Fülle die Puzzleteile des Hunderterfeldes aus. 4. Wo kannst du die 33 (die 37) einsetzen? Fülle auch die anderen Felder aus. 4 Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe 2014-03-27 10 Öffnung 5. Denke dir eigene Puzzleteile für das Hunderterfeld aus Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe 2014-03-27 Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe 2014-03-27 Natürliche Differenzierung – Ein Fazit Vorteile der Differenzierung innerhalb eines gemeinsamen (ma-)thematischen Rahmens – Für die Schülerinnen und Schüler • Kein Weglassen von Aufgaben für schwache Schülerinnen und Schüler (Vermeidung einer Defizitsichtweise); • Keine expliziten Zusatzaufgaben für stärkere Schüler (Enrichment statt Acceleration); • Diagnostischer Wert, da selbst gewählte Strategien immer sichere Strategien sind und diese zutage treten; • Generierung von Ideen durch die gesamte Lerngruppe; – Für die Lehrkraft • Geringere Belastung der Lehrkraft: „Übersicht“ im Unterricht und in der Vorbereitung; • Konzentration des Vorbereitungsaufwands auf mathematischen Gehalt: – Gezielte Sachanalytische Vorbereitung; – Generierung von Ideen durch die Lehrkraft. Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 Zurück zur Lernwerkstatt: (Schriftliche) Rückmeldungen zum Projekt Einstellungen zur Mathematik verändern – wo doch Mathe in den Augen meiner Tochter bisher immer blöd war. Nach der Schnupperstunde heute habe ich in strahlende Augen gesehen und nichts war blöd. Wirklich klasse. – H. möchte bei der Lernwerkstatt gerne weitermitmachen. Ihm hat das letzte Jahr an der TU viel Spaß gemacht und wohl auch dazu beigetragen, daß er den Spaß an Mathe nicht ganz verliert. Denn der Schulstoff in Mathe motiviert ihn nicht zum Arbeiten. Freude und Emotionen – Ich bin eben grade müde aufgestanden. Mein Mutter sagte zu mir: „D. du hast eine E-Mail von Herrn Förster bekommen, du hast es in die Fördergruppegeschafft.“ Ich bin natürlich gleich aus dem Bett gesprungen und habe mir natürlich als erstes die E-Mail gelesen und mich ganz dolle über Eure Nachricht gefreut. Danke! Danke! – toll, dass ich einen Platz bekommen habe. Ich freue mich sehr auf den Start. Dank – Felix hat oft fröhlich von den Nachmittagen bei Ihnen berichtet - auch ich fand die unterschiedlichen Aufgabenbereiche sehr spannend. – Vielen herzlichen Dank für Ihren Einsatz und ihr Engagement. Die MatheLernwerkstatt ist eine ganz wundervolle Einrichtung! – Viele Grüße und herzlichen Dank auch an das Team für die nette Arbeit mit den Kindern. Frank Förster - 17. Forum Begabungsförderung - Karlsruhe - 2014-03-27 Und ganz zum Schluss … Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! [email protected] Literatur Hendrick Aßmus, D./ Förster,F. (2013): ViStAD – Erste Ergebnisse einer Video-Studie zum analogen Denken bei mathematisch begabten Grundschulkindern. mathematica didactica 36 (2013), 45-65 Aßmus, D./ Förster,F. (2014): Was sagen schriftliche Aufzeichnungen von mathematisch begabten Schülerinnen und Schülern über deren Lösungsprozesse aus? – Wenig oder fast nichts? Erscheint in: Mönks u.a. (Hrsg.): „Giftedness Across the Lifespan – Begabungsförderung von der frühen Kindheit bis ins Alter" Aßmus, D./ Förster,F./Fritzlar, T. (2014): Analogieerkennung im Problemlöseprozess – ein Verlaufsmodell. In: Beiträge zum Mathematikunterricht 2014 Benölken, R. (2014): begabung, Geschlacht und Motivation – Erkenntnisse zur Bedeuting von Selbstkonzept, Attribution und Interessen als Bedingungsfaktoren für die Idenifikation mathematischer Begabung. In: JMD 35(2014)1, S. 129-158 Förster, F./Grohmann, W. (2010): Geöffnete Aufgabensequenzen zur Begabungsförderung im Mathematikunterricht . In: Fritzlar, T., Heinrich, F. (Hrsg.): Kompetenzen mathematisch begabter Grundschulkinder erkunden und fördern. Mildenberger, 111-126 Förster, F./Rehlich, H. (2014): Zum Konzept der Begabtenförderung in der Mathematischen Lernwerkstatt des IDME Braunschweig. Erscheint in: Heinrich, F. / Juskowiak, St.: Mathematische Probleme lösen lernen. Münster: WTM Käpnick, Friedhelm (1998): Mathematisch begabte Kinder. Modelle, empirische Studien und Förderungsprojekte für das Grundschulalter. Frankfurt am Main: Lang. Käpnick, Friedhelm (2001): Mathe für kleine Asse. Klasse 3/4. Berlin: Volk und Wissen. Kießwetter, Karl (1992): „Mathematische Begabung“ – über die Komplexität der Phänomene und die Unzulänglichkeiten von Punktbewertungen. MU 1 (1992), S. 5-18 König, Helmut (2005): Welchen Beitrag können Grundschulen zur Förderung mathematisch begabter Schuler leisten? Mathematikinformation Nr. 43 (2005), S 39-60 http://www.mathematikinformation.info/pdf/Mi43Koenig.pdf [2011/08/22] Nolte, Marianne (2011). Ein hoher IQ garantiert eine hohe mathematische Begabung! Stimmt das? – Ergebnisse aus nein Jahren Talentsuche im PriMa-Projekt Hamburg. Beiträge zum Mathematikunterricht 2011, WTM Verlag, S. 611-614 [email protected]