Petition: Schutz für das Leben der Tiere

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4/2003
PRO
SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR TIERSCHUTZ
Petition:
Schutz für das
Leben der Tiere
ProTier 4/03
1
Impressum
Inhalt
Zeitschrift der Schweizerischen
Gesellschaft für Tierschutz/ProTier,
Zürich
Nr. 4 November 2003
31. Jahrgang
Erscheint 4x jährlich
Wir geben Tieren ein Zuhause
4
Transgene Tiere als Krankheitsmodelle
6
Die Labormaus braucht mehr zum Leben
10
Gute und böse Versuche
13
Eine Erbstreitigkeit
15
Abonnement
Mitglieder erhalten die Zeitschrift
kostenlos
Jahresbeitrag
Fr. 30.–
Jugendmitglieder (bis 18 Jahre) Fr. 20.–
Einzelnummer
Fr. 6.–
Jahresabonnement
Fr. 20.–
Projekt «Rettung der letzten Delfine der Adria»
16
Pilotwalmutter zeigt Whale-Watchern ihr totes Baby
17
Mysteriöse Fische
18
Kommerzieller Walfang dezimierte auch andere Meeressäuger
19
Nur mit Ihrer Hilfe können wir helfen!
20
Wildtiere in Zirkussen – in Deutschland bald Geschichte?
21
Redaktion:
Rita H. Dubois (rd)
Feuer frei auf Singvögel in Griechenland
22
Was darf es sein? Schlange oder geräucherter Elefant?
23
Ständige Mitarbeiter:
Nathalie Dubois (nd)
Ulrich Karlowski (uk)
Ulrike Kirsch (uki)
Auslandsjäger erlegen bedrohte Tiere
24
Borneo-Elefanten sind einzigartig
25
Kambodscha: Hoffnungsschimmer für Malaienbär
26
Käfigbatterien in Deutschland bald wieder hoffähig?
27
Mitarbeit an dieser Ausgabe:
R. A. Attinger
Chinesische Tiger in Afrika!
28
Fragwürdiger Urlaubstipp
30
Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der
Weiterverwendung der Artikel und Bilder
nur mit ausdrücklicher, schriftlicher Genehmigung der Redaktion.
Besserer Schutz für Amphibien und Auen
36
Patenschaften
39
Die Beiträge decken sich nicht unbedingt
mit der Meinung der Redaktion und des
Vorstandes
Labormäuse
Transgene Tiere
Titelbild:
Eichhörnchen
Foto: Alfa Kartos
Layout:
proVista – prepress, publishing, design
Urs Widmer, 4123 Allschwil
Druck:
Fotorotar AG, 8132 Egg
10
Petition: Schutz für Leben der Tiere
24
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h!
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2
Illegale Jagd auf bedrohte Tiere
tt
Bi
Alfred-Escher-Strasse 76
CH-8002 Zürich
Telefon:
01 201 25 03
Telefax:
01 201 26 23
Postcheck: 80-37221-2
E-Mail:
[email protected]
URL:
www.protier.ch
6
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SCHWEIZERISCHE
GESELLSCHAFT
FÜR TIERSCHUTZ
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37
ProTier 4/03
Editorial
Foto: Martin Siegenthaler
Liebe Tierfreunde
T
rotz der anhaltenden wirtschaftlichen Krisensituation
und der auch bei uns spürbaren Verunsicherung vieler Spenderinnen und Spender haben wir
uns in diesem Jahr erneut mit viel
Einsatz und Erfolg für notleidende
Tiere einsetzen können. Doch in die
Freude über das unter nicht immer
einfachen Bedingungen Erreichte
und Geleistete mischt sich leider
auch immer wieder Traurigkeit und
völlige Hilflosigkeit, wenn man sich
plötzlich mit einer Tragödie konfrontiert sieht, helfen möchte, aber
doch – so schwer es auch fällt –
untätig bleiben muss.
Ich denke hier an die unter grauenhaften Bedingungen lebenden Tiere auf Pelztierfarmen. Das Gefühl
von mit Hilflosigkeit gepaarter Wut
angesichts der verängstigten, völlig verhaltensgestörten, kranken
Tiere kann man nicht in Worte fassen. Ähnlich fühlten wir uns, als die
Tragödie der rund 60 000 aus Australien nach Saudi-Arabien verschifften Schafe bekannt wurde, die
wochenlang in viel zu kleine Laderäume eingepfercht ohne ausreichende Versorgung mit Wasser und
Futter auf dem Meer ausharren
mussten. Auch Tierschutzorganisationen in Australien, die wir kontaktierten, konnten nicht weiterhelfen.
Die Situation war einfach aussichts-
ProTier 4/03
los. Und so lange Lebendtransporte quer durch Europa oder per
Schiff von einem Kontinent zum
anderen erlaubt sind, werden unzählige Tiere weiterhin aus Profitgier leiden müssen. Nur wenn Politik und Gesellschaft bereit sind, diesem skandalösen Treiben ein Ende
zu setzen, besteht Aussicht, dass
derartige Horrorszenarien eines
Tages nicht mehr zum Alltag gehören. Der Weg dahin ist lang, aber
wir sind bereit, ihn mit Ihrer wertvollen Unterstützung zu gehen.
Denn der Willkür gegenüber den
Tieren, ihrer Behandlung als beliebig verschiebbare «Ware» kann
jede/jeder Einzelne gegenübertreten. Es hängt von uns ab, ob wir
Pelzprodukte kaufen oder nicht, ob
wir zu Billigfleisch oder zu Produkten aus umweltverträglicher und
tiergerechter Landwirtschaft greifen. Durch unser Verhalten können
wir ein Beispiel geben und mithelfen. Ich würde mich sehr freuen,
wenn wir gemeinsam mit Ihnen,
liebe Gönnerinnen und Gönner, auf
unserem sicher beschwerlichen,
aber auch sehr lohnenswerten Weg
für ein harmonisches Miteinander
von Mensch, Natur und Tier voranschreiten könnten. Gemeinsam
können wir denen, die sich nicht
wehren und nicht um Hilfe rufen
können, eine Stimme geben.
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete
und friedliche Weihnachtszeit und
einen besinnlichen Jahresausklang.
Gleichzeitig danke ich allen, die uns
in diesem Jahr unterstützt haben,
damit wir den Tieren helfen konnten, ganz herzlich.
Bis zum nächsten Mal
Ihre
Rita Dubois
Geschäftsführerin
Für mehr Informationen über unsere Tätigkeit besuchen
Sie uns bitte im Internet unter: www.protier.ch
3
Wir geben Tieren
Patenti
er
Rasputin, 8-jährig.
Aus privaten Gründen konnte die
Mischlingshündin
nicht an ihrem ehemaligen Platz bleiben. Sie ist sehr lieb,
problemlos und für
ihr Alter noch überaus verspielt. Da sie
etwas stürmisch sein
kann, sollte sie besser nicht zu Kleinkindern kommen. Als
Familienhund bei bereits grösseren Kindern würde sie sich
aber sehr wohl fühlen. Sie kommt mit
Rüden sehr gut aus,
mit anderen Hündinnen weniger. Sie hat
aber keine Probleme,
wenn sie ihnen aus dem Weg gehen kann.
liz
Unkomp
4
iert
Danny, halbjährig.
Der junge, verspielte
Beagle wurde unüberlegt angeschafft.
Schon nach kurzer
Zeit merkte man, was
es bedeutet, einen
jungen Hund im Haus
zu haben. Es wurde
gesagt, Danny beisse,
was aber überhaupt
nicht stimmt. Er ist
lediglich etwas übermütig, was in seinem Alter völlig
normal ist. Er wäre ein super Familienhund. Danny hat
zwar einen Grundkurs für Junghunde besucht, er muss
aber noch viel lernen und braucht eine konsequente
Erziehung.
Energiel
bünde
Quentin, 12-jährig. Sein
ehemaliger Besitzer war
überfordert, als er sich
plötzlich alleine um den
Hund kümmern musste.
Der Silky-Terrier-Rüde
ist brav und lieb. Allerdings hört er wahrscheinlich nicht mehr
ganz so gut, ansonsten
ist er trotz seines fortgeschrittenen Alters immer noch quicklebendig und gesund. Er würde sich bei älteren Leuten, die noch rüstig sind, wohl fühlen. Mit anderen Hunden, ob gross
oder klein, kommt er gut aus, solange es nicht ums
Futter geht, denn da versteht er keinen Spass.
Immer
t
noch fi
Mirco, 1-jährig. Beinahe
Glück gehabt hätte der
liebenswürdige Kater.
Er hatte ein neues Zuhause gefunden, nur leider war die bereits vorhandene Katze alles andere als einverstanden
mit dem «Neuen» und
wurde unsauber. Mirco
musste leider wieder
zurück ins Tierheim. Er
selbst hat gar kein Problem mit anderen Katzen, ist lieb
und verschmust. Falls möglich, sollte er an einen Ort
mit Auslauf.
Findelk
atze
ProTier 4/03
Fotos: © Nathalie Dubois
Boris, 12-jährig. Der
Münsterländerrüde
ist eines unserer Patentiere. Er verlor
seinen Platz durch
Krankheitsfall seines
Besitzers. Es ist sehr
schwierig, für Boris
einen Platz zu finden,
da er einen sehr starken Jagdtrieb hat.
Daher kann er auch
nicht zu Katzen platziert werden. Ebenso
wenig ist er geeignet
für einen Haushalt
mit Kleinkindern. Mit
Hündinnen kommt
er gut aus, zu anderen Rüden hingegen
ist er nicht immer
sehr freundlich, da er
sehr dominant ist.
Ein eingezäuntes Grundstück und langjährige Hundeerfahrungen wären zwingende Voraussetzung, um
Boris vermitteln zu können.
ein Zuhause
Gefund
Nicki, 3-jährig. Sie fristete ein äusserst trauriges Dasein. Tagsüber
war sie in einem Zimmer
eingesperrt und wurde
mit Medikamenten ruhig
gestellt. Bei einem Praxisbesuch wurde der
Tierarzt auf die Missstände aufmerksam und
informierte uns. Nicki ist
sehr sensibel und kann
auch als Einzelkatze platziert werden. Auslauf ist
sie sich nicht gewohnt
und würde sich auch in
einer Wohnung mit Balkon wohl fühlen.
Befreit
Twinkle, etwa 2-jährig. Als sie gefunden wurde, war sie stark abgemagert, inzwischen ist
sie im Tierheim aber wieder zu Kräften gekommen. Die Schildpattkatze ist sehr lieb und
anhänglich. Mit anderen Katzen kommt sie
sehr gut aus. Ob sie Hunde gewohnt ist,
weiss man nicht, da man ihre Vorgeschichte
nicht kennt. Twinkle braucht unbedingt Auslauf. Allfällige Kinder sollten nicht mehr allzu klein und den verantwortungsvollen Umgang mit Tieren gewohnt sein.
Minouche, 13-jährig. Ihre ehemalige Besitzerin fühlte sich plötzlich genervt von der Katze und schob sie kurzerhand ins Tierheim ab.
Minouche ist anfangs eher scheu und zurückhaltend. Kennt sie einen aber etwas besser,
kann sie sehr anhänglich sein. Sie sucht einen Platz in einem ruhigen Haushalt. Auslauf
ist nicht unbedingt nötig, ein Balkon reicht ihr
auch. Nicht zu Hunden und Kleinkindern.
Zugelau
Überdr
uss
Unser Spendenkonto
PC: 80-37221-2
Vermerk: Findeltiere
Schweizerische Gesellschaft für Tierschutz
Alfred-Escher-Strasse 76
CH-8002 Zürich
ProTier 4/03
en
fen
Nikita, 1-jährig. Die dreifarbige Kätzin ist ein Findeltier. Die
Leute, denen sie zugelaufen
ist, konnten sie leider nicht
selbst behalten. Nikita ist sehr
lieb und zutraulich. Sie kommt
zwar mit anderen Katzen gut
aus, sucht aber den Kontakt
nur wenig. Als Zweitkatze
käme nur eine ruhige Katze,
wie zum Beispiel Nicki, in Frage. Auch sie braucht nicht
zwingend Auslauf ins Freie.
Flöckli,
2-jährig.
Eine Allergie ihres
Besitzers kostete die
Katze ihr Zuhause,
und sie musste ins
Tierheim. Sie ist verschmust und sensibel. Auch sie ist
sich gewohnt, nach
draussen zu können, und braucht einen Platz mit Auslauf ins Freie an verkehrsarmer Lage.
Die unkomplizierte
Katze würde sich durchaus auch in einer Familie mit bereits grösseren Kindern wohl fühlen.
Allergie
5
Transgene Tiere als
Krankheitsmodelle
Foto: © ALTEX
Erweitertes Manuskript zum Vortrag anlässlich der 3. Tierversuchstagung. Tierversuche in Frage gestellt. Schweizer Tierschutz STS,
Kongresszentrum Hotel Arte, Olten, 4. September 2003
VON PD DR . DANIEL AMMANN
SAG GESCHÄFTSSTELLE
Dieser doppeldeutige Umgang mit
dem Tier fordert auf Seiten der Wissenschaften neue Kriterien heraus.
Dabei kommt der Gesetzgebung die
grosse Aufgabe zu, Tierversuche
bezüglich der wissenschaftlichen
Legitimation und dem gesellschaftlichen Nutzen in ein richtiges Mass
zu rücken.
Bringt das Gentechnikgesetz mehr Klarheit
zum Umgang mit transgenen Tieren?
Neu im Gentechnikgesetz vom
21. März 2003 ist, dass das Tier auch
als Individuum in Artikel 8 geschützt
werden soll. Artikel 8 führt eine Güterabwägung ein, wobei zahlreiche
schutzwürdige Interessen des Menschen zusammen mit der Würde
der Kreatur in die Waagschale geworfen werden (Kasten rechts).
Ob die Würde der Kreatur missachtet ist, wird im Einzelfall anhand
6
Foto: © ASM
D
ie Einstellung gegenüber
den Tieren ist heute in den
Industriestaaten ambivalent und hat ein extremes Mass
erreicht. Tiere werden als Gefährten des Menschen und sogar als
Familienangehörige hoch geschätzt,
gleichzeitig jedoch massenhaft als
Industrieprodukte oder Forschungsinstrumente vernutzt. Der auf Tierversuche abgestützte Fortschritt ist
längst masslos und erhält neuen
Auftrieb in den Life Sciences.
einer Abwägung zwischen der
Schwere der Beeinträchtigung von
Tieren und Pflanzen und der Bedeutung der sechs schutzwürdigen Interessen in Absatz 2 beurteilt. Diese
Gegenkriterien lassen befürchten,
dass der Würde kaum noch ein Gewicht zukommt. Der Vollzug dieses
Gesetzesartikels wird zeigen, ob die
Würde zur Nebensache absinken
wird oder ob die ethische Verpflichtung bei der Forschung am Tier
rigoroser eingelöst werden muss.
Hier soll untersucht werden, ob
Tierversuche mit gentechnisch veränderten Tieren a) die Gesundheit
von Mensch und Tier und b) die
Wissensvermehrung tatsächlich
auf eine Weise einlösen, so dass
diese beiden schutzwürdigen Interessen über der Würde der Kreatur
zu stehen kommen.
Transgene Tiere als
unerschöpfliches
Forschungspotenzial
Die Gentechnik an Tieren ist seit
etwa 20 Jahren möglich und wird
GTG Art. 8: Achtung der Würde der Kreatur
1 Bei Tieren und Pflanzen darf durch gentechnische Veränderungen des Erbmaterials die Würde der Kreatur nicht missachtet werden. Diese wird namentlich
missachtet, wenn artspezifische Eigenschaften, Funktionen oder Lebensweisen erheblich beeinträchtigt werden und dies nicht durch überwiegende schutzwürdige Interessen gerechtfertigt ist. Bei der Bewertung der Beeinträchtigung
ist dem Unterschied zwischen Tieren und Pflanzen Rechnung zu tragen.
2 Ob die Würde der Kreatur missachtet ist, wird im Einzelfall anhand einer Abwägung zwischen der Schwere der Beeinträchtigung von Tieren und Pflanzen
und der Bedeutung der schutzwürdigen Interessen beurteilt. Schutzwürdige
Interessen sind insbesondere:
a. die Gesundheit von Mensch und Tier;
b. die Sicherung einer ausreichenden Ernährung;
c. die Verminderung ökologischer Beeinträchtigungen;
d. die Erhaltung und Verbesserung ökologischer Lebensbedingungen;
e. ein wesentlicher Nutzen für die Gesellschaft auf wirtschaftlicher, sozialer
oder ökologischer Ebene;
f. die Wissensvermehrung.
3 Der Bundesrat bestimmt, unter welchen Voraussetzungen gentechnische Veränderungen des Erbmaterials ohne Interessenabwägung ausnahmsweise zulässig sind.
ProTier 4/03
The technique of animal transgenesis
appears to offer the prospect of considerable advances in biomedical science and biotechnology.
(…)
There is, however, a substantial risk
that the current intense interest in developing novel transgenic strains will,
in fact, result in an overall increase in
experimental animal use.
(…)
The technique of transgenesis also
raises serious ethical concerns, since
it is possible to induce irreversible and
often potentially far-reaching alterations in the genetic constitution of animals, for example, producing strains
which express human genes, or which,
in the case of disease models, are designed to suffer.
The Report and Recommendations of ECVAM Workshop 28.
The Use of Transgenic Animals in
the European Union.
ATLA Vol. 26, S. 21– 43, 1998
Transgene Tiere werden für die
Grundlagenforschung regulatorischer Genelemente, zur Identifikation der Genfunktion mittels Überund Unterexpression von Genen,
für Modelle von menschlichen
Krankheiten und in der Toxikologie
als Testobjekte gebraucht. Die Gentechnik formt Tiere zu Pharmaproduzenten um und steigert das Tier
als Fleischlieferant.2
Die Gentechnik eröffnet insgesamt der Schulmedizin einen attraktiven Forschungsplatz. Mit gentechnischen Methoden werden zusätzliche Gene in das Erbgut der
Versuchstiere eingebracht, oder es
ProTier 4/03
werden Gene im tierischen Genom
ausgeschaltet, um die Funktionsweise einzelner Gene zu studieren.
Die Effizienz des Gentransfers ist
hierbei niedrig und liegt bei der
Maus mit 10 bis 15 Prozent noch am
höchsten, bei Schweinen beträgt
sie durchschnittlich nur etwa zwei
Prozent, beim Rind sogar nur ein
Prozent. Knockout-Tiere sterben oft
bereits vor der Geburt oder kurz
danach, weil lebenswichtige Gene
blockiert wurden. Sie kommen oft
mit schwersten, nicht vorhersehbaren Behinderungen zur Welt.
Nach Schätzungen wurden inzwischen über 10 000 transgene
Tiermodelle entwickelt. Diese Tiere werden zum Teil über gewerbliche Zuchtfirmen vertrieben, wobei
z. B. transgene Mäuse etwa 100 bis
200 US-Dollar pro Tier kosten. Das
Jackson Laboratory beliefert beispielsweise Universitäten und Forschungsinstitute in der ganzen Welt
mit jährlich etwa zwei Millionen
Mäusen von mehr als 2500 Linien.
Beim Menschen sind über 3000
genetische Erkrankungen bekannt.
Entsprechend gross ist das Interesse, über das Tiermodell die genetischen Ursachen der Pathogenese
verstehen zu wollen und mit diesen
Erkenntnissen Therapien, mitunter
auch die Gentherapie am Menschen entwickeln zu können.
Die grösste Limitierung der Tiermodelle ergibt sich aus der Tatsache, dass viele der menschlichen
Erbkrankheiten multifaktoriell sind,
das heisst, sie sind nicht durch ein,
sondern durch zahlreiche Gene verursacht.4 Damit wird die Extrapolation der Beobachtungen am Tier auf
den Menschen sehr problematisch.
Streng bewertet, sind
transgene Tiermodelle
nicht geeignet, um
Krankheiten des Menschen umfassend darzustellen und wirksame
Therapien zu entwickeln.
Denn die gentechnische Veränderung im Erbgut der Tiere wirkt nicht
für sich allein, sondern steht in
Wechselwirkung mit dem gesamten genetischen Hintergrund. Da
dieser bei Mensch und Tier unterschiedlich ist, gelingt es kaum,
menschliche Erkrankungen in Tieren zu reproduzieren.
Ein Gendefekt, der beim Menschen eine Krankheit auslöst, führt
bei Tieren meist nicht zu den gleichen Symptomen. Viele Krankheiten, wie beispielsweise Krebs, sind
ausserdem nicht ausschliesslich
genetisch bedingt, sondern haben
auch andere Ursachen.
Mäuse, die beispielsweise durch
Genmanipulation an Krebs erkranken, stellen deshalb mangelhafte
Tiermodelle dar. Transgene Tiere
mit einer einzigen krebsassoziierten
Mutation können sogar zu irrefüh-
Wie erfolgreich
oder frustrierend sind
Tiermodelle?
Beim Studium menschlicher Krankheiten mittels transgener Tiermodelle gibt es bereits bei der Produktion der Tiere zahlreiche Probleme:3
• Transgene Tierlinien, die spezifische Krankheitssymptome des
Menschen zeigen sollen, sind
schwierig zu produzieren und zu
erhalten.
• Die spezifischen Gendefekte
sind im transgenen Tier schwierig zu identifizieren und zu charakterisieren.
• Die transgenen Tiere zeigen oft
als Folge des gentechnischen
Eingriffs noch zusätzliche unbeabsichtigte Abweichungen in genetischen Faktoren.
Foto: © Gerhard Arnold
in der Forschung als eine Notwendigkeit angesehen. Das Potenzial an
Möglichkeiten der Forschung mit
transgenen Tieren ist unerschöpflich. Als Konsequenz trägt die Gentechnik an Tieren wieder zu steigenden Tierversuchszahlen bei.1 Bedeutende Institutionen wie die
ECVAM haben diesbezüglich schon
früh ihre Befürchtungen ausgesprochen. Heutige Tierversuchsstatistiken bestätigen diesen Trend (Kasten).
7
renden Aussagen verleiten. So können Mutationen einzelner Gene bei
Tieren zu einem krebsartigen Phänotyp führen, wobei aber dieselbe
Veränderung beim Menschen nicht
hinreicht, um diesen Zustand auszulösen. Folglich können transgene
Tiere übersensitive Krebsmodelle
darstellen und beispielsweise bei
der Exposition mit Kanzerogenen
das Risiko für den Menschen überschätzen.
Solche Problemstellungen treten auch bei Tiermodellen für viele
andere Krankheiten auf. Dies ist an
drei Beispielen illustriert:
1. Die Symptome transgener Alzheimermäuse unterscheiden
sich von denen der Mehrheit der
Alzheimerpatienten. Menschen
erkranken zum grossen Teil
nicht aufgrund einer bloss genetischen Disposition. Als Ursachen werden auch Stoffwechselstörungen und Infektionen diskutiert. Die Frustration kommt
im folgenden Zitat eines Übersichtsartikels zu Mausmodellen
für Alzheimer zum Ausdruck
(Kasten).
Many genetically altered mice have
been designed to help understand the
role of specific gene mutations in the
pathogenesis of Alzheimer's disease
(AD) (…) However, attempts to reproduce the neuropathology of AD in the
mouse have been frustrating.
(…)
Transgenic designs emphasizing amyloid precursor protein produced mice
that develop amyloid plaques, but neurodegeneration and neurofibrillary
tangles failed to form.
(…)
James A. Richardson and Dennis K.
Burns (2002). Mouse Models of Alzheimer's Disease: A Quest for Plaques.
ILAR Journal, Vol. 43(2) 2002
2. Das Studium der Cystischen Fibrose an Mäusen ist stark eingeschränkt.5 Keine der bisher
hergestellten transgenen Mauslinien erwies sich als ideal.6 Die
Cystische Fibrose (CF) des Menschen beeinträchtigt vor allem
8
die Lungenfunktion. Transgene
CF-Mäuse entwickeln dagegen
hauptsächlich Symptome an
den Verdauungsorganen. Sie
erkranken erst nach zusätzlicher
Infektion mit Bakterien an der
Lunge. Eine beim Menschen
wirksame Therapie ist durch die
Verwendung dieser Tiere bislang nicht entwickelt worden.
3. Vergleichbare Schwierigkeiten
bestehen in der Aidsforschung
mit Tiermodellen. Das Zitat (Kasten) besagt, dass Tiermodelle für
infektiöse Krankheiten wie Aids
bestenfalls unvollkommene Modelle zum Studium der Pathogenese darstellen.
However, for many human infectious
diseases (e. g. HIV) despite the use of
immunodeficient severe combined
immunodeficiency (SCID) mice, the
mouse remains, at best, an imperfect
model to study the disease pathogenesis.
Gail E. Herman (2002).
Mouse Models of Human
Disease: Lessons Learned and
Promises to Come.
ILAR Journal, Vol. 43(2) 2002
Ist die Wissenschaft
im Gendenken bei Tiermodellen noch logisch?
Das logische kausale Denken in der
Wissenschaft wurde an Materie der
leblosen Natur entwickelt. Wer über
Lebewesen, Lebensformen und Lebensqualitäten nachdenkt, bemerkt
jedoch rasch, dass das logische kausale Denken nicht geeignet ist, die
Komplexität und die Qualität eines
lebenden Organismus zu erfassen.
Wird es dennoch versucht, so gelingt das nur, wenn der Organismus
zu einem kausalen Regelsystem reduziert wird: Das Ganze wird aus
der Summe der Teile abgeleitet, im
Gegensatz zu einem Organismus,
wo die Teile aus der Ganzheit verstanden werden. Mit dem «Gendenken» wird versucht, das Tier so zu
reduzieren, dass es als lineare Folge der genetischen Struktur verstanden werden kann. Das US-In-
stitutional Animal Care and Use
Committee (IACUC) betont im untenstehenden Zitat, dass bei der
Produktion transgener Tiere kein
vorhersagbares Resultat erwartet
werden kann (Kasten).
The random incorporation of injected
DNA, differing helper genes, and different genetic backgrounds produces
a spectrum of phenotypic outcomes,
rather than a single, predictable outcome. It is impossible at the present
time to predict all of the different outcomes. Therefore, an IACUC must
monitor the outcomes and phenotyping data to address animal welfare
considerations of these types of experiments.
Melvin B. D. Monitoring of
Genetic Engineering Studies.
http://altweb.jhsph.edu/
meetings/pain/dennis.htm.
Können Tiere überhaupt
Modelle für menschliche
Krankheiten sein?
Die meisten, wenn nicht alle Gene
(beziehungsweise ihre Proteinprodukte) entfalten ihre Wirkung nicht
bloss in einem, sondern häufig in
sehr vielen Prozessen, in verschiedenen Organen und zu verschiedenen Zeiten. Zusammen mit der Tatsache, dass die Komplexität eines
Organismus sich zweifellos nicht
bloss in der Zahl seiner Gene widerspiegelt, bedeutet das, dass ein
Gen im Organismus in der Regel
mehrere Funktionen übernimmt
und die Beziehung zwischen Eigenschaft und Gen keine einfache, sondern eine vielfach verschränkte und
rückgekoppelte ist.
Das bedeutet, dass man vermutlich von keinem Gen, sei es beim
Tier oder beim Menschen, jemals
ganz genau vorhersagen kann, was
es alles beeinflusst. Daraus folgt,
dass man der DNA-Sequenz eines
Gens nur in seltenen Extremfällen
ansehen kann, welche Auswirkungen sie hat. Die Wissenschaft kann
für die meisten Gene nicht mehr als
vage Vermutungen über deren Gesamtfunktion erlangen.
ProTier 4/03
Aus einem Experiment mit
transgenen Tieren kann letztlich
nichts anderes erkannt werden, als
dass ein Tier unter den gegebenen
Bedingungen eine bestimmte Reaktion oder Funktionsänderung seines Organismus erfährt. Jede darüber hinausgehende Übertragung
der Resultate auf den Menschen ist
eine Spekulation, bestenfalls eine
Hypothese.
Wie wissenschaftlich ist
nun die Forschung mit
transgenen Tieren überhaupt noch?
Foto: © ASM
Namentlich die selbst gesetzten Kriterien der Wissenschaft für eine
«Wissenschaftlichkeit» sind unter
anderem die Vorhersehbarkeit, die
Berechenbarkeit und die Reproduzierbarkeit einer Methode, Wirkung
oder eines Effektes. Diese Voraussetzungen werden von keinem Tierversuch erfüllt, der verwertbare Informationen für den Menschen liefern soll. Die Reichweite der Vorhersagbarkeit ist stark begrenzt. Das
hat seinen Grund darin, dass jedes
objektive Experiment an Tiermodellen nur ein Stück der Natur erforscht, isoliert vom Rest der Welt.
Diese Isolation begrenzt die Gültigkeit der Erkenntnisse, die durch
Experimente gewonnen werden.
Dieser Gedanken kann mit dem einfachen Bild des bekannten deutschen Physikers Hans-Peter Dürr illustriert werden (Kasten).
ProTier 4/03
«Schon ein Bakterium trägt so viele
Geninformationen in sich, wie eine
Bibel Worte hat. Ein Mensch so viele,
wie in 15 Bibeln stehen. Der Gentechniker tauscht darin ein oder zwei Seiten aus und behauptet: Das kann doch
nicht gefährlich sein. Er verschweigt
dabei, dass er das Inhaltsverzeichnis
nicht kennt, nicht weiss, welche Seite
ausgewechselt wurde, wie wichtig ihr
Inhalt war, ebenso wenig ihren Zusammenhang mit anderen Seiten kennt
und nicht in der Lage ist, die Inhaltsänderung zu verstehen (…) Solange
sie daran arbeiten, wissen sie nicht,
was sie tun.»
Prof. Hans-Peter Dürr, Physiker,
Vorstand der Vereinigung
Deutscher Wissenschaftler
Die unumgängliche
reduktionistische Sicht
der Forschung mit
Tiermodellen führt
zu unzulässigen
Hoffnungsszenarien.
Nach dem gegenwärtigen Trend in
der Schulmedizin werden die
Krankheitsursachen vor allem auf
genetischer Ebene gesucht, ungeachtet der Einflüsse, die Lebensgewohnheiten, Ernährung oder psychosoziales Umfeld ausüben. Die
Konsequenz dieser Denkweise ist
die Produktion transgener Tiermodelle. Die Methoden der Gentechnik sollen ein verfeinertes Instrumentarium darstellen, tiefer in das
Verstehen der Lebensprozesse eindringen und Wege für ein Leben
ohne Krankheit aufzeigen. Durch
das definierte Ein- oder Ausschalten bestimmter Gene im Tier sollen komplexe Vorgänge auf überschaubare Untersuchungsmodelle
reduziert werden und Krankheitsbilder des Menschen in ihren molekularen Ursachen aufgeklärt werden.
Mit diesem reduktionistischen
Prozess kommt die Meinung auf,
der Regelorganismus sei als solcher zu regeln und zu manipulieren:
Aus dem kausalen Gendenken folgt
das kausale Genhandeln – also die
Ziele für praktische Anwendungen.
Tatsächlich verkündet die Gentech-
nik an Tieren kolossale Hoffnungsszenarien.
Die Schulmedizin stösst hier
aber an eine Grenze, wenn sie den
Menschen durch Forschung an
transgenen Tieren grösste Gesundheitsversprechen ausspricht. Tatsächlich ist zu prüfen, ob dieses
Mittel, das transgene Tier, den
Zweck – also die Gesundheitsversprechungen für den Menschen –
noch heiligt.
Spricht man von gentechnischen Tiermodellen, so ist eine gewisse
Bescheidenheit vor der
Komplexität des Tieres
gefragt.
Genome und ihre Funktion sind
heute für die Wissenschaft nach wie
vor «terra incognita». Die Wissenschaft sollte angesichts der ausserordentlichen Komplexität von Lebensprozessen zu dieser Einsicht
kommen und dazu stehen. Für die
Forschung mit transgenen Tieren
würde diese Einsicht bedeuten,
dass nicht beliebige Hoffnungen für
die Gesundheit des Menschen propagiert werden, sondern zugegeben wird, dass die Durchsichtigkeit
transgener Krankheitsmodelle viel
bescheidener ausfällt, als dies die
deterministischen und reduktionistischen Konzepte ausrufen. Dies
würde in der Güterabwägung der
Würde der Kreatur mächtig Auftrieb
geben und das überhöhte Versprechen auf Gesundheit und Wissensvermehrung relativieren.
■
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http://www.boyd-group.demon.co.uk/
genmod.htm.
http://altweb.jhsph.edu/publications/
ECVAM/ecvam28.htm.
http://www.ccac.ca/english/gui_pol/
gdlines/transgen/TRANSGE1.HTM.
http://altweb.jhsph.edu/publications/
ECVAM/ecvam28.htm.
http://altweb.jhsph.edu/publications/
ECVAM/ecvam28.htm.
http://www.boyd-group.demon.co.uk/
genmod.htm.
http://altweb.jhsph.edu/publications/
ECVAM/ecvam28.htm.
9
Ratten im Labor: In den engen Standardkäfigen leiden die
intelligenten Nager vor allem unter Langeweile. Sie können
ihr vielfältiges Verhaltensrepertoire kaum ausleben.
Einfache Mittel würden das
Leben von Versuchstieren verbessern – und die Resultate
verändern.
VON ANDREA SIX
V
ersuche an lebenden Tieren
sind in naher Zukunft nicht
aus den Forschungslabors
wegzudenken. Zwar entwickeln
Wissenschafter bereits alternative
Methoden. Die jetzt verwendeten
Heerscharen von Mäusen, Hunden
oder Schweinen kann das kaum
kümmern.
Dass ihr Leben einem gewissen
Anspruch an Gesundheit und Würde entspricht, ist nicht nur das Anliegen von Ethikern, sondern auch
Wissenschaftern, die sich mit den
Haltungsbedingungen der Versuchstiere befassen. Einer von ihnen ist Markus Stauffacher, Leiter
der Arbeitsgruppe Ethologie, Tierhaltung und Tierschutz am Institut
für Nutztierwissenschaften an der
ETH Zürich. Nach Stauffachers Auffassung bedeutet die Art der Hal-
10
tung in über zwei Dritteln aller Experimente eine weitaus grössere
Einschränkung für das Tier als die
Prozedur des Versuchs selbst – wie
etwa eine Blutentnahme.
Rucksack für Schweine
«Man kann mit einfachen Änderungen bereits sehr viel Positives für
das Tier ausrichten», sagt Stauffacher. Er beobachtet eine weltweite
Bewegung, weg von den alten
Normkäfigen hin zum «Enrichment», der Haltung unter reichhaltigen Bedingungen, die arttypisches Verhalten erlauben.
Ein Beispiel hierfür ist der Rucksack für Schweine einer dänischen
Pharmafirma. Im Rucksack ist eine
Vorrichtung zur Blutentnahme enthalten, welche die Schweine mit
sich herumtragen. Diese Vorrichtung hatte früher zur Einzelhaltung
der Tiere geführt. Für die sozialen
Tiere sind Kontakte zu Artgenossen
jedoch unverzichtbar. Die Rucksäcke ermöglichen den Tieren nun
das Leben in der Gruppe trotz der
Versuchssituation. Kaninchenmütter dagegen haben ein Problem mit
zu viel Nähe: Sie sind gestresst,
wenn sie permanent ihren Nachwuchs um sich haben. In herkömmlichen Zuchtkäfigen konnten sie ihren Jungen nicht aus dem Weg gehen. Eine Mitarbeiterin von Markus
Stauffacher entwickelte daher ein
System, bei dem ein abnehmbares
Nest nur zu den Säugezeiten zur
Mutter gebracht wird. Und der im
Wasser lebende Krallenfrosch wurde früher in kahlen Kühltanks gehalten, damit er sich nicht so viel
bewegt. Heute weiss man, dass der
Frosch bei Raumtemperatur zufriedener ist und sich gerne unter Tonscherben zurückzieht.
Es bewegt sich also etwas in der
Tierhaltung. Wie aber sieht es mit
der Umsetzung dieser EnrichmentVorschläge in den Forschungslabors aus? Ein Augenschein im Institut für Viruskrankheiten und Immunprophylaxe, IVI, in Mittelhäusern bei Bern zeigt eine Realität, wo
manche gute Idee fruchtet, andere
aber scheitern. Für landwirtschaftliche Nutztiere wie Schweine, Schafe oder Ziegen gelten für die Haltung als Versuchstier grundsätzlich
die gleichen Richtlinien wie auf ei-
ProTier 4/03
Foto: © Andreas Teich/Caro
Die Labormaus braucht
mehr zum Leben
nem Bauernhof. Auf einer Weide
vor dem IVI grast eine Ziegenherde, die zu einem Versuch des Berner Tierspitals gehört. Die Ziegenböcke durften ihre Hörner behalten
– man hat ihnen Gartenschlauchstücke darüber gezogen. So können die Tiere ihre Kämpfe ausführen, ohne sich zu verletzen. Ganz
anders dagegen die Verhältnisse
im Hochsicherheitsbereich des IVI:
Hier werden ansteckende Tierseuchen erforscht. Mit Krankheitserregern verseuchtes Material darf
nicht in die Umwelt geraten. Jeder
Strohhalm müsste hier vor dem
Ausschleusen keimfrei gemacht
werden. Die herkömmliche Behandlung mit Dampf kann jedoch
die Krankheitserreger im Stroh
nicht zuverlässig abtöten. Und die
Abwasseranlage verträgt die Halme aus technischen Gründen nicht.
Das bedeutet Kachelboden ohne
Einstreu für die Versuchstiere.
«Diese Tiere leben sicher nicht in
einer reichhaltigen Umgebung»,
sagt Direktor Christian Griot. Verglichen mit der Lebenszeit der Tiere, sei die Dauer der meisten Ver-
suche von maximal drei Wochen
aber gering.
Ähnliche Schwierigkeiten begegnen Margarete Arras vom Institut für Labortierkunde der Universität Zürich. Sie weiss, wie wichtig
es für Mäuse ist, sich in einen Unterschlupf zurückziehen zu können.
Hygienisch vorteilhafte Plastikbehausungen werden von den Tieren
jedoch nicht gut angenommen. Die
Mäuse bevorzugen Häuser oder
Tunnel aus Pappe, die sie mit der
Zeit zu kleinen Schnipseln zernagen. In den Tierställen der Labor-
Fakten, Zahlen und Beispiele
zu bewilligungspflichtigen Tierversuchen
Nager
Rindvieh
Im Jahr 2002 wurden 286 622
Mäuse, 148 001 Ratten und
8060 Meerschweinchen gebraucht. Weiterhin wurden
15 417 Kaninchen, Hamster
und andere Nager für bewilligungspflichtige Tierversuche verwendet. Sie dienten
vor allem zur Erforschung
von Krankheiten des Nervensystems oder von Krebs, der
Suche nach Antidepressiva
und Hirnschlagmedikamenten sowie der Produktion von
Substanzen für Tests auf Bakterien, Parasiten oder Tollwut
und der Impfstoffprüfung.
Toxikologen verwenden Nagetiere für die Einordnung
neuer Stoffe in Giftklassen.
92 Prozent aller schwer belastenden Versuche werden
mit Nagetieren gemacht.
40 Prozent der 5466 Rinder
wurden für gering belastende Versuche in Lehre und
Ausbildung benötigt. Dazu
gehören das Tiermedizinstudium sowie Kurse für künstliche Besamung. In der Pharmaforschung werden Rinder
etwa für die Entwicklung eines Rauschbrandimpfstoffs
eingesetzt.
Vögel
Unter den 4512 Vögeln wurde anhand von Naturmeisen
versucht, zoologische Fragen
zum Verhalten und Parasitenbefall zu klären. Schwer belastende Versuche mit Schweregrad 3 wurden an Hühnern
zwecks neurotoxikologischer
Studien unternommen.
ProTier 4/03
wurden nicht bis gering belastet. 14 Tiere erlitten schwere Belastungen.
Schweine
An 1379 Schweinen und Minipigs wurden toxikologische
Untersuchungen durchgeführt und neue Operationsmethoden ausprobiert. Derartige chirurgische Versuche
sind häufig schwer belastend
für das Tier.
Ziegen und Schafe
40 Prozent der 1029 Schafe
und Ziegen wurden für Tierversuche im Zusammenhang
mit Krankheiten beim Tier
eingesetzt. Zudem dienten
sie der Gewinnung von Blutserum für diagnostische Testverfahren.
Hunde und Katzen
Es wurden 2511 Hunde und
257 Katzen für Tierversuche
eingesetzt. Hunde dienten
vor allem für die Einordnung
neuer Substanzen in Giftklassen, Katzen wurden zur
Entwicklung von Medikamenten und zur Erforschung
von Tierkrankheiten wie Katzenaids eingesetzt. 72 Prozent der Hunde und Katzen
veterinärmedizinische Ausbildung von Studenten und
die Erforschung von Pferdekrankheiten eingesetzt.
Primaten
Die Industrie benötigte
83 Prozent der 476 Primaten.
Darunter waren Rhesus- und
Javaneraffen. Die Tiere dienten der Entwicklung von Medikamenten für Nervenkrankheiten oder Organtransplantationen. Ausserdem wurden
Versuche zu Futtermitteln und
der Verteilung von Arzneimitteln im Körper durchgeführt.
26 Prozent der Primaten erlitten mittlere bis schwere Belastungen. Menschenaffen
wurden nicht verwendet.
Amphibien und
Reptilien
Mit 1929 Amphibien und Reptilien wurden ebenfalls fast
ausschliesslich nicht belastende Experimente durchgeführt. Eier und Kaulquappen
des Krallenfrosches Xenopus
laevis wurden in der Entwicklungsbiologie und in der Toxikologie gebraucht. Verhaltensforscher untersuchten
den Seefrosch im Zürichsee.
Fische
95 Prozent der 9821 Versuchsfische wurden für toxikologische Tests benötigt.
Darunter fällt auch die Untersuchung der Umweltbelastung durch Düngemittel.
Knapp 7 Prozent aller schwer
belastenden Versuche werden an Fischen durchgeführt.
(six.)
Pferde
113 Pferde erlitten in Tierversuchen maximal geringe Belastungen. Sie wurden für die
Die Zahlen sind der Schweizer Tierversuchsstatistik 2002
des BVet entnommen.
11
tierkunde fällt jedoch auf, dass
kaum ein Mäusekäfig mit einem
Haus oder einer Papprolle bestückt
ist. Wie beim IVI liegt das Problem
in der Entsorgung: «Die bisherige
Absaugvorrichtung verstopft, sobald die Käfigeinstreu mit Pappresten vermischt ist», sagt Margarete Arras. Die Tierärztin sieht das
Hauptproblem der Tierhaltung in
der mangelnden Beschäftigung. Je
intelligenter das Tier ist, umso mehr
leidet es an Langeweile. Unter den
15 000 Nagern, die am Standort
Universitätsspital gehalten werden,
sind das vor allem die 300 Ratten,
die ihr vielfältiges Verhaltensrepertoire in einem engen Käfig kaum
ausleben können.
lose Rückwärtssalti oder ständiges
Hüpfen auf der Stelle, treten bei
Mäusen auf, die ohne Enrichment
in Standardkäfigen leben. Würbel
widerlegte zudem die verbreitete
Meinung, Stereotypien dienten
quasi dem Trost des Tieres und seien positiv zu betrachten. Gemeinsam mit Forscherkollegen zeigte er,
dass Stereotypien entstehen, wenn
Tiere dauerhaft daran gehindert
werden, lebenswichtige Verhaltensweisen auszuführen. Die Folge
sind Störungen wichtiger Gehirnfunktionen der Mäuse, wie sie auch
bei Menschen mit Schizophrenie
auftreten. Von einem Trost der Tiere kann also nicht die Rede sein.
Gewappnet gegen Stress
Sauberkeit ist nicht genug
Sowohl Margarete Arras vom BLZ
als auch Christian Griot vom IVI
sind der Meinung, ihre Tierhaltung
habe trotz gewissen Einschränkungen Vorzeigecharakter in der
Schweiz. «Für viele Wissenschafter
ist perfekte Hygiene und reichlich
Futter immer noch gleichbedeutend mit artgerechter Tierhaltung»,
sagt dagegen Hanno Würbel, Verhaltensforscher an der Universität
Giessen. Er beschäftigt sich mit der
Tierart, welche die Hälfte aller Versuchstiere in der Schweiz ausmacht: der Maus. Würbels Erkenntnisse weisen darauf hin, dass Enrichment nicht nur eine luxuriöse
Forderung von Tierschützern ist,
sondern auch Auswirkungen auf
die Resultate der Experimente hat.
Seine ernüchternde Schlussfolgerung lautet: Der Grossteil der Labormäuse ist verhaltensgestört.
Wie aber können verhaltensgestörte Versuchstiere glaubwürdige Ergebnisse liefern? Der Biologe hatte
als Erster nachgewiesen, dass
90 Prozent aller Mäuse, die tagsüber völlig normal wirken, in ihrer
aktiven Phase – nämlich nachts –
ein erschreckendes Spektrum
krankhafter Zwangshandlungen
aufführen. «Es herrscht ein Riesenkrach in so einem Nagetierstall in
der Nacht», berichtet der Biologe.
Die Stereotypien, wie etwa dauerndes Benagen der Gitterstäbe, end-
12
Unter optimierten Bedingungen lebende Tiere entwickeln sich nicht
nur normal, sie verkraften die Einschränkungen eines Tierversuchs
auch besser. Gesundheitsprobleme
und Verhaltensstörungen tauchen
seltener auf. «Die Tiere lernen, sich
aktiv mit ihrer Umgebung auseinander zu setzen, und haben das Potenzial, mit Veränderungen fertig zu
werden», sagt Markus Stauffacher.
Und dies gelte für alle Tierarten.
Es klingt überzeugend, dass gesündere Tiere andere Versuchsergebnisse liefern als eine herkömmliche verstörte Versuchsmaus. Dies
beweisen auch verschiedene Untersuchungen. In reichhaltiger Umgebung lebende Versuchstiere reagieren beispielsweise anders auf Gifte bei Toxizitätsprüfungen. Oder sie
haben ein besseres Erinnerungsvermögen in Lerntests. Dies findet
seine Entsprechung auch auf Organebene. So hat das Gehirn von
Mäusen mit strukturierter Käfigeinrichtung mehr Nervenzellen, und
diese sind zudem stärker vernetzt.
Die Resultate der optimal gehaltenen Versuchstiere könnten tatsächlich die glaubwürdigeren sein,
vermutet Würbel. Daran zweifelt
Hansjoachim Hackbarth, Tierschutzbeauftragter der tierärztlichen Hochschule Hannover. Er findet in seinen Arbeiten zur Tierhaltung eine
stärkere Streuung der Versuchsergebnisse, sobald Tiere in einer von
Enrichment geprägten Umgebung
leben. Die Tiere bilden laut Hackbarth eine stärkere Hierarchie aus,
weil sie sich individueller verhielten und um mehr Ressourcen zu
kämpfen hätten. Folglich brauchte
man eine grössere Anzahl Tiere, um
statistisch brauchbare Resultate zu
erzielen. Bei Haltung in einer reizarmen Umgebung dagegen würde
man mit weniger Tieren zum gleichen Ergebnis kommen.
Hackbarth steht mit seinem
Wunsch nach einer reizarmen Tierhaltung abseits der heute modernen Enrichment-Bewegung. Er
spricht jedoch ein Thema an, das
auch Hanno Würbel beschäftigt.
Doch dieser sieht es anders. Seine
Frage lautet: Sind Tierversuche
überhaupt repräsentativ, selbst
wenn ein Mäusekäfig künftig serienmässig einem Abenteuerspielplatz gleichen sollte? Denn je standardisierter die Versuchsbedingungen sind, umso spezifischer gelten
die Ergebnisse nur für diese Standardbedingungen und verlieren
darüber hinaus jede Aussagekraft.
Dass Tierversuche unterschiedliche
Ergebnisse liefern können, je nachdem, welche der vielen heute verfügbaren Zuchtlinien verwendet
wird, ist bereits bekannt. Ebenso
können aber Versuche je nach Haltungsbedingungen der Tiere zu völlig entgegengesetzten Befunden
führen. Versuche mit Mäusen aus
konventioneller Haltung sagen
nach Würbels Auffassung daher
noch nicht einmal etwas aus über
die Spezies Maus. «Und erst recht
taugt ein derartiges Modell nicht für
die Erforschung der Hirnfunktionen
oder von Krankheiten beim Menschen.» Für ein robustes Ergebnis
müsse man verschiedene Bedingungen prüfen. Mit seiner Behauptung stellt er die gängige Tierversuchspraxis auf den Kopf. Das
muss man beweisen können. Daran arbeitet der Biologe derzeit. Er
koordiniert drei verschiedene Labors, welche die gleichen Verhaltenstests mit Mäusen unter verschiedenen Haltungsbedingungen
durchführen. Er ist gespannt, wie
sehr die Ergebnisse voneinander
abweichen werden.
■
ProTier 4/03
Gute und böse
Versuche
Das Gesetz fordert bei jedem Tierversuch eine Güterabwägung.
Doch diese wird den Forschern überlassen.
VON MATTHIAS M EILI
D
er Welttiertag ist vorüber,
deshalb darf ohne Heuchelei gesagt werden: In der
Schweiz werden jährlich mehr als
3,6 Millionen Tiere zum Verzehr geschlachtet, knapp 200 000 Tiere
werden auf der Jagd erlegt, an die
2000 Tonnen Fische aus den Gewässern gezogen und darüber hinaus noch zahlreiche «überzählige»
Tiere aus Zucht und Zoo abgetan.
Den grössten Aufruhr verursachen
jedoch regelmässig die Tierversuche, deren potenzieller Nutzen für
die Menschheit sicherlich gross ist.
Die Schweizer Bevölkerung hat
diesen Nutzen bisher immer hoch
gewichtet und der Forschung mit
Tierversuchen in den vergangenen
zwanzig Jahren mehrmals deutlich
den Segen gegeben. Ende der Diskussion?
«Im Gegenteil», sagt der Ethiker
Klaus Peter Rippe, «denn das Volk
hat seine Zustimmung immer an
eine Güterabwägung gebunden.»
Anders ausgedrückt: Nach dem Willen des Volkes soll es «gute» Tierversuche geben, die erlaubt werden
können, und es soll «böse» geben,
die durch Alternativmethoden ersetzt oder verboten werden müssen. Glaubt man der Bewilligungspraxis, gibt es fast nur «gute», denn
in den vergangenen Jahren ist jeweils allerhöchstens 1 Prozent aller Gesuche abgelehnt worden;
glaubt man dem radikalen Zürcher
Tierrechtler Christopher Anderegg,
gibt es nur die anderen. Er lehnt
eine Güterabwägung von vornherein ab, weil er Tierversuche als
ProTier 4/03
keinen gangbaren Weg in der Forschung betrachtet.
Doch für alle anderen beginnt
die Güterabwägung. Dieser Kampf
tobt auf ganz verschiedenen Ebenen: im Gesetz, in der Tierschutzverordnung und in den zahlreichen
Richtlinien des Bundesamtes für
Veterinärwesen; in den Tierversuchskommissionen, unter den
Tierethikern. Der eigentliche Entscheid wird jedoch den Forschern
überlassen.
Den Zweck bewerten
Für jeden Versuch muss der Wissenschafter ein vierseitiges Bewilligungsgesuch ausfüllen. Darin
muss er den Versuch genau umschreiben, welche und wie viele
Tiere er braucht, wie er sie zu
halten gedenkt und vor allem auch,
welchem Schweregrad an Leiden
seine Tiere ausgesetzt sein werden.
Dann sollte er im Punkt 67 des Gesuches die für die Tiere negativen
Aussichten dem erwarteten Erkenntnisgewinn gegenüberstellen
und begründen, wieso der Versuch
wichtig ist und nicht mit alternativen Methoden durchgeführt werden kann. Diese Angaben prüfen
die Tierversuchskommissionen der
Kantone und führen ihrerseits eine
Güterabwägung durch. Aufgrund
ihrer Empfehlungen bewilligt dann
das kantonale Veterinäramt das
Gesuch und die Anzahl der Tiere,
die verwendet werden dürfen. Oft
sind mit der Bewilligung Auflagen
verbunden, und die Tierversuchskommissionen können unangekündigte Kontrollen durchführen.
Wenn aber ein Gesuch den gesetzlichen Auflagen entspricht, muss
der Versuch bewilligt werden.
Schön und gut, doch die Gesuche und darin insbesondere die
Güterabwägung sind von unterschiedlicher Qualität, sagen Tierschützer. «Die Güterabwägung ist
oft unbefriedigend», weiss Klaus
Peter Rippe, der auch Präsident der
Tierversuchskommission des Kantons Zürich und Mitglied der Ethikkommission für Tierversuche der
Schweizerischen Akademien für
Medizin und Naturwissenschaft ist.
«Meistens heben Forscher hier nur
die Wichtigkeit ihres Forschungsgebietes heraus.» Dies ist zwar verständlich, denn sonst hätten sie das
Gesuch ja gar nicht eingereicht. Rippe würde sich jedoch wünschen,
dass Forscher mehr Engagement
bei der Güterabwägung zeigen. Die
Seite der Tierschützer bemängelt
vor allem, dass der Zweck des Versuches zu wenig hinterfragt werde.
Während die Belastung der Versuchstiere intensiv erforscht ist und
recht gut eingeschätzt werden
kann, herrscht Ratlosigkeit, wenn
es um die Frage geht, ob das Versuchsziel das Leiden der Tiere
rechtfertigt.
Dies liegt vor allem im Bereich
der Grundlagenforschung in der
Natur der Sache, denn ein Forscher kann selten voraussagen,
welches Ergebnis oder welchen
Nutzen ein Experiment in Zukunft
ergeben wird. Seit 1991 ist jedoch
der Begriff der Unerlässlichkeit
im Tierschutzgesetz verankert, der
13
Foto: © Ulrich Karlowski
Moralische Integrität
Versuchshunde:
kurzes, trauriges Leben.
besagt, dass die Versuche auf eine
unerlässliche Anzahl zu beschränken seien. Doch was heisst unerlässlich?
Der Entscheid etwa, welche
Krankheit einen Tierversuch wert ist
und welche nicht, ist ungeheuer
schwierig. «Wenn jemand schreibt,
aus seinem Versuch könne ein
Medikament zu dieser oder jener
Volkskrankheit resultieren, wird
der Versuch bewilligt», meint Antoine Goetschel, Rechtsanwalt in
Zürich und Geschäftsleiter der Stiftung Tier im Recht. Goetschel und
seine Mitstreiter fordern deshalb
eine klare und vor allem objektive
Bewertung des Versuchszwecks.
Schwerst belastende Versuche sollten, so die Forderung, gänzlich verboten werden, egal wie hoch der
Erkenntnisgewinn sein könnte. Diese Regelung ist in Deutschland bereits wirksam.
Ein weiteres Hilfsmittel wäre
eine Negativliste, die die «bösen»
Versuche aussortiert. Eine solche
haben der Verein Ärzte für den Tierschutz in der Medizin in Zusammenarbeit mit den beiden Zürcher
Hochschulen vor einigen Jahren
erstellt und darin über 20 Versuche
aufgezählt, die nicht einmal bei erwartetem hohem Erkenntnisgewinn durchgeführt werden dürften
– von der Haltung der Tiere in extremen Temperaturbereichen bis
zur Methode der «Bestrafung» in
der Verhaltensbiologie. Diese Liste
ist jedoch seit 1998 nicht mehr überarbeitet worden.
14
Bisher galten vor allem die ethischen Richtlinien der Akademien
der Medizin und der Naturwissenschaften als Leitplanken. In fünf
Kapiteln steht geschrieben, wann in
der Schweiz Tierversuche durchgeführt werden dürfen, eine weitergehende Liste oder Nennung lohnenswerter Versuchszwecke existiert
aber auch hier nicht. Hinter vorgehaltener Hand bezeichnen viele Forscher diese Richtlinien zwar als
«nett» – aber halten sie nicht eigentlich für ausschlaggebend. Denn sie
sind rechtlich nicht bindend.
Immerhin müssen seit 1999 alle
Personen, die Tierversuche leiten
oder durchführen, von Gesetzes
wegen einen Ausbildungskurs absolvieren, zum Beispiel am Institut
für Labortierkunde der Uni Zürich.
«Im Rahmen dieser Kurse wird
auch die Güterabwägung angesprochen», sagt Ausbildungsleiter
Hans Peter Käsermann, «wobei die
ethischen Richtlinien der Akademien selbstverständlich vorkommen.»
Am meisten bewirkte jedoch der
praktische Teil dieser Kurse, erklärt
Käsermann. Erst der konkrete Umgang mit den Tieren bringe den
Teilnehmern die heiklen Fragen ins
Bewusstsein. «Heute ist die Idee
von der Güterabwägung in unserem Kulturkreis breit akzeptiert»,
glaubt Käsermann. Dies sei nicht
überall der Fall. So sei es für fernöstliche Kulturen schwerer nachvollziehbar, dass für jedes Versuchstier eine Güterabwägung gemacht werden muss.
Klaus Peter Rippe hat nun im Rahmen der Revision der Ethik-Richtlinien einen Entwurf für die Selbstprüfung ausgearbeitet, um den Forschern die ethische Güterabwägung
etwas näher zu bringen. Dieser Entwurf besteht aus einer Art MultipleChoice-Fragebogen: «Aus Ihrer
Sicht», wird da der Forscher etwa
gefragt, «wie hoch ist die Bedeutung
des Erkenntnisgewinns?» oder «Aus
Ihrer Sicht, wie stark ist der durch die
Verwirklichung der Resultate entstehende positive Einfluss auf die psychische, physische und soziale Lebensqualität von Menschen?», «Wie
oft überwachen Sie einen Versuch
im Labor/Tierstall?» oder «Sprechen
Sie mit Ihren Mitarbeitenden darüber, wie Ihre Tierversuche im Sinne des Tierschutzes verbessert werden können?» Jede Antwort muss
der in sich gehende Forscher mit
einer Punktzahl bewerten. Der Gesamtscore zeigt dann, ob der Versuch ethisch vertretbar sei. Zum
ersten Mal fliesst der Begriff der moralischen Integrität des Forschenden
in ein derartiges Instrument ein. «Ich
glaube, dass ein integrer Forscher
ein besserer Forscher ist», sagt
Klaus Peter Rippe dazu. Nach dem
nun laufenden Test wird Rippe den
Fragebogen – angereichert mit einem Vorwort – aufs Internet stellen,
so dass ihn jeder Forscher herunterladen kann – wenn er will. «Es hat
keinen Sinn», sagt Rippe, «die Leute zu einer solchen Güterabwägung
verpflichten zu wollen, das wäre
kontraproduktiv. Ausserdem würde
es einen Aufschrei geben.»
Aber eigentlich haben die Forscher ihre Güterabwägung schon
gemacht, lange bevor sie das Gesuch ausfüllen. Damals, als sie sich
für diesen sensitiven Bereich der
Forschung entschieden, weil er ihnen wichtig erschien, weil sie darin
Karriere machen wollten, weil die
Gesellschaft diese Forschung verlangt, honoriert und – vielleicht –
auch davon profitiert.
■
Abdruck der Artikel S. 10 und 13 mit
Genehmigung der «NZZ am Sonntag».
ProTier 4/03
Eine Erbstreitigkeit
I
m «Journal Franz Weber» 65/2003,
dem Organ der Franz-Weber-Stiftung, berichtet der Anwalt dieser
Stiftung in tendenziöser Form über einen Prozess, den ProTier und zwei andere karitative Organisationen gegen
die Franz-Weber-Stiftung führen und in
erster Instanz gewonnen haben. (Der
Prozess ist zurzeit beim Obergericht des
Kantons Zürich hängig.)
VON RECHTSANWALT
HANS H EGETSCHWEILER
Darin erheben er und Frau Judith Weber völlig unqualifizierte Vorwürfe gegen ProTier und gegen das Bezirksgericht Zürich. Worum geht es?
Zwei ältere Damen, die zusammen in
einer Wohngemeinschaft lebten, einigten sich, ihr Vermögen nach ihrem Tod
bestimmten wohltätigen Institutionen,
darunter auch ProTier, zukommen zu
lassen. Ohne Wissen und ohne Mitwirkung dieser Institutionen schlossen sie
einen so genannten Erbvertrag ab, nach
welchem das Vermögen der erstversterbenden Erblasserin zuerst an ihre überlebende Wohnpartnerin gehen sollte
und dann das Vermögen beider Erblasserinnen an die erwähnten Institutionen.
Nach dem Tode der ersten Erblasserin änderte die zweite Erblasserin durch
ein handschriftliches Testament einseitig den Erbvertrag ab und setzte statt
ProTier die Franz-Weber-Stiftung (neben
anderen Organisationen) als Erbin ein.
Beim Tode der zweiten Erblasserin passierte nun von Seiten der Behörden ein
Fehler, für den die Beteiligten nichts
können. Es wurde nur das Testament,
nicht aber der Erbvertrag dem Gericht
zur Eröffnung eingereicht. Deshalb
wurde ein grosser Teil des Nachlasses
nach dem Testament verteilt. Mehr als
ein Jahr später fand dann der Notar auch
den Erbvertrag und reichte diesen ebenfalls dem Gericht ein. So erfuhr ProTier
von der Sache. ProTier wusste, dass das
Testament, weil es dem Erbvertrag widersprach, nicht gültig (die Juristen
sagen «herabsetzbar») war, wollte aber
keinen Streit. Deshalb berief der Schreibende eine Konferenz aller beteiligten
Institutionen ein, an welcher eine sehr
differenzierte Lösung ausgearbeitet
wurde. Eine kleine Tierschutzorganisation, die das Geld bereits für ein Tier-
ProTier 4/03
heim in Andalusien ausgegeben hatte,
konnte das ganze Geld behalten, weil
dies Ausgaben waren, die ProTier für
sehr sinnvoll hielt. Ein Kinderhilfswerk
zahlte anstandslos den Betrag zurück.
Mit zwei Blindenorganisationen einigte man sich ebenfalls in einer für beide
Seiten zufriedenstellenden Weise. Nur
mit der Franz-Weber-Stiftung liess sich
keine Lösung finden. Warum? Sie hatte
sich geweigert, an dieser Konferenz teilzunehmen, obwohl sie natürlich eingeladen worden war. Stattdessen hätte
ihrer Meinung nach ein «Rechtsgutachten» für viele Tausend Franken eingeholt werden sollen, das für niemanden
bindend gewesen wäre.
ProTier entschloss sich dann, zusammen mit zwei anderen Organisationen,
die aus dem Erbvertrag begünstigt sind,
den Prozess gegen die Franz-WeberStiftung einzuleiten. Wir wünschten im
Prozess, dass der Richter noch einmal
versuchen sollte, eine gütliche Einigung
zu erzielen. Der Richter setzte deshalb
eine nichtöffentliche Verhandlung an, in
deren Verlauf er erklärte, die Rechtslage spreche klar für ProTier, man solle
doch aber nicht das Geld der Spender
zum Fenster hinauswerfen und sich einigen. Wir wären bereit gewesen, einen
kleineren Teil des Erbes der Franz-Weber-Stiftung zu überlassen, um die Sache aus der Welt zu schaffen. Es gibt
genug Leid bei Tieren und Menschen,
und alle Beteiligten hätten Besseres zu
tun, als in Gerichtssälen zu sitzen. Die
Franz-Weber-Stiftung wollte aber nicht
einlenken. Obwohl wir nach Ansicht des
Richters voll Recht hatten, wollte sie uns
nur 10% ihres Anteils überlassen. Damit wären nicht einmal die Prozesskosten gedeckt gewesen. Der Prozess
ging deshalb weiter. Es kam, wie die
Franz-Weber-Stiftung rügt, nie zu einer
öffentlichen Verhandlung, aber nicht,
weil wir etwas zu verbergen hatten,
sondern weil der Genfer Anwalt der
Franz-Weber-Stiftung nicht sehr bewandert in prozessualen Dingen ist und die
mündliche Verhandlung nicht verlangte, was sein Recht gewesen wäre. Nur
am Rande sei erwähnt, dass der Anwalt
dadurch viel mehr Zeit hatte, um seine
Rechtsschriften zu verfassen.
Schon während der Verhandlung
machten der Anwalt der Franz-WeberStiftung und Frau Weber Andeutungen,
in diesem klaren Falle gehe es nicht mit
rechten Dingen zu und der Richter hätte
wohl die Sache mit uns vorbesprochen.
Im Artikel im «Journal Franz Weber»
werden diese Vorwürfe noch viel massiver erhoben. Dabei handelt es sich um
bösartige Stimmungsmache einer Partei,
der die sachlichen Argumente ausgegangen sind. Niemand auf unserer Seite
kannte den Richter oder hatte mit ihm
vorher über den Fall gesprochen.
Die Franz-Weber-Stiftung argumentiert vor allem damit, der Wille der zweiten Erblasserin werde von unserer Seite
nicht respektiert. Das ist so. Nicht zu
vergessen ist aber, dass die zweite Erblasserin der ersten Erblasserin vor Notar und zwei Zeugen das feierliche Versprechen abgegeben hat, das Erbe einmal (unter anderem) ProTier zukommen
zu lassen. Der Wille der zweiten Erblasserin kann nicht respektiert werden, weil
dadurch der Wille der ersten Erblasserin und das feierliche Versprechen, das
sich die beiden Damen gegeben haben,
verletzt würden. Aus Respekt vor dem
Willen der ersten Erblasserin und dem
feierlichen Versprechen der beiden Damen ist ProTier deshalb nicht einfach
vor der Franz-Weber-Stiftung, die ihr
das Gespräch verweigert hat, zurückgewichen.
Die Franz-Weber-Stiftung hat angedroht, dass sie diesen Fall bis nach
Strassburg weiterziehen werde. Damit
würden Kosten entstehen, die in keinem
Verhältnis mehr zur Sache stehen (es
geht um etwa Fr. 80 000.–). Wir haben
diesen Streit nicht gesucht und nicht gewollt, was unsere Einigung mit allen anderen betroffenen Organisationen beweist. Wir haben aber auch Sorge getragen, dass die Kosten für diesen ungefreuten Fall nicht in den Himmel
wachsen. ProTier trägt nur einen Drittel der Prozesskosten, die beiden mit
ProTier als Klägerinnen auftretenden
Organisationen tragen zwei Drittel.
Für uns und das Bezirksgericht Zürich ist der Fall klar. Aber auch im klarsten Falle kann es Überraschungen
geben. Deshalb suchten wir immer nach
einer gütlichen Lösung und würden uns
heute noch über eine solche freuen. Es
kann aber nicht angehen, dass die Gegenseite einfach deshalb, weil sie das
Geld wegen eines Fehlers der Behörden schon erhalten hat und weil sie offensichtlich keine Angst vor Prozessen
hat, das Erbe gegen Recht und Moral
behält und jedes vernünftige Gespräch
verweigert.
■
15
Seit nunmehr fast zwei Jahren unterstützt ProTier das
Gemeinschaftsprojekt der Gesellschaft zur Rettung der
Delphine (GRD) und der Universität Zagreb zur Rettung
der letzten Adria-Delfine.
ULRIKE K IRSCH & ULRICH K ARLOWSKI
V
or 4 Jahren führte das Team
des kroatischen Tiermedizi^
ners Prof. Hrvoje Gomercić
eine Zählung der entlang der Küsten und Inseln Kroatiens lebenden
Delfine durch. Das Ergebnis war
mehr als ernüchternd. Von einst
tausenden Tieren und mehreren
Arten waren gerade einmal knapp
220 Grosse Tümmler übrig geblieben.
Adria-Delfine:
Wir wollen leben!
Die Ursachen für den dramatischen
Rückgang fanden sich schnell: unbeabsichtigter Beifangtod in Fischernetzen, Nahrungsknappheit
durch Überfischung sowie direkte
Delfinjagd in der Tito-Ära, als Fischer für jeden toten Delfin eine
Kopfprämie als Ausgleich für angebliche Schäden an ihren Netzen
erhielten. Deutlich wurde 1999 auch,
dass es sich um ganz besondere
Tiere handelt. Es sind in der Tat
«kroatische Delfine», denn sie leben
das ganze Jahr über in kroatischen
Gewässern, ein Kontakt zu ihren Artgenossen im Mittelmeer scheint
nicht mehr vorhanden zu sein.
16
ProTier hilft!
«Wenn es nicht gelingt, das Aussterben dieser Tiere zu verhindern,
dann wird es in der Adria überhaupt
keine Delfine mehr geben», ist sich
Tierärztin Martina Duras, Feldforscherin^im Team von Prof. Hrvoje
Gomercić, sicher. «Wir freuen uns
deshalb sehr über die Hilfe aus der
Schweiz und danken allen Gönnerinnen und Gönnern ganz herzlich.
Es liegt in unser aller Hand, dieses
Naturerbe Europas zu bewahren
und zu erhalten.»
Immerhin gibt es jetzt auch wieder gute Nachrichten von den Delfinen in der Adria. Im Rahmen des
Schutzprojektes fand in diesem
Jahr eine erneute Zählung statt. ^Im
Parallelflug flogen Prof. Gomercić
und sein Team mit vier kleinen Maschinen die gesamte kroatische
Küste ab, um die Tiere aus der Luft
zu zählen. Das Ergebnis der ersten
Hochrechnungen macht Mut: Der
Bestand ist stabil geblieben und
liegt erneut bei etwa 220 Delfinen,
die in etwa 40 Schulen leben. Dieses Resultat ist wichtig, denn besonders im vergangenen Jahr verzeichneten die Zagreber Tierärzte
mit 34 toten Delfinen eine ungewöhnlich hohe Verlustrate. Mit dem
Zählergebnis können jetzt Befürchtungen, es habe ein vermehrtes
Delfinsterben gegeben, ad acta gelegt werden. Die ungewöhnliche
Totfundrate spiegelt wohl eher den
stark gewachsenen Bekanntheitsgrad des Projekts bei Behörden und
Touristen sowie in der Bevölkerung
wider, was dazu führte, dass Meldungen über tot gestrandete Delfine konsequent nach Zagreb weitergeleitet wurden.
Ein Ziel ist erreicht,
viel bleibt noch zu tun
Damit ist nach nur knapp drei Jahren Dauer eines der elementaren
Projektziele bereits fast erreicht: die
Sensibilisierung der Öffentlichkeit
für den Kampf ums Überleben der
Adria-Delfine. Denn nur wenn die
Menschen verstehen, werden sie
bereit sein, sich für den Erhalt dieser einzigartigen Delfinpopulation
einzusetzen. Doch es bleibt noch
viel zu tun. Für eine konsequente
Überwachung und Kontrolle des
etwa 32 000 km 2 grossen kroatischen Küstenbereichs sind für die
Zukunft der Einsatz eines weiteren
Patrouillenboots und die Einrichtung eines Delfinschutzzentrums
geplant.
■
ProTier 4/03
Foto: © Ulrike Kirsch
Projekt
«Rettung der
letzten Delfine
der Adria»
S
chon die erste Ausfahrt an
diesem Tag hatte es in sich.
Die nichts ahnenden WhaleWatcher stiessen auf eine sehr
ungewöhnliche Meeressäugerversammlung.
Versammlung
der besonderen Art
Pottwale, Grosse Tümmler und Pilotwale hatten gemeinsam eine
Gruppe gebildet – normalerweise
meiden Pottwale unter allen Umständen die Anwesenheit von Delfinen. «Vier Pottwale tauchten zusammen mit Pilotwalen und Grossen Tümmlern neben unserem
Boot auf. Und dann geschah es: Die
Pottwale formierten sich, ihre Köpfe dicht zusammen haltend, zu einem Stern, einer nur selten beobachteten Formation, die sie einnehmen, wenn sie etwas in der Mitte
beschützen wollen! Und dahinter
reihten sich die Grindwale dicht
beisammen, während die Tümmler
um sie herum schwammen. Nach
etwa 10–15 Minuten tauchten alle
gemeinsam ohne merkliche Vorzeichen ab», berichtet Katharina
Heyer. Doch die ebenso magische
wie völlig unerklärliche Szene bildete erst den Auftakt dieses sonderbaren Tages.
Eine traurige zauberhafte
Begegnung
Foto: © Könemann Verlag
Während der zweiten Tagesausfahrt trafen die noch immer tief bewegten und beeindruckten Natur-
Pilotwalmutter
zeigt Whale-Watchern
ihr totes Baby
Seit Jahren fährt Katharina Heyer, Gründerin der Schweizer Stiftung
firmm, vom spanischen Tarifa aus mit ihren Gästen in die Gewässer
vor Gibraltar, um dort Delfine und Wale in freier Wildbahn zu beobachten, zu erforschen und Konzepte für deren Schutz zu erarbeiten.
Doch den 4. September 2003 werden weder sie noch ihre Gäste jemals vergessen können.
beobachter an der gleichen Stelle,
aber Stunden später, dieselbe
Gruppe Pilotwale, allerdings ohne
Begleitung. «Die Tiere waren recht
regungslos, sie schienen zu ruhen
oder abzuwarten. Es schien uns, als
beobachteten sie das Geschehen
unter Wasser, ohne sich fortzubewegen. Dann lösten sich sechs erwachsene Tiere und kamen laut
pfeifend extrem nah ans Boot. Sie
strichen an der Bootswand entlang,
schauten hoch, drehten sich, was
sich einige Male wiederholte. Ganz
unerwartet tauchte plötzlich eine
Pilotwalmutter auf und zeigte mir
ganz explizit ihren Bauch, an dem
noch ein kleines Stückchen einer
noch blutigen Nabelschur hing. Ich
konnte ihren Kopf nicht sehen, der
war unter dem Boot. Sie tauchte
ganz langsam ab. Ich spürte, dass
da etwas nicht stimmte, und begab
mich auf die hintere Plattform, wo
ich alleine war. Da kamen wieder
alle sechs Tiere an, hoben ihre Köpfe, pfiffen mich an, es war allerdings
nicht ein freudiges Pfeifen. Und da
sah ich die Mutter wieder. Sie kam
alleine angeschwommen, genau
auf mich zu und hatte etwas Breites im Maul. Mein erster Gedanke
war, dass sie mir einen Fisch zeigen wollte. Als sie einen Meter von
mir weg war, erkannte ich, dass sie
ein Pilotwalbaby quer im Maul hielt,
das sie mir kurz über Wasser zeigte. Es war ihr wohl gerade geborenes Baby, und es war offensichtlich
tot», erzählt Katharina Heyer erschüttert. Noch mehrmals kehrte
die Pilotwalgruppe ununterbrochen
laut pfeifend zu dem Boot zurück,
immer zeigte die Mutter ihr totes
Baby, und jedes Mal schwamm sie
mit Hautkontakt an der Bootsseite
entlang.
«Es war fast nicht zum Aushalten, denn es gab nichts, was wir
machen konnten, um ihren offensichtlichen Schmerz zu lindern. Diese Begegnung ging uns sehr unter
die Haut, und wir werden lange
brauchen, dieses Erlebnis zu verarbeiten», versucht Frau Heyer dieses
sicherlich bislang einzigartige Erlebnis in Worte zu fassen.
■
U. Karlowski nach Informationen
von K. Heyer
Surftipp:
http://www.firmm.org/de
ProTier 4/03
17
Mysteriöse Fische
Sie haben einen Pferdekopf, den Beutel eines Kängurus, ihr Schwanz
ähnelt dem von Affen, und sie können ihre Körperfarbe ihrer Umgebung anpassen. Und doch sind sie keine Chimären aus der Sagenwelt,
sondern Fische. «Seepferdchen sind anders als jede andere Fischart,
es sind wunderschöne, absolut faszinierende Tiere», schwärmt
Amanda Vincent, Direktorin des Project Seahorse.
VON ULRICH KARLOWSKI
D
ie Zahl der weltweit bekannten Seepferdchenarten liegt
derzeit bei 33. Erst im Mai
dieses Jahres wurde eine neue Art
entdeckt, deren ausgewachsene Exemplare gerade einmal die Grösse
eines Fingernagels erreichen. Es ist
die kleinste Seepferdchenart der
Welt. Die 16 Millimeter langen Minitierchen leben in Korallenbänken
vor der Küste Indonesiens. Doch die
Zukunft dieser ungewöhnlichen
Meeresbewohner, bei denen die
Männchen die Eier in einer Bauchtasche ausbrüten und den Nachwuchs dann einzeln lebendig gebären, sieht alles andere als rosig aus.
Handel dezimiert
Seepferdchen
Sämtliche Arten sind durch Übernutzung mittlerweile gefährdet.
Besonders die Garnelenfischerei
mit Bodenschleppnetzen rasiert
ganze Populationen der kleinen
Tierchen als Beifang vom Meeresboden. Seepferdchen, die die Tortur des Fangs überleben, werden an
den Aquarienhandel verscherbelt.
Obwohl es extrem schwierig ist, sie
in Gefangenschaft zu halten, gehören die flinken Gesellen zu den Top
Ten der beispielsweise aus Florida
exportierten Aquarienarten.
Mitarbeiter des Project Seahorse
schätzen, dass jedes Jahr wenigstens 24 Millionen getrocknete Seepferdchen in den Welthandel kommen. In Asien werden sie für medizinische Zwecke verwendet und
sollen gegen alles Mögliche helfen,
von Impotenz über Atemwegslei-
18
den und Schmerzen bis hin zu Herzkrankheiten. Andernorts finden getrocknete Seepferdchen Verwendung als Souvenirs. Zusätzlich geschwächt werden die Bestände
durch Zerstörung und Vergiftung
ihrer Lebensräume, wie Mangrovenwälder oder Seegrasfelder.
Begrüssungstänzchen
Obwohl niemand abschätzen kann,
wie es um die Bestände der einzelnen Arten derzeit bestellt ist, fordern Wissenschaftler und Naturschützer seit langem internationale Schutzmassnahmen, denn allzu
lange werden diese sonderbaren
Geschöpfe die derzeitige Übernutzung nicht verkraften können. So
setzen viele, die sich der Faszina-
tion der friedlichen Fischchen nicht
mehr entziehen können, auf eine in
diesem Jahr beschlossene Regelung des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES).
Demnach müssen ab Mai 2004
sämtliche 163 CITES-Mitgliedsstaaten Daten vorlegen, die zeigen, dass
ihre Seepferdchenexporte die Bestände nicht schädigen. «Es ist das
erste Mal, dass CITES Regeln für
Bestandserfassungen und -regulierungen für eine kommerziell bedeutende Fischart verabschiedet hat»,
freut sich Amanda Vincent.
Bei vielen Seepferdchenarten
bleiben die Partner während der
gesamten Brutzeit zusammen. Und
jeden Morgen vollführen Männchen und Weibchen zur Begrüssung einen graziösen Tanz, bei dem
sich ihre Schwänze ineinander verwinden und während dessen sie
ihre Farbe wechseln. Vielleicht gibt
es jetzt eine Chance, dass sie ihre
Tänze weiter tanzen können.
■
Surftipp: Project Seahorse:
http://seahorse.fisheries.ubc.ca/
Kapuzineräffchen: ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit
Gespür hat sich vermutlich lange
vor den ersten Menschen entwickelt
Der Gerechtigkeitssinn ist möglicherweise ein Erbe der Evolution. Denn nicht
nur Menschen, auch Affen haben dieses Gespür, das in der Geschichte immer
wieder zu Kriegen und Revolutionen geführt hat. In Verhaltensversuchen reagieren Kapuzineräffchen bei Ungerechtigkeiten ähnlich wie menschliche Versuchspersonen, berichten amerikanische Primatenforscher.
Die Forscher brachten Kapuzineräffchen bei, Gutscheine gegen Gurken zu tauschen. Über den Tausch waren die Äffchen normalerweise überglücklich. Sahen
sie jedoch, dass ein Artgenosse für den gleichen Gutschein leckere Trauben bekam, wurden sie garstig: Manche wollten für die Gurken keinen Gutschein mehr
hergeben. Oder sie nahmen die Gurken und legten sie frustriert beiseite. Spätestens dann verdüsterte sich aber die Stimmung, wenn ein anderes Äffchen etwas
bekam, ganz ohne einen Gutschein vorlegen zu müssen. Menschen reagieren in
ähnlichen Situationen im Prinzip gleich, wie nicht nur Alltagserfahrungen, sondern auch ausgeklügelte psychologische Experimente zeigen. Somit muss der
Sinn für Gerechtigkeit lange vor dem Auftauchen des ersten Menschen entwickelt gewesen sein, folgern die Forscher. ddp/bdw
ProTier 4/03
Walfang hat das gesamte ökologische
Gleichgewicht der Meere nachhaltig gestört.
VON ULRICH KARLOWSKI
Komplexe Kettenreaktion gefährdet
gesamtes Ökosystem
N
ach Meinung amerikanischer Biologen beeinträchtigt der ehemals exzessive
Walfang im Nordpazifik bis heute
zahlreiche Tierarten. Zwischen 1946
und 1979 starben unzählige grosse
Wale durch den kommerziellen
Walfang. Damit ging die Hauptbeute der Orcas oder Schwertwale – der
grössten Delfinart der Welt – verloren. Sie wichen auf andere Nahrungsquellen aus und jagten kleine
Meeressäuger, die an der Küste lebten: zunächst Seehunde, deren Zahl
in den frühen siebziger Jahren zurückging. Dann traf es nach und
nach Pelzrobben, Seelöwen und
schliesslich Seeotter, deren Populationen sich bis heute nicht erholt
haben. Seehunde und Pelzrobben
wurden Opfer der geschickten Jäger, da sie leicht zu erbeuten sind
und den höchsten Nährwert für sie
haben, vermuten die Biologen. Als
diese Beute dann seltener wurde,
verlagerten sie sich auch auf weniger ergiebige Tiere wie Seeotter.
ProTier 4/03
Mit ihrer Hypothese schildern Alan
Springer und seine Kollegen von
der University of Alaska in Fairbanks eine der längsten und komplexesten ökologischen Kettenreaktionen, die jemals beschrieben wurden. Dieses Beispiel verdeutlicht
eindrücklich, dass masslose Aus-
beutung einen Dominoeffekt nach
sich ziehen kann, der einen vernichtenden Einfluss auf ein komplettes
Ökosystem hat. Bislang ging man
davon aus, dass der Rückgang der
kleineren Meeressäuger auf Effekte am unteren Ende des Nahrungsnetzes zurückzuführen sei – beispielsweise auf Nahrungsknappheit. Die neue Theorie sieht dagegen die Ursachen am oberen Ende
der Nahrungspyramide.
■
Foto: © Ulrich Karlowski
Foto: © Konrad Wohte
Kommerzieller Walfang
dezimierte indirekt auch
andere Meeressäuger
19
Nur mit Ihrer Hilfe
können wir helfen!
Wir übernehmen Verantwortung, wo andere
versagen. Das Schicksal der Tiere liegt in
unseren Händen. Ihre Spende ermöglicht es
uns, Hunde, Katzen und viele andere Tiere
aktiv zu schützen. Bitte kämpfen Sie mit uns
für die Tiere.
ProTier benötigt
dringend Mittel für:
쐌 Betreuung und Pflege unserer
Tierheim-Tiere
쐌 Aufnahme von Verzicht- und
Findeltieren
쐌 Unterbringung und Betreuung unserer Patentiere – gesunde Hunde
und Katzen, die aus verschiedenen
Gründen nicht platzierbar sind
쐌 Rettung der letzten Adria-Delfine
vor dem Aussterben
쐌 Hilfe für Tanzbären in Zusammenarbeit mit Alertis (NL)
쐌 Tierhilfe «Osten», denn Tierschutz
kennt für uns keine Grenzen
쐌 Aufklärungs- und Informationsarbeit, denn wir können nur schützen, was wir kennen
Ihre Spende rettet
Tieren das Leben!
Jeder Franken zählt!
Herzlichen Dank!
Unser PC 80-37221-2
20
ProTier 4/03
Wildtiere in Zirkussen –
in Deutschland bald
Geschichte?
G
egen Ende September dieses Jahres traf der Agrarausschuss des Deutschen
Bundesrates eine vielleicht bahnbrechende Entscheidung gegen das
unselige Zurschaustellen von Wildtieren in Zirkussen.
Bayern will
grundsätzliches Verbot
Der Ausschuss stimmte einem von
Bayern eingebrachten Vorschlag
zu, die Haltung von Wildtieren, insbesondere Affen, Bären und Elefanten, grundsätzlich zu verbieten.
Zwar sieht die Regelung, nach Informationen des Bundesverbandes
Menschen für Tierrechte, vor, dass
Ausnahmen möglich sind, wenn
Zirkusse die Anforderungen so genannter Zirkusleitlinien erfüllen.
Jedoch bietet er ebenso die Möglichkeit, auf unkomplizierte Weise
weitere Tierarten in die Verbotsliste
aufzunehmen. Die ebenfalls vom
Ausschuss empfohlene Einführung
eines Zirkuszentralregisters werten
Tierschützer als eine unverzichtbare
Voraussetzung zum Vollzug bestehender Tierschutzvorschriften.
Foto: © Nathalie Dubois
Verbote gibt es
bereits in vielen
anderen Ländern
Die jetzt eingeleitete Entwicklung
hat erstaunlich starken Rückenwind
in der deutschen Bevölkerung. So
konnten die Tierversuchsgegner
mit nur einem Aufruf mehr als
30 000 Unterstützungs-E-Mails für
das Haltungsverbot auslösen. Mit
ProTier 4/03
seinen meist sehr
beengten Haltungsbedingungen, dem
oftmals nicht oder
nur miserabel ausgebildeten Personal,
häufigen Ortswechseln, nicht adäquater
Ernährung und tiermedizinischer Versorgung
können
Wildtiere in Zirkussen auch nicht annähernd artgerecht
gehalten und gepflegt werden. Dem
Bundesverband Menschen für Tierrechte ist kein Zirkus
bekannt, der die mitgeführten Tiere ohne jede tier- oder artenschutzrechtliche Beanstandungen hält.
Hinzu kommt, dass die Behörden
dem wilden Treiben der Manege
meist nur wenig entgegenzusetzen
haben. Bevor von Amtes wegen zugeschlagen werden kann, wechselt
man rasch mit unbekanntem Ziel
den Ort und begibt sich damit problemlos ausser Reichweite der zuständigen Behörden. So vegetieren
zahllose Zirkustiere unter unzumutbaren Lebensbedingungen vor sich
hin – auch weil die Behörden mangels geeigneter Unterbringungsmöglichkeiten die Tiere meist gar
nicht beschlagnahmen können,
selbst wenn sie wollen. Andere
Länder sind da bereits mit gutem
Beispiel vorangegangen. So wurde
in Dänemark, Finnland, Österreich
und Schweden bereits vor Jahren
die Haltung bestimmter Wildtierarten, wie Affen, Nashörner, Flusspferde, Giraffen und verschiedene
Raubtiere, in Zirkussen verboten.
Foto: © Alfa Kartos
VON ULRICH KARLOWSKI
Grüne ohne Herz
für Tiere?
Noch wird in Deutschland lediglich
empfohlen, dass einige Tierarten,
wie Menschenaffen, Nashörner
oder Pinguine, nicht in Zirkussen
mitgeführt werden sollten. In der
erst nach Redaktionsschluss dieser
Ausgabe stattfindenden Sitzung
des Bundesrates, am 17. Oktober,
soll nun über die Vorlage des Agrarausschusses entschieden werden.
Doch ausgerechnet die grüne Bundesministerin Renate Künast führt
verfassungsrechtliche Bedenken
gegen ein Verbot ins Feld. Sie sieht
das im deutschen Grundgesetz verbriefte Recht auf Berufsfreiheit tangiert. Über die Entscheidung der
Länderkammer werden wir in der
kommenden Ausgabe des «ProTier»-Journals berichten.
■
Surftipp:
http://www.zirkus-ohne-tiere.de
21
Feuer frei
auf Singvögel
in Griechenland
Jagdsaison entgegen EU-Regelungen ausgeweitet.
Regierung gibt Druck der Jagdlobby nach.
G
riechische Politiker scheren
sich offensichtlich einen
Deut um EU-Richtlinien, besonders wenn es dabei «nur» um
Umwelt und Natur geht. So setzte
Fotis Hatzimichalis, derzeit hellenischer Landwirtschaftsminister,
die Wildvogel-Jagdsaison auf den
Zeitraum vom 20. August bis 29. Februar – ein krasser Verstoss gegen
die EU-Vogelschutzrichtlinie. Diese
untersagt, Wildvögel während des
Vogelzugs, der Jungenaufzucht
oder der Balzzeit zu jagen.
VON ULRICH KARLOWSKI
Doch Arten wie der Eleonorenfalke
brüten von August bis September,
andere beginnen Anfang Februar
in Griechenland mit ihrer Balz. Natur- und Umweltschützer fordern
deshalb seit Jahren vergeblich eine
EU-weite Schonzeit für alle Tierarten von Ende Januar bis Mitte
Oktober.
22
Griechenland
auf der Anklagebank
«Erneut hat die Regierung den Forderungen der Jagdlobby nachgegeben», bedauert Costas Papaconstantinou, Präsident der Griechischen Ornithologischen Gesellschaft. Denn bereits seit Januar
2001 ist beim Europäischen Gerichtshof gegen Griechenland ein
Verfahren wegen Verstosses gegen
die Vogelschutzrichtlinie hängig.
Ein Urteil wurde noch nicht gefällt.
«Das Verfahren zieht sich hin, weil
unser Landwirtschaftsministerium
gegenüber der EU lügt und unglaubliche Daten über die Vogelpopulationen in Griechenland präsentiert. Gemäss Angaben würde Griechenland die höchsten Populationsdichten in ganz Europa aufweisen.
Die Daten stammen von der Jagdlobby oder von durch diese beeinflussten Vogelkundlern», erklärt
Marios Fournaris von der AlkyoniWildtierklinik in Paros. «Dabei gibt
es für unser Land im Grunde überhaupt keine verlässlichen Daten
über die Bestände der jagdbaren
Tierarten.»
Naturschützer enttäuscht
«Die neuen Jagdzeiten werden sicherlich einen sehr negativen Gerichtsbeschluss gegen unser Land
nach sich ziehen. Und doch ist es
immer das Gleiche, Jahr für Jahr gibt
das Ministerium den Jägern nach»,
meint Costas Papaconstantinou enttäuscht. Damit umreisst er die Meinung vieler griechischer Naturschützer, die davon überzeugt sind, dass
die Regierung um Popularität buhlt
und deshalb internationale Gesetze
ignoriert – rein zufällig finden in Griechenland im nächsten Frühjahr
Wahlen statt. Auf dem Peloponnes
ist die Jagd ein Multi-MillionenEuro-Geschäft mit mehr als 300 000
registrierten Schützen, die in jeder
Jagdsaison etwa 3000 Euro pro
Mann für die Ballerei ausgeben. ■
ProTier 4/03
Foto: © Vogelwarte Sempach
Dreizehenspecht
Was darf es sein?
Schlange oder
geräucherter Elefant?
Wildtiere durch illegalen
Bushmeat-Handel bedroht
E
Affen, Schimpansen, Büffel, Hasen,
Wild oder Antilopen, Stachelschweine, Schildkröten, Vipern oder
Wildkatzen – fast jede Wildtierart
findet man in Fleischform auf den
lokalen Märkten wieder: als Ganzes
oder stückweise, geräuchert, halb
geräuchert oder frisch. Die kommer-
Fotos: © Karl Ammann
ine neue Studie der Zoologischen Gesellschaft aus London kommt zu dem Ergebnis,
dass der in den meisten afrikanischen Ländern illegale Handel mit
dem Fleisch von Wildtieren, dem so
genannten «Bushmeat», weitaus
gravierendere Auswirkungen hat
als bislang angenommen. Die Gesellschaft spricht sogar von einer
Bushmeat-Krise, die zum Aussterben unzähliger Tierarten, darunter
der nächsten Verwandten des Menschen im Tierreich, Schimpansen
und Gorillas, führen wird.
Das Fleisch aus dem Regenwald
hat sich mangels anderer Nahrungsquellen in vielen Gebieten des
tropischen Afrikas mittlerweile zur
Hauptstütze für Ernährung und Lebensunterhalt weiter Teile der Bevölkerung entwickelt. Elefanten,
zielle Jagd auf Wildtiere läuft auf
Hochtouren. Da nach Meinung der
Zoologischen Gesellschaft die völlige Einstellung des Bushmeat-Handels andererseits auch eine Krise,
nämlich eine Hungerkatastrophe,
auslösen würde, spricht man sich
jetzt dafür aus, dass wenigstens die
Jagd in Schutzgebieten und auf
bedrohte Arten eingestellt wird und
für die zahlreicheren Arten Bewirtschaftungspläne aufgestellt werden, die einerseits den Bestand der
jeweiligen Art sicherstellen und andererseits eine schonende Nutzung
erlauben.
Doch wer auch nur einigermassen mit der Situation im tropischen
Afrika vertraut ist, wird wenig Hoffnung auf die Realisation derartiger
Vorhaben setzen können. Es wäre
schon ein gewaltiger Fortschritt,
wenn es gelänge, die Wilderer wenigstens von den existierenden
Schutzgebieten fern zu halten. ■
NatureNews
ProTier 4/03
23
Auslandsjäger erlegen
bedrohte Tiere
WWF fordert harte Strafen für
illegale Jagd auf bedrohte Tiere.
A
uslandsjäger aus Europa
machen immer wieder Jagd
auf vom Aussterben bedrohte Tiere. Die Professionalität
und Skrupellosigkeit der illegalen
Jäger und ihrer Helfershelfer darf
dabei nicht unterschätzt werden. Es
gibt sogar eigens darauf spezialisierte Agenturen, die geschützte
Tiere in ihren Lebensräumen ausfindig machen und Grosswildjäger
für viel Geld zu den illegalen Jagdgründen führen. 20 bis 30 Prozent
der europäischen Jäger reisen regelmässig auf Auslandsjagden und
geben dafür jährlich etwa 120 bis
180 Millionen Euro aus.
Gruselkabinett der
Grosswildjagd entdeckt
Fotos: © Ulrike Kirsch
Vielfach gilt diese Art der Wilderei
noch als Kavaliersdelikt. Deshalb
fordern Tier- und Naturschutzorganisationen wie der WWF eine konsequente Verfolgung und Bestrafung derartiger Straftaten. Denn nur
durch wirksame Abschreckung
werden sich die schiesswütigen
Tiermörder von ihrem unseligen
Tun abhalten lassen. Beispielhaft ist
der Fall des Italieners Giorgio Barbero. Der Unternehmer hatte jahrelang auf der ganzen Welt vom Aussterben bedrohte, streng geschützte Tiere gejagt. Erst 2002 wurde er
nach zähen Prozessen in Turin zu
14 Monaten Haft verurteilt. Zusätzlich muss er 72 000 Euro Bussgeld
an den WWF Italien zahlen. Doch,
noch sind derart harte Verurteilungen eher die Ausnahme denn die
Regel. Meist kommen kriminelle
Auslandsjäger ungeschoren davon.
Die Polizei hatte in Barberos Haus
zahlreiche ausgestopfte Exemplare
gefährdeter Tierarten sichergestellt,
darunter zwei Tiger, drei Schraubenziegen, einen Kragenbär, einen
Goral (Waldziegenantilope), zwei
seltene Urial-Wildschafe und einen
Nebelparder. Hunderte Trophäen
schmückten sein Anwesen in Palermo. Artenschutzexperten bezeichneten es als wahres Gruselkabinett
der Grosswilderei.
Leider schieben längst nicht alle
EU-Staaten der Auslandswilderei
konsequent einen Riegel vor. Um
die barbarische Ballerei wirksam
einzudämmen, müssten in der gesamten EU die gleichen harten Strafen gelten.
■
NatureNews
24
ProTier 4/03
Borneo-Elefanten sind
einzigartig
Dickhäuter sind keine Einwanderer, sondern weisen einen
eigenen 300 000 Jahre alten Stammbaum auf.
E
ntgegen bisher vorherrschender Meinung handelt
es sich bei den kleinen Borneo-Elefanten nicht um Nachkommen domestizierter Elefanten, sondern um den Rest eines eigenständigen Stamms des Asiatischen Elefanten. Anhand von Kot- und Blut
proben von wild lebenden und gefangenen Elefanten in ganz Asien
konnte ein internationales Biologenteam um Dr. Prithiviraj Fernando, vom Columbia University Center for Environmental Research and
Conservation, die Einzigartigkeit
der Borneo-Elefanten nachweisen.
Wilde, zahme Elefanten?
Noch schätzungsweise 1000 bis
2500 Borneo-Elefanten soll es geben. Sie leben isoliert in den Regenwäldern im Nordosten Borneos, in
der Provinz Sabah in Malaysia sowie in der zu Indonesien gehörenden Provinz Kalimantan. Sie sind
kleiner als andere asiatische Populationen, haben einen runderen
Körper, grössere Ohren und geradlinigere Stosszähne. Auch charakterlich unterscheiden sie sich von
ihren asiatischen und afrikanischen
Verwandten. Während Letztere
Menschen angreifen oder sogar
töten, wenn sie sich bedroht fühlen,
zeigen Borneo-Elefanten dem Menschen gegenüber keinerlei Aggression, wie Dr. Michael Stuewe vom
WWF erklärt. «Ich konnte beobachten, wie Forscher sich ihnen näherten und sie berührten. Diese Zahmheit führte zu der Meinung, sie
seien Zootiere.»
Bislang ging man davon aus,
dass sie Nachfahren von Indischen
ProTier 4/03
Elefanten seien: entweder von einer Gruppe, die dem Sultan von
Sulu im Jahr 1750 von der Ostindischen Handelsgesellschaft als Geschenk überreicht wurde, oder von
einer Gruppe, die von Sumatra verschifft wurde. Zwischen dem 16. und
18. Jahrhundert florierte der Handel mit den Dickhäutern, die für Kriege, Abholzungsarbeiten und Zeremonien eingesetzt wurden. Einige
Tiere sollen entkommen oder freigelassen worden sein und in der
Wildnis die Zahmheit ihrer domestizierten Ahnen beibehalten haben.
Schutzmassnahmen für
die kleinen Rüsselträger
Asiatische und Afrikanische Elefanten sowie Mammuts haben einen
gemeinsamen, etwa sechs Millionen Jahre alten Vorfahren. Das Verbreitungsgebiet der Asiatischen
Elefanten erstreckte sich vom Euphrat und Tigris bis nach China und
Borneo. Vor etwa drei Millionen
Jahren teilte sich die asiatische Population in zwei Zweige. Während
die meisten Asiatischen Elefanten
von der so genannten «Alpha»Linie abstammen, entwickelte sich
der Borneo-Elefant vor mehr als
300 000 Jahren aus der «Beta»Linie.
Die natürlichen Lebensräume
der einzigartigen Rüsselträger sind
besonders durch Abholzungen gefährdet. Aufgrund der neuesten Erkenntnisse erhoffen sich Wissenschaftler und Naturschützer jetzt
eine zügigere Umsetzung von
Schutzmassnahmen.
■
Ulrike Kirsch
Chemischer Fingerabdruck für das Horn von Nashörnern
Bestimmung der Herkunft des Tieres
soll Wilderer überführen
Forscher wollen mit gerichtsmedizinischen Mitteln Wilderern auf die Spur kommen, die es auf das Horn von Nashörnern abgesehen haben. Das begehrte Horn
der vom Aussterben bedrohten Tiere wird zu Messerklingen verarbeitet oder
pulverisiert als Potenzmittel verkauft. Durch illegale Jagd existieren heute nur
noch wenige Tausend Spitzmaulnashörner, von den sehr seltenen Java-Nashörnern gibt es weltweit nicht einmal mehr zweihundert. Mit Hilfe chemischer
Fingerabdrücke sollen nun die Handelswege der Wilderer ausgekundschaftet
werden. «Die Chemie eines Horns wird vom Klima, der Geologie und der Vegetation in der Umgebung von Nashörnern bestimmt», erklärt Rajan Amin vom
Zoologischen Institut in London. Mit Hilfe von Spektrometeranalysen kann über
die Messung von Sauerstoff- und Kohlenstoffisotopen sowie anderer Elemente
die geografische Herkunft eines bestimmten Horns geklärt werden.
Zwar ist der neue Test noch nicht beweiskräftig genug, um auch vor Gericht zu
bestehen. Dazu müssten erst weitere Messreihen mit Nashorn-Hörnern aus verschiedenen Gegenden durchgeführt werden. Allerdings geben die Messungen
bereits jetzt Hinweise, an welchen Orten Wilderer aktiv waren.
NatureNews
25
Kambodscha:
Hoffnungsschimmer
für Malaienbär
Eingepferchte oder angekettete Bären als Attraktion für Gäste und
Touristen sind in Südostasien ein leider alltäglicher Anblick. Doch
dank der unermüdlichen Aufklärungsarbeit von Tierschützern werden
solche Szenen in Kambodscha immer seltener.
VON ULRIKE KIRSCH
A
ls Babys werden die Malaienbären von ihren Müttern
weggenommen, um als
«Haustiere» in Hotels oder Restaurants Gäste anzulocken. Doch spätestens wenn sie ausgewachsen
sind, tauchen Probleme auf. Obwohl der Malaienbär mit etwa
1,4 Meter die kleinste der sieben Bärenarten ist, ist er dann zu kräftig
und gefährlich, um ihm noch «Auslauf» zu gewähren. So müssen sie
dann den Rest ihres Lebens meist
in engen Käfigen dahinvegetieren.
Grausamkeit
ohne Grenzen
In Südostasien sind die dunkelbraunen bis schwarzen Petze mit
ihren halbmondförmigen orangegelben Flecken auf der Brust beliebt – solange sie lebendig oder tot
in Menschenhand sind. So dienen
sie auch als Lieferanten von Bestandteilen, die in der Traditionellen Asiatischen Medizin verwendet
werden, wie Galle und Penis, oder
eben als Nahrungsquelle. Die
Grausamkeit des Menschen kennt
dabei keine Grenzen. Bei lebendigem Leibe werden den Bären die
Pfoten abgehackt, um sie dem Restaurantgast möglichst frisch servieren zu können.
26
Tierschützer
starten Kampagne
Riesige Reklametafeln mit Aufnahmen solch schockierender Szenen
findet man in Kambodscha zuhauf.
Sie sind Teil der von der kambodschanischen Tierschutzorganisation «WildAid» lancierten und von
der Regierung unterstützten Kampagne zum Schutz der Malaienbären. Dazu gehören auch Radiospots
und persönliche Besuche von Behördenmitarbeitern in Restaurants.
«Unsere Arbeit hat dazu geführt,
dass praktisch keine Bärenteile
mehr auf den Speisekarten in
Phnom Penh zu finden sind», freut
sich Suwanna Gauntlett von WildAid. So ist es der Gruppe auch zu
verdanken, dass in nur zwölf Monaten ein Gesetz zum Schutz von
Malaienbären durchgeboxt wurde.
Doch während das Engagement der
Tierschützer in dem ehemals kommunistischen Land bereits erste
Früchte trägt, was vor allen Dingen
auf die politische, von der UN geförderte Umstrukturierung seit den
späten neunziger Jahren zurückzuführen ist, sieht es in den Nachbarländern weniger rosig für die
Baumbewohner aus. Die Nachfrage in China und Vietnam ist ungebrochen und hält so auch den illegalen Handel in Kambodscha aufrecht. Hier sehen die Tierschützer
weiteren Handlungsbedarf. Denn
die meisten der etwa 1000 Ranger
besitzen weder die notwendige
Ausbildung, noch werden sie ausreichend bezahlt, um die Wilderei
effizient bekämpfen zu können.
Es bleibt noch viel zu tun
Der Bestand der Malaienbären in
freier Wildbahn in ihrem gesamten
Verbreitungsgebiet, das sich vom
nördlichen Burma und Bangladesh
nach Thailand, Laos, Vietnam, Kambodscha und Malaysia erstreckt, ist
unbekannt. Schätzungen bewegen
sich zwischen 1000 und 20 000 Exemplaren. Zwar sind die Erfolge in
Kambodscha ermutigend, doch
sollten sie nicht darüber hinwegtäuschen, dass dies erst ein kleiner
Anfang ist.
■
Surftipp: www.wildaidasia.org
Tiere sind keine
Weihnachtsgeschenke!
ProTier 4/03
Käfigbatterien
in Deutschland bald
wieder hoffähig?
Studie zur Legehennenhaltung zeigt Probleme bei Freilandhaltung auf.
Tierschützer besorgt, dass Regierung wirtschaftlichem Druck
der Agrarindustrie nachgibt.
VON ULRICH KARLOWSKI
T
ierschützer in Deutschland
sind tief besorgt über die neu
entflammte Diskussion über
das Für und Wider von Käfigbatterien in der Legehennenhaltung.
Eine von zwei Bundesländern vorgeschlagene Gesetzesänderung
stellt bereits den vor zwei Jahren
beschlossenen Ausstieg aus der Käfighaltung in Frage und sieht die
Zulassung so genannter «ausgestalteter Käfige» vor.
Alternative Haltungssysteme haben Probleme
Anlass für die Diskussion ist ein
Zwischenbericht zu einem Forschungsprojekt der Tierärztlichen
Hochschule Hannover, bei dem
Daten aus 72 Betrieben in sechs
Bundesländern ausgewertet wurden. Demnach scheinen Bodenund Freilandhaltung als Alternativen zur Käfighaltung mit erkennbaren gesundheitlichen Beeinträchtigungen und Verhaltensproblemen
für die Tiere einherzugehen. Hervorgehoben wird die Notwendigkeit von Impfungen der Legehennen gegen verschiedene Infektionen und Wurmbefall, mit denen
zahlreiche Betriebe mit alternativen
Haltungsformen zu kämpfen haben,
während dies bei der Käfighaltung
kaum vorkomme. Auch auf das Kürzen der Schnäbel könne bei der
Bodenhaltung ohne Auslauf (über
ProTier 4/03
80% der Tiere), bei der Bodenhaltung mit Auslauf (über 90%) und bei
der Volierenhaltung ohne Auslauf
(fast 100%) nicht verzichtet werden.
In der Käfighaltung ist das Kürzen
der Schnäbel dagegen verboten.
Hinzu kommen, so die Forscher,
eine höhere Sterblichkeitsrate verglichen mit der Käfighaltung, eine
geringere Legeleistung sowie Verhaltensanomalien wie Federpicken
und Kannibalismus, die vor allem
in der Boden- und Volierenhaltung
auftreten.
Tierschützer vermuten
politischen Schachzug
der «Hühnerbarone»
«Es ist ein makabrer politischer
Schachzug, sich hinter einer einzigen Studie zu verstecken, um aus
wirtschaftlichen Interessen ausgestaltete Käfige auch noch über das
Deckmäntelchen Tierschutz einzuführen», beklagt Dr. Eisenhart von
Loeper, Vorsitzender des Bundesverbandes Menschen für Tierrechte. Loeper führt an, dass erst ab einer bestimmten Bestandsdichte
Probleme bei den alternativen Haltungssystemen aufträten. Sterblichkeit, Verhaltensanomalien und Parasitenbefall seien somit eine Folge von falschem Management und
stellten nicht das System an sich in
Frage. Hubert Weiger, agrarpolitischer Sprecher des BUND, geht sogar noch einen Schritt weiter: «Die
Politiker haben sich von den «Hüh-
nerbaronen» weich kochen lassen.
Mit ihrem Votum für die Käfighaltung missachten sie den Tierschutz
und stellen sich gegen den Willen
der Verbraucher.»
Beide Verbände appellierten an
Landwirtschaftsministerin Renate
Künast, die erst 2001 beschlossene
Legehennenverordnung nicht zu
verändern.
■
Klimaerwärmung
gefährdet Artenvielfalt
heute stärker als früher
Starke Zersiedelung grosser
Landstriche verhindert Flucht
in andere Lebensräume
Die aktuelle globale Erwärmung bedroht die Artenvielfalt im Tierreich in
viel grösserem Ausmass als alle vorangegangenen – obwohl der Temperaturanstieg vergleichbar ist. Viele Tiere können sich wegen der starken Zersiedelung grosser Landstriche nicht
mehr in andere Lebensräume zurückziehen, um den Folgen des Treibhauseffekts auszuweichen. In der Vergangenheit führten Klimaveränderungen
immer wieder dazu, dass sich Tierarten aus ihrem bisherigen Lebensraum
zurückzogen und neue Gebiete besiedelten, in denen die klimatischen
Bedingungen für sie erträglicher waren. So konnte das Überleben der Art
garantiert werden. Heute versperren
Strassen, Städte oder Industrieanlagen
die Fluchtwege für viele Arten oder
schränken sie stark ein. Lediglich überaus mobile Arten, wie etwa Vögel und
Schmetterlinge, können sich auch über
menschliche Bauwerke hinweg weiterhin neue Lebensräume erschliessen.
NN
27
Chinesische Tiger
in Afrika!
Ein Zuchtpaar Chinesischer Tiger
ist in Südafrika eingetroffen.
Tiere sollen für eine spätere
Auswilderung trainiert werden.
S
o weit sind wir also schon
gekommen. Um den Chinesischen Tiger vor der drohenden Ausrottung zu retten, startete Anfang September ein aufwändiges Nachzucht- und Auswilderungsprojekt; nicht in China,
nein, im weit entfernten Südafrika.
«Cathay», ein 7 Jahre altes Tigerweibchen, und «Hope», ihr 6 Jahre
alter Gefährte, sind die Kerngruppe, die in einem fünf Jahre dauernden Ausbildungsprogramm des
Nationalzoos von Südafrika (Pretoria) für das Leben in freier Wildbahn
fit gemacht werden sollen. «Wir haben Südafrika wegen seines ausgezeichneten Rufes und seiner grossen Erfahrungen im Artenschutz als
Partner ausgewählt», erzählt Li
Quan, Gründer der Stiftung zur Rettung des Chinesischen Tigers (Save
China's Tigers Foundation).
Ein Vermächtnis
für die Tiere
Bitte denken Sie bei der
Erstellung Ihres Testaments
auch an ProTier.
Sie helfen mit,
dass wir uns auch in Zukunft
effizient für die Tiere
einsetzen können.
Für Auskünfte und Beratung
steht Ihnen unsere Geschäftsführerin
Rita Dubois gerne zur Verfügung.
Grosskatzen
ohne Lebensraum?
Läuft alles wie geplant, sollen
«Cathay» und «Hope» sowie ihr bis
dahin geborener Nachwuchs mehr
oder weniger pünktlich zu den
Olympischen Spielen 2008 nach
China zurückkehren. Willie Labuschagne, Direktor des National
Zoos meint, das Training für die
Wildnis sei nicht sonderlich kompliziert: «Wir brauchen den beiden
nicht beizubringen, wie sie ihre
Beute töten müssen, diese Fähigkeit ist angeboren. Sie müssen jedoch lernen, die getötete Beute
auch zu fressen, und sie müssen
das Beutemachen lernen, also suchen und anschleichen.» Nach der
zweimonatigen Quarantäne im Zoo
soll das Makopani-Wildschutzgebiet, 125 Kilometer nördlich von
Pretoria, die neue Heimat für die
beiden Tiger werden. Hier beginnt
dann das eigentliche Trainingsprogramm.
Bleibt zu hoffen, dass keine der
in Afrika nicht heimischen Katzen
vorzeitig den Sprung in eine dann
afrikanische Freiheit wagt und dass
es nach Abschluss des Projekts in
ihrer chinesischen Heimat noch
Raum für sie gibt. Der Chinesische
Tiger gehört zu den am stärksten
vom Aussterben bedrohten Arten
überhaupt. Es soll nur 10 bis 30 frei
lebende Exemplare geben. Ursachen für den dramatischen Rückgang sind, wie so oft, Wilderei sowie der durch Landnahme und Bevölkerungsdruck zerstörte Lebensraum der Grosskatzen.
■
NatureNews
Surftipp:
http://www.savechinastigers.net
28
ProTier 4/03
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Freude bereiten und
den Tieren helfen!
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Herzlichen Dank
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Adressänderung
Bitte melden Sie uns Ihre neue Adresse.
Adressnachforschungen bei den Gemeinden kosten uns pro Anfrage CHF 20.–.
Geld, das wir besser für die Tiere einsetzen könnten.
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Vorname: _______________________________________
Mitgliedernummer: _____________________________
Strasse: ________________________________________
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PLZ und Wohnort: ______________________________
PLZ und Wohnort: _______________________________
Telefon: ________________________________________
Telefon: _________________________________________
Einsenden an: ProTier, Alfred-Escher-Strasse 76, CH-8002 Zürich, Fax 01 201 26 23
ProTier 4/03
29
Fragwürdiger Urlaubstipp
U
nter der Rubrik «Kultur und
Reisen» stellt Coop in seiner wöchentlichen Kundenzeitschrift jeweils ferne Urlaubsziele vor. Meist sind die Berichte über
Land und Leute sehr informativ und
interessant. Leider wurde in einem
Bericht über die Städte Ronda und
Mijas in Andalusien aber sehr unkritisch auf den Stierkampf bzw. die
älteste Stierkampfarena Spaniens
hingewiesen. Es wurde zwar nicht
explizit zum Besuch einer Corrida
aufgerufen, aber immerhin zum Besuch der Arena, eines Stierkampfmuseums und eines Stierkampfrestaurants. Dies alles wurde als
sehr sehenswert angepriesen und
damit der Stierkampf als solcher
verharmlost. Ronda gilt als Mekka
für Stierkampffans und als Geburtsstätte der bis heute sehr verbreiteten Stierkampftechnik.
ProTier hat sich mit unten stehendem Brief an Coop Schweiz gewandt. Eine Stellungnahme von
Coop lag bis Redaktionsschluss
noch nicht vor.
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Postfach 25
4002 Basel
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30
ProTier 4/03
Chamäleon:
Wenig erforschte Zeugen aus der Saurierzeit
meistens heller als der übrige Körper. Die Grundfarben sind Gelb,
Grau und Braun, oft zieren den Körper auch dunkelbraune bis schwarze Punkte. Männchen sind von den
Weibchen nur an der verdickten
Calumma tigris
(Kuhl 1820)
Gattung:
Calumma
Art:
Calumma tigris
Unterarten: keine
Schwanzwurzel zu unterscheiden.
Die Tiere leben gerne in der Nähe
von Wasserläufen. Sie bevorzugen
das gleiche Habitat wie die zwei,
ebenfalls endemischen, Seychellenfrösche Soglossus gardineri und
Soglossus seychellensis. Im Congo
rouge (Mahé) fanden wir am gleichen Ort Soglossus gardineri auf
ihrem Gelege am Boden und Calumma tigris auf einer Höhe von 4 m in
einem Bambuswäldchen. A. und
M. Grimm entdeckten die Tiere auch
Typisches Merkmal
ist der grosse Kinnlappen.
Tigerchamäleon
Calumma tigris (Kuhl 1820)
D
as Tigerchamäleon ist ein
Endemit der Seychellen.
Das heisst, es lebt ausschliesslich auf den Inseln Mahé,
Silhouette und Praslin. Nach Grimm
kommt es auch auf Niol und
La Misère vor. Seinem Gattungsnamen zu entnehmen, ist Calumma
tigris nahe verwandt mit madegassischen Chamäleons. Von der Kör-
pergrösse her ist das Tigerchamäleon ein eher kleines Tier (15–16 cm).
Der Kopf wird von einem
flachen Helm geziert, der
den Rückenkamm kaum
überragt. Typisch für dieses Chamäleon ist sein
grosser Hautlappen am
Kinn (siehe Zeichnung),
hinter diesem setzt sich
ein Kehlkamm fort. Der
Kehl- und der niedrige
Rückenkamm bestehen
aus konischen Schuppen. Die Kinnpartie ist
Ausgewachsenes Tier
Fotos und Zeichnung: R. A. Attinger
Calumma tigris
ProTier 4/03
im Vallée de Mai (Praslin) auf Cocode-Mer-Palmen. Die Palmen, deren
Weibchen die bis zu 20 kg schweren
Nüsse tragen, standen direkt an kleinen Bächen. Es ist daher anzunehmen, dass Standorte am Wasser
bevorzugt werden, weil dort bedeutend mehr Futtertiere vorkommen.
Das Tigerchamäleon ist eierlegend
(opivar). Es frisst mit Vorliebe Beutetiere, die nicht grösser als 1 cm sind.
Bis zum nächsten Mal
Ihr R. A. Attinger
31
Buchbesprechungen
Ratgeber für Kinder
Die Vorfreude ist gross, und die Kinder können es kaum erwarten, bis das lang ersehnte Kätzchen endlich einzieht. Doch
wie vermittelt man gerade kleineren Kindern Verantwortung
und Verständnis für den neuen Hausgenossen? Das Katzenforum Schweiz hat «Meine kleine Katzenfibel» zusammengestellt, die gleichzeitig Ratgeber, Tagebuch und Fotoalbum
ist. In leicht verständlicher Weise vermittelt sie jungen Katzenhaltern fundiert Kenntnisse – von der Herkunft über die
Ernährung bis hin zu Haltung. Spielerisch erlangt das Kind
Zugang zu seinem kleinen Freund und gewinnt somit schnell
Sicherheit im Umgang mit der Katze. Zudem kann es die
Entwicklungsschritte seines Tieres während des ersten halben Jahres in Bild und Schrift selbst dokumentieren. Die Gestaltung der Katzenfibel lässt viel Raum für die Beschreibung
der eigenen Erlebnisse mit dem Liebling sowie für Zeichnungen und Fotos. Das Büchlein ergänzt die KatzenforumHomepage, auf der die Kinder ihre selbst verfassten Katzengeschichten veröffentlichen und Informationen rund um
Katzen finden. Im Forum können sie ihre Erfahrungen mit
anderen austauschen.
«Meine kleine Katzenfibel», für
Kinder von 6 bis 12 Jahren, kostenlos.
Katzenforum Schweiz
Geschäftsstelle: Postfach 1125,
CH-8034 Zürich, Tel. 01 388 91 60,
E-Mail [email protected],
www.katzen.org
oder auf dem Sekretariat von
ProTier, Tel. 01 201 25 03
Hundeleben
mit Handycap
Ein Hund, der taub ist, gilt als nicht kontrollier- und erziehbar. Viele Besitzer sehen sich unüberwindbaren Hindernissen gegenüber. Die Diagnose bedeutet deshalb für die meisten Hunde das Todesurteil. Wie soll man sich mit dem Tier
verständigen? Wird es von anderen Hunden akzeptiert werden? Sind Unfälle zwangsläufig vorprogrammiert? Anhand
der Erfahrungen mit der Dalmatinerhündin Jola berichten
die beiden Autorinnen Angelika Schweitzer und Liliane Kaiser, Mitglieder einer Rettungshundestaffel und Hundetrainer, auf einfühlsame Art und Weise über die Probleme im
Alltag mit einem tauben Hund. Gleichzeitig bieten sie nachvollziehbare Problemlösungen für eine erfolgreiche Erziehung an. Sie machen Mut und geben viele wertvolle Tipps,
32
wie man sich mit Handzeichen mit dem tauben Tier verständigt und es lenkt. Das Buch ist übrigens nicht nur für Besitzer bereits tauber Hunde eine Hilfe, sondern für jeden Hundebesitzer, denn auch ihr Hund kann früher oder später von
der Alterstaubheit betroffen sein. Wenn hörende Hunde von
klein auf, parallel zu den Hörkommandos, mit Sichtzeichen
erzogen werden, dann gibt es später keine unvorhergesehenen Probleme, denn mit Hilfe der Zeichensprache ist eine
Kommunikation weiterhin gewährleistet.
Angelika Schweitzer, Liliane Kaiser
«Einfach taub – Verständigung,
Problematik, Faszination»
142 Seiten, über 100 Fotos, 2 16.90,
zzgl. 2 2.10 Versandkosten.
ISBN 3-936705-14-3
Angelika Schweitzer, Danziger Str. 70,
DE-35410 Hungen-Bellersheim,
[email protected],
www.einfach-taub.de
Meeressäuger
Keine andere Walart ist so bekannt wie der Pottwal – und
wurde so erbarmungslos gejagt und in so grosser Zahl getötet. Pottwale sind auch in unserer computergesteuerten
High-Tech-Zeit noch immer geheimnisvolle Wesen, von deren toten Körpern wir fast alles, von ihrem Leben aber so
gut wie gar nichts wissen. Die sanften Riesen, deren Männchen bis zu 20 Meter gross werden können, leben im offenen Ozean und tauchen weit hinab in unerforschte Tiefen.
Andrea Steffen und ihr Mann Wilfried, beides begeisterte
Taucher, sind seit Jahren der Faszination der Pottwale erlegen. Von ihren Erlebnissen und wie es ihnen gelang, das
Vertrauen der Giganten zu gewinnen, berichteten sie nun
im ersten deutschsprachigen Buch über Pottwale. Nicht nur
die faszinierenden Aufnahmen, die teilweise doppelseitig
dem Betrachter die ungewöhnliche Nähe zwischen Mensch
und Tier nahe bringen, sondern auch die gute Recherche,
sowohl historisch, wissenschaftlich wie biologisch, fesseln
den Leser. Noch nie veröffentlichte, faszinierende Fotos, ergänzt durch neue, interessante Forschungsergebnisse, dokumentieren die Begegnungen.
Andrea & Wilfried Steffen
«Pottwale – Im dunklen Blau des
Meeres», 160 Seiten, etwa 150 Farbfotos, CHF 33.70
ISBN 3-89880-222-1
Heel Verlag GmbH
Gut Pottscheidt, D-53639 Königswinter, www.delphinschutz.org/
shop/index.html
ProTier 4/03
CD-Bestellung
Musikgenuss
für einen guten Zweck
nd. Der Musiker, Toningenieur und Produzent Rossano Bardini (Studio D3, Feldmeilen) ist ein grosser Tierfreund. Schon
lange hegte er den Wunsch, mit seiner Arbeit einen Beitrag
für Not leidende Tiere zu leisten. Nun ergab sich mit zwei seiner Produktionen eine gute Gelegenheit. Mit seinem langjährigen musikalischen Kollegen Tito Castro hat sich Rossano
Bardini dazu entschlossen, vom Verkaufserlös der gemeinsam produzierten CD «Entre la luz y el silenzio» einen Anteil
ProTier zugunsten unserer Findeltiere zu spenden. Gleiches
gilt für die vom selben Produzenten realisierte CD mit Aufnahmen eines Benefizkonzertes in der Pfarrkirche Muotathal.
Entre la luz y el silencio
Tito Castro
Tito Castro wurde am 11.10.1964 in
Pontevedra (Galizien) geboren.
1971 kam er in die Schweiz. Seit
1985 setzt er als Studiomusiker sowie in mehreren Projekten und Konzerten im In- und Ausland seine musikalische Unterschrift. In seiner
Heimat Spanien schrieb er die Musik zu Dokumentarfilmen über sein Land. Das Tessiner Fernsehen hat ein Porträt über ihn realisiert.
Auf «Entre la luz y el silencio» (Zwischen Licht und
Stille) findet sich nicht die typisch spanische Musik im Flamenco-Stil. Die Gitarre erinnert noch am ehesten an die südspanische Spielweise. Ansonsten sind aber klar die Einflüsse irischer Einwanderer in Galizien, im Norden Spaniens,
erkennbar. Die CD ist ein sehr persönliches Werk: Der Künst-
ler erzählt mit seiner Musik viel von sich selbst. Die Schauplätze seiner Lieder sind Orte, zu denen Tito Castro eine ganz
besondere Beziehung hat. Auf der CD sind sieben instrumentale Titel zu hören, interpretiert mit Gitarre, Harfe, Oboe
und Percussion aus Galizien. «Entre la luz y el silencio» ist
ideal für alle, die die spanische Musik einmal von einer anderen, eher unbekannten Seite kennen lernen möchten.
Klangerlebnis
Allgäu Sinfonietta
in der Pfarrkirche Muotathal
Das Kammerorchester wurde 1997
von Theo Bross, zusammen mit
zehn jungen, professionellen Instrumentalisten, in Immenstadt gegründet. Das junge Ensemble erspielte
sich durch seine engagierten und
stilsicheren Auftritte schnell die Gunst des Publikums und
der Fachpresse. Die Allgäu Sinfonietta arbeitet ohne Dirigenten, die einzelnen Werke werden unter Führung der
Stimmführer gemeinsam erarbeitet. Mit inzwischen zwanzig Konzerten pro Jahr hat sich die Formation einen festen
Platz im Musikleben erarbeitet. Das Orchester hat auf mehreren Gastspielen die Schweiz, Italien, Frankreich und Ungarn bereist. Auch als Partner zahlreicher Chöre und Solisten ist die Allgäu Sinfonietta ein gefragtes Ensemble.
Anlässlich ihres beeindruckenden Auftrittes in der Pfarrkirche Muotathal, zusammen mit der Sopranistin Elisabeth
Scott, interpretiert das Ensemble Werke von Vivaldi, Pachelbel, Bach, Mozart und Tschaikowski. Die dabei aufgenommene CD «Klangerlebnis» ist eine wunderschöne, unverfälschte Aufnahme ohne Nachbearbeitung. Der exquisite Klangkörper der Allgäu Sinfonietta verbindet sich in faszinierender
Weise mit der einzigartigen Resonanz des spätbarocken Kirchenraumes und begeistert nicht nur Klassikfans.
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Bestelltalon
(Bitte in Blockschrift)
Name:
Vorname:
Ich bestelle gegen Rechnung
(zzgl. Fr. 2.50 Versandkostenanteil pro Bestellung):
Strasse:
PLZ/Ort:
Ex. à CHF 20.–
Entre la luz y el silencio / Tito Castro
Ex. à CHF 25.–
Klangerlebnis / Allgäu Sinfonietta
in der Pfarrkirche Muotathal
Von jeder verkauften CD erhält ProTier 10 Prozent des
Verkaufspreises zugunsten unserer Findeltiere!
ProTier 4/03
Datum:
Unterschrift:
(Bei Minderjährigen Unterschrift der gesetzlichen Vertreter)
Talon ausschneiden und einsenden oder faxen an:
Schweizerische Gesellschaft für Tierschutz,
Alfred-Escher-Strasse 76, 8002 Zürich, Fax 01 201 26 23
33
Kurznachrichten
Neuer BSE-Test
ist schneller,
zuverlässiger
und empfindlicher
Pavianväter
verteidigen
ihren Nachwuchs
Die Männchen erkennen,
welche Kinder von ihnen
stammen.
Auch wenn Pavianen die
Monogamie fremd ist und
Platzangst
ausserhalb
des Hühnerstalls
Foto: © Martin Siegenthaler
Der Test könnte in Zukunft
auch bei lebenden Tieren
BSE diagnostizieren.
Schneller, besser, empfindlicher: Amerikanische Wissenschaftler haben einen
neuen Test auf BSE und andere Prionenerkrankungen
entwickelt. Das grösste Hindernis bei bisherigen BSETests war die Ähnlichkeit der
krankmachenden Eiweissmoleküle mit ihren harmlosen, körpereigenen Gegenstücken: Beide enthalten die
gleichen Bausteine und können nur mit grossem Aufwand voneinander getrennt
werden. Der neue Test hingegen überprüft nicht den
Aufbau, sondern das äussere Erscheinungsbild der Moleküle – und dieses unterscheidet sich bei der krankmachenden und der harmlosen Form.
Während
herkömmliche
BSE-Tests erst nach etwa einer Woche Ergebnisse liefern, ermöglicht das von Jiri
Safar und Nobelpreisträger
Stanley Prusinger von der
sich Weibchen gerne mit
mehreren Männchen einlassen, erkennen Pavianväter
dennoch ihre Kinder. Bei Rivalitäten ergreifen sie sogar
entschieden Partei für ihren
Nachwuchs.
Der Biologe Jason Buchan
von der amerikanischen
Duke-Universität in Durham
und seine Kollegen beobachteten in einer Langzeitstudie
in Kenia das Verhalten von
Pavianen. Um herauszufinden, warum bestimmte Tiere bei Auseinandersetzungen zusammenhalten, untersuchten sie mit genetischen
Methoden die Verwandtschaft der Sippenmitglieder.
Dabei zeigte sich, dass es
unter anderem die Väter auf
den Plan ruft, wenn sich ihre
Kinder mit Artgenossen anlegen. Offenbar erkennen Pavianmännchen, auch ohne
eheähnliches Verhältnis zur
Mutter, welche Kinder von
ihnen stammen. Wie die
Männchen dazu in der Lage
sind, ist bislang jedoch unklar. ddp/bdw
Universität von Kalifornien in
San Francisco entwickelte
Verfahren schon innerhalb
von fünf Stunden eine Diagnose und erkennt ausserdem sehr viel kleinere Mengen der Eiweisserreger. Zudem können alle bekannten
Prionentests erst nach dem
Tod des Tieres durchgeführt
werden. Das verhindert eine
frühzeitige Diagnose, und erkrankte Tiere können nicht
rechtzeitig isoliert werden.
Als Folge davon wurden bei
BSE-Verdacht häufig ganze
Herden gesunder Tiere geschlachtet. Auch dieses Problem könnte der neue Test
lösen: Zwar muss das neue
Verfahren erst noch auf seine Zuverlässigkeit bei lebenden Nutztieren geprüft werden, die Laborergebnisse
sind jedoch sehr vielversprechend. ddp/bdw
34
Zur Geflügel-Freilandhaltung gehören Bäume, sonst
trauen sich die Hühner nicht
nach draussen.
Nur etwa 15 Prozent der Hühner in Freilandhaltung laufen
tatsächlich im Freien herum
– die anderen haben zu viel
Angst, aus ihrem Stall herauszukommen. Das berichten britische Forscher, die
das Verhalten von über
20 000 Hühnern auf Geflügelfarmen untersucht hatten.
Optimal sei für die Vögel ein
Auslauf mit Bäumen.
Wenn Eier oder Fleisch von
Geflügel aus der so genann-
ten Freilandhaltung stammen, stellen sich die meisten
Kunden glückliche Hühner
vor, die zufrieden im grossen
Hof des Bauern in der Erde
scharren. Die Wirklichkeit
sieht, zumindest aus Sicht
der Hühner, anders aus. Trotz
freien Zugangs nach draussen trauen sich nur die mutigsten in den offenen Hof,
fand ein britisches Forscherteam heraus. Die Mehrzahl
der Hühner bleibt dagegen
im überfüllten Stall. Erheblich besser gefielen ihnen
allerdings Flächen mit Bäumen. Die Tiere hielten sich
dann fast ausschliesslich im
Schatten der Laubdächer auf.
Die Wissenschaftler vermuten, dass die Bäume mehrere Funktionen erfüllen: Neben einem Schutz vor Sonne und Wind finden die Hühner in ihrem Schatten auch
trockene Stellen, wo sie sich
im Staub wälzen können.
Ebenso wichtig scheint auch
die Deckung vor Feinden aus
der Luft zu sein. Die Suche
nach Schutz unter Bäumen
sei vermutlich auf die Herkunft der heutigen domestizierten Hühner zurückzuführen. Ihre wilden Vorfahren,
die roten Dschungelhühner,
lebten in asiatischen Bambuswäldern. Nicht durch
moderne Haltungsmethoden
bedingte Faulheit hält die
Tiere davon ab, ins Freie zu
gehen, sondern ausgerechnet Agoraphobie, also Platzangst beim Überqueren freier
Plätze. ddp/bdw
Protest gegen
Tötung von
6500 Schafen
Gentech-Firma ist pleite –
Tiere sollen sterben.
Nach dem Konkurs der
schottischen Gentechnik-Fir-
ProTier 4/03
ma PPL Therapeutics sollen
sämtliche im Besitz der Firma befindlichen 6500 zum
Teil gentechnisch veränderten Schafe getötet werden.
PPL Therapeutics arbeitete
an der Entwicklung von
Klonverfahren und genetisch veränderten Nutztieren. Missmanagement und
Erfolglosigkeit führten jedoch in den Bankrott, und
das könnte den in Schottland und Neuseeland befindlichen 6500 Schafen von
PPL Therapeutics das Leben
kosten. Tierrechtler in aller
Welt fordern nun die Unterbringung auf Gnadenhöfen, da es ethisch nicht zu
verantworten ist, die Tiere
nur wegen der Pleite einer
Firma durch Tötung zu «entsorgen». Der Konkurs von
PPL sei ein weiteres Indiz
dafür, dass genetische Manipulationen an Tieren nicht
den angekündigten schnellen medizinischen und wirtschaftlichen Erfolg brächten, heisst es in einer Stellungnahme der Tierrechtler. Durch Genveränderung
würden Tiere ihrer Unversehrtheit, ihrer genetischen
Identität und Integrität beraubt, Schmerzen, Leiden
und Schäden seien vorprogrammiert und der Nutzen
für den Menschen mehr als
fraglich. NN
Indien will seine
letzten Schneeleoparden
besser schützen
Mit dem Start eines internationalen Programms zum
Schutz von Schneeleoparden steigen auch in Indien
die Hoffnungen, die scheuen Raubtiere vor dem Aussterben zu bewahren. Dort
soll es noch etwa 200 bis 600
ProTier 4/03
Exemplare der auch Irbis genannten Grosskatzen geben.
Sie sind hier, wie auch in ihrem restlichen Lebensraum,
der sich vom Himalaja im
äussersten Westen Chinas
(Tibet) bis nach Usbekistan
und Tadschikistan erstreckt,
vor allen Dingen durch Wilderei bedroht. Obwohl der
Schneeleopard in fast allen
Anrainerstaaten teilweise
schon seit den siebziger Jahren geschützt ist, wird er bis
heute gnadenlos gewildert.
Als Folge des illegalen Handels ist der Gesamtbestand
auf etwa 4000 bis 7000 Tiere
geschrumpft. Ein weiteres
Problem ist der Konflikt mit
Viehhirten, da die Leoparden
immer wieder Nutztiere reissen und dann von Hirten aus
Rache getötet werden.
Das jetzt gestartete Schutzprogramm sieht deshalb neben der Wildereibekämpfung Massnahmen zum finanziellen Ausgleich für Hirten vor, denen durch die bedrohten Katzen wirtschaftliche Schäden entstanden
sind, sowie den effektiveren
Schutz der Herden, um Konflikte gar nicht erst entstehen
zu lassen. uki
Wie das Gift
in die Froschhaut
kommt
Kleine bunte Giftfrösche stellen das Gift in ihrer Haut
nicht selbst her, sondern
holen es sich aus ihrer Nahrung. Einige Arten können
aufgenommene Giftstoffe
sogar so verändern, dass sie
fünfmal tödlicher sind als die
ursprüngliche Substanz.
Viele der wunderschönen
bunten Frösche, zu denen
auch die Pfeilgiftfrösche gehören, sind hochgiftig. In Gefangenschaft haben diese
Amphibien jedoch plötzlich
deutlich weniger oder gar
kein Gift mehr in ihrer Haut.
Wissenschaftler vermuteten
daher schon länger, dass die
Tiere in freier Wildbahn die
tödlichen Substanzen mit der
Nahrung, Ameisen, Termiten
oder Milben, aufnehmen und
in ihrer Haut anreichern, um
sich vor Feinden zu schützen.
Amerikanischen Wissenschaftlern fiel jedoch auf,
dass bestimmte Froscharten
Gifte enthalten, die aus keinem ihrer Beutetiere stammen konnten. Daher untersuchten sie die Stoffwechselwege, auf denen toxische
Nahrungsbestandteile in die
Haut transportiert werden.
Während bei den meisten
der untersuchten Arten aufgenommene Giftstoffe unverändert zu den Hautdrüsen
wandern, fanden die Forscher bei einer Froschgattung ein enzymatisch verändertes Gift, das fünfmal tödlicher war als die Substanz,
die sie mit der Nahrung aufgenommen hatten. Die Entdeckung könnte – neben ihrer biologischen Bedeutung
– für die Suche nach aus
Froschgiften gewonnenen
unbekannten Wirkstoffen für
neue Medikamente von erheblicher Bedeutung sein.
NN
Warum Hornissen manchmal ohne Grund zustechen
Duftstoffe in Kosmetika alarmieren
die eigentlich friedliebenden Insekten
Duftstoffe in vielen Kosmetika und Parfüms können bei Hornissen aggressives Verhalten
auslösen. Die Inhaltsstoffe ähneln Alarmdüften, welche die Insekten vor Gefahren warnen.
Eigentlich sind Hornissen sehr friedliche Tiere. Manchmal greifen sie jedoch ohne Vorwarnung Menschen an und stechen recht schmerzhaft zu. Japanische Forscher fanden nun
den Grund für dieses Verhalten. Sie analysierten die so genannten Alarm-Pheromone der
Insekten, welche die Tiere absondern, wenn sie sich bedroht fühlen. Diese Mischung chemischer Substanzen alarmiert Artgenossen und provoziert aggressives Verhalten, das der
Verteidigung des Nestes dient. Die Forscher entdeckten, dass die Hauptwirkstoffe des Hornissen-Alarm-Cocktails auch sehr häufig von der Kosmetikindustrie als Duftstoffe und Duftstoffträger eingesetzt werden. Zudem sind sie als Aromazusätze in Nahrungsmitteln sehr
beliebt. Aus Sicht der Hornissen warnen also Menschen, die ein Produkt mit diesen Duftstoffen verwenden, vor Gefahr – und verwirren die Insekten damit so sehr, dass diese ihre
übliche Zurückhaltung aufgeben.
Auch bei Bienen ist ein ähnliches Verhalten bekannt. Sie reagieren offensichtlich aggressiv
auf manche Hautlotionen. Um zukünftig derartigen Angriffen aus dem Weg zu gehen, empfehlen die Wissenschaftler, gängige Kosmetikprodukte auf die alarmierenden Substanzen
zu testen und sie gegebenenfalls nicht zu verwenden. ddp/bdw
35
MEDIENMITTEILUNG
Besserer Schutz
für Amphibien und Auen
D
ie alarmierende Lage der
Amphibien (95% der Arten
auf der roten Liste) und der
Auen (90% Verlust im letzten Jahrhundert) mit ihrer sehr hohen Artenvielfalt zeigt die Dringlichkeit
von Schutzmassnahmen. Geschützte Gebiete sollen gefährdeten Arten
den für ihr Überleben notwendigen
Lebensraum sichern.
72 neue Amphibienlaichgebiete
Jetzt ist das Inventar der Amphibienlaichgebiete mit einer zweiten
Serie von 72 Objekten ergänzt worden. Der grösste Zuwachs erfolgte
in den Kantonen Bern und Thurgau.
Neue national bedeutende Gebiete
findet man in Agglomerationsnähe
(z. B. die «Wehrliau» an der Aare in
Muri bei Bern) wie auch auf Alpen
(z. B. auf der Grossen Scheidegg).
Auch die militärisch genutzte Thuner Allmend ist nun bundesrechtlich geschützt. Mit dieser Erweiterung des Inventars befinden sich
rund 770 Amphibienlaichgebiete
unter nationalem Schutz. Weitere
noch nicht definitiv bereinigte Objekte werden Gegenstand der dritten und voraussichtlich letzten Serie sein.
55 neue Auengebiete
Auch das Aueninventar wurde erweitert: Hier handelt es sich um
eine zweite Ergänzung, basierend
36
Froschbild aus: Grzimeks Tierleben, Bechtermünz Verlag.
Der Bundesrat hat die Bundesinventare zum Schutz der Amphibienlaichgebiete sowie der Auengebiete von nationaler Bedeutung
ergänzt. 72 neue Amphibienlaichgebiete und 55 neue Auengebiete
sind definitiv bundesrechtlich geschützt.
Grasfrosch
auf einer systematischen Überprüfung des Inventars in den Gebieten
unterhalb der Waldgrenze (Tieflagenauen), mit Schwerpunkt auf den
Gebieten zwischen 800 und 1800
Meter. Es konnten 55 neue Objekte
ins Inventar aufgenommen werden.
Damit nähert sich dieses Inventar
dem angestrebten Ziel, möglichst
alle wichtigsten Auengebiete der
Schweiz unter nationalen Schutz zu
stellen.
Kantone erarbeiten
Schutz- und Pflegepläne
Die Aufnahme eines Gebietes in ein
Bundesinventar bedeutet nicht das
Verbot jeglicher menschlicher Aktivitäten. Jedoch soll die landwirtschaftliche und touristische Nutzung so geschehen, dass auch die
Natur zu ihrem Recht kommt und
die Artenvielfalt langfristig erhalten
werden kann. Die Ergänzung der
beiden Inventare wurde in Absprache mit den kantonalen Natur-
schutzfachstellen (Amphibien) bzw.
mittels Vernehmlassung (Auen)
vorgenommen. Die Kantone erarbeiten Schutz- und Pflegepläne und
regeln Nutzungen mittels Vereinbarungen mit den Bewirtschaftern.
Zudem müssen regionale und lokale Schutzgebiete das grobe nationale Netz verfeinern. Für Pflegeund Aufwertungsmassnahmen im
Auen- und Amphibienschutz zahlt
der Bund jährlich 4 bis 5 Millionen
Franken an die Kantone.
Bern, 29. Oktober 2003
Uvek Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie,
Kommunikation Presse- und Informationsdienst
■
Diese Mitteilung sowie weitere
Informationen sind auf http://
www.uvek.admin.ch/ publiziert
Auskünfte
Amphibienlaichgebiete-Inventar:
Erich Kohli, Buwal, Abteilung
Natur und Landschaft,
Tel. 031 322 68 66
Aueninventar:
Béatrice Werffeli, Buwal, Abteilung
Natur und Landschaft,
Tel. 031 322 93 67
Internet:
Die detaillierten Listen der beiden
Inventare sind zu finden unter:
http://www.umweltschweiz.
ch/buwal/de/medien/presse/artikel/
20031022/01039/index.html
Beilagen:
• Auenverordnung
• Amphibienlaichgebiete-Verordnung
ProTier 4/03
Wir wollen Schutz
für das Leben der
Tiere!
Gibt es etwas Schützenswerteres als das eigene Leben?
Gibt es einen grösseren Verlust als das eigene Leben?
Die Antwort ist wohl klar.
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Petition
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reiben Sie
Es ist deshalb unverständlich, dass im ersten Artikel des neuen Tierschutz-Gesetzes die Würde und das
Wohlbefinden, nicht aber das Leben des Tieres geschützt werden soll.
Für uns Tierschützerinnen und Tierschützer ist die Ausweitung des Schutzanspruchs auf das Leben von
grösster Bedeutung, denn – ist das Leben per se geschützt – muss auch beim Töten der Tiere eine
Güterabwägung gemacht werden. Beispielsweise dürfen zwar zur Lebensmittelproduktion Tiere getötet werden, nicht aber bloss um des wirtschaftlichen Vorteils willen, zur sogenannten “Marktbereinigung”. Man denke
an die Millionen verbrannter BSE-Rinder.
Mit dem Lebensschutz entstehen erste kleinere und grössere Barrieren gegen verantwortungs- und hemmungsloses Töten von Tieren.
Die Unterzeichner fordern hiermit, dass im neuen Tierschutzgesetz in Art. 1 neben Würde
und Wohlbefinden auch das Leben des Tieres geschützt wird.
Name / Vorname
Strasse / Nr.
PLZ / Ort
Unterschrift
*
* Bitte senden Sie mir weitere Unterschriftenbogen (Anzahl eintragen)
Alle können unterschreiben, gleich welchen Alters oder Nationalität. Unterschriftenbogen können kopiert oder bei
untenstehenden Adressen nachbestellt werden. Diese Petition wird auch mitgetragen von: Ärztinnen und Ärzte für
Tierschutz in der Medizin, FFVFF (Fond für versuchstierfreie Forschung), Forschungsinstitut für biologischen Landbau
(FiBL), ProTier (SGT), Stiftung für das Tier im Recht, VETO (Verband Tierschutz-Organisationen Schweiz), Vier Pfoten
und Zürcher Tierschutz. Bitte ganze Bogen, auch wenn nur teilweise ausgefüllt, sofort oder spätestens bis 29. Februar
2004 einsenden an: ProTier (SGT), Alfred-Escher-Strasse 76, 8002 Zürich oder Tierschutzbund, Schulhausstras37
ProTier 4/03
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27, 8600 Dübendorf. Danke!
Projekte + Kampagnen
So können Sie helfen:
Tiere im Osten
Findeltiere
Hilfe für das Riska-Tierheim in Serbien. Finanzielle
Unterstützung von Aufklärungskampagnen der Organisation Svoboda Zvirat in Pilsen (CZ).
Aufnahme und Vermittlung von Hunden und Katzen.
Tanzbären
Abgabe von Kastrationsgutscheinen zur Unterbindung
sinnloser Katzenvermehrung, speziell auf Bauernhöfen.
Zusammen mit dem IBF (International Bear Foundation) unterstützen wir die serbische Tierschutzorganisation ARKA bei der Befreiung und Betreuung der Tanzbären in Serbien.
Affenkampagne
Finanzielle Unterstützung einer Auffangstation für
Orang-Utans auf Borneo.
Adria-Delfine
Sie wollen eines oder mehrere
dieser Projekte und Kampagnen
finanziell unterstützen? Verwenden Sie bitte beiliegenden Einzahlungsschein mit dem Vermerk der
entsprechenden Aktion.
Sie können natürlich auch online
spenden unter: www.protier.ch
Foto: © Nathalie Dubois
Finanzielle Unterstützung zur Rettung der letzten
Tümmler in der Adria vor Kroatien.
Katzenkastrationen
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ProTier 4/03
Patenschaften
Die Schweizerische Gesellschaft für Tierschutz/ProTier schläfert keine
gesunden Tiere ein. Wir nehmen deshalb auch ältere Tiere auf, die anderswo abgewiesen würden. Wir sind der Meinung, solange ein Hund
oder eine Katze zeigt, wie gern er oder sie noch am Leben ist, haben wir
kein Recht, ihnen dieses zu nehmen.
Erfreulicherweise finden wir immer wieder Menschen, oft auch jüngere
Leute, die einem unserer «Senioren» ein neues Zuhause geben. Mitunter aber bleiben ältere Tiere recht lange im Tierheim und verursachen
hohe Kosten.
PRO
Deshalb bitten
wir Sie:
Werden Sie
Patin/Pate
eines Findeltieres!
Mit Ihrem monatlich
wiederkehrenden
Betrag geben Sie uns
die Möglichkeit,
uns weiterhin optimal
für unsere Schützlinge
einzusetzen.
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Ich übernehme die Patenschaft für ein Findeltier und werde monatlich
folgenden Betrag überweisen (12 Einzahlungsscheine werden mir nach
Eingang dieses Talons zugeschickt).
첸 CHF 20.–
첸 CHF 100.–
첸 CHF 40.–
첸 CHF
첸 CHF 50.–
첸 Ich überweise einen einmaligen Betrag von
첸 Ich werde Mitglied bei der SGT (Jahresbeitrag CHF 30.–)
CHF
(Bitte Gewünschtes ankreuzen)
Name:
Vorname:
Strasse:
PLZ/Ort:
Datum:
Unterschrift:
Bitte ausschneiden und einsenden an:
Schweizerische Gesellschaft für Tierschutz, Alfred-Escher-Strasse 76, 8002 Zürich
ProTier 4/03
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Ausgesetzt
und verlassen!
ProTier hilft!
Werden Sie
Mitglied!
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Foto: © Nathalie Dubois
Beitrittserklärung
zur Schweizerischen Gesellschaft
für Tierschutz
Alfred-Escher-Strasse 76
8002 Zürich, Telefon 01 201 25 03
첸 Minimalmitgliederbeitrag pro Jahr
CHF
30.–
첸 Minimalmitgliederbeitrag auf Lebenszeit CHF 1000.–
첸 Minimalmitgliederbeitrag für
Jugendliche unter 18 Jahren
CHF
첸 Für Kollektivmitglieder
CHF 200.–
첸 Für Paarmitglieder
CHF
20.–
50.–
Ich wünsche, in die Schweizerische Gesellschaft für Tierschutz/ProTier aufgenommen zu werden.
Herr 첸
Frau 첸
Bitte in Blockschrift ausfüllen
Name
Jahrgang
Vorname
Postleitzahl
Strasse
Ort
Ort, Datum
Unterschrift
Bei Minderjährigen Unterschrift des gesetzlichen Vertreters
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