Verein für Natur – und Vogelschutz e.V. Ebertsheim Information Vom Steinkauz in der Vorderpfalz Von Dr. Leander Möbius und Volker Schlie Seit jeher interessieren den Menschen neben den tagaktiven, gut zu beobachtenden Greifvögel, die meist nachtaktiven und deshalb oft von Geheimnissen umgebenen Eulen. Von den 13 in Europa vorkommenden Eulenarten brüten im Südwesten Deutschlands 8 Arten, der mächtige UHU, der Waldkauz, die Waldohreule, die Schleiereule, den Rauhfußkauz, den Steinkauz, den Sperlingskauz und neuerdings auch die Zwergohreule. Den Steinkauz finden wir in der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands in der Kategorie „stark gefährdet“. Seine Bestände sind in den letzten 30Jahren stark zurückgegangen. Nach Nordrhein-Westfalen mit etwa 4500 Brutpaaren haben, mit deutlichem Abstand, Hessen mit ca. 600, Rheinlandpfalz und Baden-Württemberg mit je etwa 250 Paaren die wichtigsten Steinkauzvorkommen. Seine Verbreitung nimmt nach Norden und Osten hin deutlich ab. Der Steinkauz bevorzugt wärmere und niederschlagsärmere Gebiete. Als Standvogel bleibt er das ganze Jahr über bei uns. Längere Schneeperioden setzen ihm eher zu als trockene, kalte Winter, wenn seine Hauptbeute, die Mäuse, unter einer Schneedecke für ihn unerreichbar sind. Auf seinem Speiseplan stehen, neben den Mäusen, in der wärmeren Jahreszeit auch Insekten und Regenwürmer. Faustgroß, mit etwa 22 cm, ist er nach dem Sperlingskauz unsere kleinste Eule. Er hat eine flache Stirn, leuchtend helle gelbe Augen und ist dunkelbraun-weiß gefleckt. Er brütet in Höhlen, einmal im Jahr. Die 2 bis 5, manchmal 6 weißen Eier werden 25 – 28 Tage vom Weibchen bebrütet, erst Seite 1 von 5 nach weiteren 28 bis 30 Tagen sind die Jungen flügge. Fast 2 Monate also dauern Brut und Aufzucht. Ursprünglich Steppen bewohnend, meidet der Steinkauz zusammenhängende Waldbereiche und bevorzugt offene, strukturierte Landschaften. Als Höhlenbrüter ist er auf ältere Bäume angewiesen, die er in hohem Maße in alten Kopfweiden in Weideland, wie besonders am Niederrhein, findet, oder auch in Streuobstwiesen bei uns. Der Rückgang alter Bäume mit Höhlen begrenzt seine Verbreitung in sonst geeigneten Lebensräumen. Deshalb bieten ihm seit nunmehr über 30 Jahren engagierte Naturschützer Niströhren an, die er gerne zum Brüten annimmt. Inzwischen, so schätzt man, brütet mehr als die Hälfte der deutschen Steinkauzpaare in den meist 80 cm langen Röhren mit 20 cm Durchmesser. Spürbare Verluste erleidet er jährlich durch den Strassenverkehr und durch den Marder, seinen ärgsten Feind. 1999 lagen die Schwerpunkte der Vorkommen in unserem Bundesland in Rheinhessen und der Südpfalz, ansonsten gab es verstreute Beobachtungen. Im Anschluss an eine Eulentagung des NABU Rheinland-Pfalz 1999 beschlossen wir, die Wissenslücke für unser Gebiet hier zu schließen und uns im Rahmen des Artenschutzprogrammes „Steinkauz“ näher mit der Art zu befassen. Wir wollten etwas für den Steinkauz zu tun. Wir wählten für eine umfassende Kartierung und Bearbeitung das gut zu definierende Gebiet zwischen den Autobahnen A6 im Norden, A61 im Osten und etwa A65 im Süden. Im Westen bildet der Pfälzer Wald eine natürliche Barriere für den Steinkauz. Das Gebiet liegt im Landkreis Bad Dürkheim und im Rhein-PfalzKreis (früher Landkreis Ludwigshafen) und ist auf den topographischen Karten TK25 Nr. 6415,6515 und 6615 zu finden. Eine systematische Kartierung führten wir ab dem Jahr 2000 durch. Parallel zu der Erfassung brachten wir in den Folgejahren mehr und mehr Nisthilfen für den Steinkauz an. Da geeignete Gebäude in der Landschaft kaum verfügbar sind, suchten wir als Standorte für die Röhren geeignete Bäume. Es kostet uns viel Zeit, die Besitzer der ausgesuchten Bäume ausfindig zu machen. Jedoch, hatten wir sie gefunden, gaben sie uns gerne ihre Zustimmung, Steinkauzröhren anzubringen. Inzwischen stehen dem Steinkauz etwa 100 solcher Röhren im Gebiet zu Verfügung. Bei steigendem Röhrenangebot fand ab 2002 eine steigende Anzahl von Bruten in den Röhren statt. Für die Jahre ab 2001 ergab sich: Bruten in Brutröhren beringte Jungvögel Röhrenangebot 2001 2002 2003 2004 2005 2006 9 3 8 54 4 9 69 17 56 82 27 123 95 35 62 100 Seite 2 von 5 Erfreulich ist der bisherige Anstieg der Zahl der Brutpaare. Die Schwankungen bei der Zahl der beringten Jungvögel gehen sicherlich auf das wechselnde Nahrungsangebot während des Brutgeschehens zurück. Das Jahr 2005 war überdurchschnittlich günstig, während 2006 deutlich unter dem Durchschnitt lag. Bisher nahmen die Bruten überwiegend im Kerngebiet zwischen Herxheim, Freinsheim, Lambsheim und Erpolzheim zu. Unser vorrangiges Ziel, Stabilisierung des Steinkauzbestandes innerhalb de Bearbeitungsgebietes und Umsiedlung von Bruten aus uns derzeit nicht bekannten Naturhöhlen in Niströhren, scheint erreicht. Bei dem Ziel, den Bestand innerhalb des Gebietes räumlich auszuweiten, haben wir hoffnungsvolle Ansätze. Neue Bruten im Nordteil unseres Bearbeitungsgebietes bei Großkarlbach und im Südteil bei Meckenheim zeigen erste Ausbreitungen an. Nördlich und östlich unseres Bearbeitungsgebiets, wie bei Ebertsheim, Rüssingen, Bockenheim, Frankenthal und im Maudacher Bruch, gab es vor wenigen Jahren noch einige Steinkäuze, die wir zum Teil noch rufen hörten. Doch scheinen diese Vorkommen inzwischen erloschen zu sein. Mit den engagierten Kollegen, die dort inzwischen viele Brutröhren anbrachten, hoffen wir auf Wiederbelebung. Mit der Bringung der Jungvögel und natürlich auch der Altvögel, wenn wir sie in den Brutröhren antreffen, erhalten die Steinkäuze quasi ihren Personalausweis. Diese Kennzeichnung gibt uns klare Aussagen über Wanderbewegungen. Für eine Vernetzung unserer Vorkommen mit den Steinkauzpopulationen bei Alzey und Worms und im Süden haben wir erste Nachweise. Wir hoffen bei der großen Zahl der von uns beringten Steinkäuze auf Rückmeldung von Kollegen, die uns Auskunft über große Bewegungen geben. Selbst ein Abwandern der Jungvögel zu den 80 – 90 km entfernten Populationen im Heilbronner Raum, und umgekehrt, ist nach Aussage der Radolfzeller Vogelwarte durchaus denkbar. Wir dürfen sagen, dass wir einen dritten Schwerpunkt der Steinkauzverbreitung, nach Rheinhessen und der Südpfalz, in unserem Bundesland aufbauen konnten. Offensichtlich konnten wir ein Restvorkommen in letzter Minute retten und zu einer gesunden Population führen. Natürlich freut es uns, dass inzwischen auch andere Vogelfreunde den Steinkauz hier bei uns sehen konnten, wie bei Exkursionen im Bad Dürkheimer – Erpolzheimer Bruch. Seine Aktivitäten nicht nur nachts, sondern auch in der Abenddämmerung machen das möglich. Vor Jahren war daran nicht zu denken. Herrn Franz Stalla danken wir für die gute Zusammenarbeit bei der Beringung der jungen Steinkäuze. Seite 3 von 5 Der Steinkauz ( Athene noctua ) Steckbrief Beschreibung: Größe 21 – 23 cm, Körper faustgroß, kurzschwänzig, dunkelbraun – weiß gefleckt, gelbe Augen, flache Stirn, Jahres-/ Standvogel Lebensraum: als Steppenvogel in offenem Kulturland, steinigem Ödland, nistet in Baumhöhlen ( bes. in Kopfweiden ), Felslöchern, Gebäudenischen, Erdhöhlen, Niströhren Nahrung: Mäuse, Ratten, Insekten, Vögel ( bis Fasan ) Stimme: Verbreitung: klagend bis peitschendes Pfeifen Europa und Asien ohne den Norden, fernes Nordafrika, Steppen und Wüstenzonen Seite 4 von 5 Der Steinkauz in der Vorderpfalz Seite 5 von 5