Cathleen Kaufmann Hochschule Darmstadt University of Wisconsin - Milwaukee Bachelor of Science Betriebswirtschaftslehre Vorbereitung und Anreise Die Vorbereitung beginnt schon ein Jahr vor der Abreise. Bei mir hat sie sogar schon im ersten Semester begonnen, als ich mich über sämtliche Angebote zum Thema Auslandssemester informiert habe. Das Hessen-Wisconsin Stipendium hat mich direkt interessiert, auch weil die Bewerbungsfrist sehr früh endet. Zudem fand ich die Idee Stipendiatin des Landes Hessen zu sein sehr ansprechend. Ich habe mich schon ein Jahr vorher um einen Letter of Recommendation gekümmert. Wenn dann alle Unterlagen zusammen sind und auch die Auswahlgespräche getroffen sind, heißt es abwarten. Ich habe mich für zwei Semester in Wisconsin beworben, weil ich gerne länger in den USA bleiben wollte. Die Zusage kam dann für zwei Semester in Milwaukee. Hier kann ich direkt schon den Tipp geben, dass sich das CIE (Center for International Education) wirklich um alles kümmert. Wie auch in Deutschland, dauert es eben manchmal etwas mit der Bürokratie, man sollte also nicht verzweifeln. Die Nervosität der deutschen Studenten kann ich auf jeden Fall nachvollziehen. Allerdings habe ich mein Flugticket auch schon im März gebucht. Sobald man dann die Unterlagen der Hochschule hat, sollte man sich zügig um einen Termin auf dem Konsulat/der Botschaft kümmern. Ich habe sehr schnell einen bekommen. Auch sollte man doppelt checken, dass man alle Unterlagen beisammen hat, sind sie unvollständig, wird man wieder heim geschickt. Die Finanzierung sollte man nicht unterschätzen. Neben einem Hochschulzuschuss meiner Heimathochschule, habe ich auch einen Kredit über die KfW genommen, um in den USA keine Geldsorgen zu haben. Man sollte sich auch lieber $100 mehr pro Monat zugestehen, als später jeden Cent umdrehen zu müssen. Zudem sind geringe Rücklagen auch gut zu haben, sollte man doch mal zum Arzt müssen und die Rechnung über den Co-Pay vergessen haben, der einen dann 4 Wochen später überrascht. Am Ende kann man die Rücklagen notfalls immer noch “vershoppen”. Die Anreise war dann ein Leichtes für mich. Ich bin nach Chicago O’Hare geflogen und dort dann den Coach USA Bus nach Milwaukee genommen. Es gibt auch ein kostenloses Shuttle der UWM, aber wohl nur zu bestimmten Zeiten. Der Coach USA fährt stündlich, das Ticket bezahlt man am besten Bar beim Fahrer. Am Bahnhof in Milwaukee angekommen, nimmt man sich am besten ein Taxi. Hier sollte man aufpassen, dass der Taxifahrer das Taxameter anstellt. Studienangebot Das Studienangebot an der UWM ist hervorragend. Dennoch kommt es wie bei jeder Hochschule darauf an, was man studiert und ob man die gewünschten Schwerpunkte/Vorlesungen dann dort auch vorfindet. Ich habe mich schon vor meiner Bewerbung darum gekümmert, dass ich die Hochschulen dementsprechend auswähle. Für meinen Schwerpunkt im Marketing war das Angebot sehr gut. Neben Madison ist Milwaukee der größte Campus in Wisconsin. Milwaukee ist zudem eine Uni die sehr auf Forschung ausgelegt ist. Aber auch die UW Whitewater hat ein sehr gutes Angebot für Business Studenten. Meines Wissens ist UW Platteville für Logistik Studenten sehr geeignet. Zur UWM ist noch zu sagen, dass man sich auch die anderen Vorlesungsangebote vorangegangener Semester und die aktuellen ansehen sollte um eine Idee zu bekommen, ob Vorlesungen regelmäßig angeboten werden. Ich habe ein Seminar belegt, welches nur in einem Semester angeboten wurde. Generell wechseln die Inhalte von Seminaren immer. Unbedingt ist auch zu erwähnen, sich rechtzeitig für Vorlesungen anzumelden, und auch alternative Zeiten zu finden, falls die Wunschzeit schon voll ist. Wohnsituation Zur Wohnsituation ist allgemein zu sagen, dass man sich frei entscheiden kann, ob man im University Housing wohnen möchte, oder “off campus”. Wenn man sich mit mehreren zusammenschließt, ist es meist wesentlich günstiger “off campus” zu wohnen. Hier muss man sich dann aber doch häufig noch einrichten, was auch teuer werden kann. Ich habe mich dafür entschieden in Kenilworth zu wohnen, weil es die einfachste und durchaus auch eine komfortable Lösung ist. Eine Einbauküche ist schon drin, Bett und Schreibtisch auch. Ich habe mich vorab schon mit einer mexikanischen Ausstauschstudentin über die Facebook Gruppe der UWM für Austauschstudenten zusammengetan und wir haben uns für ein “Upgrade” Apartment entschieden. Hier hat man zusätzlich eine Waschmaschine und einen Trockner in der Wohnung und ist auf einer höheren Etage untergebracht. Wir hatten Glück und hatten sehr geräumige Zimmer. Eine Freundin vor Ort, hat mir dann für die zwei Semester ihre Couch geliehen, was das ganze nochmal wohnlicher machte. Ich bereue meine Entscheidung nicht, da ein kleines, dunkleres Zimmer für mich für zwei Semester keine Option gewesen wäre. Man sollte auch unbedingt die Regeln des University Housing befolgen und zum Beispiel keine Lampe mit Plastikschirm kaufen. Diese werden konfisziert - und das waren im Semesterverlauf einige. Bei WalMart kriegt man eigentlich alles, was man für die Wohnung braucht. Falls man doch lieber zu IKEA geht, haben die zukünftigen Studenten Glück. Es macht bald einer in Oak Creek bei Milwaukee auf, man muss dann also nicht mehr bis Chicago fahren. Auch hier ist es nicht schlecht sich mit Amerikanern anzufreunden, da sie einem unter Umständen die Sachen am Ende Aufenthalts abkaufen. Oder man stellt das ganze bei Ebay oder Craigslist rein. Betreuung und Aktivitäten vor Ort Generell ist zu sagen, dass die Betreuung an Amerikanischen Hochschulen ganz anders ist, als an deutschen Hochschulen. Ich habe festgestellt, dass man eben für mehr Geld auch mehr Service bekommt. Der Service besteht darin, dass eigentlich jeder gut informiert ist, oder zumindest weiß, wo er die Informationen herbekommt. Sowohl das CIE als auch alle anderen Departments sind sehr hilfsbereit. Es gibt zudem jede Woche mehrere Veranstaltungen. Man kann auch die Spiele der verschiedenen Sportmannschaften besuchen oder im Gasthaus Billard oder Bowling spielen. Hier ein kurzer Einblick, was ich so alles erleben durfte. Ich habe eine Rede von Hillary Clinton hören dürfen, LeVar Burton (Roots, Star Trek, Reading Rainbow) hat gesprochen während der “Geek Week” und sein Buch für mich signiert, es gab mehrere Jobmessen, bei der es interessant war mit Amerikanischen Arbeitgebern zu sprechen, u.a. Wer sich vollkommen in das Amerikanische Studentenleben stürzen möchte, kann sich außerdem für sämtliche Studentenorganisationen engagieren. Unterschiede im Deutschen und Amerikanischen Studiensystem Wie sicherlich schon bekannt ist, ist das Amerikanische Universitätssystem sehr verschult. Auch wenn ich den geschichtlichen Hintergrund des deutschen Systems verstehe, so liegt mir das US System besser. Ich bin besser darin, Fleiß an den Tag zu legen und mir meine Note zu erarbeiten, als am Ende des Semesters eine Klausur zu schreiben. Dennoch muss auch ich zugeben, dass es für deutsche Studenten relativ einfach ist, sehr gute Noten zu bekommen, weil der Anspruch zugegebenermaßen niedriger ist, als in Deutschland. Wiederum hatte ich auch Fächer mit höherem Anspruch, da sie nicht Inhalt meines Schwerpunkts waren und mir die Einarbeitung in die Thematik schwerer fiel. Wer also Einsen einsammeln möchte, sollte immer anwesend sein, seine Hausaufgaben machen, mitarbeiten und gute Ideen haben, da ich in fast allen Vorlesungen auch Konzepte erarbeiten und präsentieren musste. Belegte Vorlesungen und Anerkennung der Studienleistungen Während meiner zwei Auslandssemester habe ich neun Vorlesungen besucht, von denen acht anerkannt werden. Bei der Entscheidung wie viele Fächer man belegen möchte, sollte man daran denken, dass man mindestens vier belegen muss, um als Vollzeitstudent zu gelten und sein Visum zu behalten. Meine belegten Kurse: Principles of Marketing (300 level course) Vergleichbar mit der Marketing Vorlesung aus dem 2. Semester. Das Buch zur Vorlesung ist Klasse und es erleichtert die Hausaufgaben wenn man das Buch liest. Generell lassen sich alle Folien aus der Vorlesung auch zum Lernen für die Klausuren verwenden. Ausserdem gibt es hierzu noch eine Art Tutorium einmal pro Woche für 50 Minuten, wo zu bestimmten Marketingkonzepten kleinere Präsentationen erarbeitet werden. Managerial Accounting (300 level course) Prinzipiell ist dieses Fach vergleichbar mit internem Rechnungswesen. Die Grundzüge werden in der Vorlesung erklärt und dann durch Hausaufgaben, die auch benotet werden und ein Tutorium pro Woche vertieft. Marketing Management (400 level course) Hierbei handelt es sich um einen Kurs aus dem Schwerpunkt Marketing. Allgemein geht es darum wie man das Marketing in einem Unternehmen leitet und dabei allen Share- und Stakeholdern gerecht werden kann. Neben Klausuren mussten wir auch ein Marketingkonzept entwerfen, mit dem es ein Unternehmen, welches sich gerade in einer Krise befindet, schafft, wieder schwarze Zahlen schreiben zu können. Marketing Seminar: Professional Selling (400 level course) Dies ist auch ein Kurs aus dem Schwerpunkt Marketing. Hier ging es primär um den Vertrieb/Verkauf. Während er Theorie, wurde von den Studierenden auch Bekannte aus der Wirtschaft eingeladen, die über die Arbeit im Sales berichtet haben. Zudem war es möglich so Kontakte herzustellen und gezieltere Fragen zu stellen. Nebem einer Klausur, wurden auch Verkaufsgespräche geübt, die dann benotet wurden. Investment Finance (400 level course) Investment Finance ist war ein für mich sehr komplexes Fach, da nicht nur die Themen anspruchsvoll sind, sondern die Sprachbarriere, die es bei mir sonst selten gibt, hier voll zum Ausdruck kam. Für die Studenten, die sehr grosses Interesse an Investments haben und in diese Richtung gehen möchten, ist diese Vorlesung ein absolutes Muss, ansonsten ist Intermediate Finance eine Alternative. Marketing Research (400 level course) Marketing Research ist an manchen Stellen recht trocken und erinnert selbstverständlich stark an Statistik, jedoch kann das Fach im Marketing Schwerpunkt von grosser Bedeutung sein, da hier ein Proposal angefertigt werden musste, welches einen Grossteil der Note ausmacht. Wenn man hier einen erfahrenen Professor aus der Wirtschaft hat, kann man sehr viel lernen. Supply Chain Analytics (400 level course) Dieses Fach ist wohl das, was Operations Research am nächsten kommt. Hier wird nur mit Excel Tabellen gearbeitet und verschiedenste Themen bearbeitet (Linear Programming, Network Modeling, Nonlinear Optimization Models, ...). Hier wurden Klausuren sowie einige Hausaufgaben und Gruppenarbeiten benotet. International Marketing (400 level course) International Marketing habe ich als „Hybrid“ Fach belegt. Das heißt, hier trifft man sich nur alle 2 Wochen um Case Studies zu besprechen, die zuvor als Hausaufgabe bearbeitet wurden. Der Workload liegt hier in einem höheren Aufkommen an Hausaufgaben, die einen Großteil der Note ausmachen. Seminare haben immer unterschiedliche Themen, somit sollte man sie belegen, wenn einen das Thema interessiert. Dadurch, dass man bis zu sechs Fächer belegen kann, sollte man es ausnutzen, wenn man Lust hat über den Tellerrand zu schauen und Vorlesungen zu besuchen, die es so in Deutschland häufig nicht gibt. Zur Anerkennung ist zu sagen, dass das Academic Transcript aus den USA noch auf sich warten lässt. Es wird von der UWM erst nach Gießen geschickt und von dort weitergeleitet zur Heimathochschule. An sich sollte es bei mir keine Probleme mit der Anerkennung geben, da ich mir von allen Professoren das Okay eingeholt habe, die Vorlesungen anerkannt zu kriegen. Auch das Learning Agreement habe ich mir schon vor der Abreise vom zuständigen Professor an der h_da unterzeichnen lassen um später keine Probleme zu haben. Hier kann ich nur empfehlen den Professoren bei Bedarf einige Vorschläge zu machen und hier Wert auf Kooperation zu legen, denn für mich wäre es ein Alptraum acht Vorlesungen noch einmal zu besuchen.