Gruppe J: Spee Cornelia [email protected] Klaus Reitberger csaf@[email protected] Tag der Versuchsdurchführung: 16.6.2008 Versuch IC Plasmadiagnostik mit einer (kalten) Langmuirsonde Gruppe J Plasmadiagnostik mit einer (kalten) Sonde 1. Zusammenfassung Plasmen spielen in der Astrophysik, in der Beschichtungs- und Ätztechnik und als Fusionsplasma eine große Rolle. Ziel dieses Versuchs war es nun für unterschiedliche Entladungsströme in einer DP-Maschine die Sondenkennlinie aufzunehmen und aus dieser die Plasmaparameter Elektronentemperatur, Plasmapotential und Plasmadichte zu bestimmen. Für die Plasmadichte erhielten wir Werte im Bereich 109 1/cm3. Dies passt größenordnungsmäßig sehr gut. Des Weiteren stieg wie erwartet die Plasmadichte mit dem Entladungsstrom. Die Elektronentemperatur betrug für 100 mA 78256 K ± 3145 K, für 150 mA 102405 K ± 1825 K und für 200 mA 59407 K ± 1219 K. Diese sollte unserer Meinung nach konstant bleiben, da diese durch die Energieverteilung jener Elektronen bestimmt wird, die durch Stöße entstanden bzw. durch diese bereits abgebremst wurden. Das Plasmapotential ergab sich für 100 mA zu – 6,3 V ± 0,7 V, für 150 mA zu -2,3 V ± 0,3 V und für 200 mA zu -9,9 V ± 0,5 V. Des Weiteren wurde noch die Debyelänge berechnet. Wir erhalten hier Werte im Bereich von 0,5 mm. 2. Theorie Ein Plasma ist ein Konglomerat aus positiven (Ionen) und negativen (Elektronen) freien Ladungsträgern, sowie neutralen Atomen. Im zeitlichen Mittel ist pro Volumseinheit die Zahl der positiven und negativen Ladungsträger gleich (Quasineutralität). Die freien Ladungsträger können durch Oberflächenionisation (Ionen), durch thermoionische Elektronenemission und durch Gasentladungen erzeugt werden. Die ersten beiden Effekte werden in einer Q-Maschine ausgenutzt. In einer DP-Maschine findet eine unselbständige Gasentladung statt (Details in Abschnitt 3: Versuchsaufbau). Eine Sonde besteht im Prinzip aus einer kleinen Elektrode (Kollektor, in unserem Fall zylinderförmig), einem Stück Draht und Keramikisolierungen. Sie wird gegenüber dem Plasmapotential (Raumpotential, des umgebenden Plasmas) vorgespannt. Mit Hilfe einer Plasmasonde wird die Teilchenstromdichte durch den Querschnitt der Sonde gemessen. Bringt man die Sonde in das Plasma, so bildet sich um diese eine Raumladungsschicht. Deren Größe, sowie die Art der Ladungsträger varriert je nach Sondenvorspannung. Entspricht die Vorspannung genau dem Plasmapotential so, gibt es keine Schicht um die Sonde. Aus der Strom-Spannungs-Charakteristik (Sondenkennlinie, Strom, den die Sonde aus dem Plasma zieht in Abhängigkeit der angelegten Vorspannung) einer Sonde können die Plasmaparameter Elektronentemperatur, Plasmadichte und Plasmapotential bestimmt werden. In der „idealen“ Sondentheorie werden zunächst einige Annahmen gemacht. Hierzu gehört, dass das Plasma isotrop und quasineutral ist, dass beide Ladungsträger eine Maxwell´sche Geschwindigkeitsverteilung aufweisen, dass die Dicke der Raumladungsschicht klein ist gegen die Ausdehnung der Sonde und dass keine Rekombinationsprozesse und chemischen Reaktionen innerhalb der Raumladungsschicht oder auf der Sonde stattfinden. Auch Rückwirkungseffekte der Sonde auf das Plasma werden vernachlässigt. Auf Grundlage dieser Annahmen lässt sich nun die ideale Sondencharakteristik erklären. Seite 1 Gruppe J Plasmadiagnostik mit einer (kalten) Sonde Abb. 1: Ideale Sondenkennlinie; Das Plasmapotential ist hier gleich 0 gesetzt. Die gestrichelte Linie entspricht dem reinen Elektronenstrom, die gepunktete Linie dem Ionenstrom, die durchgezogene Linie der Gesamtcharakteristik. Es wurde hier die technische Stromrichtung angenommen.1 Es lassen sich hier wie man in Abb. 1 sieht 3 Bereiche unterscheiden. a. Ionensättigungsstromgebiet Die Vorspannung ist hier genügend negativ gegenüber dem Plasmapotential, sodass hier nur Ionen die Sonde erreichen können. Es bildet sich daher eine ionenreiche Raumladungsschicht. Dies bewirkt eine Reflexion der Elektronen. Es fließt der Ionensättigungsstrom: Iip = ¼ ni vi As ≈ ¼ ni vi Ap ni ... Ionendichte im Plasma vi ... mittlere Geschwindigkeit der Ionen As … Oberfläche der Raumladungsschicht AP … Oberfläche der Sonde Den Faktor ¼ erhält man durch Integration des auftreffenden Ionenstroms über den Halbraum vor der Sonde. Die mittlere Geschwindigkeit ergibt sich auf Grund der Annahme einer Maxwell´schen Geschwindigkeitsverteilung zu: vi = (8kBTi/miπ)1/2 Gemäß unserer Annahmen entspricht die Oberfläche der Raumladungsschicht in etwa jener der Sonde. In realen Fällen ist die Dicke der Raumladungsschicht jedoch oft nicht vernachlässigbar, sodass die Auffangfläche weitaus größer sein kann als jene der Sonde. Daher eignet sich der Ionensättigungstrom nicht um daraus die Ionendichte und auf Grund der Quasineutralität somit die Plasmadichte zu bestimmen. 1 Skriptum: Versuch IC Plasmadiagnostik mit einer (kalten) Langmuirsonde (e-Campus) Seite 2 Gruppe J Plasmadiagnostik mit einer (kalten) Sonde b. Elektronenanlaufgebiet Das Elektronenanlaufgebiet entspricht dem exponentiellen Teil der Kennlinie. Erhöht man die Vorspannung (weniger negativ), so können immer mehr Elektronen die ionenreiche Raumladungsschicht überwinden (ab Punkt A, siehe Abb.1). Diese liefern einen dem der Ionen entgegengesetzten Strom. Zunächst gelingt dies nur jenen Elektronen mit der größten Geschwindigkeit. Dadurch wird die Energieverteilung auf den Sondenstrom abgebildet. Die Dicke der Schicht nimmt in der Folge ab. Die Dichte der Elektronen im Raumladungsgebiet entspricht einer Boltzmann-Verteilung. Am Ort der Sonde ergibt sich damit für eine Vorspannung VP folgende Elektronendichte. nep = ne0 exp(e(Vp – Φpl)/(kBTe)) ne0 ... Elektronendichte im Plasma Φpl ... Plasmapotential Te … Elektronentemperatur Der Elektronenstrom an der Sonde ergibt sich damit, wie folgt: Iep = -1/4*e*ve*Ap*ne0*exp(e(Vp – Φpl)/(kBTe)) = Ies* exp(e(Vp – Φpl)/(kBTe)) ve … mittlere Geschwindigkeit der Elektronen Ies … Elektronensättigungsstrom Man sieht hier, dass ein Teil der Elektronen die Potentialdifferenz nicht überwinden kann, ins Plasma zurückreflektiert wird und somit nicht zum Strom beiträgt. Der Gesamtstrom Ip ergibt sich durch Addition des Ionensättigungsstromes und des Elektronenstroms. Mit Hilfe dieser Überlegungen lässt sich nun die Elektronentemperatur bestimmen. Dazu zieht man zunächst vom Gesamtstrom den Ionenstrom ab. Damit entspricht der resultierende Strom Iep. Logarithmiert man nun den so erhaltenen Strom, so ergibt sich folgende Beziehung: ln|Ip - Iip| = e(Vp – Φpl)/Te* – ln(Ies) Te* = kBTe Aus dem Anstieg der so erhaltenen Geraden lässt sich somit die Elektronentemperatur bestimmen. Im Elektronenanlaufgebiet findet sich auch jener Punkt (Punkt B in Abb. 1) für den Elektronen- und Ionenstrom gleich sind. Man nennt diesen Punkt „floating“-Potential. Er entspricht jenem Potential, auf das sich die Sonde einstellen würde, würde man sie ohne elektrische Verbindung nach außen in das Plasma einbringen. c. Elektronensättigungsstromgebiet Wie bereits erwähnt, gibt es bei einer Vorspannung der Sonde, die dem Plasmapotential entspricht, keine Raumladungszone vor der Sonde (Punkt C in Abb.1, Abknicken der Kennlinie). Seite 3 Gruppe J Plasmadiagnostik mit einer (kalten) Sonde Der Sondenstrom entspricht daher der Summe aus Ionen- und Elektronensättigungsstrom, da alle freien Ladungsträger die Sonde erreichen können. Durch Subtraktion des Ionensättigungsstroms erhält man so Ies. Die Geschwindigkeitsverteilung der Elektronen entspricht einer Maxwell´schen Verteilung. Damit lässt sich bei Kenntnis der Elektronentemperatur und des Stroms bei einer Vorspannung, die dem Plasmapotential entspricht, nach Abzug des Ionensättigungstroms die Elektronendichte bestimmen. Diese entspricht gemäß unserer Annahme der Quasineutralität der Plasmadichte. ne0 = npl = (Ip – Iip)/(eAp)*(2πme/(kBTe))1/2 Erhöht man die Vorspannung nun weiter, so können immer weniger Ionen die Sonde erreichen. Der Ionenstrom nimmt gemäß ihrer Energieverteilung exponentiell ab. Für eine reale Sonde spielen verschiedene Effekte (Bedeckungseffekt, Rückwirkung auf das Plasma, …) eine Rolle und führen zu einer etwas veränderten Kennlinie. So erhält man etwa auch keinen scharfen Knick beim Übergang ins Ionensättigungsgebiet. Abb. 2: reale Kennlinie einer ebenen Sonde im Plasma einer DP-Maschine1 Wir können jedoch trotzdem von den oben erwähnten Formeln ausgehen. Bei der Bestimmung der Plasmadichte gehen wir, wie bereits erwähnt, von dem Punkt aus an dem die Vorspannung dem Plasmapotential entspricht, somit existiert dort keine Raumladungsschicht und wir können auch für den realen Fall zu Berechnung die Oberfläche der Sonde heranziehen. 1 Skriptum: Versuch IC Plasmadiagnostik mit einer (kalten) Langmuirsonde (e-Campus) Seite 4 Gruppe J Plasmadiagnostik mit einer (kalten) Sonde Bei der Bestimmung der Elektronentemperatur wird zunächst der Ionensättigungstrom abgezogen und logarithmiert. Die effektive Sondenoberfläche steht somit nur mehr im Ordinatenabschnitt der so erhaltenen Gerade, der für die Bestimmung der Plasmaparameter keine Rolle spielt. Würde man jedoch aus dem Ionensättigungsstrom die Ionendichte und daraus die Plasmadichte bestimmen wollen, so hätte man hier nun ein Problem, da die Gleichsetzung der Oberfläche der Sonde mit der Oberfläche der Raumladungszone für den realen Fall nicht mehr gerechtfertigt ist. 3. Versuchsaufbau Das Plasma wurde in einer DP-Maschine (Double Plasma Machine) erzeugt. Sie besteht aus einem Vakuumzylinder, der durch ein feinmaschiges Edelstahlgitter in 2 Kammern unterteilt wird. Diese wurden zuerst so gut wie möglich ausgepumpt und dann mit Argon-Gas gefüllt. In der „Source“-Kammer befindet sich zusätzlich eine innere Wand, die jedoch von der Zylinderwand elektrisch isoliert ist. In einer DP-Maschine findet eine Gasentladung statt. Dazu müssen jedoch zuerst einmal freie Ladungsträger erzeugt werden. Daher befindet sich in jeder der beiden Kammern eine Glühkathode bestehend aus zwei W-Drähten, die gegenüber der Wand auf – 60 V gelegt wird und so durch Heizung Elektronen emittiert. Die so entstandenen Elektronen werden durch ein elektrisches Feld beschleunigt. Übersteigt ihre kinetische Energie die Ionisationsenergie der Argon-Atome, so werden bei Stößen mit den Gasatomen Ionen erzeugt (Ar + e- → Ar+ + 2e-). Des Weiteren kann es auch zu Rekombinationsprozessen kommen. Schließlich erhält man ein dynamisches Gleichgewicht zwischen der Produktion und der Vernichtung von Ladungsträgern. Über die Heizung der Glühkathode lassen sich die Entladungsparameter kontrollieren. Durch Diffusion werden beide Kammern mit Plasma gefüllt. Zusätzlich wird durch das Anbringen kleiner Permanentmagnete entgegen gesetzter Polarität und der damit einhergehenden Reflexion der Elektronen in das Plasma zurück eine Verbesserung der Homogenität und der Dichte des Plasmas erreicht. Seite 5 Gruppe J Plasmadiagnostik mit einer (kalten) Sonde Abb. 3: schematische Skizze einer DP-Maschine (aus Skriptum: Versuch IC Plasmadiagnostik mit einer (kalten) Langmuirsonde (e-Campus)) Wie bereits erwähnt, soll die Strom-Spannungskennlinie der Sonde aufgenommen werden. Wir wollen dies mit Hilfe eines Oszilloskops bewerkstelligen. Da ein Oszilloskop nur Spannungen aufnehmen kann, wird daher der Spannungsabfall über einen Widerstand (bei uns 1 kΩ) gemessen und über das Ohm´sche Gesetz (U = R*I) der Sondenstrom berechnet. Dieser sollte nicht zu groß sein (auf keinen Fall größer als der minimale Wechselstromwiderstand der Sondenschicht (reziproker Anstieg der Tangente am Wendepunkt der Kennlinie)), da es sonst zu einer Verfälschung der Messung kommen würde. Des Weiteren ist darauf zu achten, dass sowohl Oszilloskop, als auch der Funktionsgenerator eine Verbindung zur Erde haben. Eine Schaltung sollte jedoch nur einmal geerdet werden, daher verwendeten wir einen Optokoppler. Der Funktionsgenerator gibt eine variierende Spannung bezogen auf das Erdpotential aus. Der Optokoppler verwandelt dieses in ein „schwebendes“ Signal. Der Sondenmesskreis ist nun in Abb. 4 dargestellt. Abb. 4: Sondenmesskreis Wir verwendeten die zylinderförmige Sonde. Die Daten, die vom Oszilloskop aufgenommen wurden, wurden auf eine Diskette gespeichert und schließlich am Computer ausgewertet. 4. Versuchdurchführung und Auswertung Zunächst wurde von der Betreuerin Argon in die DP-Maschine eingelassen bis ein Druck von 6*10-4 mbar erreicht wurde. Es wurde eine Entladungsspannung von 60 V eingestellt. Am Funktionsgenerator wurden eine Dreiecksspannung mit einer Peak-to-peak-Spannung von 5 V und einer Frequenz von 10 Hz und ein Offset von -1 V eingestellt. Durch die Verstärkung (Verstärkungsfaktor 10) entspricht dies einer Peak-to-peak-Spannung von 50 V und einem Offset von -10 V. Für einen Entladungsstrom von 100 mA, 150 mA und 200 mA wurde je eine Messreihe aufgenommen. Die Daten wurden am Computer ausgewertet. Das Oszilloskop speichert für jede Messreihe 2 Dateien mit je 2 Spalten. Diese beiden Spalten entsprechen der aufgenommenen Spannung und der zugehörigen Zeit. Die Zeitspalte ist für die zu einer Messreihe gehörigen Dateien dieselbe und kann so identifiziert werden. Sie spielt für die Auswertung keine Rolle und kann gelöscht werden. Da der Spannungsabfall am Widerstand kleiner ist als die Vorspannung der Sonde lässt sich nun auch noch die Spalte identifizieren, die uns nach der Division durch -1000 Ω den Probenstrom angibt. Das negative Vorzeichen trägt der Tatsache Rechnung, dass physikalische und technische Stromrichtung einander entgegengesetzt sind. Da wir in unserer Diskussion der Kennlinie in Kapitel 2 von der technischen Stromrichtung ausgegangen sind, ist das negative Vorzeichen notwendig um unsere Kennlinie mit der theoretisch diskutierten Kennlinie vergleichen zu können. Seite 6 Gruppe J Plasmadiagnostik mit einer (kalten) Sonde Des Weiteren wurden jene Werte nicht zur Auswertung herangezogen, die dem streng monoton fallenden Teil der Dreieckspannung entsprechen. Der Probenstrom wurde nun in Abhängigkeit von der an die Sonde angelegten Spannung aufgetragen. Seite 7 Gruppe J Plasmadiagnostik mit einer (kalten) Sonde Seite 8 Gruppe J Plasmadiagnostik mit einer (kalten) Sonde Man kann in allen drei Graphen in etwa die typische Form der Kennlinie erkennen. Das Elektronensättigungsstromgebiet fehlt jedoch für alle drei Kennlinien. Dies liegt daran, dass wir mit einer zylinderförmigen Sonde gearbeitet haben. Es wurde für alle drei Messreihen der Ionensättigungsstrom ermittelt. Dazu wurde im linearen Teil am Beginn der Kurve eine Gerade gefittet (Ionensättigungsstromgebiet, siehe Kapitel 2 Abschnitt a). Diese entspricht dem Ionensättigungsstrom, der für die folgende Bestimmung von Elektronentemperatur und Plasmapotential vom Sondenstrom abgezogen wurde. Es ergab sich folgende Darstellung für den Ionensättigungsstrom (mit einer Geradendarstellung: y = A + B*x). 100 mA Entladungsstrom A ∆A -5 -3,8*10 0,9*10-5 150 mA Entladungsstrom A ∆A -5 4,4*10 0,4*10-5 200 mA Entladungsstrom A ∆A -5 1,5*10 1,3*10-5 B -4,7*10-7 ∆B 3,2*10-7 B 2,5*10-6 ∆B 0,1*10-6 B 1,4*10-6 ∆B 0,4*10-6 Seite 9 Gruppe J Plasmadiagnostik mit einer (kalten) Sonde Um die Elektronentemperatur zu bestimmen wurde die Differenz von Probenstrom und Ionensättigungsstrom logarithmiert und gegen die Vorspannung der Sonde aufgetragen. Man erkennt in den Diagrammen 2 lineare Bereiche. Es wurde für jeden dieser Bereiche eine Gerade gefittet. Der Bereich mit der größeren Steigung (Gerade 1: y = A1 + B1*x, im Diagramm rot dargestellt) entspricht den Elektronen, die durch Stoßionisation entstanden sind bzw. die durch Stöße bereits Energie abgegeben haben. Der Bereich mit der kleineren Steigung (Gerade 2: y = A2 + B2*x, im Diagramm blau dargestellt) entspricht den Elektronen, die von der Kathode emittiert wurden und noch nicht durch Stöße thermalisiert wurden. Dies lässt sich daran erkennen, dass die Steigung der Geraden indirekt proportional zur Elektronentemperatur und somit zu Energie ist. Zur Bestimmung der Elektronentemperatur wird die Steigung der Geraden 1 herangezogen, da wir nicht an der Elektronentemperatur der eben erst emittierten Elektronen interessiert sind. Die Steigung der Geraden entspricht e/(kBTe) (siehe Kapitel 2 Abschnitt b). Damit ergibt sich folgende Gleichung für die Elektronentemperatur: Te = e/(kBB1) bzw. für die Elektronentemperatur in eV: Te* = 1/B1 Das Plasmapotential entspricht dem Schnittpunkt der beiden Geraden und berechnet sich damit wie folgt: Φpl = (A1 – A2)/(B2-B1) Um die Plasmadichte zu bestimmen geht man nun folgendermaßen vor. Man bestimmt die zum Plasmapotential gehörende Differenz zwischen Probenstrom und Ionensättigungsstrom und berechnet daraus bei Kenntnis der Elektronentemperatur und der Oberfläche der Sonde die Plasmadichte wie folgt (siehe Abschnitt 2 Abschnitt c): ne0 = npl = (Ip – Iip)/(eAp)*(2πme/(kBTe))1/2 Die Oberfläche der zylinderförmigen Sonde (Durchmesser d = 0,125 mm, Länge h = 5 mm) ergibt sich gemäß Ap = π *(d/2)2 + 2π*d/2*h zu 1,976*10-6 m2. Folgende Konstanten wurden für die Ermittlung der Plasmaparameter verwendet: kB = 1,38065*10-23 J/K e = 1,6021765*10-19 C me = 9,10938*10-31 kg Es wurden für alle 3 Messreihen ln(Ip-Iip) in Abhängigkeit der Vorspannung der Sonde graphische dargestellt, die Geraden gefittet und die Plasmaparameter bestimmt. Seite 10 Gruppe J Plasmadiagnostik mit einer (kalten) Sonde A. 100 mA Entladungstrom A1 ∆A1 B1 ∆B1 -7,69 0,08 0,148 1/eV 0,006 1/eV A2 ∆A2 B2 ∆B2 -8,395 0,006 0,0374 1/eV 0,0006 1/eV Damit ergeben sich die Plasmaparameter zu (für (Ip–Iip)(Φpl) = 1,45*10-4 A ± 0,05*10-4 A): Φpl = -6,3 V ± 0,7 V Te = 78 256 K ± 3145 K Te* = 6,7 eV ± 0,3 eV npl = 1,05*109 1/cm3 ± 0,04*109 1/cm3 B. 150 mA Entladungsstrom Seite 11 Gruppe J Plasmadiagnostik mit einer (kalten) Sonde A1 ∆A1 B1 ∆B1 -8,21 0,02 0,113 1/eV 0,002 1/eV A2 ∆A2 B2 ∆B2 -8,382 0,005 0,0364 1/eV 0,0006 1/eV Daraus ergeben sich die folgenden Werte für die Plasmaparameter (für (Ip–Iip)(Φpl) = 1,87*10-4 A ± 0,05*10-4 A). Φpl = -2,2 V ± 0,3 V Te = 102405 K ± 1825 K Te* = 8,8 eV ± 0,2 eV npl = 1,19*109 1/cm3 ± 0,03*109 1/cm3 C. 200 mA Entladungsstrom A1 ∆A1 B1 ∆B1 -6,37 0,07 0,195 1/eV 0,004 1/eV A2 ∆A2 B2 ∆B2 -7,966 0,003 0,0347 1/eV 0,0004 1/eV Damit ergeben sich die Plasmaparameter wie folgt (für (Ip–Iip)(Φpl) = 1,68*10-4 A ± 0,07*10-4 A). Φpl = -9,9 V ± 0,5 V Te = 59407 K ± 1219 K Te* = 5,1 eV ± 0,1 eV npl = 1,40*109 1/cm3 ± 0,06*109 1/cm3 Te*, npl und Φpl wurden nun in Abhängigkeit des Entladungsstroms graphisch dargestellt. Seite 12 Gruppe J Plasmadiagnostik mit einer (kalten) Sonde Seite 13 Gruppe J Plasmadiagnostik mit einer (kalten) Sonde Wie erwartet steigt die Plasmadichte mit dem Entladungsstrom. Dies liegt daran, dass bei einem größeren Entladungsstrom mehr Elektronen und somit Ladungsträgerpaare (Quasineutralität) vorhanden sind. Des Weiteren passt sie größenordnungsmäßig sehr gut. Von der Elektronentemperatur hätten wir eigentlich erwartet, dass sie annähernd konstant bleibt für unterschiedliche Entladungsströme, da durch die stärkere Heizung zwar mehr Elektronen von der Glühkathode emittiert werden, deren Energieverteilung nach mehreren Stößen, sowie die Energieverteilung jener Elektronen, die durch die Stöße entstehen, jedoch eigentlich davon unbeeinflusst bleiben sollte . Auch für das Plasmapotential lässt sich keine Tendenz für das Verhalten bei Steigerung des Entladungsstoms aus dem Diagramm ablesen. Es wurde nun noch für alle 3 Messreihen die Debyelänge λD = (ε0kBTe/(nple2))1/2 berechnet und dann in einem Diagramm gegen npl aufgetragen. ε0 = 8,854187817*10-12 As/(Vm) kB = 1,38065*10-23 J/K e = 1,6021765*10-19 C Seite 14 Gruppe J Plasmadiagnostik mit einer (kalten) Sonde Wir hätten hier eigentlich einen Zusammenhang mit 1/(npl)1/2 erwartet. Die starken Schwankungen der Elektronentemperatur bewirken jedoch eine Abweichung vom erwarteten Verlauf der Kurve. 5. Fehlerbetrachtungen Die Fehler der Fitparameter für den Ionensättigungsstrom, sowie für die 2 Geraden zur Bestimmung des Plasmapotentials und der Elektronentemperatur wurden von Origin ausgegeben. Für die Konstanten e, kB, me und ε0 wurde kein Fehler angenommen. Der Fehler der Elektronentemperatur ergibt sich gemäß Fehlerfortpflanzung zu: ∆Te = e/(kBB12)*∆B1 ∆Te* = ∆B1/B12 Auch die Fehler für das Plasmapotential, die Debyelänge und die Plasmadichte ergeben sich gemäß Fehlerfortpflanzung. ∆Φpl = ((∆A1/(B2-B1))2 + (∆A2/(B2-B1))2 + (∆B1*(A1-A2)/(B2-B1)2)2 + (∆B1*(A1-A2)/(B2-B1)2)2)1/2 ∆npl = npl*((∆(Ip-Iip)/(Ip-Iip))2 + (1/2*∆Te/Te)2)1/2 ∆λD = λD*((1/2*∆Te/Te)2 + (1/2*∆npl/npl)2)1/2 Der Fehler für (Ip-Iip)(Φpl) wurde abgeschätzt, wobei bei der Abschätzung hauptsächlich der Fehler von Φpl berücksichtigt wurde. 7. Literatur Skriptum: Versuch IC Plasmadiagnostik mit einer (kalten) Langmuirsonde (e-Campus) W. Demtröder: Experimentalphysik 3 (Springer-Lehrbuch, 3. Auflage, 2005) Seite 15