PSYCHOSOMATIK Milieutherapie bei Erkrankungen „zwischen“ Seele und Körper Bei uns können die Kinder und Jugendlichen in einem Prozess der Selbsterfahrung in der Gruppe ein realistisches Selbstbild entwickeln und lernen, altersgemäß Selbstverantwortung zu übernehmen. Abhängig von der individuellen Erkrankung kommen weitere Aspekte wie Steigerung der sportlichen Aktivität, Erlernen eines gesunden Essverhaltens, Verbesserung der Fähigkeit, sich im Alltag zu organisieren, Aufbau sozialer Fertigkeiten etc. dazu. Sehr wichtig ist es uns auch, das soziale Umfeld (Eltern, Lehrer, Ärzte etc.) so weit wie möglich in die Behandlung mit einzubeziehen, da in den meisten Fällen nur so eine erfolgreiche Behandlung gelingen kann und während der Rehabilitation erzielte Erfolge nachhaltig gesichert werden können. Indikationen für eine Rehabilitation in unserer Psychosomatischen Abteilung • • • • • • • • • • • • Adipositas Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom mit oder ohne hyperkinetisches Verhalten Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens Enuresis und Enkopresis Emotionale Störungen des Kindes- und Jugendalters Reaktionen auf schwere Belastung und Anpassungsstörungen Umschriebene Entwicklungsstörungen der schulischen Fertigkeiten, der motorischen Funktionen und kombinierte Entwicklungsstörungen Phobien, Panik- und Angststörungen Zwangsstörungen und Tics Leichte und mittelgradige depressive Episoden Somatoforme Störungen Identitäts- und Pubertätskrisen Die therapeutische Gemeinschaft (Milieutherapie) Die Gruppe der Kinder und Jugendlichen und ihre Betreuer bilden eine therapeutische Gemeinschaft. Hier soll der Umgang miteinander, die Entstehung und Lösung von Konflikten möglichst transparent für alle werden. Für unsere Mitarbeiter heißt dies, positive Identifikationsmöglichkeiten anzubieten mit der Chance für die Patienten, bisherige Erlebnisse aus früheren Beziehungen zu korrigieren. Beziehung herzustellen bedeutet zuverlässig zu sein, sich um den anderen zu kümmern und Sorge zu zeigen. Auf der anderen Seite heißt es aber auch Grenzen zu setzen und anzuerkennen. Die Verbindung zwischen Konfrontation, klarer Struktur und liebevoller Hilfestellung unterstützt die Persönlichkeitsentwicklung und stärkt das Selbstwertgefühl. Gruppenpsychotherapie Kern unserer psychotherapeutischen Arbeit ist die Kleingruppe mit zwei bis sechs Kindern oder Jugendlichen. Nach Möglichkeit nimmt außer dem Gruppentherapeuten auch ein pädagogischer Mitarbeiter der Gruppe teil, um Erfahrungen aus dem Gruppenalltag mit einbringen zu können. Innerhalb dieser Gruppen wird von den jungen Patienten erwartet, sich auf problematische Verhaltensweisen ansprechen zu lassen und sich damit auseinanderzusetzen. Hier ist auch Raum, um persönliche Themen und Probleme im therapeutisch geschützten Rahmen anzusprechen und zu bearbeiten. Dabei sollen eigene und fremde Ressourcen entdeckt, gefördert und gewürdigt werden. Familientherapie Fast alle Therapeuten der Psychosomatischen Abteilung haben eine abgeschlossene familientherapeutische Zusatzausbildung. Im Regelfall werden einschließlich des Aufnahme- und Entlassungsgesprächs weitere familientherapeutische Gespräche angeboten; gelegentlich erfolgen auch noch ein oder zwei Nachgespräche einige Monate nach Abschluss der Rehabilitation. Im KindMutter-Bereich stellt bei den Patienten mit einer psychosomatischen Hauptdiagnose die Familientherapie den Schwerpunkt der Behandlung dar. Ärztliche Leistungen Die medizinische Rehabilitation im engeren Sinne nimmt je nach Diagnose oder Begleiterkrankung einen unterschiedlichen Stellenwert ein. Sie erfolgt durch die Ärzte für Kinder- und Jugendmedizin der Rehabilitationskinderklinik. Bei Bedarf stehen auch die hiesige Kinderklinik und die Neurologische Klinik einschließlich ihrer Möglichkeiten der apparativen Diagnostik (EEG, EKG, Lungenfunktion, Schlaflabor usw.) zur Verfügung. Diagnostik Falls notwendig, wird die nach Möglichkeit schon vor dem Rehabilitationsaufenthalt erfolgte medizinische und testpsychologische Diagnostik in unserem Hause ergänzt bzw. vervollständigt; hier stehen uns computergestützte Verfahren zur Verfügung, z.B. zur Messung der Aufmerksamkeitsfähigkeit. Indikationsabhängig besteht die Möglichkeit einer Motodiagnostik. Unser wichtigstes diagnostisches Kriterium ist jedoch die Verhaltensbeobachtung im Gruppenalltag, in den verschiedenen Therapien und in der Klinikschule. Bewegungstherapie Das Leben vieler Kinder und Jugendlicher ist von Bewegungsmangel und Passivität geprägt. In besonderem Maße zeigt sich dies bei unseren Patienten mit Übergewicht und Adipositas. Die Vermittlung von Freude an der Bewegung und am eigenen Körper hilft, verschüttete Fähigkeiten wieder zu entdecken, mit der Chance nach dem Aufenthalt weiter Sport zu treiben. In der Sporttherapie, die für alle Kinder und Jugendlichen verpflichtend ist, werden neben „klassischen“ Sportarten wie Schwimmen, Ballspielen und Gymnastik auch Trendsportarten wie Inlineskating oder Surfen angeboten. Indikationsabhängig erfolgt die Teilnahme an der Psychomotorik-Gruppe oder eine physiotherapeutische Behandlung. Bewegungsangebote mit „passendem“ Schwierigkeitsgrad sollen bei den Kindern und Jugendlichen eine Spannung zwischen Gelingen und NochNichtgelingen erzeugen und über isoliertes Funktionstraining hinaus zur Stabilisierung der Persönlichkeit des Kindes beitragen. Schulung Bei Adipositas stellt die Patientenschulung inzwischen einen wichtigen Bestandteil der Rehabilitation dar. In unserer Klinik erfolgt die Schulung berufsgruppenübergreifend. Ein wichtiger spezifischer Teil ist dabei die Ernährungsschulung. Klinikschule Obligat für alle Kinder ist der Besuch unserer Klinikschule, der Heinrich-BrüggerSchule. Mit individuell unterschiedlicher Schwerpunktsetzung sollen u. a. eine Steigerung der Motivation für schulisches Lernen, eine Verbesserung des Lernverhaltens und die Bewältigung von belastenden Auswirkungen der Krankheit im schulischen Rahmen erreicht werden. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.heinrich-bruegger-schule.de Nachsorge Unser Ziel der Rehabilitation ist, dass die Kinder und Jugendlichen zusammen mit ihren Angehörigen die während des Aufenthaltes neu erworbenen Fähigkeiten und Erkenntnisse auch zu Hause weiter nutzen. Deshalb wird von Anfang an darauf geachtet, dass die den Patienten gemachten Angebote möglichst alltagsnah und auch im heimischen Umfeld umsetzbar sind. Ausführliche Abschlussberichte an die einweisenden und weiter behandelnden Ärzte und ggf. auch Psychotherapeuten mit konkreten Handlungsempfehlungen tragen zur Erfolgs- und Qualitätssicherung bei.