Landschaftsarchitektur, Geoinformatik, Geodäsie und Bauingenieurwesen Geoinformatik & Geodäsie Aufbau und Konzeption eines Web-GIS mariner Geodaten zu den kumulativen Belastungen am Beispiel der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) der Ostsee Masterarbeit Sebastian Gritzka Zum Erlangen des akademischen Grades Master of Engineering“ (M. Eng.) ” Gutachter: Prof. Dr. rer. nat. Lutz Vetter (Hochschule Neubrandenburg) Dr. Roland Pesch (Universität Vechta) Abgabedatum: 17. 03. 2014 urn:nbn:de:gbv:519thesis-2013-0708-4 Kurzfassung Diese Arbeit umfasst die Erstellung einer internetfähigen Kartenanwendung, die die kumulativen Belastungen auf marine Ökosysteme innerhalb der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone der Ostsee darstellt. Basis für die Arbeit ist das globale Modell nach Halpern et al. und der Baltic Sea Impact Index der Helsinki-Kommission. Dazu sind diverse Geodaten auszuwerten und für ein Web-GIS aufzubereiten. Das Web-GIS hat die Aufgabe die Auswirkungen der anthropogenen Belastungen zu visualisieren und eine dynamische Veränderung durch den Nutzer zu ermöglichen. Es sind dafür verschiedene Funktionalitäten zu implementieren, wie das Entfernen und Hinzufügen von Belastungen und Ökosystemen oder das Verändern der Gewichtungen. Abstract This master thesis includes the software engineering of an internet-based map application, that represents the cumulative impacts on marine ecosystems within the German exclusive economic zone of the Baltic Sea. It is based on a global model of human impacts on marine ecosystems by Halpern et al. and on the Baltic Sea Impact Index by the Helsinki Commission. The thesis is based on some spatial data which have to be analyzed and prepared for the application. This web-based GIS-Application is intended to visualize the impact of anthropogenic pressures on marine ecosystems. Furthermore the impact should dynamically change through some user actions like changing weights or add some driver or ecosytems. Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis iv Tabellenverzeichnis vi Abkürzungsverzeichnis vii 1 Einleitung 1.1 Motivation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Ziel der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3 Aufbau der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1 2 2 2 Marine Ökosysteme und anthropogene Belastungen in der deutschen Ostsee 2.1 Übereinkommen, Richtlinien und Gesetzesgrundlagen für deutsche Meeresgewässer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Umweltindikatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.1 Pressure-State-Response-Ansatz . . . . . . . . . . . . . 2.2.2 Driving-forces-Pressure-State-Impact-Response-Ansatz . 2.3 Marine Ökosysteme und Arten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4 Anthropogene Belastungen auf marine Ökosysteme . . . . . . . 2.5 Ostsee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 9 10 11 13 17 22 3 Grundlagen der Geodatenverarbeitung 3.1 Geodaten . . . . . . . . . . . . . . 3.1.1 Rasterdaten . . . . . . . . . 3.1.2 Vektordaten . . . . . . . . . 3.1.3 Marine Datenmodelle . . . 3.2 Geo-Informationssystem . . . . . . 3.3 Web-GIS . . . . . . . . . . . . . . 3.3.1 Client-Server-Architektur . 3.3.2 Serverseitig (Webserver und 3.3.3 Geodatenbanken . . . . . . 3.3.4 Clientseitig . . . . . . . . . 26 26 27 27 30 32 34 34 35 38 40 i . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kartenserver) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Inhaltsverzeichnis 4 Analyse der kumulativen Belastungen auf marine Ökosysteme 4.1 Globales Modell nach Halpern et al. . . . . . . . . . . . . . . . 4.1.1 Bewertung und Klassifizierung der Verwundbarkeit der globalen marinen Ökosysteme durch anthropogene Belastungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1.2 Modell und Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2 Baltic Sea Pressure Index und Baltic Sea Impact Index . . . . . 4.2.1 Belastungen in BSPI und BSII . . . . . . . . . . . . . . 4.2.2 Ökosysteme in BSII . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.3 Ergebnisse der Indizes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3 Ostsee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 42 5 Analyse der Systemanforderungen und Entwurf 5.1 Bedarfsanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1.1 Funktionale Anforderungen . . . . . 5.1.2 Technische Anforderungen . . . . . . 5.2 Systementwurf und Systemarchitektur . . . 5.3 Datenbankentwurf . . . . . . . . . . . . . . 43 46 50 50 54 56 60 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 62 62 64 65 66 6 Datenverarbeitung 6.1 Vorbetrachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2 Verwendete Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2.1 Verwendete Datenlayer der Belastungen . 6.2.2 Verwendete Datenlayer der Ökosysteme . 6.2.3 Zusammenfassung der verwendeten Daten 6.3 Verarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.4 Ergebnisse der Datenverarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 68 68 69 71 73 74 80 7 Implementierung 7.1 Webserver . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.2 Datenbank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.3 Client . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 84 84 88 8 Zusammenfassung und Ausblick 98 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . xi A Datentabellen xvii B Datenverarbeitung xxviii ii Inhaltsverzeichnis C CD-ROM xxxi Erklärung der Selbstständigkeit xxxii iii Abbildungsverzeichnis Abbildungsverzeichnis 2.1 2.2 2.3 Küstenmeer und AWZ der deutschen Ostsee inklusive Meerestiefen 4 Ostsee-Einzugsgebiet, eigene Darstellung . . . . . . . . . . . . . 6 Sämtliche Nutzungen und Schutzgebiete in der deutschen AWZ der Ostsee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 3.1 3.2 3.3 Implementierungshierarchie des Arc marine Datenmodells . . . UML-Sequenzdiagramm Client-Server-Architektur . . . . . . . Ergebnis eines WMS GetMap-Request . . . . . . . . . . . . . . 31 35 38 4.1 4.2 4.3 4.4 Flussdiagramm des Modellierungsansatzes für die Berechnung der kumulativen Belastungen der menschlichen Aktivitäten auf die marinen Ökosysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anthropogene Einflüsse auf marine Ökosysteme . . . . . . . . . Baltic Sea Impact Index . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Baltic Sea Pressure Index . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 49 57 58 5.1 5.2 5.3 Anwendungsfalldiagramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Systemarchitektur des Web-GIS . . . . . . . . . . . . . . . . . . Datenbankmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 65 67 6.1 6.2 72 6.4 6.5 Vorkommen von Mytilus ssp. in der Ostsee . . . . . . . . . . . . Vereinfachte schematische Darstellung für den Ablauf der Datenverarbeitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schematische Darstellung für den Ablauf der Bestimmung von Ökosystemen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anzahl der Ökosysteme in der deutschen AWZ der Ostsee . . . Summe der Belastungen in der deutschen AWZ der Ostsee . . . 79 81 83 7.1 7.2 7.3 7.4 7.5 Rudimentäre JavaScript-Kartenapplikation mit Leaflet Entwurf Web-GIS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Web-GIS mit hover-Info . . . . . . . . . . . . . . . . . Web-GIS mit Pop-Up . . . . . . . . . . . . . . . . . . Entwurf Web-GIS mit Sidebar . . . . . . . . . . . . . . 90 91 93 93 94 6.3 iv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 Abbildungsverzeichnis 7.6 7.7 7.8 Datei für den Upload auswählen . . . . . . . . . . . . . . . . . Namen für die Belastung eingeben . . . . . . . . . . . . . . . . Auswahl der gewünschten Spalte . . . . . . . . . . . . . . . . . v 95 96 96 Tabellenverzeichnis Tabellenverzeichnis 2.1 2.2 Typisierung von Indikatoren nach dem Pressure-State-ResponseAnsatz der OECD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Auszug der Umweltindikatoren der EUA nach dem DPSIR-Ansatz 12 3.1 Benötigte WMS-Parameter eines GetMap-Requests . . . . . . . 4.1 Rangsystem für das Ausmaß der Verletzbarkeit der Ökosysteme durch anthropogene Belastungen . . . . . . . . . . . . . . . . . Klassifikation und Wertebereich der kumulativen Belastungen und Anteil der Meeresgewässer . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2 6.1 6.2 6.3 6.4 Anthropogene Belastungen . . . . . . . . . . . . . . . Ökosystemkomponenten . . . . . . . . . . . . . . . . . Zellenanzahl mariner Ökosysteme (5 x 5 km-Gitter) . . Summe der anthropogenen Belastungen für alle Zellen (5 x 5 km-Gitter) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A.1 Ökosystemdaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A.2 Dateiname und Spalte/Attribut der Ökosysteme . A.3 Beziehung der Belastungen in dem MSFD und den HOLAS Datenlayern . . . . . . . . . . . . . . . . . A.4 Namenszuordnung der Belastungen . . . . . . . . . A.5 Datenbeschreibung der Belastungen . . . . . . . . A.6 Dateiname und Spalte der Belastungen . . . . . . . vi 37 44 48 . . . . . . . . . . . . . . . 69 73 80 . . . . . 82 . . . . . . . . . . . . . . HELCOM. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . xvii xviii xviii xxi xxiii xxvi Abkürzungsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis AJAX Asynchronous JavaScript and XML ASCOBANS Abkommen zur Erhaltung der Kleinwale in der Nordund Ostsee, des Nordostatlantiks und der Irischen See ASP Active Server Pages AWZ ausschließliche Wirtschaftszone BNatSchG Bundesnaturschutzgesetz BSAP Baltic Sea Action Plan BSH Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie BSII Baltic Sea Impact Index BSPI Baltic Sea Pressure Index CITES Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora CMS Convention on Migratory Species CONTIS Continental Shelf Information System CSD Commission on Sustainable Development DBMS Datenbankmanagementsystem DBS Datenbanksystem DDT Dichlordiphenyltrichlorethan DPSIR Driving forces-Pressures-State-Impact-Response EEA European Environment Agency vii Abkürzungsverzeichnis EU Europäische Union EUA Europäische Umweltagentur EUNIS European Nature Information System FAO Food and Agriculture Organization FFH-RL Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie GDAL Geospatial Data Abstraction Library GIS Geo-Informationssystem GML Geography Markup Language HELCOM Helsinki Commission IHO International Hydrographic Organization ISO International Organization for Standardization JSON JavaScript Object Notation KML Keyhole Markup Language MSFD Marine Strategy Framework Directive MSRL Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie NAUTHIS Nautisch-Hydrographisches-Informationssystem OECD Organisation for Economic Co-operation and Development OGC Open Geospatial Consortium OSPAR Oslo-Paris-Übereinkommen zum Schutz der Meeresumwelt des Nordostatlantiks PHP PHP Hypertext Prozessor PSR Pressure-State-Response viii Abkürzungsverzeichnis SLD Styled Layer Descriptor SRÜ Seerechtsübereinkommen SWE Salzwassereinbruch TWSC Trilateral Wadden Sea Cooperation VRL Vogelschutzrichtlinie WCS Web Coverage Service WFS Web Feature Service WMS Web Map Service WPS Web Processing Service WRRL Wasserrahmenrichtlinie XML eXtensible Markup Language ix Kapitel 1: Einleitung 1 Einleitung 1.1 Motivation Über 70 Prozent der Erdoberfläche ist durch Wasser bedeckt. Das Wissen über dieses Gebiet unterhalb der Wasseroberfläche ist jedoch gering im Vergleich zu den Landmassen. Der weltweite Bedarf an Energie und Rohstoffen erhöht die Aktivitäten innerhalb des marinen Raumes erheblich. So unterliegt der Zustand der marinen Ökosysteme zunehmend anthropogener Aktivitäten. Auch die Meere der deutschen Küsten werden u. a. durch die Fischerei, die Nährstoffzufuhr, den Klimawandel, die Einschleppung gebietsfremder Arten oder den Bau von Offshore-Windanlagen vermehrt belastet. Um die Risiken dieser Entwicklungen besser abschätzen zu können und eventuelle Gegenmaßnahmen vorzubereiten und zu planen, bedarf es umfassender Kenntnisse über die Empfindlichkeit mariner Lebensformen und Ökosystemen. Eine Form der Darstellung von vergangenen oder noch fortwährenden Umweltverschmutzungen und anderen anthropogenen Belastungen auf die Umwelt sind Karten. Mit Hilfe thematischer Karten ist es möglich, besonders gefährdete Gebiete zu lokalisieren. Sie sind somit ein Teil für weitere Planungen von zukünftigen Schutzmaßnahmen in Hinblick auf den Gesundheitszustand von marinen Ökosystemen. Mit der starken Verbreitung von internetfähigen Rechnern und zunehmend auch von Mobilgeräten werden digitale Karten dynamischer und interaktiver und bieten somit zusätzliche Funktionen zur Darstellung und Analyse von Informationen. Auf diese Weise können verschiedene Daten in einem Kontext visualisiert und darüber hinaus einem breitem Nutzerkreis zur Verfügung gestellt werden, ohne dass die Nutzer besondere Technik oder Software benötigen. 1 Kapitel 1: Einleitung 1.2 Ziel der Arbeit Das Ziel der Arbeit besteht in der Analyse, Verarbeitung und Visualisierung von marinen Geodaten für anthropogene Belastungen innerhalb der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) der Ostsee. Basierend auf einem globalen Modell nach Halpern et al., ist eine Web-GIS-Anwendung zu erstellen, die die kumulativen Belastungen auf marine Ökosysteme unmittelbar berechnet und darstellt. Zunächst sind dazu diverse Geodaten für die Anwendung aufzubereiten, sodass diese innerhalb der Anwendung genutzt werden können. Mit der Anwendung soll es dem Nutzer möglich sein, weitere Belastungen und Ökosysteme hinzuzufügen oder zu entfernen und die Gewichtungen zwischen diesen zu verändern, sodass die Kartenanwendung automatisch aktualisiert wird. 1.3 Aufbau der Arbeit Die Arbeit beginnt mit dem Grundlagenteil zu Richtlinien für den maritimen Raum, behandelt Umweltindikatoren und stellt einige marine Ökosysteme und anthropogene Belastungen innerhalb der Ostsee vor. Im dritten Kapitel werden die gängigen Geodatenformate beschrieben und zudem wird auf die Bestandteile sowohl eines Geo-Informationssystem (GIS), als auch eines Web-GIS eingegangen. Das folgende Kapitel analysiert die Methodik des globalen Modells der anthropogenen Belastungen nach Halpern et al. und geht darüber hinaus auf Indizes zu anthropogenen Belastungen, erarbeitet durch die Helsinki Commission (HELCOM), ein. Gegenstand des fünften Kapitels ist die Datenanalyse und -verarbeitung. Diese bildet die Datengrundlage für das zu entwickelnde Web-GIS. Das sechste Kapitel befasst sich mit der Umsetzung und Implementierung der Ergebnisse der Datenverarbeitung. Es werden die einzelnen Komponenten des Web-GIS vorgestellt und zeigt wie diese miteinander interagieren. Zum Schluss folgt eine Zusammenfassung der Arbeit. 2 Kapitel 2: Marine Ökosysteme und anthropogene Belastungen in der deutschen Ostsee 2 Marine Ökosysteme und anthropogene Belastungen in der deutschen Ostsee In dem Grundlagenteil dieser Arbeit werden die hoheitliche Teilung der See und weitere Richtlinien für den deutschen marinen Raum vorgestellt. Zudem folgt eine Nennung von Umweltindikatoren, als auch eine Beschreibung mariner Ökosysteme in der Ostsee sowie anthropogener Belastungen samt einer Erläuterung des Meeres Ostsee. 2.1 Übereinkommen, Richtlinien und Gesetzesgrundlagen für deutsche Meeresgewässer Im Folgenden werden die für die deutschen Gewässer relevanten internationalen und nationalen Übereinkommen, Richtlinien und Gesetzesgrundlagen vorgestellt. Diese Konventionen verleihen einem bestimmten Lebensraum oder einer Art einen Schutzstatus oder bilden den rechtlichen Rahmen für Regelungen zum Naturschutz. Das Seerechtsübereinkommen (SRÜ) der Vereinten Nationen vom 10. Dezember 1982 ist am 16. November 1994 in Kraft getreten. Es stellt die bedeutendste Rechtsgrundlage für menschliche Aktivitäten in den Meeren und Ozeanen dar. Die Unterzeichnerstaaten verpflichten sich die Meeresumwelt adäquat zu schützen und zu bewahren. Damit stellt das SRÜ den rechtlichen Rahmen für Regelungen zum Naturschutz innerhalb des Küstenmeeres, der ausschließlichen Wirtschaftszone und der Hohen See dar. [Bun12f] 3 Kapitel 2: Marine Ökosysteme und anthropogene Belastungen in der deutschen Ostsee Die deutschen Meeresgewässer unterteilen sich in die 12 Seemeilen-Zone und die ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ). Die 12 Seemeilen-Zone wird als das sogenannte Küstenmeer“ bezeichnet, ist deutsches Hoheitsgebiet und ” unterliegt der Zuständigkeit des jeweiligen Bundeslandes. Seewärtig begrenzt ist das Küstenmeer durch die Linie, auf der jeder Punkt vom nächstgelegenen Punkt der Basislinie um die Breite des Küstenmeers entfernt ist (Artikel 4 SRÜ). Soweit in dem SRÜ nichts anderes bestimmt wird, ist die Niedrigwasserlinie entlang der Küste, wie sie in den vom Küstenstaat amtlich anerkannten Seekarten großen Maßstabs eingetragen ist, als normale Basislinie für die Messung der Breite des Küstenmeers heranzuziehen (Artikel 5 SRÜ) [Bunf, S. 4]. Die AWZ erstreckt sich seewärts der 12 Seemeilen-Grenze bis maximal 200 sm entfernt von der Küste. Daran schließt sich die hohe See an. [Bund] Die Abbildung 2.1 zeigt das Küstenmeer und die AWZ für den deutschen Teil des Ostseeraumes. Abbildung 2.1: Küstenmeer und AWZ der deutschen Ostsee inklusive Meerestiefen [Bun06] 4 Kapitel 2: Marine Ökosysteme und anthropogene Belastungen in der deutschen Ostsee Das MARPOL-Übereinkommen, 1973 beschlossen, ist ein internationales, weltweit geltendes Übereinkommen zur Verhütung der Meeresverschmutzung durch Schiffe. Die Anlagen I bis VI des Vertragswerkes regeln die Einleitbestimmungen von Öl durch Schiffe, die Transportsicherung von schädlichen, flüssigen Stoffen, die Beförderung von Schadstoffen in verpackter Form, Abwasser, Müll und Luftverunreinigungen. [Bune] Die Berner Konvention von 1979 hat die Erhaltung der wildlebenden Flora und Fauna und ihrer Lebensräume zum Ziel, sowie eine Zusammenarbeit der Europäischen Staaten im Naturschutz. [NKB12, S. 30] Wandernde Tierarten benötigen aufgrund ihrer großen Aktionsradien einen koordinierten internationalen Schutz. Diesem Ziel zur Erhaltung der wandernden Tierarten (Convention on Migratory Species (CMS)) dient die Bonner Konvention von 1983. [NKB12, S. 30-31] Das Washingtoner Artenschutzabkommen (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora (CITES), 1973) dient der Kontrolle über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen soweit, dass diese nicht gefährdet sind. [NKB12, S. 31] Seit dem 5. Juni 1992 ist die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-RL) der Europäischen Gemeinschaft (Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen) in Kraft. Durch die Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen im europäischen Gebiet der Mitgliedsstaaten soll die Sicherung der Artenvielfalt gewährleistet werden. Gemeinsam mit der Vogelschutzrichtlinie (VRL) bildet die FFH-RL die Grundlage für den Aufbau des europäischen Schutzgebietssystem Natura 2000“. [NKB12, S. 31] ” Durch die Ausweisung besonderer Schutzgebiete soll mit der VRL (Richtlinie 79/409/EWG) eine ausreichende Vielfalt und Flächengröße an Lebensräumen für die europäischen wildlebenden Vogelarten erhalten oder wiedergewonnen werden. [Bun08] Das Ziel der Baltic Marine Environment Protection Commission“ - HELCOM ” ist der Schutz der Meeresumwelt des Ostseegebietes (Helsinki-Konvention) und ist durch ein Übereinkommen im Jahr 2000 bindend für die Vertragsstaaten in Kraft getreten. Mitglieder sind die Ostseeanrainerstaaten und die Europäische 5 Kapitel 2: Marine Ökosysteme und anthropogene Belastungen in der deutschen Ostsee Union (EU). HELCOM erarbeitet Maßnahmen zum Schutz von Schad- und Nährstoffeinbringungen in die Ostsee, sowie den Erhalt der biologischen Vielfalt. Die Helsinki-Konvention erstreckt sich auf den gesamten Bereich der Ostsee einschließlich des Meeresgrundes und der Küstenzonen und darüber hinaus auch auf das hydrologische Einzugsgebiet. [NKB12, S. 32], [Bun12b] Das Einzugs- und Meeresgebiet der Ostsee zeigt die Abbildung 2.2. Abbildung 2.2: Ostsee-Einzugsgebiet, eigene Darstellung Das Oslo-Paris-Übereinkommen zum Schutz der Meeresumwelt des Nordostatlantiks (OSPAR) von 1992 ist für die 15 Vertragsstaaten und für die Europäische Gemeinschaft seit 1998 in Kraft. Im Vergleich zu den beiden Vorgänger-Übereinkommen (Oslo- und Paris-Konvention), welche v. a. Maßnahmen gegen die Schad- und Nährstoffeinbringung ergriffen, wird in dem OSPAR-Übereinkommen auch der Naturschutz mit einbezogen. Mitglied des 6 Kapitel 2: Marine Ökosysteme und anthropogene Belastungen in der deutschen Ostsee Übereinkommens sind 15 Staaten und die EU. Dabei erstreckt sich das Konventionsgebiet vom Nordpol über Grönland bis zu den Azoren sowie über die gesamten west- und nordeuropäischen Küstengewässer einschließlich der Barentssee. [NKB12, S. 32], [Bun12a] Das Abkommen zur Erhaltung der Kleinwale in Nord- und Ostsee“ wurde im ” Rahmen der Bonner Konvention im März 1994 in Kraft gesetzt. Dieses regionale Artenschutzabkommen wurde 2008 in Richtung Westen erweitert und nennt sich seitan Abkommen zur Erhaltung der Kleinwale in der Nord- und Ostsee, des Nordostatlantiks und der Irischen See (ASCOBANS). Mit Ausnahme des Pottwals deckt ASCOBANS alle in dem Gebiet vorkommenden Zahnwalarten ab. Ziel ist es, die durch Menschen bedingten schädlichen Einflüsse und anhaltende Lebensraumzerstörung zu minimieren und das Überleben der Kleinwale zu sichern. [NKB12, S. 32-33] Basierend auf einer gemeinsamen Erklärung der Umweltminister Dänemarks, Deutschlands und der Niederlande wurde 1982 die trilaterale Wattenmeerzusammenarbeit (Trilateral Wadden Sea Cooperation (TWSC)) verabschiedet. Diese enthält Ziele und Eckpunkte für ein gemeinsames Management der drei Anrainerstaaten für das Wattenmeer. [NKB12, S. 33] Das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) setzt u. a. die europäischen Naturschutzrichtlinien, insbesondere die FFH-RL in nationales Recht um. Mehrere marine Biotoptypen sind seit 2010 unter § 30 BNatSchG als gesetzlich geschützte Biotoptypen aufgenommen worden. [NKB12, S. 33] Die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) der Europäischen Union aus dem Jahr 2000 setzte erstmalig einen neuen Ansatz. Anhand ausgewählter biologischer Qualitätselemente (Phytoplankton, Makrophyten sowie Angiospermen, Makrozoobenthos und Fische) erfolgt eine Bewertung des ökologischen Zustandes von Gewässern. Nährstoffe und andere Parameter werden unterstützend hinzu gezogen und der chemische Zustand wird gesondert bewertet durch ausgewählte Schadstoffe. Je nach den Ansprüchen der Gewässerökologie unterscheiden sich die Anforderungen zwischen den einzelnen Flussgebieten. Diese Regelungen greift die Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL) auf und setzt diese in Richtung der offenen See fort. [Umw12] 7 Kapitel 2: Marine Ökosysteme und anthropogene Belastungen in der deutschen Ostsee Die seit 2008 in Kraft getretene MSRL (2008/56/EG) soll ein Gleichgewicht zwischen der Nutzung und dem Schutz der Meere herstellen. Gemäß Artikel 1 der MSRL soll bis spätestens 2020 ein guter Zustand der Meeresumwelt erreicht oder erhalten werden. Zu diesem Zweck werden Meeresstrategien entwickelt und umge” setzt, um a) die Meeresumwelt zu schützen und zu erhalten, ihre Verschlechterung zu verhindern oder, wo durchführbar, Meeresökosysteme in Gebieten, in denen sie geschädigt wurden, wiederherzustellen; b) Einträge in die Meeresumwelt zu verhindern und zu verringern, um die Verschmutzung [...] schrittweise zu beseitigen, um sicherzustellen, dass es keine signifikanten Auswirkungen auf oder Gefahren für die Artenvielfalt des Meeres, die Meeresökosysteme, die menschliche Gesundheit und die rechtmäßige Nutzung des Meeres gibt.“ (Art. 1 Abs. 2 MSRL 2008/56/EG) Das Ziel des Erreichens eines guten Umweltzustandes (Good Environmental Status - GES) wurde von HELCOM aufgegriffen und mit dem Ostseeaktionsplan (engl. Baltic Sea Action Plan (BSAP)) verabschiedet. Die darin enthaltenen Maßnahmen beinhalten als Ziel keiner Beeinträchtigung der Ostsee und der darin lebenden Organismen durch Eutrophierung und Schadstoffe. Darüber hinaus erreicht die Biodiversität einen günstigen Erhaltungszustand und maritime Aktivitäten werden auf umweltfreundliche Weise durchgeführt. [Car12] 8 Kapitel 2: Marine Ökosysteme und anthropogene Belastungen in der deutschen Ostsee 2.2 Umweltindikatoren Für die Beurteilung des Umweltzustandes und der Nachhaltigkeitsentwicklung bedarf es einiger Indikatoren. Je nach Anwendung wird zwischen verschiedenen Indikatoren unterschieden. Beispielsweise dienen Umweltindikatoren als Leitgrößen zur Evaluierung der Umweltentwicklung, ähnlich wie Bruttosozialprodukt, Arbeitslosenzahl oder Inflationsrate als Indikatoren für die wirtschaftliche Entwicklung herangezogen werden. Zur Konkretisierung und Operationalisierung der nachhaltigen Entwicklung agieren Nachhaltigkeitsindikatoren. Mithilfe solcher Indikatoren ist es möglich, Nicht-Fachleuten Erfolge und Defizite im Umweltschutz und der nachhaltigen Entwicklung näher zu bringen. [Nie04, S. 5] Für die Erfassung, Konkretisierung und Bewertung der Nachhaltigkeit existieren diverse Ansätze auf globaler, nationaler und lokaler Ebene. Zu den Entwicklern, Testern und Anwendern gehören beispielsweise die Kommission für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (engl. Commission on Sustainable Development (CSD)), die Organisation für ökonomische Entwicklung und Zusammenarbeit (engl., Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD)) und die Europäische Umweltagentur (EUA, engl. European Environment Agency (EEA)). [Nie04, S. 7] Nachhaltigkeitsindikatoren der Vereinten Nationen für den Umweltbereich sind bspw. Emissionen von Treibhausgasen, Algenkonzentrationen in Küstengewässern, der Gebrauch von landwirtschaftlichen Pestiziden oder der jährliche Fang von bestimmten Fischarten. [Nie04, S. 8] HELCOM erarbeitet Kernindikatoren mit Zielwerten für das Erreichen des guten Umweltzustandes innerhalb der Umsetzung des BSAP. Der HELCOM CORESET kann ebenso für die Umsetzung der MSRL verwendet werden [Car12, S. 14]. Zu den Kernindikatoren gehören bspw. Wachstumsraten mariner Säugerpopulationen, Abundanz ausgewählter Fischarten, Zooplankton (Größe, Abundanz), Trends im Auftreten neuer nicht-einheimischer Arten, Pharmazeutika, radioaktive Stoffe und Metalle. [HEL13, S. 54] 9 Kapitel 2: Marine Ökosysteme und anthropogene Belastungen in der deutschen Ostsee 2.2.1 Pressure-State-Response-Ansatz Mit dem Pressure-State-Response (PSR)-Ansatz hat die OECD die Diskussion um Nachhaltigkeits- und Umweltindikatoren wesentlich geprägt. Der Ansatz sieht eine Unterscheidung in Antriebs-, Zustands- und Maßnahmenindikatoren vor. [Nie04, S. 9] Antriebs- bzw. Belastungsindikatoren (pressure indicators) sind Umweltindikatoren, die von menschlichen Aktivitäten ausgehend eine Belastung der Umwelt wiedergeben. Diese beinhalten zum einem stoffliche Belastungen wie bspw. Emissionen und zum anderen strukturelle Belastungen wie z. B. Flächennutzung. Damit dienen Belastungsindikatoren im Umweltbereich als Basis für umweltpolitische Handlungsziele wie z. B. die Emissionsreduzierung in einem bestimmten Zeitraum. [SB99, S. 2] Zustandsindikatoren beschreiben den Zustand (State) der Umwelt oder bilden einen Themenbereich in Hinblick auf die Nachhaltigkeit ab. Dabei schließen die Zustandsindikatoren Aspekte der Umweltqualität von Umweltmedien, Ökosystemen oder Unterteilungen von stofflichen, strukturellen und funktionalen Gesichtspunkten mit ein, ebenso wie die Quantität und Qualität von Rohstoffen. [SB99, S. 9] Maßnahmen zum Erreichen von Zielen einer nachhaltigen Entwicklung in Gesellschaft und Politik werden als Maßnahmenindikatoren (response indicators) kategorisiert. Unter diesem Begriff fallen alle menschlichen und politischen Maßnahmen, die im Rahmen von Umweltindikatorensystemen zur Verbesserung der Umweltsituation beitragen. Eigene Reaktionen oder Regulierungen der Umwelt, wie bspw. die Reduzierung der Schadstoffkonzentration in der Luft, werden nicht als Maßnahmenindikatoren klassifiziert, sondern als Zustandsindikatoren. [SB99, S. 6] Der PSR-Ansatz stellt ein gebräuchliches Konzept dar, um Umweltbelastungen durch menschliche Aktivitäten und ihre Folgen aufzuzeigen und um Indikatorensysteme zu strukturieren. Anthropogene Belastungen (Pressure) führen zu einer Änderung der Umweltqualität in Hinsicht auf die Quantität und Qualität natürlicher Ressourcen (State). Durch entsprechende Maßnahmen (Response) wird auf diese Änderungen reagiert. Ökologische Zusammenhänge und 10 Kapitel 2: Marine Ökosysteme und anthropogene Belastungen in der deutschen Ostsee Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft und Umwelt sind jedoch bedeutend komplexer als diese Darstellung der kausalen Verkettung. Infolgedessen liegt kein Anspruch auf kausal eindeutige Verknüpfungsmöglichkeiten der einzelnen Indikatoren zu einem Themenfeld vor. [SB99, S. 7] Die Tabelle 2.1 zeigt eine mögliche Unterscheidung von Antriebs-, Zustandsund Maßnahmenindikatoren. Tabelle 2.1: Typisierung von Indikatoren nach dem Pressure-State-ResponseAnsatz der OECD [Nie04, S. 9], leicht modifiziert Indikatortyp Beschreibung Beispiel AntriebsUmweltbelastungen verursacht durch Stickstoffmenschliche Aktivitäten (verursachen- Einträge in die indikatoren (Pressure) de Faktoren oder Umweltbelastungen) Ostsee ZustandsBeschreibung der Umweltqualität, pro- Nitratgehalt des indikatoren blemorientiert in Bezug auf Zielvorga- Grundwassers (State) ben, Grenzwerte und Sollzustände Maßnahmen- Aktivitäten zur Problemlösung oder de- Ökologische Landindikatoren ren Erfolg, z. B. Erfüllungsgrad von Re- wirtschaft (Response) duktionszielen 2.2.2 Driving-forces-Pressure-State-Impact-Response-Ansatz Der Driving forces-Pressures-State-Impact-Response (DPSIR)-Ansatz ist eine Erweiterung des PSR-Ansatzes durch die Einführung zusätzlicher Differenzierungen. Es wird zum einen in verursachende Faktoren (driving forces) und Belastungen (pressure) und zum anderen in Zustandsindikatoren (state) und Auswirkungsindikatoren (impact) unterschieden. [SB99, S. 7] Ein Umweltindikatorsatz nach dem DPSIR-Bewertungsrahmen wird bspw. durch die Europäische Umweltagentur (EUA) erstellt. Der jährlich erscheinende Bericht Umweltsignale“ enthält mittlerweile über 200 Umweltindikatoren, die ” in 12 Umweltthemen kategorisiert sind. [Eur12, S. 27-28] Die Tabelle 2.2 zeigt beispielhaft einen Auszug von Umweltindikatoren der EUA zu übergeordneten Umweltthemen inklusive einer Differenzierung nach dem DPSIR-Ansatz. 11 Kapitel 2: Marine Ökosysteme und anthropogene Belastungen in der deutschen Ostsee Tabelle 2.2: Auszug der Umweltindikatoren der EUA nach [Eur12, S. 132-138], leicht modifiziert Umweltindikator Landwirtschafts-Indikatoren Ökologischer Landbau Luftverschmutzungs-Indikatoren Schwermetallemissionen Biodiversität-Indikatoren Häufigkeit und Verteilung ausgewählter Arten Ökosystem Nährstoffe in Übergangs-, Küsten- und Meeresgewässer Klimawandel-Indikatoren Anstieg des Meeresspiegels Energie-Indikatoren Atomenergie und -müll Ölverschmutzung durch Schiffsunfälle Transport-Indikatoren Güterverkehrnachfrage Verkehrslärm Abfall-Indikatoren Kommunale Abfälle Wasser-Indikatoren Emissionen organischer Substanzen Andere-Indikatoren (Fischerei) Aquakultur Andere-Indikatoren (Flächennutzung) Flächenverbrauch Andere-Indikatoren (Tourismus) Tourismusintensität Umweltszenarien-Indikatoren Gesamtbevölkerung 12 dem DPSIR-Ansatz Indikatormodus Maßnahme Belastung Zustand Zustand Belastung Auswirkung Belastung Ursache Ursache Auswirkung Belastung Belastung Belastung Belastung Ursache Ursache Kapitel 2: Marine Ökosysteme und anthropogene Belastungen in der deutschen Ostsee 2.3 Marine Ökosysteme und Arten Marine Ökosysteme sind ein Teil des aquatischen Ökosystems der Erde. Sie bilden einen dynamischen Komplex von Lebensräumen, definiert durch ein breites Spektrum von physikalischen, chemischen und geologischen Variationen. Von den hoch produktiven küstennahen Regionen reichen diese bis hin zu den tiefen Meeresböden, die nur noch durch hoch spezialisierte Organismen bewohnt sind. Die Lebensräume erstrecken sich von der Wassersäule, in der die Flora und Fauna den Meeresströmungen folgt, bis hin zum Meeresboden. Der Schutz der Habitate vor physischen Zerstörungen ist von entscheidender Bedeutung für den allgemein guten Zustand der marinen Ökosysteme und für das Überleben der am stärksten bedrohten Arten im Küsten- und Meeresbereich. [Töp09], [Eur10] Die marinen Ökosysteme sind nicht immer eindeutig voneinander zu trennen. Mitunter werden diese miteinander verknüpft oder ersetzen sich in anderen Regionen einander. Aufgrund von physikalischen Faktoren, die die Arbeitsweise und die Diversität der Habitate beeinflussen, unterscheiden sich die marinen Ökosysteme. Zu diesen Faktoren zählen Temperatur, Salzgehalt, Gezeiten, Strömungen, Wind-, Wellen-Aktion, Licht und Substrat. [Töp09] Ein mariner Biotoptyp stellt durch seine ökologischen Bedingungen überwiegend einheitliche Voraussetzungen für Lebensgemeinschaften im Meer dar, die sich von anderen Typen unterscheiden. Die Grundlage dafür bilden abiotische (z. B. Sediment, Nährstoffgehalt) und/oder biotische Merkmale (z. B. Pflanzenund Tierarten). [Bun12e] Innerhalb der deutschen AWZ ist die Verbreitung von Sandbänken und Riffen überwiegend bekannt. Für weitere marine Biotoptypen sind die Vorkommen nicht hinreichend bekannt. [Bun12e] Innerhalb des Meeres wird zwischen den besonderen und weitverbreiteten Biotopen gemäß Anh. III Tab. 1 der MSRL unterschieden. Dabei sind die besonderen Biotope, die im Anh. I der FFH-RL gelisteten Lebensraumtypen zuzuordnen inklusive der Biotope, die auf den Listen der zurückgehenden und gefährdeten Biotope der regionalen Meeresübereinkommen (HELCOM, OSPAR) stehen. Unter den weitverbreiteten Biotopen werden in Deutschland die flächenmäßig größten marinen Biotope eingestuft. Auf europäischer Ebene wird 13 Kapitel 2: Marine Ökosysteme und anthropogene Belastungen in der deutschen Ostsee z. T. auch auf die Klassen des European Nature Information System (EUNIS) der ersten Ebene zurückgegriffen. Neben den beiden genannten marinen Biotopen gibt es noch eine dritte Klasse, die strategischen Biotope. Diese sind jedoch bisher nicht definiert. [Bun12e] Durch § 30 des BNatSchG sind die marinen Biotoptypen sublitorale Sandbänke, Riffe, Seegraswiesen und sonstige marine Makrophytenbestände, Schlickgründe mit bohrender Bodenmegafauna und artenreiche Kies-, Grobsand- und Schillgründe im Meeres- und Küstenbereich gesetzlich geschützt. [Bun12d] Im Folgenden werden kurz wesentliche marine Biotoptypen erläutert, die in der deutschen AWZ der Ostsee vorkommen. Aufgrund der verschiedenen Ansätze und Klassifikationen von marinen Biotoptypen bzw. Ökosystemen und deren unzureichende Kenntnis der Verbreitung dient der folgende Text lediglich als ein grober Überblick der bestehenden marinen Biotoptypen und kann nicht als vollständig erachtet werden. Zudem werden in der Ostsee vorkommende marine Arten vorgestellt, die im weiteren Verlauf der Arbeit Anwendung finden. Sandbänke mit nur schwacher ständiger Überspülung Sandbänke mit nur schwacher ständiger Überspülung durch Seewasser sind Erhebungen des Meeresgrundes im Sublitoral. Sublitoral definiert den Bereich des Litorals unterhalb der Gezeitenzone [NKB12, S. 548]. Die Sandbänke können sich bis zu mehreren Metern gegenüber ihrer Umgebung erheben. Während der höchste Punkt der Sandbank i. d. R. bei maximal 20 m Tiefe liegt, können die Sandbänke sich auch in tiefere Bereiche erstrecken. Ebenso können sie bis knapp an die Meeresoberfläche reichen, fallen bei Niedrigwasser jedoch nicht frei. Ihre Bestandteile sind sandige Sedimente inklusive gröbere (bis hin zu Steinblöcken) und feinere (bis hin zu Schlick) Korngrößen. [NKB12, S. 94] Riffe Auf harte oder weiche Meeresböden des Eu- (Gezeitenbereich des Litorals) und Sublitorals aufragende kompakte Hartsubstrate werden als Riffe bezeichnet. Der Ursprung ist entweder mineralisch bzw. geogen (inklusive Weichgesteinen, Felsblöcken und Kopfsteinen mit > 64 mm Durchmesser) oder biogen (von lebenden Organismen aufgebaut). Felsen, Geschiebe, Blöcke, Mergel- und Krei- 14 Kapitel 2: Marine Ökosysteme und anthropogene Belastungen in der deutschen Ostsee deschollen, Felswatten, Festgestein oder Blöcke entlang von Felsküsten oder im offenen Meer aufragende Felsen sowie Geschiebemergelrücken werden als geogene Riffe bezeichnet. Darüber hinaus sind sublitorale Strukturen wie bspw. Hydrothermalquellen, Überhänge, Felsspitzen, Rinnen, Felsgrate, vertikale Felswände oder horizontale Felsplatten ebenfalls den Riffen zuzuordnen. Miesmuschelbänke und Sabellaria-Riffe sowie Bänke der europäischen Auster sind Beispiele für biogene Riffe. Auf Hart- oder Weichböden bilden die Tiere dichte Kolonien, die oft mehrschichtige, z. T. feste und massive Bänke darstellen. Die biogenen Riffe bestehen häufig ebenso aus Sedimenten, Steinen oder Schalen anderer Tiere. [NKB12, S. 105-108, 545] Seegraswiesen und Makrophytenbestände In der deutschen Ostsee werden die Seegraswiesen durch das gewöhnliche oder große Seegras (Zostera marina) und durch das Zwergseegras (Nanozostera noltii ) gebildet. Die beiden Arten treten normalerweise nicht gemeinsam in einer Seegraswiese auf, schließen aber einander an. Dadurch ist eine Vermischung in Übergangsgebieten möglich. Makroalgen, Aufwuchsorganismen (Epibiota) und Tiere wie Fische, Krebse und Schnecken leben assoziiert mit Seegräsern. Wenn die Seegrasbestände mindestens eine Sprossbedeckung von 20 % des Meeresbodens aufweisen, wird von Seegraswiesen gesprochen. [NKB12, S. 117118] Aufrecht wachsende Makroalgen (Grün-, Rot- und Blaualgen) oder submerse (untergetauch lebende) Gefäßpflanzen bilden Makrophytenbestände. Die Makroalgen kommen vorwiegend auf Hartsubstraten vor, während die submersen Gefäßpflanzen auf Weichsubstraten zu finden sind. Je nach Definition sind auch Seegräser Teil der Makrophytenbestände. [NKB12, S. 135-137] Schlickgründe Der Biotoptype Schlickgründe mit bohrender Bodenmegafauna kommt in der Nordsee vor. Dabei handelt es sich um feinsubstratige Sedimente, die ab einer Wassertiefe von 15 m auftreten. Zudem ist der Biotoptyp durch Seefedern und grabende Krebsarten besiedelt. [Bunc] 15 Kapitel 2: Marine Ökosysteme und anthropogene Belastungen in der deutschen Ostsee Miesmuschelbänke Durch dicht aneinanderhaftende und übereinanderwachsende Miesmuscheln wird der Lebensraumtyp Miesmuschelbank gebildet. Dieser Lebensraum ist unabhängig vom darunterliegendem Substrat. Neben der Art Mytilus trossulus dominiert in der deutschen Ostsee vor allem M. edulis. [NKB12, S. 151] Kies-, Grobsand- und Schillgründe Im westlichen Teil der Ostsee befinden sich Kiesgründe besonders im Bereich der Abtragungszone der Beltsee. Durch starke Strömungen, die den eiszeitlichen Untergrund aus Geschiebemergel auswaschen, entsteht die Abtragungszone. Es werden die feineren Sedimente abgetragen, wodurch nur größere Findlinge, Steine, grober Sand und Kies vorhanden sind. Auch auf strömungsexponierten Sandbänken finden sich Kies- und Grobsandbereiche in der Ostsee. [NKB12, S. 201-202] Schillgründe sind Flächen des Meeresbodens, die mit Molluskenschalen (Weichtiere) oder deren Fragmenten bedeckt sind. Häufig treten Schillgründe gemeinsam mit Grobsanden auf. Es entsteht ein Lebensraum mit einem komplexen Lückensystem, der Siedlungsraum für viele Arten bietet, die z. T. aufgrund des umgebenden Sediments nicht zu erwarten sind. Schillgründe finden sich häufig in küstenfernen Gebieten mit starker Strömung. An diesen Standorten wird der Schill geschützt durch die Bedeckung mit Sediment. Im Verglich dazu sind die flacheren küstennahen Schillgründe durch die lokalen Strömungsbedingungen dynamischer in ihrem Standort. [NKB12, S. 192-193] Kabeljau/Dorsch Die Art Gadus morhua kommt sowohl in der Nordsee (Kabeljau), als auch in der Ostsee (Dorsch) vor. Dabei kann der Fisch eine Gesamtlänge von bis zu 200 cm erreichen. In deutschen Gewässern sind Exemplare mit mehr als 100 cm jedoch selten geworden. Der Fisch ist weit verbreitet und kommt in verschiedenen Lebensräumen vor. Zudem ist er in bis zu 600 m Tiefe zu finden. [NKB12, S. 428-429, 435] 16 Kapitel 2: Marine Ökosysteme und anthropogene Belastungen in der deutschen Ostsee Schweinswal Der Schweinswal (Phocoena phocoena) oder auch kleiner Tümmler ist eine der kleinsten Walarten. Er gehört zur Unterordnung der Odontoceti (Zahnwale) und bewohnt die Küsten und Schelfgewässer der Nordhalbkugel einschließlich der Nord- und Ostsee. Als einzige Walart kommt der Schweinswal in größerer Anzahl neben der Nordsee auch in der Ostsee vor. [NKB12, S. 488-490] Seevögel Neben den genannten Arten gibt es noch diverse See- und Wasservögel in der deutschen Nord- und Ostsee. Im Winter gibt es in der Ostsee relativ flache Gebiete, die von Seevögeln bevorzugt als Habitate genutzt werden. Diese Gebiete sind besonders im Bereich der offenen See anzutreffen und reflektieren relativ gut Belastungen in pelagischen Bereichen. [HEL10b, S. 43] Zu diesen Seevögeln gehören u. a. diverse Entenarten wie die Eisente (Clangula hyemalis) und die Samtente (Melanitta fusca), Ohrentaucher (Podiceps auritus), Tordalk (Alca torda), sowie verschiedene Möwenarten, darunter die Mantelmöwe (Larus marinus) und die Silbermöwe (Larus argentatus) (vgl. [Men08]). 2.4 Anthropogene Belastungen auf marine Ökosysteme Ozeane und Meere werden intensiv genutzt, jedoch nur gering geschützt. Viele Nutzungen des Meeres durch den Menschen stehen damit dem Meeresschutz entgegen und belasten auch die deutschen Meeresgewässer. Es bedarf umfangreicher Managementpläne um die natürliche Lebensgrundlage für Flora und Fauna in den Meeren nicht zu gefährden, aber gleichzeitig die anthropogene Nutzung des Meeres sicher zu stellen. Alle Akteure aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft sind aufgefordert, um ökologische, ökonomische und soziale Gesichtspunkte in Einklang zu bringen. [Kra11, S. 4] Die Belastung auf das Ökosystem oder die Ökosystemkomponenten ist dabei der physikalische, chemische oder biologische Einfluss, der durch eine menschliche Aktivität direkt oder indirekt ausgeübt wird. Dazu gehören bspw. physische Störungen des Meeresbodens, Kontamination durch gefährliche Stoffe, Anreicherung mit Nährstoffen und biologische Störungen. Letztere kommen durch 17 Kapitel 2: Marine Ökosysteme und anthropogene Belastungen in der deutschen Ostsee den Eintrag mikrobieller Pathogene, das Vorkommen nicht einheimischer Arten oder die selektive Entnahme von Arten zustande. [Kra11, S. 9] Während in küstennahen Gebieten die Auswirkungen von Tourismus, Küstenschutz und wasserbaulichen Maßnahmen in Häfen und Flussmündungen eine bedeutsame Rolle spielen, sind diese im offenen Meer von geringerer Bedeutung. Hier stehen andere Belastungen im Vordergrund. Durch Schadstoffeinleitungen aus Industrie, Gewerbe und Haushalten, sowie durch hohe Nährstoffeinträge aus Landwirtschaft, Haushalten und Verkehr sind die marinen Lebensräume beeinflusst bzw. gefährdet. Durch den Eintrag über die Flüsse und den Luftweg gelangen u. a. Schadstoffe in die Meere. Darüber hinaus gibt es weitere Nutzungsformen die marine Ökosysteme beeinflussen. [Buna] Im Folgenden werden einige Gefahren und anthropogene Belastungen auf marine Ökosysteme erläutert. Eutrophierung Eutrophierung bezeichnet den Prozess der Nährstoffanreicherung. Dieser kann sowohl natürlich als auch anthropogen bedingt sein. Infolgedessen wachsen Algen und höhere pflanzliche Lebensformen schneller und es kommt zu einer unerwünschten Störung für die Lebensgemeinschaften im Wasser, sowie die Qualität des Wassers beeinflusst wird. [Cla07, S. 6] Im Meeresbereich treten die Nährstoffe Phosphor und Stickstoff natürlicherweise meist in niedrigen Konzentrationen auf. Da diese Nährstoffe lebensnotwendige Elemente für Flora und Fauna darstellen, sind diese ein limitierender Faktor für die Produktivität. Liegen folglich niedrige Konzentrationen vor, ist die Produktivität des Phytoplanktons (einzellige Algenarten) und der Makroalgen (wie Seetang und Grünalgen) begrenzt. [Cla07, S. 6] Bei einer hohen Zufuhr an Nährstoffen kann es zu verstärktem Algenwachstum und Verschiebungen in der Artenzusammensetzung kommen. Darüber hinaus ist der Sauerstoffmangel am Meeresboden, aufgrund des bakteriellen Abbaus abgestorbener Algen, eine mögliche Folge der Eutrophierung. Dieser Mangel an Sauerstoff zieht mitunter ein Massensterben von bodenlebenden Organismen bis hin zu Fischen nach sich. Mit dem verstärkten Algenwachstum verringert 18 Kapitel 2: Marine Ökosysteme und anthropogene Belastungen in der deutschen Ostsee sich auch die Wassertiefe, die durchleuchtet wird und als Folge dessen kommt es zu einer Einschränkung des Lebensraumes von Makrophyten. [Cla07, S. 7] Gefährliche Stoffe Meeresverunreinigungen durch gefährliche Stoffe stellen eine ernsthafte Bedrohung der Umwelt dar und können mitunter auch die Gesundheit künftiger Generationen bedrohen. Zudem ist das Wissen über Wirkungen dieser Schadstoffe und der im Meer vorkommenden Kombinationen gering. Zusätzlich können solche Stoffe ihre Struktur und ihre reaktiven Eigenschaften verändern. Die in der Ostsee vorkommenden Verunreinigungen stammen besonders aus Industrieabwässern, die durch Flüsse in die Meere gelangen sowie von Industrieabgasen. Zu den gefährlichsten Abwassergiften gehören insbesondere Quecksilber, Blei, Cadmium, Kupfer und Zink. Diese Schwermetalle sind unterschiedlich löslich und reichern sich in der marinen Nahrungskette an. [Hup10, S. 160-161] Toxische Substanzen haben z. T. eine lange Verweilzeit im Wasser, bei der die Eigenschaften der Stoffe bestehen bleiben und nicht durch physikalische, chemische oder biologische Prozesse abgebaut werden, also eine hohe Persistenz haben. Diese Substanzen können sich in Organismen bis zu toxischen Konzentrationen anreichern, womit sie zulässige Konzentrationswerte überschreiten und damit zum Verzehr ungeeignet sind. Bei diesen Stoffen handelt es sich um Pflanzenschutzmittel (wie z. B. Pestizide), anorganische Substanzen, chlorierte Terpene und Dioxine. Zu einer signifikanten Abnahme der Stoffe Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT) und polychlorierter Biphenyle im Meer hat ein Verbot dieser Stoffe seit 1974 geführt. [Hup10, S. 163] Eine weitere Belastung stellen Ölverschmutzungen dar. Neben Ölteppichen, durch Seeunfälle verursacht, stellt auch das illegale Ablassen von Altöl eine Verschmutzung dar. Je nach Ölart und dicke der Ölschicht gelangt das Öl in tiefere Wasserschichten bis hin zum Meeresboden. Das Öl schädigt Lebewesen direkt, dessen Giftigkeit wirkt sich auf Organismen aus und die Photosynthese der Pflanzen wird beeinträchtigt. Auswirkungen eines Ölunfalls an den Bohrinseln, Pipelines oder Transportschiffen wären gravierend für alle Meeresorganismen und die Schäden sind irreparabel. [Hup10, S. 164-165] 19 Kapitel 2: Marine Ökosysteme und anthropogene Belastungen in der deutschen Ostsee Schifffahrt Die Schifffahrt macht den größten Teil des weltweiten Transportes von Gütern aus. Nur noch wenige Meeresgebiete sind überwiegend frei vom Schiffsverkehr und werden zunehmend durch die wachsende Anzahl, Größe und Schnelligkeit der Schiffe in Anspruch genommen. Aufgrund von Schifffahrtsrouten zwischen großen Häfen und geographischen Gegebenheiten werden einige Meeresgebiete besonders stark genutzt. So sind bspw. in der Ostsee der Fehmarnbelt und die Kadetrinne stark befahren. [Bunb] Neben den Auswirkungen von Schiffsunfällen belastet die Schifffahrt die Meeresumwelt durch Scheucheffekte, Motorenlärm oder durch die Einschleppung fremder Arten. Zusätzlich sind die Schadstoffemissionen belastend, bspw. durch Motorenabgase, illegale Einleitungen oder wenn sich Giftstoffe im Wasser lösen, die als Schutzanstriche für die Schiffsrümpfe Anwendung finden. [Bunb] Fischerei Global gesehen kann die Fischerei nicht als nachhaltig betrachtet werden. Laut der Welternährungsorganisation Food and Agriculture Organization (FAO) sind 28 % der weltweit kommerziell genutzten Fischbestände überfischt und 52 % befinden sich an den Grenzen ihrer biologischen Kapazität. In europäischen Gewässern befinden sich laut EU Kommission 30 % der Bestände außerhalb ” sicherer biologischer Grenzen“ aufgrund ihrer geringen Bestandsbiomasse und 88 % gelten als überfischt. Mit dieser übermäßigen kommerziellen Fischerei kann es in den Ökosystemen der Meere zu einer Verschiebung der Artenzusammensetzung und Nahrungsbeziehungen kommen. [Bun09, S. 6] Seit Beginn der modernen Fischerei sind besonders große Fischarten, die an der Spitze der Nahrungspyramide stehen, wie bspw. Thunfische, Kabeljaue und Haie, um bis zu 90 % zurückgegangen. Mit der fortlaufenden hohen Fischereiintensität kommt es zu einer Verschiebung der Artenzusammensetzung, die sich durch eine Abnahme der Alters- und Größenstruktur kennzeichnet. Damit werden viele der kommerziell übernutzten Fischbestände von Jungfischen dominiert. Dies ist in soweit problematisch, dass größere Fische eine wesentlich höhere Fortpflanzungskapazität besitzen. Ein entsprechend hoher Anteil großer Fische ist damit ein Indikator für ein gesundes Ökosystem. Zudem ist dies wichtig für 20 Kapitel 2: Marine Ökosysteme und anthropogene Belastungen in der deutschen Ostsee den Fischbestand und das Ökosystem, damit zum einen die Widerstandsfähigkeit gegen Überfischung oder klimatische Veränderungen erhalten bleibt und zum anderen um eine negative genetische Selektion in Richtung einer geringeren Maximalgröße aufzuhalten. [Bun09, S. 8] Eine weitere negative Auswirkung der Fischerei besteht in dem Beifang. In den Netzen verfangen sich neben den Zielfischarten auch geschützte Fischarten, marine Säugetiere, Seevögel, Reptilien (Schildkröten) und wirbellose Organismen. Diese gehen nach dem Einholen des Netzes tot oder schwer beschädigt über Bord. Dadurch können opportunistische Arten, wie bspw. Großmöwenpopulationen, einseitig gefördert werden und belasten somit zusätzlich das marine Ökosystem. [Bun09, S. 10] Der Einsatz von Grundschleppnetzen wirkt sich zerstörerisch auf den Meeresboden aus. Infolgedessen verändert sich die Artenzusammensetzung der am Meeresboden lebenden Arten. Auch kann es zur Lebensraumzerstörung in sensiblen Bereichen wie z. B. Riffgebieten kommen. [Bun09, S. 12] Ein weiteres Problem stellt die illegale, unregulierte und undokumentierte Fischerei dar. Damit ist der Fischfang ohne Fangerlaubnis, mit verbotenen Fanggeräten, in Ausschlussgebieten oder das Nichteinhalten gesetzlicher Mindestanlandegrößen gemeint. [Bun09, S. 12] Weitere Belastungen Es gibt eine Reihe weiterer Belastungen auf die marinen Ökosysteme. OffshoreWindkraftanlagen verursachen, bspw. wie die Schifffahrt, Scheuchwirkungen auf Schweinswale oder verdrängen Seevögel, da diese die Umgebung z. T. nach der Inbetriebnahme meiden. Unterwasserlärm bzw. Unterwasserschall führt zu einer Beeinträchtigung von Kommunikationslauten oder bedingt Verhaltensänderungen von Meerestieren. Großflächige Sand- und Kiesentnahmen verändern stark die Besiedlungsstruktur und Artenzusammensetzung am Meeresboden. Militärische Aktivitäten führen zu Lärmbelästigungen und Munitionsaltlasten gefährden maritime Aktivitäten und sind somit indirekt eine Gefahr für die Meeresumwelt. Der Flugverkehr verursacht Störungen (Lärmbelästigungen, Stressauswirkungen, Scheucheffekte) in Abhängigkeit von der Flughöhe und den 21 Kapitel 2: Marine Ökosysteme und anthropogene Belastungen in der deutschen Ostsee betroffenen Seevogelarten. Weitere Belastungen stellen u. a. Pipelines, Seekabel und Bohrinseln dar. Diese vielen menschlichen Aktivitäten in den Meeren führen zu hohen Belastungen auf die marinen Ökosysteme. Dabei besteht ein hohes Konfliktpotenzial zwischen konkurrierenden Nutzungen und Schutzansprüchen. Es bedarf geeigneter Planungsmethoden, die sowohl wirtschaftliche Interessen, als auch den Meeresumweltschutz zusammenführen und darüber hinaus künftigen Generationen Raum für weitere Entwicklungen lässt. Die Abbildung 2.3 zeigt die Nutzungen und Schutzgebiete in der deutschen Ostsee. 2.5 Ostsee Mit einer Wasserfläche von rund 415.000 km2 und einem Volumen von ca. 20.000 km3 ist die Ostsee das größte Brackwasser der Welt. Das Einzugsgebiet der Ostsee (siehe Abb. 2.2) umfasst 1,74 Mio. km2 und dessen Süßwasserzufuhr beträgt jährlich ca. 470 km3 . Über die Hälfte des Einzugsgebietes ist mit Wald bedeckt, ein Drittel entfällt auf landwirtschaftliche Anbauflächen und ein Fünftel sind Feuchtgebiete. Für 59 % des Zuflusses in die Ostsee sorgen die zehn größten Flüsse. [NKB12, S. 14] Die Lage der Ostsee befindet sich in nördlichen gemäßigten Breiten. Charakteristische Jahreszeiten prägen das generelle Klima, variieren aber innerhalb des Ostseegebietes. Es lassen sich zwei Klimazonen unterscheiden. In den mittleren und nördlichen Gebieten ist der größte Teil geprägt durch eine gemäßigte Nadel-Mischwald-Zone. Dessen Winter sind gekennzeichnet durch lange kalte und nasse Perioden und gehören damit zur kontinental-gemäßigten Klimazone. Lang anhaltende Westwindlagen, die Feuchtigkeit transportieren und für eher milde Winter sorgen, prägen große Teile des Südens und Südwestens. Damit ist dieser Teil der Ostsee geprägt durch ozeanisches Westküstenklima. [NKB12, S. 14] Mit der Nordsee ist die Ostsee lediglich durch einige flache und enge Sunde und Belte verbunden. Der Meeresboden der Ostsee ist charakterisiert durch ausgedehnte, flache Küstengebiete und einige tiefe Becken. Zu den tiefen Becken von Südwest nach Nordost gehören das Arkonabecken, das Bornholmbecken, das 22 Kapitel 2: Marine Ökosysteme und anthropogene Belastungen in der deutschen Ostsee Abbildung 2.3: Sämtliche Nutzungen und Schutzgebiete in der deutschen AWZ der Ostsee [Bun14] 23 Kapitel 2: Marine Ökosysteme und anthropogene Belastungen in der deutschen Ostsee Danziger Tief, das Gotlandbecken mit dem Landsorttief sowie die Bootnische See. Dabei sind die Becken jeweils durch flache Rinnen getrennt. Neben dem Süßwassereintrag durch Niederschlag und durch die einmündenden Flüsse, ist die Beschaffenheit des Meeresboden einer der Gründe für die starke Abnahme des Salzgehaltes an der Oberfläche. Durch den Salzwassereintrag aus der Nordsee liegt der Salzgehalt im Kattegat bei ca. 30 PSU (Practical Salinity Unit) und ist damit typisch ozeanisch. In der Kieler Bucht verringert sich der Salzgehalt jedoch auf 25 bis 20 PSU und nimmt weiter nach Ost und Nordost bis zu einem Wert unter 2 PSU im Bottnischen und Finnischen Meerbusen ab. Der Einstrom von salz- und sauerstoffreichem Nordseewasser findet aufgrund der geringen Dichte des salzarmen Oberflächenwassers in der Tiefe statt. Lediglich bei bestimmten Kombinationen von Wind- und Wasserstandsverhältnissen erfolgt der Wassereinstrom aus der Nordsee und dies auch nur in unregelmäßigen Abständen. In den tiefen Becken der Ostsee findet sich eine permanente Halokline mit einer typisch vertikalen Schichtung. Darunter ist eine Salzgehaltssprungschicht zu verstehen, die durch die Unterschichtung von salzarmen Oberflächenwasser mit salzreichem Wasser entsteht. Ein intensiver Austausch der oberen und unteren Wassermassen wird durch die permanente Halokline verhindert. Zudem wird zusätzlich im Sommer eine Temperaturschicht ausgebildet, die sich erst ab dem Herbst oder Winter durch die Abkühlung und Durchmischung der oberen Wasserschichten auflöst. Im Winter kann es in vielen Gebieten der Ostsee zu Eisbildungen kommen. Darüber hinaus kann es in den tieferen Becken zur Bildung von Schwefelwasserstoff kommen, da am Meeresboden der gelöste Sauerstoff verbraucht wird. Auch hier zeigt sich die Abhängigkeit der Salzwassereinströme aus der Nordsee, durch welche lediglich das Wasser erneuert und damit der Sauerstoffgehalt angehoben werden kann. Größe Meeresspiegelschwankungen können kurzzeitig durch resonante Beckenschwingungen und küstennahe Windtiden hervorgerufen werden. Der Einfluss der Gezeiten kann in der Ostsee hingegen vernachlässigt werden. [NKB12, S. 14-15] Von der Wasserfläche entfallen 15.475 km2 auf den deutschen Teil der Ostsee. Die deutsche AWZ nimmt davon 4.452 km2 ein, was 28,8 % entspricht. [Bun12c] Weniger als 30 Meter beträgt die Tiefe in dem größten Teil der deutschen AWZ. 24 Kapitel 2: Marine Ökosysteme und anthropogene Belastungen in der deutschen Ostsee Lediglich Teile des Arkonabeckens im Norden von der Insel Rügen weisen eine Tiefe von über 45 Meter auf. [NKB12, S. 15] 25 Kapitel 3: Grundlagen der Geodatenverarbeitung 3 Grundlagen der Geodatenverarbeitung Das folgende Kapitel befasst sich mit Geodaten, definiert die Rolle eines GIS und beschreibt die Bestandteile und Funktionsweise eines Web-GIS. 3.1 Geodaten Geodaten sind Daten, die einen Raumbezug enthalten. Sie beschreiben einzelne Objekte, die eine konkrete physische, geometrische oder fachlich begrenzte Einheit der Erde darstellen. Über den Raumbezug, auch Georeferenzierung genannt, lassen sich Geodaten miteinander verknüpfen. Durch die Verwendung von GIS-Funktionen können neue Informationen gewonnen werden. Die Geoobjekte sind direkt durch eine Position im Raum (z. B. durch Koordinaten) oder indirekt (z. B. durch Beziehungen) referenzierbar. Geodaten können sowohl quantitative (z. B. geometrische) als auch qualitative (z. B. thematische) Eigenschaften ausweisen. Eine besondere Herausforderung in der klassischen Informationsverarbeitung stellen Geodaten durch ihren hohen Erfassungsaufwand, die großen Datenmengen, die Verarbeitung nach räumlichen Kriterien und die Komplexität der Beziehungen der Objekte zueinander dar. Als Ware im Geodatenmarkt sind Geodaten anzusehen, die sich in Geobasisdaten und Geofachdaten unterteilen lassen. [Bil10, S. 20, 263-264], [Bil01] Geobasisdaten Geobasisdaten beschreiben die Landschaft (Topographie) und die Liegenschaften der Erdoberfläche interessensneutral. Dazu zählen vor allem die Daten 26 Kapitel 3: Grundlagen der Geodatenverarbeitung der Vermessungsverwaltung, Daten zu Bezugssystemen, Grundlagennetze und Verwaltungsgrenzen, sowie Bilddaten (z. B. Orthophotos). [Bil10, S. 264] Geofachdaten Geofachdaten beschreiben die erhobenen Daten verschiedener Fachdisziplinen, die einen Raumbezug haben. Dabei handelt es sich um Fachdaten, die bspw. in der Verwaltung von Bund und EU geführt werden oder um anwendungsspezifische Daten wie Leitungs- oder Kundendaten eines Versorgungsunternehmen. [Bil10, S. 264-265] 3.1.1 Rasterdaten Rasterdaten beziehen sich auf Flächen und deren geometrisches Grundelement ist das Pixel (Bildelement). Die Pixel sind zeilen- und spaltenweise in einer Matrix angeordnet, wobei die Elemente i. d. R. in quadratischer oder rechteckiger Form vorliegen. Zwischen den einzelnen Bildelementen bei den Rasterdaten gibt es keine logische Verbindung. In Form von Nachbarschaftsbeziehungen besitzt die Rasterzellenanordnung hingegen direkt topologische Informationen. Die Rasterdaten speichern Informationen der Pixel wie bspw. Grau- oder Farbwerte oder Höhen. Eine logische Datenstrukturierung und ein Objektbezug liegt nur begrenzt vor und durch die großen Datenmengen entsteht ein hoher Rechenaufwand. Hingegen sind Rasterdaten durch eine einfache Datenerfassung und durch kurze Erfassungszeiten gekennzeichnet. [Bil10, S. 31-32] Beispiele für Rasterdatenformate sind JPEG, GeoTIFF, PNG oder das ECW Format. 3.1.2 Vektordaten Raumbezogene Objekte, die auf Basis von Punkten beschrieben werden, bezeichnen Vektordaten. Die Basisdatentypen oder auch geometrische Primitive sind Punkt, Linie und Fläche. Die graphischen Grundstrukturen sind Punkte und Linien, wobei die Linien als Verbindung von zwei Endpunkten (Knoten) angesehen werden können. Die Flächen (Polygone) können als geschlossene Linienzüge dargestellt werden. Somit lassen sich aus den Koordinaten von Punkten 27 Kapitel 3: Grundlagen der Geodatenverarbeitung höhere geometrische Strukturen abbilden. Mit Vektordaten können Daten logisch strukturiert werden und es ist leicht möglich ein Objektbezug herzustellen. Durch die geringen Datenmengen wird wenig Speicherplatz benötigt und die Rechenzeiten sind kurz. [Bil10, S. 30-31] Verbreitete Vektordaten sind bspw. das Shapefile von ESRI, die XML-basierten Formate Geography Markup Language (GML) und Keyhole Markup Language (KML), GeoJSON, sowie im marinen Bereich das S-57 Format. GeoJSON GeoJSON basiert auf JavaScript Object Notation (JSON) und erweitert dieses um Geometrien, Objekte (engl. features) oder Objektsammlungen (engl. feature collection). JSON ist ein schlankes, textbasiertes Datenaustauschformat, das für Mensch und Maschine einfach lesbar ist. Dabei ist es unabhängig von der Programmiersprache und definiert einen Rahmen für die Darstellung von strukturierten Daten. JSON ist zum einem gekennzeichnet durch die Zuweisung von Namen/Werte Paaren und zum anderen durch eine geordnete Liste. Es werden die Datentypen object, array, number, string, true, false, oder null unterstützt. [Ecm13] Das GeoJSON Format unterstützt die Geometrietypen Point, LineString, Polygon, MultiPoint, MultiLineString und MultiPolygon sowie Kombinationen dieser mit einer GeometryCollection. [But08] Das Listing 3.1 zeigt ein simples Beispiel für einen Punkt kodiert in GeoJSON. Listing 3.1: Feature [But08], leicht modifiziert 1 { 2 " type ": " Feature " , " geometry ": { " type ": " Point " , " coordinates ": [13.154 , 55.007] }, " properties ": { " name ": " FINO 2" } 3 4 5 6 7 8 9 10 } 28 Kapitel 3: Grundlagen der Geodatenverarbeitung In dem Listing 3.2 wird eine GeoJSON kodierte FeatureCollection mit einem LineString und einem Polygon aufgezeigt. Listing 3.2: FeatureCollection [But08], leicht modifiziert 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 { " type ": " FeatureCollection " , " features ": [ { " type ": " Feature " , " geometry ": { " type ": " LineString " , " coordinates ": [ [12.0 , 0.0] , [13.0 , 1.0] , [14.0 , 0.0] , [15.0 , 1.0] ] }, " properties ": { " prop0 ": " value0 " , " prop1 ": 0.0 } }, { " type ": " Feature " , " geometry ": { " type ": " Polygon " , " coordinates ": [ [ [100.0 , 0.0] , [101.0 , 0.0] , [101.0 , 1.0] , [100.0 , 1.0] , [100.0 , 0.0] ] ] }, " properties ": { " prop0 ": " value0 " , " prop1 ": {" this ": " that "} } } ] } Die Koordinaten einer Geometrie sind beschrieben durch eine Position (Point), einem Array von Positionen (LineString, MultiPoint) oder durch Verschachtelungen von Arrays mit Positionen (Polygons, MultiLineStrings, MultiPolygon). Die Reihenfolge der Angabe der Koordinaten erfolgt in einem projizierten 29 Kapitel 3: Grundlagen der Geodatenverarbeitung Kordinatensystem in x, y, z (Ost, Nord, Höhe) und in einem geographischen Koordinatensystem in Länge, Breite, Höhe. [But08] Ein Koordinatenreferenzsystem (engl. coordinate reference system (CRS)) wird über das CRS-Objekt definiert, welches optional ist. Ist kein CRS-Objekt angegeben, wird das CRS des Eltern-Elements angenommen, sofern dieses vorhanden ist. Standardmäßig wird das geografische Koordinatensystem mit dem WGS84-Datum verwendet, das auch zur Anwendung kommt, wenn kein CRS-Objekt angegeben ist. [But08] 3.1.3 Marine Datenmodelle Datenmodelle dienen der Vereinfachung von Sachverhalten durch eine Reduzierung von Informationen. Dies ist bspw. bei marinen Daten und deren Darstellung von Nöten, die aufgrund ihrer Komplexität spezielle Konzepte benötigen. Um den verschiedenen Anforderungen der Nutzergemeinschaften von Meeresdaten gerecht zu werden, gibt es verschiedene Datenmodelle. Neben institutionellen und industriellen marinen Datenmodellen, gibt es eine Menge weiterer Datenmodelle, die den jeweiligen Anforderungen versuchen zu entsprechen. Zum institutionellen Bereich gehört bspw. der IHO-S-Standard der International Hydrographic Organization (IHO). Dieser ist die Basis für die Standard-Datenmodelle IHO-S57 und IHO-S100, die als Navigationssysteme in der kommerziellen Schifffahrtsindustrie eingesetzt werden. Das Arc marine Datenmodell der Firma ESRI gehört z. B. zu den industriellen marinen Datenmodellen. [Vet12, S. 749] Da die Arbeitsfelder der Nutzergemeinschaften von marinen Daten sehr vielfältig sind, ist es vorteilhaft, wenn ein Datenmodell auswählbar ist und durch Erweiterungen an die jeweiligen Anforderungen angepasst werden kann. Mit einem Datenmodell, das die gängigen Datentypen für marine Anwendungen integriert, besteht eine Basis für marine Datenmodelle. Dieses Kernmodell fungiert als Ausgangsmodell für weitere Teilmodelle. Die benthischen Habitate in der deutschen AWZ werden bspw. durch geostatistische Verfahren klassifiziert und kartographiert, in dem ein Kerndatenmodell um weitere Datentypen erweitert wird. Das daraus entstandene Teilmodell, oder auch Submodell, kann von 30 Kapitel 3: Grundlagen der Geodatenverarbeitung anderen Nutzern an seine spezifischen Anforderungen angepasst werden. Die Abbildung 3.1 verdeutlicht die Hierarchie des Arc marine Datenmodells. [Vet12, S. 749] Abbildung 3.1: Implementierungshierarchie des Arc marine Datenmodells [Vet12, S. 749] Das IHO-S100 ist ein allgemeines hydrograhisches Datenmodell, das auf gängigen GIS-Normungen der International Organization for Standardization (ISO) basiert, die durch das Technische Komitee 211 als ISO-191xx-Serie definiert und veröffentlicht werden. Im weiteren Sinne stellt auch das in Kapitel 4.1 vorgestellte Modell der kumulativen Belastungen auf marine Ökosysteme ein marines Datenmodell dar. Dieses wird je nach Untersuchungsgebiet und Datenverfügbarkeit angepasst, wie dies bspw. für den Kalifornienstrom1 und für die Ostsee durch HELCOM geschehen ist (siehe Kapitel 4.2). 1 http://www.nceas.ucsb.edu/globalmarine/ca_current 31 Kapitel 3: Grundlagen der Geodatenverarbeitung 3.2 Geo-Informationssystem Die Verarbeitung von Geodaten erfolgt häufig mit Hilfe eines Geo-Informationssystems (GIS). Bestehend aus Hardware, Software und Daten ist ein GIS ein rechnergestütztes System, mit dem sich raumbezogene Problemstellungen in verschiedenen Anwendungsgebieten modellieren und bearbeiten lassen. Dafür benötigte raumbezogene Daten/Informationen können digital erfasst und redigiert, verwaltet und reorganisiert, analysiert sowie alphanumerisch und graphisch präsentiert werden. Ein GIS kann sowohl eine Technologie, ein Produkt oder auch ein Vorhaben zur Bereitstellung und Behandlung von Geoinformationen sein. [Bil10, S. 8] Dieser Spezialfall eines Informationssystems, die der raumbezogenen Informationen, verknüpft direkt oder indirekt Informationen zu Phänomenen mit einer Position/Gegebenheit auf der Erde. Geo-Informationssysteme sind objektbezogen ausgelegt und integrieren geometrische Primitive, graphische und thematische sowie administrative Beschreibungen (Attribute) zu den raumbezogenen Objekten. Module zur Modellierung, Analyse und Entscheidungsfindung sind dabei wesentliche Werkzeuge in einem GIS. [Bil10, S. 9] Ein GIS besteht aus den vier Komponenten Erfassung, Verwaltung, Analyse und Präsentation (EVAP). [Bil10, S. 36] Unter der Erfassung oder auch der Eingabe wird eine Vielzahl von Methoden zur Erhebung raumbezogener Daten verstanden. Dazu gehören neben der unmittelbaren Eingabe am Rechner Verfahren zur Erfassung von primär geometrischen Daten durch Tachymetrie, Photogrammetrie und Fernerkundung oder die sekundäre Erfassung von bereits in verarbeiteter Form vorliegenden Daten z. B. durch Digitalisierung oder Scannen von analogen Karten. [Bil10, S. 38, 265] Die Verwaltung und Modellierung der eingegebenen Daten in einem GIS erfolgt in digitaler Form, damit interaktive Manipulationen möglich sind und Verarbeitungsschritte vorgenommen werden können. Je nach vorhandenem Datenvolumen und benötigten Zugriffsgeschwindigkeit wird über die jeweils geeigneten Datentypen (Vektor-, Raster- und Sachdaten) entschieden. Geeignete Datenmodelle sind dafür festzulegen, die in Datenbanken abgebildet werden 32 Kapitel 3: Grundlagen der Geodatenverarbeitung müssen. Die Geodatenbank mit ihrem zugehörigen Datenbankmanagementsystem (DBMS) bildet den Kern des Softwareteils zur Verwaltung von raumbezogenen Daten. Die Daten werden bezüglich ihrer Geometrie, Topologie, Thematik (Sachdaten) und Dynamik (Zeit) geordnet und durch Metainformationen ergänzt. [Bil10, S. 39] Bei der Analyse von Daten sind GIS gekennzeichnet durch vielfältige Funktionalitäten, mit denen neue Informationen gewonnen werden, die als Basis für Entscheidungsgrundlagen dienen. Die Methodik bedient sich sowohl geometrischen, logischen und relationalen Verknüpfungen von Daten als auch statistischen Verfahren. Analysemethoden besitzen ein mathematisches Grundgerüst, wobei die Leistungsfähigkeit und die Art und Weise der Verwendung der Methoden durch den Benutzer eine wesentliche Rolle spielt. Zudem müssen sich die Analysemethoden in die gängigen Arbeitsläufe integrieren lassen. Die Algorithmen in der Datenverarbeitung sind bezüglich der Geometrie, Topologie, Thematik und der Dynamik geordnet. Die Vektorverarbeitung bedient sich bspw. anderer Algorithmen als jener, die bei der Verarbeitung von Rasterdaten zum Einsatz kommen. [Bil10, S. 39-40] Die Komponente Präsentation meint die Ausgabekomponente eines GIS als Teil der Verarbeitungskette. Dabei steht die Visualisierung der Ergebnisse im Zusammenspiel mit der Kartographie und der Computergraphik im Vordergrund. Die Präsentation wird auch Geovisualisierung genannt und deckt neben kartographischen Produkten verschiedene Formen wie bspw. multimediale Darstellungen, Animationen, Virtual- und Augmented Reality ab. [Bil10, S. 40] Einige Beispiele für GIS-Software sind ArcGIS der Firma ESRI sowie die Open-Source Produkte QGIS, GrassGIS, uDig, GvSIG und OpenJUMP. 33 Kapitel 3: Grundlagen der Geodatenverarbeitung 3.3 Web-GIS Ein Web-GIS oder InternetGIS stellt GIS-Funktionalitäten über das World Wide Web oder das Intranet im Webbrowser zur Verfügung. Dabei wird auf benutzerfreundliche und gängige PC-Technik zurückgegriffen, so dass der Nutzer ohne weitere Software plattformunabhängig und an jedem Ort Zugriff auf die Informationen hat [KZ08]. Im Kontext der Darstellung und Verarbeitung von Geodaten über das Internet wird auch der Begriff des Web-Mapping verwendet. Web-Mapping bezeichnet die Erstellung, Gestaltung, Umsetzung und Bereitstellung von Internetkarten. Mitunter werden die Begriffe Web-GIS und Web-Mapping synonym verwendet. Dabei liegt der Schwerpunkt bei einem Web-GIS auf der Analyse und Verarbeitung von Geofachdaten, während beim Web-Mapping die Präsentation von Daten mit einem Raumbezug im Vordergrund steht. [Neu12, S. 567] Ein Web-GIS kennzeichnet sich dadurch aus, dass das System von jedem internetfähigen Rechner und mobilen Client genutzt werden kann. Zudem sind die Anforderungen an den Client gering und der Zugang zu raumbezogenen Informationen wird wesentlich vereinfacht. Darüber hinaus entstehen nur geringe oder gar keine Kosten für den Nutzer. Durch Standardisierungen ist ein einfacher Datenaustausch von räumlichen Informationen über das Internet möglich. [KZ08, S. 8-9] Die Komponenten eines Web-GIS sind die grafische Präsentation, die Benutzeroberfläche (engl. Graphical User Interface - GUI), die Datenverarbeitung, das Datenmanagement und die persistente Datenspeicherung. Diese Komponenten bilden ein verteiltes System, die in einer Client-Server-Beziehung zueinander stehen und Funktionalitäten realisieren, die die einzelnen Komponenten nicht alleine erbringen können. [KZ08, S. 35-36] 3.3.1 Client-Server-Architektur Die gängige Kommunikation über das Internet erfolgt über die Client-ServerArchitektur. Dabei stellt der Client, der bei einem Web-GIS meist ein Browser ist, eine Anfrage an den Server. Die entgegengenommene Anfrage wird vom Server bearbeitet und das Ergebnis an den Client gesendet. Die Anwendungen 34 Kapitel 3: Grundlagen der Geodatenverarbeitung und Daten, die der Server bereithält, werden vom Client dargestellt. Ein Server ist dabei in der Lage, gleichzeitig mit mehreren Clients zu kommunizieren. [KZ08] Die Abbildung 3.2 zeigt einen gängigen Ablauf der Kommunikation zwischen Client und Server samt Datenbankabfrage, dargestellt in Form eines UMLSequenzdiagrammes. Client Webserver Datenbank request request response response Abbildung 3.2: UML-Sequenzdiagramm Client-Server-Architektur 3.3.2 Serverseitig (Webserver und Kartenserver) Der Server nimmt eingehende Anfragen entgegen, arbeitet diese ab und sendet das Ergebnis zurück an den jeweiligen Client. In einem Web-GIS dient der Server z. T. dem Vorhalten der Clientsoftware, die bspw. in Form von HTML und JavaScript an den Client übertragen wird. Neben der Auslieferung von Dokumenten dient der Server auch als Schnittstelle zum Zugriff auf Datenbanksysteme. Dabei kommen serverseitige Skriptsprachen wie bspw. PHP Hypertext Prozessor (PHP) oder Active Server Pages (ASP) zum Einsatz. Verbreitete Webserver sind u. a. Apache, nginx oder der IIS (Internet Information Services). [KZ08, S. 38, 155-156] Neben dem Webserver ist ein Kartenserver ein häufiger Bestandteil einer WebGIS-Anwendung. Ein Kartenserver stellt Geoinformationen zur Visualisierung oder Verarbeitungsdienste für Geodaten bereit. Beispiele für Kartenserver sind der MapServer (ehemals UMN-MapServer), GeoServer, Deegree oder ArcIMS 35 Kapitel 3: Grundlagen der Geodatenverarbeitung (Internet Mapping Server). Diese bieten verschiedene standardisierte Webdienste des Open Geospatial Consortium (OGC) zum Austausch von Geodaten an. Ein Web Map Service (WMS) beschreibt eine Schnittstelle, über die georeferenzierter Karten bereit gestellt werden können. Der WMS definiert drei Operationen. Mit GetCapabilities-Anfragen werden Metadaten eines Dienstes angefordert, die dessen Inhalte und akzeptierte Anfrage-Parameter beschreiben, wie bspw. Informationen zu verfügbaren Layern, Projektionssysteme und Koordinatenausschnitt. [Mit08, S. 240], [KZ08, S. 179] Das Listing 3.3 zeigt einen GetCapabilities-Request am Beispiel des Continental Shelf Information System (CONTIS) vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). Listing 3.3: WMS GetCapabilities-Request http: // gdisrv.bsh.de / arcgis / services / CONTIS / Administration / MapServer / WMSServer ? request = getCapabilities & service = wms & version =1.3.0 Als Antwort auf eine GetCapabilities-Anfrage wird ein eXtensible Markup Language (XML)-Dokument zurückgeliefert, dass auszugsweise in dem Listing 3.4 abgebildet wird. Listing 3.4: Auszug eines WMS GetCapabilities-Dokumentes ... < Service > < Name > OGC:WMS </ Name > < Title > BSH WMS CONTIS Administration </ Title > ... < Layer queryable ="1" > < Name >7 </ Name > < Title > Boundaries </ Title > ... <CRS > EPSG:4326 </ CRS > < BoundingBox CRS =" EPSG:4326 " minx ="41.261960" miny =" -14.063040" maxx ="66.045660" maxy ="30.278020"/ > ... </ Layer > ... 36 Kapitel 3: Grundlagen der Geodatenverarbeitung Mit den Informationen aus dem GetCapabilities-Dokument lassen sich GetMapRequests ableiten. Die GetMap-Operation liefert dynamisch erzeuge Karten in Form eines Bildes. Die Tabelle 3.1 zeigt die benötigten WMS-Parameter für eine GetMap-Anfrage. Weitere optionale Parameter sind bspw. TRANSPARENT, Tabelle 3.1: Benötigte WMS-Parameter eines GetMap-Requests [Mit08, S. 239240], leicht modifiziert Parameter Beschreibung SERVICE=WMS Art des Dienstes REQUEST=GetMap Karte anfordern VERSION=1.3.0 Angabe der WMS-Version, die verwendet werden soll SRS=EPSG:4326 Projektion des Kartenbildes über Angabe eines EPSG-Codes FORMAT=image/jpeg Ausgabeformat LAYERS=roads,cities Layernamen, die über eine kommaseparierte Liste angegeben werden WIDTH=800 Breite des Kartenbildes in Pixel HEIGHT=600 Höhe des Kartenbildes in Pixel BBOX=10,0,50,40 Bounding Box-Koordinaten (links, unten, rechts, oben) in der Einheit des Referenzsystems STYLE= Falls Styles unterstützt werden, können die Layer in unterschiedlicher Darstellung angefordert werden. Ohne Angabe wird der Default-Style verwendet. BGCOLOR, oder EXCEPTIONS, mit denen die grafische Darstellung angepasst werden kann bzw. das Format von Fehlermeldungen definiert wird. Das Listing 3.5 zeigt wie ein Kartenaufruf über einen GetMap-Request realisiert wird. Listing 3.5: WMS GetMap-Request http: // gdisrv.bsh.de / arcgis / services / CONTIS / Administration / MapServer / WMSServer ? request = getMap & service = wms & version =1.3.0& layers =7& crs = EPSG:4326 & bbox =53.5 ,9.2 ,55.5 ,15& styles =& format = image / png & width =600& height =300 37 Kapitel 3: Grundlagen der Geodatenverarbeitung Der WMS GetMap-Request liefert als Antwort ein Kartenbild in Abhängigkeit der gewählten Parameter. In Abbildung 3.3 ist das Ergebnis zu sehen, welches die Grenzen aus dem Kartendienst CONTIS des BSH darstellt. Abbildung 3.3: Ergebnis eines WMS GetMap-Request Die GetFeatureInfo-Operation ist im Gegensatz zu den ersten beiden Operationen optional bei einem WMS. D. h. der Service muss diese Operation nicht implementieren. Mit GetFeatureInfo können Sachinformationen zu einzelnen Geometrien einer Karte angefragt werden. [Mit08, S. 239], [KZ08, S. 179] Weitere verbreitete OGC-Webdienste sind z. B. der Web Feature Service (WFS), Web Coverage Service (WCS), Web Processing Service (WPS), Styled Layer Descriptor (SLD) oder GML. Diese raumbezogenen Webdienste basieren auf Geodaten oder anderen Geodiensten, die häufig und in zunehmenden Maße in Geodatenbanken gespeichert sind bzw. durch diese berechnet werden. [Bri13, S. 5] 3.3.3 Geodatenbanken Geodatenbanken sind räumliche Datenbanksysteme. Der Raumbezug wird in einem Datenbanksystem (DBS) über eine Erweiterung hergestellt. Ein DBS regelt die Datenverwaltung für eine effiziente, widerspruchsfreie und dauerhafte Speicherung von großen Datenmengen. Benötigte Teilmengen werden in verschiedenen, bedarfsgerechten Darstellungsformen für Nutzer und Software bereitgestellt. Ein DBS besteht aus einem DBMS und den zu verwaltenden 38 Kapitel 3: Grundlagen der Geodatenverarbeitung Daten, die in der Datenbank abgelegt sind. Das DBMS organisiert intern die strukturierte Speicherung der Daten und überwacht alle lesenden und schreibenden Datenbankzugriffe. Für die Abfrage und Verwaltung der Daten wird eine Datenbanksprache durch das DBS zur Verfügung gestellt. [Bil10, S. 6] Sind Datenbanken aus Tabellen bzw. Relationen aufgebaut, werden diese als relationale Datenbanken bezeichnet. Jede Spalte steht für ein Attribut und speichert die verschiedenen Eigenschaften der Datensätze (Attributwerte). Datensätze liegen in Form von Zeilen bzw. Tupeln vor. Die Tupel der einzelnen Attribute können über Schlüssel (engl. key) miteinander in Beziehung gesetzt werden. [Bri13, S. 11] Eine Erweiterung der relationalen Datenbanken um objektorientierte Konzepte stellen die objektrelationalen Datenbanken dar. In objektrelationalen Datenbanken können eigene Datentypen definiert werden und Methoden zu den Datentypen oder Funktionen zur Bearbeitung der Attribute ergänzt werden. [Bri13, S. 20] Räumliche Datenbanksysteme werden auch als Geodatenbanksysteme (engl. Spatial Database Systems) bezeichnet. Ihnen unterliegt die Aufgabe der Speicherung von Geodaten und Geoobjekten sowie der Bearbeitung von räumlichen Anfragen. Geometrische und topologische Datentypen müssen von Geodatenbanksystemen angeboten werden, wie bspw. für Punkte (Knoten), Linienzüge (Kanten), Polygone und Mengen von Polygonen (Maschen). Zudem müssen Methoden zum Ausführen geometrischer und topologischer Funktionen bereitstehen. Exemplarisch sei die Berechnung des Schnittes zweier Flächen, die Längenbestimmung eines Streckenzuges oder das Prüfen des Enthaltenseins innerhalb von Flächen genannt. Eine weitere Anforderung an Geodatenbanksysteme besteht in der Aufteilung von Anfragen. Dabei wird eine Anfrage auf eine oder eine Folge von räumlichen Basisanfragen zurückgeführt, sofern die Anfragebedingung eine oder mehrere Operationen beinhaltet, die einen Raumbezug besitzen. Zum Beispiel bestimmt die Rechteckanfrage (Clipping) alle Geoobjekte, die ein gegebenes Anfragerechteck schneiden. Nicht zuletzt müssen die geometrischen und topologischen Datentypen und Funktionen anerkannte Standards einhalten, so dass sie außerhalb von Geodatenbanksystemen ohne Probleme genutzt werden können. [Bil10, S. 435] 39 Kapitel 3: Grundlagen der Geodatenverarbeitung Gängige Geodatenbanken bzw. Datenbanksysteme mit räumlichen Erweiterungen sind nach T. BRINKHOFF (2008) bspw. DB 2 (DB 2 Spatial Datablade und Geodetic Datablade), SQL Server und Oracle Spatial. Auf Open-Source-Seite ist dies neben MySQL vor allem PostgreSQL mit PostGIS. Die objektrelationale Datenbank PostgreSQL erhält mit PostGIS die Unterstützung für räumliche Objekte. PostGIS implementiert die Geometrietypen der räumlichen Funktionen des OGC-Standards Simple Features for SQL und die ISO-Norm SQL/MM Spatial (ISO/IEC 13249-3:2006). Mit der PostGISErweiterung kann der PostgreSQL-Server als räumliches Datenbank-Backend in einem GIS oder Web-GIS eingesetzt werden. [Mit08, S. 312], [OH11, S. 14] Bei einer Datenbankabfrage verarbeitet der Server die Anfrage (Request) und übermittelt das Ergebnis an den Client. Somit werden die Anfragen direkt auf dem Server berechnet und der Client wird entlastet. PostGIS nutzt diesen Vorteil und stellt auf dem Server verschiedene GIS-Funktionen bereit. [Mit08, S. 314] 3.3.4 Clientseitig Neben Flash sind besonders JavaScript-Clients für Web-GIS-Anwendungen weitverbreitet. Flash-basierte Anwendungen setzen ein installiertes Plug-In voraus, damit die Anwendungen funktionieren können. Hingegen JavaScript in den gängigen Browsern standardmäßig zur Verfügung steht. JavaScript dient auf dem Client besonders der Interaktion um dynamische Web-Anwendungen zu ermöglichen. Unter Verwendung von Asynchronous JavaScript and XML (AJAX) ist es dem Client möglich im Hintergrund Anfragen an den Server zu stellen. Die vom Server zurückkommende Antwort kann in die bestehende Webseite integriert werden, ohne dass diese neu geladen werden muss. Dadurch können Bandbreite und Ladezeiten gespart werden. Zudem ist diese Technologie besonders für Web-GIS-Clients von Vorteil, die bei jedem Aufruf erst aufwendig erzeugt werden müssen. [KZ08, S. 233] Eine der bekanntesten JavaScript-Kartenbibliotheken ist Google Maps. Daneben gibt es eine Vielzahl an Clients, die Karten- und GIS-Funktionen zur Verfügung stellen, sowie auf AJAX basieren. Bspw. gehören dazu die ArcGIS 40 Kapitel 3: Grundlagen der Geodatenverarbeitung API for JavaScript von ESRI, Leaflet, OpenLayers oder die auf OpenLayers basierenden Bibliotheken GeoExt und der Heron Mapping Client. Neben den reinen JavaScript basierten Web-GIS-Anwendungen gibt es auch hybride Ansätze, die neben JavaScript als Benutzeroberfläche auch auf serverseitige Programmmodule zugreifen. Dazu zählen bspw. ka-Map und Mapbender. [Mit08, S. 273] 41 Kapitel 4: Analyse der kumulativen Belastungen auf marine Ökosysteme 4 Analyse der kumulativen Belastungen auf marine Ökosysteme Das folgende Kapitel analysiert bestehende Modelle der kumulativen Belastungen auf marine Ökosysteme. Hauptgegenstand ist dabei das globale Modell nach Halpern et al., das auch die Grundlage für den Baltic Sea Pressure Index (BSPI) und den Baltic Sea Impact Index (BSII) darstellt. Die beiden Ostsee-Indizes stammen von HELCOM und beinhalten und beschreiben den Großteil der verwendeten Daten in dieser Arbeit. Darüber hinaus hat das Modell nach Halpern et al. auch u. a. Anwendung für den Kalifornienstrom1 und für das Mittelmeer2 gefunden. Im Weiteren behandelt das Kapitel anthropogene Belastungen auf die marinen Ökosysteme der Ostsee und beschreibt die Software-Anforderungen an das Web-GIS. 4.1 Globales Modell nach Halpern et al. Das Ziel des hier vorgestellten Modells ist es, die durch Menschen verursachten globalen Auswirkungen auf die Ökosysteme der Meere und Ozeane zu bestimmen und zu visualisieren. Dazu werden die Methodik der Klassifizierung für die Belastungen und Ökosysteme, das Berechnungsmodell und die Ergebnisse des Modells vorgestellt. 1 2 http://www.nceas.ucsb.edu/globalmarine/ca_current http://www.nceas.ucsb.edu/globalmarine/mediterranean 42 Kapitel 4: Analyse der kumulativen Belastungen auf marine Ökosysteme 4.1.1 Bewertung und Klassifizierung der Verwundbarkeit der globalen marinen Ökosysteme durch anthropogene Belastungen Nahezu alle marinen Ökosysteme werden durch menschliche Aktivitäten beeinflusst. Die Vielzahl von unterschiedlichen Bedrohungen erschwert das Management und den Schutz der marinen Ökosysteme. Die Auswirkungen auf die Ökosysteme können variieren und hängen von verschiedenen Faktoren wie Ausdehnung, Lage und Geologie ab. Kenntnisse über die unterschiedlichen Reaktionen von Ökosystemen auf Belastungen und welche Gefahren die größten Auswirkungen darstellen, ist Teil für die Bewertung von kumulativen Belastungen. Zudem ist es wichtig zu wissen, wie die Unterschiede in verschiedenen Maßstäben am besten zu lokalisieren sind. Eine Quantifizierung der genannten Unterschiede erlaubt es, diese basierend auf der Schwere der Auswirkungen zu klassifizieren. [Hal07, S. 2] Die Methodik des Modells nach Halpern et al. untersucht das Ausmaß der anthropogenen Bedrohungen auf einzelne Arten bis hin zum gesamten Ökosystem. Es wurden sämtliche marine Ökosystemtypen und potenzielle Bedrohungen integriert, als auch ein Maß an Sicherheit für die Belastungsklassifikation berücksichtigt. Zudem wurden die Experten-Meinungen und veröffentlichten Studien transparent gehalten und die Ergebnisse für eine Weiterverwendung und einfache Modifizierung aufbereitet. Zweck des Modells ist es, herauszufinden welche die wichtigsten und aktuellen Bedrohungen innerhalb und zwischen Ökosystemen sind. Zudem soll mithilfe des Modells herausgefunden werden, welche Ökosysteme besonders durch menschliche Aktivitäten bedroht sind und welche Faktoren Unterschiede in der Anfälligkeit von Ökosystemen verursachen. [Hal07, S. 2] Es wurden 23 verschiedene Ökosysteme identifiziert und 20 Kategorien an Belastungen auf marine Ökosysteme, die auf bis dahin veröffentlichten Listen basierten. Die Bedrohungen lassen sich z. T. differenzieren, wodurch sich 18 weitere Unterkategorien ergeben. Zu den Ökosystemen zählen bspw. Strände, Mangroven, Korallenriffe, Seegraswiesen, Seetangwälder, Felsenriffe, Eis, weicher und fester Schelf, Oberflächenwasser und Tiefenwasser. An Bedrohungen wurden 43 Kapitel 4: Analyse der kumulativen Belastungen auf marine Ökosysteme z. B. der Süßwasser- und Sedimenteintrag mit den Unterteilungen Zunahme und Abnahme, die Entwicklung der Küstengebiete, Aquakulturen, Fischerei mit mehreren Unterteilungen, Klimawandel und invasive Arten identifiziert. Der Grund für die Unterteilung beim Fischfang sind bspw. die unterschiedlichen Auswirkungen der verschiedenen Arten des Fischfanges auf das marine Ökosystem in Hinblick auf die Zerstörung des Meeresbodens, den Beifang oder ob es sich um einen illegalen, für den Aquarium-Handel bestimmten Fischfang oder um Sportfischerei handelt. Ebenso wird der Eintrag von Süßwasser und Nährstoffen jeweils aufgesplittet, da dies anthropogen bedingt erhöht als auch verringert werden kann, z. B. durch den Bau von Dämmen oder Kanälen. [Hal07, S. 3] Es wurden jedoch nicht alle Bedrohungen in das Modell integriert, da die Daten keine ausreichende globale Datenabdeckung besaßen. Dazu gehören u. a. schädliche Algenblüten, Hypoxie, Meeresbergbau, Offshore-Entwicklung und Ökotourismus. [Hal08b, S. 1] In wie weit die Auswirkungen einer Bedrohung auf eine Spezies oder ein Ökosystem besteht, wird durch die Anfälligkeit des Ökosystems zu dieser Bedrohung bestimmt. Die Verletzbarkeit berücksichtigt die räumliche Ausdehnung, die Häufigkeit und die funktionelle Auswirkung von jeder Bedrohung in jedem marinen Ökosystem (von einer Art bis hin zum gesamten Ökosystem). Der Widerstand des Ökosystems bezieht sich auf die Störung durch die Belastungen und die Widerstandsfähigkeit definiert die Wiederherstellungszeit des Ökosystems auf den Zeitpunkt vor der jeweiligen Belastung. Diese genannten Faktoren dienen als Grundlage für die Bestimmung der Gewichtungen durch die befragten Experten. Die Tabelle 4.1 gibt einen Überblick über das Bewertungsverfahren für das Ausmaß der Verletzbarkeit. [Hal07, S. 3] Tabelle 4.1: Rangsystem für das Ausmaß der Verletzbarkeit der Ökosysteme durch anthropogene Belastungen [Hal07, S. 6], leicht modifiziert Veletzbarkeitsmaß Räumliche Ausdehnung Kategorie Rang keine Belastung 0 <1 1 1 – 10 2 (km2 ) 44 Kapitel 4: Analyse der kumulativen Belastungen auf marine Ökosysteme Rangsystem für das Ausmaß der Verletzbarkeit der Ökosysteme durch anthropogene Belastungen [Hal07, S. 6] (fortgesetzt) Veletzbarkeitsmaß Häufigkeit Funktionelle Auswirkungen Widerstandsfähigkeit Wiederherstellungszeit (Jahre) Sicherheit Kategorie Rang 10 – 100 3 100 – 1,000 4 1,000 – 10,000 5 > 10, 000 6 nie 0 selten 1 gelegentlich 2 jährlich oder regelmäßig 3 persistent 4 keine Belastung 0 Art (eine oder mehrere) 1 eine Trophie 2 mehrere Trophien 3 gesamte Artengemeinschaft 4 keine Belastung 0 hoch 1 mittel 2 gering 3 keine Belastung 0 <1 1 1 – 10 2 10 – 100 3 > 100 4 keine 0 gering 1 mittel 2 hoch 3 sehr hoch 4 45 Kapitel 4: Analyse der kumulativen Belastungen auf marine Ökosysteme Es konnten die Umfrageergebnisse von 135 Experten aus 19 Ländern zu den 23 Ökosystemen verwendet werden. Für zehn Ökosysteme hingegen gab es weniger als fünf vollständige Umfragen, weswegen weitere Literaturrecherchen integriert wurden. Nichtsdestotrotz blieben 14,5 % der Verletzbarkeits-Rankings für die Belastungs-Ökosystem-Kombinationen ohne Wert. Aus den vorhandenen Werten wurde ein Gesamtmittelwert gebildet, um einen einzelnen Rang (Gewichtung) zu erhalten, der die Belastung auf ein einzelnes Ökosystem widerspiegelt. [Hal07, S. 7] Als Ergebnis der Umfrage sind der Anstieg der Meerestemperatur, der zerstörerische Grundfischfang, die Entwicklung des Küstenraumes, die punktuelle und nicht punktuelle organische Belastung, die Erhöhung des Sedimenteintrages, der Sauerstoffmangel und der direkte menschliche Eingriff die größten Belastungen. Die geringsten Auswirkungen auf marine Ökosysteme sind der Handel mit Aquariumfischen, der Rohstoffabbau am Meeresboden und der Ozonschwund. Nichtsdestotrotz können auch diese schwere Schäden verursachen. Bei den Ökosystemen sind fester Schelf, Felsenriffe, Oberflächenwasser und felsige Gezeitenzonen am stärksten gefährdet. Die Ökosysteme der Tiefsee (hydrothermale Schlote, Tiefseeberge und Tiefenwasser) wurden zumeist als gering belastet eingestuft. Hingegen der Großteil der Ökosysteme als hoch belastet eingestuft wurde, da diese durch viele Belastungen, insbesondere durch die vielfältigen Formen des Fischfanges, bedroht sind. [Hal07, S. 9] 4.1.2 Modell und Ergebnisse Das Modell für die kumulativen Auswirkungen der anthropogenen Belastungen auf marine Ökosysteme beinhaltet Datenlayer zu 17 verschiedenen Belastungen und 20 Ökosystemen. Das Ergebnis des prognostizierten kumulativen Einflusses IC stellt die Gleichung 4.1 dar. Angewendet wurden die Berechnungen auf einem Gitter mit 1 km2 - Zellen für die Ozeane. IC = m n Di ∗ Ej ∗ μ i,j i=1 j=1 46 (4.1) Kapitel 4: Analyse der kumulativen Belastungen auf marine Ökosysteme Di ist der Logarithmus-transformierte und normalisierte Wert (Skala 0 bis 1) einer anthropogenen Ursache an der Stelle i. Die An- oder Abwesenheit des Ökosystems j (entweder 1 oder 0) wird mit Ej definiert. Und u i,j stellt die Gewichtung der Belastung durch anthropogene Ursachen i und Ökosysteme j mit n = 17 und m = 20 dar. [Hal08a, S. 3] Die globalen Auswikungen einer Belastung ID zeigt die Gleichung 4.2. Die Summe aller Belastungen auf ein bestimmtes Ökosystem IE wird durch die Gleichung 4.3 definiert. [Hal08a, S. 3] ID = n Di ∗ Ej ∗ μ i,j (4.2) Di ∗ Ej ∗ μ i,j (4.3) i=1 IE = m j=1 Die gewichteten Kombinationen von Belastungen und Ökosystemen bilden in der Summe das Ergebnis der kumulativen Belastungen. Eine grafische Darstellung des Modells zeigt die Abbildung 4.1. Im Ergebnis des globalen Modells liegen die prognostizierten kumulativen Belastungen IC im Bereich von 0,01 bis 90,1. Der Bereich wurde in sechs Kategorien eingeteilt. Diese Kategorien der anthropogenen Belastungen auf marine Ökosysteme reichen von sehr geringer Belastung (IC < 1, 4) bis zu sehr hoher Belastung (IC > 15, 5). Die Tabelle 4.2 listet die Kategorien mit den jeweiligen kumulativen Belastungswerten und dem prozentualen Anteil an den Weltmeeren auf. [Hal08a, S. 3] Mit dem Modell zeigt sich, dass keine Gebiete unberührt von anthropogenen Aktivitäten sind. Über ein Drittel (41 %) der Weltmeere sind stark betroffen von mehreren Auswirkungen (IC > 8, 5). Nur ein Bruchteil (0, 5 %) der marinen Ökosysteme werden als sehr stark belastet kategorisiert (IC > 15, 5), jedoch decken diese eine relativ große Fläche (ca. 2,2 Millionen km2 ) ab. In Gebieten des Kontinentalschelfs und -hangs finden sich am häufigsten sehr hohe Belastungen, da an diesen Stellen sowohl Land-basierte, als auch Ozean-basierte anthropogene Belastungen auftreten. Zu den Gebieten mit hohen Belastungen 47 Kapitel 4: Analyse der kumulativen Belastungen auf marine Ökosysteme Abbildung 4.1: Flussdiagramm des Modellierungsansatzes für die Berechnung der kumulativen Belastungen der menschlichen Aktivitäten auf die marinen Ökosysteme [Hal08b, S. 25] Tabelle 4.2: Klassifikation und Wertebereich der kumulativen Belastungen und Anteil der Meeresgewässer [Hal08b, S. 44], leicht modifiziert Zustand des Meeres % degraded IC Zellenanzahl % der (∼ km2 ) Meere no impact 0 0 0 very low impact < 10 0,00 - 1,42 15.300.901 3,7 low impact 10 - 30 1,42 - 4,95 101.942.172 24,5 medium impact 30 - 50 4,95 - 8,47 130.429.789 31,3 medium high impact 50 - 70 8,47 - 12,00 159.117.800 38,2 high impact 70 - 90 12,00 - 15,52 7.514.421 1,8 very high impact > 90 15,53 - 90,07 2.240.935 0,5 gehören bspw. die Nord- und Norwegische See, das Ost- und Südchinesische Meer, der Persische Golf und die Beringsee. In Regionen die saisonal oder ständig vom Eis bedeckt sind und damit die anthropogenen Aktivitäten eingeschränkt 48 Kapitel 4: Analyse der kumulativen Belastungen auf marine Ökosysteme werden, befindet sich die Mehrheit der sehr gering belasteten Ökosysteme. Dies sind 3, 7 % der Ozeane. Der Klimawandel und das damit einhergehende Abschmelzen des Polareises wird die kumulativen Belastungen in den arktischen Regionen kontinuierlich erhöhen. Zudem beinhaltet das Modell keine Daten zur Luftverschmutzung oder zu illegalen, nicht regulierten und nicht gemeldeten Fischfängen, die die Belastungen in den arktischen Regionen ebenso vergrößern. [Hal08a, S. 3-4] Anthropogene Belastungen die im Zusammenhang mit dem globalen Klimawandel stehen, sind sehr weitverbreitet. Damit sind diese ein wichtiger Bestandteil der Berechnungen der kumulativen Belastungen, besonders für die Offshore-Ökosysteme. Auch der Fischfang ist global verbreitet, hat jedoch durch seine ungleichmäßigere Verteilung einen geringeren Einfluss auf den IC . [Hal08a, S. 4] Die Abbildung 4.2 zeigt das globale Modell für die kumulativen Belastungen auf marine Ökosysteme nach Halpern et al. Abbildung 4.2: Anthropogene Einflüsse auf marine Ökosysteme [Nat] 49 Kapitel 4: Analyse der kumulativen Belastungen auf marine Ökosysteme 4.2 Baltic Sea Pressure Index und Baltic Sea Impact Index Das HELCOM HOLAS (Holistic assessment) Projekt ist eine erste ganzheitliche Bestimmung des Status der marinen Umwelt in der Ostsee. Ziel des Projektes ist neben der Bestimmung des Umweltstatus auch die Bestimmung der anthropogenen Einflüsse. Zwei Indizes wurden dazu entwickelt. Der BSPI stellt eine räumliche Repräsentation der anthropogenen Einflüsse auf die Ostsee dar. Ohne den Einfluss auf das marine Ökosystem in Betracht zu ziehen, stellt der BSPI lediglich die Summe der Belastungen dar. Das Ziel der HELCOM Arbeit ist jedoch die Beurteilung von menschlichen Einflüssen auf die marine Umwelt. Diesem Ansatz dient der BSII. Basierend auf der oben beschriebenen Halpern et al. Methode beinhaltet der BSII auch biologische Eigenschaften zu der marinen Umwelt. Dies ist unerlässlich um die negativen Effekte der anthropogenen Einflüsse auf ein Meeresgebiet verstehen zu können. 4.2.1 Belastungen in BSPI und BSII Die von HELCOM verwendeten Daten innerhalb der o. g. Indizes basieren auf dem in Kapitel 4.1 beschriebenen Ansatz von Halpern et al. Es wurden 42 anthropogene Belastungen auf die Ostsee durch HELCOM identifiziert. Diese lassen sich nach dem Marine Strategy Framework Directive (MSFD) zu 18 übergeordneten Belastungen klassifizieren, die in Bezug zu den menschlichen Aktivitäten Auswirkungen auf die marine Umwelt zeigen. Das MSFD der EU verpflichtet die Mitgliedsstaaten Strategien zu entwickeln, die sicherstellen, dass der Zustand der marinen Umwelt sich nicht verschlechtert. Einige der HELCOM HOLAS Datenlayer wurden innerhalb der MSFD-Klassifizierung mehrfach verwendet, sodass diese 52 mal Anwendung finden (vgl. [HEL10b, S. 14-15]). Auf Basis der Datenverfügbarkeit, Datenqualität und Relevanz auf das marine Ökosystem wurden die Belastungen gewählt. Die Datenverfügbarkeit umfasst beinahe vollständig die gesamte Ostsee. Die Qualität der Daten variiert hingegen innerhalb der einzelnen Regionen und Datenlayern. Wie bei dem Halpern-Ansatz wurden die Daten auf einen Wertebereich von null bis eins 50 Kapitel 4: Analyse der kumulativen Belastungen auf marine Ökosysteme normalisiert. Ist eine Belastung innerhalb einer Zelle vorhanden, gilt diese Belastung für die gesamte Zelle. Das entstandene Gitternetz besteht aus 1383 Zellen mit einer Zellengröße von 20 km2 . [HEL10a, S. 1-2] Im folgenden werden die von HELCOM verwendeten Belastungen und deren Definitionen vorgestellt. Die Daten beziehen sich überwiegend auf den Zeitraum von 2003 bis 2007 (vgl. [HEL10a], [HEL10b]). Entnahme oder Zuführung verschiedener Stoffe und Arten von und in das Meer Es wurden verschiedene Belastungen identifiziert, die durch die Entnahme oder Zuführung von Stoffen oder Arten sich negativ auf die marine Umwelt auswirken. Die Belastung wird durch die Menge des entnommenen/zugeführten Materials/Arten in Tonnen definiert. Dazu gehören Disposal of dredged material, Dredging, Commercial bottom-trawling fishery, Commercial surface and midwater fishery, Commercial gillnet fishery und Commercial coastal and stationary fishery. Windturbinen als Indikator für Unterwasserlärm Für die Datensätze Wind farms, bridges and oil platforms under construction und Operational wind farms wurde die Anzahl der Windturbinen als Belastung festgelegt. Die Turbinen verursachen Lärm und wirken sich somit störend auf die marine Umwelt aus. Menschliche Bauten und Bauwerke Die von Menschen geschaffenen Bauten und Bauwerke im oder Rande der Meere haben verschiedene Belastungen auf die marine Umwelt. Dazu gehören bspw. Veränderungen des Salzgehaltes, Unterwasserlärm und Auswirkungen auf den Meeresboden. Da nicht eindeutig definiert werden kann, wie stark sich diese Belastungen auswirken oder aufgrund von mangelnden Daten, wurde die Belastung jeweils durch die An- oder Abwesenheit der Bauten definiert. Die folgenden Datensätze wurden von HELCOM innerhalb der beiden genannten Indizes verwendet. Dies sind Cables and pipelines, which are under construction, Bridges and coastal dams, Operational oil platforms und Coastal wastewater treatment plants. 51 Kapitel 4: Analyse der kumulativen Belastungen auf marine Ökosysteme Häfen Häfen (engl. Harbours) beinhalten Wellenbrecher und andere Bauten, die Auswirkungen auf den Meeresboden haben und darüber hinaus kommt es in Häfen zu Ölverschmutzungen und Einleitungen anderer Substanzen. Als Belastungswert wird das Jahresgesamtfrachtvolumen der Häfen in Tonnen definiert. Sind keine Daten zum Frachtumsatz vorhanden, wurden 10 000 Tonnen festgelegt. Küstenschutzbauten und Badestellen Bei den Datensätzen Coastal defence structures und Bathing sites, beaches and beach replenishment wurde die Gesamtlänge bzw. Gesamtanzahl pro Zelle als Belastung definiert. Überschneidungen mit dem jeweils anderen Datensatz wurden entfernt. Zu den Auswirkungen zählen die Reduzierung von Überflutungen, natürlichen Erosionen sowie der Wellendynamik im Küstenbereich. Einleitungen über das Wasser Die Einleitungen verschiedener Stoffe über das Wasser erfolgt zumeist über Flüsse in das Meer. Dabei kann es sich um eine diffuse Zufuhr (z. B. Landwirtschaft) oder um eine punktuelle Zufuhr (z. B. Industrie, Kommune) handeln. Bei diesen Datensätzen handelt es sich um Riverine input of organic matter, Waterborne inputs of heavy metals (jeweils einzeln für Blei, Kadmium, Quecksilber, Zink und Nickel), Waterborne inputs of nitrogen und Waterborne inputs of phosphorus. Schwermetalle können sich in der Nahrungskette akkumulieren und somit marine Lebensformen gefährden bzw. vergiften. Von der Flussmündung bis zum offenen Meer wurde für die Datensätze ein langsam abnehmender Gradient erstellt. Innerhalb der Zellen wurde ein Mittelwert des in dieser Zelle vorkommenden Gradienten gebildet, der als Belastungswert verwendet wurde. Abfluss belasteter Abwasser Die Belastungen der folgenden Datensätze sind charakterisiert durch den durchschnittlichen Abfluss von Abwässern. Dazu gehören Nuclear power plants, Coastal wastewater treatment plants, Coastal industry, oil terminals, oil platforms and refineries, Discharges of radioactive substances und Aquaculture. 52 Kapitel 4: Analyse der kumulativen Belastungen auf marine Ökosysteme Auswirkungen sind bspw. Veränderungen im Wärmehaushalt der Gewässer oder die Verursachung von mikrobiellen Krankheitserregern. Verkehrsintensität auf dem Wasser als Belastungsindikator Die relative Verkehrsintensität dient als Belastungswert für die Datensätze Coastal shipping, Coastal and offshore shipping und Passenger ships outside 12 nm. Neben dem Unterwasserlärm hat der Schiffsverkehr auch weitere Auswirkungen auf die marine Umwelt. Dazu gehören die Küstenerosion und die Sedimentauflockerung am Meeresboden, sowie das Ablassen von Abwasser innerhalb der AWZ. Bevölkerungsdichte Die Bevölkerungsdichte ist die Basis als Belastungswert für die Datensätze Recreational boating and sports und Population density. Die Sport- und Freizeitschifffahrt verursacht Unterwasserlärm und deren Belastung wird geschätzt in Relation zur Bevölkerungsdichte. Dies basiert auf der Annahme, dass die menschlichen Aktivitäten höher sind, je größer die Bevölkerungsdichte am Wasser ist. Zudem wird eine Beziehung zwischen Bevölkerungsdichte und dem Ablassen von Abwässer als Annahme getroffen, die eine erhöhte Verschmutzung durch synthetische Stoffe zur Folge hat. Atmosphärische Belastungen Die marine Umwelt wird nicht nur durch Schadstoffe über die Wasserzufuhr belastet, sondern auch durch Schadstoffe, die in die Atmosphäre entlassen werden. Zu diesen Belastungen gehören Atmospheric deposition of dioxins, Atmospheric deposition of metals (jeweils einzeln Blei, Kadmium und Quecksilber) und Atmospheric deposition of nitrogen. Die Schadstoffe sammeln sich in den Organismen, akkumulieren sich bis hin zu einer hohen Toxizität und gefährden die Nahrungskette. Über den atmosphärischen Ausfall gelangen die Schadstoffe in das Meereswasser. Als Belastungswert wurde die durchschnittliche Ablagerung der Schadstoffe festgelegt. 53 Kapitel 4: Analyse der kumulativen Belastungen auf marine Ökosysteme Jagd Die mittlere Anzahl der gejagten Seevögel, Seehunde und Robben über fünf Jahre dient als Belastungswert für die beiden Datensätze Hunting of seabirds und Hunting of seals. Öl und andere Gefahrenstoffe Zum einen wurde der Datensatz Polluting ship accidents als Belastung identifiziert, da sich die Freisetzung von Öl oder anderen gefährlichen Stoffen sehr stark auf die marine Umwelt auswirken. Die Größe der Verschmutzung dient als Belastungswert, wobei die Anzahl der Verschmutzungen über den Zeitraum von 2004 bis 2007 summiert wurden. Der Datensatz Oil slicks and spills basiert auf illegalen Öleinleitungen in das Meer und wurde summiert für den Zeitraum von 2003 bis 2007. 4.2.2 Ökosysteme in BSII Innerhalb der Arbeiten von HELCOM an dem BSII wurden 14 Ökosysteme identifiziert. Dabei handelt es sich um marine Arten, Biotope und Biotopkomplexe die im Sinne des Datenmodells als Ökosysteme bezeichnet werden. Harbour porpoise und seals Dazu gehören die Datensätze der marinen Säugetiere Harbour porpoise und seals. Die marinen Säugetiere sind ein wichtiger Bestandteil der marinen Nahrungskette. Zudem sind die Auswirkungen der anthropogenen Belastungen auf diese Tiere relativ gut bekannt. Bei dem erstgenannten Datensatz handelt es sich um den Schweinswal und der zweite Datensatz umfasst den gemeinen Seehund und um die Ringel- und Kegelrobbe. [HEL10b, S. 44] 54 Kapitel 4: Analyse der kumulativen Belastungen auf marine Ökosysteme Seabird wintering grounds In der Ostsee gibt es einige relativ flache Gebiete, die bevorzugte Habitate für Seevögel im Winter darstellen. Da diese sich auf dem offenen Meer befinden, beschreibt dieser Datensatz relativ gut anthropogene Belastungen in pelagischen Gewässern. [HEL10b, S. 43] Spawning and nursery areas of cod Der Dorsch ist der wichtigste große Raubfisch in der Ostsee. Damit nimmt der Dorsch eine besondere Rolle für das Gleichgewicht im Nahrungsnetz der Ostsee ein. Der Fisch laicht pelagisch in Wasserschichten von 12 PSU Salzgehalt und dessen Jungfische wandern in flache Gebiete, um dort nach Futter zu suchen. [HEL10b, S. 45] Photic water und Non-photic water Die beiden Datensätze sehen eine Unterscheidung der Wassersäule in euphotische und aphotische Zone vor. Unter der euphotischen Zone ist der Bereich zu verstehen, in dem genügend Licht einfällt, damit die Photosynthese stattfinden kann. [Sto] Als Grenze zwischen beiden Zonen wurde ein Prozent Lichtdurchlässigkeit festgelegt. [HEL10b, S. 41] Zostera meadows und Mussel beds Es sind nur wenige Datensätze zu benthischen Biotopen vorhanden, die das gesamte Ostseegebiet abdecken. Der Datensatz der Seegraswiesen (engl. Zostera meadows) basiert auf dem World Atlas of Sea grasses (Green and Short 2003) und wurde durch diverse nationale Daten der Ostseeanrainer erweitert. Die Miesmuschelbänke (engl. Mussel beds) repräsentieren den Zeitraum von 2000 bis 2007. [HEL10b, S. 42-43] Benthic biotope complexes Die benthischen Biotopkomplexe basieren auf dem BALANCE Projekt. Mit der Kombination von Sedimentdaten, Lichtdurchlässigkeit und Salzgehalt wurden 60 Habitate identifiziert. Der Benthal wird unterteilt in fünf Sedimentklassen nach Al-Hamdani & Reker (2007). Dies sind felsiger Untergrund, Hartböden (inklusive ungleichmäßige harte Oberflächen, grober Sand und Felsbrocken), 55 Kapitel 4: Analyse der kumulativen Belastungen auf marine Ökosysteme feiner bis grober Sand (z. T. mit Kies), feste Lehme (mitunter bedeckt durch eine dünne Schicht aus Sand oder Kies) und Schlamm. [HEL10b, S. 40] Innerhalb der Arbeit von HELCOM HOLAS an dem BSII wurde die Anzahl der Biotope aus praktischen Gründen reduziert. Es wurden weniger Lebensräume im Vergleich zum BALANCE Projekt verwendet. Die vollständige Integration der Daten aus dem BALANCE Projekt hätte weitere 60 Ökosystem-Datenlayer zur Folge. Für die entsprechend umfangreiche Beurteilung der Gewichtungen wurden einige Änderungen vorgenommen. Die Salinität wurde nicht einbezogen und für den Benthal wurden felsiger Untergrund und Hartböden, sowie Lehme und Schlamm zusammengefügt. Es bleiben damit drei Sedimentklassen für den Benthos über. [HEL10a, S. 28] In Kombination der Lichtdurchlässigkeit mit den drei verbleibenden Sedimentklassen sind sechs benthische Biotopkomplexe für den BSII entstanden. Diese sind Photic sand, Non-photic sand, Photic mud and clay, Non-photic mud and clay, Photic hard bottom und Non-photic hard bottom. [HEL10a, S. 28] 4.2.3 Ergebnisse der Indizes Die Gewichtungen wurden, wie bei der Methode nach Halpern et al. (siehe Kapitel 4.1.1), durch eine Expertenumfrage ermittelt (vgl. [HEL10a, S. 31-33], [HEL10b, S. 52-55]). Der BSII (siehe Abbildung 4.3) und der BSPI (siehe Abbildung 4.4) zeigen ähnliche Ergebnisse. Geringe Werte treten im Bottnischen Meerbusen auf und im Küstenbereich sind die Index-Werte größer als in Offshore-Gebieten. Zudem zeigen die Indizes unmittelbar den Einfluss der Offshore-Schifffahrt (Fahrrouten) und der Fischerei (Rechtecke) in der zentralen Ostsee und in der Bornholmsee. [HEL10b, S. 46] Besonders in der Beltsee und im Kattegat zeigt der BSII höhere Index-Werte als der BSPI, da an diesen Orten die Anzahl der Ökosysteme besonders hoch ist. Diese Tatsache spiegelt sich auch in einem Großteil der Küstengebiete im Vergleich zu den Offshore-Gebieten wider. Die Dänische, Schwedische, Estnische und Südfinnische Küste, sowie die Kieler und Mecklenburger Bucht und die Bottnische See weisen im BSII höhere Index-Werte auf. Im Vergleich zum BSPI, 56 Kapitel 4: Analyse der kumulativen Belastungen auf marine Ökosysteme Abbildung 4.3: Baltic Sea Impact Index [HEL10b, S. 46] weist der BSII geringere Werte in der Danziger Bucht und den südöstlichen Regionen, durch die niedrigere Anzahl von Ökosystemen an diesen Stellen, auf. Die Integration der Ökosysteme und Gewichtungen in dem BSII, führt zu detaillierteren Unterscheidungen bei den Index-Werten. [HEL10b, S. 47] 57 Kapitel 4: Analyse der kumulativen Belastungen auf marine Ökosysteme Abbildung 4.4: Baltic Sea Pressure Index [HEL10b, S. 47] Im Ergebnis zeigt der BSPI, wie sich die anthropogenen Belastungen auf die Ostsee verteilen und stellt eine Methode dar, wenn keine Daten über Ökosysteme vorhanden sind. Um zu ermitteln, inwieweit sich die Belastungen auf die Ökosysteme auswirken und wie anfällig die Ökosysteme reagieren, bedarf es der 58 Kapitel 4: Analyse der kumulativen Belastungen auf marine Ökosysteme Integration der Ökosysteme und Gewichtungen, damit nicht die Gefahr besteht die Auswirkungen der anthropogenen Belastungen zu unterschätzen. [HEL10b, S. 47] Unabhängig der Indizes, ist der limitierende Faktor für die Beurteilung die Verfügbarkeit und Genauigkeit der zugrunde liegenden Daten. Auch wenn die Indizes nicht exakt die realen Auswirkungen aufzeigen, verdeutlichen diese die menschlichen Einflüsse auf die marine Umwelt. [HEL10b, S. 49] 59 Kapitel 4: Analyse der kumulativen Belastungen auf marine Ökosysteme 4.3 Ostsee Ein natürliches Problem stellt die geographische Lage der Ostsee dar. Diese ist fast ausschließlich von Land umgeben und lediglich über die Meerengen kleiner und großer Belt und dem Öresund mit der Nordsee verbunden. Der Salzwasseraustausch kommt in der Ostsee größtenteils durch sogenannte Salzwassereinbrüche (SWE) zustande. Diese SWE kommen fast ausschließlich in der kalten Jahreszeit vor. Während mäßige Ereignisse zwischen September und März vorkommen, wurden starke SWE bisher zwischen November und Januar beobachtet. Diese belebenden Salzwasseraustauschvorgänge hängen wesentlich von der in der kalten Jahreszeit verstärkten atmosphärischen Dynamik ab [Hup10, S. 62] Nur extreme SWE erreichen eine Dichte, die es ermöglichen bis in grundnahe Schichten der zentralen Ostsee vorzudringen. Damit kommt es zu einer Erhöhung des Salz- und Sauerstoffgehaltes und zur Umschichtung des Wassers in der Ostsee, womit die Lebensbedingungen für die am und im Meeresgrund lebende Flora und Fauna verbessert werden. Somit tragen die SWE besonders in den tieferen Gewässern zu einer Wiederbesiedlung des Meeresbodens nach längeren sauerstoffarmen oder sauerstofflosen Perioden bei. [Fei06] Darüber hinaus ist die Ostsee einer Vielzahl anthropogener Aktivitäten ausgesetzt, wie bspw. der Fischerei, dem Schiffs- und Bootsverkehr, Fahrrinnenvertiefung, Verlegung von Pipelines und Kabeln, Offshore-Installationen, Sedimentabbau und chemischen Belastungen. [NKB12] Nach dem globalen Modell der kumulativen Belastungen nach Halpern et al., erreicht die Ostsee im Mittel je Zelle (1 km x 1 km) einen Wert von 9, 1. Das entspricht einer mittelhohen Belastung. Der geringste Wert für die Ostsee liegt bei 0, 4 und der höchste Wert bei 68, 2. [Hal08b, S. 38] Die kumulativen Belastungen in der deutschen AWZ der Ostsee werden nach dem globalen Modell größtenteils mit einem geringen Einfluss (IC mit 1,4 bis 4,95) klassifiziert. Die AWZ im Fehmarnbelt unterliegt einem mittleren Einfluss (IC mit 4,95 bis 8,47). Einige kleinere Gebiete der deutschen AWZ sind durch einen mittelhohen Einfluss (IC mit 8,47 bis 12) bis zu einem hohen Einfluss (IC mit 12 bis 15,52) gekennzeichnet, wie z. B. zwischen Rügen und dem südlichen 60 Kapitel 4: Analyse der kumulativen Belastungen auf marine Ökosysteme Schweden und im Adlergrund. Sehr geringe Belastungen sind in der deutschen AWZ der Ostsee nicht zu finden (vgl. [HEL10b, S. 46], [Nat]). Im Gegensatz zum BSII zeigt das globale Modell in dem Großteil der Küstengebiete geringe Belastungen und in der zentralen Ostsee und im Bottnischen Meerbusen z. T. hohe Belastungen. An dieser Stelle zeigt sich, wie sehr das zugrunde liegende Modell von den Daten abhängt. Gemeinsamkeiten zeigen sich vor allem in der Kieler, Lübecker und Danziger Bucht mit sehr hohen IndexWerten sowie mit hohen Werten rund um Bornholm (vgl. [HEL10b, S. 46], [Nat]). 61 Kapitel 5: Analyse der Systemanforderungen und Entwurf 5 Analyse der Systemanforderungen und Entwurf Das Kapitel beschreibt die Anforderungen an das zu entwickelnde Web-GIS. Zunächst werden in einer Bedarfsanalyse die funktionalen und technischen Anforderungen an das System beschrieben. Weiterhin wird der Systementwurf und die Systemarchitektur vorgestellt. Abschließend erfolgt eine Darstellung des Datenbankentwurfs. 5.1 Bedarfsanalyse 5.1.1 Funktionale Anforderungen Die funktionalen Anforderungen an das System werden im folgenden näher beschrieben und sind in der Abbildung 5.1 in Form eines Anwendungsfall Diagramms zusammengefasst. Darstellung der Geodaten Zu den Standardaufgaben eines Web-GIS gehören neben der Visualisierung von Geoinformationen auch Interaktionen, die es dem Nutzer ermöglichen, den Kartenausschnitt nach eigenen Wünschen anzupassen. Es soll daher möglich sein, den Kartenausschnitt zu verkleinern, zu vergrößern und die Karte zu verschieben. Veränderung der Gewichtung Um die kumulativen Belastungen auf marine Ökosysteme nicht ausschließlich zu visualisieren, sondern auch zu verändern, bedarf es einer Eingabemaske, die durch den Benutzer geändert werden kann. Die Eingabemaske in Form einer 62 Kapitel 5: Analyse der Systemanforderungen und Entwurf Navigieren Zoomen kumulative Belastungen darstellen Gewichtung verändern Gewichtung speichern Nutzer Belastung hinzufügen Belastung entfernen Ökosystem hinzufügen Ökosystem entfernen Abbildung 5.1: Anwendungsfalldiagramm Tabelle stellt in den Zeilen die Belastungen und in den Spalten die Ökosysteme dar. In den einzelnen Zellen der Tabelle können die Gewichtungen modifiziert werden. Um Änderungen durch den Nutzer bei einem erneuten Aufruf der Seite zur Verfügung zu stellen, sollten diese nach Möglichkeit gespeichert werden. 63 Kapitel 5: Analyse der Systemanforderungen und Entwurf Auswahl der Belastungen und Ökosysteme Die ähnlichen, jedoch nicht identischen Ansätze für Klassifizierungen von Belastungen und Ökosystemen (BSII, BSPI und MSFD) und vor allem die abweichende Datenverfügbarkeit erfordern ein dynamisches System für eine Beurteilung der kumulativen Belastungen auf das marine Ökosystem Ostsee. Es soll dem Nutzer möglich sein, die Auswahl von Belastungen und Ökosystemen einzeln entweder zu aktivieren oder zu deaktivieren. Möglichkeit des Uploads weiterer Datensätze Dem Nutzer soll es außer der bisher genannten Funktionen auch möglich sein, eigene Datensätze dem System hinzuzufügen. Für den Upload wird ein Programm benötigt, dass vom Nutzer hochgeladene Geodaten auslesen und in die Datenbank schreiben kann. Das Programm shp2pgsql, das mit der Installation der PostgreSQL-Datenbank installiert wird, kann Shapedaten in die Datenbank schreiben, beschränkt sich jedoch auf das Shapeformat. Die Geospatial Data Abstraction Library (GDAL) kann verschiedene Geodaten von einem in ein anderes Format konvertieren. Zudem ist es Open-Source lizenziert und für die gängigen Betriebssysteme verfügbar. Das Programm ogr2ogr von GDAL ist somit als ein Werkzeug für den Datenupload geeignet. Dieses kann Daten nach PostgreSQL/PostGIS schreiben und verschiedene Vektordaten einlesen. 5.1.2 Technische Anforderungen Die Anwendung soll über das Internet zugänglich und frei von zusätzlich zu installierender Software anwendbar sein. Nach Möglichkeit sollen nur OpenSource lizenzierte Komponenten eingesetzt werden. JavaScript ist in allen gängigen Browsern implementiert und standardmäßig in den gegenwärtig aktuellen Versionen aktiviert. Damit werden keine BrowserPlugins oder weitere Software benötigt. 64 Kapitel 5: Analyse der Systemanforderungen und Entwurf 5.2 Systementwurf und Systemarchitektur Ein Systementwurf, der den geschilderten Anforderungen gerecht wird, zeigt die Abbildung 5.2. Zu sehen ist eine Drei-Schichten-Architektur für das Web- Abbildung 5.2: Systemarchitektur des Web-GIS GIS. Der Client ist ein Browser, auf dem die grafische Nutzeroberfläche zu sehen ist. Die Kommunikation mit dem Server erfolgt über das Internet. Als Webserver kommt der Apache zum Einsatz und als serverseitige Skriptsprache dient PHP. Ebenso auf der Serverseite werden sämtliche externe Daten wie bspw. die JavaScript-Bibliotheken Leaflet und jQuery, Stylesheets und dazugehörige Grafiken vorgehalten. Um neue Datensätze in das System integrieren zu können, muss auf der Clientseite auf lokal gespeicherte Daten zugegriffen werden können. Damit diese neuen Daten auf dem Server verarbeitet werden können, ist es notwendig, dass auf das Programm ogr2ogr von GDAL zugegriffen werden kann. Dies hat den Vorteil, dass gängige Geodatenformate verarbeitet werden können, ohne dass umfangreiche Datenverarbeitungsschritte in das System integriert werden müssen. Denn ogr2ogr kann auf PostgreSQL/PostGIS-Datenbanken zugreifen. Die Datenbank ist das zentrale Element des Systems, da an dieser Stelle sämtliche Geodaten und zugehörige Sachdaten gespeichert sind. 65 Kapitel 5: Analyse der Systemanforderungen und Entwurf 5.3 Datenbankentwurf Um die Daten des Portals zu verwalten und dauerhaft zu speichern, wird eine Datenbank benötigt. In der Datenbank sollen zum einen die Nutzer und zum anderen die Ökosysteme und Belastungen sowie deren Gewichtung gespeichert werden. Für die Nutzer wird eine Tabelle benötigt, die den Benutzernamen speichert. Das Speichern von Informationen wie Benutzername ist keine direkte Anforderung an das System. Dies wird jedoch vorgenommen um die Basis für ein eventuelles Nutzermanagement zu schaffen, dass ggf. im weiteren Verlauf einer Entwicklung integriert werden könnte. Um die Belastungen und Ökosysteme verwalten zu können, werden jeweils zwei Tabellen angelegt. In der ersten Tabelle werden der Name und der Kurzname, sowie ein Status hinterlegt. Mit Hilfe der Status-Spalte können bestimmte Datensätze für den Nutzer des Web-GIS unsichtbar gesetzt werden. Die zweite Tabelle enthält für jede Geometrie Angaben darüber, ob diese ein Ökosystem bzw. eine Belastung enthalten. Für die Speicherung der Gewichtung ist eine weitere Tabelle erforderlich. Für jede Gewichtung müssen das Ökosystem, die Belastung und der Nutzer eingegeben werden. Das Datenbankmodell ist in der Abb. 5.3 dargestellt. Datenformat Als Datenformat eignet sich das auf JSON basierende GeoJSON. JSON ist ein geeignetes Datenaustauschformat, da es ein schlankes Datenformat besitzt und von nahezu allen Programmiersprachen unterstützt wird. GeoJSON wird neben diversen Client-Bibliotheken auch von PostGIS unterstützt und stellt dadurch ein geeignetes Datenaustauschformat für Vektordaten in Web-GIS Anwendungen dar. 66 Kapitel 5: Analyse der Systemanforderungen und Entwurf Abbildung 5.3: Datenbankmodell 67 Kapitel 6: Datenverarbeitung 6 Datenverarbeitung Dieses Kapitel beschreibt die verwendeten Geodaten für das Web-GIS, deren Herkunft und Aufbereitung für die spätere Verwendung. 6.1 Vorbetrachtung Die verwendeten Daten stammen allesamt vom HELCOM Map and Data Service1 . Dabei handelt es sich um die Geodaten, die sowohl im BSPI als auch im BSII Anwendung gefunden haben. Für das gesamte Ostsee-Gebiet liegen die in Kapitel 4.2.1 und 4.2.2 beschriebenen Daten im Vektor- und Rasterformat vor. Die Daten sind in Lambert-Azimuthal Equal Area projiziert und liegen im Shape- oder TIFF-Format vor. Die Daten stammen sowohl von HELCOM selbst, als auch von dessen Vertragspartner und weiteren Quellen wie bspw. der EU oder der EUA. 6.2 Verwendete Daten Daten zu dem Belastungen und Ökosystemen innerhalb der Ostsee liegen zum großen Teil als Shape-Dateien vor. In wenigen Fällen jedoch sind keine Daten vorhanden. Im Fall der Belastungen wurde für diese entsprechenden Datensätze jeweils auf den BSII zurückgegriffen. Der BSII wurde nicht vollständig verwendet, um ein detaillierteres Gitternetz als das des BSII (20 km2 Zellen) zu ermöglichen. Aus einigen Punktdaten wurden durch HELCOM Flächendaten bestimmt, wie bspw. bei dem Eintrag an organischen Material durch Flüsse in die Ostsee, da keine ausreichende Datenmenge vorhanden war. Die aus den Punkten ermittelte Fläche wurde durch eine Dichtefunktion mithilfe des ArcGIS Spatial Analyst 1 http://maps.helcom.fi/website/mapservice/index.html 68 Kapitel 6: Datenverarbeitung bestimmt. Jedoch liegen diese Flächendaten nicht vor und es gibt ebenso keine weiteren Angaben zu den Dichtefunktionen, weshalb in den Fällen ebenso jeweils auf den BSII zurück gegriffen wurde. Einige weitere Datensätze wurden entfernt, da die vorhandenen Daten nicht den Raum der deutschen AWZ der Ostsee abdecken. Die Tabelle 6.1 gibt dazu einen Überblick der verwendeten Belastungen und enthält dazu Informationen zu den Datenquellen von HELCOM, sowie den Zeitraum, den die Daten abdecken, welcher sich fast ausschließlich auf die Jahre 2003 bis 2007 beschränkt. In Tabelle 6.2 sind die verwendeten Ökosysteme aufgelistet. 6.2.1 Verwendete Datenlayer der Belastungen Im Folgenden werden die verwendeten anthropogenen Belastungen nach HELCOM und deren räumliche Abdeckung der deutschen AWZ der Ostsee beschrieben. Wie die Belastungen jeweils per Datenlayer genau definiert sind, ist in Kapitel 4.2.1 beschrieben. Daten zu Windparks, Brücken und Ölplattformen im Bau befindlich liegen innerhalb der AWZ und für den Zeitraum von 2003 bis 2007 vor. Dies trifft jedoch nur auf Windparks zu, Brücken und Ölplattformen sind in dieser Zeit nicht in Bau befindlich [HEL10b, S. 17]. Die Tabelle 6.1 listet die verwendeten anthropogenen Belastungen auf. Decken die vorliegenden Geodaten nicht die deutsche AWZ der Ostsee ab, jedoch das Gitter des BSPI, wird der durch HELCOM definierte Index verwendet. Finden die Belastungen mehrfach Anwendung, so sind in Klammern die Nummern der Belastungen angegeben (vgl. Anhang Tabelle A.4). Tabelle 6.1: Anthropogene Belastungen [HEL10b, S. 16-36] Datenlayer Zeitraum Datenaufzeichnung Disposal of dredged spoils/BSPI 2005 - 2007 Wind farms, bridges, oil platforms under construction (2, 2003 - 2007 17) Riverine runoff of organic matter/BSPI (7, 43) 69 2003 - 2006 Kapitel 6: Datenverarbeitung Anthropogene Belastungen [HEL10b, S. 16-36] Datenlayer Zeitraum Datenaufzeichnung Dredging (8, 12, 13) 2003 - 2007 Commercial bottom-trawling fishery (11, 50) 2007 Coastal and offshore shipping/BSPI 2008 Atmospheric deposition of dioxins 2005 - 2007 Polluting ship accidents 2004 - 2007 Oil slicks and spills 2003 - 2007 Waterborne load of cadmium/BSPI 2003 - 2006 Waterborne load of lead/BSPI 2003 - 2006 Waterborne load of mercury/BSPI 2003 - 2006 Riverine load of nickel/BSPI 2003 - 2006 Riverine load of zinc/BSPI 2003 - 2006 Atmospheric deposition of cadmium 2005 - 2007 Atmospheric deposition of lead 2005 - 2007 Atmospheric deposition of mercury 2005 - 2007 Discharges of radioactive substances/BSPI 2003 - 2007 Atmospheric deposition of nitrogen/BSPI 2003 - 2006 Waterborne discharges of nitrogen/BSPI 2003 - 2006 Waterborne discharges of phosphorus/BSPI 2003 - 2006 Passenger ships outside 12 nm/BSPI 2008 Hunting of birds 2003 - 2007 Commercial surface and mid-water fishery 2007 Commercial gillnet fishery 2007 Commercial trap and pot fishery 2007 Für die Belastung Bathing sites, beaches and beach replenishment liegt ein Objekt in der AWZ. Jedoch sagt die Attributtabelle aus, das es sich dabei um den Neuklostersee in der Kommune Neukloster in Mecklenburg-Vorpommern handelt. Zudem ist das Objekt als unzureichende Stichprobe klassifiziert und 70 Kapitel 6: Datenverarbeitung daher wird der Datensatz nicht in die verwendeten Belastungen innerhalb der AWZ mit aufgenommen. Die Belastung cables and pipelines under contruction enthält nur ein Objekt in der AWZ, dass jedoch nicht im Bau befindlich war in dem Zeitraum von 2003 bis 2007. Als Konsequenz wird diese Belastung nicht verwendet. Weitere Belastungen wurden ebenso nicht mit in die verwendeten Daten übernommen, da diese weder die deutsche AWZ der Ostsee oder den Zeitraum von 2003 bis 2007 ab. 6.2.2 Verwendete Datenlayer der Ökosysteme Von den Daten die die biologischen Ökosystemkomponenten repräsentieren, deckt der Datensatz zu Kegelrobben, Ringelrobben und Seehunden nicht die deutsche AWZ der Ostsee ab. Laut HELCOM hingegen ist die Verbreitung der drei Arten für den Großteil der Ostsee gegeben und deckt nördlich und westlich von der Insel Rügen die gesamte deutsche AWZ ab (vgl. [HEL10b, S. 44]). Für die Verbreitung der Schweinswale (Phocoena phocoena) sind Daten vorhanden. Diese decken größtenteils die AWZ ab, jedoch nicht komplett wie dies nach HELCOM der Fall ist (vgl. [HEL10b, S. 44]). Datensätze zum Kabeljau (Gadus morhua) liegen ebenso vor. Die Daten über Seegraswiesen (Zostera spp.) liefern nur Vorkommnisse im Küstenmeer, nicht jedoch in der deutschen AWZ der Ostsee (vgl. [NKB12, S. 121]). Zudem gibt es keine Daten zur unmittelbaren Verbreitung von Muschelbänken, sondern nur indirekt über vereinzelte Datensätze zu gefährlichen Stoffen in Muscheln. Konkret jeweils ein Vorkommen in der Kadetrinne und im Adlergrund. Hingeben laut HELCOM und weiterer Literatur (vgl. [NKB12, S. 155]) die Muschelverbreitung in der deutschen AWZ der Ostsee deutlich größer ist (siehe Abb. 6.1). Daten zur Ausdehnung von Überwinterungsgebieten von Seevögeln liegen vor und decken einen Teil der deutschen AWZ der Ostsee ab. Die Datensätze über die verschiedenden Arten und benthischen Biotope sind relativ unvollständig. An dieser Stelle bedarf es der Integration weiterer Beobachtungen und Datensätze für eine genauere Beurteilung der anthropogenen Belastungen auf marine Ökosysteme, da durch eine zu geringe Anzahl an Ökosystemen der Impact unterbewertet wird. 71 Kapitel 6: Datenverarbeitung Abbildung 6.1: Vorkommen von Mytilus ssp. in der Ostsee [HEL10b, S. 43] Für die von HELCOM ausgearbeiteten Daten zu den Ökosystemkomponenten der Wassersäule und der benthischen Biotopkomplexe liegen für die gesamte Ostsee vor. Bei der Wassersäule wird unterschieden in euphotisch und aphotisch, wobei die Grenze definiert wird, wenn maximal ein Prozent des Lichtes den Meeresboden erreicht. 72 Kapitel 6: Datenverarbeitung Die in Kapitel 4.2.2 beschriebenen sechs Biotopkomplexe decken zusammen die gesamte Ostsee ab. Auch in der deutschen AWZ der Ostsee ist jeder dieser Biotopkomplexe vorhanden. In der Summe ergeben sich 12 Ökosysteme, für die Daten innerhalb der deutschen AWZ der Ostsee vorhanden sind. Die Tabelle 6.2 zeigt die verwendeten Ökosystemdaten und den Zeitraum der Datenaufzeichnung. Tabelle 6.2: Ökosystemkomponenten [HEL10b, S. 37,40-47] Datenlayer Zeitraum Datenerfassung Harbour porpoise 1963 - 2009 Species Seabird wintering grounds 2007 data Spawning and nursery areas of cod 1994 Water Photic water March, October from Non-photic water column 2000 - 2008 Mussel beds 2000 - 2007 Benthic biotopes Photic sand Non-photic sand Benthic Photic mud and clay 2007 biotope Non-photic mud and clay complexes Photic hard bottom Non-photic hard bottom 6.2.3 Zusammenfassung der verwendeten Daten Aus den von HELCOM erarbeiteten Daten bleiben 32 Belastungen und 12 Ökosysteme für die deutsche AWZ der Ostsee übrig. Die sich daraus ergebende Matrix beinhaltet 384 Gewichtungen zwischen den Belastungen und Ökosystemen. Die Gewichtungen μ für die kumulativen Belastungen nach der Gleichung 4.1 sind vom BSII übernommen (vgl. [HEL10b, S. 54-55]). 73 Kapitel 6: Datenverarbeitung 6.3 Verarbeitung Im Folgenden wird der Ablauf für die Datenverarbeitung vorgestellt. In der Abbildung 6.2 ist ein stark vereinfachter schematischer Ablauf der Datenverarbeitung zu sehen. Die einzelnen Schritte werden im Folgenden beschrieben und beinhalten z. T. einen umfangreicheren Ablauf wie bspw. setEcosystem und setDriver. Die mit Stern gekennzeichneten Arbeitsschritte sind optional oder können ebenso in einer anderen Reihenfolge ausgeführt werden. Dabei wird Python in der Version 2.6.5 als Programmiersprache verwendet und ArcGIS Desktop 10 (unter Verwendung der ArcInfo-Lizenz) kommt mit dem Site-Paket ArcPy zum Einsatz. Mittels ArcPy wird ein Skript erstellt, welches auf ein Gitter die Belastungen und Ökosysteme schreibt. Es werden im Folgenden die einzelnen Schritte der Datenverarbeitung beschrieben. Vor der Datenverarbeitung ist darauf zu achten, dass ggf. die Umgebungsvariablen, wie der Workspace und das Ausgabekoordinatensystem gesetzt sind. Letzteres wird für den marinen Raum als WGS84 definiert. createGrid Input: outputFile, lowerleft, orientation, noRows, noCols, upperright Output: outputFile Mit der Funktion createGrid wird ein regelmäßiges Gitter erstellt, welches ein Rechteck aus Polygonen bestehend beschreibt und das Zielgebiet abdeckt. Dabei wird innerhalb von ArcPy auf die Funktion CreateFishnet management zurückgegriffen. Als Eingabe werden, neben dem Ausgabe-Shapefile, Angaben der Ausdehnung (untere linke Ecke und obere rechte Ecke), der Orientierung (Basis ist die untere linke Ecke) und die Anzahl der Zeilen und Spalten erwartet. Das erstellte Gitter dient als Basis, auf welche die Belastungen und Ökosysteme geschrieben werden. Falls ein solches Gitter schon besteht, kann auch dieses für die weitere Verarbeitung verwendet werden. Dabei ist jedoch sicher zu stellen, das es sich ausschließlich um ein Gitter bestehend aus Polygonen handelt. 74 Kapitel 6: Datenverarbeitung Abbildung 6.2: Vereinfachte schematische Darstellung für den Ablauf der Datenverarbeitung clip Input: inputFile, inputClip, outputFile Output: outputFile Das Gitter wird anschließend mittels Clipping auf das Zielgebiet begrenzt. Dadurch ergibt sich eine geringere Rechenzeit für die folgenden Berechnungen, 75 Kapitel 6: Datenverarbeitung da weniger Features auf das Gitter geschrieben werden müssen. Beispielhaft sei der Punkt-in-Polygon-Test an dieser Stelle genannt. Punkte die außerhalb des kleinsten umschließenden Rechtecks des Polygons liegen, werden für weitere Berechnungen ausgeschlossen und verringern auf diese Weise die Rechenzeit. Nichtsdestotrotz kann das Clipping auch als letzter Arbeitsschritt erfolgen, falls bspw. das Unterschungsgebiet für spätere Untersuchungen größerer gewählt wird. Für diesen Fall bedarf es sonst einer erneuten Ausführung der folgenden Arbeitsschritte. Das Clipping verwendet Clip analysis von ArcPy und erwartet als Eingabe das Gitternetz, die Region auf welche das Gitter zu begrenzen ist wird und die Ausgabedatei. Darauffolgend sind die weiteren Daten für die Verarbeitung ggf. vorzubereiten. Bei Bedarf sind die Daten zu transformieren und Daten zusammenzufügen, die jeweils eine Belastung oder ein Ökosystem definieren. toWGS84 Input: inputFile, outputFile, outCS, transformMethod Output: outputFile Die Transformation verwendet von ArcPy Project management und erwartet die Eingabe- und Ausgabe-Features, das Ausgabekoordinatensystem und die Transformationsmethode. Die beiden letzt-genannten werden auf WGS84 und für die von HELCOM vorliegenden Daten auf ETRS 1989 To WGS 1984 eingestellt. mergeData Input: outputFile, *inputs, field mappings Output: outputFile Das Zusammenfügen von mehreren Daten ist notwendig, wenn mehrere Dateien die Verbreitung einer Belastung oder eines Ökosystems beschreiben. Bspw. liegen mehrere Dateien zur Verbreitung von Muscheln und in ihnen vorkommende chemische Substanzen vor. Dabei beinhalten die Daten Vorkommen an verschiedenen Orten, die zusammengefügt werden. Merge management ist die 76 Kapitel 6: Datenverarbeitung von ArcPy verwendete Funktion. Der Ausgabe-Datensatz und die zusammenzufügenden Daten werden als Eingabe erwartet. Optional können weitere Feldzuordnungen angegeben werden. Da innerhalb der Datenverarbeitung lediglich Ökosystemdaten zusammengeführt werden, bedarf es keiner Feldzuordnungen, da die Ökosysteme durch ihre An- oder Abwesenheit an einer Stelle definiert sind und nur dies für die weitere Verarbeitung von Interesse ist. addFields Input: outputFile, field, fieldType Output: outputFile Bevor die Belastungs- und Ökosystemdaten auf das Gitternetz geschrieben werden können, müssen entsprechende Felder angelegt werden. Dazu stellt ArcPy die Funktion AddField management bereit, die neben der EingabeTabelle, auf die das Feld hinzugefügt wird, den Spaltenname und dessen Typ erwartet. Für die Ökosysteme wird der Spaltentyp als SHORT definiert (0 oder 1) und für die Belastungen wird DOUBLE gesetzt (0 bis 1). setEcosystem Input: outputFile, outputField, inputFile, where Output: outputFile Die marinen Ökosysteme sind durch ihre An- oder Abwesenheit an dem jeweiligen Untersuchungsort definiert. Tritt ein Ökosystem an einer Stelle auf, wird die gesamte Gitterzelle auf eins gesetzt. Für das Schreiben eines Ökosystems wird als Eingabe das Gitternetz, die Ausgabespalte, der Feature-Layer und optional eine where-Klausel benötigt. Ist eine where-Klausel gesetzt, wird zunächst der Eingabe-Layer über SelectLayerByAttribute management nach Attributen ausgewählt. Aus der Selektierung wird ein neuer Layer mit Hilfe der Funktion MakeFeatureLayer management erstellt. Der erstellte Layer ist die Basis für die lagebezogene Auswahl des Ökosystems. Dies wird realisiert über die Funktion SelectLayerByLocation management von ArcPy. Für die räumliche 77 Kapitel 6: Datenverarbeitung Beziehung wird die Standardeinstellung INTERSECT verwendet. Wenn keine where-Klausel gesetzt ist, wird direkt das Ausgabegitter mit dem EingabeFeature-Layer geschnitten. Falls die lagebezogene Auswahl zu Treffern führte, wird die Verarbeitung fortgesetzt. Auf die ausgewählten Daten wird mit einem Cursor zugegriffen. Die von ArcPy bereitgestellte Funktion UpdateCursor wird genutzt, um auf die ausgewählten Daten zugreifen zu können und diese im Anschluss mit setValue auf das Gitternetz zu schreiben. Dabei erhält setValue den Wert eins, was der Anwesenheit des Ökosystems an der Stelle entspricht. Am Ende ist noch ggf. der bei der where-Klausel erstellte Layer zu löschen. Die Abbildung 6.3 zeigt eine schematische Darstellung für den Ablauf der Ökosystembestimmung. setDriver Input: outputFile, outputField, inputFile, inputField, where Output: outputFile Das Schreiben einer Belastung erwartet die gleichen Eingabeparameter wie setEcosystem und zusätzlich noch die Spalte des Eingabe-Layers. Im Unterschied zu setEcosystem erfolgt vor der lagebezogenen Auswahl eine attributbezogene Auswahl (SelectLayerByAttribute management). Ist die Auswahl mit Treffern abgeschlossen, wird zunächst eine leere Liste angelegt. An diese Liste werden die Werte der Eingabe-Spalte angehängt, nachdem auf die zuvor getätigte Auswahl mit SearchCursor zugegriffen wurde. Zudem wird mithilfe des SearchCursor in einer Schleife das Maximum der Werte der Eingabe-Spalte ermittelt. Im Anschluss werden die Daten der Liste, nachdem diese normiert wurden, mit UpdateCursor und setValue auf das Gitternetz geschrieben. 78 Kapitel 6: Datenverarbeitung Abbildung 6.3: Schematische Darstellung für den Ablauf der Bestimmung von Ökosystemen 79 Kapitel 6: Datenverarbeitung 6.4 Ergebnisse der Datenverarbeitung In dem Ergebnis der Datenverarbeitung liegen die in der deutschen AWZ vorhandenen Daten auf einem Gitter mit einer Zellengröße von 5 x 5 km vor. Die im Folgenden dargestellten Daten sind auf die AWZ zugeschnitten, sodass die Zellen an den Rändern kleiner sind und nicht über die Grenzen der AWZ hinausragen. Die Anzahl der Ökosysteme bei einem Gitter mit 5 x 5 km-Zellen liegt im Durchschnitt bei 4,137. Es treten im Minimum zwei Ökosysteme und maximal 11 Ökosysteme pro Zelle auf. Neben einem Teil der Kadetrinne finden sich besonders im westlichen Teil der AWZ eine hohe Anzahl an Ökosystemen. Im Adlergrund sind darüber hinaus Zellen mit acht oder mehr Ökosystemen vorhanden. Die restlichen Zellen enthalten maximal 7 Ökosysteme, wobei am häufigsten 3 Ökosysteme pro Zelle auftreten. Die Tabelle 6.3 listet für die jeweiligen Ökosysteme deren Vorkommen in der AWZ auf. Im Vergleich dazu Tabelle 6.3: Zellenanzahl mariner Ökosysteme (5 x 5 km-Gitter) Zellenanzahl prozentualer Anteil Ökosystem cod 221 47,425 porpoise 110 23,605 birds 227 48,712 mussels 2 0,429 photic sand 163 34,979 photic mud & clay 25 5,365 photic rock 47 10,086 non photic sand 242 51,931 non photic mud & clay 243 52,146 non photic rock 71 15,236 photic water 180 38,627 non photic water 397 85,193 liegt die Anzahl der Ökosysteme bei einem Gitter mit 10 x 10 km-Zellen bei 5,359. Ist das Gitter mit 2 x 2 km-Zellen festgelegt, verringert sich die Summe der Ökosysteme im Mittel auf 3,298. Bei Zellen von 1 x 1 km beträgt der Durchschnitt 80 Kapitel 6: Datenverarbeitung der Summe noch 3,064. In der Abbildung 6.4 sind die Anzahl der Ökosysteme pro Gitterzelle 5 x 5 km für die deutsche AWZ der Ostsee zu sehen. Abbildung 6.4: Anzahl der Ökosysteme in der deutschen AWZ der Ostsee Die Belastungen innerhalb der AWZ variieren relativ stark. Die einzelnen Belastungen summiert für die gesamte deutsche AWZ der Ostsee sind in der Tabelle 6.4 gelistet. Riverine runoff of organic matter, Commercial Surface and mid-water fishery stellen insgesamt die größten Belastungen dar. Commercial Gillnet fishery, Dredging (Changes in siltation, Abrasion, Selective Extration), Wind farms, bridges, oil platforms under construction (Underwater noise) und Commercial Trap and pot fishery beinhalten die geringsten Belastungen. Die Abbildung 6.5 zeigt die Summe der Belastungen in der AWZ. Die Belastungen die vom BSII entnommen sind, wurden nicht durchgehend den entsprechenden Gitter-Zellen zugeordnet. Dadurch tritt insbesondere im nördlichen und östlichen Teil der AWZ ein Schachbrettmuster auf. Die Belastungen die nicht vom BSII stammen wurden entsprechend ihres Vorkommens zugeordnet. 81 Kapitel 6: Datenverarbeitung Tabelle 6.4: Summe der anthropogenen Belastungen für alle Zellen (5 x 5 km-Gitter) Belastung Summe Disposal of dredged spoils 0,92175 Wind farms, bridges, oil platforms under construction 1,47500 Riverine runoff of organic matter 148,49343 Dredging 0,02730 Bathing sites, beaches and beach replenishment 76,90925 Bottom-trawling fishery 43,36187 Dredging 0,02730 Dredging 0,02730 Coastal and offshore shipping 53,25120 Wind farms, bridges, oil platforms under construction 0,43750 Atmospheric deposition of dioxins 17,18958 Oil slicks and spills 1,28571 Waterborne load of Cd 1,97628 Waterborne load of Pb 5,07088 Waterborne load of Hg 2,31300 Riverine load of Ni 8,95528 Riverine load of Zn 15,47830 Atmospheric deposition of Cd 36,92040 Atmospheric deposition of Pb 56,56388 Atmospheric deposition of Hg 65,01421 Radioactive substances 0,00000 Atmospheric deposition of N 44,66266 Waterborne discharges of N 83,91962 Waterborne discharges of P 53,50503 Riverine runoff of org. matter 74,14892 Passenger ships outside 12 nm 7,30156 Hunting of birds 16,76933 Commercial Surface and mid-water fishery 102,73597 Commercial Bottom-trawling fishery 56,87477 Commercial Gillnet fishery 0,00517 Commercial Trap and pot fishery 0,49839 82 Kapitel 6: Datenverarbeitung Abbildung 6.5: Summe der Belastungen in der deutschen AWZ der Ostsee 83 Kapitel 7: Implementierung 7 Implementierung Dieses Kapitel beschreibt die Umsetzung der Web-GIS-Applikation. Im Folgenden werden die verwendeten Software-Komponenten vorgestellt und welche einzelnen Bestandteile das Web-GIS nutzt. Die zu entwickelnde Web-GIS Anwendung basiert ausschließlich auf Open-Source-Komponenten. 7.1 Webserver Als Webserver wird der Apache (Version 2.2.22) verwendet und PHP (Version 5.3.2) dient als serverseitige Skriptsprache zur Datenbankabfrage und Datenspeicherung. Zudem wird GDAL auf dem Server benötigt. Das Programm ogr2ogr aus GDAL (Version 1.10.1) wird verwendet um die durch den Nutzer hochgeladenen Geodaten in die Datenbank zu überführen. 7.2 Datenbank Als Datenbank kommt PostgreSQL (Version 9.3) mit PostGIS (Version 2.1.0) zum Einsatz. Es wird der Standard-Nutzer postgres verwendet, der im Rahmen der Einrichtung festzulegen ist. Erzeugen der Tabellen Die Tabellen für die Datenbank wurden gemäß dem Datenbank-Modell (siehe Abb. 5.3) erstellt. In allen Tabellen ist die Spalte id der Primärschlüssel der Tabelle und wird automatisch vergeben. Der SQL-Code zum Erstellen der Tabellen ist im Listing 7.1 dargestellt. 84 Kapitel 7: Implementierung Zunächst wurde eine Tabelle user angelegt, diese enthält zunächst nur die Spalten id und name. Zum jetzigen Zeitpunkt ist nur ein User (default) in der Tabelle hinterlegt. Für die Ökosysteme und Belastungen wurden die zwei Tabellen ecosystem name und driver name erzeugt. Die Tabellen beinhalten jeweils die Spalten: id, name, shortname und active. Über die Spalte active kann der Systemadministrator zu einem späteren Zeitpunkt die Datensätze für das Web-GIS deaktivieren. Die Daten der Ökosysteme und Belastungen werden in den Tabellen ecosystem data und driver data gespeichert. Für jedes Ökosystem bzw. für jede Belastung wird eine Spalte angelegt. Die Geometrie wird in der Spalte geom hinterlegt. Über die Fremdschlüssel ecosystem name id bzw. driver name id wird eine Beziehung mit der Tabelle ecosystem name bzw. driver name hergestellt. In der Tabelle weight user werden die Gewichtungen gespeichert. Neben der Spalte id werden die Spalten id user, id ecosystem name und id driver name erstellt. Die drei zuletzt aufgeführten Spalten sind Fremdschlüssel und beziehen sich auf die Tabellen user, ecosystem name und driver name. In einer fünften Spalte weight erfolgt die Speicherung der jeweiligen Gewichtung. Listing 7.1: Erstellen der Tabellen in der Datenbank CREATE TABLE public.user ( id serial PRIMARY KEY , name varchar (80) ); CREATE TABLE p u b l i c . e c o s y ste m_nam e ( id serial PRIMARY KEY , name varchar (80) , shortname varchar (25) , active smallint ); CREATE TABLE p u b l i c . e c o s y ste m_dat a ( id serial PRIMARY KEY , id_ecosystem_name integer REFERENCES p u b l i c . e c o s y s t e m _ n a m e ( id ) , eco01 smallint , 85 Kapitel 7: Implementierung eco.. smallint , ecoN smallint ); CREATE TABLE p ub li c. dr iv er_name ( id serial PRIMARY KEY , name varchar (80) , shortname varchar (25) , active smallint ); CREATE TABLE p ub li c. dr iv er _name ( id serial PRIMARY KEY , id_driver_name integer REFERENCES public.driver_name ( id ) , driver01 smallint , driver.. smallint , driverN smallint ); CREATE TABLE p ub li c. we ig ht_user ( id serial PRIMARY KEY , id_user integer REFERENCES public.user ( id ) , id_ecosystem_name integer REFERENCES p u b l i c . e c o s y s t e m _ n a m e ( id ) , id_driver_name integer REFERENCES public.driver_name ( id ) , weight double precision ); PostGIS Die Installation von PostGIS enthält zwei Kommandozeilenwerkzeuge namens pgsql2shp und shp2pgsql. Mit diesen ist es möglich, Tabellen aus PostGIS in das Shape-Format und umgekehrt zu konvertieren. Das Werkzeug shp2pgsql wird verwendet, um die in Kapitel 6 beschriebenen Daten in PostGIS zu laden. Mit der Konvertierung werden die Daten aus einer Shape-Datei in eine Reihe von SQL-Anweisungen überführt. Die Anweisungen können direkt an psql weitergereicht oder in einer Textdatei gespeichert werden. [Mit08, S. 333] Das Listing 7.2 zeigt in zwei Schritten den Import der Daten in die Datenbank. 86 Kapitel 7: Implementierung Listing 7.2: Datenbankimport (shp2pgsql und psql separat) shp2pgsql -s 4326 eco_awz.shp ecosystem_data > ecosystem.sql psql -p 5433 -U postgres -d impact -f ecosystem.sql Mit Hilfe einer Pipe (Verkettung von Anweisungen) können die Daten direkt in die Datenbank geladen werden (siehe Listing 7.3). Listing 7.3: Datenbankimport (shp2pgsql und psql verkettet) shp2pgsql -s 4326 eco_awz.shp ecosystem_data | psql -d impact Über den Parameter -s wird der SRID (spatial referencing identifier) der Daten definiert. Für die erstellten Daten ist dies der EPSG-Code 4326 des WGS84. Bei keiner Angabe wird der Wert standardmäßig auf -1 gesetzt. Es folgt der Dateiname (ggf. mit der Pfadangabe) und der Tabellenname für die Datenbank. Nach dem Pipe-Operator erfolgt die psql-Anweisung. Der Parameter -d dient der Auswahl der entsprechenden Datenbank, -f der in einer Textdatei gespeicherten SQL-Anweisungen, -U des Datenbanknutzers und -p der Angabe des Ports, auf dem der Datenbankserver läuft, sofern dies nicht der PostgreSQL Standard-Port 5432 ist. Weitere Parameter können der Hilfe entnommen werden, die mit shp2pgsql --help bzw. mit psql --help aufgerufen wird. Alternativ können die Daten auch über den grafischen Datenbankclient shp2pgsql-gui (Plug-In für pgAdmin) in die Datenbank geladen werden. Für den Upload der Daten kommt ogr2ogr, ein Programm der GDAL, zum Einsatz. Das Listing 7.4 zeigt ein Beispielaufruf von ogr2ogr, um Daten in die Datenbank zu schreiben. Listing 7.4: Datenimport mit ogr2ogr ogr2ogr -f " PostgreSQL " " PG:host = localhost port =5433 dbname = impact user = postgres password = password " inputfile.shp - nln columnname - t_srs " EPSG:4326 " - lco GEOMETRY_NAME = geom 87 Kapitel 7: Implementierung 7.3 Client Auf dem Client dient HTML für das Grundgerüst, CSS für die Layoutdefinitionen und JavaScript für die Interaktionen. Zudem werden die JavaScript-Bibliotheken Leaflet (Version 0.7) und jQuery (1.10.2) zum Client übertragen. Leaflet dient der Darstellung des Kartenmaterials sowie der Geoobjekte und ist für die Kartennavigation verantwortlich. Diese JavaScript-Bibliothek ist besonders klein in der Größe und benötigt damit eine geringe Übertragungszeit. Leaflet funktioniert auf allen Browsern einschließlich der Version 8 des Internet Explorers und ist Open-Source lizenziert. JQuery wird vor allem für AJAX-Requests zum Server genutzt. Nach der erfolgreichen Übertragung der HTML-Datei arbeitet der Client diese ab, lädt vom Server die weiteren Stylesheets, Grafiken, Skriptdateien sowie sonstige externe Verweise auf Daten herunter. Das Listing 7.5 zeigt ein minimales Beispiel für eine Kartenapplikation mit Leaflet. Dazu wird ein div-Element angelegt, welches mit einer id versehen wird, auf der im folgenden die Karte initialisiert wird. Zudem benötigt diese id (map container) eine definierte Höhe, die in der CSS-Datei (siehe Listing 7.6) definiert ist. Innerhalb von JavaScript ist ein Objekt anzulegen, das auf den map container (auch target div genannt) verweist (siehe Listing 7.7). Dieses Kartenobjekt wird mit einer Startansicht, bestehend aus geographischen Koordinaten und einer Zoomstufe, versehen. Als Kartenmaterial dient bspw. OpenStreetMap1 , welche als Kacheln (Tilelayer) dem Kartenobjekt hinzugefügt werden. Die Abbildung 7.1 zeigt das Ergebnis im Browser. Standardmäßig sind wie bei fast allen JavaScript-Kartenbibliotheken Buttons zum Hinein- und Hinauszoomen integriert. Das Zoomen per Mausrad und mit Touchgesten ist ebenso als default eingestellt. Zusätzlich ist es möglich, mit der Shift-Taste ein Rechteck aufzuziehen, in das hineingezoomt wird um den Kartenausschnitt zu vergrößern. Basierend auf diesem Grundgerüst erfolgt die Integration der weiteren Funktionalitäten. 1 http://www.openstreetmap.org 88 Kapitel 7: Implementierung Listing 7.5: index.html 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 <!DOCTYPE html > <html lang= " en " > <head > <meta charset= " utf-8 " / > <title > Cumulative impact score on german baltic exclusive economic zone </title > <link rel= " stylesheet " href= " css / leaflet.css " / > < ! - - [ if lte IE 8] > <link rel= " stylesheet " href= " css / leaflet.ie.css " / > < ![ endif ] -- > <link rel= " stylesheet " href= " css / styles.css " / > <noscript > Your browser doesn ’t support JavaScript or isn ’t enabled ! </noscript > </head > <body > <div id= " map " > </div > <script src= " js / leaflet.js " > </script > <script src= " js / script.js " > </script > </body > </html > Listing 7.6: styles.css 1 2 3 # map { height: 300 px; } Listing 7.7: script.js 1 2 3 4 5 6 7 8 var map = L.map ( ’ map ’ , { center: new L.LatLng (54.8 , 13.2) , zoom: 8 }) ; var osm = L.tileLayer ( ’ http: //{ s }. www.toolserver.org / tiles / bw-mapnik /{ z }/{ x }/{ y }. png ’ , { attribution: ’& copy; <a href= " http: // openstreetmap.org " > OpenStreetMap< / a > contributors , <a href= " http: // creativecommons.org / licenses / by-sa /2.0/" > CC-BY-SA< / a > ’ }) . addTo ( map ) ; 89 Kapitel 7: Implementierung Abbildung 7.1: Rudimentäre JavaScript-Kartenapplikation mit Leaflet HTML-Tabelle für die Gewichtungen Um die Beziehung von Belastungen und Ökosystemen gegenüberzustellen wurde die Form der Tabelle gewählt. Die Belastungen werden in den Zeilen der Tabelle abgebildet und die Ökosysteme bilden die Spalten. In den jeweiligen Zellen steht die Gewichtung, die durch den Nutzer geändert werden kann. Als Dezimaltrennzeichen für die Gewichtungen werden sowohl Punkt, als auch Komma verarbeitet. Die Tabelle wird unterhalb der Karte erstellt. Die Werte für die Gewichtungen sind in der Datenbank hinterlegt und werden per Select-Abfrage direkt in die Tabelle geschrieben. In der HTML-Tabelle sind die Belastungen und Ökosysteme mit checkboxElementen versehen, die standardmäßig aktiviert sind. Diese dienen der einfachen Manipulierung der kumulativen Belastungen. Damit ist es dem Nutzer möglich, zu sehen wie sich die Auswirkungen verändern, wenn bspw. eine Belastung oder ein Ökosystem nicht mit in die Berechnung einbezogen wird. Ein Löschen der Datensätze bzw. die entsprechenden Werte mit Null zu versehen, ist somit nicht nötig. 90 Kapitel 7: Implementierung GeoJSON Layer Aus der Datenbank werden die Daten der Belastungen und Ökosysteme abgefragt. Die Geometriespalte wird in der Datenbank mithilfe der Funktion ST AsGeoJSON in das GeoJSON-Format überführt. Die Spalten der Ökosysteme und Belastungen werden in PHP über ein assoziatives Array, welches Namen anstatt Zahlen als Index-Werte verwendet, ausgelesen. Die Namen/Werte Paare werden JSON-kodiert und können zusammen mit der Geometriespalte im GeoJSON-Format an den Client übertragen. Auf dem Client werden die Daten als GeoJSON-Layer dem Kartenobjekt hinzugefügt. Dabei greift der GeoJSON-Layer vor der Darstellung auf weitere Funktionen hinzu, die für die Berechnung der kumulativen Belastungen und deren Visualisierungen nötig sind. Es werden die kumulativen Belastungen (Impact) nach der Gleichung 4.1 berechnet. Dazu werden für jedes Polygon-Feature die Belastungen und Ökosysteme zueinander gewichtet, summiert und in eine dafür vorgesehene Spalte auf dem GeoJSON-Datensatz geschrieben. Darauf basierend folgt die Visualisierung der kumulativen Belastungen auf die marinen Ökosysteme. Das Ergebnis ist in Abbildung 7.2 zu sehen. Abbildung 7.2: Entwurf Web-GIS 91 Kapitel 7: Implementierung Farbgestaltung Die farbliche Darstellung und die Einteilung der kumulativen Belastungen lehnt sich an das globale Modell nach Halpern et al. an (vgl. Abb. 4.2). Die in blau dargestellten Polygone (Features) weisen geringe kumulative Belastungen auf, hingegen rot-eingefärbte Polygone auf sehr hohe kumulative Belastungen hinweisen. Die Farbskala verläuft von Blau über Grün, Gelb und zwei Stufen von Orangen nach Rot. Eine Legende der Farbskala befindet sich im unteren Teil der Karte und ist immer sichtbar (siehe Abbildung 7.2). hover-Element und Pop-Up Wenn der Nutzer mit dem Mauszeiger über die farblich gekennzeichneten Polygone (den Bereich der AWZ) fährt, öffnet sich im rechten Bereich der Karte ein hover-Element, das eine Zusammenfassung für das Polygon liefert. Der Nutzer erfährt, welchen genauen Impact das Polygon aufweist und welche Ökosysteme und Belastungen vorliegen. Während die Ökosysteme nur aufgelistet werden, erfolgt für die Belastungen auch eine Ausgabe der Werte. Die Farbkodierung orientiert sich auch in diesem Fall an das globale Modell nach Halpern et al. (vgl. Abb. 4.2). Sobald der Nutzer eine Aktion mit der Maus ausführt, wird das hoverElement auf das aktuelle Polygon angepasst oder unsichtbar, wenn keine weiteren Polygone ausgewählt werden. Wählt der Nutzer per Mausklick ein Polygon aus, erscheint direkt über dem ausgewählten Polygon ein Pop-Up Fenster, das die gleichen Informationen wie das hover-Element beinhaltet. Eine Darstellung der beiden Informationselemente für unterschiedliche Polygone erfolgt in den Abbildungen 7.3 und 7.4. 92 Kapitel 7: Implementierung Abbildung 7.3: Web-GIS mit hover-Info Abbildung 7.4: Web-GIS mit Pop-Up 93 Kapitel 7: Implementierung Weitere Kartenelemente In der oberen rechten Ecke befindet sich ein Auswahlelement für verschiedene Hintergrundkarten. Neben einer schwarz-weißen Variante von OpenStreetMapKacheln ist auch ein WMS vom Nautisch-Hydrographisches-Informationssystem (NAUTHIS) des BSH integriert. Entsprechende rechtliche Hinweise sind unten rechts in der Karte zufinden. In der unteren linken Ecke werden die aktuellen Koordinaten des Mauszeigers und ein Maßstab angezeigt. Oben links befindet sich ein Button über den eine Sidebar geöffnet werden kann. Diese Sidebar basiert auf dem Leaflet-Plugin leaflet-sidebar 2 (Version 0.1.4) und dient als grafische Nutzeroberfläche für die weiteren Funktionalitäten (siehe Abb. 7.5). Abbildung 7.5: Entwurf Web-GIS mit Sidebar 2 https://github.com/turbo87/leaflet-sidebar/ 94 Kapitel 7: Implementierung Upload Daten Über ein Formular kann der Nutzer Daten in die bestehende Anwendung laden. Dazu werden die Daten nach dem Absenden des Formulars an den Server gesendet. Handelt es sich dabei um ein ZIP-Archiv, wird dieses entpackt und eine darin enthaltene Shape-Datei über ogr2ogr in die Datenbank geschrieben. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt muss die Shape- bzw. .dbx-Datei UTF-8 kodiert sein und in WGS84 vorliegen. Handelt es sich bei dem Upload um eine Belastung, erhält der Nutzer darauf eine Liste der Spalten des Datensatzes, der zuvor hochgeladen wurde. Nach der Auswahl der Belastungsspalte, wird diese normalisiert und über eine Verschneidung mit den bestehenden Datensätzen in einer neuen Spalte in den Belastungen gespeichert. Noch nicht implementiert ist die Übertragung des neuen GeoJSON-Layers. Auf dem Client soll der bestehende GeoJSON-Layer durch den neuen ersetzt werden, damit unmittelbar die Veränderungen der kumulativen Belastungen sichtbar werden. Abbildung 7.6: Datei für den Upload auswählen 95 Kapitel 7: Implementierung Abbildung 7.7: Namen für die Belastung eingeben Abbildung 7.8: Auswahl der gewünschten Spalte Gewichtung speichern und auswählen Ein Benutzermanagement für das Portal wurde im Rahmen der Arbeit nicht erstellt. Eine benutzerspezifische Speicherung der Gewichtungen ist somit zur Zeit noch nicht möglich. 96 Kapitel 7: Implementierung Für eine Speicherung und spätere Wiederverwendung der geänderten Gewichtungen muss zunächst ein Nutzer in der Tabelle user in der Datenbank angelegt werden. Nach erfolgreicher Identifizierung ist es anschließend möglich, die geänderten Gewichtungen in die Tabelle weight user zu schreiben. Wenn sich der Nutzer zukünftig einloggt, soll dann eine Auswahl seiner gespeicherten Gewichtungen erscheinen. 97 Kapitel 8: Zusammenfassung und Ausblick 8 Zusammenfassung und Ausblick Im Rahmen der Masterarbeit wurde ein Modell der kumulativen Belastungen auf marine Ökosysteme vorgestellt. In dem Zusammenhang wurden verschiedene Daten an Belastungen und Ökosysteme für die deutsche ausschließliche Wirtschaftszone der Ostsee ausgewertet. Diese Daten bilden die Grundlage für das entwickelte Web-GIS. Das Web-GIS bildet die kumulativen Belastungen auf marine Ökosysteme ab und dessen Datengrundlage kann dynamisch verändert werden. Es lassen sich die Gewichtungen verändern, mit denen die Belastungen und Ökosysteme in Relation gesetzt werden und es können sowohl Belastungen als auch Ökosysteme abgewählt und wieder hinzugefügt werden. Das Web-GIS basiert auf gängigen Open-Source-Komponenten und nutzt jeweils deren Stärken der Speicherung, Verarbeitung und Visualisierung von Geodaten. Damit wurde ein Werkzeug geschaffen, mit dem es möglich ist aufzuzeigen, wie stark sich die Aktivitäten des Menschen in der AWZ der Ostsee akkumulieren und an welchen Standorten ggf. weitere Maßnahmen geplant oder verstärkt werden müssen, um einen guten Zustand der Meeresumwelt im Sinne der MSRL zu erreichen. Entscheidend für eine kritische Beurteilung des Zustandes der Meeresumwelt der AWZ sind jedoch der Umfang, die Aktualität und die Genauigkeit der Daten. Hier setzt das Web-GIS an und ermöglicht es, dynamisch auf neue Datensätze oder Klassifikationen von Belastungen und Ökosystemen reagieren zu können, damit Änderungen unmittelbar sichtbar werden. Dem Web-GIS mangelt es an Daten zu indirekten Belastungen wie bspw. Klimawandel und damit einhergehende Ursachen wie der Anstieg des Meeresspiegels. Darüber hinaus spiegeln einige Belastungen nicht deren reale Verbreitung wider bzw. konnten nur näherungsweise in das System integriert werden. 98 Kapitel 8: Zusammenfassung und Ausblick Das Web-GIS verarbeitet zum gegenwärtigen Zeitpunkt Geodaten des Shapeund GeoJSON-Formates. Voraussetzung ist, dass die Daten UTF-8 kodiert sind und im WGS-84 vorliegen. Weitere Vektorformate können ebenso integriert werden, wurden jedoch im Rahmen der Arbeit nicht hinreichend getestet. An dieser Stelle kann es zu unerwarteten Ereignissen kommen und daher sollte zum gegenwärtigen Entwicklungsstand auf die Integration anderer Datenformate verzichtet werden. Die hinzugefügten Daten werden bisher in die Datenbank geschrieben und mit den bestehenden Geometrien verschnitten. Es fehlt die Integration in die HTML-Tabelle und die Neuberechnung der kumulativen Belastungen. Für die weitere Entwicklung könnte die Integration eines Nutzermanagements im Mittelpunkt stehen. Dies ist im Zusammenhang mit dem Hinzufügen weiterer Daten und dem Verändern von Gewichtungen, im Form der besseren Benutzerfreundlichkeit des Systems und im Sinne des Datenschutzes empfehlenswert. Ein weiterer Optimierungsbedarf besteht hinsichtlich der Darstellung auf mobilen Endgeräten. Der derzeitige Stand des Web-GIS wurde in den gängigen Desktop-Browsern in den aktuellen Versionen getestet. Dabei zeigten sich keine Kompatibilitätsprobleme. Zusammenfassend wurde das Modell der kumulativen Belastungen auf marine Ökosysteme nach Halpern et al. auf ein dynamisches und interaktives Web-GIS übertragen. Das Web-GIS liefert damit einen Überblick über anthropogene Aktivitäten für den Bereich der deutschen AWZ der Ostsee. 99 Literaturverzeichnis Literaturverzeichnis [Bil01] R. Bill. Geodaten. Zugriff: 4. Dezember 2013. Universität Rostock, Professur für Geodäsie und Geoinformatik. Oktober 2001. http: //www.geoinformatik.uni-rostock.de/einzel.asp?ID=762. [Bil10] R. Bill. Grundlagen der Geo-Informationssysteme. Bd. 5., vollständig neu bearbeitete Auflage. Rostock: Wichmann Herbert, 2010. isbn: 9783879074891. [Bri13] T. Brinkhoff. Geodatenbanksysteme in Theorie und Praxis. 3. überarbeitete und erweiterte Auflage. Berlin: Wichmann, 2013. isbn: 978-3-879-07513-3. [Buna] Bundesamt für Naturschutz, Hrsg. Belastungen im Meer. Zugriff: 27. Januar 2014. http://www.bfn.de/17143.html. [Bunb] Bundesamt für Naturschutz, Hrsg. Schifffahrt. Zugriff: 27. Januar 2014. http://www.bfn.de/17165.html. [Bunc] Bundesamt für Naturschutz, Hrsg. Schlickgründe mit bohrender Bodenmegafauna. Zugriff: 27. Januar 2014. http://www.bfn.de/ 20030.html. [Bund] Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, Hrsg. AWZ. Zugriff: 22. August 2013. http://www.bsh.de/de/Meeresnutzung/ Wirtschaft/Windparks/AWZ.jsp. [Bune] Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, Hrsg. MARPOL Umweltübereinkommen. Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie. Zugriff: 22. März 2013. http : / / www . bsh . de / de / Meeresdaten/Umweltschutz/MARPOL_Umweltuebereinkommen/. xi Literaturverzeichnis [Bunf] Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, Hrsg. Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen. Zugriff: 05. Juli 2013. http: / / www . bsh . de / de / Meeresnutzung / Wirtschaft / Windparks / Grundlagen/SrUe.pdf. [Bun06] Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, Hrsg. Ostsee: Festlandsockel/ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ). Dezember 2006. http : / / www . bsh . de / de / Meeresnutzung / Wirtschaft / CONTIS - Informationssystem / ContisKarten / OstseeDeutscherFestlandsockelAWZ.pdf. [Bun08] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Hrsg. Die Vogelschutzrichtlinie. Zugriff: 24. Oktober 2013. März 2008. http : / / www . bmu . de / themen / natur arten / naturschutz - biologische - vielfalt / natura - 2000 / vogelschutzrichtlinie/. [Bun09] Bundesamt für Naturschutz, Hrsg. Ökosystemgerechte nachhaltige Fischerei - Empfehlungen des Bundesamtes für Naturschutz. Zugriff: 27. Januar 2014. Sep. 2009. http : / / www . bfn . de / fileadmin / MDB/documents/themen/meeresundkuestenschutz/downloads/ Berichte- und- Positionspapiere/2009- 09- 01- HintergrundFischerei_en-de.pdf. [Bun12a] Bundesamt für Naturschutz, Hrsg. OSPAR-Konvention. Zugriff: 24. Oktober 2013. März 2012. http://www.bfn.de/0310_helsinki. html?&MP=1521-17192. [Bun12b] Bundesamt für Naturschutz, Hrsg. Übereinkommen zum Schutz der Meeresumwelt des Ostseegebietes (Neue Helsinki-Konvention) (1992). Zugriff: 24. Oktober 2013. Jan. 2012. http://www.bfn.de/ 0310_helsinki.html?&MP=1521-17192. [Bun12c] Bundesamt für Naturschutz, Hrsg. Übersicht, Kurzfakten. Zugriff: 06. Januar 2013. März 2012. %5Curl%7Bhttp://www.bfn.de/0314_ daten-meeresflaeche.html%7D. xii Literaturverzeichnis [Bun12d] Bundesamt für Naturschutz (BfN), Hrsg. Gesetzlich geschützte marine Biotoptypen gemäß § 30 BNatSchG. Zugriff: 06. Januar 2014. März 2012. http://www.bfn.de/20083.html. [Bun12e] Bundesamt für Naturschutz (BfN), Hrsg. Marine Biotoptypen. Zugriff: 06. Januar 2014. März 2012. http://www.bfn.de/17049. html. [Bun12f] Bundesamt für Naturschutz (BfN), Hrsg. UN-Seerechtsübereinkommen (UNCLOS). Zugriff: 05. Juli 2013. März 2012. http:// www.bfn.de/habitatmare/de/internationale- konventionenunclos.php. [Bun14] Bundesamt Ostsee: für Sämtliche Seeschifffahrt und Hydrographie, Hrsg. Nutzungen und Schutzgebiete. Jan. 2014. http : / / www . bsh . de / de / Meeresnutzung / Wirtschaft / CONTIS - Informationssystem / ContisKarten / OstseeSaemtlicheNutzungenSchutzgebiete.pdf. [But08] H. Butlerand u. a. Zugriff: 15. Januar 2014. Juni 2008. http:// geojson.org/geojson-spec.html. [Car12] M. Carstens. Aktivitäten der Helsinki-Kommission (HELCOM) zur Umsetzung der MSRL. Zugriff: 24. Oktober 2013. Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern. Sep. 2012. http://www.lung.mv- regierung.de/dateien/03_ carstens_aktivitaeten_helcom.pdf. [Cla07] U. Claussen u. a. Eutrophierung in den deutschen Küstengewässern von Nord- und Ostsee. Jan. 2007. http : / / www . blmp online . de / PDF / WRRL / Eutrophierung _ in _ den _ deutschen _ Kuestengewaessern.pdf. [Ecm13] Ecma International, Hrsg. The JSON Data Interchange Format. Zugriff: 15. Januar 2014. Oktober 2013. http : / / www . ecma international.org/publications/files/ECMA- ST/ECMA- 404. pdf. xiii Literaturverzeichnis [Eur10] European Environment Agency, Hrsg. Marine and coastal environment. Copenhagen, 2010. isbn: 978-92-9213-158-6. http://www.eea. europa.eu/soer/europe/marine- and- coastal- environment/ at_download/file. [Eur12] European Environment Agency, Hrsg. Environmental Indicator Report 2012. Copenhagen, Mai 2012. isbn: 978-9-292-13315-3. http:// www.eea.europa.eu/publications/environmental-indicatorreport-2012/at_download/file. [Fei06] R. Feistel. Wird die Ostsee zum Süßwassermeer? Zugriff: 04. Februar 2014. Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde. Aug. 2006. http://www.io-warnemuende.de/wird-die-ostsee-zumsuesswassermeer.html. [Hal07] B. S. Halpern, K. A. Selkoe, F. Micheli und C. V. Kappel. Evalua” ting and Ranking the Vulnerability of Global Marine Ecosystems to Anthropogenic Threats“. Conservation Biology 21 (2007). [Hal08a] B. S. Halpern u. a. A Global Map of Human Impact on Marine ” Ecosystems“. Science 319 (2008). [Hal08b] B. S. Halpern u. a. Supporting Online Material for A Global Map ” of Human Impact on Marine Ecosystems“. Science 319.5865 (Feb. 2008). doi: 10.1126/science.1149345. http://www.sciencemag. org/cgi/content/full/319/5865/948/DC1. [HEL10a] HELCOM, Hrsg. Towards a Baltic Sea Pressure Index - A background document of the method, data preparation and purpose of the activity. Jan. 2010. http://meeting.helcom.fi/c/document_ library / get _ file ? p _ l _ id = 16324 & folderId = 963302 & name = DLFE-40883.pdf. [HEL10b] HELCOM, Hrsg. Towards a tool for quantifying anthropogenic pressures and potential impacts on the Baltic Sea marine environment. Baltic Sea Environment Proceedings 125. Helsinki: Helsinki Commission, 2010. http://www.helcom.fi/Lists/Publications/ BSEP125.pdf. xiv Literaturverzeichnis [HEL13] HELCOM, Hrsg. HELCOM core indicators - Final report of the HELCOM CORESET project. Baltic Sea Environment Proceedings 136. Helsinki: Helsinki Commission, 2013. http://www.helcom.fi/ Lists/Publications/BSEP125.pdf. [Hup10] P. Hupfer. Die Ostsee - kleines Meer mit großen Problemen. Bd. 5., vollständig neu bearbeitete Auflage. Stuttgart: Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Aug. 2010, S. 262. isbn: 978-3-443-01068-3. http://www.schweizerbart.de//publications/detail/isbn/ 9783443010683/Die%5C_Ostsee%5C_kleines%5C_Meer%5C_mit% 5C_groAen%5C_Problemen. [Kra11] J. Krause, I. Narberhaus, B. Knefelkamp und U. Claussen. Umsetzung der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL). 2011. http: //www.blmp-online.de/PDF/MSRL/MSRL_Leitfaden.pdf. [KZ08] P. Korduan und M. L. Zehner. Geoinformation im Internet - Technologien zur Nutzung raumbezogener Informationen im WWW. 1. 2008. Rostock: Wichmann Herbert, 2008. isbn: 978-3-879-07456-3. [Men08] B. Mendel u. a. Artensteckbriefe von See- und Wasservögeln der deutschen Nord- und Ostsee. Bonn, Bad Godesberg: Bundesamt für Naturschutz, 2008. isbn: 978-3-7843-39659-7. [Mit08] T. Mitchell, A. Emde, A. Christl und J. W. Lang. Web-Mapping mit Open Source-GIS-Tools. 1. Auflage. Köln: O’Reilly Germany, 2008. isbn: 978-3-897-21723-2. [Nat] National Center for Ecological Analysis and Synthesis, Hrsg. A Global Map of Human Impacts to Marine Ecosystems. Zugriff: 26. September 2013. http : / / neptune . nceas . ucsb . edu / cumimpacts2008/kml/marine_model.kml. [Neu12] A. Neumann. Springer Handbook of Geographic Information“. ” Hrsg. von W. Kresse und D. M. Danko. 2012. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, 2012. Kap. 14 Web Mapping and Web Cartography, S. 567–587. isbn: 978-3-540-72680-7. xv Literaturverzeichnis [Nie04] Niedersächsisches Landesamt für Ökologie, Hrsg. Umweltindikatoren als Beitrag zur Nachhaltigkeitsdiskussion in Niedersachsen. 1. Auflage. Hildesheim, 2004, S. 129. www.niedersachsen.de/download/ 7344. [NKB12] I. Narberhaus, J. Krause und U. Bernitt. Bedrohte Biodiversität in der deutschen Nord- und Ostsee. Bd. 116. Naturschutz und Biologische Vielfalt. Bundesamt für Naturschutz (BfN), 2012, S. 674. isbn: 978-3-7843-4016-6. http : / / www . dnl - online . de / 1905 . html?textfeld1=Narberhaus&id=107264&page=1&zaehlseite= 1&AnchorID=3&treffer=12. [OH11] R. O. Obe und L. S. Hsu. PostGIS in Action. Hrsg. von M. P. Co. 2011. isbn: 978-1-935-18226-9. [SB99] Statistisches Bundesamt und Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Hrsg. Glossar zu Umwelt- und Nachhaltigkeitsindikatoren. Aug. 1999. http://www.bmu.de/fileadmin/ bmu-import/files/pdfs/allgemein/application/pdf/csd_04. pdf. [Sto] A. Stolzenberger-Ramirez. euphotisch. Zugriff: 4. Dezember 2013. http://www.geodz.com/deu/d/euphotisch. [Töp09] K. Töpke. Marine habitats and ecosystems. Zugriff: 22. August 2013. Sep. 2009. http://www.coastalwiki.org/wiki/Marine_ habitats_and_ecosystems. [Umw12] Umweltbunbesamt, Hrsg. Meere. Zugriff: 06. Juli 2013. März 2012. http: / / www .umweltbundesamt - daten - zur - umwelt . de / umweltdaten/public/theme.do?nodeIdent=2267. [Vet12] L. Vetter, M. Jonas, W. Schröder und R. Pesch. Springer Handbook ” of Geographic Information“. Hrsg. von W. Kresse und D. M. Danko. 2012. Aufl. Berlin, Heidelberg: Springer, 2012. Kap. 23 Marine Geographic Information Systems, S. 743–794. isbn: 978-3-540-726807. xvi Kapitel 1: Datentabellen A Datentabellen Tabelle A.1: Ökosystemdaten Nr. Ökosystem Daten in Zeitraum dt. AWZ 1 Spawning and nursery areas of cod yes 1994 2 Grey seals, ringed seals and harbour seals no 3 Harbour porpoise yes 4 Seabird wintering grounds yes 2007 5 Zostera meadows no 2011 6 Mussel beds yes 2000 - 2007 7 Photic sand yes 2007 8 Photic mud and clay yes 2007 9 Photic hard bottom yes 2007 10 Non-photic sand yes 2007 11 Non-photic mud and clay yes 2007 12 Non-photic hard bottom yes 2007 13 Photic water yes March, Octo- ber 2000 - 2008 14 Non-photic water yes March, Octo- ber 2000 - 2008 xvii Kapitel 1: Datentabellen Tabelle A.2: Dateiname und Spalte/Attribut der Ökosysteme Ökosystem- Dateiname(n) Spalte/Attribut Nr. 1 ags balticcod olebagge etrs 1 ags Bycatch25112010 ags EffortSightings25112010 ags HuntedKilled25112010 3 ags IncidentalSightings25112010 ags Strandings25112010 ags Unknown25112010 4 ags wintering bird grounds 1 61 ags Haz BaP Bivalves 7 ags HOLAS BALANCE Sediment 1 GRIDCODE = 1 8 ags HOLAS BALANCE Sediment 1 GRIDCODE = 3 9 ags HOLAS BALANCE Sediment 1 GRIDCODE = 5 10 ags HOLAS BALANCE Sediment 1 GRIDCODE = 2 11 ags HOLAS BALANCE Sediment 1 GRIDCODE = 4 12 ags HOLAS BALANCE Sediment 1 GRIDCODE = 6 13 ags HOLAS EUSeaMap Photic bottoms 1 GRIDCODE = 1 14 ags HOLAS EUSeaMap Photic bottoms 1 GRIDCODE = 2 ags Haz DDE Status mussels Tabelle A.3: Beziehung der Belastungen in dem MSFD und den HELCOMHOLAS Datenlayern [HEL10a, S. 4-5] Belastungen in MSFD, Anhang HELCOM-HOLAS Datenlayer III, Tabelle 2 Physical loss Smothering 0 Disposal of dredged spoils Weitere Dateien vorhanden, bilden aber nicht die deutsche AWZ der Ostsee ab xviii Kapitel 1: Datentabellen Beziehung der Belastungen in dem MSFD und den HELCOM-HOLAS Datenlayern [HEL10a, S. 4-5] (fortgesetzt) Wind farms, bridges, oil platforms under construction Cables and pipelines, which are under construction Sealing Harbours Coastal defence structures Bridges and coastal dams Physical damage Changes in siltation Riverine runoff of organic matter Dredging Bathing sites, beaches and beach replenishment Coastal shipping Abrasion Commercial bottom-trawling fishery Dredging Selective extraction Dredging Other physical disturbance Underwater noise Coastal and offshore shipping Recreational boating and sports Operational wind farms Wind farms, bridges, oil platforms, which are under construction Cables and pipelines, which are under construction Oil rigs (operational) Marine litter No indicators Interference with hydrological processes Changes in thermal regime Nuclear power plants xix Kapitel 1: Datentabellen Beziehung der Belastungen in dem MSFD und den HELCOM-HOLAS Datenlayern [HEL10a, S. 4-5] (fortgesetzt) Changes in salinity regime Bridges and coastal dams Coastal wastewater treatment plants Contamination by hazardous substances Introduction of synthetic com- Atmospheric deposition of dioxins pounds Polluting ship accidents Oil slicks and spills Coastal industry, oil terminals, oil platforms and refineries Harbours Population density Introduction of non-synthetic sub- Waterborne load of heavy metals (lead, stances and compounds cadmium, mercury, zinc and nickel, separately) Atmospheric deposition of metals (lead, cadmium and mercury, separately) Introduction of radionuclides Discharges of radioactive substances Systematic and/or intentional release of substances Introduction of other substances No indicator Nutrient and organic matter enrichment Inputs of fertilizers Aquaculture Atmospheric deposition of nitrogen Waterborne discharges of nitrogen Waterborne discharges of phosphorus Inputs of organic matter Aquaculture Riverine runoff of organic matter xx Kapitel 1: Datentabellen Beziehung der Belastungen in dem MSFD und den HELCOM-HOLAS Datenlayern [HEL10a, S. 4-5] (fortgesetzt) Introduction of non-indigenous species Introduction of non-indigenous No indicator species Biological disturbance Introduction of microbial patho- Aquaculture gens Coastal wastewater treatment plants Passenger ships outside 12 nm Selective extraction of species Hunting of birds Hunting of seals Commercial surface and mid-water fishery Commercial bottom-trawling fishery Commercial gillnet fishery Commercial trap and pot fishery Tabelle A.4: Namenszuordnung der Belastungen Nr. Belastung (HELCOM HOLAS Datenlayer) Benennung in BSII 1 Disposal of dredged spoils SMOTH Dump 2 Wind farms, bridges, oil platforms under con- SMOTH WFco struction 3 Cables and pipelines, which are under construc- SMOT Cable tion 4 Harbours SEALI Harb 5 Coastal defence structures SEAL CoDef 6 Bridges and coastal dams SEAL Dams 7 Riverine runoff of organic matter SILT OM xxi Kapitel 1: Datentabellen Namenszuordnung der Belastungen (fortgesetzt) Nr. Belastung (HELCOM HOLAS Datenlayer) Benennung in BSII 8 Dredging SILT Dred 9 Bathing sites, beaches and beach replenishment SILT Beach 10 Coastal shipping SIL CoShip 11 Commercial bottom-trawling fishery ABR Btrawl 12 Dredging ABRAS Dred 13 Dredging EXTRA Dred 14 Coastal and offshore shipping NOIS AlShi 15 Recreational boating and sports RecBoating 16 Operational wind farms NOISE WFop 17 Wind farms, bridges, oil platforms, which are NOISE WFco under construction 18 Cables and pipelines, which are under construc- NOIS Cable tion 19 Oil rigs (operational)/ Operational oil platforms NOISE Oilr 20 Nuclear power plants Nuclpowerp 21 Coastal wastewater treatment plants SALI MWWT 22 Bridges and coastal dams SALIN Dams 23 Atmospheric deposition of dioxins Diox Depos 24 Polluting ship accidents ShipAccide 25 Oil slicks and spills OilSpills 26 Coastal industry, oil terminals, oil platforms and Industries refineries 27 Harbours SYNTH Harb 28 Population density SYNTH Pop 29 Waterborne load of cadmium Waterb Cd 30 Waterborne load of lead Waterb Pb 31 Waterborne load of mercury Waterb Hg 32 Riverine load of nickel WATERB Ni 33 Riverine load of zinc WATERB Zn xxii Kapitel 1: Datentabellen Namenszuordnung der Belastungen (fortgesetzt) Nr. Belastung (HELCOM HOLAS Datenlayer) Benennung in BSII 34 Atmospheric deposition of cadmium Cd Deposit 35 Atmospheric deposition of lead Pb Deposit 36 Atmospheric deposition of mercury Hg Deposit 37 Discharges of radioactive substances RadioacSub 38 Aquaculture FERTILIZ A 39 Atmospheric deposition of nitrogen N Deposit 40 Waterborne discharges of nitrogen WATERB N 41 Waterborne discharges of phosphorus WATERB P 42 Aquaculture OM Aq 43 Riverine runoff of organic matter OM RiverOM 44 Aquaculture MICR Aq 45 Coastal wastewater treatment plants MICR MWW 46 Passenger ships outside 12 nm MICR PShip 47 Hunting of birds BirdHunt 48 Hunting of seals SealHunt 49 Commercial surface and mid-water fishery SurfTrawl 50 Commercial bottom-trawling fishery EXTR Btraw 51 Commercial gillnet fishery GillneFish 52 Commercial trap and pot fishery StatCoFish Tabelle A.5: Datenbeschreibung der Belastungen Nr. Beschreibung der Belastung 1 quantity of disposed material (in tonnes) 2 number of wind turbines 3 presence/absence 4 total annual cargo volume 5 total length of the defence structures per cell 6 presence/absence xxiii Kapitel 1: Datentabellen Datenbeschreibung der Belastungen (fortgesetzt) Nr. Beschreibung der Belastung 7 phosphorus background load percentage 8 amount of dredged material (in tonnes) 9 total number of bathing sites per cell 10 relative traffic intensity value serves as the pressure value 11 total landings/catches (tonnes) per cell 12 amount of dredged material (in tonnes) 13 amount of dredged material (in tonnes) 14 quantification was based on the relative traffic intensity data in the year 2008 15 based on the population density; pressure = summed number of marinas each cell 16 number of wind turbines 17 number of wind turbines 18 presence/absence 19 presence/absence 20 number of active reactors serves as the pressure value corresponding to the quantity of warm-water outflow 21 presssure is quantified according to the average outflow of treated waste water 22 presence/absence 23 average deposition of dioxin per year 24 amount of pollution (in m3 ) 25 amount of oil discharged was classified according to three classes: 1, 2, and 3. The class values were summed over the assessment period 2003 to 2007 for each cell 26 average outflow of discharge water* 27 total annual cargo volume 28 summed population density per cell 29 annual pressure of heavy metal loads xxiv Kapitel 1: Datentabellen Datenbeschreibung der Belastungen (fortgesetzt) Nr. Beschreibung der Belastung 30 annual pressure of heavy metal loads 31 annual pressure of heavy metal loads 32 annual pressure of heavy metal loads 33 annual pressure of heavy metal loads 34 average atmospheric deposition of cadmium (in g/km2 ) 35 average atmospheric deposition of lead (in g/km2 ) 36 average atmospheric deposition of mercury (in g/km2 ) 37 average discharges of the radioactive substances 38 total phosphorus load 39 average deposition of nitrogen 40 annual pressure 41 annual pressure 42 total phosphorus load 43 phosphorus background load percentage 44 total phosphorus load 45 presence or absence of MWWTPs in a cell 46 quantification was based on the relative traffic intensity data in the year 2008 47 number of hunted birds per county was given to all coastal cells within the county and within 15 km from the coastline 48 average number of hunted seals over the five years 49 pressure value is the total amount of the landings or catches in tonnes 50 total landings/catches (tonnes) per cell 51 total landings/catches (tonnes) per cell 52 total landings/catches (tonnes) per cell xxv Kapitel 1: Datentabellen Tabelle A.6: Dateiname und Spalte der Belastungen Nr. Spalte 1 ags BSPI 52Pressures 22Nov2010 1 2 ags WindFarms 1 2 SMOTH Dump NoTurbines 2 7 ags BSPI 52Pressures 22Nov2010 1 8 ags Dredging sites Amount ton 9 ags Bath sites 1km from sea 1 y2007 11 ags Com BottomTrawling 1 TOTAL 12 ags Dredging sites Amount ton 13 ags Dredging sites SILT OM Amount ton 2 14 ags BSPI 52Pressures 22Nov2010 1 17 ags WindFarms 1 NoTurbines 23 ags Deposition05 07 Dioxins EMEP 1 DioxinAvrg 24 ags HOLAS PollutingShipAccidents PolConv m3 25 ags IllegalOilDischarges 1 NOIS AlShi Category 29 ags BSPI 52Pressures 22Nov2010 1 2 30 ags BSPI 52Pressures 22Nov2010 1 2 Waterb Pb ags BSPI 52Pressures 22Nov2010 1 2 Waterb Hg ags BSPI 52Pressures 22Nov2010 1 2 WATERB Ni 33 ags BSPI 52Pressures 22Nov2010 1 2 WATERB Zn 34 ags Deposition05 07 Cd EMEP 1 CdAvrg 35 ags Deposition05 07 Pb EMEP 1 PbAvrg 36 ags Deposition05 07 Hg EMEP 1 31 32 37 ags BSPI 52Pressures 22Nov2010 1 39 ags Deposition05 07 N EMEP 1 Waterb Cd HgAvrg 2 SUM N Avrg 40 ags BSPI 52Pressures 22Nov2010 1 2 41 ags BSPI 52Pressures 22Nov2010 1 2 WATERB P ags BSPI 52Pressures 22Nov2010 1 2 OM RiverOM ags BSPI 52Pressures 22Nov2010 1 2 MICR PShip 43 46 2 Dateiname WATERB N Datensatz aus Punktdaten mittels Gradienten erstellt. Eine Beschreibung des Gradienten liegt jedoch nicht vor, weswegen für den Datensatz auf den BSPI zurück gegriffen wurde. xxvi Kapitel 1: Datentabellen Dateiname und Spalte der Belastungen (fortgesetzt) Nr. Dateiname Spalte 47 ags HOLAS Hunting Birds 1 SUM 49 ags Com SurfaceMidWaterGear 1 TOTAL 50 ags Com BottomTrawling 1 TOTAL 51 ags Com Gillnet 1 Total 52 ags Com TrapsPots 1 Total xxvii Kapitel 2: Datenverarbeitung B Datenverarbeitung Listing B.1: ecosystem.py 1 def ecosystem ( output , out_column , input , where = None ) : 2 """ 3 set ecosystem to target layer 4 usage: 5 ecosystem (" grid4 " , " np_sand " , " _ a g s _ H O L A S _ B A L A N C E _ S e d i m e n t _ 1 " , ' " GRIDCODE " = 2 ' ) 6 """ 7 if where: 8 print ( ' where select ' ) 9 a r c p y . S e l e c t L a y e r B y A t t r i b u t e _ m a n a g e m e n t ( input , ' NEW_SELECTION ' , where ) 10 a r c p y . M a k e F e a t u r e L a y e r _ m a n a g e m e n t ( input , ' copy_lyr ' ) 11 a r c p y . S e l e c t L a y e r B y L o c a t i o n _ m a n a g e m e n t ( output , ' INTERSECT ' , " copy_lyr " ) 12 matchcount = int ( a r c p y . G e t C o u n t _ m a n a g e m e n t ( ' copy_lyr ' ) . getOutput ( 0 ) ) 13 else: 14 a r c p y . S e l e c t L a y e r B y L o c a t i o n _ m a n a g e m e n t ( output , ' INTERSECT ' , input ) 15 matchcount = int ( a r c p y . G e t C o u n t _ m a n a g e m e n t ( input ) . getOutput ( 0 ) ) 16 if matchcount == 0 : 17 print ( ' no features matched spatial and / or attribute criteria ' ) 18 else: 19 print ( ' {0} matched criterias ' . format ( matchcount ) ) 20 # set values to ' 1 ' 21 rows = a rc py .U pd at eCursor ( output ) 22 row = rows.next () 23 while row: xxviii Kapitel 2: Datenverarbeitung 24 25 26 27 28 29 30 31 row.setValue ( out_column , ' 1 ' ) rows.updateRow ( row ) row = rows.next () del row , rows a r c p y . S e l e c t L a y e r B y A t t r i b u t e _ m a n a g e m e n t ( input , " CLEAR_SELECTION " ) a r c p y . S e l e c t L a y e r B y A t t r i b u t e _ m a n a g e m e n t ( output , " CLEAR_SELECTION " ) if where: a r c p y . D e l e t e _ m a n a g e m e n t ( " copy_lyr " ) Listing B.2: driver.py 1 def driver ( output , out_column , input , in_column , where = None ) : 2 """ 3 set driver to target layer 4 usage: 5 driver (" driver " , " NOISE_WFco " , " _ags_WindFarms_1 " , " NoTurbines " , ' " WindfarmSt " = \ ' Under Construction \ ' ' ) 6 """ 7 if where: 8 print ( ' where select ' ) 9 a r c p y . S e l e c t L a y e r B y A t t r i b u t e _ m a n a g e m e n t ( input , ' NEW_SELECTION ' , where ) 10 a r c p y . M a k e F e a t u r e L a y e r _ m a n a g e m e n t ( input , ' copy_lyr ' ) 11 a r c p y . S e l e c t L a y e r B y A t t r i b u t e _ m a n a g e m e n t ( ' copy_lyr ' , ' NEW_SELECTION ' ) 12 a r c p y . S e l e c t L a y e r B y L o c a t i o n _ m a n a g e m e n t ( output , ' INTERSECT ' , " copy_lyr " ) 13 matchcount = int ( a r c p y . G e t C o u n t _ m a n a g e m e n t ( ' copy_lyr ' ) . getOutput ( 0 ) ) 14 else: 15 a r c p y . S e l e c t L a y e r B y A t t r i b u t e _ m a n a g e m e n t ( input , ' NEW_SELECTION ' ) 16 a r c p y . S e l e c t L a y e r B y L o c a t i o n _ m a n a g e m e n t ( output , ' INTERSECT ' , input ) 17 matchcount = int ( a r c p y . G e t C o u n t _ m a n a g e m e n t ( input ) . getOutput ( 0 ) ) 18 if matchcount == 0 : 19 print ( ' no features matched spatial and / or attribute criteria ' ) xxix Kapitel 2: Datenverarbeitung 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 else: print ( ' {0} matched criterias ' . format ( matchcount ) ) values = [] max = 0 rows = arcpy.SearchCur sor ( input ) for row in rows: if row.getValue ( in_column ) > max: max = row.getValue ( in_column ) values.append ( row.getValue ( in_column ) ) del rows , row # set values norm = 0 rows = a rc py .U pd at eCursor ( output ) row = rows.next () for value in values: for row in rows: norm = value / max row.setValue ( out_column , norm ) rows.updateRow ( row ) row = rows.next () del row , rows , norm , max , values a r c p y . S e l e c t L a y e r B y A t t r i b u t e _ m a n a g e m e n t ( input , " CLEAR_SELECTION " ) a r c p y . S e l e c t L a y e r B y A t t r i b u t e _ m a n a g e m e n t ( output , " CLEAR_SELECTION " ) if where: a r c p y . D e l e t e _ m a n a g e m e n t ( " copy_lyr " ) xxx Kapitel 3: CD-ROM C CD-ROM Inhalt der beiliegenden CD-ROM / Abschlussarbeit/ Masterarbeit Gritzka 2014.pdf Datenbankskripte/ Datenverarbeitung/ python/ result/ driver/ ecosystem/ www/ index.html css/ img/ js/ php/ tmp/ xxxi Erklärung der Selbstständigkeit Erklärung der Selbstständigkeit Hiermit versichere ich, die vorliegende Masterarbeit ohne Hilfe Dritter und nur mit den angegebenen Quellen und Hilfsmitteln angefertigt zu haben. Alle Stellen, die aus den Quellen entnommen wurden, sind als solche kenntlich gemacht worden. Diese Arbeit hat in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner Prüfungsbehörde vorgelegen. Neubrandenburg, den 17. 03. 2014 ........................ xxxii