Forensische Psychiatrie für Juristinnen und Juristen Psychotrope Substanzen Basel, 29. März 2017 Dr. med. Tobias Vogel Forensisch Psychiatrische Kliniken Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel Forensisch-psychiatrische Relevanz • «Psychotrop» = auf die Psyche einwirkend – sedierend bis hin zu Koma und Tod – antriebssteigernd – Beeinträchtigung psychischer Funktionen: • • • • Emotionen (Gefühlslage) Kognitionen (Denken) Psychomotorik (Bewegungssteuerung) Gedächtnis / Aufmerksamkeit • Schuldfähigkeit • Legalprognose • Therapiefähigkeit / Massnahmebedürftigkeit • Fahreignung • Glaubhaftigkeit von Aussagen • Zivilrecht Nutt et al. The Lancet 2010 F1 Störungen durch psychotrope Substanzen • F1x.0 Akute Intoxikation: unmittelbare Substanzwirkung, je nach Stoff sehr variabel • F1x.1 Schädlicher Gebrauch: Schädigung der körperlichen oder psychischen Gesundheit • F1x.2 Abhängigkeitssyndrom: chronische Schädigung, unfähig zur Abstinenz • F1x.4 Entzugssyndrom: variabel, körperliche und psychische Symptome, von leichter Unruhe bis zu lebensgefährlichen Störungen wie Delir oder epileptische Krampfanfälle F1x.2 Abhängigkeitssyndrom Mindestens drei der nachfolgenden Kriterien während des letzten Jahres gleichzeitig vorhanden: 1. Zwanghaftes Verlangen nach der Substanz 2. Kontrollverlust 3. Konsum zur Verminderung von Entzugssymptomen 4. Körperliches Entzugssyndrom 5. Toleranzentwicklung 6. Eingeengtes Verhaltensmuster im Umgang mit Substanz 7. Vernachlässigung anderer Interessen und Pflichten 8. Fortsetzung des Konsums trotz bewusster Schädigung Symptome eines Alkohol-AbhängigkeitsSyndroms Rückfallbasisraten • • • • • Rezidivraten > 50 % – SVG, Drogen, homosexuelle Pädophilie Rezidivraten 25 – 50 % – Körperverletzung, Eigentum, Exhibitionismus, heterosexuelle Pädophilie Rezidivraten 10 – 25 % – Raub, Brandstiftung, Vergewaltigung, sexuelle Nötigung Rezidivraten 3 – 10 % – Inzest, Gewaltdelikte bei Pädophilie Rezidivraten < 3 % – Mord und Totschlag Nedopil 2005 Delinquenzmodell nach Dittmann prädisponierende Faktoren Situation Umfeld Absicht, kriminelle Identität organisch Substanz Rausch Delikt Schizophrenie affektiv psychosoz. Stress Biographie Persönlichkeit psychische Störungen Sexualität Intelligenz Komplexe Interaktionen hinsichtlich outcomeVariable „Gewalt“ psychotrope Substanz Intoxikation Abhängigkeit Psychische Störung Persönlichkeit Soziales Umfeld „peers“ Beziehung Zusammenhang psychische Störung und Tötungsdelikte Schizophrenie und Alkoholabhängigkeit antisoziale Persönlichkeitsstörung Alkoholabhängigkeit Schizophrenie Depression 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 relative Risikoerhöhung (OR) für Tötungsdelikte 11 Eronen et al. 1996 Straftaten nach psychiatrischer Behandlung (>70 % ambulant) nach Komorbidität Gewalttaten Tötungsdelikte Eigentumsdelikte Sexualdelikte AD + SUD AD - SUD alle affektiven Störungen Schiz. + SUD Schiz. - SUD alle Schizophrenie 0 5 10 15 20 25 30 35 OR 12 Wallace et al. 1998 Prävalenz psychischer Erkrankungen im Strafvollzug Psychische Störung Allgemeinbevölkerung Haftpopulation (%)* (%)* Alkoholmissbrauch 2–7 25 - 44 Drogenmissbrauch <1 6 - 49 Psychotische Störung 0,3 0,8 - 9 2-5 6,5 - 14 Angststörung 7 7,3 - 13 Persönlichkeitsstörung 11 7 - 17 1–3 17 – 47,5 Depressive Störung Dissoziale PS *) Punktprävalenz 13 Blaauw et al. 2000 Psychotrope Substanzen und Gewalt jeglicher Substanzmissbrauch Alkohol Drogen Opiate Sedativa Kokain Amphetamine Halluzinogene Lösungsmittel Polytox drogeninduzierte Psychose 0 *PAF=Proportion of violent crimes in the whole population that may be attributed to patients with substance misuse 5 10 % PAF* 15 20 25 Grann, Fazel: Substance misuse and violent crime: Swedish population study. BMJ 2004 Psychotrope Substanzen bei Opfern von Tötungsdelikten BAK<=0.8 BAK >0.8 Amphetamine Antidepressiva Kokain Marihuana Opiate andere 0 10 20 30 40 50 60 70 % 76,2 % von 12‘340 Opfern getestet Surveillance for Violent Deaths --- National Violent Death Reporting System, USA, 2005 Belohungssystem Förstl, Hautzinger, Roth 2006 Mechanismen des Belohnungssystems Alkohol Indirekt: Feuerrate dopaminerge Neurone Direkt: Hemmung GABAerger Interneurone in Substantia nigra und VTA >> extrazelluläre Dopaminkonzentration Kokain Blockade der Dopamintransporter >> extrazelluläre Dopaminkonzentration Amphetamin Freisetzung von Dopamin aus präsynaptischem Vesikeln>> extrazelluläre Dopaminkonzentration Opiate Aktivierung von Opiatrezeptoren >> Hemmung GABAerger Interneurone im VTA >> extrazelluläre Dopaminkonzentration Nikotin Aktivierung prä- und postsynaptischer nikotinerger Rezeptoren >> extrazelluläre Dopaminkonzentration (auch GABA, Acetylcholin, Noradrenalin, Serotonin) Cannabis Aktivierung von Cannabinoid Rezeptoren >> extrazelluläre Dopaminkonzentration im Nucleus accumbens und präfrontalen Cortex Förstl, Hautzinger, Roth 2006 „Selbstmedikation“ Psychotrope Substanzen als „Selbstheilungsversuch“ bei: – Abhängigkeitserkrankungen: • Benzodiazepine, Alkohol, Antidepressiva und Neuroleptika als „downers“ – Schizophrenen Störungen – Affektiven Störungen – Persönlichkeitsstörungen – ADHD (Psychostimulanzien) Disinhibitoren • • • • • psychotrope Substanzen Anonymität Stress Angst sexuelle Erregung, Pornographie Alkohol (1) • In der Schweiz leben über 300‘000 Menschen mit einer Abhängigkeitserkrankung von Alkohol. • In der Schweiz trinken fast eine Million Menschen alle zwei Wochen übermässig Alkohol • Risiken des Rauschtrinkens sind von der Gesellschaft und der Forschung lange Zeit unterschätzt worden. • Alkohol verursacht eine Vielzahl von Todesfällen. Alkohol (2): Risiken • Alkohol vermag in genügend hoher Konzentration nahezu jede Körperzelle zu schädigen! • Zerstörerische Auswirkungen treten wahrscheinlich ab einer täglichen Menge von ca. 40 g reinem Alkohol auf, das entspricht ca. 1 Liter Bier bzw. ½ Liter Wein. • Betroffene Organe sind insbesondere: • Gehirn • Nerven • Mundschleimhaut/Kehlkopf • Herz/Kreislauf • Magen • Bauchspeicheldrüse • Leber leichter Alkoholrausch • • • • • • psychomotorische Funktion Enthemmung Rede- und Handlungsdrang Selbstkontrolle soziales Kontaktverhalten Gefühl erhöhter Leistungsfähigkeit mittelgradiger Alkoholrausch • • • • • • • • • euphorische Glücksstimmung Gereiztheit Selbstkritik Sprunghaftigkeit Hemmungs- und Distanzlosigkeit sex. Enthemmung inkonsistente Willensbildung und Handlungsabläufe Willensstarrheit und Penetranz des Handelns Impulsivität schwerer Alkoholrausch • Bewusstseinsstörungen • Verlust des realen Situationsbezuges • illusionäre situative Verkennung • «KOMASAUFEN» 24.01.08 FOCUS Prozess um tödliches Wetttrinken: – 16 J. Lukas W. trank mehr als 45 Gläser Tequila; – Koma; BAK 4,8 ‰; – Exitus letalis nach 5 Wochen Blutalkoholkonzentration BAK Alkoholentzugssyndrom (AES) Wahn Halluzination Desorientiertheit Unruhe Angst Blutdruckanstieg Pulsanstieg Zittern Schwitzen leichtes AES vegetative Symptomatik schweres AES Delirium psychische Symptomatik Entwicklung der Alkoholabhängigkeit Schmidt 1997 Alkohol und Sexualität • Alkohol wirkt als Anxiolyticum bei sozialer Unsicherheit als Entaktogen • Alkohol als „cue“ für mit Alkohol assoziierte: • Einstellungen (erotisiert, attraktiv, kompetent…) • Erwartungen (sexuelle Kontaktaufnahme, sexuelle Handlungen) • Wahrnehmung (andere Person ist sexuell attraktiv, will Sex) • Verhalten (Eingehen höherer Risiken, aggressiveres Vorgehen) • Aber in höheren Dosen negative Wirkung auf sexuelle Funktionen Kompensation mit Viagra und Kokain 28 Cannabis (THC) • Wirkstoff: ∆9-Tetrahydrocannabinol (THC) • Konsum ist heute (bekanntlich) sehr verbreitet • THC-Gehalt schwankt zwischen 150-300 mg/Joint, deutlich höher als in den 70er Jahren (5-25 mg) • Konsum von Cannabis ist mit kurzfristigen und bei chronischem Konsum teilweise auch mit langfristigen neurokognitiven und psychomotorischen Leistungseinbussen verbunden • Konsum von Cannabis kann zu dysphorischen Reaktionen führen und mit Angst- und Panikanfällen sowie paranoidem Erleben verbunden sein. Wirkung von Cannabis • • • • • • Euphorisierung, Schamgefühl ↓ Entspannung, angenehme Gelassenheit, Antrieb ↓ Wahrnehmungsverzerrung, Desorientiertheit, Selbstüberschätzung, Risikobereitschaft ↑, Kritikschwäche Angst- und Panikattacken, paranoides Erleben, Halluzinationen Wirkungsdauer ca. 2 – 3 Stunden Chronisch: amotivationales Syndrom, kognitive und psychomotorische Beeinträchtigung Cannabis und Unfallrisiko • Der Konsum von Cannabis ist mit einem erhöhten Unfallrisiko im Strassen-, Bahn- und Flugverkehr assoziiert (Ashton, 2001; Leirer et al, 1991). 31 Toleranz, Abhängigkeit und Entzug • Toleranzentwicklung in meheren Studien nachgewiesen (z.B. Jones & Benowitz, 1976), kann zu Dosissteigerung führen • 180 mg THC über 11-21 d können ein Entzugssyndrom hervorrufen (Jones, 1983) • Entzugssymptome: Unruhe, Schlafstörungen, Angstzustände, vermehrte Aggressionen, Appetitverlust, Muskelzittern, u.a. 32 Fallvignette • 27-j. Nigerianer, ♂ • Selbstzuweisung auf Notfallstation USB • Klagt über akute Bauchschmerzen • V.a. psychotisches Zustandsbild (Wahn?, Halluzinationen?) • schreit, tobt, weite Pupillen, BD und Puls ⇑ • Notfallmässige Verlegung in die UPK zur akuten psychiatrischen Behandlung ohne weitere somatische Abklärungen Ein paar Fakten zu Kokain (1) Einnahme: geraucht, gesnifft, intravenös, kombiniert mit Heroin („Cocktail“) Wirkung: stark stimulierend; Hemmungen verschwinden, Aggressionspotential steigt In den meisten europäischen Ländern Steigerung der Konsumhäufigkeit in den letzten zehn Jahren; aktuell stagnierend Etwa 10–20% der Gebraucher entwickeln eine eigentliche Abhängigkeit. Rund 80% der unbehandelten Heroinabhängigen konsumieren auch Kokain, bei Behandelten dürfte dieser Prozentsatz bei rund 35% liegen Ein paar Fakten zu Kokain (2) Kokain kann durch chemische Reaktion rauchbar gemacht werden: Erhitzen von Kokain mit Ammonium oder Äther: Freebase (Pulver, frei von Unreinheiten und Streckmitteln) Kokain zusammen mit Bicarbonat (am billigsten in Backpulver enhalten) aufgekocht Crack (Klumpen, enthalten noch sämtliche Unreinheiten) „binge*) cocaine use“ als typisches Konsummuster *) binge: „rasch und immer wiederkehrend“ Wirkungsverlauf der Euphorie (Kick) Euphorie rauchen (Freebase, Crack) Zeit Sekunden 3 Minuten 30 Minuten Ein paar Fakten zu Kokain (3) Risiken: Gefässverengende Wirkung Durchblutungsstörungen bis hin zu Infarzierungen (Herz, Gehirn, Darm), Blutdrucksteigernde Wirkung, Gefässrupturen Neurologische Störungen Übererregbarkeit, Kopfschmerzen, epileptische Anfälle (generalisierte tonisch-klonische Anfälle) Psychische Veränderungen Induktion psychotischer Zustände, depressives Syndrom nach Beendigung des Konsums, höhere Reizbarkeit und Gewaltbereitschaft Anderes: Infekte, Schädigungen der Nasenschleimhaut, Augen, Leber usw. Gamma-Butyro-Lacton GBL • Master Ex® - 250 ml - 33,32 € • (Gamma-Butyrolacton 99,94%) • „Der Alleskönner! Löst und entfernt mühelos Etiketten und deren Rückstände, Graffitis und Striche von wasserfesten Stiften.“ • Toxikologische Hinweise „... Nach Resorption großer Mengen: Kreislaufstörungen, Narkose ... Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die orale Einnahme von Master Ex eventuell geistige und körperliche Schäden zur Folge haben kann und bei hohem Konsum wahrscheinlich auch zum Tod führen könnte.“ Synthese GHB Gamma-Butyrolacton (GBL) Serum-Lactonase Gamma-Hydroxy-Butyrat (GHB) Alkohol- und Aldehyd-Dehydrogenase 1,4-Butandiol (1,4-BD) GHB als «k.o.-Tropfen» • Früher: kurzwirksame Benzodiazepine wie Lexotanil oder Dormicum • Intendierte Wirkung: – Enthemmung – anterograde Amnesie • Gleichzeitiger Alkoholgenuss verstärkt und verlängert GHB-Wirkung • Nachweisbarkeit einer exogenen Zufuhr im Urin ≅ 4 Stunden (>Haarprobe!) Herbal Ecstasy • Pillen oder Kapseln • «Trance», «Cloud 9», «Rave Energy» oder «Pulse» • Bestandteile: Kolanuss, Ginseng, GotuKola, Guarana, Ephedra, Kalmus und Kava Kava • Multiple synthetische Zusätze Phenylethylamine Substitutierte Phenethylamine, gelistet nach Struktur Name Rα Rβ R2 R3 Tyramin Dopamin R4 OH OH 3,4-Dihydroxy-phenethylamin OH OH Noradrenalin OH OH OH Salbutamol OH CH2OH OH Ephedrin, Pseudoephedrin CH3 OH Bupropion CH3 =O Mescalin chemischer Name 4-Hydroxy-phenethylamin OH CH3 RN OH Adrenalin Methamphetamin R5 CH3 β,3,4-Trihydroxy-phenethylamin Cl OCH3 OCH3 MDA CH3 -O-CH2-O- MDMA CH3 -O-CH2-O- β,3,4-Trihydroxy-N-methyl-phenethylamin C(CH3)3 2-(tert-Butylamino)-1-(4-hydroxy-3-hydroxymethylphenyl)ethanol CH3 N-Methyl-amphetamin CH3 N-Methyl-β-hydroxy-amphetamin C(CH3)3 3-Chlor-N-tert-butyl-β-keto-amphetamin OCH3 3,4,5-Trimethoxy-phenethylamin 3,4-Methylendioxy-amphetamin CH3 3,4-Methylendioxy-N-methyl-amphetamin Phenylethylamine Substitutierte Phenethylamine, gelistet nach Struktur Name Rα Rβ R2 R3 Tyramin Dopamin R4 OH 3,4-Dihydroxy-phenethylamin OH Noradrenalin OH OH OH Salbutamol OH CH2OH OH CH3 OH Bupropion CH3 =O Mescalin chemischer Name OH OH Ephedrin, Pseudoephedrin RN 4-Hydroxy-phenethylamin OH CH3 Peyote Kaktus OH Adrenalin Methamphetamin R5 CH3 β,3,4-Trihydroxy-phenethylamin Cl OCH3 OCH3 MDA CH3 -O-CH2-O- MDMA CH3 -O-CH2-O- β,3,4-Trihydroxy-N-methyl-phenethylamin C(CH3)3 2-(tert-Butylamino)-1-(4-hydroxy-3-hydroxymethylphenyl)ethanol CH3 N-Methyl-amphetamin CH3 N-Methyl-β-hydroxy-amphetamin C(CH3)3 3-Chlor-N-tert-butyl-β-keto-amphetamin OCH3 3,4,5-Trimethoxy-phenethylamin 3,4-Methylendioxy-amphetamin CH3 3,4-Methylendioxy-N-methyl-amphetamin Phenylethylamine Substitutierte Phenethylamine, gelistet nach Struktur Name Rα Rβ R2 R3 Tyramin R4 R5 RN OH Dopamin OH OH Adrenalin OH OH OH Noradrenalin OH OH OH Salbutamol OH CH2OH OH Methamphetamin CH3 Ephedrin, Pseudoephedrin CH3 OH Bupropion CH3 =O Mescalin 4-Hydroxy-phenethylamin 3,4-Dihydroxy-phenethylamin Thai Pillen CH3 OCH3 MDA CH3 -O-CH2-O- MDMA CH3 -O-CH2-O- β,3,4-Trihydroxy-N-methyl-phenethylamin β,3,4-Trihydroxy-phenethylamin Cl OCH3 chemischer Name C(CH3)3 2-(tert-Butylamino)-1-(4-hydroxy-3-hydroxymethylphenyl)ethanol CH3 N-Methyl-amphetamin CH3 N-Methyl-β-hydroxy-amphetamin C(CH3)3 3-Chlor-N-tert-butyl-β-keto-amphetamin OCH3 3,4,5-Trimethoxy-phenethylamin 3,4-Methylendioxy-amphetamin CH3 3,4-Methylendioxy-N-methyl-amphetamin Phenylethylamine Substitutierte Phenethylamine, gelistet nach Struktur Name Rα Rβ R2 R3 R4 Tyramin Dopamin OH OH 3,4-Dihydroxy-phenethylamin OH OH Noradrenalin OH OH OH Salbutamol OH CH2OH OH Ephedrin, Pseudoephedrin CH3 OH Bupropion CH3 =O Mescalin CH3 MDMA CH3 OCH3 β,3,4-Trihydroxy-N-methyl-phenethylamin CH3 β,3,4-Trihydroxy-phenethylamin Cl OCH3 MDA chemischer Name 4-Hydroxy-phenethylamin OH CH3 RN OH Adrenalin Methamphetamin R5 C(CH3)3 2-(tert-Butylamino)-1-(4-hydroxy-3-hydroxymethylphenyl)ethanol CH3 N-Methyl-amphetamin CH3 N-Methyl-β-hydroxy-amphetamin C(CH3)3 3-Chlor-N-tert-butyl-β-keto-amphetamin OCH3 3,4,5-Trimethoxy-phenethylamin Ecstasy, Adam, Cadillac, XTC -O-CH -O2 -O-CH2-O- CH3 3,4-Methylendioxy-amphetamin 3,4-Methylendioxy-N-methyl-amphetamin «Bath salt» • Substituierte Cathinone (Phenylethylamine) • Erste Synthese 1910 als Mephedron • «zombie drug»: Fälle von Kannibalismus Wirkungsspektrum Heroin • Diacetylmorphin = halbsynthetisches Opioid • Fa. Bayer 1896 • Wirkung: – – – – – – Analgesie (Schmerzmittel) Euphorie („flash“) Abschirmung vor unangenehmen Umweltreizen Beruhigung subj. angenehme Gleichgültigkeit chronischer Konsum: Selbstbezogenheit, Isolation, Depravation, Gefühlslabilität, Depressionen, Suizidalität 1979(!): ein politischer Vorstoss • Junger linksorientierter Zürcher Anwalt Moritz Leuenberger reichte im Nationalrat (Bundesparlament) einen Vorstoss ein. • Darin forderte er den Bundesrat auf o die Bestrafung des Drogenkonsums aufzuheben o Methadon für Heroinsüchtige − in allen Kantonen − und unter weniger restriktiven Bedingungen zugänglich zu machen o sowie die Abgabe von Heroin zu prüfen SchadensRepression minderung Therapie Prävention Wegweisende Drogenpolitik 1991 Das 4–Säulen-Modell Die Idee der SCHADENSMINDERUNG • „Fixerräume / Gassenzimmer“ (Kontakt- und Anlaufstellen) o Drogen für den Eigengebrauch o Sauberes Spritzenmaterial • Tagesstruktur mit Verpflegung • Niederschwellige soziale Betreuungsangebote (Notschlafstellen, Gassenküchen, etc.) • Schaffung von Beschäftigungsmöglichkeiten, geschützten Arbeitsstellen • Flächendeckender Zugang zu Methadon für Heroinsüchtige und unter weniger restriktiven Bedingungen • Diacetylmorphin für schwerstsüchtige CH: Drogentote 1976 – 2008 [Quelle: SCHWEIZERISCHE BETÄUBUNGSMITTELSTATISTIK 2008, BS keine Angaben aus den Jahren 06/07/08/GE 08] Universitäre Psychiatrische 26.03.2011 Medikamente mit psychotroper Wirkung (1) • längst nicht alle Psychopharmaka machen abhängig! • Medikamente mit Abhängigkeitspotential: o Schmerzmittel (Analgetika) o Dämpfende Mittel und Schlafmittel (Sedativa, Hypnotika) o Entspannungs- und Beruhigungsmittel (Tranquilizer) o Aufputschmittel (Stimulantien, zentral erregende Mittel) Medikamente mit psychotroper Wirkung (2) Benzodiazepine: o Rohypnol®,Valium®, Dormicum®, Seresta®, Temesta®, Lexotanil®, Xanax®, etc. • synthetisch hergestellte Substanzen • beruhigende, dämpfende, angstlösende Wirkung • teilweise bis komplette Amnesie für Rauschzustand möglich • Häufig Kombination mit anderen psychoaktiven Substanzen Nicht stoffgebundene Abhängigkeiten = Verhaltenssüchte • Konditionierung durch positive Verstärkung (Lustgefühl beim Essen) oder das Wegfallen eines negativen Effektes (Appetit, Hunger) • Esssucht • Kaufsucht • Spiel- und Computersucht • TV-Sucht • Sexsucht • Abgrenzung zu den «Monomanien»? – Kleptomanie – Pyromanie • Forensische Relevanz? Psychotrope Substanzen im Studium Doping bei Prüfungen oder beim Lernen: • Doping! • cave Langzeiteffekte! • Hohes Risiko dass negative Effekte (beste Leistung bei mittelgradigem Stress) • Hohes Risiko für Abhängigkeit falls erfolgreich! • ≠ cognitive enhancement