Die Sankt - Josef - Kirche in Calw

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Die Sankt - Josef - Kirche in Calw
Links vor der Kirche befindet sich ein gotisches Maßwerk, ein
Geschenk der Gemeinde aus Weil der Stadt zum 100jährigen
Bestehen der Kirche.
Davor steht der heute bepflanzte alte Taufstein.
Das Portal:
auf dem Regenbogen thront Christus als Pantokrator, aber versehen mit den Wundmalen als Zeichen der Barmherzigkeit Gottes.
Die Türgriffe folgen „Zitaten“ aus dem Alten Testament:
links Elia (Unterstützung zum Durchhalten),
rechts Bileam (Warnung vor dem Bösen).
Künstler: Siegfried Haas, Rottweil.
Nach dem Betreten der Kirche trifft man zuerst auf den Taufstein: die
Taufe nimmt den Menschen in die „Kirche“ auf. Der Blick nach vorne
erkennt in einer Linie das über dem Altar hängende Kruzifix und die
dahinter stehende Tabernakelstele. Der Corpus des Kreuzes wird mit
angelegten Armen in einem Glassarg von der italienischen Gemeinde
am Karfreitag durch die Stadt getragen. Die Tabernakel-Säule stellt
die optisch stabilisierende Verbindung zu den Chorfenstern her. Die
aramäische Inschrift auf dem Tabernakel „maran atha“ bedeutet „der
Herr ist nahe / der Herr wird kommen“ als Hinweis auf die Auferstehung Christi. Die Spirale ist ein Symbol für die Unendlichkeit.
Die Chorfenster, (Künstler Josef Karl
Huber, 1950) zeigen links die Weihnachtsgeschichte, in der Mitte die
Kreuzigung, rechts das Pfingstwunder. (Übrigens: Pfarrer Winter kann
man oben im rechten Fenster in der
Schar der Apostel entdecken.)
Auf der rechten Seite des Chors steht
der Sessel des Priesters mit dem
Paulus-Zitat „(er sei) der Diener von
allen“.
Vor dem Chor steht links der Ambo (Lesepult) und darüber die Figur
des Hl. Josef (17. Jh.), des Patrons der Kirche; rechts eine Pieta oder
Vesperbild (aus dem Raum des schweizerischen Oberrheins, 16./17.
Jh.). Der Sockel „spiegelt“ die Figur; bei Beleuchtung ergibt sich ein
berührendes Schattenbild: Mutter mit Kind.
Davor steht in Form des „brennenden Dombusch“ der Kerzenleuchter
und der Blumentrog mit einem sehr persönlich formulierten „Ave Maria“. Über dem Kerzenleuchter hängt an der Wand das Gnadenbild der
Santa Maria delle Grazie (eine Kopie des Gemäldes aus der Kirche des
sizilianischen Mirabella lmbaccari, der Heimatstadt sehr vieler hiesiger Italiener). Das im Rückraum hängende Bild des HI. Nikolaus von
Bari ehrt den italienischen Nationalheiligen.
Die Schiff-Fenster (1976) nehmen in tränen-fließender Form die Farben der Chorfenster auf. Der Travertin-Fußboden ist in „römischem
Verbund“ verlegt (unverfugt).
Das heutige Aussehen der Kirche – außen wie innen – hat sich seit
der Einweihung in vielem verändert. Gründe dafür waren die liturgische Bewegung, die sich niederschlug bei einer notwendigen Neukonstruktion des Daches (1952, aus einer gewölbten Decke wurde eine Flachdecke) und bei der der Innenraum völlig neu gestaltet wurde; schließlich die Umsetzung der Liturgiereform nach dem 2. Vatikanischen Konzil, die nach einer vorläufigen Änderung (1966) zur heutigen Innengestaltung (1969) führte.
Baugeschichte
Auch über die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts hinaus konnte
Calw als eine evangelische Stadt bezeichnet werden. Dieser Zustand änderte sich durch den Bahnbau, der eine große Anzahl
von Arbeitern, zum Teil mit ihren Familien, an den Ort brachte. Die beim Bahnbau beschäftigten Arbeiter waren zum großen
Teil Italiener, weshalb schon 1866 ein regelmäßiger katholischer
Gottesdienst angestrebt wurde. Der Gemeinderat stellte dafür
den Rathaussaal zur Verfügung. Es war geplant, dass der Gottesdienst monatlich einmal sowie an den vier Hauptfesten durch
den Pfarrer aus Weil der Stadt gefeiert würde. Dieser brauchte
für den Weg von dort nach Calw zu Fuß 1 3/4 Stunden. Am 7. Juli
1867 fand der erste katholische Gottesdienst im Rathaussaal mit
500 Teilnehmern statt. Wegen der großen Zahl der Bahnarbeiter
wurde schon 1867 die Möglichkeit eröffnet, jeden zweiten Sonntag Gottesdienst teils in der Stadtkirche, teils in der Turnhalle
zu halten.
Dies konnte nur eine Notlösung sein, weshalb man schon 1868
nach einer eigenen katholischen Kirche strebte. 1881 wurde ein
Baufond gegründet und Beiträge dafür gesammelt. Zu den Gaben von Privaten kamen Zuschüsse des Staates und des bischöflichen Ordinariats.
Ein geeigneter Bauplatz an der Bahnhofstraße wurde am 2. Juli
1883 erworben. Architekt Ludwig Müller aus Schwäbisch Gmünd
entwarf einen Bauplan. Die Kosten wurden auf 30 000 Mark veranschlagt (der Baufond belief sich inzwischen auf fast 22 000
Mark). Die Grundsteinlegung fand 1884 statt, der Bau konnte in
den Jahren 1884-1886 ausgeführt werden. Die Baukosten beliefen sich zum Schluss auf fast 53 000 Mark. Eine kleine Glocke
für den Dachreiter wird vom Fürsten von Zeil gestiftet.
Die Kirche wurde am 25. November 1886 unter großer Anteilnahme, auch der evangelischen Bevölkerung, durch den Weihbischof Wilhelm Reiser aus Rottenburg geweiht. Zum Patron der
Kirche hatten die Calwer Katholiken St. Josef, den Nährvater
Jesu (und Patron der Arbeiter), gewählt.
(Quelle: Hans Mettenleiter/Hermann Ehmer)
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