Kinderwunschtherapie im Medizeum Weltweit über 5 Millionen Kinder durch Kinderwunschtherapie Ca. 9000 Kinder durch IVF-Saar seit 1975 im Südwesten Deutschlands Fallbeispiel 1 Paar 1 (31/34 Jahre) • Erstgespräch am 03.08.2011 • Kinderwunsch seit 3 Jahren • September 2011 Kontrollzyklus unauffällig • November 2011 Laparoskopie: Tubenverschluss beidseits • Indikation zur IVF-Therapie Fallbeispiel 1 April 2012 (1. IVF-Zyklus) • Follikelpunktion (10 Eizellen, 6 befruchtet) • Embryonentransfer SS-Test negativ Juni 2012 (1. Auftauzyklus) • Embryonentransfer SS-Test negativ August 2012 (2. IVF-Zyklus) • 2. IVF (11Eizellen, 5 befruchtet) • Embryonentransfer SS-Test negativ September 2012 (2. Auftauzyklus) • Embryonentransfer SS-Test negativ kommt Montag zum Wiederholungsgespräch Embryonalentwicklung mit dem Transfer von zwei Embryonen im September 2012 Tag3 Tag1 Tag2 Wo ist die Lösung Erst denken (erweiterte Diagnostik) dann handeln (Therapie) Fallbeispiel 1 Konsequenz im Oktober: nach vier erfolgten Transferen mit jeweils zwei qualitativ guten Embryonen: INDIKATION ZUR DURCHFÜHRUNG EINER ERWEITERTEN DIAGNOSTIK. Erweiterte Diagnostik bei Implantationsversagen Quick, aPTT, Fibrinogen, Faktor VIII-Aktivität, D-Dimer, Antithrombin, Protein C, Protein S, funktionelle Antiphospholipid-Antikörpertests (dRVVT, Lupus-sensitive aPTT), APC-Resistenztest Gerinnungsfaktoren} Prothrombin G20210A-Mutation, und (falls APC-Resistenztest pathologisch) Faktor V-Leiden-Mutation Immunologie Homocystein Antinukleäre Antikörper (ANA), (ENA nur wenn ANA negativ), CRP, antiCardiolipin-IgG/IgM, Anti-ß2GPI-IgG/IgM } ♀ Citrat (8ml) ♀ EDTA(5ml) ♀ Homozystein } ♀ Serum(10ml) Folsäurespiegel (falls Homocystein >30) => ♀ Serum(10ml) Immunstatus (CD4/CD8 Ratio) => ♀ EDTA(5ml) => ♀ Serum(10ml) sonstige Faktoren 25-OH-Cholecalciferol (Vitamin D Spiegel) als IGeL Optional Chromosomenanalyse Chromosomenanalyse ♀ ♂ => / Heparin Fallbeispiel 1 Ergebnisse der erweiterten Diagnostik • Gerinnung unauffällig • Vitaminhaushalt unauffällig • CD4/CD 8-Ratio deutlich verschoben 3,8 (Norm <2,30) → Zeichen für Hyperreaktivität des Immunsystems Tägliche Diskussion zwischen Ärzten und Labormitarbeitern Stellvertretend: Ärzte Labor Dr. Sascha Tauchert Dr. Martin Greuner Gynäkologe Reproduktionsmediziner Clinical Senior Embryologist Reproduktionsbiologe Machen Zusatzmethoden wirklich „schwangerer“? Themen heute Einnistungsspülung Assisted hatching EmbryoGlue® EmbryoGen® Akupunktur Fallbeispiel 1 Ergebnisse der erweiterten Diagnostik CD4/CD 8-Ratio deutlich verschoben 3,8 (Norm <2,30) Zeichen für Hyperreaktivität des Immunsystems Indikation Einnistungsspülung ? Die Einnistungsspülung Beeinflussung der Implantation durch Einspülung von Lymphozyten der Frau in die Gebärmutter. Yoshioka et al. 2006 Die Implantation beim Menschen ist hochkomplex und bislang nur in Ansätzen verstanden. Die Einnistung (Implantation) • Der Embryo besitzt genetisch gesehen die Hälfte der Informationen von mütterlicher Seite • Zellfremdes Material wird abgestoßen (Regelung über MHC I Komplex (Major histocompatibility complex) ABLAUF Präparation von körpereigenen Lymphocyten der Frau am Tag der Punktion Kultivierung der präparierten Lymphocyten mit hCG bis einen Tag vor dem Transfer Am Tag vor dem Transfer zweite Blutentnahme mit Präparation der Lymphocyten Einbringung der kultivierten und frisch präparierten Lymphocyten in die Gebärmutter • Immunaktivität verringern • Interaktion des Embryos mit der Schleimhaut fördern Ergebnisse: Yoshioka et al., Steigerung der Schwangerschaftsrate von 11,1 auf 41,2% Eigene Erfahrungen zeigen bei einem negativen Patientenkollektiv Schwangerschaften aber keinen Zuwachs in dem obigen Bereich einige Schwangerschaften nach vielen frustranen Vorversuchen F A Z I T Macht nicht „schwangerer“ aber kann in individuellen Fällen helfen Fallbeispiel 2 Paar 2 (36/39 Jahre) Zeitraum März 2010 bis September 2011 2 Versuche ICSI mit Transfer 2 Kryo-Transfer → Erweiterte Diagnostik unauffällig 3. ICSI mit Einnistungsspülung → Keine Schwangerschaft Indikation für EmbryoGlue® ? EmbryoGlue® (Embryokleber) Medium mit dem Zusatz Hyaluronsäure zur Inkubation vor dem Transfer EmbryoGlue® Ergebnisse Cochrane Analyse (Bontekoe et al. 2010) F A Z I T • erscheint vielversprechend • Datenlage zeigt noch keine signifikant höhere Lebendgeburtenrate • Zusatzmaßnahme, die informierte Patienten am häufigsten von den heute dargestellten wünschen Bei Einhaltung der Indikation scheint EmbryoGlue® die Schwangerschaftsrate zu erhöhen Indikationen • Mehrere frustrane Transfere • Mütterliches Alter über 35 Jahre • Paar mit unexplained infertility • Kontraktilität des Endometriums periovulatorisch Fallbeispiel 3 Paar 3 (42/37 Jahre) • IVF-Zyklus mit 2 Eizellen, 1 befruchtet • Auffällige Zona pellucida Indikation Laser assisted hatching ? Nicht nur Küken müssen aus dem Ei schlüpfen Schlüpfender menschlicher Embryo Laser assisted hatching (AH) Ziel: • Eröffnung der Zona pellucida, um das Schlüpfen des Embryos zu ermöglichen Indikationen: • • • • • Dicke Zona (>20 µm) Pigmentierte Zona Nach Kryokonservierung Erfolglose Behandlungen Alter der Frau F A Z I T • Es ist kein Wundermittel • Nationale und internationale Studien sind sehr kontrovers • Anwendung am kompletten Patientenkollektiv zeigen keine signifikante Steigerung der SS-Rate Für Subgruppen mit Indikation (z.B. auffälliger Zona pellucida) kann ein Vorteil bestehen Die erreichte Schwangerschaft bedeutet noch nicht Geburt Quelle: Deutsches IVF-Register 2010 Indikation für EmbryoGen® ? Quelle: Deutsches IVF-Register 2010 Was tun bei Aborten nach ART ? EmbryoGen® Kulturmedium mit dem cytokinen Wachstumsfaktors Granulocyten Macrophagen - Colonie-Stimulations Faktor (GM-CSF) EmbryoGen® - Wirkmechanismus • Patientinnen mit Aborten können Ungleichgewichte in der CytokinExpression aufweisen • Gesunde Frauen bilden im Fortlauf der Schwangerschaft GM-CSF in zunehmender Menge • Bei Patientinnen mit wiederkehrenden Fehlgeburten kann – neben anderen Ursachen – dieses System nicht richtig funktionieren und die GM-CSF Level bleiben niedrig (Perricone et al.2003). EmbryoGen® - Wirkmechanismus → Zusammenhang zwischen einem Ungleichgewicht im Produktionsmuster von Cytokinen und dem Auftreten von Fehlgeburten EmbryoGen® - Hintergrund Quelle: Origio EmbryoGen® - Ergebnisse DalCanto et al.2012 EmbryoGen® Workshop: The Italian Experiment F A Z I T • Vergleich Standard-Medium und EmbryoGen: Schwangerschaftsrate gleich • Rate an Aborten bis zur 12. SSW signifikant erniedrigt im EmbryoGen®- Kollektiv Für Patientinnen mit Aborten kann ein Vorteil bestehen Faszination Akupunktur – Sinn oder Unsinn ? Akupunktur – Sinn oder Unsinn ? Manheimer et al. BMJ et al 2008 “Effects of acupuncture on rates of pregnancy and live birth among women undergoing in vitro fertilisation: systematic review and meta-analysis” Sieben Studien mit insgesamt 1366 Frauen unter IVF oder ICSI-Therapie Systematic review and meta-analysis: Effects of acupuncture Manheimer et al. BMJ et al 2008 Akupunktur scheint Sinn zu machen • Signifikante Verbesserung der SS-Raten • Signifikante Verbesserung der Lebendgeburtrate • Pro Behandlung von neun Patientinnen konnte eine zusätzliche Geburt pro Akupunktur erreicht werden Manheimer et al. 2008 Akupunktur – Sinn oder Unsinn ? LITERATUR Manheimer et al 2008, BMJ ERGEBNISSE Akupunktur verbessert signifikant die SS- und Geburtenrate nach IVF Ng et al, Fertil Steril 2008 El-Toukhy et al, BJOG 2008 Cheong et al. Cochrane 2008 Sunkara et al, Hum Reprod 2009 Keine verbesserten SS-Raten- und Geburtenraten nach IVF Akupunktur – Sinn oder Unsinn ? Zheng et al. Evid Based Complement Alternat Med. 2012 „The role of acupuncture in assisted reproductive technology“ • Metaanalyse mit 23 Studien (5598 Patientinnen) • SS-Raten signifikant erhöht • Rate der Lebendgeburten keinen Unterschied Akupunktur – ein Placeboeffekt ? Vergleichende Studien Akupunktur versus Placebo-Akupunktur (Sze So et al. 2009 und Feliciani et al. 2012) • Keine signifikante Verbesserung der SS-Raten • Keine signifikante Verbesserung der Lebendgeburtrate F A Z I T Kontroverse Diskussion, ob es „schwangerer“ macht erhöht das subjektive Wohlempfinden der Patienten Die Psyche und Gedanken sind der Anfang von Taten Zusatzmethode ? • Die Psyche • Die Hoffnung Ein weiterer Therapieversuch, das Überwinden der Resignation durch Hoffnung kann Erfolg haben Ein weiterer Versuch kann Sinn machen… 80,00% 59,2% 66,2% kumulative SS-Rate pro ET 70,00% 60,00% 50,00% 40,00% 30,00% 20,00% 10,00% 0,00% 1 2 3 4 Zyklen 5 6 Machen Zusatzmethoden „schwangerer“? Grundvoraussetzung • Eine einnistungsbereite Gebärmutter • Ein euploider Embryo AB S C H LU S S F A Z I T • Unsere Philosophie: klare Aufklärung über die Datenlage, kein Gießkannenprinzip, Indikation beachten • Unsere Erfahrung: Steigerung der SS-Rate bei Paaren mit der richtigen Indikation bzw. vielen frustranen Versuchen • Unser Eindruck: Zusatzmaßnahmen geben den Patientinnen Hoffnung Noch Fragen Greuner ? Ja Tauchert, die Gretchenfrage 1+1 = DREI Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit