Wie kommt eine felsige Erhebung wie der Kalkberg in die sonst so flache eiszeitlich geprägte Landschaft? Nachdem Sie die GEOPunkte 1 bis 11 am Kalkberg und in der Stadt Bad Segeberg besucht haben, verbleiben drei weitere GEO-Punkte am Rand des Großen Segeberger Sees. Diese und viele andere spannende Fragen werden ihnen auf Ihrer Wanderung rund um den Großen Segeberger See und den Kalkberg auf anschaulichen Tafeln beantwortet. Sie beginnen diese Wanderung um den Großen Segeberger See herum am Ufer nahe dem Parkplatz “Backofenwiese”, den - von der Marienkirche aus gut ausgeschildert - Sie nach wenigen Minuten erreichen. GEO-Punkt 12 „Der Große Segeberger See“ nahe der “Backofenwiese” informiert über Größe, Ablagerungen und Wasser des Sees. Wenn Sie genügend Zeit haben, wählen Sie von hier aus den Fußweg zwischen den uralten Bäumen zum GEOPunkt 13 am linken Ufer des Sees. Länge Rundweg: Höhenmeter: Wanderzeit: Besonderheiten: ca. 10 km ca. 62 m ca. 4 Stunden Geologisches Gabionenprofil am Kalkberg IMPRESSUM Herausgeber: Noctalis - Welt der Fledermäuse Oberbergstr. 27 23795 Bad Segeberg GEOMONTAN - Gesellschaft für Geologie und Bergbau mbH & Co. KG Muldentalstraße 56 09603 Großschirma Stad Bad Segeberg Lübecker Straße 9 23795 Bad Segeberg 1. Auflage August 2011 Auskunft: T 0 4551 80 82-0 F 0 4551 80 82 55 E-mail: [email protected] www.noctalis.de Gefördert durch: Idee und Gestaltung: Dr. Dieter Mucke & Dipl.-Geol. Sebastian Baldauf GEOMONTAN Gesellschaft für Geologie und Bergbau mbH & Co. KG Muldentalstraße 56 09603 Großschirma Tel. 037328 5545 [email protected] Abbildungen: Sebastian Baldauf, Dr. Dieter Mucke, Matthias Dietrich, Dr. Rolf Kumann, Archiv Bad Segeberg Dank gilt den Sponsoren der Gesteine für das Geologische Fenster ESCO/Bernburg, Vattenfall/Welzow, Oberkirchner Sandstein, Ziegelwerk Höxter, MultiGips/Stadt Oldendorf, Oppermann/Arholzen, HOLCIM/Lägerdorf, Torfwerk Einfeld, Kieswerke Nord, Kieswerk Andresen, Kieswerk Ole & Lau, Tagebau Maliß, Tagebau Friedland, CEMEX Ostzement GmbH/Rüdersdorf, NNG/Hessisch Oldendorf, Reinhard Braasch sowie dem Einsatz von Peter Bornschein, Matthias Dietrich, Peter Hagedorn, Dr. Rolf Kumann, Stephan Prantl, Jens Zimmermann/GEOMONTAN und der Fa. Kaden - Garten- und Landschaftsbau Wo ein vom See aus kommender Wassergraben den Uferweg unter einer Brücke unterquert, folgen Sie dem am Ufer des Grabens nach Klein Rönnau verlaufenden Weg. Dieser Graben ist der einzige oberirdische Abfluss des Großen Segeberger Sees in die Trave. Er wurde zum Antrieb einer Wassermühle in Klein Rönnau genutzt, die Sie nach wenigen Minuten am Stauteich des angestauten Grabens erreichen. In Absprache mit dem Bürgermeister (04551 84 74 0) oder Klaus Bostedt (8 35 31) sind für Gruppen Besichtigungen zu vereinbaren. Auf den Uferweg des Großen Segeberger Sees zurückgekehrt, folgen Sie diesem weiter und finden am Nordufer nahe dem Klüthseehof den GEO-Punkt 13 - “Der Große Segeberger See als SubrosionsSenke”. Hier erhalten Sie Einblicke in das Zechsteinmeer mit den Tieren, die es vor 58 Millionen Jahren bevölkerten. Sie erfahren, wie sich am Ende der Eiszeit vor 12.000 Jahren die Auflösung des SalzStockes von oben her fortsetzte und sich allmählich das Becken einsenkte, das heute vom See gefüllt ist. Hinter dem Südufer erhebt sich in der Ferne steil der Kalkberg Ausgangspunkt unserer Wanderung. Geologie - Lehrpfad Bad Segeberg -Kleiner WanderführerErdfalltrichter am Kalkhausberg Großer Segeberger See - Blick zum östlichen Ufer Sie folgen nun dem hier „Rönnauer Weg“ genannten östlichen Uferweg des Sees nach Süden. Vor dem kurzen Wegtunnel, der weidendem Vieh einen Übergang bietet, rechts befindet sich ein tiefer Einbruchskessel: ein Erdfall, entstanden durch Auflösung von Gipsstein unter eiszeitlichem Geschiebemergel. Bald erreichen Sie GEO-Punkt 14 „Das Erdfallgebiet zwischen Stipsdorf und Christianenthal“. Sie erfahren etwas über Absenkungen der Erdoberfläche in Karstlandschaften (“Erdfälle“ und „Dolinen“) und blicken nach Osten in die große Senke am Kalkhausberg. Sie durchqueren Stipsdorf und verlassen es auf dem „Seeweg“ an der weit nach Osten ragenden Bucht des Sees. Am „See-Camping“ biegen Sie nach rechts in den Kastanienweg ein. Ca. 50 m rechts vor der Kleingartenanlage an der „Schule am Kastanienweg“ sehen Sie einen Beton-Brunnenring und eine Viehtränke. Dies ist der Ausfluss des Wassers aus dem Speisewasserstollen. Sie erfassen seinen unterirdischen Verlauf, wenn Sie von hier aus zum Kalkberggipfel schauen. An der Jugendherberge biegen Sie nach links in den „Winklersgang“ ein, erreichen wieder die Lübecker Straße und steigen von dort aus zum Karl-May-Platz hinauf, von wo aus Sie schnell den Ausgangspunkt unserer Wanderung am David-Kropff-Weg erreichen. Blick zum Kalkberg vom Kastanienweg aus Sie folgen dem Rönnauer Weg weiter nach Süden in Richtung Stipsdorf. Wo sich links der Moosberg erhebt, lohnt sich ein Abstecher auf seinen Gipfel. Von hier aus hat man einen schönen Blick auch auf eine weitere Erdfallsenke auf dem Feld am südlichen Berghangs. Eilige können die Punkte 12-14 jedoch auch mit dem Fahrzeug erreichen: Fahren Sie von der Lübecker Straße aus auf der Straße „Am Wege nach Stipsdorf“ am Abzweig Stipsdorf vorbei bis zur Einmündung der von links kommenden Straße nach Klein Rönnau, biegen Sie in diese ein und erreichen Sie den Parkplatz am Klüthseehof. Dort finden Sie GEO-Punkt 13 und wandern von dort aus den östlichen Uferweg des Großen Segeberger Sees ca. 20 min nach Süden bis zum GEO-Punkt 14 oder erreichen diesen von Süden her über Stipsdorf auf dem Rönnauer Weg. Der Kalkberg vom Stadion aus Sie steigen sodann über die Treppe am GEO-Punkt 3 zum Bergschlößchen auf und folgen dem steil ansteigenden Wanderweg zur oberen Steinbruchkante. Von hier haben Sie eine schöne Übersicht über das blaue Gebäude des Noctalis und die Steinbruchwand mit dem Einflugbauwerk für die Fledermäuse über der Stelle, wo durch ein Loch in der Steinbruchwand 1913 die Höhle entdeckt wurde. Gehen Sie dann weiter zum Brunnen der Siegesburg und erfahren Sie, was er uns über die ursprüngliche Gipfelhöhe des Kalkbergs verrät und wie sich heute die Höhlenbildung im Kalkberg fortsetzt (GEOPunkt 6). Links von den Gabionen steht die Tafel GEO-Punkt 2. Sie finden einen Ausschnitt aus der geologischen Karte mit der Spur des Schnittes, der in den Gabionen mit typischen Gesteinen als “Geologisches Fenster” nachgestellt wurde. Nähere Informationen zur Geologie finden Sie in der Broschüre „Die Segeberger Höhle eine Welt im Verborgenen“, die im Noctalis erhältlich ist. 5 Phasenbilder zeigen, wie der Salzstock aus der Tiefe aufgestiegen ist und die heutige Landschaft mit Kalkberg und Großem Segeberger See geprägt hat. Wenden Sie sich noch einmal zum grauen Holzhäuschen mit Tafel GEO-Punkt 4. Die Kalkberghöhle - einzige Schauhöhle SchleswigHolsteins - ist eine Laughöhle in Gipsstein. Hier können Sie tatsächlich in den Berg hineingehen und sehen, was für bemerkenswerte Formen der unterirdische Fluss einst ausgewaschen hat. Die rote Linie markiert den Führungsweg, auf dem Sie die Höhle kennenlernen können. Wir empfehlen Ihnen die Teilnahme an einer Führung, sofern Sie zwischen 1. April und 30. September anreisen. Eintrittskarten erhalten Sie im Noctalis-Gebäude. Im Winterhalbjahr informieren Sie die dann außen aufgestellten Tafeln der GEO-Punkte H1 und H2 näher über die Höhle. Die Tafel GEO-Punkt H1 vermittelt, wie es zur Höhlenbildung und zur Formgestaltung der Räume der Kalkberghöhle kommt. Wie kaum ein anderer Ort in Schleswig-Holstein verdankt Bad Segeberg seine Gründung und wirtschaftliche Entwicklung bis in die Gegenwart hinein einer Besonderheit der Erdgeschichte: dem Aufstieg eines Salzstockes aus der Tiefe. Salzgesteine des Zechsteins, die sonst Tausende Meter unter der Oberfläche liegen, sind hier aufgestiegen und haben ein Schichtpaket aus „Anhydrit“, einem Calciumsulfatgestein, mit empor geschleppt. Das ist der Kalkberg, dessen Gipfel sich einst mehr als 70 m über sein Umland erhob. Diese strategisch interessante Höhe veranlasste Kaiser Lothar III. dort eine „Siegesburg“ errichten zu lassen. Am Fuß des Berges entstand ein Kloster und eine Ansiedlung von Handwerkern und Händlern - das spätere „Segeberg“. Unter dem Einfluss von Niederschlag hatte sich der Anhydrit in Gips verwandelt, schwefelsaurer „Kalk“, dem der Berg seinen Namen verdankt. Schon die slavischen Siedler des 9. Jh. hatten erkannt, dass der mit Holz zu brennende Gipsstein zu Branntgips zerfällt, einem mit Wasser angemacht schnell erhärtenden Bindebaustoff. Bergbau auf Gipsstein und seine Weiterverarbeitung bestimmten die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt bis in das 20. Jh. hinein. Der Abbau kam erst zum Erliegen, als die 1913 entdeckte Kalkberghöhle zum Anziehungspunkt für den Fremdenverkehr wurde. Im Freilichttheater, das dann in dem Kessel der alten Steinbrüche angelegt wurde, finden die Karl-May-Spiele und Konzerte statt. Nachdem im 19. Jh. durch Bohrungen Steinsalz unter dem Gipsstein festgestellt worden war, gab es auch Pläne für einen Steinsalzbergbau. Wenn diese auch scheiterten, wurde doch das salzreiche Grundwasser, die „Sole“ - von 1884 bis 2011 als natürliches Heilmittel in den dazu gegründeten Kuranlagen genutzt. Auf unterirdische Ablaugung von Steinsalz geht schließlich der Große Segeberger See zurück - ein Kleinod der holsteinischen Landschaft. Der geologische Lehrpfad Bad Segeberg soll Interessenten diese geologischen Besonderheiten näher bringen. Der Lehrpfad beginnt und endet am Kalkberg, und zwar am Noctalis, dem mit der Kalkberghöhle verbundenen Fledermaus-Zentrum in der Oberbergstraße und dem „Geologischen Fenster“ am DavidKropff-Weg (vom Parkplatz auf dem KarlMay-Platz in wenigen Minuten auf mit „Noctalis“ ausgeschildertem Weg zu erreichen, sonst von der Lübecker Straße aus auf einem der Aufstiegswege zur Oberbergstraße). Am grauen Sperrholzhäuschen finden Sie die Tafeln für die GEO-Punkte 1 und 4. Betrachten Sie zunächst die RoutenÜbersicht auf der Tafel GEO-Punkt 1. Für die GEO-Punkte 1 bis 9 orientieren Sie sich auf der Übersichtsskizze vom Kalkberg. In verkleinerter Form finden Sie beide Karten in diesem Faltblatt. Wenden Sie sich dann nach rechts zu der Reihe gesteinsgefüllter Drahtkörbe (Gabionen). Geologischer Prinzipschnitt durch den Kalkberg Laufen Sie dann die 17 Gabionen ab, von denen 6 und 7 aufgestockt sind, wo im Schnitt der Kalkberg herausragt. Links und rechts davon sind die Füllungen der Drahtkörbe in der Mitte geteilt. In der unteren Hälfte sind die durch den Salzstock angehobenen Gesteine des Erdmittelalters (Trias bis Kreide) eingebaut, die sonst in SchleswigHolstein mit wenigen Ausnahmen (Buntsandstein Helgoland, Kreide Lägerdorf) erst in großer Tiefe vorhanden sind und von mehreren 100 m mächtigen Lockergesteinen der Erdneuzeit (Tertiär /Quartär) verborgen werden. Solche Lockergesteine sind in der oberen Hälfte der Gabionen dargestellt: links vom „Kalkberg“ solche der Braunkohlenzeit (Tertiär), rechts solche aus dem Quartär mit Eiszeitalter (Pleistozän) und Jetztzeit (Holozän). Das ist auf der Tafel GEO-Punkt 3 rechts von den Gabionen ausführlicher beschrieben. Der aufmerksame Betrachter entdeckt sicher einige Versteinerungen längst ausgestorbener Tiere und Pflanzen, wie die Muschelschalen der “Tarbeker Austernbank”, die Schalen im „Holsteiner Gestein“ oder die Donnerkeile aus der Kreide. Mit Tafel GEO-Punkt H2 lernen Sie typische Hohlraumquerschnitte und Besonderheiten der Kalkberghöhle kennen. Von der Höhlentour zurück blicken Sie am GEO-Punkt 5 noch einmal in die alten Steinbrüche. Hier erfahren Sie, wie der Gipsabbau die Entwicklung der Stadt Segeberg über Jahrhunderte geprägt hat. “Treckerspuren” an der Höhlendecke Vom Kalkberg-Gipfel zurück passieren Sie den Karl-May-Platz und steigen dann „Am Kalkberg“ hinunter auf die „Kleine Seestraße“ und biegen von dieser ab zum Kleinen Segeberger See. Hier finden Sie den GEO-Punkt 10. Nachdem lange ein Zusammenhang zwischen Kleinem Segeberger See und der Entstehung der Kalkberghöhle vermutet worden war, ist heute davon auszugehen, dass die Höhle unabhängig vom wassergefüllten Erdfall „Kleiner Segeberger See“ entstanden ist. Der Kleine Segeberger See, im Hintergrund die St. Marienkirche Auf der benachbarten Tafel GEO-Punkt 7 lernen Sie typische Verwitterungsformen von Gips und Anhydrit kennen, die Sie beim weiteren Aufstieg zum Kalkberggipfel an den Felsen sehen werden. An der Wegkehre blicken Sie auf die Sitzreihen des Freilichttheaters. Zwischen den Blöcken A (rechts unten) und B stand einmal einer der für die Steinsalzgewinnung vorgesehenen Schächte. Dort befindet sich auch noch die Sole-Bohrung, über die Sole für den Kurbetrieb abgepumpt wurde. Die Tafel GEO-Punkt 8 beschreibt die Geschichte der Steinsalznutzung. Vom Gipfel aus genießen Sie den Blick nach Norden, der von der Stadt und dem Großen Segeberger See bestimmt wird. Die Tafel GEOPunkt 9 lässt Sie an der Entstehung der Holsteinischen Landschaft im Eiszeitalter teilhaben. Blick nach Norden vom Kalkberg aus Hinter dem See ragt der Turm der Marienkirche über die Baumkronen. Sie folgen dem Rundweg rechts vom GEO-Punkt 10 am östlichen Seeufer und biegen nach rechts (Norden) ab, um über die Kleine Seestraße die Lübecker Straße zu erreichen. Wenn Sie zunächst nach rechts gehen, erreichen Sie das älteste Haus der Stadt, das Alt-Segeberger Bürgerhaus von 1560 in der Lübecker Straße 15. Im dort eingerichteten Museum finden Sie u. a. Beschreibungen und zeit -genössische Fotoaufnahmen vom Gipsabbau am Kalkberg. Es ist dienstags bis freitags 10 - 17 Uhr und samstags/sonntags von 14.30 17 Uhr geöffnet (vom 31.10. - 1.4. geschlossen). Dann folgen Sie der Lübecker Straße nach links (Westen) bis zum Parkplatz vor der Kirche St. Marien. Hier finden Sie die Tafel von GEOPunkt 11 „Der Gips vom Kalkberg“. Sie erfahren etwas über die Gewinnung des Gipssteins und seine Weiterverarbeitung zu Branntgips einem geschätzten Bindebaustoff, der auch in der Marienkirche eingesetzt wurde. Besuchen Sie dieses imposante Bauwerk der norddeutschen BacksteinRomanik!