Deutsch-Malaysische Industrie- und Handelskammer Malaysian-German Chamber of Commerce and Industry Der malaysische Lebensmittelsektor -Ein kurzer Überblick- Neue Märkte erschließen Ein starker Partner an Ihrer Seite Malaysian-German Chamber of Commerce and Industry Suite 47.01, Level 47, Menara AMBank I No. 8 Jalan Yap Kwan Seng I 50450 Kuala Lumpur I Malaysia Tel: +603-9235 1800 I Fax: +603-2072 1198 I E-mail: [email protected] I Website: http://malaysia.ahk.de Inhalt: 1. Die malaysische Lebensmittelindustrie 2. Ernährungsgewohnheiten der Bevölkerung 3. Die aktuelle Finanzkrise 4. Verschiedene Produktsektoren 4.1 Die Milchindustrie und ihre Produkte 4.2 Zucker- und Schokoladenprodukte 4.3 Fleischwaren 5. Möglichkeiten in Malaysia 2 1. Die malaysische Lebensmittelindustrie Malaysias Bevölkerung von 28,3 Millionen Einwohnern (2008) wächst stetig mit einer jährlichen Rate von 2%. Das Land hat einen kontinuierlichen Anstieg des Pro-KopfEinkommens auf 24,541RM (2008 - ca. 6,812 US$) erlebt. Mit der steigenden Kaufkraft geht eine Erhöhung des Lebensstandards und eine Veränderung des Lebensstils einher, was zu einer stärkeren Nachfrage nach „westlichen Produkten“, u.a. Fertiggerichten und Reformkost, führt. Eine Besonderheit ist die ethnische Zusammensetzung des Landes mit 60% Malaiien (Moslems), 25% Chinesen (Buddhisten/Christen) und 8% Indern (Hinduisten). Entsprechend seiner besonderen Anerkennung des Landes in der islamischen Welt, zielt Malaysia darauf ab, weltweit ein „Hub for Halal-Food“ (nach den islamischen Reinheitsgeboten) zu werden. Entsprechende Vorteile ergeben sich für ausländische Anbieter, deren Produkte in Malaysia zugelassen werden und diese damit im sog. „Schaufenster“ für die weiteren bedeutenden Weltreligionen China, Indien und besonders dem islamischem „Vorderen Orient“ angeboten werden können. Im Jahr 2007 betrug das gesamte Handelsvolumen deutscher Exporte nach Malaysia in der Ernährungsindustrie 6,5 Mio. EUR (31,2 Mio. RM). Im gleichen Zeitraum erreichten die malaysischen Exporte nach Deutschland 31,96 Mio. EUR (153,4 Mio. RM), wobei Fisch und Meeresfrüchte mit einem Wert von 520.833 EUR (2,5 Mio. RM) dabei andere Produkte wie Fleisch und Gemüse bei weitem übertrafen. 2. Ernährungsgewohnheiten der Bevölkerung Die Religion bestimmt das Ernährungsverhalten der Bevölkerung. Muslime essen kein Schweinefleisch und trinken keinen Alkohol, während fast alle Inder und Buddhisten kein Rindfleisch essen und teilweise Vegetarier sind. Am beliebtesten ist Hühnerfleisch. Die durchschnittliche tägliche Kalorienaufnahme pro Kopf liegt bei ca. 2800 Kalorien, wovon ca. 500 Kalorien auf Fleischprodukte und 2300 Kalorien auf vegetarische Produkte entfallen. 3 Frühstück variiert vom westlich geprägten Frühstück mit Brot und Butter, Marmelade oder anderem Brotaufstrich, zum lokalem Frühstück, wie gebratenen Nudeln, Reis oder Dim Sum. Mittag- und Abendessen bestehen zumeist aus Reis oder Nudeln mit Fleisch oder Fisch und Gemüse, wobei das Abendessen als die Hauptmahlzeit des Tages reichhaltiger ausfällt. Aufgrund der günstigen Preise ist es nicht ungewöhnlich, daß alle Mahlzeiten des Tages außer Haus eingenommen werden, etwa an den mobilen Essenständen oder in einem der unzähligen Straßenrestaurants, die eine große Vielfalt an Gerichten bieten. Gegessen wird zu jeder Tages- und Nachtzeit, nicht unbedingt so regelmäßig, wie es im Westen der Fall ist. So haben viele Restaurants auch rund um die Uhr geöffnet. Während die Malaien und die Inder gewöhnlich recht scharf gewürztes Essen bevorzugen, ist das Essen der Chinesen weniger scharf gewürzt. Aufgrund der vorhandenen großen Speisenvielfalt stehen weite Teile der Bevölkerung neuen Gerichten sehr aufgeschlossen gegenüber. Westliches Essen hält Einzug in den Alltag der Stadtbevölkerung, so daß Pizza und Pasta schon weitverbreitet sind und man nicht lange suchen muß, um eine der vielen westlichen Fastfoodketten zu finden. Während die älteren Bewohner sich zumeist von traditionellen Speisen ernähren, konsumiert die junge Bevölkerung im großen Maße westliche Speisen. 3. Die aktuelle Finanzkrise Natürlich hat die aktuelle Finanzkrise auch in Malaysia Spuren hinterlassen. Jedoch nicht dramatisch, da die malaysischen Banken nicht sonderlich stark mit den US- und anderen Finanzmärkten verflochten waren. Am stärksten betroffen ist der Bereich Elektronik und elektronische Produkte (E&E), bedingt durch die starke Verflechtung mit den Weltmärkten, besonders in Asien und Nordamerika. Die malaysische Regierung hat aber rasch reagiert und sofort ein substanzielles Konjunkturpaket aufgelegt. Wirtschaftsexperten erwarten, dass die malaysische Wirtschaft in Jahr 2009 um zwischen um rund 5% schrumpfen wird, in 2010 aber bereits wieder ein Wachstum von 2 bis 3 % erwirtschaften kann. Nicht betroffen ist der Lebensmittel- und Getränkebereich, der auch in den ersten beiden Quartalen 2009 gewachsen ist. 4 4. Verschiedene Produktsektoren 4.1 Die Milchindustrie und ihre Produkte Die Entwicklung der Milchindustrie ist eng mit der Entwicklung der Milchviehzucht verbunden, die seit 1975 sehr stark gewachsen ist. Die malaysische Milchindustrie verarbeitet und vermischt hauptsächlich importiertes Milchpulver und Butterfett mit lokalen Rohmaterialien wie Zucker und Palmöl, oder aber packt importiertes Milchpulver um. Käse Mehr als 95 % des in Malaysia verkauften Käses ist abgepackter Schmelzkäse in Scheibenform. Blockkäse wie er in Europa verzehrt wird, wird fast nur von hier lebenden Europäern und von Einheimischen, die lange Zeit im Ausland verbracht haben, gekauft. Die Verbraucher in Malaysia bevorzugen Käse ohne starken Geschmack, daher handelt es sich zumeist um milden Cheddarkäse. Der Verkauf von Schmelzkäse weist steigende Tendenz auf. Dies liegt besonders an der steigenden Zahl von Schnellrestaurants und deren Bedarf an Schmelzkäse. Auch im privaten Gebrauch wird Käse hauptsächlich geschmolzen verwendet und nur in sehr geringen Mengen auf Brot gegessen. Etwa 1200 mt Schmelzkäse im Wert von RM 1 Mio werden pro Jahr umgesetzt. Schmelz- oder Scheiblettenkäse ist im Vergleich zu normalen Käse relativ günstig. Wie für die meisten anderen Milchprodukte auch, stammt der Großteil der Produkte aus Australien und Neuseeland. Der Markt wird hauptsächlich von 3 Firmen dominiert: Kraft, Cheesedale und Valumetric. 4.2 Zucker- und Schokoladenprodukte Süßigkeiten sind sehr von der wirtschaftlichen Lage, bzw. dem Einkommen der Bevölkerung abhängig. Mit steigenden Einkommen ist auch der Konsum von Süßigkeiten und Schokolade, insbesondere der höheren Preisklassen gestiegen. Konsumsteigernd wirkt sich auch der immer weiter verbreitete Brauch aus, zu festlichen Anlässen kleine Geschenke aus Schokolade oder anderen Süßigkeiten zu machen. Der Konsum von Süssigkeiten unterscheidet sich stark von den Verbrauchsgewohnheiten in Europa. Eine Tafel Schokolade etwa, wird vom Kunden oft über Wochen oder Monate verzehrt, was 5 sich auch im niedrigen Verbrauch ausdrückt. Dieses Konsumverhalten ist hauptsächlich auf das heiße Klima zurückzuführen. Der Markt für Süßigkeiten teilt sich wie folgt auf: 35% entfallen auf Schokolade, 32,5% auf Bonbons, 13% auf Weingummi und Geleefrüchte und 10% auf Minzprodukte. Die führenden Hersteller sind Trebor Malaysia, Hudson Malaysia, Darry’s Malaysia und Van Melle Int. Schokolade macht etwa 35% der verkauften Süßigkeiten aus. Der Konsum von hochwertiger Schokolade ist in Malaysia in den letzten Jahren stark angestiegen, allerdings von einem geringen Niveau ausgehend. In vielen Einkaufszentren sind Schokoladen-Feinschmeckergeschäfte in den letzten Jahren regelrecht aus dem Boden geschossen. Vielfach handelt es sich hier um belgische Konfektionerien. Die wirtschaftliche Rezession hat sich negativ auf den Schokoladenkonsum ausgewirkt, zudem wird der Konsum von Süßigkeiten und Schokolade auch in Malaysia von einem langsam zunehmenden Gesundheitsbewusstsein und zuckerärmerer Ernährung beeinflusst. Schokolade wird oft in kleineren Verpackungen angeboten, zum Beispiel bietet Cadbury seine Schokolade in 50 Gramm Riegeln an, um den Konsumgewohnheiten der Kunden gerecht zu werden. Das tropische Klima macht die Lagerung von Schokolade schwierig und aufwändig, daher ist die Schokolade zusätzlich zur Aluminiumfolie in Plastik eingeschweißt. Beliebteste Sorte ist Schokolade mit Nüssen oder Mandeln gefolgt von Vollmilchschokolade. Zu den führenden Herstellern zählen Chocolate Products Manufacturer, Cadbury Confect., Nestle and Upali Malaysia. 4.3 Fleischwaren 60% der fleischverarbeitenden Industrie entfallen auf die Geflügelindustrie. Obwohl Malaysia ein Exporteur von Geflügel ist, importiert es dennoch andere Fleischarten wie Rind- und Hammelfleisch. Wie schon erwähnt sind die Fleischessgewohnheiten sehr verschieden in Malaysia. Muslime essen kein Schweinefleisch, Inder meistens kein Rindfleisch. Aus diesem Grund geht der Trend stark zum Hühnchenfleisch. Ein Beispiel: 6 Malaysia ist mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von ca. 38 kg Brathähnchen im Jahr führend in Asien. Gefolgt wird es von Singapur (ca. 28kg/Person) und Thailand (ca. 12kg/Person). Die Geflügelindustrie stellt 60% des fleischverarbeitenden Sektors. Hauptsächlich werden aus Fleisch Würstchen, Burger, Nuggets und Fleischbällchen hergestellt. 5. Geschäftsmöglichkeiten in Malaysia Im Bereich hochwertiger Nahrungsmittel wird eine steigende Nachfrage, die von dem steigenden Lebensstandard und der steigenden Kaufkraft der modernen Bevölkerung getragen wird. In letzter Zeit ist ein Trend hin zur Biokost zu beobachten, ein Untersektor, der rasch wächst. Mit dem steigenden Lebensstandards und der zunehmenden Kaufkraft nimmt auch das Gesundheitsbewußtsein der Bevölkerung zu. Infolgedessen wird erwartet, dass die Nachfrage und das Angebot an Bioprodukten zunehmen wird. Obwohl die höheren Lebensstandards zu einer wachsenden Nachfrage nach Fast Food Produkten geführt haben, wird ein Wandel der Konsumgewohnheiten aufgrund des fortschreitenden Bewußtseins und der gesellschaftlichen Entwicklung in den nächsten Jahren erwartet. Qualitativ hochwertige Lebensmittelerzeugnisse und Produkte mit einem geringen Fettgehalt werden einer größeren Nachfrage gegenüberstehen, die durch eine zunehmende Anzahl an Krankheitsfällen wie Bluthochdruck, Herzproblemen und Übergewicht, die aus diesen neuen Lebensgewohnheiten resultieren, ausgelöst wird. Malaysia hat für die Bewirtschaftung reichlich Land und Ressourcen zur Verfügung. Berücksichtigt man die konkreten Maßnahmen, die die Regierung unternimmt, so wird für die nächsten Jahre eine Wachstumsrate von 6,2% jährlich prognostiziert. Eine Schwerpunkt wird auf die Erhöhung der Produktivität gelegt, die durch Wiederaufforstungsaktivitäten mit neuen Sorten, die einen hohen Ertrag bringen, Flurbereinigung, die auch die Festlegung von brachliegendem Land, wie beispielsweise ehemaligen Bergbaugebieten für landwirtschaftliche Zwecke, beinhaltet, effektive landwirtschaftliche Organisationsmaßnahmen, sowie den Einsatz von Technologien und Mechanisierung, erreicht werden soll. Mit diesen offensiven Maßnahmen soll das 7 Phänomen der steigenden Lebensmittelpreise im Land in der näheren Zukunft eingedämmt werden. Verschiedene deutsche Lebensmittelunternehmen haben in den letzten Monaten ihr Interesse am Eintritt auf den malaysischen Markt bekundet. Die AHK Malaysia hat dies Firmen aktiv dabei unterstützt. Die Unternehmen waren klein- und mittelständisch, ihre Produkte waren im Frühstücksbereich (Müsli/ Cerealien), Süsswarenbereich (u.a. Marzipan) sowie in diversen anderen Bereichen (auch im Verpackungsgeschäft) angesiedelt. Als Leistungen wurden im wesentlichen Marktinformationen und Marktstudien und im nächsten Schritt Vertriebspartnersuchen in Auftrag gegeben. Auch Fragen zu Produktdesign, um auf dem ethnisch diversen malaysischen Markt Fuss fassen zu können, spielten eine wesentliche Rolle. Kuala Lumpur Juli 2009 8