„Druckeffekt“ bei der Nukleation 10.1103/PhysRevLett.101.125703 WS 2014/15 Universität zu Köln Valeria Weißbrot Nukleation (Keimbildung) - Keimbildung oder Nukleation ist der erste Teilprozess, der einen Phasenübergang erster Ordnung einleitet - Phasenübergang von gasförmig nach flüssig (Kondensation): - Dampfphase muss Übersättigt sein: Bei einer gegebenen Temperatur ist der aktuelle Druck höher als der eigentliche Dampfdruck - Flüssigkeit ist die stabilere Phase Freisetzung von Energie beim Phasenübergang - Phasenübergang ist kinetisch gehemmt: für die Ausbildung der Oberfläche des Keims muss Arbeit aufgebracht werden Oberflächenarbeit ist bis zu einer bestimmten Größe des Keims (kritische Größe) höher als freiwerdende Energie beim Phasenübergang Keimbildung kann nur durch kleine Schwankungen der Zustandsvariablen des Systems eingeleitet werden 10.1103/PhysRevLett.101.125703 2 Nukleation (Keimbildung) - Freisetzung von Energie beim Phasenübergang ist latente Wärme: Wärme beeinflusst Nukleationsrate negativ muss abgeführt werden - In Experimenten: Wärmeabtransport durch Überschuss an Trägergas - Ansprüche an Trägergas: Inert, nicht kondensierbar, kein Einfluss auf Nukleation Experimentelle Untersuchungen zeigen: Druck des Trägergases hat Einfluss auf Nukleatiosrate! Ergebnisse sind widersprüchlich: Positiver, negativer und kein Effekt auf die Nukleationsrate mit Druckerhöhung des Trägergases wurden experimentell gezeigt Motivation: Aufklärung des Phänomens 10.1103/PhysRevLett.101.125703 3 Klassische Keimbildungstheorie (CNT) Annahmen: - p ist ideal - p, T = konstant - Trägergas hat keinen Einfluss auf Nukleation - gebildeten Flüssigkeitstropfen haben eine scharfe Grenzfläche, sind inkomprimierbar und sphärisch - Flüssigkeitstropfen haben gleich Oberflächenspannung, Dichte und Druck wie die makroskopische Flüssigkeit 10.1103/PhysRevLett.101.125703 4 Klassische Keimbildungstheorie (CNT) Keimbildungsarbeit: Energie, die aufgebracht werden muss, um bei konstantem p und T ein Tropfen der Größe n zu bilden Volumenterm Oberflächenterm = Differenz der chemischen Potentiale der flüssigen und gasförmigen Phase 10.1103/PhysRevLett.101.125703 5 Klassische Keimbildungstheorie (CNT) 10.1103/PhysRevLett.101.125703 6 Klassische Keimbildungstheorie (CNT) http://strey.pc.uni-koeln.de/296.html 7 Abweichungen von der CNT: Druckeffekt Verminderung der Keimbildungsrate 10.1103/PhysRevLett.101.125703 8 Abweichungen von der CNT: Druckeffekt Nichtisothermer Effekt: Die Keimbildung verläuft nicht isotherm, wie in der CNT angenommen Abtransport der freiwerdenden latenten Wärme durch das Trägergas ist nicht optimal T wird größer q = freigesetzte Wärmemenge h = latente Wärme = Energie, die durch Oberflächenvergrößerung verbraucht wird 10.1103/PhysRevLett.101.125703 9 Abweichungen von der CNT: Druckeffekt Für die nichtisotherme Keimbildungsrate folgt: Ersetzen von durch die pV-korrigierte Rate liefert den vollständigen Druckeffekt: Abweichung von der CNT: 10.1103/PhysRevLett.101.125703 10 Druckeffekt in simulierten Experimenten Bedingungen: T = 50 S = 869 pV-Term kommt umso mehr zum Ausdruck, je höher die Temperatur ist Erhöhung von T bewirkt eine Erhöhung des Gesamtdrucks 10.1103/PhysRevLett.101.125703 11 Fazit Es ist von der Temperatur (und damit vom Gesamtdruck) abhängig, ob der Druckeffekt sich positiv, negativ oder gar nicht auf die Nukleationsrate auswirkt! der pV-Term ist entweder stärker oder schwächer ausgeprägt falls Ist die pV-Arbeit vernachlässigbar klein nichtisotherme Effekt überwiegt Positive Änderung der Nukleationsrate mit steigendem Trägergasdruck falls Überwiegt die pV-Arbeit Starker Abfall der Nukleationsrate mit steigendem Trägergasdruck 12 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! 13