Bildung von Mädchen und Frauen mit Migrationshintergrund und

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Bildung von Mädchen und Frauen mit Migrationshintergrund und
deren Integration und gesellschaftliche Teilhabe
Vorbemerkung
Die Situation von Menschen mit Migrationshintergrund und die Frage, wie ihre erfolgreiche Integration in unsere Gesellschaft gelingen kann, sind heute zentrale Themen.
Sozialforschung und Initiativgruppen bewegt die Suche nach nachhaltigen Lösungen
ebenso wie die politisch Verantwortlichen in den Kommunen, den Ländern und auf
Bundesebene. Es ist davon auszugehen, dass Unterschiede im Bildungszugang und
im Bildungsniveau auch unterschiedliche Teilhabechancen in vielen gesellschaftlichen Bereichen nach sich ziehen.
Tatsächlich haben Personen mit Migrationshintergrund am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt deutlich größere Schwierigkeiten als Personen ohne Migrationshintergrund. Sie finden seltener einen Ausbildungsplatz, sind häufiger arbeitslos oder
nehmen am Arbeitsmarkt schlechtere Positionen ein. In den zahlreich vorliegenden
Studien, Forschungsberichten und politischen Programmen werden die vorhandenen
Fakten und Probleme ausführlich beleuchtet.
Dabei fällt auf, dass der besonderen Situation von Mädchen und Frauen mit Migrationshintergrund kaum Beachtung geschenkt wird. Gerade den Frauen und Müttern
kommt eine wichtige Rolle bei der Einbindung der jungen Generation in die deutsche
Gesellschaft zu. Darüber hinaus sind Chancengleichheit und Geschlechtergerechtigkeit wesentliche Ziele der Integration. Wir können und wollen in unserer heutigen Bildungs- und Wissensgesellschaft nicht auf die Ressourcen dieser Frauen und Mädchen verzichten.
Grundsätzlich ist daher zu fordern, dass die spezifische Lage und die besonderen
Bedürfnisse dieser Frauen und Mädchen stärker als bisher berücksichtigt werden
müssen. Das gilt in der Forschung und in der Politik.
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Wie kann Integration durch Bildung erreicht werden?
Ziel aller Bemühungen von engagierten Personen, von Initiativen und Verbänden und
von politischen Entscheidungsgremien muss es sein, die Bildungseinrichtungen noch
stärker auf die Bedürfnisse und Interessen der Migrantinnen und Migranten auszurichten, um gemeinsam ihre Integration in unsere Gesellschaft zu fördern und dauerhaft zu sichern.
Kindergärten, Schulen und Ausbildungsstätten müssen Orte werden, in denen sich
die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen mit Migrationshintergrund „heimisch“ fühlen, angenommen sind und erleben, dass sie die gleichen Chancen und auch die
gleiche Verantwortung haben wie ihre deutschen Mitschüler und Mitschülerinnen und
Auszubildenden. Dies gilt in besonderer Weise für die Mädchen und Frauen, die hier
Chancengleichheit und Gleichwertigkeit der Geschlechter praktisch erleben sollen.
Forderungen des Bayerischen Landesfrauenausschusses im Hinblick auf
Kindergarten, Schule und Ausbildung
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-
Noch höhere Stundenzahlen bei der Sprachförderung und bei den Angeboten
einer begleitenden Sprachförderung in allen Bildungsbereichen;
-
frühzeitige und intensive Sprachförderung im Kindergarten;
-
Ausbau der Ganztagsschulen und spezifische Unterstützungsangebote zur
sozialen Integration für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund;
-
Einbindung der Eltern in Kindergarten und Schule und begleitende Unterstützungsangebote, damit sie ihren Kindern die notwendige Unterstützung bieten
und Einblick in das deutsche Bildungssystem vermitteln können;
-
Aufbau und Ausweitung von ergänzenden Unterstützungssystemen wie Mentoring, Patenschaften usw.;
-
Entwicklung von geeigneten und zukunftsorientierten Möglichkeiten zur Nachqualifizierung von jungen Erwachsenen mit Migrationshintergrund ohne Berufsabschluss;
-
islamische religiöse Unterweisung in deutscher Sprache;
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ausreichende finanzielle Ausstattung von Schulen und Kindertagesstätten bei
eigenverantwortlicher Verwendung der Mittel durch die Einrichtungen zur gezielten Förderung der Kinder mit Migrationshintergrund;
-
Motivation von Migrantinnen und Migranten zur Ergreifung von pädagogischen
Berufen zum Beispiel durch Lehramtsstipendien;1
-
Bereitschaft zur Integration - unter Beibehaltung der kulturellen Eigenheiten
sowie der Muttersprache - unter Wahrung der im Grundgesetz verankerten
Rechte und Pflichten der Menschen, die in Deutschland leben.
Siehe Hertie-Stiftung oder Projekt „Horizonte“ in Kooperation mit der Universität Frankfurt
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Forderungen des Bayerischen Landesfrauenausschusses im Hinblick auf
junge Mädchen und Frauen
Junge Mädchen und Frauen mit Migrationshintergrund brauchen geeignete Angebote
zur persönlichen und beruflichen Bildung, zur Weiterbildung als wesentlicher Voraussetzung zur Integration in die Arbeitsgesellschaft und zur Sicherung eines eigenständigen Lebens. Erwerbsarbeit bedeutet für Frauen Existenzsicherung und Selbstverwirklichung. Frauen mit Migrationshintergrund müssen die Chance haben, durch eine
qualifizierte Erwerbstätigkeit ein selbstverantwortetes und gleichberechtigtes Leben
zu führen.
Der Bayerische Landesfrauenausschuss fordert daher
-
Ausweitung der Möglichkeiten zur Teilnahme an Integrations- und Orientierungskursen gerade für junge Frauen und Mädchen;
-
Entwicklung von geeigneten Verfahren, um die im Herkunftsland erworbenen
Qualifikationen, Kompetenzen und Abschlüsse anzuerkennen und sie an die Anforderungen der deutschen Arbeitswelt anzupassen2;
-
Angebote zur Förderung von Mädchen bezüglich der Berufswahl entsprechend
ihrer Begabungen und im Blick auf eine zukunftsorientierte Erwerbstätigkeit;
-
berufsbezogene Sprachförderung und Pflege der eigenen Muttersprache für
Frauen und Mädchen;
-
Ausbau von Beratungs- und Unterstützungsangeboten für Mütter im sozialen Umfeld3.
Ausblick:
Integration wird möglich, wenn den Menschen mit Migrationshintergrund der Zugang
zu allen Bildungseinrichtungen zur Verfügung steht und sie in der Lage sind, sie auch
zu nutzen.
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Die politischen Entscheidungsgremien und die bildungspolitisch Verantwortlichen
müssen ihre Verantwortung wahrnehmen und die gesetzlichen und vor allem
auch die finanziellen Voraussetzungen zur Angleichung der Lebenslagen schaffen.
-
Das soziale Umfeld muss dazu beitragen, kulturelle Vielfalt in unserer Gesellschaft als Wert zu verstehen. Frauen und Mädchen mit Migrationshintergrund
müssen mehr in das gesellschaftliche Leben eingebunden werden.
-
Die Betroffenen müssen sich sprachlich und beruflich in Eigenverantwortung weiterbilden und sich auch selbst um Integration bemühen.
2
3
Zum Beispiel Externenprüfung, Arbeitserprobung, Nutzen von Familienkompetenzen
Zum Beispiel „Stadtteilmütter“; wichtig ist die Erreichbarkeit in Laufnähe
3
-
Den Bildungseinrichtungen, Initiativen und Verbänden sowie der Arbeitsagentur
kommt die Aufgabe zu, in ihren Angeboten die Interessen und Bedürfnisse aller
Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund aufzunehmen. Gerade die
jungen Frauen und Mädchen müssen verstärkt gefördert werden. Die Verantwortlichen müssen Projekte entwickeln, die auf Chancengleichheit und Geschlechtergerechtigkeit ausgerichtet sind.
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Die Unternehmen werden aufgefordert, Ausbildungs- und Arbeitsplätze für Frauen
und Mädchen mit Migrationshintergrund zur Verfügung zu stellen, die Entwicklungsmöglichkeiten bieten, um nachhaltig deren Position auf dem Arbeitsmarkt zu
verbessern. Den Personalverantwortlichen, den Personal- und Betriebsräten und
den Kammern und Gewerkschaften kommt hier eine wichtige Rolle zu.
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Die Organisationen, Verbände, Initiativen, in denen sich Menschen mit Migrationshintergrund organisieren, müssen Bildung als wesentliche Voraussetzung für
Integration begreifen. Ihre Aufgabe ist es auch, betroffene Mädchen und Frauen
zu motivieren, sie in ihren verschiedenen Bildungsprozessen zu begleiten und zu
unterstützen.
Fazit:
Integration ohne Bildung ist nicht möglich. Integration wird ermöglicht durch die Einsicht, dass Bildung und Ausbildung die Basis zur personalen Entwicklung, zur materiellen Eigenständigkeit und zur Teilhabe an der Gesellschaft sind. Damit Integration
gelingt, müssen alle Beteiligten zusammenwirken.
Der Bayerische Landesfrauenausschuss begrüßt die Installation eines Integrationsbeauftragten in Bayern. Damit verbindet der Bayerische Landesfrauenausschuss die
Hoffnung auf eingehende Berücksichtigung auch des Gender-Aspektes in Integrationsfragen. Besonders die Rolle der Männer muss in diesem Zusammenhang verstärkt in den Blick genommen werden.
Integration durch Bildung ist eine wesentliche Gegenwarts- und Zukunftsaufgabe unserer Gesellschaft.
München, den 24.11.2008
Hildegund Rüger
Präsidentin
Bayerischer Landesfrauenausschuss
Geschäftsführung
Hausanschrift:
Winzererstraße 9
80797 München
Telefon (089) 1261-1520, - 1412
Telefax (089) 1261-1633
E-Mail:
[email protected]
www.lfa.bayern.de
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