05/2002 WISSENSWERTES Burnout-Syndrom mit neuen Techniken aus der Hirnforschung effektiv bekämpfen E iniges der Ereignisse ist vielleicht gerade mal bemerkenswert genug, um in der rechten Gehirnhälfte eine emotionale Reaktion hervorzurufen, aber auch nicht stark genug, um in der linken Gehirnhälfte eine bewußte Aufmerksamkeit auszulösen. Solche halb wahrgenommenen Eindrücke mögen für das merkwürdige, schwer zu benennende Gefühl der Irritation oder die kurzen Momente unerklärlicher Melancholie verantwortlich sein, welche die meisten von uns von Zeit zu Zeit erleben. Scheitellappen Stirnlappen Hinterhauptlappen Schläfenlappen Die vier Lappen des Gehirns Ein Großteil des menschlichen Verhaltens basiert auf Dopaminmangel – Ahnungen der rechten Hemisphäre. Von Sekunde zu eine mögliche Ursache des Sekunde sehen wir Hunderttausende von Dingen um uns Burnout-Syndroms herum passieren, und nur ein ganz kleiner Bruchteil davon Diese Momente sind aber nicht zu verwechseln mit den Zustän- wird bewußt registriert. Die restlichen Informationen den, die wohl durch Phasen durchqueren unser Gehirn flüchtig, ohne daß ein Eindruck langanhaltenden Stresses entstehen. Die Folge daraus ist oft hinterbleibt. ein Burnout, der letztlich mit einer Depression zu vergleichen ist. Wobei beim BurnoutSyndrom die tatsächliche oder eingebildete Überlastung als Ursache definiert ist. Auf chemischer Ebene ist die wissenschaftlich bekannte Ursache eine Über- oder Unterversorgung im Neurotransmitterhaushalt. Zu wenig Dopamin, Serotonin, Oxytocin, Endorphin u.a. führt zu dem Gefühl der Sinnlosigkeit (Depression), sozialem Rückzug, mangelnder Konzentration (Aufmerksamkeitsstörung bei Erwachsenen) und letztlich zum Verlust sozialer Kontakte. 34 Dopaminbahnen Illustrationen (2): Werbeagentur Rickert Burnout größtenteils auf Störungen im Frontallappen (Stirn) zurückzuführen Gemeinsam erzeugen die verschiedenen Regionen des präfrontalen Kortex (Teile des Frontallappens) jene Qualitäten, die wir für die Essenz des Menschseins halten: Die Fähigkeit zu planen, Gefühle zu haben, unsere Impulse zu kontrollieren, eine Wahl zu treffen und unserer Welt Sinn zu verleihen. Stimmungsschwankungen sind größtenteils auf Störungen der Frontallappen zurückzuführen. Bei depressiven Menschen ist die Aktivität in Teilen der Frontallappen drastisch reduziert. Der am meisten betroffene Bereich ist derjenige, der absichtliches Handeln erzeugt und vermutlich für das Gefühl der Vitalität verantwortlich ist. Burnout führt zur „Wendung nach innen“ Da auch Teile des Parietal- und oberen Temporallappens, die mit der Aufmerksamkeit zusammenhängen, betroffen sind, wird vermutet, daß das Gehirn sich nach innen wendet, sich auf seine eigenen Gedanken konzentriert, um sich „um seine eigenen Probleme zu kümmern.“ Einige Gehirnbereiche sind bei einer Depression und wahrscheinlich auch beim BurnoutSyndrom überaktiv, sie scheinen einen Teufelskreis negativer Gefühle zu bilden. Der vordere zinguläre Kortex fixiert die Aufmerksamkeit auf traurige Gefühle. Der laterale Heil Praxis Magazin 05/2002 WISSENSWERTES Übersichtstabelle Burnout Arten der Symptome Müdigkeit, Schmerz, Schlafstörung, Appetitstörung, Verlangsamtes Denken, Ängstlichkeit, Irrationale Furcht und Erregtheit, Fühlt sich schuldig, wertlos, ungeliebt, kann selbst nicht lieben, Leben scheint sinnlos, Langsamkeit, Lethargie, Interesselosigkeit, Reagiert weniger auf äußere Stimuli Reaktive Depression (Burnout, Trennung oder Trauerfall) Melanchol. Typus (depressive Verstimmung über mindestens 2 Wochen) Larvierte Depression (hinter körperliche Beschwerden versteckt sich Depression) Neurotische D. (konstante depressive Verstimmung über mindestens 2 Jahre/häufig Kindheitserlebnisse) Präfrontallappen hält traurige Erinnerungen im Geist fest. Der mittlere Thalamus stimuliert die Amygdala. Die Amygdala erzeugt negative Emotionen. Folgende Verhalten können durch ein Burnout-Syndrom verursacht worden sein: • Schlafstörung/Müdigkeit • Unteraktivität • Stimmungsschwankungen • Konzentrationsschwäche • mangelndes Zeitgefühl • kurze Aufmerksamkeitsdauer • Lustlosigkeit/mangelnde Energie • Ängste/Phobien • Antriebsschwäche Heil Praxis Magazin Betroffene Hirnareale Aktivität in Teilen der Frontallappen drastisch reduziert (besonders Bereiche für absichtliches Handeln); Teile des Parietallappens und oberen Temporallappens (Aufmerksamkeit, zielgerichtetes Beobachten); Zingulärer Cortex (ist über dicke neuronale Bahnen an die limbischen Strukturen gekoppelt) = emotionales Kontrollzentrum des Gehirns; Überaktivität im Präfrontallappen (Langzeiterinnerungen im Bewußtsein halten); Amygdala ist für negative Gefühle verantwortlich Thalamus (oberer, mittlerer Teil, der die Amygdala stimuliert); Vorderer zingulärer Cortex (fixiert Aufmerksamkeit auf traurige Gefühle) Möglicher Schaltkreis: Amygdala speist negative Gefühle ein; Präfrontallappen schafft Langzeiterinnerungen herbei, die zum Gefühl passen; Der vordere zinguläre Cortex beißt sich an diesen fest und verhindert, daß die Aufmerksamkeit auf Fröhlicheres gerichtet wird. Der Thalamus hält diesen Kreislauf am Leben Chemischer Botenstoff (Neurotransmitter) Serotonin Stimmung, Unruhe, Schlaf, Schmerz, Zufriedenheit Endorphin Trennungsschmerz, Schmerz, Isolation, Neuigkeitssuchen Enkephalin Trennungsschmerz, Schmerz, Sozialverhalten Oxytocin Soziale Bindung, Trennungsstreß, Angst CRH Neg. Erwartungshaltung, Depression, Erschöpfung, Streß Dopamin Aufmerksamkeit, depressive Stimmung, Konzentration Substanz P Schmerz, negative Emotion, Depression, unruhiger Schlaf, Reizüberflutung Noradrenalin Stimmung, Angst, Panik, Wachsamkeit, Gedächtnis Fallbeispiel: Eine 45jährige Lehrerin litt seit mehreren Monaten unter Schlafstörungen, lag nachts stundenlang wach und fühlte sich daher morgens bei Dienstantritt entsprechend unausgeschlafen. Die Ausübung Ihres Berufes fiel ihr zunehmend schwerer. Insgesamt fühlte sie sich physisch und psychisch stark überlastet. Nach einer cirka dreistündigen Session mit dem Schwerpunkt Burnout fühlte sie sich sofort entspannter und vitaler. Sie konnte auch Wochen danach noch gut durchschlafen. Ihren Beruf kann sie wieder motiviert ausüben. ❑ Antonia Simon, Lernpädagogin Wolfgang Decius, Managementconsulting Weitere Auskünfte zu Einzelsessions und Ausbildungskursen erhalten Sie über die Strategy&Concept GmbH, Managementconsulting, Kontaktbüro Deutschland, Immermannstraße 13, 40210 Düsseldorf, Telefon: 02 11/9 35 03 50 Fax: 02 11/9 35 03 59 Internetseite: www.apotheken-konzept.de/ E-Mail: [email protected] 35