GanGan Virus Gardnerella vaginalis

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G
GanGan Virus
Bunyaviren
Gardnerella vaginalis
Synonym
Früher: Hämophilus vaginalis, Corynebakterium vaginale
Morphologie
Gardnerella vaginalis ist ein dünnes, polymorphes, fakultativ anaerobes Stäbchen mit gramnegativer bis gramvariabler Eigenschaft. Das
Bakterium ist sporenlos, bildet keine Kapseln
und ist unbeweglich.
Taxonomie
G. vaginalis wird der eigenen Gattung „Gardnerella“ zugeordnet. Diese ist bisher keiner speziellen Familie untergeordnet worden.
Historie
G. vaginalis wurde 1955 von Gardner und Dukes
isoliert und zunächst als „Hämophilus vaginalis“ bezeichnet. Untersuchungen zeigten jedoch,
dass das Bakterium weder Hämin (Faktor X)
noch NAD (Faktor V) für das Wachstum unbedingt benötigt, so dass von Zimmermann und
Turner eine Reklassifikation empfohlen wurde:
hauptsächlich auf Grund morphologischer Kriterien wurde Gardnerella vaginalis in den folgenden Jahren dem Genus „Corynebacterium“
zugeordnet und als „Corynebakterium vaginale“ bezeichnet. Hybridisierungsexperimente,
elektronenmikroskopische
Untersuchungen
sowie biochemische Analysen (Greenwood und
Pickett, 1980) zeigten, dass „Hämophilus bzw.
Corynebakterium vaginale“ weder Ähnlichkeiten zu anderen Mitgliedern der Genera Hämo-
philus und Corynebacterium aufweist, so dass
seit Anfang der 80er Jahre dem Keim - nach
Gardner- der Name „Gardnerella vaginalis“ zugeteilt wurde.
Erkrankungen/Symptome
G. vaginalis gehört zu den Erregern, die eine
bakterielle Vaginose (BV; früher: unspezifische
Vaginitis) hervorrufen können. Diese geht mit
komplexen Veränderungen der physiologischen Vaginalflora einher: während die Anzahl
H2O2-produzierender Laktobazillen abnimmt,
findet sich eine Vermehrung von G. vaginalis
und anaerober Keime wie Prevotella bivia und
Prevotella disiens, Porphyromonas asacchorolytica, Bacteroides sp., Peptostreptococcus sp.,
Ureaplasma urealyticum, Streptococcus sp. und
Mycoplasma sp.
Klinisch findet sich neben einer leichten Scheidenentzündung bei pH-Werten über 4,5 ein
übelriechender, vermehrter, weiß-grauer, gering-visköser Fluor, der die Vaginalwände
überzieht. Auch asymptomatische Infektionen
kommen vor. Diese sind v.a. in der Schwangerschaft relevant, da die bakterielle Vaginose einen Risikofaktor für Frühgeburtlichkeit, Chorioamnionitis und damit verbundener neonataler und perinataler Komplikationen darstellt.
Seltener wurden auch Endozervizitis, Endometritis und Salpingitis beschrieben.
Differenzialdiagnose
Infektiöse Kolpitiden (z.B. Trichomonas vaginalis, Candida albicans, Chlamydia trachomatis, E.coli, Mycoplasma hominis, Neisseria gonorrhoeae) sowie unspezifische Scheidenirritationen oder Entzündungen.
Labordiagnostik
Da G. vaginalis bei 50–60% der gesunden Frauen Bestandteil der vaginalen Flora ist, sind Ver271
Gardnerella vaginalis
suche, den Keim bei bakterieller Vaginose zu
isolieren, von geringem Nutzen. Die Diagnose
kann durch direkte Untersuchung des Vaginalsekrets gestellt werden. Diagnosekriterien
(nach Amsel, 1983) hierfür sind:
1. Dünnflüssiger, homogener, milchiger Ausfluss
2. Vaginaler pH >4,5
3. KOH-Test (Amin-Test): Bei Zusatz von 10%
Kalilauge zum Vaginalsekret lässt sich unmittelbar nach Vermischen ein Fischgeruch
nachweisen, der auf flüchtige, vermutlich
durch anaeroben Stoffwechsel entstehende
Amine im Scheidensekret zurückzuführen
ist.
4. Nachweis von Schlüsselzellen („clue cells“).
Bei diesen handelt es sich abgeschilferte Epithelzellen, die bei BV von einer großen Anzahl gram-negativer (Prevotella sp., Porphyromonas sp.) und gram-variabler Keime (G.
vaginalis) umgeben sind. Üblicherweise im
Vaginalsekret nachweisbare Laktobazillen
fehlen fast vollständig.
gel, Diabetes mellitus) und dadurch eine Vermehrung der an diesem Krankheitsbild beteiligten Keime begünstigen.
Das von G. vaginalis freigesetzte hämolytische
Exotoxin (auch: Hämolysin = Gvh, Cytotoxin)
ist der einzige bisher identifizierte Virulenzfaktor des Bakteriums. Das Protein (59kD) bildet
Poren in cholesterinhaltigen Membranen und
führt so zu einer toxischen Zellschädigung. Darüber hinaus sind von Prevotella bivia, Bacteroides sp. und anderen Mikroorganismen produzierte Sialidasen (syn. Neuraminidase) für die
Entstehung der bakteriellen Vaginose von Bedeutung. Diese Virulenzfaktoren fördern die
Bakterienadhärenz und reduzieren eine spezifische, gegen Gvh gerichtete IgA-Immunantwort.
Transmission
G. vaginalis kann durch Geschlechtsverkehr
übertragen werden, ist jedoch auch bei Frauen
ohne sexuelle Kontakte nachweisbar.
Vermehrung und Inkubationszeit
Siehe Erkrankung/Symptome und Labordiagnostik.
Therapie
Resistenz
Metronidazol per os oder lokal. Die intravaginale Therapie mit Metronidazol-Gel oder Clindamycin ist vermutlich ebenso wirksam wie die
orale Therapie und mit weniger Nebenwirkungen verbunden. Aminopenicilline (Amoxicillin,
Ampicillin) sind deutlich weniger wirksam als
Metronidazol oder Clindamycin. Obwohl G. vaginalis bei über 90% der männlichen Geschlechtspartner von Frauen mit bakterieller
Vaginose in der Urethra nachweisbar ist, hat die
Behandlung des Partners keinen Einfluss auf
das Wiederauftreten der bakteriellen Vaginose
und ist daher nicht notwendig.
Die bakterieller Vaginose hinterlässt keine Immunität, so dass Reinfektionen jederzeit möglich sind.
Spezifische Merkmale
Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität
G. vaginalis kann – wie auch andere BV-assoziierte Bakterien – in geringer Menge in Vaginalabstrichen gesunder Frauen nachgewiesen werden und ist somit fakultativ pathogen. Für die
Entstehung einer BV sind weitere Faktoren notwendig, die eine Störung des physiologischen
Vaginalmilieus bedingen (z.B. IUP, Scheidenspülungen, Antibiotikatherapie, Östrogenman272
Immunantwort
Bei einem Teil der Patientinnen sind im Vaginalsekret Antikörper (IgA, IgM) gegen das
G. vaginalis-Cytotoxin (Gvh) nachweisbar, in
über 50% der Fälle bleibt jedoch eine spezifische
Immunantwort aus. Ursache hierfür ist eine bei
diesen Patienten im Vergleich zur ersten Gruppe höhere Sialidase-Aktivität (s.o.). Diese Enzyme spalten Neuraminsäure bzw. deren N- und
O-Acylderivate (Sialinsäure) von IgA und IgMMolekülen ab, wodurch die Antikörper einer
Spaltung durch Proteasen leichter zugänglich
werden. Hierdurch wird eine effektive immunologische Auseinandersetzung mit dem Erreger
vermindert. Eine Erhöhung von Serumantikörpern (IgM, IgG) ist ebenfalls nachweisbar, diagnostisch aber nicht relevant.
Wirtsbereich
G. vaginalis kann bei Menschen und bei zahlreichen Säugetieren nachgewiesen werden.
GB Virus C/Hepatitis G Virus
Risikogruppen
Die bakterielle Vaginose betrifft hauptsächlich
jüngere, sexuell aktive Frauen, kann jedoch
auch ohne Geschlechtsverkehr auftreten. Höhere Prävalenzen (–33%) werden bei homosexuellen Frauen durch Austausch von Vaginalsekret
und bei häufigem orogenitalen Kontakt beobachtet.
her stets im Rahmen von Maßnahmen zur Prävention sexuell übertragbarer Erkrankungen
(STD), insbesondere HIV, erfolgen.
Darüber hinaus stellt die konsequente Therapie
der bakteriellen Vaginose und die Wiederherstellung des physiologischen Vaginalmilieus
eine wichtige Maßnahme zur Reduktion des
Übertragungsrisikos von sexuell übertragbaren
Erkrankungen dar.
Epidemiologie
G. vaginalis ist weltweit verbreitet, und die bakterielle Vaginose die häufigste Ursache einer
Vaginitis bei Frauen im gebährfähigen Alter.
Die Prävalenz ist abhängig vom untersuchten
Patientenkollektiv: sie beträgt in der Allgemeinbevölkerung 4–10%, bei Schwangeren 16–25%
und in Risikogruppen bis zu 65%.
Genetik
G. vaginalis tetracycline resistance gene Tet(M)
(tet(M))gene, complete cds: U58986 (U58985),
Protein: AAB05246 (AABO05245); G. vaginalis
heat shock protein 60 (hsp60) gene, complete
cds: AF240579, Protein: AAF43464; G. vaginalis
GroES and histidinol-phosphatase aminotransferase genes, partial cds: AF308590, Protein:
AAG39984, AAG39985. G. vaginalis 3´end of 16S
ribosomal RNA, internal transcribed spacer,
and 5´end of 23S ribosomal RNA: L08167; G. vaginalis 16S ribosomal RNA: M58744. G. vaginalis
23S rRNA gene insertion sequence: M85116; Sequence 31 from Patent WO0136673: AX147729;
Sequence 1723 from Patent WO0123604:
AX110990; Sequence 304 from Patent
WO0123604: AX109571.
Meldepflicht
Gemäß § 6, 8, 9 des IfSG besteht keine Meldepflicht.
Referenzzentren, Expertenlaboratorien und
Web-Adressen
Nationale Referenzzentren sowie Konsiliarlaboratorien sind in Deutschland nicht vorhanden.
Web-Adressen: Hier keine weiterführenden Informationen, siehe Schlüsselliteratur.
Schlüsselliteratur
1. Sobel, J.D. (2000). Bacterial vaginosis. Annu. Rev. Med. 51,
349–356.
2. Amsel, R., Totten, P.A., Spiegel, C. A., Chen, K. C. et al.
(1983). Nonspecific vaginitis: Diagnostic criteria and
microbial and epidemiologic associations. Am. J. Med. 74:
14.
3. Cauci, S., Monte, R., Driussi, S., Lanzafame, P. und
Quadrifoglio, F. (1998). Impairment of the mucosal
immune system: IgA and IgM Cleavage detected in vaginal
washings of a subgroup of patients with bacterial
vaginosis. J. Infect. Dis. 178: 1698–1706.
4. Ramin, S.M. (1993). Maberry, M.C. und Cox,
S.M. Bactererial vaginosis. In: Copeland, L. J. (Hrsg.):
Textbook of Gynecology, S. 510–511. W.B. Saunders
Company
5. Spiegel, C. A. (1991). Bacterial vaginosis. Clin. Microbiol.
Rev. 4, 485–502.
Prävention
Ausschaltung von Risikofaktoren und (Wieder-) Herstellung eines physiologischen Vaginal-Milieus. Kondome.
GB Virus C/Hepatitis G Virus
Erregerbezeichnung
Strategien zur Krankheitsvorbeugung und
Kontrolle
Neuere Studien haben gezeigt, dass G. vaginalis
zum einen direkt, zum anderen auch durch die
im Rahmen der bakteriellen Vaginose auftretenden Veränderungen (v.a. die Reduktion der
Döderlein-Stäbchen, pH-Erhöhung) die Übertragung von HIV und anderer sexuell übertragbarer Krankheiten (Trichomoniasis, Gonorrhö)
fördert. Die Aufklärung über evtl. Übertragungsmodus und das Krankheitsbild sollte da-
GB Virus C/Hepatitis G Virus
Synonym
GBV-C/HGV
Morphologie
GBV-C/HGV ist ein umhülltes Virus mit einem
einzelsträngigen, 9,4 kb großen PositivstrangRNA-Genom. Elektonenmikroskopisch wurde
ein Nukleokapsid identifiziert. Eine kodierende
Sequenz für das Coreprotein ist bisher noch
273
G
GB Virus C/Hepatitis G Virus
nicht bekannt. Die Hülle enthält zwei Proteine
(E1 und E2).
Taxonomie
GBV-C/HGV ist als eigene Gruppe in die Familie Flaviviridae eingeordnet. Unter den Flaviviren ist GBV-C/HGV am engsten mit HCV verwandt und weist auf Aminosäureebene eine
28%ige Homologie auf.
Historie
1967 inokulierten Deinhardt und Mitarbeiter
das Serum eines an akuter Hepatitis erkrankten
Chirurgen (mit den Initialen GB) in südamerikanische Krallenaffen (Tamarine), das eine
akute Hepatitis auslöste. Nach mehreren Serumpassagen in Tamarinen und Marmorsets
gelang 1969 die Erstbeschreibung des GB-Agens
als bisher noch unbekannter Hepatitiserreger.
Erst 1995 erfolgte mit Hilfe von repräsentativer
Differenzanalyse der Nachweis von zwei als
GBV-A und GBV-B bezeichneten Viren aus den
mit dem GB-Agens infizierten Affenseren. Unter Verwendung von degenerierten Primern, die
von GBV-A-, GBV–B- und HCV-Helikasesequenzen abgeleitet worden waren, wurde im Serum eines Westafrikaners mit Non-A-C-Hepatitis ein als GBV-C bezeichneter Erreger nachgewiesen. Nur kurze Zeit später berichtete eine
andere Arbeitsgruppe über die Entdeckung von
genetischem Material eines neuen Virus im
Plasma eines Patienten mit Non-A-C-Hepatits,
das sofort als Hepatitis G Virus (HGV) bezeichnet wurde. Es zeigte sich, dass HGV und GBV-C
verschiedene Isolate desselben Virus sind (86%
Nukleotid-, 96% Aminosäuresequenzhomologie).
Erkrankungen/Symptome
Infektionen mit GBV-C/HGV zählen nicht zu
den relevanten Ursachen für Lebererkrankungen. In der Regel verläuft eine Infektion mit
GBV-C/HGV asymptomatisch. Nach perinataler Übertragung perisistiert GBV-C/HGV über
mehrere Jahre. Erwachsene entwickeln in der
Regel nach einer kürzeren Viruspersistenz antiE2-Antikörper mit Immunität. Koinfektionen
mit anderen viralen Hepatitis-Erregern sind
Folge des gemeinsamen parenteralen Übertragungsweges. Es gibt Fallberichte und retrospektive Case-Control-Studien von GBV-C/HGV-In274
fektionen im Zusammenhang mit akuter, fulminanter und auch chronischer Hepatitis. Die
Mehrzahl der über Bluttransfusionen mit HGV
infizierten Patienten entwickeln keine chronische Hepatitis; die Virämie persistiert häufig
ohne biochemische Beweise der Hepatitis. Untersuchungen an gesunden GBV-C/HGV-positiven Blutspendern ergaben keine pathologische
Leberhistologie. Über die Auswirkung einer
GBV-C/HGV-Infektion auf den Verlauf von
chronischer Hepatitis B oder C sowie auf die
Entwicklung eines hepatozellulären Karzinoms
(HCC) existieren widersprüchliche Berichte.
GBV-C/HGV wurde bei Patienten mit aplastischen Anämien nachgewiesen. Ein pathogenetischer Zusammenhang ist auch hier nicht gezeigt
worden. Zusammenfassend gibt es bisher noch
keine Beweise für die Humanpathogenität von
GBV-C/HGV. Das gilt auch für immunsupprimierte Patienten. Jüngste Studien haben ergeben, dass bei HIV-infizierten Patienten mit einer GBV-C-Koinfektion der Krankheitsverlauf
bis zum Stadium AIDS deutlich langsamer erfolgt und mit einer längeren Überlebenszeit verbunden ist. Der zugrunde liegende Mechanismus ist allerdings noch unbekannt. Es wird eine
Hemmung der HIV-Replikation durch GBV-C
vermutet.
Differenzialdiagnose
Bei Verdacht auf eine akute oder chronische
Non-A-E-Hepatitis ist ein Nachweis von GBVC/HGV-RNA mittels RT-PCR indiziert.
Labordiagnostik
Eine GBV-C/HGV-Infektion kann mittels RTPCR für GBV-C/HGV-RNA aus Serum oder
Plasma nachgewiesen werden. Antikörper gegen das Oberflächenglykoprotein E2 (anti-E2)
sind kurz vor oder nach Verschwinden der
Virämie mittels ELISA nachweisbar. Ein ELISA
für anti-E2 steht in Deutschland bisher nur für
Forschungszwecke zur Verfügung.
Therapie
Eine Indikation zur medikamentösen Behandlung einer GBV-C/HGV Infektion liegt nicht
vor. Allerdings wurden im Rahmen der Interferon-α-Therapie von chronischer Hepatitis C
mit GBV-C/HGV Koinfektion ähnliche Erfolgsraten wie für die Hepatitis-C-Viruselimination
GB Virus C/Hepatitis G Virus
gefunden. Nach Absetzen der Therapie ist die
Virämie häufig wieder nachweisbar.
Spezifische Merkmale
Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität
Es liegen bisher keine Beweise für die Pathogenität von GBV-C/HGV vor.
Transmission
GBV-C/HGV kann parenteral über Blut und
Blutprodukte, „needle sharing“ oder auch perinatal von der Mutter auf das Kind übertragen
werden. Im Vergleich zu HCV spielt die vertikale Übertragung eine größere Rolle. Eine sexuelle
Übertragung ist möglich. GBV-C/HGV ist auch
in Samenflüssigkeit und im Speichel nachgewiesen worden. Bei GBV-C/HGV-positiven (und
HCV-negativen) Blutspendern wurden als Risikofaktoren für eine GBV-C/HGV-Infektion Sexualkontakte und vorangegangene medizinische Eingriffe ermittelt.
Immunantwort
Bisher liegen nur Daten über humorale und zelluläre Immunantworten gegen das E2-Hüllprotein vor. Das Erscheinen von anti-E2-Antikörpern korreliert mit dem Verschwinden der
Virämie und einer durchgemachten Infektion.
Das Vorliegen von anti-E2-Antikörpern vor orthotroper Lebertransplantation schützt vor einer GBV-C/HGV de novo Infektion, was für eine
protektive Rolle der anti-E2-Antikörper spricht.
Im Gegensatz zu HCV ist der E2-Genabschnitt
hoch konserviert. Möglicherweise trägt die Lipoproteinhülle des Virus zur Persistenz der
Virämie bei. Bezüglich der zellulären Immunantwort weisen Patienten mit ausgeheilter oder
florider GBV-C/HGV-Infektion im Proliferationsassay keine Unterschiede auf.
Wirtsbereich
GBV-C/HGV ist bisher nur beim Menschen
nachgewiesen worden. Experimentell sind Affen infizierbar. GBV-A und GBV–B sind Affen(u. a. Tamarine) spezifische Viren.
Vermehrung und Inkubationszeit
Nach GBV-C/HGV-Exposition ist in der Regel
ein bis vier Wochen später GBV-C/HGV-RNA
nachweisbar. Über den intrazellulär ablaufenden Replikationszyklus von GBV-C/HGV ist
wenig bekannt. Wie bei HCV wird ein Polyproteinvorläufer posttranslational in verschiedene
Proteine (Oberflächenprotein E2, zwei Proteasen [NS 2 und NS3], eine Helikase [NS3]) gespalten. Möglicherweise wird ein trunkiertes Coreprotein exprimiert. Es wird vermutet, dass zelluläre Proteine oder ein bisher unbekanntes
„Co-Virus“ in die Bildung des Nukleokapsides
involviert sind. Als Orte für die GBV-C/HGVVermehrung sind mononukleäre Leukozyten,
Epithelzellen, Milz, Appendix und Knochenmark beschrieben worden. Zum anderen konnte aber auch in Hepatozyten GBV-C/HGV-Replikation nachgewiesen werden. GBV-C/HGVReplikation ist in vitro in einer humanen T-ZellLinie (MT-2c) und in einer Hepatoma Zell-Linie
(PH5CH) nachgewiesen worden. Die bisher vorliegenden Daten sprechen dafür, dass GBV-C/
HGV primär ein lymphotropes Virus ist.
Resistenz
GBV-C/HGV kann mit üblichen viruziden Methoden (wie Lösungsmittel, Detergenzien, Pasteurisierung usw.) inaktiviert werden.
Risikogruppen
Drogenabhängige, Empfänger von Blutprodukten, Hämodialysepatienten, Transplantatempfänger.
Epidemiologie
GBV-C/HGV ist weltweit verbreitet. 1997 betrug
die GBV-C/HGV-RNA-Prävalenz bei Blutspendern in Deutschland ca. 2,4%, unter i.v.-Drogenabhängigen dagegen 41%. Koinfektionen
mit GBV-C/HGV werden bei chronischer Hepatitis C und im geringeren Maße bei chronischer
Hepatitis B gefunden. Auf anderen Kontinenten
beträgt die Prävalenz der Virämie bei der Gesamtpopulation bis zu 33% (z.B. Afrika). AntiE2-Antikörper liegen bei 3–15% der europäischen Blutspendern vor, was häufiger als der
RNA-Nachweis ist und für die hohe Ausheilrate
der GBV-C/HGV-Infektion spricht.
Genetik
NCBI-Nummer: NC 001710. Die PlusstrangRNA kodiert für ein Polyprotein. Am 5´- und 3´Ende befinden sich regulatorische Elemente.
Aufgrund von Nukleotidunterschieden in der
5´-Nichtkodierenden Region werden gegenwärtig mindestens vier verschiedene Genotypen
unterschieden, die in ihrer geographischen
275
G
Gelbfiebervirus, Flavivirus
Prävalenz variieren (Genotyp 2 in Europa und
den USA). Ein Vorschlag für einen fünften Genotyp in Südafrika liegt vor.
Prävention
Angesichts der bisher fehlenden klinischen Relevanz von GBV-C/HGV sind besondere Maßnahmen zur Infektionsvermeidung nicht vorgesehen (wie z.B. Screening von Blutprodukten
auf GBV-C/HGV-RNA oder anti-E2-Antikörper). Mit der Virusinaktivierung werden GBVC/HGV-Sequenzen eliminiert oder weitgehend
reduziert. Darüber hinaus gelten die üblichen
Verhaltensregeln zur Verhütung parenteral
übertragbarer Krankheiten (Einmalspritzen,
Handschuhe, Desinfektion, Sterilisierung, Kondome).
Schlüsselliteratur
1. Halasz, R., Weiland, O., Sällberg, M.: GB virus C/ Hepatitis
G virus. Scand J Infect Dis 33, 572–580 (2001)
2. Fields, R.N. et al. (ed.): Virology 3rd edition. LippincottRaven, Philadelphia, 1996
3. Linnen, J., Wages, J., Zhang-Keck, Z.Y., Fry, K.E.,
Krawczynski, K.Z., Alter, H. et al. Molecular cloning and
disease association of hepatitis G virus: a transfusiontransmissible agent. Science 271, 505–508 (1996)
4. Tidona, C.A., Darai, G. (Eds.) (2001), The Springer Index of
Viruses, Springer Berlin, Heidelberg, New York, Tokio
Gelbfiebervirus, Flavivirus
Erregerbezeichnung
Gelbfiebervirus
Synonym
Strategien zur Krankheitsvorbeugung und
Kontrolle
Aufgrund der bisher nicht erwiesenen Pathogenität von GBV-C/HGV sind bisher keine Strategien zur Krankheitsvorbeugung entwickelt und
implementiert worden. Wahrscheinlich greifen
aber die allgemeinen Strategien zur Verhütung
anderer parenteral übertragbarer Viruserkrankungen (siehe HCV-Infektion).
Meldepflicht
Die akute Non-A-E-Hepatitis ist nach § 6 des
IfSG meldepflichtig. Allerdings sind weder die
GBV-C/HGV-Virämie noch der anti-E2-Nachweis zu melden.
Referenzzentren, Expertenlaboratorien und
Web-Adressen
Expertenlaboratorien
◗ Robert-Koch- Institut, Nordufer 20, 13353
Berlin, Telefon: 01888 754 2379
◗ Institut für Virologie der Universität Essen,
Hufelandstr. 55, 45147 Essen, Telefon: 0221 723
3550
◗ Hygiene-Institut der Universität Tübingen,
Abt. für Med. Virologie und Epidemiologie
der Viruskrankheiten, Silcherstr. 7, 72026 Tübingen, Telefon: 07071 2984237
Web-Adressen
Centers for Disease Control and Prevention: http://www.cdc.gov/ncidod/diseases/
hepatitis/g/
276
Kein Synonym vorhanden.
Morphologie
Das Virion besitzt einen Durchmesser von 40–
50 nm. Eine Hülle (engl. envelope), die von der
Membran der Wirtszelle abstammt, umgibt das
ikosaedrisch geformte Nukleokapsid (25–
30 nm). Dieses besteht aus einem nicht-glykosylierten Nukleokapsidprotein (C-Protein), welches das virale Genom in Form von einzelsträngiger RNA umfasst. Die Außenhülle des Virions
besitzt spikeartige Projektionen und enthält das
nicht-glykosylierte M-Protein und das glykosylierte E-Protein (reich an Mannose und komplexen Glykanen). Das E-Protein trägt die meisten
Antigenepitope. Die Replikation des Virus findet im Zytoplasma statt und ist eng mit dem Endoplasmatischen Retikulum assoziiert. Die reifen Virionen gelangen schließlich an die Zelloberfläche und werden dort durch Exozytose
oder Lyse der Zelle ausgeschleust.
Taxonomie
Das Gelbfibervirus ist Namensgeber und Prototyp der Familie Flaviviridae (flavus, lat. gelb),
die in 3 Genera unterteilt wird: Flavivirus, Pestivirus und Hepatitis C-Virus. Der Genus Flavivirus, welcher in diesem und den folgenden Abschnitten (Japanisches Enzephalititsvirus,
Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus und
Russisches Frühjahrs-Sommer-EnzephalitisVirus, Dengueviren und seltene humanpathogene Flaviviren) vorgestellt wird, besteht aus
mindestens 66 Viren. Die meisten Flaviviren
Gelbfiebervirus, Flavivirus
sind Arboviren, welche von Vertebraten auf
Nicht-Vertebraten (Moskitos, Zecken) und umgekehrt übertragen werden. Flaviviren können
sich nicht auf direktem Weg, d.h. ohne Vektor,
in menschlichen Populationen verbreiten. Calisher et al. haben die Flaviviren auf der Grundlage von Kreuz-Neutralisierungen mit polyklonalen Hyperimmunseren in 8 Antigenkomplexe
eingeteilt. Auf diese Weise können 49 Flaviviren
klassifiziert werden, während 17 Flaviviren
nicht genügend verwandt sind, um sie einzuordnen. Der Antigenkomplex der Japanischen
Enzephalitis enthält medizinisch relevante Erreger, welche durch Moskitos übertragen werden und mit Enzephalitis assoziiert sind: Japanisches Enzephalitisvirus, St.-Louis-Enzephalitis-Virus,
Murray-Valley-Enzephalitis-Virus
und West-Nil-Virus. Die Gruppe der Zeckenbissenzephalitis (engl. tick-borne encephalitis,
abgek. TBE) enthält u.a. das Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus, das Russische Frühjahrs-Sommer-Enzephalitis-Virus, das Omsker-hämorrhagisches-Fieber-Virus, das Kyasanur-Forest-Virus und das Powassan-Fieber-Virus). Die Dengueviren mit den Serotypen 1–4
stellen eine weitere Gruppe dar. Dagegen wird
das Rocio-Virus, das Wesselsbron-Virus und
das Gelbfiebervirus keiner Gruppe zugeordnet.
Historie
Das Gelbfieber wurde erstmals 1667 auf Barbados beobachtet. Während der Epoche des Sklavenhandels wurde Aedes aegypti, der MoskitoVektor des Gelbfiebervirus, von Afrika nach
Amerika eingeschleppt. Dies war der Anfang
von großen Epidemien mit Gelbfieber, das sich
zu einer der größten Geißeln der Menschheit
während des 18. und 19. Jahrhunderts entwickelte. Betroffen waren hauptsächlich die Küstenregionen Amerikas, Europas und Westafrikas.
Der Modus der Übertragung durch Moskitos
wurde 1900 durch Walter Reed aufgeklärt, der
später auch die virale Natur des Erregers demonstrierte. Der dramatische Verlauf des Gelbfiebers hat dazu geführt, dass dieses Krankheitsbild auch in der zeitgenössischen Kunst Beachtung fand, z.B. in der Oper „Der Fliegende
Holländer“ von Richard Wagner.
Erkrankungen/Symptome
Arboviruserkrankungen sind durch eine Inkubationszeit von 3–6 Tagen und einen biphasi-
schen Krankheitsverlauf gekennzeichnet. Das
Spektrum der klinischen Manifestationen von
Flavivirusinfektionen umfasst unspezifische
fiebrige Erkrankungen, Fieber mit Auftreten
von Arthralgien und Exanthemen, hämorrhagisches Fieber und Erkrankungen mit ZNS-Symptomatik (aseptische Meningitis, Enzephalitis).
Gelbfieber beginnt mit Fieber, Kopfschmerzen,
Rückenschmerzen, Appetitlosigkeit. Differenzialdiagnostisch müssen hier andere Arbovirusinfektionen (z.B. Dengue-Fieber) und Infektionen mit Influenza, Rickettsien, Enteroviren,
HIV in Erwägung gezogen werden. In der virämischen Phase können sich bisher nicht befallene Moskitos bei einer Blutmahlzeit infizieren.
Die meisten Infektionen mit Gelbfieber klingen
in diesem Stadium ab und bleiben unbemerkt,
so dass die wirkliche Infektionsrate vermutlich
500fach höher ist als angenommen. Die zweite
Krankheitsphase, der eine kurzzeitige Remission vorausgehen kann, ist durch Fieber, Erbrechen, Dehydratation, Abdominalschmerzen
und Auftreten eines Ikterus gekennzeichnet. Es
kann zum Versagen der Nierenfunktion und
Hämorrhagien (verminderte Synthese von Blutgerinnungsfaktoren in der Leber) kommen. Hämatemesis, intraabdominale Blutungen und
Hämoptyse sind Bestandteil einer schweren
Symptomatik. Die Hälfte der Patienten, welche
dieses zweite Stadium erreichen, sterben zwischen dem 7. und 10. Tag infolge von Nierenversagen, Leberversagen, Schock oder Krampfanfällen.
Differenzialdiagnose
Differenzialdiagnostisch kommen andere Erreger von virusbedingten hämorrhagischen Fieber in Betracht: z.B. seltene humanpathogene
Flaviviren, Marburg- und Ebolavirus. Daneben
sind auch ein generalisierte Infektion mit Herpes-simplex-Virus (bei Immunsupprimierten),
eine Heptatitis-B-Virus-Infektion, Leptospirose
und eine toxisch bedingte Hepatitis in Betracht
zu ziehen. Auch eine Meningokokken-Sepsis
kann ein ähnliches Bild hervorrufen.
Labordiagnostik
Antikörper der IgM- und IgG-Klassen können
5–7 Tage nach Krankheitsbeginn (8–14 Tage
nach Infektion) mit konventionellen immunlogischen Verfahren (Immunfluoreszenz, ELISA,
KBR, HHT, NT) im Serum nachgewiesen wer277
G
Gelbfiebervirus, Flavivirus
den. Nach 6 bis 12 Monaten verschwinden die
IgM-Antikörper wieder. Die KBR wird bereits 3
bis 6 Monate nach Infektion mit dem Wildtyp
wieder negativ. Neutralisierende IgG-Antikörper persistieren lebenslang und schützen vor
Reinfektionen. Der Virusnachweis ist schwierig
und gelingt nur in den ersten 3–4 Fiebertagen
(am besten aus dem Blut). Bei Biopsie oder Autopsie gewonnenes Lebergewebe ist geeignet für
die Detektion des Gelbfiebervirus. Das potenziell virushaltige Material wird für die Virusanzucht in empfängliche Zellkulturen oder in junge Mäuse überimpft.
Therapie
Eine spezifische Therapie steht nicht zur Verfügung. Es kann nur symptomatisch behandelt
werden.
Spezifische Merkmale
Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität
Das Gelbfiebervirus besitzt sowohl Viszerotropismus (u.a. Infektion der Leber) als auch Neurotropismus (Infektion des Gehirns). Für die
Neurovirulenz des Virus ist das virale Glykoprotein E verantwortlich. Dagegen ist über die
molekularen Mechanismen des Viszerotropismus noch wenig bekannt.
Transmission
Replikation und Amplifikation der Flaviviren
findet in Vertebraten und Nicht-Vertebraten
(Zecken, Moskitos) statt. Für einige der Flaviviren (z.B. urbanes Gelbfieber, Dengue-Fieber)
kann der Mensch der Hauptwirt sein, wobei das
Virus vom Mensch auf den Moskito und umgekehrt übertragen wird. Für die meisten Flaviviren ist der Mensch jedoch eine Sackgasse. Die
humane Infektion ist dann ein Zufallsereignis,
welches keine Bedeutung für den Lebenszyklus
des Virus besitzt. Diese Viren infizieren abwechselnd eine Reihe von Säugetieren, Vögeln
und die entsprechenden Vektoren. Im Wesentlichen müssen zwei Arten der Übertragung des
Gelbfiebervirus unterschieden werden. Beim
urbanen Infektionszyklus sind Menschen als
Hauptwirt und Aedes aegypti als Vektor beteiligt. Dagegen sind beim Dschungeltyp Affen die
virämischen Wirte, an denen sich Moskitos infizieren. Hier können neben Aedes aegypti auch
278
andere Moskitos als Vektoren auftreten. In der
Zeit vor der effektiven Bekämpfung von Aedes
aegypti war der urbane Infektionszyklus die
vorherrschende Übertragungsform des Gelbfiebers in Südamerika. Der letzte Ausbruch des urbanen Gelbfiebers fand 1954 in Trinidad statt.
Das Wiederauftauchen von Aedes aegypti in den
früheren Verbreitungsgebieten lässt vermuten,
dass in Zukunft wieder urbane Epidemien in
Südamerika entstehen können. Gegenwärtig ist
dort jedoch das Dschungelfieber epidemiologisch der wichtigere Infektionszyklus. Zu Ausbrüchen kommt es, wenn infizierte Moskitos
menschliche Siedlungen am Rande von
Dschungelgebieten heimsuchen. Wenn genügend Menschen infiziert sind, dann übertragen
Moskitos das Gelbfiebervirus von Mensch zu
Mensch, so dass die Epidemie aufrechterhalten
wird. Als Konsequenz kommt es zu einem dramatischen Anstieg der Zahl der infizierten Bewohner. Dieser Übertragungsweg war für die
folgenreichen Ausbrüche der letzten Jahre in
Afrika (s.u.) verantwortlich.
Vermehrung und Inkubationszeit
Eine hochkonservierte Region im viralen Glykoprotein E ist vermutlich für die Bindung des
Virus an bisher unbekannte Rezeptoren auf der
Zielzelle verantwortlich. Danach wird das gebundene Virus durch Rezeptor-vermittelte Endozytose in das Zellinnere aufgenommen. Es
vermehrt sich in Makrophagen. Darüber hinaus
kann sich das Virus sehr gut in Moskito-Zelllinien replizieren, die daher auch für die Virusisolierung und -vermehrung im Labor eingesetzt werden. Daneben können auch viele Zelltypen anderen Ursprungs (z.B. vom Menschen,
vom Kaninchen oder vom Hamster) infiziert
werden. Im Menschen vermehrt sich das Virus
vermutlich primär in dem lymphatischen Gewebe, welches die Stelle der Virusinokulation
durch den infizierten Moskito drainiert. Die Inkubationszeit im Menschen beträgt in der Regel
3 bis 6 Tage.
Resistenz
Keine Daten verfügbar.
Immunantwort
Neutralisierende Antikörper persistieren vermutlich lebenslang, so dass ein sicherer Schutz
vor Reinfektion besteht.
Gelbfiebervirus, Flavivirus
Wirtsbereich
Flaviviren besitzen ein breites Spektrum an potenziellen Wirten. Antikörper gegen Flaviviren
sind in vielen verschiedenen Wildtieren nachgewiesen worden. Darüber hinaus wurden
Wildtiere experimentell mit Gelbfiebervirus infiziert, u.a. Nagetiere, Fledermäuse und Beuteltiere. Die daraus abgeleiteten Erkenntnisse
sprechen jedoch gegen eine Rolle von Nicht-Primaten im Übertragungszyklus der Flaviviren.
Risikogruppen
Gelbfieber vom Dschungeltyp befällt in Südamerika hauptsächlich junge Erwachsene, die
sich zur Holzgewinnung oder Landwirtschaft
im Amazonas- oder Orinocobecken aufhalten.
Epidemiologie
Gelbfieber tritt in tropischen Gebieten auf beiden Seiten des Atlantiks (Westafrika, Ostafrika,
Amerika) auf, ist dagegen nicht in Asien zu finden. Das Dschungelfieber ist in Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Ecuador, Peru, Panama, Venezuela und in den Guyana-Staaten endemisch.
Registriert werden jährlich nicht mehr als 100
Fälle. Weit mehr Gelbfieber-Fälle waren in
jüngster Zeit in Afrika zu verzeichnen. In Ostafrika ist endemisches Gelbfieber relativ selten.
Trotz dieser Tatsache wütete im Südwesten
Äthiopiens von 1960 bis 1962 die größte je registrierte Gelbfieber-Epidemie aller Zeiten: Etwa
100.000 Personen erkrankten, davon erlagen
30.000 der Krankheit. In Westafrika sind die endemischen Herde dagegen zahlreicher als in
Ostafrika. In Nigeria gab es von 1986 bis 1988
eine größere Epidemie mit ca. 25.000 tödlichen
Infektionsverläufen.
Genetik
Das Genom der Flaviviren besteht aus einzelsträngiger Plus-Strang-RNA mit einer Länge
von etwa 9.000 bis 11.000 Basen und besitzt einen einzigen offenen Leserahmen (engl. open
reading frame, abgek. ORF), der insgesamt für
10 Proteine (3 Strukturproteine, 7 Nicht-Strukturproteine) kodiert. Die genetische Information für die 3 Strukturproteine wird zunächst als
zusammenhängendes Vorläufer-Polyprotein
translatiert, um anschließend in das RNA-assoziierte C-Protein, das Prä-M-Protein und das EProtein gespalten zu werden. Das Prä-M-Prote-
in ist ein glykosiliertes Vorläuferprotein, welches während oder nach der Freisetzung aus der
Zelle in das nicht-glykosilierte M-Protein gespalten wird. Das E-Protein (Molekulargewicht
53–54 kD) bildet eine spikeartige Struktur, die
aus der Virushülle herausragt und wichtige biologische Funktionen erfüllt (u.a. Hämagglutination, Adsorption des Virions an die Zelle). Die
dreidimensionale Struktur wird durch 6 Disulfid-Brücken wesentlich bestimmt. Das E-Protein trägt wichtige Epitope, die stammspezifische,
typenspezifische und gruppenspezifische Determinanten darstellen. Nach den 3 Strukturproteinen werden die 7 Nicht-Strukturproteine
(NS1, NS2A, NS2B, NS3, NS4A, NS4B, und NS5)
translatiert. NS3 und NS5 sind wahrscheinlich
Bauteile der RNA-Replikase, die für die Virusreplikation essentiell ist. Während das gesamte
Genom des Gelbfiebervirus eine Länge von
10.862 Basen besitzt, hat der ORF darin eine
Länge von 10 233 Basen. Die Accession-Nummer
für das virale Genom bzw. das Vorläufer-Protein sind NC_002031 bzw. NP 041726.
Prävention
Die Impfung der Menschen in den Endemiegebieten ist enorm wichtig. Zu diesem Zweck wird
der an Hühnerembryonen adaptierte 17DStamm als attenuierte Lebendvakzine eingesetzt. Über 200 Millionen Menschen wurden
bisher mit dieser Vakzine erfolgreich geimpft.
Eine einzige Dosis des 17D-Impfstoffes subkutan appliziert vermag bei 99% der Personen
eine schützende Immunität zu induzieren, die
vermutlich lebenslang anhält. Reisende in ein
Gelbfieber-Endemiegebiet benötigen eine prophylaktische Schutzimpfung, um einreisen bzw.
ausreisen zu dürfen. Die internationalen Gesundheitsbehörden verlangen in der Regel eine
Auffrischimpfung alle 10 Jahre.
Strategien zur Krankheitsvorbeugung und
Kontrolle
Die Bekämpfung der häuslichen Aedes aegypti
Moskitos durch Insektizide stellt eine wichtige
prophylaktische Maßnahme dar, die bedauerlicherweise jedoch nicht vollkommen erfolgreich
ist. Die Kombination aus Vektorkontrolle und
Impfmaßnahmen haben jedoch das urbane
Gelbfieber fast vollständig zurückgedrängt.
279
G
Gelbfiebervirus, Flavivirus
Meldepflicht
Nach § 6 Abs. 1 Nr. 1 des neuen Infektionsschutzgesetzes (IfSG) – seit dem 1. Januar 2001
in Kraft – ist vom feststellenden Arzt bei Krankheitsverdacht, Erkrankung sowie Tod an virusbedingtem hämorrhagischen Fieber der Patient
namentlich dem Gesundheitsamt zu melden
(unverzüglich, spätestens innerhalb von 24
Stunden). Außerdem ist nach § 7 Abs. 1 Nr. 1 jeder direkte oder indirekte (serologische) Nachweis von Gelbfiebervirus durch das Labor dann
namentlich zu melden, wenn er auf eine akute
Infektion hinweist. Weiterführende Informationen zum IfSG sind auf der unten aufgeführten
Web-Adresse des Robert-Koch-Instituts zu finden.
Referenzzentren, Expertenlaboratorien und
Web-Adressen
Institutionen in Deutschland
Hamburg
Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin,
Bernhard-Nocht-Straße 74, 20359 Hamburg,
Tel.: 00 49 (Vorwahl Deutschland) 40 (Vorwahl
Hamburg) 42818-401/-460 (Institut)
Berlin
Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin, Diedersdorfer Weg 1, Tel.: 00 49 (Vorwahl Deutschland) 30
(Vorwahl Berlin) 8412-2261 (Institut)
Institutionen in Österreich
Institut für spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der Universität, Kinderspitalgasse 15,
1095 Wien, Tel.: 00 43 (Vorwahl Österreich) 1
(Vorwahl Wien) 404 90 380 (Institut)
Institutionen in der Schweiz
Basel
Schweizerisches Tropeninstitut, Socinstraße 57,
4002 Basel, Tel.: 00 41 (Vorwahl Schweiz) 61
(Vorwahl Basel) 284 8111 (Institut)
Web-Adressen
Centers for disease control and prevention
(Empfehlungen und Standards in der Kontrolle
und Diagnostik von Infektionen):
http://www.cdc.gov/
280
Introduction to virology:
http://www-micro.msb.le.ac.uk/109/
introduction.html
All the virology on the WWW:
http://www.virology.net/
Virus databases on-line:
http://life.anu.edu.au/viruses/
WHO World Health Organization (Aktuelles
über Infektionskrankheiten, Empfehlungen
und Programme der WHO):
http://www.who.int/
Institut für Klinische und Molekulare Virologie,
Universität Erlangen:
http://www.virology.uni-erlangen.de/hyp.htm
Links to further information on viruses:
http://www2.rki.de/infekt/enivd/rs1.htm
National center of biotechnology information:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/
The International Commitee on Taxonomy of
Viruses: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/ICTV/
The big picture book of viruses:
http://www.virology.net/Big_Virology/
BVHomePage.html
Der reisemedizinische Infoservice der Universität München: http://www.fit-for-travel.de/
Robert-Koch-Institut (RKI) (Infektionsschutzgesetz, IfSG):
http://www.rki.de/INFEKT/IFSG/IFSG.HTM
Robert-Koch-Institut (RKI): http://www.rki.de
Robert-Koch-Institut (RKI) (Steckbrief seltener
und „importierter“ Virusinfektionen):
http://www.rki.de/INFEKT/STECKBRF/
STBR_HOM.HTM
Robert-Koch-Institut (RKI) (Epidemiologisches Bulletin):
http://www.rki.de/INFEKT/EPIBULL/EPI.HTM
Rote Liste (Medikamente):
http://www.rote-liste.de/
Gesellschaft für Virologie: http://www.
medizin.uni-koeln.de/projekte/gfv/index.html
Schlüsselliteratur
1. Schoub, B.D. and Blackburn, N.K. (2000). Flaviviruses. In:
Zuckerman, A.J., Banatvala, J.E. and Pattison, J.R. (eds.)
Principles and Practice of Clinical Virology (4rd edition),
p.485. Chichester: John Wiley & Sons.
2. Monath, T.P. (1999). Yellow Fever Virus. In: Webster, R.G.
and Granoff, A. (eds.) Encyclopedia of Virology (2nd
edition), p. 1979. London: Academic Press Limited.
3. Monath, T.P. and Heinz, F.X. (1996). Flaviviruses. In:
Fields, B.N., Knipe, D.M., Howly, P.M. et al. (eds.) Virology
(3rd edition), p.961. Philadelphia: Lippincott-Raven
Publishers.
Giardia lamblia
4. Monath, T.P. and Heinz, F.X. (1995). Flaviviruses (Yellow
fever, Dengue, Dengue haemorrhagic fever, Japanese
encephalitis, St. Louis encephalitis, tick-borne
encephalitis). In: Mandell, G.L., Benett, J.E., Dolin, R. (eds.)
Principles and practice of Infectious Diseases (4th edition),
p.1465. New York: Churchill Livingstone Inc.
5. Calisher, C.H., Karabatsos, N., Dalrymple, J.M. et al. (1989).
Antigenic relationsships among flaviviruses as determined
by cross-neutralisation tests with polyclonal antisera. J.
Gen. Virol. 70, 37–43.
6. Tidona, C.A., Darai, G. (Eds.) (2001), The Springer Index of
Viruses, Springer Berlin, Heidelberg, New York, Tokio
Geotrichoide
Trichosporon
Geotrichum amycelicum
Synonym
Lamblia intestinalis; Giardia intestinalis
Morphologie
In zwei Formen autretendes Geißeltierchen: 1.
als vegetatives Stadium (Trophozoit) und 2. als
Zyste. Der Trophozoit zeigt sich als birnenförmiges, bilateralsymetrisches Protozoon von 10–
30 µm Länge. Sein dorsoventral abgeplatteter
Zellkörper besitzt zwei Kerne, zwei Mediankörper, eine ventral gelegene Haftscheibe und 4
Geißelpaare. Mitochondrien und Golgiapparat
fehlen. Aus dem Trophozoiten können Zysten
als Dauerstadien hervorgehen. Diese sind oval,
10–14 µm lang und 7–10 µm breit. Sie werden
durch Kernteilung vierkernig, enthalten Strukturen, die als desintegrierte Geißeln angesehen
werden, und besitzen eine derbe Wand, die sie
gegen Umwelteinflüsse sehr widerstandsfähig
macht. Sie gelangen mit den Fäzes ins Freie.
Trichosporon
Taxonomie
Geotrichum cutaneum
Trichosporon
Giardia lamblia gehört zu den Protozoen.
Stamm:
Mastigophora,
Ordnung: Diplomonadida
Familie: Hexamitidae
Historie
Geotrichum immite
Coccidioides immitis
Germiston Virus
Bunyaviren
Antony van Leeuwenhoek weist 1681 erstmals
Trophozoiten von Giardia lamblia in einer eigenen Stuhlprobe nach und beschreibt den Erreger. Die erste genaue Schilderung geht jedoch
auf den Tschechen Lambl (1859) zurück. Lambl
benennt als Sitz des Flagellaten den Dünndarm
des Menschen. Die zystische Form des Parasiten
wird erstmals 1879 von Grassi beobachtet. Die
endgültige Namensgebung nahm Stiles 1915 zu
Ehren des Franzosen A. Giard und des Tschechen F. Lambl vor.
Erkrankungen/Symptome
Giardia intestinalis
Giardia lamblia
Giardia lamblia
Erregerbezeichnung
Giardia lamblia
G. lamblia kommt weltweit vor und ist der häufigste Darmflagellat des Menschen. Er besiedelt
vor allem den vorderen Dünndarm, kann allerdings auch in Gallengängen und Gallenblase angetroffen werden. An Giardiasis (Lambliasis,
Lamblienruhr), die sich als Diarrhö in wechselnden Schüben äußert, erkrankt nur ein Teil
der Infizierten. Bei Kindern wird Giardia häufiger pathogen als bei Erwachsenen und kann insbesondere bei länger bestehender Infektion zu
einer Malabsorption führen.
281
G
Giardia lamblia
Symptome. Giardia lamblia gilt als fakultativ
pathogener Erreger. Ein Zusammenhang mit
Erregervarianten unterschiedlicher Pathogenität oder ein erregerinduzierter Disaccharidasemangel der Dünndarmmukosa werden neben
anderen Ursachen diskutiert. Leitsymptom der
Lambliasis sind nach einer Inkubationszeit von
wenigen Tagen wechselnde, oftmals voluminöse
und schaumige Durchfälle von breiiger Konsistenz. Die Stuhlfarbe ist gelblich. Schleim-, Eiter- oder Blutauflagerungen fehlen; die Stühle
sind oft übelriechend. Hinzu kommen häufig
Übelkeit, Meteorismus, vermehrte Flatulenz,
schwefliges Aufstoßen, periumbilikale, mitunter krampfartige Schmerzen, imperativer Stuhldrang nach Mahlzeiten und ein allgemeines
Krankheitsgefühl. Fieber kann auftreten. Bei
Kindern kann bei stärkeren Infektionen neben
Fieber auch Erbrechen und wässriger Durchfall
vorkommen. Die akute Erkrankung kann in
eine über Monate dauernde, chronische Verlaufsform übergehen, mit weniger ausgeprägten
Symptomen. Länger dauernde Infektionen können durch funktionelle Veränderungen der
Dünndarmschleimhaut zur Malabsorption führen, eine Laktoseintoleranz ist nicht selten. Gelegentlich kommt eine Invasion der Gallenwege
vor.
Diagnostische Eingriffe (Endoskopie, Kontrastmittelfüllungen) an den Gallenwegen oder dem
Ductus pancreaticus können bei Giardia-Befall
zur Pankreatitis führen.
Differenzialdiagnose
Sprue, tropische Enteropathie, Malabsorptionssyndrome anderer Genese, Amöbenkolitis,
chronische Pankreatitis, andere entzündliche
oder funktionelle Veränderungen des Duodenums, Jejunums oder der Gallenwege; bei diesen kann sich die Lambliasis auch als opportunistische Infektion bei vorgeschädigter
Schleimhaut aufpfropfen.
1. Direktnachweis von Trophozoiten im Frischpräparat und im gefärbten Ausstrich aus frischem Stuhl (nicht älter als 1 Stunde; Eigenbeweglichkeit der Trophozoiten!). Cysten lassen
sich auch in weniger frischen oder fixierten
Stuhlproben nachweisen (bewährt: MIF- oder
SAF-Anreicherung). Zum Ausschluß einer Giardiasis sollten mindestens 3 Stuhlproben von
verschiedenen Tagen auf Zysten und Trophozoiten untersucht werden, da in sehr dünnflüssigen Stühlen die Ausscheidung von Zysten völlig fehlen kann. Bei symptomatischen Patienten
ohne Stuhlnachweis ist auch die Erregersuche in
endoskopisch oder per Sonde gewonnenen
Dünndarmaspiraten, Bürstenabstrichen (Untersuchung sofort oder nach Fixierung wie oben
beschrieben) oder Biopsaten (als Tupfpräparat
oder histologisch) möglich. Differenzialdiagnostisch ist die Unterscheidung von anderen
Darmflagellaten erforderlich.
2. Nachweis von Koproantigen mittels ELISA,
ein Test, der sich durch hohe Spezifität und Sensitivität auszeichnet. Der Koproantigennachweis steht mittlerweile auch als Schnelltest (zum
differenzierten Nachweis von Amöben, Lamblien und Kryptosporidien) zur Verfügung.
Therapie
Orale Nitroimidazole: Metronidazol (2×400mg
für 7 Tage oder 2×800mg/d für 3 Tage), Tinidazol (2×1000mg/d für 2 Tage oder 1×1000mg für
5 Tage), Ornidazol (400mg/d für 5 Tage). Bei
Kindern unter 12 Jahren Dosierung nach Körpergewicht. Vorsicht ist bei Anwendung in der
Schwangerschaft geboten! (Nicht im ersten Trimenon.) In ca. 90% wird bei einmaliger Therapie Heilung erzielt. Eine wiederholte Anwendung kann in Einzelfällen erforderlich sein.
Stuhlkontrollen sollten ca. 2–4 Wochen nach
Therapieende erfolgen.
Spezifische Merkmale
Labordiagnostik
Grundlage der Diagnostik sind der Direktnachweis von Trophozoiten und/oder Cysten im
Stuhl sowie der Nachweis von Koproantigen.
Standardisierte serologische Verfahren zum
Nachweis Giardia-spezifischer Antikörper stehen für die Routinediagnostik nicht zur Verfügung.
282
Pathogenität, Virulenz und Antigenvariabilität
Giardia lamblia gilt als fakultativ pathogener
Erreger; nach derzeitiger Kenntnis existieren
Varianten mit unterschiedlicher Inkubationszeit, Pathogenität und Verweildauer.
Zur Virulenz und Antigenvariabilität keine Daten verfügbar.
Giardia lamblia
Transmission
Die Infektion von Mensch zu Mensch erfolgt fäkal-oral durch Schmierinfektion, kontaminiertes Wasser oder kontaminierte Nahrungsmittel
über Zysten; (Mindestzahl von 10 Zysten erforderlich). Wiederholte Infektionen sind möglich,
da keine Immunität erworben wird. Verschleppung durch Fliegen kann bei der Übertragung
eine Rolle spielen.
gen (fehlender bzw. erschwerter Zugang zu sanitären Einrichtungen und sauberem Trinkwasser, oft verbunden mit schlechter Gesundheitsversorgung), für Kinder, insbesondere in
Kindergärten oder Tagesheimen, pflegebedürftige Behinderte und ältere Menschen mit
Heimunterbringung, Mitarbeiter derartiger
Einrichtungen, Homosexuelle.
Epidemiologie
Vermehrung und Inkubationszeit
Die zweikernigen Trophozoiten, die vom Dünndarm mit dem Darminhalt abwärts gelangen,
beginnen sich als Reaktion auf den alkalischen
pH und auf Gallensalze zu enzystieren: nach
Einziehen der Geißeln Ausbildung einer hyalinen Membran als Zystenwand, Kernteilung, so
dass eine vierkernige Zyste vorliegt, Ausscheidung mit dem Stuhl, orale Aufnahme durch den
Menschen, Exzystierung und Entstehung von
jeweils zwei Trophozoiten im Dünndarm.
Inkubationszeit: 3–21 Tage; Präpatenz: 3–4 Wochen; Patenz: Evtl. Jahre
Resistenz
Menschen mit gehäufter Exposition zeigen eine
gewisse Resistenz gegen den Erreger.
Immunantwort
Die körpereigene Immunantwort läuft vor allem über die sekretorische IgA des Dünndarms,
ein spezifischer, IgA-gekoppelter Antikörper
konnte isoliert werden. Unter dem Druck der
Immunreaktion kommt es nach mehreren Vermehrungszyklen zur Oberflächenänderung des
Giardia-Antigens. Da sich keine stabile Immunität entwickelt, können wiederholte Infektionen auftreten.
Wirtsbereich
Außer für den Menschen wurde für Katzen,
Hunde und andere Säugetiere ein Befall mit Giardia-Arten beschrieben. Möglicherweise handelt es sich jedoch nur um eine einzige Art. Tiere scheinen als Reservoirwirte jedoch keine Rolle zu spielen.
Kosmopolitische Verbreitung, gehäuft in den
Tropen. Zu epidemischen Infektionen kommt
es bei Übertragung durch Leitungswasser aus
infizierten Reservoiren auf nichtinfizierte Bevölkerungsgruppen oder durch landwirtschaftliche Nutzung verunreinigten Oberflächenwassers auch in gemäßigten Breiten.
Genetik
Keine Daten verfügbar.
Prävention
Bereitstellung und Nutzung sicherer Methoden
der Fäkalienbeseitigung, Versorgung mit sauberem Trinkwasser, Anhebung des individuellen Hygienestandards, Verzicht auf Kopfdüngung, Abkochen, Filtern (z.B. Sandfiltration)
und Jodieren von Trinkwasser. Zur normalen
Desinfektion bei der Trinkwasseraufbereitung
gebräuchliche Chlorkonzentrationen reichen
zum Abtöten von Lamblienzysten nicht aus.
(Chlorierung wirkt erst bei >1mg/l sicher).
Strategien zur Krankheitsvorbeugung und
Kontrolle
Gesundheitserziehung, die individuelle und
Nahrungsmittelhygiene umfasst. Die Behandlung asymptomatischer Zystenträger in Endemiegebieten erscheint aufgrund der relativ geringen Pathogenität als nur wenig sinnvoll.
Meldepflicht
Besteht nach dem Infektionsschutzgesetz für
durch Lamblien hervorgerufene Durchfallerkrankungen und Todesfälle.
Risikogruppen
Referenzzentren, Expertenlaboratorien und
Web-Adressen
Erhöhtes Risiko besteht für Menschen unter unzureichenden hygienischen Lebensbedingun-
Offizielle Referenzzentren existieren nicht; als
fachlich qualifiziert anzusehen sind sämtliche
283
G
Gießkannenschimmel
parasitologische und tropenmedizinische Institutionen und angeschlossene Laboratorien.
Web-Adressen
Robert-Koch Institut Berlin: http://www.rki.de
WHO (World Health Organisation):
http://www.who.int
Centers for disease control and prevention:
http://www.cdc.gov
Schlüsselliteratur
1. Lang, W., Löscher, T. (Hrsg.): Tropenmedizin in Klinik
und Praxis, 3. Auflage, Stuttgart; New York: Thieme 2000;
2. Mehlhorn, H., Eichenlaub, D., Löscher, T., Peters, W.:
Diagnostik und Therapie der Parasitosen des Menschen, 2.
neu bearb. und erweiterte Auflage, Stuttgart; Jena; New
York: G. Fischer 1995;
3. H. Hof, R.L. Müller, R. Dörries: Mikrobiologie, Stuttgart;
New York: Thieme 2000
4. Meyer, E. A. (Hrsg.): Giardiasis: in: Human Parasitic
Diseases; Vol 3, Amsterdam: Elsevier Science Publishers
B.V. 1990,
5. Piekarski, G.: Medizinische Parasitologie in Tafeln, 3.
vollständig überarbeitete Aufl., Berlin; Heidelberg; New
York; London; Paris; Tokyo: Springer, 1987
Gießkannenschimmel
Aspergillus
Gnathostoma spinigerum
Nematoden, seltenere
Gonokokken
Neisseria gonorrhoeae
Grahamella
Rickettsien
Grippevirus
Orthomyxoviren
Grubenwurm
Hakenwürmer
284
Gruppe C Viren
Bunyaviren
Guama Virus
Bunyaviren
Guanarito-Virus
Arenaviren
Guaroa Virus
Bunyaviren
Guineawurm
Dracunculus medinensis
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