Helfen und Heilen heute - Otto Wolff

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Helfen und Heilen heute
Dr. med. Otto Wolff
Bilder aus dem Mittelalter, auf denen ,,Zahnreißer" oder Quacksalber bei
ihrer Tätigkeit auf dem Marktplatz dargestellt sind, können den heutigen
Menschen so recht vor Augen führen, welche ungeheuren Fortschritte die
Medizin seither gemacht hat. Auch die drastischen Darstellungen der Empfindungen beim ZahnarzI, wie sie Wilhelm Busch schildert, flößen wenig
Vertrauen in die damaligen Methoden ein.
Worin liegt.der Fortschritt seither? Am offenkundigsten in der Kenntnis des
Weges der Krankheitsentstehung sowie der Medikamente, die verschiedene
Reaktionen des Organismus gezielt beeinflussen und somit-Schmerzen lindern oder Entzündungen hemmen. So ist es möglich, viele Krankheitserscheinungen zu treffen und oft in kurzerZeit den Kranken zu helfen.
Cerade in den letzten Jahren und Jahrzehnten sind wahrhaft großartige medikamentöse Möglichkeiten erschlossen worden, und es sind immer mehr rasch
und intensiv wirkende Medikamente zur Verfügung gestellt worden.
Es ist
deshalb nicht nur berechtigt, sondern auch notwendig, der Frage nachzugelren, was Heilung ist. Daß es zur ersten Aufgabe des Arztes gehört, zu helfen,
ist ohne weiteres klar. Wodurch jedoch ist Heilen mehr als Helfen?
Häufig kommt der Patient zum Arzt mit dem ausdrücklichen Wunsch, daß er
von den Schmerzen oder irgendeiner ,,Störung" befreit werde. Und die wenigsten Patienten fragen, wie dies erreicht werden, wie es nun weitergehen
soll. Oft genug kann man nämlich erleben, daß durch ein Medikament ein
Symptom, eine Krankheitsäußerung, etwa ein Schmerz, eine Entzündung beseitigt werden, jedoch diese Wirkung nicht anhält, und die Erscheinungen oder
die Krankheit nach kurzer Teit wieder auftreten. Das heißt, die Patienten
müssen die betreffenden Medikamente oft jahrelang einnehmen. Lassen sie
sie weg, treten die Krankheitserscheinungen wieder auf. Die Krankheit selbst,
die hinter diesen Außerungen steht, wird also offensichtlich nicht getroffen.
Diese Wirkung nennt man symptomatisch, also nur auf das Symptom wirkend.
Von einer Heilung kann man dabei noch nicht sprechen, doch kann es allerdings sein, daß eine echte Heilung so eingeleitet wird. Stets sollte aber Heilung das Ziel des ärztlichen Handelns sein, auch wenn es nicht immer erreicht
werden kann.
Es gibt viele Krankheitszustände, die in diesem Sinne ,,unheilbar", aber keineswegs lebensbedrohlich sind. So kann ein Mensch mit einem zu kurzen oder
zu langen Augapfel geboren werden. Er ist dann entsprechend weitsichtig
oder kurzsichtig und bleibt es mehr oder weniger sein Leben lang. Nichts ist
aber heute einfacher, als eine solche Störung anzugehen. Durch eine entsprechende Brille sieht der Mensch so gut wie ein ,,Cesunder". lhm ist grundlegend geholfen. Selbstverständlich ist er dadurch nicht geheilt, denn die zugrundeliegende Störung ist nach wie vor vorhanden.
Ferment ersetzt den Magensaft
Hat aber ein Mensch etwa durch eine Cewalteinwirkung einen Fuß oder
einen Arm verloren, so wächst dieser niemals wieder nach. Man kann ihn aber
wenigstens unvollkommen ersetzen durch eine Prothese, so daß die Funktion
zum Teil wieder hergestellt ist. Ahnliches liegt vor, wenn Drüsen im Organismus ausfallen und damit bestimmte Funktionen nicht mehr ausgeführt werden
können. Fehlt zum Beispiel der Magensaft, ist die ganze weitere Verdauung
beeinträchtigt. Hier kann der Magensaft durch entsprechende Fermente bzw,
Säuren mehr oder weniger ersetzt werden.
In Weiterführung dieses Cedankens kann man heute durch entsprechende
Auszüge oder Substanzen (Hormone) ganze Drüsen ersetzen oder ihre Funktion scheinbar wiederherstellen. Man nennt dieses ganze Vorgehen Substitution, also Ersatz von etwas Fehlendem.
Kein Mensch wird heute an der grundsätzlichen Berechtigung solcher Maßnahmen der Substitution, wie sie am Beispiel der Brille oder Prothese geschildert wurden, zweifeln. Man sieht jedoch die Problematik deutlicher,
wenn man noch einen Schritt weiter geht: Bekanntlich ist es jetzt möglich geworden, nicht nur die Tätigkeit eines Organs (etwa drrrch Hormone) zu er6
setzen, sondern dieses Organ selbst auszutauschen, zu transplantieren. Inzwischen sind bereits einige tausend Nieren, über hundert Herzen, mehrere
Lungen, Bauchspeicheldrüsen und Lebern bei Menschen ,,ersetzt" worden.
Obwohl es sich hier um die folgerichtige Weiterführung des Substitutionsgedankens handelt, wurde doch bei der ersten Herztransplantation plötzlich
klar, daß hier offenbar mehr vorliegt, als nur ein Ersatz. Schließlich handelt es
sich hier beim ,,Material" nicht mehr um einen toten Stoff, sondern eine
lebendige Substanz eines anderen Menschen. Diese ist aber andersartig gegenüber der eigenen Körpersubstanz. Ohne auf die tiefgründige Problematik der
Berechtigung der Entnahme ganzer noch lebender Organe bei einem Verstorbenen und die Frage des Todeszeitpunkts hier eingehen zu können, muß
man doch festhalten, daß sich der Empfänger in jedem Falle gegen Fremdsubstanz wehrt. Er versucht, sie abzustoßen. Man kann hierin einen Versuch
des Organismus sehen, sich gegen überfremdung zu schützen. Ein Mensch,
der mit einem fremden Organ lebt, ist tatsächlich zum Teil nicht mehr er
selbst. Auch wenn das Organ vollständig,,funktionieren" sollte, ist er nicht
rviederhergestellt, also nicht geheilt.
Was geschieht bei einer wirklichen Heilung?
Nehmen wir an, die Haut sei durch eine Verletzung, einen Schnitt, getrennt,
dann fixiert man die Wundränder aneinander und wartet einige Tage. In dieser Zeit hat sich eine Verklebung zwischen den Wundrändern gebildet, die
schließlich die beiden Teile fest verbindet. Nach einiger Zeit ist die Wunde
durch eine kleine Narbe geheilt, die Trennung ist aufgehoben, die Einheit
wiederhergestellt. Dasselbe liegt im Prinzip beim Knochenbruch vor. Der eine
Knochen ist in zwei zerbrochen, die wieder durch den Heilungsprozeß zusammenwachsen.
In diesen Fällen ist ohne weiteres ersichtlich, daß der krankhafte prozeß darin
besteht, daß etwas ,,enlzwei" gegangen ist. Die Einheit der Haut, des Knochens, wurde durch irgendeine Cewaltanwendung getrennt.
Wie ist es aber bei Krankheiten, die von innen heraus ,,von selbst,,entstehen?
Am Beispiel der Krebskrankheit soll dies kurz gezeigt werden. Die
Krebs-
geschwulst besteht in einem zügellosen wachstum, das von irgendeinem organ ausgeht, und das eine wesentlich raschere Zellteilune und -vermehrune
Weleda Aufbaukalk
1 u nd 2
für die gesunde Veranlagung und Bildung von Knochen
und Zähnen im Kindesalter und in späteren Wachstumsepochen. Es handelt sich hier nicht um ein übliches Kalkpräparat, das dem Körper lediglich Kalk zuführt. Weleda
Aufbaukalk ist so komponiert, daß der Organismus angeregt wird, Kalk aus der Nahrung aufzunehmen und in
rechter Weise
in den Kalkhaushalt einzufügen.
Dieses
Präparat ist daher für alle Menschen mit erhöhtem Kalk-
bedarf angezeigt: werdende und stillende Mütter, Klein-
kinder und alle
-
gleich welchen Alters
-,
bei denen
Kalkmangel besteht. Weleda Aufbaukalk 1 und 2 wird
morgens und abends im Wechsel eingenommen.
zeigt, als gesundes Cewebe. Nun ist zwar auch der erwachsene Organismus
auf Wachstum angewiesen - sonst würde er in kurzer Zeit sterben. Das krankhafte Wachstum geschieht jedoch ohne Rücksicht auf Crenzen des Organs.
Deshalb führt es letztlich zur Zerstörung des ganzen Organismus. Man kann
also in der Krebsgeschwulst ein eigensinniges Wachstum auf dem Boden des
sonst,,gesunden" Organismus sehen. Auch hier haben wir eine Zweiheit, den
C)rganismus und darin den lebenden Fremdkörper Ceschwulst.
Auch an anderen Beispielen kann man wieder dasselbe Prinzip verfolgen: Bei
rheumatischen Erkrankungen, Verhärtungen (Sklerosen), entfallen Substanzen
dem tätigen Stoffwechsel und werden dort abgelagert, wo das nicht der Fall
sein sollte, in Celenken, Arterien und anderem. Wiederum haben wlr die
Tatsache, daß im Organismus etwas nach anderen Gesetzen verläuft, ein Herausfallen von Substanzen, ein Zerfallen der ursprünglichen Einheit.
Selbst bei solchen Krankheiten, wie den Infektionskrankheiten, kann man dasselbe erkennen: Hierbei findet man beispielsweise innerhalb des Organismus
Bakterien, die an dieser Stelle Fremdkörper sind und entsprechende Störungen hervorrufen. Auch dabei ist die geschlossene Einheit des Organismus verletzt.
Wodurch geschieht die Heilung?
Die Wundränder oder Knochenenden werden durch den Arzt wieder in die
richtige Lage gebracht und heilen dann ,,von selbst". Nichts wäre aber törichter, als zu meinen, dieser hochkomplizierte und sinnvolle Vorgang verlaufe
ungelenkt und von alleine: Es muß vielmehr im Organismus ein übergeordnetes unsichtbares Prinzip sein, dem diese weisheitsvollen Vorgänge unterstehen. Zweifellos hängt dies mit den Wachstumskräften zusammen, geht
aber noch darüber hinaus, denn Wachstum allein ist noch nicht Heilung. Es
lrandelt sich dabei letztlich um das unseren gesamten Organismus durchziehende Lebensprinzip, das Rudolf Steiner in der modernen Ceisteswissenschaft Atherleib nennt.
Man muß klar erkennen, daß wir zwar den Heilungsvorgang als solchen beeinflussen, genauer gesagt mehr oder weniger fördern (oder auch verhindern) können - selbst durchführen können wir auch heute noch nichts davon. Die Heilungskräfte als solche kann der Mensch nicht direkt handhaben.
Der Arzt kann sich nur in ihre Wirkungsart vertiefen und den Patienten so
führen, daß die Heilungskräfte ungestört wirken können. Erkennt er die Zusammenhänge, so vermag er etwa durch Heilmittel die Tendenz dieser Kräfte
zu unterstützen, beispielsweise die Cestaltungskraft bei der Wundheilung
durch die Kieselwirkung der Arnica.
Der Vorgang der Heilung ist also Ausdruck von Kräften, die ihrer Natur nach
den Bildekräften entsprechen, die den Menschen, das Tier oder die Pflanze
bilden. Der Ursprung dieser Kräfte liegt letztlich im außerirdischen Bereich.
Diese Region wird bei der echten Heilung angesprochen. So ist auch zu verstehen, daß Rudolf Steiner als Heilmittel die.jenigen Substanzen bezeichnete,
die auf dem Wege zum Geistigen sind.
ln der Heilung wird die verlorengegangene Harmonie des Organismus wieder hergestellt, die Ent-Zweiung zur Einheit geführt. lm Sprachgebrauch deutet auch das Wort,,das Heil" auf ein höheres Ziel, eine neue Ordnung hin.
Dieses Ziel zu erreichen ist der Sinn der Heilung.
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