RUHR-UNIVERSITÄT BOCHUM Erweiterung des NMR-Versuchs im F-Praktikum um eine computergesteuerte Steuerung Bachelorarbeit im Studiengang „Bachelor of Science“ im Fach Physik Institut für Experimentalphysik I Arbeitsgruppe Polarisiertes Target Erweiterung des NMR-Versuchs im F-Praktikum um eine computergesteuerte Steuerung Bachelorarbeit im Studiengang „Bachelor of Science“ im Fach Physik An der Fakultät für Physik und Astronomie der Ruhr-Universität Bochum von Stefan Schweer aus Bochum Wintersemester 2011/12 Betreut durch Prof. Dr. Werner Meyer Zusammenfassung Der NMR -Versuch im Fortgeschrittenen-Praktikum soll Studierenden einen Einblick in das Verfahren der gepulsten NMR bieten. Das NMR-Gerät der Firma Teachspin verwendet einen Permanentmagneten dessen Magnetfeldinhomogenitäten durch vier Gradientenspulen kompensiert werden müssen um verwertbare Ergebnisse zu erreichen. Die Optimierung der Gradientenspulen ist allerdings sehr zeitaufwändig und nicht immer reproduzierbar. Diese Bachelor-Arbeit behandelt daher die Umsetzung einer computergestützen Anpassung dieser Feldgradienten. Da sich die Gradientenspulen des Gerätes nicht extern steuern lieÿen wurde die Steuerelektronik des Gerätes so modi ziert dass sich eine externe Endstufe an die Gradientenspulen anschlieÿen lässt. Die Endstufe muss dabei bestimmte Parameter erfüllen, so dass diese extra für diesen Zweck entwickelt wurde. Angesprochen wird diese wiederum über eine National Instruments DAQ-MX 6343 USB-Schnittstelle. Auf diese Weise können die Gradienten nun durch ein Labview-Programm geregelt werden. Inhaltsverzeichnis i Inhaltsverzeichnis Einführung 1 1 Physikalische Grundlagen 1.1 Der Drehimpuls . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Magnetisches Moment . . . . . . . . . . . . 1.3 Magnetisches Spinmoment . . . . . . . . . 1.4 Der Spin im Ein uss externer Magnetfelder 1.4.1 Präzession und Larmorfrequenz . . 1.4.2 Zeeman-Aufspaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2 3 4 5 5 6 2 Grundlagen der kernmagnetischen Resonanz 2.1 Die NMR Spektroskopie . . . . . . . . . . . 2.2 Magnetisierung . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Bloch Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . 2.4 Relaxation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5 Das mitrotierende Bezugssystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 7 8 9 10 11 . . . . . 14 14 15 15 16 18 4 NMR-Versuch im F-Praktikum 4.1 Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1.1 Teachspin PS2-A p/cw-NMR Spektrometer . . . . . . . . . . . . . . 4.2 Bisheriger Homogenisierungsablauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 19 19 21 5 Erweiterung des Aufbaus 5.1 Elektronik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1.1 Signalverstärker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2 Software . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.1 Allgemeines zu Labview . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.2 Programm zur Homogenisierung der Feldgradienten 22 22 22 26 26 29 3 Methoden der NMR und ihre Unterschiede 3.1 Continuous Wave NMR . . . . . . . . . 3.2 Gepulste NMR . . . . . . . . . . . . . . 3.2.1 Der Anregungspuls . . . . . . . 3.2.2 Freier Induktionszerfall FID . . 3.2.3 Die Fourier-Transformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fazit i Abbildungsverzeichnis ii Literaturverzeichnis iii Danksagung iv Einführung 1 Einführung Magnetische Resonanz bezeichnet allgemein die resonante Anregung von Übergängen zwischen Energieniveaus eines Kern- oder Elektronenensembles. Resonanz bedeutet in diesem Fall, dass die Apparatur abgestimmt ist auf die Präzessions-Frequenz der magnetischen Momente, der sogenannten Larmorfrequenz die sich beim Anlegen eines externen Magnetfeldes ausbildet. Ein groÿer Vorteil des Resonanz-Falles ist, dass die Au ösung sehr fein ist. Somit lässt sich mit dieser Methode ein sehr guter Aufschluss über die Prozesse auf atomarer Ebene gewinnen, somit gewährt diese Methode einen guten Einblick in die Prozesse auf atomarer Ebene,und lässt Rückschlüsse auf die Probenbeschaffenheit in einer Präzision wie mit kaum einer anderen Methode zu. Wegen dieser Vorteile wird die NMRSpektroskopie heutzutage bei Chemikern, Biologen und Physikern, aber auch in anderen wissenschaftlichen und technischen Disziplinen häu g eingesetzt. Aufgrund der groÿen Verbreitung des Verfahrens sollten auch Studierende der Physik während ihres Studiums Bekanntschaft mit dieser Methode der Strukturaufklärung machen. Zudem führt die Vorbereitung des Versuches zu einem vertieften Verständnis der quantenmechanischen Grundlagen. In dieser Arbeit werden kurz die physikalischen Grundlagen der NMR-Spektroskopie erläutert um dann auf die Schwierigkeiten der Abstimmung des Gerätes und der damit einhergehenden Motivation, diese zu Automatisieren, einzugehen. Darauf folgend wird kurz auf die Entwicklungsumgebung Labview und das Platinen-Design mit der CAD-Software Eagle eingegangen. Im Anschluss wird die erarbeitete Lösung vorgestellt, sowie die Einüsse auf die Messergebnisse betrachtet. 1 Physikalische Grundlagen 2 1 Physikalische Grundlagen In diesem Kapitel werden kurz die für das Verständnis dieser Arbeit wichtigen physikalischen Grundlagen u.a. aus der Kernphysik, der Elektrodynamik sowie der Quantenmechanik wiederholt. 1.1 Der Drehimpuls ~ durch das KreuzIm Gegensatz zur klassischen Mechanik, in welcher der Drehimpuls L produkt der Vektoren p~ und ~r gegeben ist, ~ = ~r × p~ L (1.1) jz mj wird in der Quantenmechanik ein drehimpulsartiger 2 2~ Zustand durch Quantenzahlen beschrieben. Diese Quan1 ~ tenzahlen sind zum Einen die Drehimpulsquantenzahl ~ j, die mit dem Betrag verknüpft ist, und zum Anderen j die magnetische Quantenzahl mj als Orientierungsanga0 0 be bezüglich einer Vorzugsrichtung (im Allgemeinen die −1 −~ Richtung des externen Magnetfeldes). −2 −2~ Die Quantenzahl j kann nur de nierte ganz-(0,1,2,...) oder 1 3 halbzahlige ( 2 , 2 ,...) Werte annehmen, sie unterliegt einer Quantelung. Durch Anwendung des Drehimpulsope- Abb. 1.1: Drehimpuls in rators Jb2 erhält man den Eigenwert des jeweiligen Zustanz-Richtung des der dessen absolute Gröÿe repräsentiert: Jb2 |jmj i = ~2 j(j + 1)|jmj i (1.2) Da der Eigenwert gleich dem Betragsquadrat des Drehimpulses ist ergibt sich für den Betrag von ~j : p (1.3) |~j| = ~ j(j + 1) Die häu g verwendeten Begriffe wie z.B. Spin- 21 -Teilchen beziehen sich hierbei nicht auf den Betrag des Spins bzw. Eigendrehimpulses des Teilchens sondern auf dessen maximale z-Komponente. Die Quantenzahl mj gibt den Anteil des Drehimpulses in eine bestimmte Vorzugsrichtung (im Allgemeinen die positive z-Achse) an. Analog zu Gl. (1.2) folgt durch Anwenden des Operators Jbz folgende Eigenwertgleichung: Jbz |jmj i = ~mj |jmj i ⇒ jz = ~mj (1.4) (1.5) 1 Physikalische Grundlagen 3 Da die magnetische Quantenzahl mj nur Werte im Intervall [−j, j] mit ∆mj = ±1 annehmen kann, gibt es 2j + 1 mögliche Einstellungen der Projektion des Drehimpulses auf die z-Achse, diese sind in Abb. 1.1 veranschaulicht. Eine genauere Erläuterung der quantenmechanischen Betrachtung ist in [Schwabl, 2005] zu nden. 1.2 Magnetisches Moment ~ eines geladenen Teilchens imSo wie in der Elektrodynamik durch den Bahndrehimpuls L mer auch ein magnetisches Dipolmoment µ ~ induziert wird, zeigt sich, dass dies analog für den Spin eines Teilchens gilt. Im Bohrschen Atommodell besteht ein H-Atom aus einem Kern und einem auf einer Kreisbahn um diesen rotierenden Elektron, dieses System lässt sich über das Modell einer geschlossenen Leiterschleife darstellen. In diesem Modell ergibt sich dann das magnetische Moment µ ~ durch Multiplikation des ~ ~ Kreisstromes I mit der eingeschlossenen Fläche A (A = A · df , gerichtete Fläche) aus der nachfolgenden einfachen Rechnung: ~ µ ~ =I ·A (1.6) µ ~ Durch die Rotation des Elektrons um den Kern wird der Kreisstrom I im Rand der Fläche A erzeugt: I= p eω =− t 2π (1.7) Dabei ist ω die Kreisfrequenz der Rotation und e die Elementarladung. Die eingeschlossene Fläche, die für die Berechnung des magnetischen Momentes notwendig ist, berechnet sich wie aus der klassischen Mechanik bekannt: ~ = |~r × p~| = mωr2 |L| πL A = πr2 = − mω (1.8) ~=− e L ~ = − µB L ~ µ ~ = −I · A 2me ~ (1.10) A ~r e− p~ ~ L (1.9) Abb. 1.2: Elektron im Bohrschen Für Elektronen der Masse me folgt daraus ein magneAtommodell tisches Moment von: e~ Die Verwendung des Bohrsches Magneton µB = 2m e ist allgemein üblich und ndet sich in den gängigen Lehrbüchern wieder. Der Betrag des ~ der magnetischen Momentes verhält sich proportional zu dem des Bahndrehimpulses L, Vektor ist allerdings durch die negative Ladung antiparallel zu diesem ausgerichtet. Dieser geometrische Sachverhalt wird durch (Abb. 1.2) veranschaulicht. 1 Physikalische Grundlagen 4 1.3 Magnetisches Spinmoment Da es sich bei dem Teilchenspin ~s der Quantenmechanik veranschaulicht um einen intrinsischen Drehimpuls handelt, wird durch diesen ein sogenanntes magnetisches Spinmoment µ ~ erzeugt, welches proportional zu ~s ist. Beim Elektron lässt sich daher zum Beispiel folgendes magnetisches Spinmoment analog zum Bohrschen Atommodell berechnen: gs µB e ~s = − ~s = γs~s (1.11) µ ~ = −gs 2me ~ e~ µ ~ B = 2m (Bohrsches Magneton) (1.12) e γs = |~µs | = |~s| gs µB ~ (Gyromagnetisches Verhältnis Elektron) (1.13) Das gyromagnetische Moment ~γs ist dabei der Proportionalitätsfaktor zwischen magnetischem Moment und dem Teilchenspin. Eine in der Literatur oft genutzte alternative Darstellung ist die über den Landé -Faktor gs , kurz g-Faktor. Dieser Faktor gibt die Abweichung der quantenmechanischen Betrachtung des magnetischen Spinmoments µ ~ zum Wert des klassischen magnetischen Moments bei gleichem Drehimpuls an. Er ist eine teilchenspezi sche Gröÿe die sich meist nur experimentell bestimmen lässt (z.B. Elektron gs = 2, 0023). Lediglich der Wert für das Elektron lieÿ sich mittlerweile auch mit Hilfe der Quantenelektrodynamik und der Dirac-Theorie theoretisch herleiten. Im Fall des Kernspins gilt Ähnliches, hier koppeln allerdings die Spins der Teilchen (Protonen, Neutronen) zum ge~ Zu dieser Problematik kommt erschwesamten Kernspin I. rend hinzu dass die komplette Substruktur der Nukleonen aus Gluonen, Valenz- und Seequarks berücksichtigt werden muss. Der momentane Kenntnisstand reicht noch nicht aus um theoretische Werte vorhersagen zu können, so dass deren Werte experimenteller Natur sind. Wie das Bohrsche Magneton bei den Elektronen gibt es für Kerne das sogenannte Kernmagneton µK : I~ e~ (1.14) ~s = gmuK µK = 2mp ~ mj = j ~j µ ~ µz =: µ · µK Der Zahlenwert dieses Kernmagnetons ist aufgrund des Verp hältnisses zwischen Elektronen- und Protonenmasse m ca. me 2000-fach kleiner als der des Bohrschen Magnetons. Damit bestimmt sich das magnetische Spinmoment eines Protons Abb. 1.3: z-Komponente zu: gµK ~ magnetisches µ ~I = I = γ I~ (1.15) ~ Moment Wie zuvor beim Spin ist auch hier mit dem magnetischen Moment µ die maximale zKomponente von µ ~ in Einheiten von µK bzw. µK gemeint: µ= max(µz ) µK (1.16) Dieser Sachverhalt soll durch Abb. 1.3 verdeutlicht werden, eine kleine Übersicht über experimentelle Werte für g-Faktoren und magnetische Momente verschiedener Teilchen ist in der folgenden Tabelle zusammengefasst: 1 Physikalische Grundlagen 5 Tab. 1.1: g-Faktoren und magnetische Momente verschiedener Teilchen Teilchen Spin µz , max g-Faktor p n d e− 1 2 1 2 2,7929 µK -1,9130 µK 0,8574 µK 1,0012 µB 5,58857 -3,8261 0,8574 2,0023 1 1 2 1.4 Der Spin im Ein uss externer Magnetfelder Da Teilchen mit Spin, wie im vorherigen Abschnitt gezeigt, magnetische Momente aufweisen, sind sie auch anfällig für Ein üsse äuÿerer Magnetfelder. Die dabei auftretenden Effekte werden im nächsten Abschnitt kurz erläutert. 1.4.1 Präzession und Larmorfrequenz Ähnlich wie bei einem Kreisel dessen Drehachse nicht mit seinem Drehimpuls übereinstimmt, übt ein externes Magnetfeld, dessen Richtung nicht mit dem Spin I~ des Teilchens übereinstimmt, eine Kraft auf dieses aus und bewirkt so eine Präzessionsbewegung um das Magnetfeld (siehe Abb. 1.4). Dieser Vorgang lässt sich erklären in dem man sich das auf das Teilchen wirkende Drehmoment T~ genauer ansieht: ~ T~ = µ ~ ×B (1.17) ~ ~˙ = |dL| |T~ | = |L| dt dϕ = L sin ϑ dt |{z} (1.18) (1.19) =:ω ~ dL µ ~ ωL T~ Betrachtet man nun die Gleichungen Gl. (1.17 - 1.19) sieht man dass für die Larmorfrequenz genannte Präzessionsfrequenz ωL := ω des magnetischen Momentes untenstehende Gleichung gilt: |T~ | = |~µ|B sin ϑ ⇒ LωL = |~µ|B |~µ|B gµB,K ⇔ ωL = = B L ~ dϕ ~ L ~ B θ (1.20) Abb. 1.4: Präzession des magnetischen (1.21) Kernmoments (1.22) Demnach ist die Larmorfrequenz unabhängig von mj ~ somit also auch unabhängig vom Winkel zwischen Teilchenspin und dem B-Feld. Unterschiede in der Präzessionsrichtung werden durch unterschiedliche Vorzeichen der Landé ~ entweder parallel -Faktoren erzeugt. Hierbei gilt zu beachten dass die Vektoren ω ~ L und B (g < 0) oder antiparallel (g > 0)zueinander stehen (siehe Abb. 1.4). Da bei der Kernen Spin ~ und ω und das magnetisches Moment parallel zueinander stehen (g > 0), sind B ~ L also 1 Physikalische Grundlagen 6 antiparallel. 1.4.2 Zeeman-Aufspaltung Beobachtet man eine spezielle Spektrallinie eines Atoms ohne externes Magnetfeld, so sieht man nur eine einzige Linie, also nur eine einzige Wellenlänge. Bei einem angelegten externen Magnetfeld sieht man jedoch mehrere Spektrallinien. Grund dafür ist die Abhängigkeit der potentiellen Energie eines magnetischen Moments µ ~ von der Stärke des äusseren Feldes. Diese ist gegeben durch die Gleichung: ~ = −γ J~ · B ~ = E = −~µ · B E Spin- 12 -Kerne m = − 21 m= B=0 1 2 B>0 gµB ~ ~s · B, ~ gµK ~ ~ − ~ I · B, für Elektronen für Kerne (1.23) ~ = B~ez ) Bei einem Magnetfeld in z-Richtung (B folgt aus dem Skalarprodukt, dass nur die z-Komponente des magnetischen Momentes einen Beitrag zur Energie leistet. Die z-Komponente ist dabei durch die magnetische Quantenzahl mj bestimmt, Gl. 1.23 lässt sich somit wie folgt ausdrücken: ( gµB mj B, für Elektronen E= (1.24) −gµK mj B, für Kerne Abb. 1.5: Aufspaltung der Ener- Durch die mj -Abhängigkeit der Energie wird die urgieniveaus sprüngliche Entartung der mj -Zustände aufgehoben und es entstehen 2j + 1 verschiedene Zeeman-Niveaus mit den durch Gl. (1.24) bestimmten Energien E. Diese Aufspaltung ist in Abb. 1.5 veranschaulicht. Die Energiedifferenz ∆E zwischen benachbarten Energieniveaus berechnet sich zu: ∆E = |(E(m + 1) − E(m))| = gµK,B B oder : ∆E = ~ωL = hνL (1.25a) (1.25b) Wird dem System nun Energie in Form von elektromagnetischer Strahlung (im Fall der NMR Hochfrequenz oder Radiofrequenz) zugeführt (entzogen), können Übergänge der Frequenz ωL zwischen den einzelnen Zeeman-Niveaus angeregt werden. 2 Grundlagen der kernmagnetischen Resonanz 7 2 Grundlagen der kernmagnetischen Resonanz Erste Versuche zur Kern- bzw. Elektronenspinresonanz wurden 1944 von Isidor Isaac Rabi mit einer modi zierten Stern-Gerlach-Apparatur durchgeführt [Rabi, 2011]. Er beobachtete dabei, dass einer der Halbstrahlen verschwand, wenn man auf ihn mit Hilfe einer Spule ein elektromagnetisches Wechselfeld, dessen Frequenz der Larmorfrequenz der Strahlteilchen entspricht, einstrahlte. Die ersten Veröffentlichungen über NMR1 -Experimente in üssiger unf fester Phase erfolgten 1946 unabhängig voneinander durch F. Bloch [1946] (theoretisch) und Purcell u. a. [1946] (experimentell), die Purcell-Methode wird dabei sogar heute noch verwendet. 2.1 Die NMR Spektroskopie Bei der NMR wird ein Probenhalter mit der zu überprüfenden Probe in ein starkes Magnetfeld geführt, die Kernspins der Teilchen präzedieren dabei um die Richtung des externen Feldes (siehe 1.4.1). HF-Zufuhr und Detektion der Resonanz ~ HF B Magnet Mit einer kleinen zusätzlichen Spule erzeugt man jetzt ~ 0 oszillierendes Magnetein senkrecht zum Haltefeld B ~ HF . Die Oszillationsfrequenz entspricht dabei feld B genau der Larmorfrequenz ωL der Teilchen. Durch diese Hochfrequenzstrahlung werden Übergänge zwischen den Zeeman-Niveaus angeregt. Die ursprünglich entlang des Haltefeldes ausgerichtete Magnetisierung der Probe wird um einen kleinen Winkel ausgelenkt. Diese Auslenkung wiederum bewirkt eine ~ um die Präzessionsbewegung der Magnetisierung M ~ senkrecht Richtung des Haltefeldes. Die Anteile von M zu B~0 induzieren in der Messspule eine Wechselspannung. ~0 B Abb. 2.1: NMR Anordnung Führt man eine Fourier-Transformation des gemessenen (FID) Signals aus erhält man das NMR-Spektrum der Probe. Die Struktur des Spektrums gibt dabei Aufschluss auf Art und Umgebung der Kerne. 1 Nuclear Magnetic Resonance 2 Grundlagen der kernmagnetischen Resonanz 8 2.2 Magnetisierung ~ eines Teilchenensembles wird durch die Summe der magnetischen Die Magnetisierung M Momente µ ~ im Probenvolumen V erzeugt. ~ = M N X µ ~i i B0 (2.1) V M0 Im Fall des thermischen Gleichgewichtes lässt sich die Besetzung der verschiedenen Zeeman-Niveaus mit einer Boltzmann-Verteilung beschreiben: m= 1 2 (2.2) P (mI ) ∝ e−Emag (mI )/kB T Durch die unterschiedlichen Besetzungen der Niveaus entsteht eine Nettopolarisation des Kernensembles. I P hIz i = ~mI e−Emag (mI )/kB T mI =−I I P m = − 12 (2.3) e−Emag (mI )/kB T mI =−I Diese Nettopolarisation erzeugt eine Nettomagnetisierung der Teilchen. Abb. 2.2: Magnetisierung in Feldrichtung Da bei Raumtemperatur Emag (mI ) < kB T gilt lässt sich die Gleichung unter Berücksichtigung von (Gl. 1.24) und Entwicklung der Exponentialfunktion auf diese Gestalt bringen: I P hIz i = ~mI (1 + γmI B0 /kB T ) mI =−1 (2.4) I P (1 + γmI B0 /kB T ) mI =−1 Mit weiteren Vereinfachungen führt dies letzendlich zu folgender Gleichung: P γ~2 I(I + 1)B0 γB0 MI2 = hIz i = kB T (2I + 1) 3kB T (2.5) Der Kernspin ist mit dem Dipolmoment verknüpft und erzeugt ein Magnetfeld, es entsteht ~ also insgesamt eine Magnetisierung in Richtung des B-Feldes. Der Erwartungswert Mz der Magnetisierung berechnet sich demnach aus der zuvor bestimmten Polarisation, die verkürzt mit Hilfe der Kernspindichte n dargestellt wird. Mz = n X µz,i i V = nγhIz i (2.6) Setzt man in diese Gleichung nun Gl. (2.4) ein erhält man einen Ausdruck für die Magnetisierung in Feldrichtung im thermischem Gleichgewicht M0 = nγ 2 ~2 I(I + 1) B0 3kB T (2.7) 2 Grundlagen der kernmagnetischen Resonanz 9 Ähnliches gilt natürlich auch für die Magnetisierung der Elektronen in diesem Ensemble2 . 2.3 Bloch Gleichungen Felix Bloch stellte in seiner Veröffentlichung Bloch [1946] ein System von drei gekoppelten Differentialgleichungen auf mit dem sich die Bewegung makroskopischer Magnetisierung im Magnetfeld beschreiben lässt. Dieses Gleichungssystem geht aus von der Präzessionsbewegung eines einzelnen magnetischen Momentes im Ein uss eines äuÿeren Magnetfeldes aus, wie in Gl. (1.24) hergeleitet. ~ dL ~ = T~ = µ ~ ×B (2.8) dt ~ = I~ ergibt sich für Mit den Beziehungen µ ~ = γ I~ und L das magnetische Moment: ~ µ ~˙ = γ(~µ × B) (2.9) y B1 (−ω) ~ HF B x B1 (ω) y ~ entspricht dabei im WeDer Magnetisierungsvektor M P sentlichen µ ~ , die zeitliche Ableitung ist also: ~˙ = γ(M ~ × B) ~ M (2.10) Die einzelnen magnetischen Momente µ ~ können zwar nur quantisierte Werte annehmen, die Magnetisierung eines Ensembles von Teilchen kann allerdings beliebige Ausrichtungen einnehmen. Wie in Abschnitt 2.1 bereits angesprochen, wird nun zur Anregung der Kerne ein Hochfrequenzfeld senkrecht zum äuÿeren Magnetfeld in der Gestalt ~ HF = 2B ~ 1 cos ωt B B1 (−ω) ~ HF B x B1 (ω) Abb. 2.3: HF-Feld (2.11) angelegt, es tritt eine Präzession auf. Um diese Präzession zu erklären betrachtet man zunächst das oszillierende (HF-)Feld etwas genauer (siehe Abb. 2.3). Dabei fällt auf, dass sich ein solches Feld in zwei entgegengesetzt rotierende Magnetfelder gleicher Kreisfrequenz zerlegen lässt. B1 cos ωt B1 cos(−ωt) ~ HF = −B1 sin ωt + −B1 sin(−ωt) B (2.12) 0 0 Da −ω weitab der Resonanz liegt, lässt sich diese Frequenz vernachlässigen und das Feld kann somit als in der xy-Ebene rotierend betrachtet werden. 2 Analog zur Kernspinresonanz (engl: Nuclear Magnetic Resonance , kurz NMR) gibt es auch die sogenannte Elektronenspinresonanz (ESR) bei dieser wird dann die Resonanz der Elektronen gemessen. 2 Grundlagen der kernmagnetischen Resonanz 10 ~ 0 also im Uhrzeigersinn in der Die Kernspins rotieren linkshändig um die Richtung von B xy-Ebene (siehe Abschnitt 1.4.1). Um eine Anregung zu bewirken wird der Rotationssinn ~ 1 -Feldes entsprechend gewählt, es ergibt sich daher aus der Überlagerung der beiden des B Felder: B1 cos ωt ~ = −B1 sin ωt B (2.13) B0 ~ Wenn man das Kreuzprodukt aus Gl. (2.10) nun ausführt und das B-Feld (Gl. 2.13) in dieses einsetzt, erhält man ein System aus 3 gekoppelten Differentialgleichungen, den sogenannten Bloch-Gleichungen: Ṁx = γ(My B0 + Mz B1 sin ωt) (2.14a) Ṁy = −γ(Mx B0 − Mz B1 cos ωt) (2.14b) Ṁz = −γ(Mx B1 sin ωt + My B1 cos ω) (2.14c) Mit diesen Gleichungen hat man nun also eine Beschreibung der Präzessionsbewegung des Magnetisierungsvektors eines Spin-Ensembles. Dabei führen sogenannte Relaxationsprozesse dazu, dass die Auslenkung der Magnetisierung zum Gleichgewichtszustand hin abklingt. 2.4 Relaxation Es gibt verschiedene Prozesse die dafür sorgen dass die Präzession relaxiert, dazu betrachtet man zunächst die Magnetisierung im thermischen Gleichgewicht: Mz = M0 , Mx,y = M⊥ = 0 (2.15) Wird die Magnetisierung nun aus dem Gleichgewicht gebracht kehrt sie exponentiell in den Ausgangszustand zurück. Für die longitudinale und die transversale Magnetisierung gilt dabei folgendes: M0 − Mz dMz = dt T1 dM⊥ M⊥ =− dt T2 (2.16a) (2.16b) Dabei nennt man die Zeitkonstante T1 longitudinale Relaxationszeit, diese steht für die Zeit in der das System durch Umbesetzung der m1 -Niveaus in den TE3 -Zustand relaxiert. Da bei diesem Vorgang die freigesetzte Energie an das Gitter abgegeben wird nennt man die Zeit auch Spin-Gitter-Relaxationszeit. Die zweite transversale-Relaxationszeit T2 beschreibt die Dauer in der die Präzession aller magnetischen Moment in Phasenkohärenz bleibt. Die einzelnen magnetischen Momente erfahren durch Spin-Spin-Wechselwirkungen leicht unterschiedlich lokale Felder, sie präzedieren deswegen unterschiedlich schnell und geraten auÿer Phase. Daher heiÿt diese 3 TE steht für Thermal-Equilibrium (thermisches Gleichgewicht) 2 Grundlagen der kernmagnetischen Resonanz 11 Zeitkonstante auch Spin-Spin-Relaxationszeit. In realen Versuchen treten noch zusätzliche Effekte auf die ebenfalls die Relaxationszeit beein ussen, unter anderem systembedingte Inhomogenitäten des Magnetfeldes, Gitterdefekte bei Festkörpern, Dipol-Wechselwirkungen oder Hyperfeinstrukturaufspaltung [siehe Heckmann, 2004]. Die aus diesen Effekten resultierende Zeit T20 wird meist mit der Spin-Spin-Relaxationzeit T2 zur Zeit T2∗ zusammengefasst4 : 1 1 1 := + 0 ∗ T2 T2 T2 (2.17) Die Werte werden experimentell aus der gemessenen Linienbreite bestimmt. Da die Kombination der Effekte einer Faltung der jeweiligen Spektren entspricht wird sie über die Summe der Kehrwerte berechnet. Für ausschlieÿlich lorentz- oder gauÿförmige Verteilungen ist dies exakt, für andere Verteilungen in guter Näherung eine Addition der Halbwertsbreiten die ihrerseits reziprok zu den entsprechenden Relaxationszeiten sind. Im weiteren Verlauf wird aber nur noch T2 benutzt, dieses versteht sich ab jetzt als die aus der Linienbreite bestimmte, effektive Relaxationszeit. Betrachtet man mit diesen Erkenntnissen erneut das Differentialgleichungssystem (Gl. 2.14), ergeben sich die Bloch-Gleichungen für das Laborsystem in ihrer üblichen Form: Mx T2 My Ṁy = −γ(Mx B0 − Mz B1 cos ωt) − T2 (2.18a) Ṁx = γ(My B0 + Mz B1 sin ωt) − Ṁz = −γ(Mx B1 sin ωt + MY B1 cos ωt) + (2.18b) M0 − Mz T1 (2.18c) Den Effekt, der durch das Hochfrequenzfeld auf die Magnetisierung ausgeübt wird kann man leichter verstehen wenn man das System aus einem mitrotierenden Bezugssystem betrachtet, in dem die Hochfrequenzkomponente in Ruhe ist. 2.5 Das mitrotierende Bezugssystem Das mitdrehende Bezugssystem rotiert bezüglich des Laborsystems mit der Frequenz ω synchron zur Hochfrequenz um die z-Achse. Der Übergang in das rotierende System geschieht über folgende Koordinatentransformation: ! ! dF~ dF~ = +ω ~ × F~ (2.19) dt dt Lab Rot Die Rotation des neuen Bezugssystem zum Laborsystem ist dabei durch ω ~ = −ω~ez beschrieben, in unserem Fall gilt also: ωMy0 ~ 0 = −ωMx0 ω ~ ×M (2.20) 0 4 Eine theoretische Herleitung ndet sich in [Aleksandrov, 1966] 2 Grundlagen der kernmagnetischen Resonanz 12 ~ -Feld in das rotierende System erhält man: Transformiert man auch das B B1 ~0 = 0 B B0 (2.21) Für die Bewegungsgleichung der Magnetisierung (GL. 2.10) ohne die Relaxationsterme gilt nach der Transformation: ~0 dM ~0×B ~0 − ω × M ~0 =γ M dt (2.22) B1 0 ω ~ 0 ~ ~ ~ 0 = γ M × B + Bef f := γ B0 − Bω | {z } ~ ef f B z, z 0 z, z 0 ~0 B ~ω B ~ M ~ ef f B ~1 B ~ ef f B x0 x0 ~1 B −y 0 ~ ef f (a) Effektives Magnetfeld B ~ ef f nahe (b) Präzession der Magnetisierung um B der Resonanz Abb. 2.4: Betrachtung im rotierenden Koordinatensystem ~ 0 ) ein Drehmoment auf die MaIm rotierenden Bezugssystem wirkt also wegen (~ω B 5 ~ der Wirkung von B ~ 0 entgegen . Das hier eingeführte Hilfsfeld B ~ ω ist kein gnetisierung M reelles Magnetfeld, es wurde nur eingeführt da die Koordinatentransformation eine ähnliche Wirkung wie die eines Magnetfeldes auf die Magnetisierung ausübt. ~ ef f -Feldes fast In der Nähe des Resonanzfalles (ω = ωN )6 verschwindet der z-Anteil des B 0 vollständig, es bleibt somit überwiegend der B1 -Anteil in x -Richtung. Die Präzession der Magnetisierung ndet nun also um das effektive Magnetfeld Bef f statt, die Magnetisierung klappt in Richtung der y 0 z-Ebene (Abb. 2.4). 5 6 Dieses Drehmoment ist ähnlich wie bei der Coriolis-Kraft auf der Erde nur ein Scheindrehmoment ωN = gµ~K B0 = γ , Larmorfrequenz der Nukleonen 2 Grundlagen der kernmagnetischen Resonanz 13 ~ ef f vollständig in x0 -Richtung, die Magnetisierung M ~0 Sind ω und ωN in Resonanz, zeigt B 0 präzediert also in der y z-Ebene, dies kann man auch als Oszillation der Magnetisierung zwischen positiver und negativer z-Richtung betrachten. Mit der Magnetisierung oszillieren natürlich auch die einzelnen magnetischen Momente der Kerne, was nur durch permanente Übergänge zwischen den mj -Niveaus möglich ist. Stimmt also die Energie des eingestrahlten HF-Feldes mit der Energiedifferenz zwischen den durch das umgebende Magnetfeld erzeugten Zeeman-Niveaus überein, werden Übergänge zwischen diesen hervorgerufen. Transformiert man nun noch die Bloch Gleichungen in das mitrotierende Bezugssystem, ergibt sich das folgende Gleichungssystem: Mx0 T2 My0 Ṁy0 = −(γB0 − ω)Mx0 +γB1 Mz0 − T2 M 0 − M0 − B1 My0 − z Ṁz0 = T | {z } | {z } | {z1 } Ṁx0 = (γB0 − ω)My0 (1) − (2) (2.23a) (2.23b) (2.23c) (3) Dabei kann man die Gleichungen in drei Segmente unterteilen [Heÿ, 2005]: ~ 0 um den verbliebenen z-Anteil des Magnetfeldes 1. Präzession der Magnetisierung M 2. Bewegung um die x0 -Achse 3. Relaxationsprozess Mittlerweile werden die Bloch-Gleichungen nicht nur benutzt um die magnetische Resonanz zu beschreiben, Feynman, Vernon und Helwarth zeigten, dass beliebige quantenmechanische Zweiniveausysteme wie Spin- 21 -Systeme mit den Bloch-Gleichungen beschrieben werden können [Feynman u. a., 1957]. 3 Methoden der NMR und ihre Unterschiede 14 3 Methoden der NMR und ihre Unterschiede Mit den in Kapitel 2 beschriebenen Grundlagen werden in diesem Kapitel die beiden meist verwendeten NMR-Methoden vorgestellt. Diese beiden Methoden funktionieren recht unterschiedlich und haben jeweils verschiedene Vor- und Nachteile. Bei der cw-NMR1 wird bei konstanter HF-Einstrahlung entweder das Magnetfeld-Feld oder das HF-Feld durch die Resonanz gefahren, bei der p-NMR2 dagegen werden bei konstantem B-Feld kurze HF-Pulse eingestrahlt. 3.1 Continuous Wave NMR Da das Hochfahren des Feldes im Verhältnis zu T2 sehr langsam geschieht, lässt sich das System als in jedem Punkt im Gleichgewicht betrachten. Im Fall der Resonanz verändert sich die Magnetisierung der Probe und damit die Induktivität der Spule. Diese Änderung der Induktivität wiederum erzeugt eine Leistungsänderung des aus der Spule und Kapazitäten bestehenden Schwingkreises. Aus der Messung der Leistungsänderung erhält man nun das gewünschte Signal. Da die Leistung der verwendeten HF-Strahlung sehr gering ist, wird die Magnetisierung der Probe kaum beein usst, es wird daher zum Beispiel bei der Polarisationsmessung des polarisierten Targets eingesetzt [Reicherz, 1994]. 1 2 continuous wave NMR pulsed-NMR 3 Methoden der NMR und ihre Unterschiede 15 3.2 Gepulste NMR Bei der gepulsten NMR wird, anders als bei der cw-NMR, nicht die jeweilige Leistungsaufnahme des Systems gemessen, man kippt vielmehr die Magnetisierung über einen HFPuls BHF teilweise in die xy-Ebene (siehe Kapitel 2). Daraufhin untersucht man die transversale Magnetisierung M⊥ durch Messung der in der Spule induzierten Spannung, aus ihrem Verlauf ergibt sich das NMR-Spektrum. Dieses Verfahren lässt sich in drei Vorgänge unterteilen: Puls zur Anregung Signalaufnahme Signalauswertung Die einzelnen Vorgänge werden im Folgenden genauer betrachtet. 3.2.1 Der Anregungspuls Durch den Anregungspuls wird die Magnetisierung, wie zuvor erwähnt, um den Winkel θ aus ihrer ursprünglichen Richtung ausgelenkt. Für diesen Winkel zwischen ursprünglicher und aus dem Puls resultierender Magnetisierung gilt nun: ZTP Z θ= ωB1 dt = γ B1 (t)dt = γ BHF TP 2 (3.1) 0 Wie bereits in Abschnitt 2.4 kurz angesprochen, sind die Larmorfrequenzen der Kerne auf Grund von Inhomogenitäten leicht unterschiedlich, die NMR-Linie ist dadurch also verbreitert. Um nun trotzdem in allen Kernen Übergänge zu erzeugen muÿ das Frequenzspektrum des Anregungspulses ebenfalls aufgeweitet werden, dabei gibt es zwei gebräuchliche Methoden: Zum Einen die automatische Verbreiterung des Frequenzspektrums durch den sehr kurzen Puls TP ≈ 1 − 5µs: Man betrachte ein HF-Signal mit folgender Signalform (z.B. Spannung): u(t) = Ξ(TP , t) · u0 eiΩt Mit der Heavyside-Funktion ξ(TP , t), deren Werte gegeben sind durch: ( 1 f r|t| ≤ T2P ξ(TP , t) = 0 sonst (3.2) (3.3) 3 Methoden der NMR und ihre Unterschiede 16 Berechnet man nun die Fourier-Transformation dieser Funktion erhält man für das Frequenzspektrum: TP − 2 Z Z−∞ −iωt A0 e−(Ω−ω)t dt û(ω) = u(t) · e dt = ∞ (3.4a) TP 2 T T A0 i(Ω−ω) 2P −i(Ω−ω) 2P = e −e i(Ω − ω sin (Ω − ω) T2P = 2A0 Ω−ω Die Energiedichte, also die Energie dE pro Frequenzintervall dω ergibt sich zu: !2 2PRF sin (Ω − ω) T2P dE = dω π Ω−ω (3.4b) (3.4c) (3.5) Mit der Leistung PRF des Radiofrequenzpulses. Die maximale Energiedichte des Pulses liegt nun bei Ω. dE PRF TP2 (Ω) = dω 2π (3.6) Damit ist die Halbwertsbreite des Hauptmaximums gegeben durch: Γω = 5, 566 TP bzw. Γν = 8, 886 TP (3.7) Die Halbwertszeit verhält sich antiproportional zur Pulszeit, je kürzer der Puls also ist, desto gröÿer ist die Verbreiterung des Frequenzspektrums (siehe Abb. 3.1). Als zweite Möglichkeit kann man die Grundschwingung der Frequenz ω mit einer SinusCardinalis-Funktion modulieren: sinc(x) = sinx x (3.8) Prinzipiell erfüllen beide Möglichkeiten die Anforderung ein verbreitertes Anregungsspektrum zu liefern, es wird jedoch meist die erste verwendet, da mit der zweiten häu g ein starkes Rauschen einhergeht. 3.2.2 Freier Induktionszerfall FID Das Auslenken der Magnetisierung von der z-Achse weg erzeugt eine transversale Komponente der Magnetisierung M⊥ , die nach Ende des Pulses um die Magnetfeldachse präzediert. M⊥ = M⊥,0 · (sin(ωt)~ex + cos(ωt)~ey ) (3.9) Für kleine Auslenkungen ist die transversale Magnetisierung proportional zur ursprünglichen Magnetisierung in Feldrichtung: kleine θ M⊥ = Mz sin(θ) −−−−→ M⊥ =θ Mz (3.10) 3 Methoden der NMR und ihre Unterschiede 17 Abb. 3.1: Verbreiterung des Frequenzspektrums Bisher wurden die Relaxationsprozesse noch nicht berücksichtigt,auf sie wird im Weiteren noch eingegangen. Das Wechselfeld der Magnetisierung verursacht einen magnetischen Fluss. (3.11) B⊥ = µ0 M⊥ Betrachtet man nun eine Empfängerspule in der yz-Ebene, so trägt zur induzierten Spannung nur die x-Komponente der Magnetisierung bei. Z ∂B Uind = − dF ∂t F Z ∂Mx = −µ0 dF (3.12) ∂t F = −µ0 F ω cos(ωt)M⊥,0 Die Spannung die in der Spule induziert wird entspricht also im Wesentlichen dem Betrag der Transversalmagnetisierung gefaltet mit einem Kosinus-Signal. Wenn man nun zusätzlich zur Präzssionsbewegung noch die Relaxationsprozesse betrachtet dM⊥ M −⊥ =− dt T2 (3.13) und in die komplexe Schreibweise wechselt, so gilt für das FID-Signal: UF ID = U0 e iωN t − T1 ·e 2 = U0 e iωN − T1 2 t (3.14) Das so beschriebene Signal ist lediglich für eine Frequenz die idealisierte Form eines FIDSignals,es ist aber gut geeignet um zu zeigen,wie das FID-Signal in das NMR-Spektrum überführt wird. 3 Methoden der NMR und ihre Unterschiede 18 3.2.3 Die Fourier-Transformation Das Überführen von UF ID in das Spektrum funktioniert nun mittels einer Fourier-Transformation Z∞ UF ID (t) 7−→ ÛF ID (ω) = U0 e (iωN − T1 )t 2 · e−iωt 0 = = = −U0 i(ωN − ω) − 1 T2 1 ) T2 1 T2 −U0 (i(ωN − ω) + −(ωN − ω)2 − U0 T12 ω)2 1 T2 (ωN − + | {z } RE (ÛF ID (ω))) +i U0 (ωN − ω) 1 ωN − ω)2 + 2 ( T2 | {z } IM (ÛF ID (ω)) (3.15) Der Realteil dieser Gleichung ist dabei dem absorbtiven, der Imaginärteil dem dispersiven Signalanteil zugeordnet. An der Gleichung sieht man dass das Absorptionssignal die Form einer Lorentzkurve annimmt (siehe Abb. 3.2)3 . (a) Dispersionssignal des leichten Mineralöls (b) Absorbtionssignal von Butanol Abb. 3.2: Absorptions und Dispersionssignal Die Halbwertszeit Γ des absorbtiven Signalanteil ist durch die transversale Relaxationszeit T2 bestimmt: Γω = 2 T2 bzw. Γν = 1 πT2 (3.16) Ein solches absorbtives Signal wird auch benutzt um die Homogenität des Magnetfeldes zu optimieren (mehr dazu unter 5.2). 3 mehr zu diesen Signalen siehe [Schmidt, 2010] 4 NMR-Versuch im F-Praktikum 19 4 NMR-Versuch im F-Praktikum Der Fortgeschrittenen-Praktikums Versuch 306 Gepulste Nukleonen-Resonanz-Spektroskopie pNMR behandelt pNMR-Untersuchungen verschiedener Stoffe um Studierenden die Grundlagen des Kernspins und der NMR-Spektroskopie nahezubringen. 4.1 Aufbau Für diesen Versuch wird ein PS2-A p/cw-NMR Spektrometer der Firma Techspin verwendet. Zur Messung der Signale wird an diesem ein Oszilloskop angeschlossen. 4.1.1 Teachspin PS2-A p/cw-NMR Spektrometer Das Gerät setzt sich aus drei Bauteilen zusammen, dem Permanentmagneten mit eingebautem, regelbaren Hochfrequenzschwingkreis, dem PS2-Controller für die Temperatur und Gradientensteuerung und dem Mainframe der wiederum aus vier Funktionsmodulen und der Stromversorgung besteht, diese sind in einem 19”-Gehäuse untergebracht. Die Span- Abb. 4.1: Vereinfachte Darstellung des Versuchsaufbaus nung die durch die Spinpräzession in der Spule induziert wird ist sehr gering, um das Signal auf dem Oszilloskop sichtbar machen zu können wird diese Spannung im Receiver verstärkt (siehe Abb. 4.1). 4 NMR-Versuch im F-Praktikum 20 Receiver Dies geschieht durch einen fest eingestellten low ratio noise ampli er (LNA), dieser rauscharme Vestärker kann eine Verstärkung von ca. 20dB erzeugen, der Rauschabstand beträgt 2,5dB. Das verstärkte Signal lässt sich nun durch einen weiteren, variabel einstellbaren, Verstärker über den gain-Knopf zwischen 0 und 80 dB Verstärkung regeln. Hinter diesen Verstärker ist ein Bandpass Filter geschaltet, der das Signal von störenden Frequenzen auÿerhalb der Resonanz zu säubern. Der Frequenzbereich dieses Bandpass-Filters lässt sich entweder auf die Larmorfrequenz von Protonen oder Fluorkernen einstellen. Das Signal wird danach auf folgende signalverändernde Ausgänge geleitet: RF Out: hier liegt eine gepufferte Version des Signals an Env Out: an diesem Ausgang wird das Signal durch einen Einhüllenden- und einen Phasensensitiven-Detektor geführt. Der Einhüllenden-Detektor klappt die negativen Werte der Schwingung in den positiven Bereich und legt dann eine einhüllende Kurve über diese rein positiven Signale. Diese Einhüllende wird am Env Out ausgegeben. I/Q Out: Am I Out liegt das Produkt des Ref In und dem Signal, an Q Out das Produkt des durch den Phase Splitter um 90◦ gedrehten Ref In und dem Signal. Synthesizer Der Synthesizer erzeugt die Radiofrequenz die für die Anregung der Spins benötigt wird. Er kann Frequenzen in einem Bereich von 1 MHZ bis zu 30 MHz ausgeben. Im Allgemeinen werden im Laufe des Versuchs jedoch nur Frequenzen in einem schmalen Bereich um 21MHz benutzt Einstellen lassen sich folgende Parameter, wobei für die pNMR vor allem der erste Wert von Bedeutung ist. F: Frequenz der Hochfrequenzstrahlung P: die relative Phase des Referenzsignals A: Amplitude des CW RF Signals S: Sweep der Radiofrequenz Pulse Programmer Der Pulse Programmer bietet folgende Einstellmöglichkeiten der Puls-Parameter: 4 NMR-Versuch im F-Praktikum 21 A: Länge des ersten Pulses B: Länge des zweiten Pulses τ : Zeit zwischen den Pulsen N: Anzahl der nach A folgenden Pulse P: Periodendauer eines gesamten Pulsdurchlaufs (Zeit zwischen den einzelnen Pulsen) 4.2 Bisheriger Homogenisierungsablauf Der verwendete Permanentmagnet weist wie alle realen Magneten Feldinhomogenitäten auf. Diese müssen, um verwertbare Signale zu erhalten mit Hilfe der verstellbaren Gradientenspulen im Bereich der Probe kompensiert werden. Für diesen Vorgang wird nach der in [Wiesche, 2009] beschriebenen Methode gearbeitet: Die Module sind dabei wie folgt miteinander zu verbinden: Blanking In (Receiver) - Blanking Out (Pulse Programmer) Ref In (Receiver) - Ref Out (Synthesizer) I und Env Out (Receiver) - Oszilloskop (Channel 1 und 2) Pulse In I und Q (Synthesizer) - Pulse Out I und Q (Pulse Programmer) Pulsed RF In (Receiver) - Pulsed RF Out (Synthesizer) Sync Out (Pulse Programmer) - ext. Trigger (Oszilloskop) Nun wird am Synthesizer eine Frequenz von Fc = 21, 6M Hz eingestellt, der Bandpass lter auf p (Protonen) und die Verstärkung auf 75% Die Pulse Länge ALEN wird am Pulse Programmer auf 5, 50µs mit einer Periode von 0, 1−1s eingestellt. Man bringt nun die sogenannte Pickup Probe in die Apparatur ein und Justiert die Kapazitäten des Schwingkreises. Danach wird die Temperaturkontrolle des PS2-Controllers eingestellt und die Regelkreise geschlossen. Abb. 4.2: Maximales FID Signal Jetzt ersetzt man die Pickup Probe durch ein Röhrchen mit leichtem Mineralöl und misst das FID-Signal. Die Feldgradienten sind optimiert, wenn ein maximales Signal anliegt (ca. 40V siehe Abb. 4.2). 5 Erweiterung des Aufbaus 22 5 Erweiterung des Aufbaus Um den im vorherigen Kapitel beschriebenen, teilweise langwierigen und schlecht reproduzierbaren Prozess zu vereinfachen wurde der Aufbau modi ziert. Die dabei vorgenommenen Änderungen werden in diesem Kapitel beschrieben. 5.1 Elektronik Das TeachSpin PS2-A p/cw-NMR Spektrometer bietet ursprünglich keine Möglichkeit die Spulen extern anzusteuern. Der PS2-Controller musste also modi ziert werden um dieses zuzulassen. Zuerst wurden dafür die originalen Kabel von den Drehpotentiometern zu den Verstärkerschaltkreisen durchtrennt und Kippschalter eingelötet um zwischen externer und interner Regelung umschalten zu können. Die Kippschalter wurden in die Frontplatte des PS2Controllers integriert, die zuschaltbaren Eingänge be nden sich auf der Rückseite (siehe Abb. 5.1). An diese Eingänge kann nun die im nächsten Abschnitt beschriebene 4-Kanal Endstufe angeschlossen werden. (a) Rückansicht (b) Frontansicht Abb. 5.1: PS2-Controller nach der Modi kation 5.1.1 Signalverstärker Die Gradientenspulen benötigen Ströme von bis zu 4 × 0, 5A, solche Stromstärken kann die verwendete USB-Schnittstellenkarte trotz aktiver Stromversorgung nicht liefern. Um die Spulen dennoch mit dem ausgewählten Gerät steuern zu können war es daher notwendig eine dafür angepasste Endstufe zu fertigen. Die entworfene Schaltung orientiert 5 Erweiterung des Aufbaus 23 sich dabei gröÿtenteils an der originalen Verstärkerschaltung des Gradienten-Controllers (siehe Abb. 5.2a), die verwendeten Bauteile weichen jedoch aus Gründen der Verfügbarkeit ab. Da auch die wichtigsten Teile, die Operationsverstärker OPA569 der Firma Texas Instruments, durch ähnliche Bauteile, TDA2050 der Firma STMicroelectronics N.V. ersetzt wurden, musste die Schaltung auf deren Eigenheiten abgestimmt werden. Die verwendeten Operationsverstärker wiesen in einem ersten, kaum angepassten Entwurf der Schaltung, starke Eigenschwingungen und teilweise unvorhersehbares Schaltverhalten auf, daraufhin wurde die Schaltung entsprechend des Datenblattes der TDA2050 angepasst. In Abb. 5.2b ist die endgültige Schaltung zu sehen, diese ist in dem Gerät vierfach verbaut. (a) Auszug aus dem Schaltplan des TeachSpin PS2-Controllers (b) angepasster Schaltplan Abb. 5.2: Operationsverstärker Der erste Prototyp der Schaltung mit drei Verstärkerkreisen wurde noch auf einer Rasterlochkarte bestückt, beim Test mit einem Rechtecksignal ohne angeschlossene Spulen zeigt sich noch ein leichtes Rauschen, sobald die Spulen jedoch angeschlossen werden sind die Signale wesentlich sauberer. Um die Qualität der Signale noch weiter zu verbessern wurde ein Platinenlayout mit der CAD-Software Eagle erstellt und anschlieÿend produziert [CadSoft, 2011]. 5 Erweiterung des Aufbaus 24 Platinenlayout mit der CAD-Software Eagle Die CAD-Software Eagle ist ein Programm zum Erstellen von PCB-Layouts1 . Zunächst erstellt man im sogenannten Schematics Editor den Schaltplan mit den gewünschten Bauteilen. Wechselt man nun in den Board Editor werden die ausgewählten Bauteile dem Schaltplan entsprechend platziert und mit sogenannten Airwires den Signalen folgend verbunden (Siehe Abb. 5.3). Um jetzt die benötigten Leiterbahnen zu erstellen wählt man das Tool zum Leiterbahnzeichnen aus, klickt auf den Ursprung eines Airwires und zieht die Leiterbahn bis zum gewünschten Endpunkt. Abb. 5.3: Routen der Leiterbahnen Der Aufbau in Abb. 5.3 ist ein gutes Beispiel wie ein Layout nicht aussehen sollte. Es sind einige 90◦ Winkel2 vorhanden, es gibt über üssige Durchkontaktierungen, und Leiterbahnen sind unnötigerweise auf der Rückseite geroutet. Nach einigen Optimierungen macht das Layout einen wesentlich aufgeräumteren Eindruck, es sind nur noch 45◦ -Winkel vorhanden, die Leiterbahnen sind komplett auf einer Seite geroutet, und das Massepolygon erstreckt sich, bis auf die Freiräume für die Bauteilkontaktierungen, über die gesamte Fläche der Rückseite (Abb. 5.4). Die Verlustleistung der Operationsverstärker führt zu einer hohen Wärmeentwicklung, welche über zwei Kühlkörper an den Schmalseiten der Platine abgeführt wird. Untergebracht ist die fertige Platine samt Kühlkörpern in einem 19”-Gehäuse (siehe Abb.5.5). Um unabhängig von zusätzlichen Geräten zu sein, sind auch zwei 60W-Netzteile mit jeweils 15V Spannungsdifferenz und einer maximalen Stromstärke von 4A im Gehäuse eingebaut. 1 2 PCB (Printed Circuit Board) ist die englische Bezeichnung für Leiterplatten. in der Regel wird von 90◦ Winkeln abgeraten da diese wohl anfälliger als 45◦ -Winkel gegen mechanische Belastungen sind und auÿerdem bei Hochfrequenz zu Re exionen führen können 5 Erweiterung des Aufbaus 25 Abb. 5.4: fertiges PCB-Layout der Endstufe (a) Blick in das Gehäuse (b) Frontplatte mit Ein- und Ausgängen Abb. 5.5: Gehäuseaufbau der fertigen Endstufe 5 Erweiterung des Aufbaus 26 5.2 Software Die Software zur Homogenisierung wurde mit dem graphischen Programmiersystem Labview3 entwickelt. In der Arbeitsgruppe Polarisiertes Target wird dieses System häu g zur Entwicklung von Mess- und Steuerungsprogrammen eingesetzt, da sich zusammen mit den DAQmxSchnittstellen, verhältnismäÿig schnell lauffähige Programmteile zur Messung und Steuerung von Experimenten erstellen lassen. 5.2.1 Allgemeines zu Labview Ursprünglich wurde Labview von National Instruments 1986 für Macintosh-Computer entwickelt, mittlerweile gibt es aber auch Windows und Linux Varianten. Es wird hauptsächlich in der Meÿ-, Regel- und Automatisierungstechnik eingesetzt. Die Programmierung geschieht nicht textbasiert wie bei anderen Programmiersprachen, sondern über eine graphische Ober äche. Ein Programm teilt sich dabei zunächst in zwei Teile: dem Frontpanel, hier geschieht beim Programmablauf die Interaktion mit dem Benutzer, beim Programmieren kann hier die spätere Programmober äche gestaltet werden dem Blockdiagramm, hier wird das eigentliche Programm erstellt, bei Programmablauf ist dieses Fenster normalerweise nicht sichtbar. In Abb. 5.6 wird ein kleines Beispielprogrammes gezeigt. Das Programm zeigt im Ablauf Abb. 5.6: Labview Beispielprogramm zunächst nur einen Knopf ( Drücken sie hier! ) und eine LED, drückt man den Knopf wird durch eine Ereignisstruktur ein Dialogfenster ( Haben sie gut geschlafen? ) mit zwei 3 Laboratory Virtual Instrumental Engineering Workbench (Labview) Instruments 5 Erweiterung des Aufbaus 27 Schaltköpfen ( Ja , Nein ) geöffnet. Je nach Antwort erscheint nun, ausgelöst durch eine Case-Struktur ein weiteres Dialogfenster mit einem Knopf Ebenso! oder Ok, Gute Nacht und der Ausgabe Dann noch einen schönen Tag! oder Dann sollten sie schlafen gehen . Zusätzlich wird nach Drücken von OK, Gute Nacht die LED ausgeschaltet. In Labview sind viele Bauteile selbst kleine Programme. Auch ist es im Allgemeinen möglich eigene Programme als Bausteine aufzurufen. In Labview heiÿen Bausteine wie Programme Virtual Instruments (VI). Um den Überblick über ein Programm behalten zu können emp ehlt es sich, möglichst viele Funktionen in Sub-VIs zusammenzufassen und das Programm damit überschaubarer zu halten. Um Daten in (Sub-)VIs einzulesen oder aus ihnen auszugeben gibt es verschiedene Möglichkeiten: Zum Einen kann man im Frontpanel Ein- und Ausgänge mit Bedien- oder Anzeigeelementen verbinden, man kann Daten in Queues (Warteschlangen) schreiben um sie in anderen VIs auslesen zu können, es gibt aber auch die Möglichkeit lokale oder globale Variablen zu verwenden. Um einen fehlerfreien Programmablauf zu erreichen sollte man bei der Verwendung dieser Variablen aber immer darauf achten nicht den Daten uss zu unterbrechen. 5 Erweiterung des Aufbaus 28 5.2.2 Programm zur Homogenisierung der Feldgradienten Die Homogenisierung des Magnetfeldes mit dem hier beschriebenen Programm basiert auf dem in 4.2 vorgestellten Verfahren. Die Kapazitäten des Schwingkreises lassen sich leider nur mechanisch regeln. Seine Justierung muss also weiterhin manuell erfolgen. Für die Homogenisierung des Feldes wird das Absorbtionssignal einer Probe leichten Mineralöls gemessen, das Feld ist dann optimal eingestellt wenn die Halbwertsbreite des Signals minimal ist. Der Programmablauf für jeden einzelnen Gradienten lässt sich wie folgt beschreiben: Auswahl der verwendeten Kanäle der DAQmx- Schnittstelle durch den Benutzer Initialisierung der folgender Parameter der Kanäle: I Leserate I Schreibrate I Anzahl der geschriebenen Samples (Ausgang) I Anzahl der zu lesenden Samples I Format des zu schreibenden Signals (z.B. einzelne Samples oder Signalverlauf) I Format des zu lesenden Signals Erzeugung eines Triggers am Ausgang mit dem der Lesevorgang am Eingang ausgelöst wird synchrones Schreiben und Lesen (nach jedem vollständigen Signal wird die Spannung um einen festen Wert erhöht) Schreiben des gemessenen Signals in einen 2D-Array (Spalte: Signal, Zeile: Spannung am Ausgang) ermitteln des Maximums jeder Zeile ermitteln der Halbwertsbreite jedes einzelnen Signals (Zeile) ermitteln der minimalen Halbwertsbreite aller Zeilen konstante Ausgabe der entsprechenden Spannung bis zum Beenden des Programmes Die Abschnitte zur konstanten Ausgabe der entsprechenden Spannungen sind zum Zeitpunkt der Anfertigung dieser Arbeit noch nicht implementiert. Das Blockdiagramm des Programmes ist in Abb. 5.7 dargestellt: 5 Erweiterung des Aufbaus Abb. 5.7: Blockdiagramm des Programmes zur Magnetfeldhomogenisierung 29 Fazit i Fazit Die im Laufe dieser Bachelorarbeit gebaute Hardware und die entwickelte Software vereinfachen die Arbeit mit dem PS2-A p/cw-NMR Spektroskop, es ist daher wahrscheinlich, dass diese beim Fortgeschrittenen-Praktikum eingesetzt werden können um die erzielbaren Ergebnisse zu verbessern, oder zumindest die Durchführung des Versuches etwas zu vereinfachen. Es war mir leider nicht möglich in der Zeit der Anfertigung dieser Arbeit ein vollständiges, automatisch ablaufendes Programm zu entwickeln, die wichtigsten Schritte zur Umsetzung des gewünschten Ergebnisses sind jedoch getan. Es ist noch Folgendes zu tun: Automatisierung des Programmablaufs Gestaltung einer verständlichen Bedienober äche leichte Veränderung der Schaltung um Beschädigung durch Bedienfehler auszuschlieÿen (Spannungsteiler zur Reduzierung des Eingangssignals) evtl. automatische Steuerung des Pulses zur Aufnahme von MRT-Bildern Abbildungsverzeichnis ii Abbildungsverzeichnis 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 Drehimpuls . . . . . . . . . . . . . . . magn. Moment . . . . . . . . . . . . . z-Komponente magnetisches Moment Präzession . . . . . . . . . . . . . . . Aufspaltung der Energieniveaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 3 4 5 6 2.1 2.2 2.3 2.4 NMR Anordnung . . . . . . . . . . . . Magnetisierung in Feldrichtung . . . HF-Feld . . . . . . . . . . . . . . . . . Bild im mitrotierenden Bezugssystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 8 9 12 3.1 3.2 Verbreiterung des Frequenzspektrums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Absorptions und Dispersionssignal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 18 4.1 4.2 Vereinfachte Darstellung des Versuchsaufbaus . . . . . . . . . . . . . . . . Maximales FID Signal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 21 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6 5.7 PS2-Controller nach der Modi kation . . . . . . . . . . . . . . . . Operationsverstärker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Routen der Leiterbahnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . fertiges PCB-Layout der Endstufe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gehäuseaufbau der fertigen Endstufe . . . . . . . . . . . . . . . . Labview Beispielprogramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Blockdiagramm des Programmes zur Magnetfeldhomogenisierung 22 23 24 25 25 28 30 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literaturverzeichnis iii Literaturverzeichnis [Aleksandrov 1966] Kapitel 1. In: Aleksandrov, Igor V.: The Theory of NUCLEAR MAGNETIC RESONANCE. Academic Press, 1966 [Bloch 1946] Bloch, Felix: Nuclear Induction. In: Phys.Rev. 70 (1946), S. 460 bis 474 [CadSoft 2011] www.cadsoft.de [Feynman u. a. 1957] Feynman, R.F. ; Vernon, F.L. ; Hellwarth, R.W.: Geometrical representation of the Schrödinger equation for solving maser problems. 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Springer-Verlag, 2005 [Teachspin ] http://www.teachspin.com [Wiesche 2009] Wiesche, David: Aufbau eines Versuches zur gepulsten und cw-NMR Spektroskopie. 2009 Danksagung iv Danksagung Ich danke zuerst Prof. Dr. Werner Meyer für die Möglichkeit diese Arbeit anzufertigen. Desweiteren geht mein Dank an Dr. Gerhard Reicherz für die Hilfe bei der Umsetzung der Schaltung und geduldigen Beantwortung meiner Fragen. Ebenfalls geht mein Dank an die restlichen Mitarbeiter der Arbeitsgruppe Polarisiertes Target , im Besonderen an Jonas Herick und Alexander Berlin für das Korrekturlesen und die Hilfe beim Verständnis mancher Fragen zu den physikalischen Grundlagen. Mein Besonderer Dank geht an Herrn Dipl. Ing Martin Schäfer, Herrn Richard Prust und Tobias Solowjew des Lehrstuhls für elektronische Schaltungstechnik für die kurzfristige Produktion meiner Leiterplatte. Natürlich geht mein Dank auch an meine Familie und meine Freundin für die Unterstützung während dieser Arbeit.