18 UMWELT & NATUR Luxemburger Wort Donnerstag, den 2. Oktober 2008 Die „Society for Ecological Restoration“ drängt auf die Durchführung von Maßnahmen Vorrang für die Renaturierung Sanierung von Europas natürlichem Kapital erweist sich als ungenügend Vernetzungsfunktion, robuste Naturkorridore und ausreichende ökologische Vernetzung innerhalb der Agrarlandschaft von entscheidender Bedeutung. 5. Renaturierungspolitik muss besser in andere politische Bereiche integriert und gesetzlich verankert werden. Die europäische Politik in den Bereichen biologische Vielfalt und Renaturierung kann nur wirksam sein, wenn sie sowohl auf europäischer als auch auf regionaler Ebene besser in andere politische Bereiche wie Agrarpolitik, Verkehr, Energie, Klimawandel und wirtschaftliche Entwicklung integriert und gesetzlich verankert wird. Rund 500 Experten aus über 40 Ländern kamen im Rahmen der 6. „European Conference on ecological restoration SER2008“ (Europäische Konferenz über Ökologische Renaturierung) zu dem Ergebnis, dass die gegenwärtigen Maßnahmen zur Sanierung des natürlichen Kapitals von Europa erheblich verstärkt werden müssen (siehe auch LW-Umweltseite vom 18. September). Nachfolgend das offizielle Communiqué der Tagung: 1. Weniger als 50 % der durch die EU-Habitatrichtlinie geschützten Arten und Lebensraumtypen befinden sich in einem günstigen Erhaltungszustand. Aus den ersten Ergebnissen der Berichte der EUMitgliedstaaten an die Europäische Kommission im Jahr 2007 ging hervor, dass sich weniger als 50 % der durch die EU-Habitatrichtlinie geschützten Arten und Lebensraumtypen in einem günstigen Erhaltungszustand befinden. Grasland, Hoch- und Niedermoore, Süßwasserlebensräume und Dünen mit großer Artenvielfalt gehören zu den am meisten gefährdeten Lebensraumtypen. Die Statistiken der Mitgliedstaaten stehen unter folgender Adresse zum Download zur Verfügung: http://biodiversity.eionet.europa.eu/article17. 2. Der Geldwert der Ökosystemfunktionen beläuft sich weltweit auf rund 32.349 Mrd. US-Dollar pro Jahr. Es ist eindeutig belegt, dass die Ökosysteme unentbehrliche ökologische Dienstleistungen für die Menschheit erbringen, z. B. Gewässerregulierung, CO2-Sequestrierung, Luft- und Wasserreinigung, natürliche Ressourcen (Wälder, Fische), Vorteile in den Bereichen Freizeit und Tourismus sowie geistige Gesundheit. Der Geldwert der Ökosystemfunktionen beläuft sich weltweit auf rund 32.349 Mrd. US-Dollar pro Jahr. Zahlreiche Wirtschaftsstudien belegen, dass die Ausgaben für Renaturierung nicht als schlichte Finanzierungskosten anzusehen sind. Sie stellen vielmehr eine Investition dar, die letztendlich zu einem hohen sozioökonomischen Gewinn führt. Natürliche und na- Gras- und Moorland gehört zu den am meisten gefährdeten Lebensräumen. turnahe Ökosysteme stellen ein beträchtliches wirtschaftliches Kapital dar, werden jedoch in der traditionellen Wirtschaftstheorie und -praxis nicht hinreichend als solches bewertet. Gewinne gehen an Private Die Gewinne, die durch die Umwandlung von Ökosystemen entstehen, gehen an private Besitzer, während die Kosten (in Bezug auf Reduzierung oder Verlust von Dienstleistungen) der gesamten Gesellschaft, auch den künftigen Generationen, aufgebürdet werden. Es besteht die Notwendigkeit, von einer Gesellschaft der Schadenersatzleistungen zu einer Gesellschaft überzugehen, die in Renaturierung und Anhäufung von natürlichem Kapital investiert, anstatt dieses aufzubrauchen. Schätzungen zufolge wird die Umsetzung des Natura-2000-Netzes in Europa rund 125.000 Arbeitsplätze schaffen und durch Dienstleistungen der sanierten Ökosysteme Ge- winne erwirtschaften, die die notwendigen Investitionen in Höhe von 6 Mrd. Euro pro Jahr bei weitem übersteigen werden. 3. Das Engagement der Akteure und der Aufbau von Partnerschaften sind ausschlaggebende Faktoren für erfolgreiche Renaturierung. In den verschiedenen EU-Mitgliedstaaten sind weitere Investitionen erforderlich, um Kommunikation und Zusammenarbeit der lokalen Gruppen und Bewegungen (z. B. Naturschützer, Landwirte, Förster, Fischer, Akteure des Freizeitsektors, Landbesitzer) zu fördern, die unterschiedliche Vorstellungen und Visionen von der Natur haben. Zur Erleichterung von Renaturierungen und zur Überwindung von Konflikten muss das Vertrauen dieser Gruppen untereinander (wieder) hergestellt werden, mit besonderem Augenmerk auf möglichen ökologischen und sozioökonomischen Gewinnen, die allen zugute kom- (FOTO: JOHN LAMBERTY) men. Ausgleichsmaßnahmen beim Verlust des privaten Einkommens sind eine faire Lösung auf dem Weg hin zu einer nachhaltigen, ökologisch gesunden Gesellschaft, zu gemeinsamen Ökosystemdienstleistungen und dem Recht der künftigen Generationen, eine intakte Umwelt zu erben. Es ist ebenfalls dafür zu sorgen, dass die Top-Down-Ansätze (d. h. von der Europäischen Kommission an die Mitgliedstaaten und von dort an die Gesellschaft) sowie die Bottom-up-Ansätze (d. h. von der Gesellschaft vorangetriebene Maßnahmen) so stark wie möglich ineinander greifen. 4. Eine europäische Strategie zur Renaturierung kann sich nicht allein auf die Umsetzung des Natura-2000-Netzes stützen. Um die Auswirkungen des globalen Klimawandels auffangen zu können und die Artenwanderung zwischen fragmentierten Natura2000-Gebieten zu ermöglichen, sind Landschaftselemente mit Beispiel Wasserrahmenrichtlinie Die Integration der Natura-2000Politik in die Wasserrahmenrichtlinie ist hierfür beispielhaft, ganz im Gegensatz zur Beziehung zwischen biologischer Vielfalt und Agrarpolitik. In osteuropäischen Ländern ist derzeit eine mit alarmierendem Tempo voranschreitende, dramatische Verschlechterung wertvoller Lebensräume zu beobachten. Diese Verschlechterung ist auf Veränderungen der Nutzung landwirtschaftlicher Flächen nach dem Übergang zur Marktwirtschaft zurückzuführen. Am stärksten sind verschiedene Typen des naturnahen Graslands von Stilllegungen einerseits und landwirtschaftlicher Intensivierung andererseits betroffen. Zurzeit sind an die lokalen Bedingungen angepasste Agro-UmweltPläne dringend erforderlich, um diesen Verlusten entgegenzuwirken. Ansonsten wird dieselbe Entwicklung wie in Westeuropa stattfinden, d. h. ein erheblicher Rückgang wertvoller Lebensräume und Arten, insbesondere derer, die von einer extensiven Landwirtschaft abhängen und deren nachträgliche Renaturierung viel höhere Kosten verursacht. 6.Der europäische Verband der „Society for Ecological Restoration International“ möchte seine Erfahrungen einbringen, um den ökologischen Zustand von Lebensräumen in Europa – insbesondere derer, die zu Natura 2000 gehören – zu verbessern. (C.) Des oiseaux et des papillons Etude du Centre Lippmann sur les réactions de la faune face au changement climatique Comment les oiseaux et les papillons vont-ils réagir face aux changements climatiques à venir? Tout porte à croire que les conditions climatiques vont évoluer de manière significative en Europe au cours du XXIe siècle. Selon les modèles prévisionnels de l’«Intergovernmental Panel on Climate Change» (IPCC), une augmentation nette des températures hivernales et estivales ainsi qu’une diminution importante des précipitations estivales est à attendre sous nos latitudes. Une double question se pose donc naturellement pour les écologistes: comment la biodiversité va-t-elle faire face à ces changements et comment l’homme peut-il agir pour assurer la préservation des espèces sauvages dans un contexte de réchauffement climatique mondial ? C’est avec cette question en tête que le Département Environnement et Agro-biotechnologies du Centre de Recherche Public (CRP)– Gabriel Lippmann s’est lancé dans un projet de recherche ambitieux qui vise à prédire comment les aires de répartition des différentes espèces d’oiseaux et de papillons à travers toute l’Europe vont être affectées par les changements climatiques attendus pour la fin du siècle en cours. À l’aide d’outils statistiques appelés «modèles bioclimatiques», les conditions climatiques dans lesquelles les différentes espèces évoluent aujourd’hui ont été reportées sur des cartes afin d’identifier, pour chacune d’entre elles, les régions climatiquement favorables à leur survie et à leur reproduction. Ensuite, ces modèles ont été projetés dans le futur selon les scénarios de changements climatiques globaux fournis par l’IPCC pour la fin du XXIe siècle. Cette opération a contribué à mettre en évidence l’ampleur des changements qui pourraient survenir. Ce projet ambitieux rassemble des chercheurs expérimentés d’Espagne (Centre Tecnològic Forestal de Catalunya), de Belgique (Research Institute for Nature and Forest), du Luxembourg (Centre de Recherche Public – Gabriel Lippmann) et de Finlande (Finnish Environment Institute et Université de Oulu). Recherches en Laponie Grâce à un financement de la Commission européenne, cette recherche a été initiée en juillet 2008, sous l’égide du CRP – Gabriel Lippmann, lors d’un séjour de collaboration scientifique au sein de la station biologique de Kilpisjärvi en Laponie finlandaise. Située dans la zone dite «arctique», cette station de recherche rattachée à l’Université d’Helsinki offrait les conditions idéales pour étudier l’influence des changements climatiques sur la faune sauvage. En effet, ce sont ces régions septentrionales d’Europe qui connaîtront les changements climatiques les plus intenses. Pour cette raison, les pays nordiques ont développé des compétences de recherche dans ce domaine ainsi qu’une expertise scientifique quasiment inégalée ailleurs en Europe. (C.)