Der Unity-Coupled-Verstärker nach McIntosh MC

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High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Der Unity-Coupled-Verstärker nach McIntosh MC-60 mit
einem Ringkern-Ausgangsübertrager
Von Henry Westphal, im Sinne einer Zusammenfassung der gemeinsam mit
Benjamin Brammer und Lukas Holzapfel erzielten Arbeitsergebnisse.
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High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
DER MC-60 VON MCINTOSH................................................................................................................. 3
DIE IDEE ................................................................................................................................................... 6
DIE ANALYSE DER ORIGINALSCHALTUNG ............................................................................................ 8
ALLGEMEINES.................................................................................................................................................8
DIE EINGANGSSTUFE .......................................................................................................................................9
DIE PHASENSPLITTERSTUFE..............................................................................................................................13
DIE DRITTE STUFE ..........................................................................................................................................28
DIE KATHODENFOLGERSTUFE .........................................................................................................................41
DIE ENDSTUFE ..............................................................................................................................................47
BETRACHTUNG DES ZUSAMMENWIRKENS DER STUFEN UND DER ÜBER-ALLES-GEGENKOPPLUNG..........................53
DIE MODIFIKATIONEN DER SCHALTUNG FÜR DIE REALISIERUNG UNSERES AUFBAUS ..................... 57
DIE REALISIERUNG ................................................................................................................................ 59
DIE INBETRIEBNAHME UND DIE TESTERGEBNISSE ................................................................................ 62
DIE ÜBERSICHT ÜBER DEN VERLAUF DER INBETRIEBNAHME ................................................................................62
ARBEITSPUNKTE UND VERSTÄRKUNGSFAKTOREN AN DER NOCH UNMODIFIZIERTEN SCHALTUNG ...........................70
ARBEITSPUNKTE,VERSTÄRKUNGSFAKTOREN UND WEITERE MEßWERTE AN DER MODIFIZIERTEN SCHALTUNG IM
ABSCHLIEßENDEN ZUSTAND ...........................................................................................................................72
WEITERE MESSUNGEN ...................................................................................................................................74
MESSUNGEN AM NICHT GEGENGEKOPPELTEN VERSTÄRKER .............................................................................86
WEITERE BETRACHTUNGEN ZUM REGELVERHALTEN DES VERSTÄRKERS ...............................................................88
DER HÖREINDRUCK ......................................................................................................................................94
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Verstärker MC-60
Der MC-60 von McIntosh
Der Verstärker MC-60 von McIntosh wurde von 1955 bis 1961 in den USA hergestellt.
Die Besonderheit dieses und anderer Verstärker von McIntosh liegt in der „Unity Coupled“Endstufe, bei der innerhalb der Endstufe eine sehr starke lokale Gegenkopplung angewendet
wird.
Originalgerät McIntosh MC-60
Damit erhält man außergewöhnlich geringe Verzerrungen und einen sehr niedrigen
Ausgangswiderstand.
Auf der Folgeseite ist die Originalspezifikation des MC-60 wiedergegeben.
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Verstärker MC-60
Die Originalspezifikation des McIntosh MC-60
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Verstärker MC-60
Auch heute noch sind diese Verstärker hoch geschätzt und werden zu hohen Preisen
gehandelt.
Originalschaltplan McIntosh MC-60
Der Grundgedanke bei der Konzeption des MC-60 war, dass der größte Teil der Verzerrungen,
die ein Verstärker verursacht in der Endstufe entstehen und man sie am Ort ihrer Entstehung
durch eine starke lokale Gegenkopplung innerhalb der Endstufe selbst minimiert.
Dies geschieht, wie schon auf dem Originalschaltplan zu erkennen ist, durch eine Aufteilung
der Primärwicklung des Ausgansgübertragers in die bekannte anodenseitige und die neu
hinzugekommene kathodenseitige Teilwicklung.
Da beide Teilwicklungen die gleiche Windungszahl haben, wird dieses Verfahren auch „Unity
Coupling“ genannt.
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Verstärker MC-60
Die Idee
Der hier beschriebene Verstärker kombiniert die klassische „Unity Coupled“-Schaltung des
MC-60 mit einem modernen Ringkern-Ausgangsübertrager von Van der Veen. Dieser
Übertrager hat gegenüber den in den 1950-er Jahren verwendeten Übertragern eine
deutlich vergrößerte Bandbreite.
Damit steht eine höhere Stabilitätsreserve als bei der Originalversion des MC-60 zur
Verfügung, womit der Gegenkopplungsfaktor der Über-Alles-Gegenkopplung erhöht werden
kann, womit sich eine weitere Minimierung der Gesamtverzerrungen ergibt.
Die folgende Abbildung zeigt das Prinzip dieses Verstärkers:
Differenzverstärker
1
V3A
12BH7
V5A
6550
1g 1
3
V104A
6SN7
Phasensplitter
+VS
Endstufe
2
Differenzverstärker
Kathodenfolger
Mitkopplung
Mitkopplung
4
V2A
ECC82
2
3
1
5
R24
220K
VDV1070UC
8
Eingangsstufe
3
2
1
CW
P102
+VIS
Gegenkopplung
3
Bias
+ES
8
1
-TS
V1A
ECC83
Bias
100K
1
CW
Eingang
Gegenkopplung
7
8
8
2
R25
220K
7
3
6
3
V2B
ECC82
Mitkopplung
5
4
+
V3B
12BH7
2g 1
V6A
6550
3
6
+VS
V105A
6SN7
2
Mitkopplung
Gegenkopplung
Das Prinzipschaltbild
Die Eingangsstufe ist eine klassische Kathodenbasisstufe. Die Über-alles-Gegenkopplung wird
kathodenseitig in diese Stufe eingespeist.
Die Phasensplitterstufe ist als Differenzverstärkerstufe aufgebaut. Der Tiefpass „vor“ dem Gitter
des „unteren“ Zweigs der Stufe hat eine Grenzfrequenz unterhalb des Audio-Bereichs. Damit
wird die Differenz des, gleichspannungsbehafteten, Ausgangssignal der ersten Stufe mit
seinem Mittelwert,also das reine Audio-Signal, von dieser Stufe verstärkt.
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Die starke lokale Gegenkopplung der Endstufe lässt deren Spannungsverstärkung unter Eins
sinken. Daher benötigt die Endstufe eine sehr hohe Steuerspannung, die höher als die
Betriebsspannung der Endstufe ist.
Diese Steuerspannung wird von der dritten Stufe, ebenfalls einer Differenzverstärkerstufe, in
Verbindung mit zwei Mitkopplungsschleifen erzeugt.
Die Anodenwiderstände der Differenzverstärkerstufen führen nicht an die
Versorgungsspannung, sondern an die Anode der Endröhre des jeweils gegenüberliegenden
Zweigs der Endstufe. Das Signal an dieser Anode ist gleichphasig mit dem Steuersignal für die
Endröhre des Zweigs, von dem gerade die Betrachtung ausgeht.
Der Spannungshub an den Anoden der Endröhren übersteigt die Betriebsspannung deutlich,
womit dann die benötigte Steuerspannung zur Verfügung steht.
Die dritte Stufe steuert dann, über eine zwischengeschaltete Kathodenfolgerstufe, die
Endröhren niederohmig an.
Wenn eine Endröhre aufgesteuert wird, dann sinkt nicht nur ihr Anodenpotential, sondern es
steigt durch die Wirkung der kathodenseitigen Wicklung auch ihr Kathodenpotential an.
Dieser Anstieg des Kathodenpotentials ist der Wirkung der ansteuernden Spannung
entgegengesetzt, womit dann die gegenkoppelnde Wirkung dieser Anordnung eintritt.
Die Schirmgitter der Endröhren sind mit den Anoden der jeweils gegenüberliegenden
Endröhre verbunden. Hiermit entstehen zwei weitere Mitkopplungsschleifen. Da die Zunahme
des Kathodenpotentials der gerade aufgesteuerten Endröhre betragsgleich mit der
Abnahme ihres Anodenpotentials ist, ist auch die gleichzeitige Zunahme des
Anodenpotentials der gegenüberliegenden Endröhre dazu betragsgleich.
Damit ist die Potentialdifferenz zwischen dem Schirmgitter und der Kathode der Endröhren in
jedem Aussteuerungszustand gleich. Die Endröhren werden also in einem konstanten, von der
Aussteuerung unabhängigen Arbeitspunkt betrieben, womit die Linearität der Schaltung
günstig beeinflusst wird.
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Die Analyse der Originalschaltung
Allgemeines
Dieser Text setzt die Kenntnis der grundlegenden Funktionsweisen der Standardschaltungen
für Röhrenstufen, wie Kathodenfolger, Kathodenbasisschaltung, Differenzverstärker und
Gegentakt-Endstufe voraus. Es wird nur auf die spezifische Umsetzung dieser
Grundschaltungen im MC-70 Bezug genommen.
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Die Eingangsstufe
Die folgende Abbildung zeigt die Eingangsstufe des MC-60.
Spannungsregler
6
+VS
V1B
ECC83/12AX7
R5
560K
7
R31
270K
8
C14
0.47uF 250V
+
C4
8uF 250V
R8
100K
1
zu Folgestufe
C2
0.47uF
PREAMP INPUT
R2
100K
2
R1
500K
R3
27K
3
0.5V INPUT
V1A
ECC83/12AX7
R6
3K3
+
von
Feedback-Wicklung
C3
100uF 50V
R4
3M3
C6
470pF
R11
1K3
R7
68R
Die Eingangsstufe
Die Versorgungsspannung für die mit V1A aufgebaute Eingangsstufe wird mit der mit V1B
aufgebauten Spannungsreglerschaltung herabgesetzt.
Die Versorgungsspannung +VS ist, nach der „Voltage Chart“ von Mc Intosh 360V im Leerlauf
bzw. 310V bei Vollaussteuerung.
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Im Leerlauf ergibt sich am Gitter (Pin7) folgendes Potential:
360V * 270K / (270K + 560K) = 360V * 0,325 = 117V.
Bei Vollaussteuerung ergibt sich:
310V * 0,325 = 101V
V1B arbeitet als Kathodenfolger.
Die Ausgangsspannung an V1B/Pin 8 ist ungefähr 1V positiver als die Spannung am Gitter.
Damit kann man von einer Ausgangsspannung von 118V im Leerlauf und 102V bei Volllast
ausgehen.
Die Angaben einer Ausgangspannung von 111V im Leerlauf und von 110V bei
Vollaussteuerung können im Rahmen der theoretischen Schaltungsanalyse nicht
nachvollzogen werden. Der Grund für diese Abweichung wird im Zuge der Inbetriebnahme
geklärt.
Die Grenzfrequenz aus R5 parallel R31 zu C14 ist:
270kOhm parallel 560kOhm ist: 182kOhm
fg = 1 / (2 pi RC) = 20 Hz
Der eventuell noch vorhandene 100Hz-Brumm auf der Versorgungsleistung wird also
näherungsweise um den Faktor 20/100 = 5 abgeschwächt.
C4 dient als Pufferkondensator und verringert den Ausgangswiderstand der
Spannungsreglerstufe bei hohen Frequenzen.
Nun wird die Eingangsstufe selbst betrachtet:
Über R2 und R3 gelangen die Eingangssignale an das Steuergitter von V1A. R2 bzw. R3 bilden
einen Tiefpass mit der Miller-Kapazität der Stufe. R4 verhindert eine Unterbrechung des
Gitterableitpfades bei kurzzeitigen Unterbrechungen der Kontaktgabe des
Lautstärkepotentiometers R1, womit Kratzgeräuschen beim Betätigen des Potentiometers
vorgebeugt wird.
R6 wird mit C3 überbrückt. Die Grenzfrequenz aus R3 und C6 ist 5Hz. Die tatsächlich wirksame
Grenzfrequenz ist jedoch höher, da zu R3 der kathodenseitige Ausgangswiderstand der Stufe
parallel liegt.
R7 dient zur Einspeisung des Gegenkopplungssignals.
Dieses wird mit dem Teiler aus R11 und R7 um den Faktor 68 / (1300 + 68) = 0,05 geteilt. C6
dient zur Stabilisierung des Regelkreises. Die Grenzfrequenz aus C6 und R11 ist 260kHz.
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Es wird zunächst der Ruhestrom der Stufe im Leerlauf bestimmt.
Es wird bewusst der Leerlauf als untersuchter Betriebszustand ausgewählt, da die in der Folge
ermittelten Werte in der Praxis nur im Leerlauf messtechnisch verifiziert werden können.
Für den Leerlauf wurde bereits eine Ausgangsspannung des Spannungsreglers von 118V
bestimmt.
Es wird eine Arbeitsgerade in das Kennlinienfeld gezeichnet: (orange)
-
Leerlaufpunkt:
118V / 0mA
Kurzschlusspunkt: 118/103,4kOhm = 1,14mA
Es wird eine Gittergerade in das Kennlinienfeld gezeichnet: (blau)
-
Schnittpunkt der Kennlinie Ec = -0,5V mit Gittergerade:
Schnittpunkt der Kennlinie Ec = -1,5V mit Gittergerade:
0,5V / 3,37kOhm = 0,14mA
1,5V / 3,37kOhm = 0,45 mA
Auszug Datenblatt General Electric 12AX7 1953
Man erkennt, dass sich im Rahmen der Ablesegenauigkeit ein Ruhestrom von 0,3mA einstellt.
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Hieraus folgen die nachstehende Potentiale:
-
Anode:
Kathode:
118V – (0,3mA * 100kOhm) = 88V
3,368kOhm * 0,3mA =
1,0V
Der zuvor ermittelte Ruhestrom von 0,3mA wird in das Kennlinienfeld eingetragen, um
Innenwiderstand und Verstärkung der Stufe zu bestimmen. (orange)
Auszug Datenblatt General Electric 12AX7 1953
Man liest einen Innenwiderstand Rp von 105kOhm und einen Verstärkungsfaktor mü von 98
ab.
Der äußere Widerstand Ra der Stufe ist 100kOhm (R8) parallel zum Eingangswiderstand der
Folgestufe von 2,2MOhm, das ist 96kOhm.
Die Verstärkung ist: -mü * Ra / (Rp + Ra) = 98 * 96K / (105K + 96K) = -47
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Die Phasensplitterstufe
Die folgende Abbildung zeigt die Schaltung der Phasensplitterstufe.
+VS
R12
27K
zu Folgestufe
1
C7
47nF 630V
R14
220K
Von Eingangsstufe
2
3
V2A
ECC82/12AU7
R9
18K 1W
8
R10
2M2
V2B
ECC82/12AU7
7
R15
220K
C8
47nF 630V
6
C5
0.22uF 250V
R13
30K
zu Folgestufe
+VS
Die Schaltung der Phasensplitterstufe
Diese Stufe arbeitet als Differenzverstärkerstufe, die das von der Eingangsstufe kommende
Signal mit seinem Mittelwert vergleicht. Die Phasesplitterstufe und die Eingangsstufe sind DCgekoppelt. Am Steuergitter von V2A liegt somit das Anoden-Ruhepotential der Eingangsstufe
von 88V (im Leerlauf) an. Es ist mit dem Audio-Signal überlagert.
Der Tiefpass aus R10 und C5 hat eine Grenzfrequenz von 0,33Hz, also weit unterhalb des
hörbaren Bereichs. Am Steuergitter von V2B liegt somit praktisch nur das DC-Potential der
Anode der Eingangsstufe an.
Das wirksame Eingangssignal für die Differenzverstärkerstufe ist somit das Audio-Signal. Das
DC-Potential der Anode der Eingangsstufe bestimmt dagegen den Arbeitspunkt der
Phasensplitterstufe.
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Die Ausgänge der Phasensplitterstufe geben das verstärkte Audiosignal zueinander
gegenphasig ab.
Der Signalspannungshub am Steuergitter von V2B ist Null, während der Spannungshub am
Steuergitter von V2A dem Audio-Signal entspricht. Damit wird die Stufe zusätzlich zum
Differenzsignal mit einem Gleichtaktsignal von der halben Amplitude des Audio-Signals
angesteuert.
Dieses Gleichtaktsignal erscheint ebenfalls am Ausgang und würde zu einer Ungleichheit der
Amplituden an den beiden Ausgängen des Differenzverstärkers führen. Dies wird durch
unterschiedliche Werte für die Anodenwiderstände beider Zweige kompensiert.
Dieser Sachverhalt soll im Detail beschrieben werden:
Bei der hier vorliegenden Differenzverstärkerstufe ist im Kathodenzweig keine Stromquelle,
sondern ein Widerstand vorhanden. Damit ist der Gesamtstrom durch den Differenzverstärker
nicht mehr unveränderlich, sondern er nimmt bei positiver werdendem Gleichtaktsignal zu.
Gehen wir zunächst von einer Differenzverstärkerstufe mit Widerstand im Kathodenzweig aus,
die symmetrisch angesteuert wird. In diesem Fall ist der Spannungshub an beiden
Steuergittern entgegengesetzt gleich. Damit ist, (unter der idealisierenden Annahme exakter
Gleichheit beider Röhrensysteme sowie absolut linearer Kennlinien) das Potential der
Kathoden konstant, denn der Stromzunahme im zunehmend aufgesteuertem Zweig steht
eine exakt betragsgleiche Stromabnahme im abnehmend aufgesteuerten Zweig gegenüber.
Nun wird die tatsächliche Situation in der Phasensplitterstufe des MC-60 betrachtet. Es wird
angenommen, dass das Steuergitter von V2A positiver wird. Damit nimmt der Strom durch
V2A zu. Das Potential des Steuergitters von V2B bleibt jedoch konstant. Damit nimmt der
Strom durch R9 zu. Das Kathodenpotential wird positiver. Damit wird jedoch auch die
Kathode von V2B positiver gegenüber dem Steuergitter von V2B. Damit geht der Strom durch
V2B zurück, was dem Potentialanstieg der Kathode entgegenwirkt. Bei unendlich hoher
Verstärkung der Röhrensysteme würde das Kathodenpotential die halben Signalamplitude
am Gitter von V2A aufweisen.
Würde man mit der hier verwendeten 12AU7 eine Kathodenfolgerschaltung aufbauen, dann
ergäbe sich ein Ausgangssignal von ca. 95% des Eingangssignals. Das Triodensystem V2B
„sieht“ also nur 95% des Signalhubs. Dies ist ein Grund für die Vergrößerung des
Anodenwiderstands von V2B, R13 gegenüber dem Anodenwiderstand von V2A, R12.
Das Gleichtaktsignal addiert sich weiterhin zu den Ausgangssignalen:
Es wurde bereits gezeigt, dass wenn das Steuergitter von V2A positiver wird der Strom durch
den Kathodenwiderstand R9 zunimmt. Damit wird das Anodenpotential von V2A noch
weniger positiv, als es der Fall sein würde, wenn anstelle von R9 eine Stromquelle vorhanden
wäre.
Das verstärkte Differenzsignal und das Gleichtaktsignal sind an der Anode von V2A
gleichphasig.
Das Potential an der Anode von V2B wird dagegen in Folge des verstärkten Differenzsignals
positiver. Dem wirkt jedoch die Zunahme des Stroms durch den Kathodenwiderstand
entgegen, womit die Anode von V2B weniger positiv wird, als es der Fall wäre, wenn anstelle
von R9 eine Stromquelle vorhanden wäre.
Das verstärkte Differenzsignal und das Gleichtaktsignal sind an der Anode von V2B
gegenphasig.
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Zunächst soll der Arbeitspunkt der Stufe im Leerlauf bestimmt werden. Hierzu wird Symmetrie
zwischen beiden Zweigen angenommen. Für die Anodenwiderstände wird der Mittelwert
zwischen 30kOhm und 27kOhm, das ist 28,5kOhm angenommen. Damit kann die Stufe in
zwei identische, voneinander unabhängige Zweige aufgeteilt werden, die einen identischen
Arbeitspunkt wie die interessierende Differenzverstärkerstufe aufweisen.
Der Kathodenwiderstand R9 mit 18kOhm wird hierbei als Parallelschaltung von zwei
Widerständen mit 36kOhm dargestellt und entsprechend auf beide Zweige aufgeteilt.
Für das DC-Potential an den Steuergittern wurde bereits 88V bestimmt.
Die folgende Abbildung zeigt das nun verwendete Ersatzschaltbild:
+VS = 360V (Leerlauf)
1
R12
28K5
+88V
2
R9A
36K
3
V2A
ECC82/12AU7
8
R9B
36K
V2B
ECC82/12AU7
7
6
+88V
R13
28K5
+VS = 360V (Leerlauf)
Ersatzschaltbild zur Arbeitspunktermittlung
Seite 4- 15
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Verstärker MC-60
Der Arbeitspunkt wird iterativ aus dem nachfolgenden Kennlinienfeld ermittelt:
Auszug Datenblatt General Electric 12AU7 1956
Es wird zunächst angenommen, das Kathodenpotential sei 88V + 5V = 93V.
Daraus folgt ein Anodenstrom von 93V/36kOhm = 2,58mA.
Die Spannung zwischen Anode und Kathode ist 360V – 2,58mA * 28,5kOhm - 93V = 193V
Aus dem Diagramm folgt, dass die Gitterspannung als zu gering angenommen wurde, denn
zu 2,5mA und 193V gehört eine Gitterspannung von ca. –9V.
Es wird nun angenommen, das Kathodenpotential sei 88V + 8V = 96V.
Daraus folgt ein Anodenstrom von 96V/36kOhm = 2,7mA.
Die Spannung zwischen Anode und Kathode ist 360V – 2,67mA * 28,5kOhm - 93V = 190V
-
Man erkennt, dass die angenommene Gitterspannung von –8V immer noch leicht zu gering
ist.
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Es wird nun angenommen, das Kathodenpotential sei 88V + 9,5V = 97,5V.
Daraus folgt ein Anodenstrom von 97,5V/36kOhm = 2,7mA.
Die Spannung zwischen Anode und Kathode ist 360V – 2,7mA * 28,5kOhm - 93V = 190V
Man erkennt nun (im Rahmen der Ablesegenauigkeit) für die angenommene Gitterspannung
von –9,5V hinreichende Widerspruchsfreiheit.
Der gefundene Arbeitspunkt wurde mit orangefarbenen Linien in das Diagramm
eingezeichnet.
Das Kathodenpotential ist (wie bereits beschrieben) 97,5V
Das Anodenpotential ist 360V – 2,7mA * 28,5kOhm = 283V
(Angabe McIntosh 92V)
(Angabe McIntosh 284V)
Es fällt in der „Voltage Chart“ von McIntosh auf, dass für das Steuergitter von V2A 82V
angegeben werden, während für das Steuergitter von V2B nur „approx“ 62V angegeben
sind. Dies ist durch den Messfehler durch den Innenwiderstand des seinerzeit zur Messung
verwendeten Voltmeters verursacht. Dieser betrug somit ungefähr 6,5 MOhm.
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Nun wird die Verstärkung der Stufe bestimmt. Hierzu wird zunächst vom allgemeinen Fall der
symmetrischen, gegenphasigen Ansteuerung ausgegangen.
Hierzu werden die Stufen, wie in der folgenden Abbildung gezeigt, zunächst wieder
miteinander verbunden. Weiterhin werden die Eingangssignale in Form von Quellen
dargestellt.
+VS = 360V (Leerlauf)
1
R12
28K5
2
V1
R9A
36K
3
V2A
ECC82/12AU7
V3 = 88V
8
R9B
36K
V2
V2B
ECC82/12AU7
6
7
R13
28K5
+VS = 360V (Leerlauf)
Ersatzschaltung zur Bestimmung der Verstärkung (Schritt 1)
Seite 4- 18
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Verstärker MC-60
Es wurde bereits hergeleitet, dass sich im Fall der symmetrischen Ansteuerung (bei
angenommener Gleichheit der Röhrensysteme und Linearität der Kennlinien) die Kathoden
stets auf konstantem Potential befinden.
Damit haben die Kathodenwiderstände R9A und R9B keine gegenkoppelnde Wirkung mehr.
Damit sind sie für die Bestimmung der Verstärkung irrelevant und können durch eine DCQuelle ersetzt werden.
Es ergibt sich das folgende Ersatzschaltbild:
+VS = 360V (Leerlauf)
1
R12
28K5
2
V1
3
V2A
ECC82/12AU7
V3 = 88V
8
V4 = 97,5V
V2
V2B
ECC82/12AU7
6
7
R13
28K5
+VS = 360V (Leerlauf)
Ersatzschaltung zur Bestimmung der Verstärkung (Schritt 2)
Man erkennt nun, dass beide Zweige der Schaltung vollkommen unabhängig voneinander
arbeiten, denn an allen Verbindungen zwischen ihnen liegen DC-Quellen mit einem
Innenwiderstand von Null.
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Damit kann nun die Verstärkung für einen einzelnen Zweig bestimmt werden. Hierbei wird die
kathodenseitige DC-Quelle von der Versorgungsspannung subtrahiert, die sich damit auf
360V – 97,5V = 262,5V verringert.
Es ergibt sich das folgende Ersatzschaltbild:
+VS = 262,5V (Leerlauf)
1
R12
28K5
2
V1
3
V2A
ECC82/12AU7
Ersatzschaltung zur Bestimmung der Verstärkung (Schritt 3)
Die Spannung zwischen Anode und Kathode beträgt weiterhin 283V –97,5V = 185,5V.
Der Ruhestrom beträgt 2,7mA
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Verstärker MC-60
Damit können Verstärkungsfaktor mü und Innenwiderstand Rp aus dem folgenden Diagramm
abgelesen werden:
Es ergibt sich ein Verstärkungsfaktor mü von 13,3 (von Linie Eb = 200V ausgehend)
Es ergibt sich ein Innenwiderstand Rp von 14,5kOhm (von Linie Eb = 200V ausgehend)
Der äußere Widerstand Ra ist 28,5kOhm parallel 220kOhm (R14 bzw. R15) = 25,2kOhm.
Es ergibt sich eine Verstärkung von -mü * Ra / (Rp + Ra) = - 13,3 * 25,2 / ( 25,2 + 14,5) = -8,4.
Diese Verstärkung würde dann tatsächlich in der vorliegenden Schaltung wirksam sein, wenn
diese symmetrisch angesteuert würde.
Seite 4- 21
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Verstärker MC-60
Dieser Fall wird noch einmal in der folgenden Abbildung dargestellt:
+VS = 360V (Leerlauf)
1
R12
28K5
2
8,4Vpp
V1
V2A
ECC82/12AU7
16,8Vpp
3
1Vpp
V3 = 88V
V4 = 97,5V
8
2Vpp
V2
V2B
ECC82/12AU7
1Vpp
8,4Vpp
6
7
R13
28K5
+VS = 360V (Leerlauf)
Verhältnisse an der Differenzverstärkerstufe, wie sie bei symmetrischer Ansteuerung wären
Dies ist aber nicht der Fall, da nur das Gitter von V2A vom Audio-Signal angesteuert wird,
während das Gitter von V2B auf konstantem Potential liegt.
Somit halbiert sich die wirksame Eingangsspannung
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Verstärker MC-60
Es ergeben sich dann die folgenden Verhältnisse:
+VS = 360V (Leerlauf)
1
R12
28K5
2
4,2Vpp
V1
V2A
ECC82/12AU7
8,4Vpp
3
1Vpp
V3 = 88V
V4 = 97,5V
8
1Vpp
V2B
ECC82/12AU7
4,2Vpp
6
7
R13
28K5
+VS = 360V (Leerlauf)
Verhältnisse an der Differenzverstärkerstufe bei einseitiger Ansteuerung
McIntosh gibt eine etwas höhere Verstärkung von 5,6 (gemessen von V2A Pin2 zu V2A Pin1
und V2B Pin6) an.
Seite 4- 23
Mixed Signal Baugruppen
20011/12
High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Nun soll noch die Gleichtaktverstärkung der Stufe abgeschätzt werden.
Hierzu findet das folgende Ersatzschaltbild Anwendung.
+VS = 360V (Leerlauf)
1
R12
28K5
2
R9A
36K
V3 = 88V
3
V2A
ECC82/12AU7
V4
8
R9B
36K
V2B
ECC82/12AU7
6
7
R13
28K5
+VS = 360V (Leerlauf)
Ersatzschaltbild zur Bestimmung der Gleichtaktverstärkung (Schritt 1)
Seite 4- 24
Mixed Signal Baugruppen
20011/12
High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Aufgrund der Symmetrie der Stufe reicht es aus, einen Zweig der Stufe zu betrachten.
+VS = 262,5V (Leerlauf)
1
R12
28K5
2
V1
3
V2A
ECC82/12AU7
R9A
36K
Ersatzschaltbild zur Bestimmung der Gleichtaktverstärkung (Schritt 2)
Eine Eingangsspannungsänderung dUi führt näherungsweise zu einer Änderung des
Kathodenpotentials um 0,95* dUi.
Der Anodenwiderstand R12 und der Kathodenwiderstand R9A werden vom selben Strom
durchflossen. Das Anodenpotential ändert sich somit um: dUa = -dUi * 0,95 * 28,5 / 36 = 0,75 * dUi.
Die Gleichtaktverstärkung ist somit –0,75.
Das Verhältnis von Gleichtakt- zu Differenzverstärkung ist 0,75/ 8,4 = 0,09.
Das Gleichtaktsignal hat, aufgrund der einseitigen Ansteuerung, eine Amplitude von 50% des
Eingangssignals.
Wenn beide Anodenwiderstände identisch wären, dann hätte man an der Anode von V2A
eine Signalamplitude von Vin * 4,2 + Vin * 0,5 * 0,75 = Vin * 4,2 + Vin * 0,375 = Vin * 4,575.
An der Anode von V2B hätte man dagegen eine Signalamplitude von Vin * 4,2 - Vin * 0,5 *
0,75 = Vin * 4,2 - Vin * 0,375 = Vin * 3,825.
Man erhält eine Abweichung der Amplituden von +/-9% zum Mittelwert Vin * 4,2
Die Anodenwiderstände weichen jedoch mit 27kOhm und 30kOhm nur um +/-5% vom
Mittelwert 28,5kOhm ab.
Ein Grund für diese Abweichung könnte sein, dass die Annahme, dass das Kathodenpotential
sich mit 0,95 * dUi ändert zu hoch gegriffen ist. Sie ist vom Kathodenfolger abgeleitet. Durch
die Wirkung des Anodenwiderstandes sinkt jedoch das Anodenpotential ab, wenn das
Kathodenpotential ansteigt, womit dem Stromanstieg durch die Röhre entgegengewirkt wird.
Seite 4- 25
Mixed Signal Baugruppen
20011/12
High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Es soll nun versucht werden, diesen Faktor genauer zu bestimmen.
Für einen DC-Wert der Spannung V1 im Ersatzschaltbild von 88V wurde bereits ein
Kathodenpotential von 97,5V bestimmt. Der dazugehörige Arbeitspunkt ist orangefarben in
das untenstehende Diagramm eingezeichnet.
Auszug Datenblatt General Electric 12AU7 1956
Nun soll diese Bestimmung für ein Potential des Steuergitters von 118V wiederholt werden.
Die Potentialerhöhung von 20V (gegenüber 88V) wird willkürlich angenommen, um mit einer
ausreichenden Ablesegenauigkeit den tatsächlichen Verstärkungsfaktor in Bezug auf das
Kathodenpotential zu bestimmen.
Der sich mit dieser angenommenen Potentialerhöhung einstellende Arbeitspunkt wird iterativ
aus dem obenstehenden Diagramm ermittelt und in blau in dieses eingetragen:
Es wird zunächst angenommen, das Kathodenpotential sei 118V + 5V = 123V.
Daraus folgt ein Anodenstrom von 123V/36kOhm = 3,42mA.
Die Spannung zwischen Anode und Kathode ist 360V – 3,42mA * 28,5kOhm - 93V = 169V
Aus dem Diagramm folgt, dass die Gitterspannung als zu gering angenommen wurde, denn
zu 3,4mA und 169V gehört eine Gitterspannung von ca. –7,5V.
Seite 4- 26
Mixed Signal Baugruppen
20011/12
High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Es wird nun angenommen, das Kathodenpotential sei 118V + 7V = 125V.
Daraus folgt ein Anodenstrom von 125V/36kOhm = 3,47mA.
Die Spannung zwischen Anode und Kathode ist 360V – 3,47mA * 28,5kOhm - 93V = 168V
Man erkennt, dass sich mit einer Gitterspannung von -7,5V eine hinreichende
Übereinstimmung ergibt.
Es ergibt sich damit ein Kathodenpotential von 3,47mA * 36kOhm = 125V
Damit folgt ein Verstärkungsfaktor von:
dUa/dUi = ( 125V – 97,5V) / (118V – 88V) = 27,5V / 30V = 0,92.
Man erkennt, dass die Abweichung zur ursprünglichen Annahme weit geringer ist, als dass sie
die Abweichung zwischen den genannten Amplituden- und Widerstandsverhältnissen
erklären könnte.
Dieser Punkt muss im Rahmen der theoretischen Betrachtung offen bleiben und noch einmal
im Rahmen der Inbetriebnahme anhand der tatsächlichen Messergebnisse betrachtet
werden.
Die deutlichen Unterschiede zwischen den Kennlinienfeldern und Kenndaten der 12AX7 und
der 12AU7 zeigen, dass die 12AX7 für die hohe Verstärkung kleiner Signale gedacht ist,
während die 12AU7 für einen möglichst hohen Aussteuerbereich optimiert ist.
Seite 4- 27
Mixed Signal Baugruppen
20011/12
High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Die Dritte Stufe
Die folgende Abbildung zeigt die Schaltung der dritten Stufe.
Von Endstufe (Versorgungsspg. und Mitkopplung)
R17
12K 1% 2W
C9
0.22uF 630V
1
Zu Treiberstufe
R21
1M
Von Differenzverstärkerstufe
C7
47nF 630V
2
R14
220K
3
V3A
12BH7
R18
1K2
Symmetrische
Ansteuerung
R19
120K
R22
820K
8
-TS
R15
220K
Von Differenzverstärkerstufe
V3B
12BH7
C8
47nF 630V
7
R23
1M
6
Zu Treiberstufe
R20
12K 1% 2W
C10
0.22uF 630V
Von Endstufe (Versorgungsspg. und Mitkopplung)
Die Schaltung der dritten Stufe
Seite 4- 28
Mixed Signal Baugruppen
20011/12
High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Diese Stufe wird aus den Anodenwicklungen des Ausgangstrafos gespeist. Im Leerlauf liegt
die Endstufen-Versorgungsspannung an diesen von der Endstufe rückgeführten
Speiseleitungen an.
Zunächst werden die Verhältnisse an der Schaltung im Leerlauf betrachtet.
Hierzu wird die Stufe wie bereits bei der Phasensplitterstufe geschehen, in zwei voneinander
unabhängige Zweige geteilt. Es ergibt sich, für einen Zweig, das folgende Ersatzschaltbild.
+ES = 430V (Leerlauf)
1
R17
12K 1% 2W
2
3
V3A
12BH7
R18A
2K4
Ersatzschaltbild zur Bestimmung des Arbeitspunkts für einen Zweig der dritten Stufe
Im Unterschied zur Phasensplitterstufe liegen hier die Steuergitter im Ruhezustand auf
Massepotential.
Seite 4- 29
Mixed Signal Baugruppen
20011/12
High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Es wird die Arbeitsgerade (orange) in das untenstehende Kennlinienfeld eingetragen:
-
Leerlaufpunkt: 430V/0mA
Kurzschlusspunkt: 430V / (12kOhm + 2,4kOhm) = 0V/30mA
Es wird die Gittergerade (blau) in das untenstehende Kennlinienfeld eingetragen:
-
Schnittpunkt mit der Kurve für Gitterspannung –5V:
Schnittpunkt mit der Kurve für Gitterspannung –15V:
5V / 2,4kOhm = 2,1mA
15V / 2,4kOhm = 6,25mA
Auszug Datenblatt General Electric 12BH7 1955
Man kann einen Anodenstrom von 7,5mA bei einer Gitterspannung von –17V ablesen.
Damit ergibt sich ein Kathodenpotential von 17V (Angabe McIntosh 16,5V)
Das Anodenpotential ist 430V – (7,5mA * 12kOhm) = 340V (Angabe McIntosh 340V)
Seite 4- 30
Mixed Signal Baugruppen
20011/12
High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Im Datenblatt fehlt ein Diagramm für die Ermittlung von Verstärkungsfaktor mü und
Innenwiderstand Rp. Daher werden die im Datenblatt angegebenen typischen Werte
verwendet:
mü = 16,5
Rp = 5,3kOhm
Diese Werte beziehen sich auf 250V Anodenspannung und 11,5mA Anodenstrom.
Die tatsächlichen Werte werden aufgrund der hier vorhandenen höheren Anodenspannung
und des geringeren Anodenstroms etwas abweichen.
Der äußere Widerstand Ra ist 12kOhm parallel 1MOhm (Gitterwiderstand der Folgestufe), das
ist näherungsweise 12kOhm.
Die Verstärkung der Stufe selbst (noch ohne den Einfluss der Mitkopplung aus der Endstufe) ist:
V = - mü * Ra / (Rp + Ra) = -16,5 * 12kOhm / (5,3kOhm + 12kOhm) = 11,4.
Hierbei ist zu beachten, dass diese Differenzverstärkerstufe symmetrisch angesteuert wird.
Damit ist das Kathodenpotential (bei der Annahme idealer und identischer Eigenschaften der
Röhrensysteme) zeitlich konstant und es ist kein Gleichtaktsignal vorhanden.
Seite 4- 31
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20011/12
High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Damit ergäben sich die folgenden Verhältnisse, wenn die Mitkopplung nicht wirksam wäre,
was mit dem Anliegen einer konstanten Versorgungsspannung von 430V identisch wäre:
+ES = 430V (Leerlauf)
1
R17
12K
2
5,7Vpp
V1
V3A
12BH7
11,4Vpp
3
0.5Vpp
V4 = 17V
8
1Vpp
V2
V3B
12BH7
0,5Vpp
5,7Vpp
6
7
R20
12K
+ES = 430V (Leerlauf)
Die Verhältnisse an der Differenzverstärkerstufe, wenn keine Mitkopplung vorhanden wäre
Die Ausgangsspannung dieser Stufe wird von der Endstufe massebezogen weiterverstärkt. Da
die Endstufe im B-Betrieb arbeitet, ist zu jeden Zeitpunkt nur eine Halbwelle wirksam. Daher
hat die Stufe eine wirksame Verstärkung von 5,7.
In der realen Schaltung kommt die Anodenversorgung der Schaltung jedoch nicht als
Gleichspannung aus dem Netzteil sondern wird von der Anode der jeweils
gegenüberliegenden Endröhre abgenommen. Das Signal an der Anode der jeweils
gegenüberliegenden Endröhre ist mit dem Signal der jeweils betrachteten Anode der 12BH7
phasengleich.
Seite 4- 32
Mixed Signal Baugruppen
20011/12
High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Wenn, infolge der beginnenden negativen Halbwelle des am Gitter wirkenden Signals, der
Anodenstrom des betrachtete Triodensystem der 12BH7 zurückgeht, dann nimmt in Folge der
Mitkopplung gleichzeitig die wirksame Versorgungsspannung zu und unterstützt damit den
Anstieg des Anodenpotentials.
Wenn das betrachtete Triodensystem der 12BH7 infolge der beginnenden positiven Halbwelle
am Gitter stärker ausgesteuert wird, dann geht gleichzeitig die wirksame
Versorgungsspannung zurück, womit das Anodenpotential noch weiter absinkt.
Die folgende Abbildung zeigt das Prinzip der Mitkopplung:
Von Endstufe (Versorgungsspg. und Mitkopplung)
R17
12K 1% 2W
C9
0.22uF 630V
Endstufe
1
Treiberstufe
R21
1M
Von Differenzverstärkerstufe
C7
47nF 630V
2
R14
220K
3
V3A
12BH7
LS1
SPEAKER
R18
1K2
Symmetrische
Ansteuerung
R19
120K
R22
820K
+ES
8
-TS
R15
220K
Von Differenzverstärkerstufe
V3B
12BH7
C8
47nF 630V
7
Treiberstufe
Endstufe
6
R23
1M
R20
12K 1% 2W
C10
0.22uF 630V
Von Endstufe (Versorgungsspg. und Mitkopplung)
Das Prinzip der Mitkopplung
Bei Abwesenheit eines Signals gelangt die Endstufen-Versorgungsspannung +ES an die
beiden Anoden der 12BH7. Im Fall der Vollaussteuerung ist die Spannung +ES der Mittelwert
des rückgeführten Signals.
Seite 4- 33
Mixed Signal Baugruppen
20011/12
High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Für die Betrachtung der Stufe in Verbindung mit der Mitkopplung ist es zweckmäßig,
Vollaussteuerung anzunehmen. Bei Vollaussteuerung sinkt die Endstufenversorgung von 430V
auf 365V. Damit verändert sich auch der Arbeitspunkt der betrachteten Stufe, der daher in
der Folge für den Fall der Vollaussteuerung noch einmal ermittelt wird.
Hierzu wird die bereits im vorigen Schritt gezeichnete Arbeitsgerade im untenstehenden
Kennlinienfeld so parallelverschoben, dass ihr Leerlaufpunkt bei 365V/0mA ist:
Auszug Datenblatt General Electric 12BH7 1955
Es ergibt sich ein Anodenstrom von 6mA.
Damit ergibt sich ein mittleres Anodenpotential von:
365V – 6mA * 12kOhm = 293V (Angabe McIntosh 285V)
Das Kathodenpotential ist 14,4V (Angabe McIntosh 15V)
Nun soll die Amplitude des Wechselanteils des rückgeführten Signals an der
Aussteuerungsgrenze bestimmt werden.
Hierzu wird angenommen, dass die Restspannung über der leitenden Endröhre an der
Aussteuerungsgrenze 35V sei. Die anoden- und kathodenseitigen Wicklungen des
Ausgangsübertragers sind gleich groß.
Seite 4- 34
Mixed Signal Baugruppen
20011/12
High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Damit liegt an jeder Wicklung die folgende Spannung: (365V – 35V) / 2 = 165V.
Das an die dritte Stufe rückgeführte Signal überstreicht also einen Spannungsbereich von
365V +/-165V = 200V..530V.
Die folgende Abbildung veranschaulicht diese Verhältnisse:
+365V
+/-165V
R17
12K 1% 2W
CH1
tbd
1
35V
3
C9
0.22uF 630V
V5A
6550
R21
1M
R34
220R 1W
4
C7
47nF 630V
5
2
leitet
R14
220K
8
V3A
12BH7
3
M-172
1_CFB_HI
1_ANODE
165V
165V
R18
1K2
R19
120K
R22
820K
+365V
CFB_LO
+ES
165V
165V
2_ANODE
R15
220K
8
8
2_CFB_HI
V3B
12BH7
sperrt
C8
47nF 630V
7
5
695V
4
V6A
6550
R35
220R 1W
3
6
R23
1M
R20
12K 1% 2W
C10
0.22uF 630V
CH2
tbd
+365V
+/-165V
Herleitung des Spannungshubs auf den Mitkopplungsleitungen
Seite 4- 35
Mixed Signal Baugruppen
20011/12
High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Im nun folgenden Schritt soll die Verstärkung von den Anoden der 12BH7 zu den Anoden der
jeweils angesteuerten Endröhren abgeschätzt werden.
1
Die folgende Zeichnung zeigt die Schaltung der Endstufe:
R17
12K 1% 2W
CH1
tbd
V5A
6550
1
2
3
C9
0.22uF 630V
R21
1M
R34
220R 1W
V4A
ECC83/12AX7
5
3
C7
47nF 630V
4
2
R24
220K
R14
220K
R32
220K
8
V3A
12BH7
3
M-172
1_CFB_HI
R18
1K2
R19
120K
1_ANODE
LS1
SPEAKER
R22
820K
CFB_LO
-TS
+ES
2_ANODE
R15
220K
8
8
2_CFB_HI
V3B
12BH7
R25
220K
C8
47nF 630V
R33
220K
7
8
5
R23
1M
4
V4B
ECC83/12AX7
V6A
6550
R35
220R 1W
3
6
7
R20
12K 1% 2W
C10
0.22uF 630V
6
CH2
tbd
Die Schaltung der Endstufe
Seite 4- 36
Mixed Signal Baugruppen
20011/12
High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Da keine Erfahrungen oder andere Quellen zu Unity-Coupled-Endstufen vorliegen, wird die
folgende Betrachtung auf die Angaben von McIntosh aufgebaut.
McIntosh gibt für Vollaussteuerung (60W) eine Wechselspannungsamplitude von 106V eff. an
den Anoden der Endröhren an. Dies entspricht 150Vp. Dies ist eine hinreichende
Übereinstimmung mit dem im Rahmen dieser Betrachtung bereits abgeschätzen Wert von
165Vp an der Clip-Grenze der Endstufe. Für die Wechselspannung an den Kathoden wird
110V eff angegeben.
McIntosh gibt eine Gitter-Wechselspannung von 148V für die Endröhren an. Die Endstufe
hätte damit eine Spannungsverstärkung von: 148V/110V = 0,74.
Dieser Wert wird den folgenden Betrachtungen zu Grunde gelegt.
Bei Vollaussteuerung ergibt sich ein Spannungshub an den Anoden der 12BH7 von +/-165V /
0,74 = +/-223V
An der Anode des gerade durchgesteuerten Systems der12BH7 ergibt sich ein Extremwert
von:
293V –222V = 70V.
An der Anode des gegenüberliegenden Systems ergibt sich ein Extremwert von:
293V + 223V = 516V.
Die wirksame Versorgungsspannung des gerade durchgesteuerten Systems ist:
365V – 165V = 200V.
Der Anodenstrom ist somit:
(200V – 70V) / 12kOhm = 10,8mA
Die wirksame Versorgungsspannung des gegenüberliegenden Systems ist:
365V + 165V = 530V.
Der Anodenstrom ist somit:
(530V –516V) / 12kOhm = 1,17mA
Die Summe beider Anodenströme ist:
10,8mA + 1,17mA = 12mA.
Zu Beginn der Betrachtung wurde ein Ruhestrom von 6mA pro Zweig entsprechend 12mA für
beide Zweige ermittelt.
Man erkennt, dass die Summe der Ströme durch beide Zweige im Ruhezustand und bei
Vollaussteuerung gleich ist, womit die Konsistenz der bisherigen Betrachtungen gezeigt ist.
McIntosh gibt eine Wechselspannung von 0,52V eff über dem Kathodenwiderstand an. Dies
entspricht 1,47Vpp. Dies entspräche einer Stromwelligkeit von 1,47Vpp / 1,2kOhm =
1,22mApp. Dies entspricht einer Welligkeit von +/-5% des Mittelwerts von 12mA.
Die Spannung zwischen Anode und Kathode des durchgesteuerten Systems ist:
70V – 14,4V = 56V
Die Spannung zwischen Anode und Kathode des gegenüberliegenden System ist:
516V – 14,4V = 502V
Seite 4- 37
Mixed Signal Baugruppen
20011/12
High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
In das untenstehende Kennlinienfeld werden die Punkte 56V/10,8mA und 516V/1,17mA
eingetragen, um die Arbeitsgerade der Stufe (orange) bei wirksamer Mitkopplung zu
zeichnen:
Auszug Datenblatt General Electric 12BH7 1955
Die Gerade hat die folgende Steigung:
(516V – 56V) / (10,8mA – 1,17mA) = 460V / 9,63mA = 48 kOhm
Die Gerade schneidet die 0mA-Achse bei: 485V + 460V * 1,17mA/9,63mA = 540V
Durch den Einfluss der Mitkopplung verhält sich die Schaltung somit wie eine Verstärkerstufe
mit einem äußeren Widerstand von 48kOhm, die mit 540V versorgt wird.
Mit einem äußeren Widerstand von 48 kOhm ergäbe sich die folgende Verstärkung für die
dritte Stufe:
V = - mü * Ra / (Rp + Ra) = -16,5 * 48kOhm / (5,3kOhm + 48kOhm) = -14,9.
Seite 4- 38
Mixed Signal Baugruppen
20011/12
High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
McIntosh gibt 148V/11.6V = 12,8 bzw. 148V/11,2V = 13,2 für das zweite Röhrensystem an.
Es soll noch eine andere Form der Modellierung betrachtet werden:
Es wurde bereits eine Spannungsverstärkung von 0,74 zwischen den Anoden der 12BH7 und
den Anoden der jeweils angesteuerten Endröhren eingeführt.
Diese wird nun ins Kleinsignal-Ersatzschaltbild eines Zweiges der Differenzverstärkerstufe
einbezogen.
Die folgende Skizze zeigt das Kleinsignal-Ersatzschaltbild eines Zweiges, wenn keine
Mitkopplung vorhanden wäre:
12BH7
Rp
5K3
Vout
V1
mü * Ugk
Ra
12K
Kleinsignal-Ersatzschaltbild eines Zweiges der dritten Stufe ohne Mitkopplung
Nun wird die Mitkopplung hinzugefügt:
12BH7
Rp
5K3
Vout
V1
mü * Ugk
Ra
12K
V_feedback
mü * Ugk * 0,74
Kleinsignal-Ersatzschaltbild eines Zweiges der dritten Stufe mit Mitkopplung
Die Spannungsquellen V1 und V_feedback sind in Phase. Damit kann Die Serienschaltung aus
Ra und V_feedback als äquivalenter Widerstand dargestellt werden:
Die Spannung V1 sei +10V.
Dann ist die Spannung V_Feedback 7,4V.
Durch Rp und Ra fließt ein Strom von: (10V – 7,4V) / (5,3kOhm + 12kOhm) = 0,15mA.
Die Serienschaltung von Rp, Ra und V_feedback verhält sich somit wie ein Widerstand mit
dem Wert: 10V / 0,15mA = 66kOhm.
Die Serienschaltung aus Ra und Rp entspricht somit 66kOhm – 5,3kOhm = 61kOhm.
Seite 4- 39
Mixed Signal Baugruppen
20011/12
High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Man erkennt eine Differenz von +26% zum zuvor auf andere Weise ermittelten Wert von 48
kOhm.
Die Verstärkung der Stufe in Bezug auf die verschiedenen Möglichkeiten der Auskopplung der
Signale wird in der folgenden Abbildung gezeigt:
Mitkopplung
1
R17
12K
2
7,45Vpp
V1
V3A
12BH7
14,9Vpp
3
0.5Vpp
V4 = 14,4V
8
1Vpp
V2
V3B
12BH7
0,5Vpp
7,45Vpp
6
7
R20
12K
Mitkopplung
Veranschaulichung der Verstärkung der Stufe
Da jeweils nur eines der beiden Ausgangssignale die von ihm angesteuerte Endröhre
aufsteuert, während die gegenüberliegende Endröhre gesperrt ist, sind die massebezogenen
Ausgangsspannungen von Bedeutung. Da die Schaltung symmetrisch angesteuert wird,
ergibt sich eine Verstärkung von 7,45 vom symmetrischen Eingangssignal zum
massebezogenen Ausgangssignal.
Seite 4- 40
Mixed Signal Baugruppen
20011/12
High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Die Kathodenfolgerstufe
Die folgende Abbildung zeigt die Schaltung der Kathodenfolgerstufe.
1
Von Endstufe (Versorgungsspg. und Mitkopplung)
C9
0.22uF 630V
Von Differenzverstärkerstufe
2
R21
1M
V4A
ECC83/12AX7
3
Zu Endstufe
R24
220K
R19
120K
R22
820K
-TS
R25
220K
8
Zu Endstufe
R23
1M
Von Differenzverstärkerstufe
V4B
ECC83/12AX7
7
6
C10
0.22uF 630V
Von Endstufe (Versorgungsspg. und Mitkopplung)
Die Kathodenfolgerstufe
Seite 4- 41
Mixed Signal Baugruppen
20011/12
High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Die Kathodenfolgerstufe stellt ein niederohmiges Ansteuersignal für die Endröhren bereit.
Damit kann die Millerkapazität der Endstufe schnell umgeladen werden.
Die Triodensysteme V4A und V4B arbeiten als Kathodenfolger mit einer Verstärkung von ca.
0,98. (mü der 12AX7 ist ca. 100)
Die negative Versorgungsspannung –TS ist mit der positiven Versorgungsspannung +Es nahezu
betragsgleich. Sie beträgt ungefähr -430V im Leerlauf und ungefähr –365V bei
Vollaussteuerung.
Damit ergibt sich folgendes Potential der Steuergitter von V4A und V4B:
Im Leerlauf:
Bei Vollaussteuerung:
-430V * 120K / (120K + 820K) = -55V
-365V * 120K / (120K + 820K) = -46,6V
Diese Potentiale entsprechen näherungsweise den Potentialen der Steuergitter der Endröhren
(im Ruhezustand bzw. im Nulldurchgang des Audio-Signals) Mit ihnen wird daher der
Ruhestrom der Endröhren bestimmt.
Es fällt auf, dass in dieser Schaltung die zulässigen Spannungen zwischen Anode und Kathode
der Röhre 12AX7 weit überschritten werden:
Im Leerlauf liegen an den Anoden der 12AX7 +430V. An den Kathoden liegen dagegen –55V.
Damit liegen zwischen Anode und Kathode der 12AX7 485V an. Der Grenzwert (Datenblatt
General Electric 1953) ist 300V.
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High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Es soll nun das Potential der Kathoden im Leerlauf ermittelt werden.
In das nachstehende Kennlinienfeld wird die Arbeitsgerade der Stufe eingetragen:
Der Leerlaufpunkt der Arbeitsgeraden (orange) ist: 860V / 0mA.
Der Kurzschlusspunkt der Arbeitsgeraden ist: 0V / 860V/220kOhm = 0V / 3,9 mA.
Diese Punkte können nicht mehr in das Diagramm eingezeichnet werden.
Es werden daher die folgenden Ersatzpunkte verwendet:
400V mit ( 860V - 400V ) / 860V * 3,9mA = 2,1mA
100V mit ( 860V – 100V ) / 860V * 3,9mA = 3,45mA
Es wird zunächst eine Gitterspannung von –5V angenommen.
Der Strom durch die Kathodenwiderstände ist dann:
(430V – 55V +5V) / 220kOhm = 380V / 220kOhm = 1,73mA.
Dieser Strom wird als blaue Gerade in das Kennlinienfeld eingezeichnet.
Durch Extrapolation kann man in der Folge eine tatsächliche Gitterspannung von –3,8V
abschätzen.
Auszug Datenblatt 12AX7 General Electric 1953
Seite 4- 43
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High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Es soll nun das Potential der Kathoden ermittelt werden, dass sich bei Vollaussteuerung (im
Moment des Nulldurchgangs des Signals) einstellt.
Hierzu wird die Arbeitsgerade, unter Berücksichtigung der bei Vollaussteuerung reduzierten
Versorgungsspannung, in das untenstehende Kennlinienfeldd eingetragen:
Der Leerlaufpunkt der Arbeitsgeraden (orange) ist:
Der Kurzschlusspunkt der Arbeitsgeraden ist:
730V / 0mA.
0V / 730V/220kOhm = 0V / 3,3 mA.
Der Leerlaufpunkt kann nicht mehr in das Diagramm eingezeichnet werden.
Es wird daher der folgenden Ersatzpunkte verwendet:
400V mit ( 730V - 400V ) / 730V * 3,3mA = 1,5mA
Es wird zunächst eine Gitterspannung von –3V angenommen.
Der Strom durch die Kathodenwiderstände ist dann:
(365V – 46,6V +3V) / 220kOhm = 321V / 220kOhm = 1,46mA.
Dieser Strom wird als blaue Gerade in das Kennlinienfeld eingezeichnet.
Durch Extrapolation kann man auch hier eine tatsächliche Gitterspannung von –3,5V
abschätzen.
Auszug Datenblatt 12AX7 General Electric 1953
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High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Damit ergibt sich folgendes Potential der Kathoden von V4A und V4B und damit auch der
Steuergitter der Endröhren:
Im Leerlauf:
Bei Vollaussteuerung:
-430V * 120K / (120K + 820K) + 3,5V = -51,5V
-365V * 120K / (120K + 820K) + 3,5V = -43,1V
McIntosh gibt sowohl für den Leerlauf als auch für Vollaussteuerung –45V an. Dass es hier
keinen Unterschied zwischen Leerlauf und Volllast gibt scheint für einen Fehler in diesen
Angaben zu sprechen.
Neben dem Grenzwert für die Spannung zwischen Anode und Kathode wird auch der
Grenzwert für die Spannung zwischen Heizfaden und Kathode der 12AX7 von +/-180V
deutlich überschritten.
Seite 4- 45
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High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Der Tatsache der Überschreitung der Spannungsgrenzwerte der 12AX7 wurde bei McIntosh
beim Nachfolgemodell MC-75 (1963) damit begegnet, dass man zum Einen die 12AX7 durch
die belastbareren Typen 12AZ7 oder 12AT7 ersetzt hat und zum Anderen eine separate
Wicklung des Ausgangsübertragers zur Auskopplung des Feedback-Signals vorgesehen hat.
Die Mittelanzapfung dieser Wicklung ist an eine gegenüber der Endstufenversorgung
herabgesetzten Gleichspannung gelegt.
1
Die folgende Abbildung zeigt, wie eine theoretisch denkbare Übertragung dieses Prinzips
auf die Schaltung des MC-60 aussehen könnte:
R17
12K 1% 2W
CH1
tbd
V5A
6550
1
2
3
C9
0.22uF 630V
R21
1M
R34
220R 1W
V4A
ECC83/12AX7
5
3
C7
47nF 630V
4
2
R24
220K
R14
220K
R32
220K
3
8
V3A
12BH7
1_CFB_HI
R18
1K2
R19
120K
1_ANODE
1_FB
LS1
SPEAKER
R22
820K
CFB_LO
-TS
+ES
2_ANODE
2_FB
R15
220K
8
8
2_CFB_HI
+VS
V3B
12BH7
R25
220K
C8
47nF 630V
R33
220K
7
8
5
R23
1M
4
V4B
ECC83/12AX7
V6A
6550
R35
220R 1W
3
6
7
R20
12K 1% 2W
C10
0.22uF 630V
6
CH2
tbd
Theoretisch denkbare Übertragung des Prinzips der Ableitung des Feedbacks von einer
zusätzlichen Wicklung, wie es beim MC-75 eingesetzt wird auf die Schaltung des MC-60
In der Praxis ist die Umsetzung dieses Konzeptes nicht ohne Weiteres möglich, da die
entsprechenden Übertrager nicht auf dem Markt angeboten werden.
Wenn die Anodenversorgung bereits anliegen würde, bevor die Röhren 12AX7 geheizt sind,
dann würde die doppelte Leerlauf-Anodenversorgungsspannung von 860V zwischen Anode
und Kathode der 12AX7 anliegen. Dies würde die Grenzwerte erheblich überschreiten. Daher
ist eine verzögerte Zuschaltung der Anodenspannung, wie sie durch die Verwendung eines
Röhrengleichrichters im Netzteil gegeben ist, notwendig.
Seite 4- 46
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High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Die Endstufe
Die Anoden- und die kathodenseitigen Wicklungen des Ausgangsübertragers haben die
selbe Windungszahl. (Daher der Name „Unity-Coupled“) Damit wird eine starke lokale
Gegenkopplung innerhalb der Endstufe erreicht.
Bei zunehmender Aussteuerung nimmt das Anodenpotential der Endröhre um den gleichen
Betrag ab, wie das Kathodenpotential dieser Röhre zunimmt.
Um die Aussteuerbarkeit der Endröhren zu erhöhen, wird eine Schirmgitter-Mitkopplung
vorgenommen. Hierbei werden die Schirmgitter der Endröhren mit der Anode der
gegenüberliegenden Endröhre verbunden.
Aus der vorigen Betrachtung folgt, dass das Potential der Anode der gegenüberliegenden
Endröhre wechselspannungsmäßig exakt dem Potential der Kathode der betrachteten
Endröhre folgt.
Damit führt diese Mitkopplung dazu, dass die Spannung zwischen Kathode und Schirmgitter
der Endröhren unabhängig von der momentanen Aussteuerung konstant ist. Damit ist der
Arbeitspunkt der Endröhren weitgehend unabhängig von der Aussteuerung, was
verzerrungsmindernd wirkt.
Da uns die Daten des in der Originalschaltung des MC-60 verwendeten Ausgangsübertragers
M172 nicht vorliegen, wird die folgende Betrachtung mit den Daten des in unserem Aufbau
verwendeten Ringkern-Ausgangsübertragers VDV1070UC vorgenommen.
Die Angaben im Datenblatt des Übertragers sind teilweise mißdeutig und unvollständig. In
den Büchern von Van der Veen finden sich jedoch weitere Angaben. Mit einer
Plausibilitäsbetrachtung kommt man schlussendlich zu nachvollziehbaren und sinnvollen
Angaben.
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High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Die folgende Skizze fasst den Aufbau des VDV1070UC zusammen:
2_ANODE
n * 7,071
+ES
n * 7,071
Z = 5 Ohm
n
1_ANODE
1_CFB_HI
n * 7,071
FB
n
1_CFB_LO
2_CFB_LO
n * 7,071
2_CFB_HI
Aufbau des Ausgangsübertragers VDV1070UC
Es wurde bereits gezeigt, dass sich an der Aussteuerungsgrenze eine Spannung von 165Vp an
den Anodenwicklungen (und an den Kathodenwicklungen) aufbaut. An der
Lautsprecherwicklung ergibt sich damit eine Spannung von 165Vp / 7,071 = 23,3Vp. Dies
entspricht 16,5V eff. An 5 Ohm entsteht damit eine Verlustleistung von 54,5W. Würde man an
die Wicklung eine Impedanz von 4 Ohm anschließen, erhielte man eine Verlustleistung von
68W.
Diese Werte sind in Bezug auf die Leistungsangabe von 60W der McIntosh-Originalschaltung
und in Bezug auf die Leistungsangabe von 70W des VDV1070UC plausibel.
Seite 4- 48
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High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Es soll nun die für die Endröhren wirksame Impedanz im B-Betrieb bestimmt werden. Die
folgende Skizze illustriert die Verhältnisse an der Endstufe im B-Betrieb:
VDV1070UC
+ES
stromdurchflossen n * 7,071
3
1_ANODE
V5A
6550
4
leitet
5
8
1_CFB_HI
stromdurchflossen n * 7,071
1_CFB_LO
n
Z = 5 Ohm
2_CFB_LO
stromlos
n * 7,071
V6A
6550
8
2_CFB_HI
5
sperrt
3
4
stromlos
2_ANODE
n * 7,071
+ES
Die Endstufe im B-Betrieb
In der Skizze ist die Situation dargestellt, in der die obere Endröhre leitet und die untere
Endröhre sperrt. Damit sind die beiden unteren Primärwicklungen stromlos. Damit geht von
diese Wicklungen kein Einfluss auf den magnetischen Fluss im Kern aus.
Seite 4- 49
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High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Die stromdurchflossene kathodenseitige Wicklung und die stromdurchflossene anodenseitige
Wicklung sind magnetisch gekoppelt und in Serie geschaltet. Damit verhalten sie sich wie
eine einzelne Wicklung mit der 14,142-fachen Windungszahl der Sekundärwicklung. Damit ist
primärseitig insgesamt eine Impedanz von 14.142 2 * 5 Ohm = 200 * 5 Ohm = 1kOhm wirksam.
Im A-Betrieb sind dagegen alle 4 Primärwicklungen stromdurchflossen. Sie sind
wechselspannungsmäßig in Serie geschaltet und magnetisch gekoppelt. Damit wirken sie wie
eine Wicklung mit der 28,284-fachen Windungszahl der Sekundärwicklung. Damit ist
primärseitig insgesamt eine Impedanz von 28,2842 * 5 Ohm = 800 * 5 Ohm = 4kOhm wirksam.
Jede einzelne Endröhre „sieht“ davon 2kOhm.
Da jedoch beide Endröhren gleichzeitig einen betragsgleichen Beitrag zum Ausgangssignal
leisten wirken die beiden auf die einzelne Röhre wirkenden Impedanzen von 2kOhm auf das
Ausgangssignal wie parallelgeschaltet, womit sich wieder eine Impedanz von 1kOhm ergibt.
Zunächst soll der Arbeitspunkt der Endröhren im Leerlauf ermittelt werden.
Es wurde bereits ein Potential von –51,5V an den Steuergittern der Endröhren ermittelt.
McIntosh gibt jedoch –45V an.
An den Schirmgittern der Endröhren liegt eine Spannung von 430V. Es stehen nur die auf der
Folgeseite gezeigten Kennlinienfelder mit Schirmgitterspannungen von 250V und 300V zur
Verfügung. Auf deren Basis muss extrapoliert werden.
An der Anodenstromlinie für –35V Gitterspannung kann man eine Zunahme des Gitterstroms
von ca. 5mA auf ca. 15mA ablesen, wenn man die Schirmgitterspannung von 250V auf 300V
erhöht.
Bei den in Frage kommenden Gitterpotentialen von –51,5V bzw. –45V wird man daher bei
430V Anodenströme in der Größenordnung 5..10mA vorfinden.
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High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Auszug Datenblatt General Electric 6550-A 1972
Seite 4- 51
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High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Für die weitere Betrachtung des Verhaltens bei Vollaussteuerung im B-Betrieb wird die
Kennlinie für 300V verwendet. Die Schirmgitterspannung ist hier um den Spannungsabfall an
den Schirmgitterwiderständen geringer als die Versorgungsspannung von 365V. McIntosh gibt
360V an. Das ist eine Abweichung von +20% zu 300V. Das Diagramm ist also noch mit
Einschränkungen verwendbar.
Zunächst wird die DC-Arbeitsgerade (orange) eingezeichnet, ausgehend vom Leerlaufpunkt
(= Nulldurchgang bei Vollaussteuerung) 365V/0mA. Da für DC nur die (hier vernachlässigten)
Kupferwiderstände wirksam sind, steht die Gerade senkrecht.
Dann wird die AC-Arbeitsgerade, mit einer Steigung von 1kOhm (blau), für eine
sekundärseitige Last von 5Ohm, ausgehend vom DC-Arbeitspunkt (ca. 5mA bei 365V)
eingezeichnet:
Auszug Datenblatt General Electric 6550-A 1972
Man erkennt, dass die Aussteuerungsgrenze tatsächlich bei 40V zwischen Anode und
Kathode der Röhre erreicht wird. Bei den Betrachtungen in den vorangegangenen
Abschnitten wurde zunächst 35V angenommen
Es soll noch einmal eine Plausibilitätsbetrachtung vorgenommen werden:
An der Aussteuerungsgrenze liegen über den beiden stromführenden Primärwicklungen 365V
– 40V = 325V an. Es fließt ein Anodenstrom von 320mA. Dies entspricht einer
Momentanleistung von 325V * 0,32A = 104W. Dies entspricht einer Effektivleistung von 52W.
Dies steht im Einklang mit der zuvor auf anderem Weg ermittelten Leistung an der
Aussteuerungsgrenze von 54,4W bei 5 Ohm.
Seite 4- 52
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Verstärker MC-60
Mit dem obigen Kennlinienfeld kann nun auch die Spannungsverstärkung der Endstufe
abschliessend bestimmt werden. Für Vollaussteuerung wird ein Gitterspannungsbereich von
ca. 50V (Extrapolation auf 360V) überstrichen. Mit diesem wird ein Spannungshub an Anode
bzw. Kathode von ca. 165V bewirkt. Damit benötigt die Stufe einen überstrichenen
Eingangsspannungsbereich von 165V + 50V = 215V.
Damit ist die Spannungsverstärkung 165V / 215V = 0,76.
Die Spannungsverstärkung der Kathodenfolgerstufe ist ca. 0,98. Es ergibt sich eine
Gesamtverstärkung von Endstufe und Kathodenfolgerstufe von 0,98 * 0,76 = 0,74.
Dies entspricht den Angaben von McIntosh, die bereits als Grundlage zur Betrachtung der
dritten Stufe verwendet wurden.
Betrachtung des Zusammenwirkens der Stufen und der Über-allesGegenkopplung
Es wurden bereits die folgenden Spannungsverstärkungen abgeschätzt:
Eingangsstufe:
Phasenumkehrstufe (SE zu DIFF):
Dritte Stufe (DIFF zu SE mit Mitkopplung):
Kathodenfolgerstufe :
Endstufe:
Ausgangsübertrager: (1/14,142 * 2
47
8,4
7,45
0,98
0,76
0,142
Gesamtverstärkung (open Loop)
311,0
Die Windungszahl der Gegenkopplungswicklung ist gleich der Windungszahl der 5 OhmAusgangswicklung.
Das Teilerverhältnis des Gegenkopplungspfades ist:
0,068kOhm / ( 0,068kOhm + 1,3kOhm) = 0,05
Die closed-Loop-Verstärkung ist: Gol / (1 + fb * Gol) = 311 / ( 1 + 0,05 * 311) = 18,8
Der Grenzwert für die closed-Loop Verstärkung für eine unendliche Leerlaufverstärkung wäre
1/0,05 = 20.
Die Vollaussteuerung wird, bei 5 Ohm Last, mit 16,5V eff, am Ausgang erreicht. Dafür ist dann
eine Eingangsspannung von 16,5V eff/ 17,7 = 0,932V eff. = 1,32Vp erforderlich. Die
Ausgangsspannung eines üblichen CD-Players ist ca. 2Vp bei Vollaussteuerung.
Das Verhältnis der Open-Loop-Verstärkung zur Closed-Loop-Verstärkung ist:
311 / 18,8 = 16,5 = 24dB
Seite 4- 53
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Verstärker MC-60
Das Netzteil
Die folgende Abbildung zeigt den Gitter- und Anodenspannungszweig des Netzteils.
D203
DHG20I1200PA
R26
1K8 HV
1
3
-TS
+
4
C13
10uF
V201
5U4GB
8
6
2
4
HV1
V202
5U4GB
330V
Siebdrossel
8
+ES
+
330V
C11A
35uF
+
C12A
35uF
+
C11B
80uF
+
C12B
80uF
R28
10K 2W
6
230V
2
HV2
+VS
5V1
C11
47uF 450V
5V / 6A
5V2
Das Netzteil (ohne Heizkreis)
Die Anodenspannung wird mit einem Zweiweggleichrichter, der aus zwei
parallelgeschalteten Gleichrichterrröhren 5U4GB besteht gleichgerichtet.
Es soll nun die benötigte Trafo-Sekundärspannung abgeschätzt werden, da diese im
Originalschaltplan vom McIntosh nicht angegeben ist.
Im Leerlauf gibt die Gleichrichterschaltung (hinter der Siebdrossel) 430V ab. Es wird ein
Leerlaufstrom von 40mA als grobe Schätzung angenommen. Weiterhin wird eine Spannung
von 440Vp vor der Siebdrossel angenommen.
Bei Vollaussteuerung fließt Strom von 320mAp durch die Endröhren. Dies entspricht einem
Strom von 226mA eff. Dies entspricht einem mittleren Gleichstrom von 204mA
(Gleichrichtmittelwert = 0,9 * Effektivwert) Für die Stromaufnahme der Vorstufen wird die
Größenordnung von 30mA abgeschätzt. Es ergibt sich eine Gesamtstromaufnahme von ca.
230mA.
Es wird angenommen, dass sich dieser Strom symmetrisch auf beide Gleichrichterröhren
aufteilt. Damit ergibt sich ein Strom von 115mA pro Röhre.
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+
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Verstärker MC-60
Der Ladekondensator hinter dem Gleichrichter ist 2 x 35uF. Wenn man ihn symmetrisch auf
beide Gleichrichterröhren aufteilt, dann erhält man 35uF pro Gleichrichterröhre. Dies ist nahe
an dem Wert 40uF, auf den sich das in der Folge dargestellte Diagramm bezieht.
Die beiden Stromwerte 40mA/2 = 20mA und 230mA/2 = 115mA werden als senkrechte
Achsen (orange) in das Diagramm eingetragen.
Der Spannungswert bei Leerlauf (430V) und bei Vollaussteuerung (365V) werden als
waagrechte Achsen (orange ) in das Diagramm eingetragen.
Auszug Datenblatt General Electric 5U4GB 1956
Man erkennt eine gute Übereinstimmung zwischen dem Diagramm und den
Spannungsangaben von McIntosh. Durch Interpolation lässt sich eine TrafoSekundärspannung von 320V abschätzen.
In dieser Betrachtung ist aber der Spannungsabfall an der Siebdrossel noch nicht enthalten.
Daher wird für unsere Version des Verstärkers eine Trafo-Sekundärspannung von 330V
gewählt.
Seite 4- 55
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Verstärker MC-60
Die Versorgungsspannung für die Eingangsstufe und die Phasensplitter-Stufe wird mit einem
RC-Tiefpass von der Endstufenversorgung entkoppelt. Der Wert des Serienwiderstandes (R28)
ist 10kOhm.
Für die Eingangsstufe wurde bereits ein Ruhestrom von 0,3mA im Leerlauf bestimmt.
Für die Phasensplitter-Stufe wurde bereits ein Ruhestrom von 2 x 2,7mA = 5,4mA im Leerlauf
bestimmt.
Damit ergibt sich ein Stromfluss von 5,4mA + 0,3mA = 5,7mA durch R28.
An R28 fällt somit eine Spannung von 5,7mA * 10kOhm = 57V ab.
Die Versorgungsspannung „hinter“ R28 ist im Leerlauf somit: 430V – 57V = 373V. McIntosh gibt
360V an.
Seite 4- 56
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Verstärker MC-60
Die Modifikationen der Schaltung für die Realisierung
unseres Aufbaus
Die Vereinfachung der Eingangsstufe:
Es wird nur noch ein Eingang vorgesehen. Das Lautstärkepotentiometer wird außerhalb der
Baugruppe angebracht. Der Eingang wird kapazitiv gekoppelt. Aus diesem Grund wird R4
von 3,3Mohm auf 1MOhm verringert, da er jetzt als alleiniger Gitterableitwiderstand fungiert.
R3 bildet einen Tiefpass mit der Millerkapazität der Eingangsstufe. Die Kapazität zwischen
Anode und Gitter wird, im Datenblatt der 12AX7 mit 1,7pF angegeben. Es wird, unter
Einbeziehung von Streukapazitäten, eine Gesamtkapazität vom Doppelten dieses Wertes,
das ist 3,4pF abgeschätzt. Die Verstärkung der Eingangsstufe ist –47. Damit erhält man eine
wirksame Kapazität von 47 * 3,4pF = 160pF. Damit ergibt sich (aus 27kOhm und 160pF) eine
Grenzfrequenz von 37kHz. Dies ist an der Grenze.
Bei der Inbetriebnahme muss geprüft werden, ob R3 nicht verringert werden muss.
Der AC-Symmetrieabgleich am Eingang der Dritten Stufe:
Die Werte von R14 und R15 wurden verringert und es wurde das Potentiometer P101
eingefügt, so dass man die Symmetrie des Ausgangssignals der Phasensplitterstufe
abgleichen kann.
Der Biasabgleich für die Endstufe:
Der Spannungsteiler für die Biaseinstellung er Endstufe wurde gedoppelt und mittels der
Potentiometer P102 und P103 abgleichbar gestaltet. Weiterhin wurden die Widerstände R101
und R102 in die Kathodenzuleitungen der Endröhren eingefügt, um eine Messung der
Ruheströme zu ermöglichen. Diese Widerstände haben einen Wert von 1 Ohm und einen
Toleranz von 1%. Sie sind von der Belastbarkeit her weit überdimensioniert, um eine Zerstörung
der Widerstände bei einem kurzschließende Fehler an den Endröhren zu vermeiden.
Die optionale Bestückung der Kathodenfolgerstufe mit der Röhre 6SN7:
Es wurde bereits gezeigt, dass die Röhre 12AX7 in der Kathodenfolgerstufe weit über ihren
Grenzwerten betrieben wird. Es stellt sich die Frage, ob dies auch mit Röhren 12AX7 aus
heutiger Produktion möglich ist. Daher wurde eine alternative Bestückungsmöglichkeit mit
zwei Röhren 6SN7 vorgesehen.
Die 6SN7 hat folgende Grenzdaten:
Anoden-Gleichspannung: 450V
Anoden-Spitzenspannung: 1500V
Spannung zwischen Kathode und Heizung: +100V/-200V DC, +/-200V peak.
Um die Spannung zwischen Kathode und Heizfaden in den zulässigen Grenzen zu halten,
werden zwei getrennte Röhren für den oberen und den unteren Zweig vorgesehen. Beide
Röhren werden aus jeweils einer separaten, potentialfreien Heizwicklung versorgt. Die
Heizwicklungen werden jeweils über 10kOhm an die dazugehörige Kathode angebunden.
Beide Systeme der 6SN7 werden parallelgeschaltet. Im Bedarfsfall kann man durch das
Entfernen von 0R0-Brücken diese Parallelschaltung aufheben.
Seite 4- 57
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Verstärker MC-60
Der Verstärkungsfaktor mü der 6SN7 beträgt 20. Das liegt deutlich unter dem Wert von 100,
den die 12AX7 aufweist. Die Verstärkung der Kathodenfolgerstufe wird damit auf ungefähr 0,9
sinken. Damit sinkt die Gesamt-Spannungsverstärkung aus Kathodenfolgerstufe und Endstufe
von 0,74 auf 0,68, also um 8%. Die Arbeitsweise der Mitkopplung dürfte damit nur wenig
beeinträchtigt werden.
Bei der Inbetriebnahme ist an dieser Stelle besonderes Augenmerk erforderlich.
Einstellbarer Gegenkopplungsfaktor:
Der Gegenkopplungsfaktor kann mittels des hinzugefügten Potentiometers P11 eingestellt
werden.
DC-Heizung für die Eingangsstufen:
Die Röhren der Eingangsstufen werden DC-beheizt. Hierzu wird eine bereits im WS2008/9
entwickelte Baugruppe verwendet. Diese Baugruppe ist an der folgenden Stelle
dokumentiert:
Beschreibung und Schaltplan:
http://www.emsp.tuberlin.de/fileadmin/fg232/Lehre/MixedSignal/Dateien/Mischpult/03_Realisierung_1.pdf
Seite 3-151 bis Seite 3-161
Die Baugruppe wird mit einer Wechselspannung von 13,5V eff. gespeist.
Kundenspezifischer Ringkerntrafo für das Netzteil:
Für die beiden Netzteile der beiden Verstärkerkanäle wurde jeweils ein kundenspezifischer
Ringkerntrafo in Auftrag gegeben, mit der folgenden Spezifikation für die
Sekundärwicklungen:
330 - 0 - 330
5V
6,3V
6,3V
6,3V
13,5V
0,35A
6A
0,7A
0,7A
3,2A
2A
An dieser Stelle wurde übersehen, dass 2 x 13,5V benötigt werden
Es gibt einige Trafos mit ähnlichen Daten als Standardprodukt auf dem Markt, die 5VWicklung ist jedoch bei keinem dieser Trafos mit 6A belastbar.
Die Transformatoren wurden von der Firma HB-Ampdesign gefertigt.
Bei der Spezifikation des Ringkerntrafos wurde übersehen, dass für die DCHeizspannungsversorgung 2 x 13,5V für Zweiweggleichrichter und Spannungsverdoppler
benötigt werden. Daher muss ein zusätzlicher Standard-Trafo pro Kanal vorgesehen werden.
Der tatsächliche sekundärseitige Strombedarf ist 0,75A.
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High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Die Realisierung
Die folgende Abbildung zeigt einen Verstärkerkanal.
Ein Verstärkerkanal
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High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Die folgende Abbildung zeigt das Netzteil eines Verstärkerkanals.
Das Netzteil eines Verstärkerkanals, links die Stabilisierungsschaltung für die DC-Heizung.
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Verstärker MC-60
Die folgende Abbildung zeigt den fertig aufgebauten Versuchsaufbau des zweikanaligen
Verstärkers.
Der Versuchsaufbau
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High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Die Inbetriebnahme und die Testergebnisse
Die Übersicht über den Verlauf der Inbetriebnahme
Die Inbetriebnahme der Netzteilbaugruppen verlief ohne Besonderheiten, die Baugruppen
zeigten auf Anhieb das erwartete Verhalten.
An den Verstärkerbaugruppen wurden zunächst die DC-Arbeitspunkte und
Verstärkungsfaktoren gemessen. In der Treiberstufe (V3) wurde zunächst aus
Verfügbarkeitsgründen eine ECC99 anstelle der eigentlich vorgesehenen 12BH7 eingesetzt.
Die Arbeitspunkte und Verstärkungsfaktoren der einzelnen Stufen entsprachen, im Rahmen
der bei Röhrenschaltungen üblichen Abweichungstoleranzen, den zuvor errechneten
Werten.
Es zeigte sich, dass die ECC99 aufgrund ihres um 1/3 geringeren gitterseitigen
Aussteuerbereichs kein direkter Ersatz für die 12BH7 ist, so dass noch eine 12BH7 zum
Austausch beschafft wurde, was dann die Clipgrenze der Stufe leicht erhöhte.
Die Drosseln in den Anodenkreisen der Endröhren V5 und V6 wurden zunächst mit
Kurzschlussbrücken bestückt. Bei der Inbetriebsetzung der Endstufe zeigte sich eine starke
arbeitspunktabhängige Oszillation. Oszillation war einerseits an starken Verformungen des
Ausgangssignals auf der Sekundärseite des Ausgangsübertragers und an einer Abhängigkeit
dieser Verformung von dem Kontaktieren verschiedener Kabel (z.B. OszilloskopMasseklemme) an die Verstärkerbaugruppe erkennbar. Bei bestimmten Konstellationen der
mit der Baugruppe verbundenen Kabel traten Geräusche am Ausgangsübertrager und
Leuchterscheinungen (weißglühende Punkte auf der Kathode) in den Endröhren auf. Die
Oszillation ließ sich nicht direkt mit dem Oszilloskop beobachten, da die Kapazität des
Tastkopfes bei Kontaktierung an eine der Anoden ausreichte, um die Oszillation zu
unterdrücken. Aus dem beobachteten Verhalten lässt sich auf eine Frequenz der Oszillation
im oberen zweistelligen bis in den unteren dreistelligen MHz-Bereich schließen.
Für die Anodendrosseln wurden nun UKW-Drosseln mit Sechslochkern mit grüner Markierung
und mit 3 Windungen aus Lagerbestand bestückt. Damit trat die Oszillation nicht mehr auf. Ein
vergleichbarer Drosseltyp ist der EPCOS B82114RA 100MHz 800 Ohm (Bürklin 74 D 5282)
Anschließend arbeitete der Verstärker, im open Loop-Betrieb noch ohne kontaktierte
Feedback-Wicklung, bei Frequenzen bis ca. 2kHz einwandfrei.
Es zeigte sich jedoch bei der Kombination höherer Frequenzen und höherer Amplituden ein
unerwartetes Verhalten der Kathodenfolgerstufe. Es waren zunächst, wie auch in der
abschließenden Ausführung des Verstärkers, die Röhren V104 und V105 mit 6SN7 bestückt,
während V4 (ECC83) nicht bestückt war.
In der negativen Halbwelle folgte die Spannung an den Kathoden nicht mehr der Spannung
am Steuergitter sondern „knickte“ ab einem gewissen Punkt ab, um dann mit langsamerer
Änderungsgeschwindigkeit weiter abzusinken. Damit wurde die Kathode um weit mehr als
die aus dem ungestörten Betrieb bekannte Gittervorspannung gegenüber dem Steuergitter
positiv.
Dieses Verhalten tritt ab einer bestimmten Änderungsgeschwindigkeit der Spannung auf,
man kann es sowohl durch Erhöhen der Frequenz bei gegebener Amplitude als auch durch
Erhöhen der Amplitude bei gegebener Frequenz hervorrufen.
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Verstärker MC-60
Da es sich offensichtlich um einen kapazitiv bedingten Effekt handelt, wurden die
Kathodenwiderstände R24 und R25 von 220kOhm auf bis zu 25kOhm verringert, womit sich
der Effekt verringerte, aber bei entsprechend höheren Frequenzen oder Spannungen immer
noch beobachtbar war.
Es zeigte sich, dass nach dem Entfernen der Widerstände R109 und R110 mit je 10kOhm, die
zum Potentialausgleich die Kathoden von V105 und V105 mit deren Heizkreisen verbinden,
auch mit 220kOhm eine einwandfreie Funktion herbeigeführt wurde. Der beschriebene Effekt
tritt dann über alle Frequenzen und Amplituden nicht mehr auf. Die Heizkreise für V104 und
V105 sind damit völlig potentialfrei.
Als Gegenprobe wurden V104 und V105 aus der Schaltung genommen und für V4 eine
ECC83 eingesetzt. Hierbei zeigte sich der beschriebene Effekt erneut. Der Heizkreis der ECC83
wird auch für die Eingangsstufen verwendet ist mit dem Massepotential verbunden.
Nach dem Wiedereinsetzen von V104 und V105 und dem Herausnehmen von V4 arbeitete
der Verstärker dann, noch immer im open-Loop-Betrieb, über den gesamten relevanten
Frequenzbereich einwandfrei.
Beim Kontaktieren der Feedback-Wicklung zeigte sich, in allen Stellungen des Potentiometers
P11, ein heftiges Schwingen des Verstärkers. Dieses Schwingen war aperiodisch und
tieffrequent moduliert, die höchsten Frequenzanteile lagen etwas oberhalb von 1MHz.
Zunächst wurde damit begonnen, den Verstärker tieffrequent zu stabilisieren, hierbei wurden
die folgenden Maßnahmen angewendet:
-
Tiefpassfilterung der Vorstufen-Anodenversorgungsspannung durch Parallelschalten eines
Kondensators 220uF
Erhöhung der Grenzfrequenz des Hochpasses zwischen der zweiten und der dritten Stufe
von 17Hz auf 80Hz
Zwischenzeitlich wurde auch noch C3 von 100uF auf 2,2uF reduziert und C5 von 0,22uF auf
4,7uF erhöht, diese Modifikationen wurden jedoch wieder zurückgenommen, nachdem
herausgefunden wurde, dass die beobachtete tieffrequente Modulation der Schwingung
nicht durch eine herkömmliche Regelschwingung, sondern durch eine Übersteuerung der
Eingangsstufe durch die hochfrequente Schwingung zustande kam, die dann wiederum zu
einer Arbeitspunktverschiebung der zweiten Stufe führte, die dann zu einem
Verstärkungsrückgang bis hin zum völligen Sperren der zweiten Stufe führte, womit dann die
Oszillation zurückging bzw. ganz aussetzte.
Die Rücknahme der nicht notwendigen Modifikationen und die Optimierung der
bestehenden Modifikationen wurden mittels Test der Reaktion des Verstärkers auf ein
Clickereignis (Ausschalten des HP3310 Funktionsgenerators) durchgeführt.
Im abschließenden Zustand des Verstärkers erfolgt in Reaktion auf das Clickereignis ein
hinreichend gedämpftes Überschwingen mit ungefähr zwei Nulldurchgängen in Bezug auf
den stationären Endwert.
Weiterhin wurde, nochmals im Open-Loop-Betrieb, die Ströme durch die Endröhren bei
Rechteckansteuerung des Verstärkers mit dem Oszilloskop an R101 und an R102 beobachtet.
Hierbei fiel ein unerwartetes Verhalten ins Auge: Es wäre zu erwarten, dass der Strom durch
die gerade stromführende Endröhre im Moment des Beginns des Umpolens der
Rechteckschwingung zurückgeht und dann in der Folge der Strom in der
gegenüberliegenden Endröhre ansteigt. Stattdessen stieg der Strom in der bereits
stromführenden Endröhre in diesem Moment für einige Mikrosekunden um ca. 30% über
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Verstärker MC-60
seinen stationären Wert an, während die gegenüberliegende Röhre bereits einen Strom nahe
des Endwertes führte.
Anschließend wurden die beiden Kathodenwicklungen miteinander vertauscht. Nun zeigte
sich das bereits beschriebene erwartete Verhalten, bei dem niemals beide Endröhren
gleichzeitig Strom führen.
Im Datenblatt des VDV1070UC ist keine Zuordnung zwischen Anoden- und
Kathodenwicklungen spezifiziert.
Das fehlerhafte Verhalten zeigte sich bei folgender Verwendung der Wicklungen:
Anodenwicklung 1-2 und Kathodenwicklung 4-5 bzw. Anodenwicklung 2-3 und
Kathodenwicklung 6-7 an eine gemeinsame Röhre.
Das korrekte Verhalten zeigt sich bei folgender Verwendung der Wicklungen:
Anodenwicklung 1-2 und Kathodenwicklung 6-7 bzw. Anodenwicklung 2-3 und
Kathodenwicklung 4-5 an eine gemeinsame Röhre.
Eine abschließende Erklärung kann nicht gegeben werden, offenbar sind die kapazitiven
bzw. magnetischen Kopplungen zwischen den 4 Wicklungen nicht identisch.
Diese Maßnahme beseitigte jedoch die beobachtete Schwingneigung nicht.
Bei weiteren Messungen wurden festgestellt, dass die recht starke Komponente der
Schwingung in der Größenordnung 1MHz an der Feedback-Wicklung des
Ausgangsübertragers vorhanden ist, aber an den Anoden und Gittern der Endröhren nur
noch mit sehr schwacher Amplitude sichtbar war. Dies legte den Schluss nahe, dass es sich
bei der 1MHz-Schwingungskomponente um eine Eigenresonanz der nicht abgeschlossenen
Feedback-Wicklung handelte. Tatsächlich konnte diese Schwingungskomponente durch
einen Abschluss der Feedback-Wicklung mit einem 27-Ohm-Widerstand vollständig beseitigt
werden. Es zeigte sich nun eine periodische Schwingung mit ca. 220kHz.
Da an dem 27 Ohm-Widerstand eine Verlustleistung von mehren Watt umgesetzt wurde,
wurde versucht, eine RC-Serienschaltung einzusetzen, mit dieser konnte jedoch erst dann
eine hinreichende Dämpfungswirkung erreicht werden, wenn die Kapazität so groß gewählt
wurde, dass sich keine relevante Reduktion der Verlustleistung mehr ergab.
Zu einem späteren Zeitpunkt wurde noch einmal eine deutliche Verbesserung der Stabilität
des Regelkreises erzielt, indem das Gegenkopplungssignal direkt von der
Lautsprecherwicklung abgenommen wurde, die durch die angeschlossene Last ohne das
Entstehen zusätzlicher Verluste gedämpft ist.
Es spielt hierbei dann keine Rolle, ob die nicht verwendete Feedback-Wicklung
abgeschlossen wird oder offen bleibt.
Es zeigte sich jedoch, bei angeschlossenem D-Scope, eine dem Ausgangssignal überlagerte
Schwingung mit ca. 2,5MHz. Diese verschwand bei Überbrücken der zuvor in der vom
Ausgang zum Messeingang des D-Scopes führenden Leitung eingeschleiften
Gleichtaktdrossel. Es wurde jedoch nach einer Maßnahme im Verstärkers selbst gesucht, um
diese Abhängigkeit von externen Bedingungen zu reduzieren. Es zeigte sich, dass ein dem
Ausgang parallelgeschaltetes Dämpfungsglied aus 4,7nF und 33 Ohm in Serie für stabiles
Verhalten sorgte.
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Verstärker MC-60
Im weiteren Verlauf der Inbetriebnahme wurde, um die verbliebene 220kHz-Schwingung zu
beseitigen, eine RC-Reihenschaltung zwischen die Anoden von V3A und V3B geschaltet. Es
wurden verschiedene Dimensionierungen überprüft. Hierbei ergab sich, dass eine
ausreichende Dämpfungswirkung nur dann erzielt werden konnte, wenn das Dämpfungsglied
die Slew-Rate des Verstärkers soweit reduzierte, dass ein unakzeptables Verhalten im AudioFrequenzbereich entstand.
Ein Dämpfungsglied von der Anode der Eingangsstufe nach Masse, wie es in der
abschließenden Ausführung des Verstärkers vorhanden ist, brachte zunächst ebenfalls keinen
Erfolg, es konnte keine relevante Wirkung im interessierenden Frequenzbereich festgestellt
werden.
Daher wurde nun die Eingangsstufe (mit V1) genauer betrachtet. Hierbei fiel ins Auge, dass
der Widerstand R3 auch dann mit der Miller-Kapazität der Stufe einen Integrator bildete,
wenn die Stufe, wie hier der Fall, nur kathodenseitig angesteuert wird, da die resultierende
Potentialbewegung der Anode über die Millerkapazität auf das Gitter gekoppelt wird und
der kathodenseitigen Ansteuerung entgegenwirkt.
Weiterhin fiel auf, dass die Stufe, durch die starke Einkopplung hochfrequenter Signalanteile
über C6 übersteuert wurde.
Damit erreichte die Anode von V1 zu Beginn einer Schwingungsperiode näherungsweise das
Massepotential. Dann zeigte sich ein näherungsweise rampenförmiger Anstieg des
Anodenpotentials, der dann wieder in einem sehr steilen Abfall in die Nähe des
Massepotentiales endete. In seiner Wirkung entsprach dies einer Phasenverschiebung von
weit über 90 Grad.
Da die rampenförmige Anstiegszeit durch das Großsignalverhalten der Eingangsstufe
gegeben war und diese Zeitkonstante in keinem Bezug zur Frequenz der „klassischen“
Regelschwingung stehen, die sich aufgrund des Kleinsignalverhalten des Verstärkers
ausbilden würde bilden sich bei entsprechend hohen Amplituden nichtperiodische
Schwingungsverläufe aus.
Die Eingangsstufe wurde nun, durch Kurzschluss von R3, deutlich schneller gemacht.
Gleichzeitig wurde C6 aus der Schaltung entfernt, um eine Übersteuerung der Stufe
auszuschließen. Nun zeigte sich eine Sinusschwingung von ca. 250kHz, wie man es im Einklang
mit der Theorie des linearen Regelkreises auch erwarten würde.
In der Folge wurde erneut ein Dämpfungsglied zwischen die Anode von V1 und Masse
geschaltet. Nun zeigte sich in geradezu lehrbuchmäßiger Form das Verhalten eines linearen
PID-Regelkreises, es konnte schnell eine Dimensionierung gefunden werden, in der der
Regelkreis stabil arbeitete. Hierzu wurde der Wert des Kondensators schrittweise erhöht. Für
den Widerstand wurde ein Trimmpotentiometer vorgesehen. Dieses wurde auf geringstes
Überschwingen bei Rechteckanregung eingestellt. Mit der Vergrößerung des Kondensators
steigt das Intervall des Widerstandswertes an, in dem der Regelkreis stabil ist. Bei zu geringem
Widerstandswert nimmt die Schwingneigung zu, weil die Stufe dann als Integrator mit 90°
Phasenverzögerung arbeitet. Bei zu hohem Widerstandswert nimmt die Schwingneigung zu,
weil dann die Proportionalverstärkung der Stufe zu hoch ist. Mit einem Kapazitätswert von
150pF ergab sich ein hinreichend großes „Stabilitätsfenster“, als optimaler Wert für den
Widerstand zeigte sich 2,7kOhm.
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Verstärker MC-60
Ausgangsspannung des Verstärkers bei optimaler Einstellung des Widerstandes des
Dämpfungsgliedes, bei 20kHz Rechteck an 4 Ohm, 10V/DIV
Die unterschiedliche Kurvenform der oberen und der unteren Halbwelle liegt an den
unterschiedlichen Ausgangswiderständen der Eingangsstufe bei den verschiedenen
Aussteuerungen in beiden Halbwellen, das Kompensationsglied ist unsymmetrisch in die
Schaltung eingebracht.
Ausgangsspannung bei zu kleiner Einstellung des Widerstandes des Dämpfungsgliedes, bei
20kHz Rechteck an 4 Ohm, 10V/DIV
Die Eingangsstufe wirkt näherungsweise als Integrator, damit entsteht eine zu große
Phasenverzögerung
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Verstärker MC-60
Ausgangsspannung bei zu großer Einstellung des Widerstandes des Dämpfungsgliedes, bei
20kHz Rechteck an 4 Ohm, 10V/DIV
Die Proportionalverstärkung ist nun zu hoch, womit die Verstärkung bei der Frequenz, bei der
die Phasendrehung des Systems 180° erreicht größer als eins ist, womit der Verstärker
schwingt. Die Frequenz in diesem Schwingungsmodus ist höher als im vorherigen
Schwingungsmodus.
Im Zuge dieser Dimensionierung wurde auch C6 (D-Anteil) wieder hinzugenommen, damit
konnte das Überschwingen noch einmal deutlich reduziert werden, so dass der
Gegenkopplungsfaktor weiter erhöht werden konnte. 330pF erwies sich als sinnvoller Wert.
Nach dem Verwenden der Lautsprecherwicklung als Signalquelle für die Gegenkopplung,
was einen Zugewinn an Stabilität mit sich brachte, konnte der Gegenkopplungsfaktor
gegenüber der Originalschaltung verdoppelt werden, womit sich eine deutliche Reduktion
des Klirrfaktors ergab.
Nun arbeitete der Verstärker mit einwandfreier Stabilität.
Die 3dB-Grenzfrequenz des verwendeten Ringkern-Ausgangsübertragers VDV1070UC ist
500kHz. Das ist ungefähr als das zehnfache der Bandbreite eines Ausgangsübertragers aus
den 1950-er Jahren. Die Originalschaltung des MC-60 stammt aus dem Jahr 1956. Man
erkennt, dass man eine für konventionelle Übertrager ausgelegte Schaltung nicht eins zu eins
übernehmen kann, wenn man Ringkern-Übertrager einsetzen will.
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Verstärker MC-60
In den dann folgenden Schritten wurde der Verstärker auf geringste Verzerrungen hin
optimiert.
Zunächst wurde die Eingangsstufe betrachtet. Die Eingangsstufen beider Verstärkerboards
waren mit ECC83S von JJ bestückt. Der Kathodenwiderstand wurde durch ein
Trimmpotentiometer ersetzt. Dieses wurde dann auf geringsten THD hin abgeglichen. Der
optimale Widerstandswert ist von den individuellen Eigenschaften der eingesetzten Röhre
abhängig, mit 1,67kOhm wurden in einem Fall die besten Ergebnisse erzielt, der THD sank um
mehr als die Hälfte ab.
Eine weitere Reduktion des THD konnte durch Kurzschließen des Eingangskondensators C101
erreicht werden. Natürlich ist nicht C101 selbst die Ursache der nun nicht mehr vorhandenen
Verzerrungen, sondern die Arbeitspunktverschiebung durch den von der Aussteuerung
abhängigen Gitteranlaufstrom, der am vorhandenen Gitterableitwiderstand von 1MOhm
eine aussteuerungsabhängige Arbeitspunktverschiebung (Tiefpassgefiltert von C101 über die
Signalquelle) verursacht. Wenn C101 kurzgeschlossen ist, dann wirkt das wesentlich
niederohmigere Lautstärkepotentiometer (10kOhm, Quellwiderstand max. 2,5kOhm in
elektrischer Mittelstellung) als Gitterableitwiderstand, womit der Arbeitspunkt weniger von der
Aussteuerung abhängt.
Ähnliche Eingangsstufen mit der ECC83/12AX7 sind bei HiFi- und Gitarrenverstärkern weit
verbreitet. Es stellt sich hier die Frage, ob die Mythenbildung um den Einfluss von
Koppelkondensatoren auf den Klang auf das hier beschriebene Phänomen der
Arbeitspunktverschiebung zurückgehen könnte.
Bei weiterer Reduktion des Kathodenwiderstands bis auf Null ergibt sich erwartungsgemäß ein
höherer Gesamt-THD, wobei dieser dann durch die Klirrprodukte k2—k4, in monoton mit der
Ordnung fallender Amplitude, dominiert ist. Der Arbeitspunkt wird dann durch den
Spannungsabfall an R7 und den Gitteranlaufstrom bestimmt.. Überraschenderweise ist das
entstehende Klirrspektrum nur wenig von der Stellung des Lautstärkepotentiometers
abhängig.
Dieses Klirrspektrum erschein zunächst als musikalisch attraktiv, so dass bei den
abschließenden Hörtests auch diese Betriebsart zeitweise eingestellt wurde. Alle Hörer zogen
jedoch die Einstellung auf minimalen THD mit eindeutiger Präferenz vor.
Parallel zu den Veränderungen an der Eingangsstufe wurde auch nach der optimalen
Biaseinstellung der Endröhren gesucht. Es zeigte sich, dass sich die besten Ergebnisse bei
ungewöhnlich hohen Biasströmen im Bereich zwischen 60 und 80mA zeigten. Bei diesen ist der
Gesamt-THD minimal und auch die Zusammensetzung des Klirrspektrums so, dass der
verbleibende THD durch Klirrprodukte geringer Ordnung dominiert wird. Bei Betrieb mit
geringeren Biasströmen wie etwa in der Größenordnung 30mA nehmen vor allem die
ungeraden Klirrprodukte höherer Ordnung zu.
Es fällt jedoch auf, dass bei beiden Verstärkerboards sich für den nach minimalen THD
vorgenommenen Abgleich zwar unterschiedliche Biasströme, aber eine identische
Gittervorspannung ergibt, die sich sogar zwischen beiden Verstärkerboards nur unwesentlich
unterscheidet.
Die Erkenntnis, dass sich bei der Röhre 6550 bei ca. 80mA ein Optimum des Klirrverhaltens
zeigt korrespondiert mit den Aussagen von Van der Veen, der ebenfalls, für einen nicht global
gegengekoppelten Verstärker mit 2 x 6550 in der Endstufe, den auch im Rahmen dieses
Projekts realisierten SPT-70, davon berichtet, dass er mit ca. 80mA Biasstrom die besten
Ergebnisse erzielte.
Dies steht im Gegensatz zur Originalschaltung von Mc Intosh, die mit lediglich 5mA Ruhestrom
arbeitet.
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Verstärker MC-60
Weiterhin zeigte sich, dass der minimale THD stets bei einer gewissen Ungleichheit der
Biasströme in der Größenordnung 20 bis 30% erreicht wird.
Nicht zuletzt besteht eine große Abhängigkeit des erreichbaren minimalen THDs aber auch
der Zusammensetzung des Klirrspektrums von den verwendeten Röhren. Hier liefern
keineswegs die teursten Röhren die besten Ergebnisse. Ein Paar als speziell selektiert verkaufte
6550C-SVT TAD Premium Matched für 133,80 EUR zeigte bei einem insgesamt im Vergleich zu
anderen Röhren ungünstigeren minimal erzielbaren THD eine sehr hohe Amplitude von
Klirrprodukten höherer Ordnung, während die besten Ergebnisse mit einem Paar SVETLANA
6550 für 66,40 EUR von BTB erzielt wurden. Mit einem Paar 6550 von SOVTEK und einem
weiteren Paar von JJ wurden ähnliche, aber nicht ganz so gute Ergebnisse wie mit den
SVETLANA-Röhren erzielt, während sich mit einem Paar 6550 von ELECTRO-HARMONIX
schlechtere Ergebnisse zeigten.
Es zeigte sich, dass die Versorgungsspannung der Endstufe etwas zu gering gewählt wurde,
womit sich eine Ausgangsleitung von bis zu 43W anstelle der zuvor angenommenen
Größenordnung 60W erreichen lässt. Im Nachhinein ist diese eigentlich zu kleine
Versorgungsspannung jedoch ein großer Vorteil. Denn sie erlaubt die Erhöhung des
Ruhestroms in die Größenordnung 80mA, ohne dass die Verlustleistung in den Endröhren über
eine sinnvolle Grenze hinaus zunimmt. In der Praxis des Musikhörens im Wohnbereich ist der
Lautstärkegewinn von 60W zu 40W ohnehin irrelevant, während die mit dem hohen Biasstrom
erreichte Reduktion der Verzerrungen einen deutlichen Gewinn beim Hörerlebnis bedeutet.
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Verstärker MC-60
Arbeitspunkte und Verstärkungsfaktoren an der noch
unmodifizierten Schaltung
Gemessen an Board#1
DC-Arbeitspunkte:
Größe
Messung
an
Bezug
Versorgung
Endstufe
J102/2
GND
Versorgung
Vorstufe
V1/6
GND
Neg.
Versorgung
Bias
Kathodenpotential
V1B
Anodenpotential
V1A
Kathodenpotential
V1A
Kathodenpotential
VA
Anodenpotential
V2A
Anodenpotential
V2B
Kathodenpotential V3
Anodenpotential
V3A
Anodenpotential
V3B
Kathodenpotential
V4A
Kathodenpotential
V4B
Spannung
über R101
R22
GND
Berechnet Board 1
für
Leerlauf
430V (aus 410V
MC-60
Originalsc
haltung)
360V (aus 350V
MC-60
Originalsc
haltung)
-385V
Abweich
ung
Kommentar
V1 / 8
GND
118V
117V
V1 / 1
GND
88V
88V
V1 / 3
GND
1V
0,96V
V2/3
GND
97,5V
97V
V2/1
GND
283V
276V
V2/6
GND
283V
270V
V3/3
GND
17V
16,2V
V3/1
GND
340V
332V
V3/6
GND
340V
332V
V4/3
GND
-51,5V
-53V
nach
Abgleich
V4/8
GND
-51,5V
-53V
nach
Abgleich
R101
GND
5mV
(5mA * 1
25mV =
25mA
nach
Abgleich
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Spannung
über R102
R102
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GND
High-End-Audioverstärker
Ohm)
5mV
(5mA * 1
Ohm)
25mV =
25mA
Verstärker MC-60
nach
Abgleich
Verstärkungsfaktoren:
Größe
Messung
an
Bezug
Verstärkung
1. Stufe
Verstärkung
2. Stufe
Verstärkung
2. Stufe
Verstärkung
3. Stufe
V1/1
V1/2
Berechnet Board 1
für
Leerlauf
-47
-51,8
V2/1
V2/2
-4,2
-5
V2/6
V2/2
+4,2
+4,9
V3/1
V3/2
-14,7
noch mit
ECC99
Verstärkung V3/1
3. Stufe
V3/2
-18,2
noch mit
ECC99
Verstärkung V3/7
3. Stufe
V3/6
-14,7
noch mit
ECC99
Verstärkung V3/7
3. Stufe
V3/6
-18,2
noch mit
ECC99
Verstärkung V104/3
4. Stufe
V3/1
-11,4
ohne Mitkopplung
-15,5 mit
Mitkopplung
-11,4
ohne Mitkopplung
-15,5 mit
Mitkopplung
ca. 0,95
0,94
Verstärkung V105/3
4. Stufe
V3/6
ca. 0,95
0,94
mit 6SN7
und
reduzierten
Rk
mit 6SN7
und
reduzierten
Rk
Verstärkung V5/3
Endstufe
Verstärkung V6/3
Endstufe
Verstärkung V1/2
gesamt,
ohne
Feedback
V5/5
0,76
0,73
V6/5
0,76
0,73
Lastwid. 4 311 (beOhm
rechnet
für 5
Ohm)
449
Abweich
ung
Kommentar
noch mit
ECC99
Man erkennt, mit Ausnahme des Ruhestroms der Endröhren, eine im Rahmen der üblichen
Toleranzen von Röhrenschaltung befindliche Übereinstimmung der gemessenen mit den
theoretisch erwarteten Werten.
Im Zuge des weiteren Verlaufs der Inbetriebnahme wurden einige der Arbeitspunkte jedoch
verändert.
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Verstärker MC-60
Arbeitspunkte,Verstärkungsfaktoren und weitere Meßwerte an der
modifizierten Schaltung im abschließenden Zustand
DC-Arbeitspunkte:
Größe
Messung
an
Bezug
GND
Berechnet Board 1
für
Leerlauf
430V (aus 390V
MC-60
Originalschaltung
)
360V (aus 334V
MC-60
Originalschaltung
)
-384V
Versorgung
Endstufe
J102/2
GND
Versorgung
Vorstufe
V1/6
GND
Neg.
Versorgung
Bias
Kathodenpotential
V1B
Anodenpotential
V1A
Kathodenpotential
V1A
Kathodenpotential
VA
Anodenpotential
V2A
Anodenpotential
V2B
Kathodenpotential V3
Anodenpotential
V3A
Anodenpotential
V3B
Kathodenpotential
V4A
Kathodenpotential
R22
Board 2
Abweich
ung
Kommentar
-384V
V1 / 8
GND
118V
111V
110V
V1 / 1
GND
88V
76V
78V
nach THDAbgleich
V1 / 3
GND
1V
0,6V
1,08V
nach THDAbgleich
V2/3
GND
97,5V
85V
87V
nach THDAbgleich
V2/1
GND
283V
272V
260V
V2/6
GND
283V
266V
256V
V3/3
GND
17V
15,2V
15,1V
V3/1
GND
340V
314V
306V
V3/6
GND
340V
312V
304V
V4/3
GND
-51,5V
-38,5V
-38,5V
nach THDAbgleich
V4/8
GND
-51,5V
-37V
-38V
nach THDAbgleich
388V
326V
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Mixed Signal Baugruppen
V4B
Spannung
über R101
Spannung
über R102
R101
GND
R102
GND
20011/12
High-End-Audioverstärker
5mV
(5mA * 1
Ohm)
5mV
(5mA * 1
Ohm)
Verstärker MC-60
62,0mA
74,3mA
nach THDAbgleich
77,8mA
81,3mA
nach THDAbgleich
Board 2
-47,5
Verstärkungsfaktoren:
Größe
Messung
an
Bezug
Verstärkung
1. Stufe
Verstärkung
2. Stufe
Verstärkung
2. Stufe
Verstärkung
3. Stufe
V1/1
V1/2
Berechnet Board 1
für
Leerlauf
-47
-56
V2/1
V2/2
-4,2
-4,9
-5,1
V2/6
V2/2
+4,2
-4,7
-5,0
V3/1
V3/2
-13,5
-13,8
Verstärkung V3/7
3. Stufe
V3/6
-13,8
-13,9
Verstärkung
4. Stufe
Verstärkung
4. Stufe
Verstärkung
Endstufe
Verstärkung
Endstufe
Verstärkung
gesamt,
ohne
Feedback
Verstärkung
gesamt, mit
Feedback
V104/3
V3/1
-15,5 mit
Mitkopplung
-15,5 mit
Mitkopplung
ca. 0,95
0,98
0,97
V105/3
V3/6
ca. 0,95
0,98
0,97
V5/3
V5/5
0,76
0,77
0,77
V6/3
V6/5
0,76
0,77
0,79
V1/2
Lastwid. 5 311
Ohm
391
347
V1/2
Lastwid. 5
Ohm
8,4
8,1
Abweich
ung
Kommentar
nach THDAbgleich
nach
Einstellung FBFaktor
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High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Ausgangsleistung:
Board#1:
Board#2:
Clipgrenze bei 18,6Vp an 4 Ohm bei 1kHz = 43,2W
Identisch
Das Clippen verläuft bei diesem Verstärker anders, als man es sonst von Röhrenverstärkern
gewohnt ist, die Ausgangsspannung geht zunächst noch über den Clip-Wert hinüber, um
dann senkrecht auf diesen einzubrechen. Der Grund liegt in einem recht erheblichen
Gitterstrom am Gitter der Endröhre, beim Aussetzen der Regelung, der durch die
ansteuernden Kathodenfolger aufgebracht wird. Dies führt in der Folge zu einer Änderung
der magnetischen Verhältnisse im Übertrager und zu einer erhöhten Stromaufnahme aus der
Versorgung, womit die Versorgungsspannung absinkt, im Fall einer andauernden
Übersteuerung ergibt sich eine tieffrequente Oszillation der Versorgungsspannung und damit
der Clipgrenze.
Weitere Messungen
Alle Messungen wurden, wenn nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, am 22.08.2012 an
Board #1 ausgeführt.
Ausgangswiderstand:
gemessen bei ca. 6V rms bei 1kHz an 4 Ohm durch Errechnung aus Reduktion der
Ausgangsspannung bei Parallelschalten von 10 Ohm:
47mOhm
Noise:
gemessen bei elektrischer Mittelstellung des Lautstärke-Potentiometers und bei mit 75 Ohm
abgeschlossenen Eingang (vor Potentiometer) mit einer Bandbreite von 22Hz bis 22kHz mit
dem FFT-Detector des D-Scopes.
Noise unweighted:
88uV rms
Noise A-weighted:
9,5uV rms
das ist 96 dB unterhalb des Spannungspegels 6V
rms bei einer Ausgangsleistung von 9W
Frequenzgang:
Obere –3dB Grenzfrequenz, gemessen mit 10Vp bei 1kHz an 4 Ohm: ca. 300kHz
Hierbei Amplitudenbegrenzung durch Slew-rate bedingte Verzerrungen, Ausgangsspannung
wird dreiecksförmig.
Untere –3dB Grenzfrequenz, gemessen mit 10Vp bei 1kHz an 4 Ohm: nicht messbar
Hierbei Sättigung des Trafos bei ca. 8Hz, bis 8Hz hinab kein relevanter Amplitudenabfall
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High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Frequenzgang bei direktem Anschluss des D-Scope-Ausgangs an das Verstärkerboard
Ausgangsspannung: 6V rms an 4 Ohm, Ausgangsleistung: 9,0W
Welligkeit: +/- 0,025dB von 20Hz bis 20kHz
Frequenzgang bei zwischengeschalteter Potentiometerbaugruppe (10kOhm) in elektrischer
Mittelstellung, man erkennt eine Kompensation der Höhenanhebung durch die
Tiefpasswirkung des Potentiometer-Quellwiderstands mit der Millerkapazität der
Eingangsstufe.
Ausgangsspannung: 6V rms an 4 Ohm, Ausgangsleistung: 9,0W
Welligkeit: +/- 0,05dB von 20Hz bis 20kHz
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Verstärker MC-60
Frequenzgang mit höherer Leistung bei zwischengeschalteter Potentiometerbaugruppe
(10kOhm) in elektrischer Mittelstellung, man erkennt bei dieser höheren Leistung den Einfluss
der Sättigung des Ausgangstransformators bei tiefen Frequenzen.
Ausgangsspannung: 12V rms an 4 Ohm, Ausgangsleistung: 36W
Slew-Rate:
Gemessen mit Rechtecksignal 22Vp an 4 Ohm, (damit waren die Überschwinger noch im
Aussteuerbereich): 13,9V/us
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Verstärker MC-60
Klirr:
Die folgenden Messungen wurden nach dem Abgleich des Arbeitspunktes der Vorstufe und
des Arbeitspunktes er Endstufe auf minimalen THD mit SOVTEK-Endröhren durchgeführt. Der
Wert des Kathodenwiderstandes der Eingangsstufe betrug ca. 1,67kOhm.
Klirrspektrum bei 1kHz unmittelbar vor der Clip-Grenze bei ca. 44W an 4 Ohm
Direktseinspeisung D-Scope, ohne Potentiometerbaugruppe
Klirrspektrum bei 1kHz bei einer Ausgangsleistung von 9W
Direktseinspeisung D-Scope, ohne Potentiometerbaugruppe
Bias V5 27mA, Bias V6 32mA
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Verstärker MC-60
Die folgenden Messungen wurden mit SVETLANA-Endröhren durchgeführt:
Klirrspektrum bei 1kHz bei einer Ausgangsleistung von 9W
Direktseinspeisung D-Scope, ohne Potentiometerbaugruppe
Bias V5 62mA, Bias V6 73mA
Man erkennt einen leicht gegenüber den SOVTEK-Röhren erhöhten THD, dafür jedoch eine
deutlich günstigere Zusammensetzung des Klirrspektrums mit einem geringeren Anteil an
Klirrprodukten höherer Ordnung.
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Verstärker MC-60
Nun wird der Einfluss der Potentiometerbaugruppe betrachtet, die nun, in elektrischer
Mittelstellung befindlich, zwischen den Ausgang des D-Scopes und den Verstärker geschaltet
wird.
Klirrspektrum bei 1kHz bei einer Ausgangsleistung von 9W
Einspeisung D-Scope über Potentiometerbaugruppe in elektrischer Mittelstellung
Bias V5 62mA, Bias V6 73mA
Man erkennt ein Ansteigen des THD, bedingt durch den nun in der Eingangsstufe
entstehenden zusätzlichen k2. Dieser Effekt wurde zunächst als unschädlich eingeschätzt, was
sich aber bei den nachfolgenden Hörtests nur bedingt bestätigt hat.
In der Folge wird das im praktischen Einsatz des Verstärkers zu erwartende Klirrspektrum
dokumentiert. Hierbei wurde in die Potentiometerbaugruppe eine Signalspannung von 1,5V
rms eingespeist, wie sie bei Vollaussteuerung aus handelsüblichen CD-Playern zu erwarten ist.
Der Ausgangspegel des Verstärkers wurde durch Veränderung der Stellung des
Lautstärkepotentiometers eingestellt.
Es wurden die auf den folgenden Seiten dargestellten Klirrspektren aufgenommen:
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Verstärker MC-60
Klirrspektrum bei 1kHz bei einer Ausgangsleistung von 0,56W
Einspeisung D-Scope über Potentiometerbaugruppe
Klirrspektrum bei 1kHz bei einer Ausgangsleistung von 2,25W
Einspeisung D-Scope über Potentiometerbaugruppe
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High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Klirrspektrum bei 1kHz bei einer Ausgangsleistung von 9W
Einspeisung D-Scope über Potentiometerbaugruppe
Klirrspektrum bei 1kHz bei einer Ausgangsleistung von 25W
Einspeisung D-Scope über Potentiometerbaugruppe
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Verstärker MC-60
Versuchsweise wurde der Kathodenwiderstand der Eingangsröhre weiter verkleinert, bis hin
zum Kurzschluss, um weitere Klirrprodukte niederer Ordnung zu erzeugen:
Klirrspektrum bei 1kHz bei einer Ausgangsleistung von 9W
Einspeisung D-Scope über Potentiometerbaugruppe in elektrischer Mittelstellung
Kathodenwiderstand der Eingangsstufe kurzgeschlossen
Bias V5 62mA, Bias V6 73mA
Man erkennt eine Verzehnfachung des THD, jedoch mit einem triodentypischen Klirrspektrum
mit monotonem Abfall der Amplitude der Klirrprodukte mit ihrer Ordnung. Entgegen der
ursprünglichen Vermutung wurde jedoch das Klangbild des Verstärkers in dieser Einstellung
jedoch von allen Testhörern als „deutlich schlechter“ gegenüber der auf minimalen THD
optimierten Einstelung empfunden.
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Verstärker MC-60
Bei geringerer Ausgangsleistung entsteht sogar ein „idelatypisches“ Trioden-Klirrspektrum:
Klirrspektrum bei 1kHz bei einer Ausgangsleistung von 2,25W
Einspeisung D-Scope über Potentiometerbaugruppe in elektrischer 25% -Stellung
Kathodenwiderstand der Eingangsstufe kurzgeschlossen
Bias V5 62mA, Bias V6 73mA
An Board #2 wurde der folgende THD+N-Sweep bei einer Ausgangsleistung von ca. 9W
aufgenommen:
THD+N-Sweep bei Board #2 bei einer Ausgangsleistung von 9W an 4 Ohm
Man erkennt einen deutlichen Anstieg des THD bei tiefen Frequenzen, bedingt durch den
Verlust an „Headroom“ zur Leerlaufverstärkung, die aus Stabilitätsgründen bei tiefen
Frequenzen abgesenkt werden musste. Der scheinbare Abfall des THD bei höheren
Frequenzen ist durch die Begrenzung der Messbandbreite auf 22kHz verursacht.
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Verstärker MC-60
Weiterhin wurde, an Board #2, bei 1kHz ein Sweep des THD+N über die Amplitude
aufgenommen:
THD+N-Sweep bei Board #2 bei einer Frequenz von 1kHz und einem Lastwiderstand von 4
Ohm
Nachträglich wurde Board #2 am 24.08.2012 ebenfalls auf SVETLANA-Endröhren ungerüstet
und auch die Vorstufe, neu abgeglichen. Es ergab sich das folgende Klirrspektrum:
Klirrspektrum Board#2 nach Umrüstung aud SVETLANA-Endröhren bei 1kHz bei einer
Ausgangsleistung von 9W
Einspeisung D-Scope über Potentiometerbaugruppe in elektrischer Mittelstellung
Bias V5 73mA, Bias V6 80mA
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Verstärker MC-60
IMD nach SMPTE-DIN:
Gemessen mit 60Hz und 7kHz mit Ratio 0,25, Gesamtpegel am Ausgang war 6,2V rms an 4
Ohm. Die Messbandbreite war 22Hz..22kHz.
Messwert CT-Detector:
Messwert FFT-Detector:
0,015%
0,0035%
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Verstärker MC-60
Messungen am nicht gegengekoppelten Verstärker
Diese Messungen wurden am 23.08.2012 an Board #2 ausgeführt.
Die Über-Alles-Gegenkopplungsschleife wurde hierzu unterbrochen.
Klirrspektrum des nicht gegengekoppelten Verstärkers bei einer Frequenz von 1kHz und einem
Lastwiderstand von 4 Ohm und einer Ausgangsleistung von 9W.
THD-Sweep des nicht gegengekoppelten Verstärker mit Lastwiderstand von 4 Ohm und einer
Ausgangsleistung von ca. 5W.
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Verstärker MC-60
Frequenzgang des nicht gegengekoppelten Verstärker mit Lastwiderstand von 4 Ohm und
Ohm und einer Ausgangsleistung von ca. 5W.
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Weitere Betrachtungen zum Regelverhalten des Verstärkers
Die folgenden Oszillogramme zeigen das Ausgangssignal des Verstärkers bei
Rechteckanregung mit verschiedenen Lasten und verschiedenen Einstellungen des
Gegenkoplungsfaktors.
Ausgangssignal des Verstärkers an JPW-Lautsprecherbox bei 20kHz Rechteck und maximal
einstellbarem Gegenkopplungsfaktor (V = 8,4) 10V/DIV, gemessen an Board #2
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High-End-Audioverstärker
Verstärker MC-60
Ausgangssignal des Verstärkers an JPW-Lautsprecherbox bei 20kHz Rechteck und
geringerem Gegenkopplungsfaktor (V = 10,9) 10V/DIV, gemessen an Board #2
Seite 4- 89
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Verstärker MC-60
Ausgangssignal des Verstärkers an 4 Ohm Lastwiderstand bei 20kHz Rechteck und maximal
einstellbarem Gegenkopplungsfaktor (V = 8,4) 10V/DIV, gemessen an Board #2
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Verstärker MC-60
Ausgangssignal des Verstärkers an 4 Ohm Lastwiderstand bei 20kHz Rechteck und
geringerem Gegenkopplungsfaktor (V = 10,9) 10V/DIV, gemessen an Board #2
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Verstärker MC-60
Die Wirkungsweise des Kompensationsgliedes soll noch einmal genauer betrachtet werden
Die Ausgangsimpedanz der Eingangsstufe entspricht der Parallelschaltung des
Innenwiderstands der Röhre im sch einstellenden Arbeitspunkt mit dem Anodenwiderstand
R8. Es wurde bereits ein Innenwiderstand Rp von 105kOhm und eine Verstärkungsfaktor mü
von 98 bestimmt.
Die folgende Skizze zeigt die Modellierung in ihren einzelnen Schritten.
+Ub
R8
100K
1
zu Folgestufe
V1A
ECC83/12AX7
Cc
150pF
2
3
Rc
2K7
Rp
105K
zu Folgestufe
V7
mü = 98 * Vg
R8
100K
Cc
150pF
Rc
2K7
Rp par R8
51K2
zu Folgestufe
Cc
150pF
V7
50 * Vg
Rc
2K7
Modellierung der Wirkung des Kompensationsgliedes auf die Eingangsstufe.
Man erhält als erste Knickfrequenz aus Rp par R8 und Cc: 1/ (2pi * 51,2kOhm * 150pF) = 20kHz.
Man erhält als zweite Knickfrequenz aus Rc und Cc: 1/ (2 pi * 2,7kOhm * 150pF) = 400kHz.
Die Verstärkung der Stufe bei kleinen Frequenzen ist:
V = mü * Rp / (Ra + Rp) = 98 * 100 / (100 + 105) = 50.
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Die Verstärkung der Stufe bei 400kHz ist:
Der Scheinwiderstand des Kompensationsgliedes ist 2,7kOhm * 2 = 5,64kOhm.
Es liegt wechselspannungsmäßig dem Anodenwiderstand von 100kOhm parallel.
Es ergibt sich ein wirksamer äußerer Widerstand von 5,0kOhm
V = mü * Rp / (Ra + Rp) = 98 * 5 / (5 + 105) = 4,5.
Es ergibt sich das folgende Bodediagramm für den Frequenzgang der Eingangsstufe im
oberen Frequenzbereich, in dem der Kathodenkondensator noch als Kurzschluss angesehen
werden kann.
34dB
= 50
13dB
=4,5
0°
-45°
400kHz
20kHz
-90°
Das Frequenzverhalten der kompensierten Eingangsstufe im oberen Frequenzbereich
Die Knickfrequenz aus R11 und C6, die den D-Anteil bestimmt beträgt bei dem
größtmöglichen einstellbaren Gegenkopplungsfaktor 1MHz.
Bei dem ursprünglichen Wert des in der abschließenden Ausführung der Schaltung
kurzgeschlossenen Widerstands R3 von 27kOhm und einer angenommenen Kapazität von
3pF zwischen Anode und Gitter von 3pF (1,7pF aus Datenblatt, 1,3pF für Streukapazitäten
angenommen) ergibt sich eine Grenzfrequenz der Eingangsstufe von 40kHz.
Bei elektrischer Mittelstellung des Lautstärkepotentiometers ist ein Quellwiderstand von
2,5kOhm wirksam. Damit ergibt sich dann eine Grenzfrequenz von 40kHz * 27/2,5 = 432 kHz.
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Verstärker MC-60
Der Höreindruck
Der Verstärker lieferte einen sehr präzisen und lebendigen und dabei ausgewogenen
Höreindruck. Es lassen sich viele Details aus dem gesamten Audio-Frequenzbereich
heraushören. Das Klangbild sagte allen Hörern sehr zu.
Mit dem Umrüsten des zweiten Boards auf SVETLANA-Endröhren ergab sich am 24.08.2012
nach Ansicht des Verfassers noch einmal eine Steigerung des Klangerlebnisses
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