Struktur und Funktion der Insekten Prof. Dr. Bernd Grünewald Institut für Bienenkunde Oberursel Polytechnische Gesellschaft FB Biowissenschaften, Goethe-Universität [email protected] www.institut-fuer-bienenkunde.de Lokomotion • • • • • • Laufen Kriechen Krabbeln Springen Schwimmen Fliegen Laufen Koordination der Schreitbewegungen • Drei Beine gleichzeitig angehoben: Vorderbein, Hinterbein rechts Mittelbein links • Drei Beine bleiben auf dem Boden Mittelbein rechts Vorderbein, Hinterbein links • Koordination durch Thorakalganglien • Zentraler Mustergenerator Krabbeln Abdominalextremitäten Larvale abdominale Beine Lepidopterenraupen Peristaltik Wurmartiges Kriechen, Hautmuskelschlauch Beinlose Maden (Diptera, Hymenoptera) Schwimmen • Dytiscus (Gelbrandkäfer) Ruderschlag Vorzug • Gyrinus (Taumelkäfer) Schwimmbeine: Gleichsinnige Ruderbewegungen NICHT KLAUSURRELEVANT: ZUR INFO! Fliegen Thorax Flügel Tergit Schnitt durch ein Flügelgelenk • Pterale 2 bildet Pfanne und passt in das • Fulcrum der Pleuralleiste • primäres Flügelgelenk www.sciencedocu.de Fliegen Aufsicht auf das Flügelgelenk • Pterale 2 bildet Pfanne und passt in das • Fulcrum der Pleuralleiste • primäres Flügelgelenk Fliegen Direkte…. Flügelschlagfrequenz? Indirekte Flugmuskulatur 20 Hz 50 – 60 Hz (Schnaken) 180 - 300 Hz (Fliegen) www.sciencedocu.de Fliegen Bewegung beim Aufschlag und Abschlag – Vortrieb und Auftrieb Wie pflanzen sich Insekten fort? Kopulae • Getrenntgeschlechtlich, selten Parthenogenese • Innere Besamung • Kopulationspfropf (Honigbienen) • Anlocken • Balz • „Hochzeitsgeschenke“ Wie pflanzen sich Insekten fort? Kopulae • im Flug Paarungsrad der Odonata Paarungsflug der Bienenkönigin • auf festem Substrat (meisten Insekten) • im Wasser (Wasserwanzen, Wasserkäfer) Die inneren weiblichen Geschlechtsorgane Dettner & Peters 2003 Ovarien • Abdominalsegmente VI und VII • Paarig • bestehen aus: • Eiröhren = Ovariolen (üblich 4-8, bei Honigbienen 160, Termiten 2000): Bildung, Reifung Eier • Eileiter = Ovidukte: Transport Eier Geschlechtswege (Gonodukte) • Unpaare Geschlechtsöffnung • Ductus receptaculi (meist unpaar) und Receptaculi seminis • Ovipositor (Legeapparat) • Drüsen, Sekrete Die inneren weiblichen Geschlechtsorgane Dettner & Peters 2003 Ovarien • Abdominalsegmente VI und VII • Paarig • Eiröhren = Ovariolen (üblich 4-8, bei Honigbienen 160, Termiten 2000) • Eileiter = Ovidukte A Wanderheuschrecke B Homopteren C Steinfliege D Lepidoptere Geschlechtswege (Gonodukte) • Unpaare Geschlechtsöffnung • Ductus receptaculi (meist unpaar) und Receptaculi seminis • Ovipositor (Legeapparat) • Drüsen, Sekrete NICHT KLAUSURRELEVANT: ZUR INFO! Hoden • paarig • Hodenfollikel: Spermatogenese meist multifollikulär: >100 Follikel • Samenleiter (Vasa deferentia) • Samenblase (Vesicula seminalis) • Ductus ejaculatorius (unpaar) • Komplexer Kopulationsapparat Dettner & Peters 2003 Die männlichen Geschlechtsorgane Entwicklung • Hemimetabole Entwicklung Entwicklung • Holometabole Entwicklung • Metamorphose • Wie werden die verschiedenen Häutungen induziert und gesteuert? Holometabole Entwicklung: hormonelle Steuerung • • Juvenilhormon: Corpora allata Ecdyson: Prothorakaldrüse Ecdyson JH Manduca sexta - Tabakschwärmer • • • • Balance zwischen Ecdyson und JH: normale Häutung oder Verpuppung Larvale Häutung: hoher JH-Titer, geringer Ecdysontiter Verpuppung: hoher Ecdysontiter geringer JH-Titer Präpupaler Peak: Einsetzen der Puppenhäutung NICHT KLAUSURRELEVANT: FOLIE NICHT IN VS GEZEIGT! Dettner & Peters 2003 Holometabole Entwicklung: hormonelle Steuerung Gehirn und zentrales Nervensystem Grundbauplan des Zentralnervensystem Strickleiter-Nervensysteme von Annelida ursprünglich und Insekten fortgeschritten Prof. Kössl: Anneliden Grundbauplan des Zentralnervensystem Zentralnervensystem: • Gehirn (dorsal) und Bauchmark (ventral) • Ganglienkette (was ist ein Ganglion?) • Segmentaler Aufbau • Vom Strickleiternervensystem abgeleitet: Konnektiv: Verbindung zwischen Ganglien Kommissur: Verbindung zwischen Hemisphären Historische Wandtafel der Humboldt Universität Berlin Grundbauplan des Zentralnervensystem Gehirn: • Oberschlundganglion: Protocerebrum (1. Segment) Deutocerebrum (Antennallobus) Tritocerebrum (Übergang zum USG) • Unterschlundganglion (Mundwerkzeuge): Mandibulares, maxillares, labiales Segment Bauchmark • Halskonnektiv • Thorakalganglien (Beine, Flügel: Sensorik & Muskeln): Proto-, Meso-, Metathorakalganglion • Abdominalganglien (8-11 Ganglien): Rumpfmuskulatur, Cerci Das Zentralnervensystem der Insekten ZNS der Heuschrecke Das Gehirn der Biene Sehen: Insekten haben Komplexaugen viele Einzelaugen („Sehen mit vielen Augen“) sehr viele Linsen („Facetten“) sehr große Sehfelder („Rundumsicht“) regionale Spezialisierungen (Polarisationsmuster) ultraviolettes Licht, Polarisationsmuster Warum haben wir kein Komplexauge und Fliegen kein Linsenauge? Kuno Kirschfeld Aufbau von Komplexaugen Das Einzelauge: ein Ommatidium Strahlengang im Appositions- und Superpositionsauge NICHT KLAUSURRELEVANT: FOLIE NICHT IN VS GEZEIGT! Historische Wandtafel, HU-Berlin Wie sehen Fliegen die Welt? Mensch Komplexaugen: ein gerastetes Bild mit geringerer Auflösung. Fliege NICHT KLAUSURRELEVANT: FOLIE NICHT IN VS GEZEIGT! Kirschfeld 1983 Zum Glück haben wir keine Komplexaugen! homogene Verteilung (Facettenlinsen stark vergrößert: insgesamt ca. 1 Million Facetten) tatsächliche Verteilung Komplexaugen, deren räumliche Auflösung und absolute Empfindlichkeit der in der menschlichen Retina entspricht. Komplexauge, dessen räumliche Auflösung der mittleren Auflösung des menschlichen Auges entspricht. NICHT KLAUSURRELEVANT: NUR ZUR ILLUSTRATION! Kirschfeld 1976 Riechen: Sensillen Bombyx mori Tobias Pfau Fragen • Erläutern Sie die Unterschiede von Appositionsauge und Superpositionsaugen. Bei welchen Insektengruppen kommen die Augentypen vor? • Aus welchen Bestandteilen ist das zentrale Nervensystem der Insekten aufgebaut? Was ist ein Ganglion? • Was versteht man unter holometaboler Entwicklung? • Wie ist ein chemorezeptives Sensillum aufgebaut? • Welche speziellen Anpassungen ermöglichen den Insekten das Landleben? • Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede weisen Crustaceen und Insekten auf? Fachbegriffe zum Nachschlagen • Zentraler Mustergenerator • Proto-, Deuto-, Tritocerebrum • Direkte, indirekte Flugsteuerung • Unterschlundganglion • Kopulation • Konnektiv • Ovariolen • Kommissur • Ovidukt • Thorakal-, Abdominalganglion • Ovipositor • Ommatidium, Rhabdom, Cornea • Receptaculum seminis • Appositions-, Superpositionsauge • Vasa deferntia, Vesicula seminalis • Retina • Ductus ejaculatoris • Tympanalorgan • Hemimetabolie, Holometabolie • Sensillum • Ecdyson, Juvenilhormon