ATTRAKTOREN: Attraktoren sind physikalische und chemische Zustände, die die Energie eines Vorgangs an sich ziehen. Im allgemeinen wird das sog. thermodynamische Gleichgewicht, ein Zustand, der als höchste Unordnung aufgefasst wird, als Attraktor bezeichnet. Betrachtet man nun aber den Verbleib der Energie bei einer zum Schwingen angeregten Saite oder auch von gespanntem Gewebe oder von Wasser, so schwingen diese je nach zugeführter Energie in einem Spektrum von Grund- und Oberschwingungen, deren Wellenlängen alle in ganzzahligen Verhältnissen zueinander stehen. Diese Schwingungszustände wirken als Attraktoren z.B. wenn man eine Saite anschlägt, dann erklingt sie in Tönen, die die Saite ganzzahlig in Schwingungsknotenpunkte unterteilen. . In Systemen, die keine Energie nach außen abgeben, bleiben diese Schwingungen auch bestehen und gehen keineswegs in Unordnung über. Das gilt z.B. für Moleküle und Atome, die nahezu abgeschlossene Systeme sind. Sie können nur dann Energie aufnehmen oder abgeben, wenn sie in andere geordnete Zustände übergehen können. Ein Elektron aus der Hülle eines Atoms geht z.B. in einen höheren Anregungszustand über, wenn mindestens die dazu erforderliche Energie zugeführt wird. Aus diesem angeregten Zustand springt es dann unter Abstrahlung einer geordneter Energie wieder in den Grundzustand zurück. Das Sternen- und Sonnenlicht enthält Frequenzen aus der Abstrahlung der Elektronenhülle von Elementen, und beim Durchgang des Lichts durch die Erdatmosphäre liefert die Absorption durch Elemente in der Atmosphäre die Fraunhofer’ schen Linien. Wenn Gesteine aus der Schmelze erstarren, ist oft nicht genügend Zeit zur Ausbildung eines geordneten Kristallgitters. Die Unordnung ist nicht stabil, sondern wird eingefroren und zeigt sich in Spannungen, die nach Auflösung in geordnete Strukturen drängen. Der ungeordnete Zustand ist also nicht im Gleichgewicht, erfordert aber definierte Anregungsenergie, um dann unter Energieabgabe in den Gleichgewichtszustand überzugehen. Das geschieht auch in Lasern und Masern, in denen sich chemische Verbindungen in metastabilen Anregungszuständen befinden. Solche metastabilen Zustände in großen und komplexen Molekülen sind die Voraussetzung für Lebensvorgänge. Das heißt, in einem lebenden Organismus befinden sich die Verbindungen in angeregten, metastabilen Zuständen. An einer schwingenden Saite kann man beobachten, dass Attraktoren Einzugsbereiche von endlicher, oft beträchtlicher Ausdehnung haben. GLEICHGEWICHTSZUSTÄNDE, FLIESSGLEICHGEWICHTE: Prigogine: Dissipative Zustände Gleichgewichte sind statische Zustände niedrigster Energie, in denen keine Veränderungen mehr stattfinden und auf die alle Veränderungen hingerichtet sind. Konzentrationsunterschiede zwischen Substanzen bestehen, es können unterschiedliche Kri-stallformen vorliegen, elektrische Aufladungen g In einem Universum, dass im ständigen Fluss existiert, sind das jedoch Fließgleichgewichte, die auch dynamische Gleichgewichte genannt werden und metastabile Zustände sind. Fließgleichgewichte sind die angestrebten, stabilsten Zustände in einer Welt im Fluss; sie sind Gleichgewichte zwischen Beständigkeit und Veränderlichkeit. Fließgleichgewichte erscheinen für den Betrachter von außen als statisch, denn Formen, Strukturen, stoffliche Zusammensetzung und energetischer Zustände, wie die Temperatur, mechanische oder elektrische Spannungen oder auch die Energie der Lage bleiben in Fließgleichgewichten unverändert und wirken stabil. Dieser Eindruck entsteht, weil sie zwar ständig abgebaut, aber auch gleichzeitig wieder aufgebaut werden. Die Bildung von Formen und vov energetischen Zustände ist gleich dem Abbau. Tatsächlich haben Fließgleichgewichte eine durch einen sog. Grenzrhythmus gegebene räumliche und zeitliche Ausdehnung, einen Bereich, über den ihre Eigenschaften variieren, weil Auf- und Abbauvor- gänge zeitlich gegeneinander verschoben sind, doch sind diese Bereiche oft verhältnismäßig klein. Aber gegenüber ihrer Umgebung bestehen in Fließgleichgewichten markante Unterschiede in einer oder auch mehreren der genannten stofflichen oder energetischen Größen. So können z.B. Temperaturdifferenzen oder egenüber der Umgebung oder unterschiedliche instabile Höhenlagen bestehen. Sobald das Fließen aufhört bricht das Fließgleichgewicht zusammen und kommt schließlich in einem statischen Gleichgewicht zur Ruhe. Dabei verschwinden die Differenzierungen, und es heißt, die Entropie und damit die Unordnung) würde zunehmen. Aber das ist nicht der stabilste Zustand im Universum Es gibt aber auch isolierten Systeme, die weder Energie noch Masse mit der Umgebung austauschen können, und in ihnen bilden sich, da der Fluss in einem solchen System ja konstant bleibt, sehr stabile Fließgleichgewichte aus. Darauf beruht die Existenz von bei irdischen Temperaturen weitgehend stabilen Dingen, wie Kristallen und Gesteinen, die Stabilität der Atome und Moleküle und die von Protonen und Elektronen oder in kohärenten Systemen der Zustand der Supraleitung. Der Übergang in solche Zustände erfolgt bei bestimmten Temperaturen und Druckverhältnissen sprungartig, wenn sich Teilchen so nahe kommen, dass Wechselwirkungen 3 die Oberhand gewinnen und nahezu in sich geschlossene Zustände gebildet werden können, die wie Hohlraumresonatoren fungieren, die sich durch innere Reflexion stabilisieren. Die Stabilität ist durch Eigenschwingungszuständen, oder anders ausgedrückt, durch Quantelung der möglichen energetischen Zustände, bedingt. So bleiben, im Inneren der Atome und, extremer noch in den Kernbausteinen, Energiezustände stabil, die zu ihrer Entstehung extrem hohe Temperaturen benötigen, wie sie bei der Explosion einer Supernova auftreten. Die Energie ist in gerichteten Wechselwirkungen in geordneten Formen in kohärenten Systemen ‚ eingefangen‘ . Der Gegenpol zu den Ordnungszuständen der Fließgleichgewichte ist das thermodynamische ‚ statische‘ Gleichgewicht. Im Gegensatz zum ‚ dynamischen’Gleichgewicht der Fließgleichgewichte, bezieht sich ‚ statisch‘auf die Unveränderlichkeit der Geschwindigkeitsverteilung der Bewegungen der Moleküle im thermodynamischen Gleichgewicht, das nach Stefan und Boltzmann der Wahrscheinlichkeit einer Gauß’ schen Fehlerverteilung folgt und ungeordnet ist.. Entsprechend den Lehrsätzen der Thermodynamik 4 sollen alle anderen Energieformen, die also z.B. in elektrischen Spannungen, Energien der Lage oder chemischen Energien stecken, in ungeordnete Wärmebewegung übergehen. Die Energie kann in den Bewegungen von Teilchen stecken oder in den Schwingungen elektromagnetischer Strahlungen. Energetische Differenzierungen sollen nur noch in kleinen Bereichen in Form sog. Fluktuationen vorkommen und dem Zufall folgen. Die Theorien der Thermodynamik geben zwar einige unserer oberflächlichen Alltagserfahrungen wieder, beruhen aber auf der Annahme, dass das Universum eine Entwicklung zwischen einem statischen Anfangs- und Endzustand ist, in deren Verlauf die Vielfalt alles Erschaffenen in einem Wärmetod untergeht. Die Entstehung der Vielfalt der Formen und ihrer Ordnung soll danach zufälligen, sinnlosen Fluktuationen zu verdanken sein. Fließgleichgewichte wären in einem solchen, von einem statischen Grundzustand ausgehenden und in diesen zurückkehrenden Universum, nur vorübergehende Zustände. In einem dynamischen Universum im Fluss kann dagegen das thermodynamische Gleichgewicht nicht bestehen.