Projektdokumentation „Pluskurse am Vormittag“ Aufgabenblatt für den Mathematik-Pluskurs STRATEGIE 7: DAS BEWEISPRINZIP DER VOLLSTÄNDIGEN INDUKTION Aufgabenbeispiel „Alle Steine!“: Nenne die Voraussetzungen dafür, dass bei einer „Domino-Rallye“ alle Steine umfallen! Aufgabenbeispiel „Summe ungerader Zahlen“: Versuche, durch systematisches Probieren einen Term A(n) für die Summe der ersten n ungeraden Zahlen zu finden. Angenommen, du wüsstest nun, dass die Formel auch für n = 1000 gilt. Wie kannst du dir sicher sein, dass sie dann auch für n = 1001 gilt? Versuche, das Prinzip zu verallgemeinern! Typische Vorgehensweise: Wir suchen den Beweis dafür, dass eine mathematische Aussage A(n) für jede natürliche Zahl n wahr ist. Dazu überprüfen wir die folgenden beiden Sachverhalte: Induktionsanfang: Ist A(1) wahr, d.h. stimmt die Aussage für n = 1? Induktionsschritt: Folgt aus A(n) immer auch, dass A(n+1) wahr ist? (Man nimmt also als Induktionsvoraussetzung an, dass A(n) wahr ist, und versucht damit den Induktionsschluss A(n+1) zu beweisen!) Treffen beide Punkte zu, so ist die Aussage A(n) für alle natürlichen Zahlen n bewiesen! Aufgabe „Winkelsumme“: Wie groß ist die Innenwinkelsumme in einem konvexen n-Eck? Beweise! Aufgabe „Aufteilung“: Ein (sehr langer) geradliniger Zaun zerlegt eine Wüstenfläche in zwei Gebiete. In wie viele Gebiete können n geradlinige Zäune die Ebene höchstens zerlegen? (Dabei sind Kreuzungen von Zäunen natürlich erlaubt.) Stelle eine Behauptung auf und beweise sie! Aufgabe „Falsche Induktion“: Was stimmt hier nicht? Behauptung: Wenn sich unter n Tieren ein Elefant befindet, dann sind alle diese Tiere Elefanten. Beweis durch vollständige Induktion: Induktionsanfang: n=1: Wenn das eine Tier ein Elefant ist, dann sind alle Tiere Elefanten. Induktionsvoraussetzung: Die Behauptung trifft für n Elefanten zu. Induktionsschluss: Von n+1 Tieren sei eines ein Elefant. Die Tiere werden so nebeneinander gestellt, dass der Elefant eines der ersten n Tiere ist. Aus der Induktionsvoraussetzung folgt, dass dann alle diese ersten n Tiere Elefanten sind. Dann ist das vorletzte Tier auch ein Elefant und die letzten n Tiere sind gemäß Induktionsvoraussetzung allesamt Elefanten. Somit sind alle n+1 Tiere Elefanten. (Idee aus: http://www.mathe-online.at/materialien/matroid/files/vi/vi.html) Aufgabe „Der Turm von Hanoi“: Bei diesem Spiel soll pro Spielzug eine Scheibe auf eine andere Stange versetzt werden. Dabei darf jedoch auf einer kleineren Scheibe nie eine größere liegen. Wie viele Züge benötigt man, um den linken Stapel auf die rechte Stange zu versetzen? Aufgabe „Diagonalensalat“: Wie viele Diagonalen gibt es in einem konvexen n-Eck? Aufgabe „Das Ende der Teiler?“ (Bundeswettbewerb Mathematik 2001, Runde I, Aufg. 4.): Man beweise: Bei jeder positiven ganzen Zahl ist die Anzahl der Teiler, deren Dezimaldarstellung auf 1 oder 9 endet, nicht kleiner als die Anzahl der Teiler, deren Dezimaldarstellung auf 3 oder 7 endet. Projektdokumentation „Pluskurse am Vormittag“ Aufgabenblatt für den Mathematik-Pluskurs Lösungen Aufgabenbeispiel „Alle Steine!“: Der erste Stein muss umgeworfen werden („Induktionsanfang“). Die Steine müssen so stehen, dass jeder Stein umfällt, wenn der jeweils vorherige Stein umfällt („Induktionsschritt“). Aufgabenbeispiel „Summe ungerader Zahlen“: Systematisches Probieren führt schnell zur Erkenntnis das A(n) = n2 gilt. n A(n) 1 1 2 4 3 9 4 16 5 25 Angenommen, A(1000) = 1 000 000. Dann ist A(1001) = 1 000 000 + 2001 = 1 002 001 = 1001 2. Allgemein: A(n+1) = A(n) + „(n+1)-te ungerade Zahl“ = n2 + 2n + 1 = (n + 1)2 Aufgabe „Winkelsumme“: Hinweis: Natürlich kann auf die Voraussetzung der Konvexität verzichtet werden. Um zunächst vom Beweisprinzip der vollständigen Induktion nicht abzulenken, erscheint die Beschränkung auf den Spezialfall aber sinnvoll. Die Verallgemeinerung auf beliebige n-Ecke kann anschl. behandelt werden. Behauptung: Die Winkelsumme W(n) im n-Eck beträgt W(n) = 180° ∙ (n – 2) für alle n ≥ 3 Induktionsanfang: Induktionsvoraussetzung: Induktionsschritt: W(3) = 180° trifft zu W(n) = 180° ∙ (n – 2) Ein konvexes (n+1)-Eck lässt sich in ein n-Eck und ein Dreieck zerlegen (Skizze!). Somit gilt W(n+1) = W(n) + 180° = 180° ∙ (n+1 – 2) Aufgaben „Aufteilung“, „Falsche Induktion“ Vgl. z.B. http://www.mathe-online.at/materialien/matroid/files/vi/vi.html Aufgabe „Der Turm von Hanoi“: Vgl. z.B. http://www.math.uni-bielefeld.de/~sek/funktion/material/hanoi.pdf Aufgabe „Diagonalensalat“: Vgl. z.B. http://www.emath.de/Referate/induktion-aufgaben-loesungen.pdf oder ohne Induktion: http://lsgm.uni-leipzig.de/lsgm/AdM/archiv/02_03/loesungen.html Aufgabe „Das Ende der Teiler?“ (Bundeswettbewerb Mathematik 2001, Runde I, Aufg. 4.): http://www.mathe-wettbewerbe.de/bwm/aufgaben/...2001/loes_01_1_e.pdf