Einführung in die Genderanthropologie Frauenforschung

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2012/2013
Einführung in die Genderanthropologie
Ich habe den Stoff stichwortartig zusammengefasst, damit jeder seine Antwort
individuell formulieren kann. Die Zusammenfassung ist dem Fragenkatalog
angepasst und sollten Zusammenhänge unklar sein, einfach in den Folien oder
dem schon beantworteten Fragenkatalog (auch online) nachlesen.
Als Quellen habe ich die Folien der Vorlesungen und einen Fragenkatalog aus
dem Moodle-Forum von Sommersemester 2012 genutzt. Die
Zusammenfassungen der Pflichtliteratur habe ich vom Fragenkatalog
unverändert übernommen.
__________________________________________________________________________________
Drei Hauptströmungen der Feministischen Anthropologie
(1. Nennen Sie die drei Hauptströmungen der Feministischen Anthropologie und beschreiben Sie kurz
deren wesentliche Merkmale. Benennen Sie die wesentlichen Weiterentwicklungen/Unterschiede.)
(1) Anthropology of Women/Frauenforschung
- Ende der 60er Jahre bis Anfang der 70er Jahre
- Mehr Platz und Gehör für die Frau in der Anthropologie
- Kritik an der Unterrepräsentation der Frau in der KSA
- Aufdecken des „male bias“ (männnerzentrierter Blick) zw. Andro- und Ethnozentrismus in
Forschungsarbeiten
- Kategoriale Unterschiede: privat/öffentlich; Natur/Kultur
(2) Anthropology of Gender/Genderforschung
- Ende der 70er Jahre bis Ende der 80er Jahre
- Differenzierung zwischen Sex und Gender
- Gayle Rubin, Ann Oakley
- Fokus auf Geschlechterbeziehungen
- Komplexe Analyse von Herrschaftsverhältnissen und Macht
- Kulturelle Bedeutung von „Gender“ herausgearbeitet
- Genderdifferenzen innerhalb einer Gesellschaften (mehr als zwei Gender)
(3) Anthropology of Differences/Dfferenzansatz
- Ende der 80er bis Ende der 90er Jahre
- Begriffe „Gender“, „Frau“ werden hinterfragt und dekonstruiert
- Ineinanderwirken von verschiedene Kategorien (Rasse, „race“, sexuelle Orientierung etc.) um
Unterdrückungverhältnisse zu erfassen
- Differenzen zwischen den Frauen
- Homogenisierende Theorien werden abgelehnt und der Kulturrelativismus wird wieder wichtiger
Frauenforschung
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Entstehungsgründe und Anliegen der jungen Frauenforschung und Beispiele für
zwei unterschiedliche Theoriekonzepte aus der Anthropology of Women
(2. Was waren die wichtigsten Entstehungsgründe und Anliegen der jungen Frauenforschung in der
Anthropologie? Geben Sie Beispiele für zwei unterschiedliche Theoriekonzepte aus der Anthropology
of Women.)
Entstehungsgründe und Anliegen der jungen Frauenforschung und Beispiele für zwei
unterschiedliche Theorienkonzepte aus der Anthropology of Women
 Die Frauenforschung entstand in den 70er Jahren in Folge der Kritik am Androzentrismus (male
bias) und Ethnozentrismus (cultural bias).
 1975: „Aboriginal Women: Male and Female Anthropological Perspectives“ von Rohrlich-Leavitt,
Skyes und Weatherford
- Wesentliche Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Forschern
-- Männliche Forscher: keine besondere Rolle der Aborigines-Frauen
-- Weibliche Forscher: wichtige Rolle der Aborigines Frauen bei der Subsistenzwirtschaft
 Anliegen der Frauenforschung war es diesen male und cultural bias sowie ihre Perspektiven
innerhalb der Firschung sichtbar zu machen. In Folge wurden die theoretischen und
methodischen Grundlagen der KSA neu formuliert.
 Zwei Ansätze in der frühen Frauenforschung:
1) Symboltheoretisch orientierter Ansatz: beschäftigt sich mit der Frage, ob die Unterdrückung
der Frau als universell angenommen werden kann. Dabei wurde eine Reihe von
Gegensatzpaaren gebildet, von denen man annahm, dass sie universelle Gültigkeit haben
(Ortner, Rosaldo).
2) Materialistisch orientierter Ansatz: Die Stellung der Frau lässt sich auf ihren Zugang zu
Arbeitsmitteln/Produkte zurückführen; das Wertesystem und die Missionierung haben das
Geschlechterverhältnis herbeigeführt; egalitäre Gesellschaften waren schon vor der
Kolonialisierung vorhanden (Leacock, Schlegel).
Die Kontroverse um die Universalität der Unterdrückung von Frauen
 Streitpunkte und Theorie-Traditionen
(3. Beschreiben Sie die Kontroverse um die Universalität der Unterdrückung von Frauen in der
Anthropology of Women: Was waren die wichtigsten Streitpunkte und auf welche unterschiedlichen
Theorie-Traditionen bezogen sich Anthropologinnen in dieser Frage?)
- Kann eine universelle Unterdrückung der Frau un eine universelle Männerherrschaft angenommen
werden?
- Welche Erklärungsansätze werden zur Belegung der These von der universellen Unterdrückung der
Frau herangezogen?
- Welche Rolle spielen Kolonialismus und Kapitalismus für die Position der Frau innerhalb der
Gesellschaft?
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1) Strukturalistisch orientierte Ansatz
- Es wird angenommen, dass Gegensatzpaare universell gültig und hierarchisch orientiert sind,
wobei die Frau immer unter dem Mann steht.
- Ortner und Rosaldo.
- Vertreterinnen des materialistisch orientierten Ansatz kritisieren nicht nur die Dichotomie,
sondern die ganze Theorie.
2) Materialistisch orientierter Ansatz
- Kolonialismus und Kapitalismus müssen in Bezug auf die Geschlechterbeziehungen
miteinbezogen werden (Auswirkungen!).
- Leacock.
- Historische Analyse ist miteinbezogen.
- Position der Frau ist keine Folge von Reproduktion und Kindererziehung, Natur.
- Position der Frau hängt von (a) dem Zugang zu Ressourcen bzw. Arbeitsmitteln, (b) ihren
Arbeitsbedingungen und (c) ihrer Kontrolle und Verteilung der Produkte ihrer Arbeit ab.
Sherry Ortner: Beziehung zwischen Frau und Natur
(4. Welche Beziehung identifiziert Sherry Ortner zwischen der Frau und der Natur? Skizzieren Sie die
wichtigsten Argumentationen aus dem Zugang von Ortner!)
Sherry Ortner wurde in ihrer Arbeit stark von Levi-Strauss beeinflusst und sie geht von einer
universellen Unterdrückung der Frau aus, deren Begründung nicht in der Biologie liegt. Sie suchte
nach einer kulturellen Begründung und hat diese auch gefunden: die Zuordnung der Frau zur Natur.
Ihr Ausgangspunkt dafür sind universale Denkstrukturen, d.h. der Mensch denkt immer in
Gegensatzpaaren und diese sind immer hierarchisch orientiert, d.h. Natur (Frau) ist weniger Wert als
Kultur (Mann).
Die Frau steht der Natur auf drei Ebenen näher:
1) Physiologie: Frauen gebären und säugen ihre Kinder.
2) Soziale Rollen: entstehen aufgrund der Funktionen des weiblichen Körpers (Erziehung, Haushalt).
3) Psychologie: Zuschreibungen wie „Frauen sind subjektiver und konkreter“ lassen sich laut Ortner
auf die Erziehung zurückführen.
Zu Beginn erzieht die Mutter Mädchen und Buben und stellt ihren Bezugspunkt dar. Der Sohn muss
sich aber von ihr trennen um ein Mann zu werden, während das Mädchen eine direkte,
persönlichere, emotionalere Beziehung mit der Mutter hat.
Zugänge der Anthropology of Women/Frauenforschung, zentrale Merkmale und
ihre Relevanz für die Gegenwart
(5. Welche Zugänge der Anthropology of Women/Frauenforschung kennen Sie? Beschreiben Sie ihre
zentralen Merkmale. Was ist ihre Relevanz für die Gegenwart?)
1) Symbolisch orientierte Strömung
- Kulturvergleichender Ansatz, der sich mir westlich gedachten Dichotomien auseinandersetzt
(öffentlich-privat, Natur-Kultur).
- Sherry Ortner: „is female to male, what nature is to culture?“
-- Frauen werden eher der Natur zugeordnet, die Kultur ist der Natur überall überlegen und
deshalb werden Frauen abgewertet.
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-- Drei Ebenen: 1 Ebene des weiblichen Körpers 2 Ebene der sozialen Beziehungen 3 Ebene der
Psyche
- Rosaldo erklärt weibliche Unterordnung unter dem Rückgriff auf den Dualismus häuslich
öffentlich.
-- Dieser Gegensatz liegt Geschlechterstereotypen und Asymmetrien zugrunde.
-- Durch die Beschränkung auf den häuslichen Bereich werden Frauen oft von der sozialen Welt
der Männer ausgeschlossen und von anderen Frauen isoliert.
2) Marxistische Strömung
- Stark von Friedrich Engels geprägt.
- Leacock: durch Herausbildung der Klassengesellschaft entstand auch die Geschlechterhierarchie.
- Frauenunterdrückung und Dichotomie sind historisch entstanden und auch Ergebnis von
Kolonialismus (Missionare etablieren westlich patriarchales System und setzen so den Mann in
die Machtposition  Dichotomie: häuslich-öffentlich)
 Ökonomische Bedeutung, Rolle der Subsistenzarbeit von Frauen, Rolle von Globalisierung und
Kolonialismus wurde erkannt. Daraus entstand die Kritik an strukturalistischen Ansätzen
(europäische Konzepte).
Genderforschung
Besonderheiten der Anthropology of Gender gegenüber der Anthropology of
Women
(6. Was sind die Besonderheiten der Anthropology of Gender gegenüber der Anthropology of
Women?)
Anthropology of Women: Differenzen zwischen zwei oder mehreren Gesellschaften
Anthropology of Gender: Differenzen innerhalb einer Gesellschaft/Machtfelder
Gale Rubin
- Erstmalige Unterscheidung von Sex und Gender
Sex = biologischen Ursprungs, unveränderlich
Gender = sozial konstruiert, von Gesellschaft zu Gesellschaft verschieden
- Verbindung von symbolisch orientierter und marxistisch ausgerichteter Strömung
1) Marxistische Ebene
- Marx = Lohnunterschieden zwischen den Geschlechtern als Grundform des Kapitalismus
Engels = früheste Gesellschaftsform, Patriarchat
- Ursprung der Unterdrückung der Frauen wird nicht erklärt, sondern der Kapitalismus gibt die
Unterdrückung von Frauen in neuen Formen wieder.
2) Strukturalistische Ebene
- Lévi-Strauss & Marcel Mauss = notwendige Gegengeschlechtlichkeit
- Lévi-Strauss; Heirat: wegen dem Inzesttabu wird Interaktion zwischen Gesellschaften erzwungen
Verwandtschaft entsteht.
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-- Männer = „Tauscher“, Frauen = „zu Eintauschende“; Verwandtschaftstheorie, die Inzesttabu,
ungleiche Arbeitsaufteilung und obligatorische Heterosexualität enthält; Ergänzung eines
Individuums durch einen gegengeschlechtlichen Partner.
- Sigmund Freud; ödipale Phase: Zuwendung des Kindes zum gegengeschlechtlichen Elternteil
(Mädchen: Penisneit; Junge: Angst vor Kastration, Phallus)
- Ilse Lenz & Ute Luig: Macht des jeweiligen Geschlechts wird durch Produktion, Reproduktion,
Sexualität, symbolische und politische Ordnung bestimmt (polyzentrischer Machtbegriff).
Gayle Rubin: Verwandtschaftsforschung von Lévi-Strauss für ein Verständnis der
sex/gender Systems
(7. Welche Erkenntnisse zieht Gayle Rubin aus der Verwandtschaftsforschung von Lévi-Strauss für ein
Verständnis der sex/gender Systems?)
 Das biologische Geschlecht und die Sexualität durch menschliche Aktivitäten können zu zwei
voneinander getrennten, gegensätzlichen sozialen Geschlechtern transformieren.
 Damit das Verwandtschaftssystem, sprich Heirat und Ehe, funktioniert, muss…
1) …jedem Individuum ein Gender zugeteilt werden; somit resultiert ein bestehendes
Gleichheitstabu (asymmetrische Geschlechtertrennung).
2) …es Heiratswillige geben; Inzesttabu schafft Zwangsheterosexualität; das
Verwandtschaftssystem ist ein sex-gender-System, welches das biologische Geschlecht in
Produkte menschlichen Handelns verwandelt, und zwar durch das Ineinanderwirken von
Inzesttabu, Zwangsheterosexualität und asymmetrische Geschlechtertrennung.
Dabei bezieht sich Rubin auf folgende Thesen von Lévi-Strauss
1. Frauentausch ist das Grundprinzip von Verwandtschaft.
2. Die Frau ist das elementarste und wichtigste aller Gaben.
3. Heirat ist die Grundform des Gabentausches.
Daraus ergeben sich folgende Grundlagen des Frauentausches
1. Inzesttabu soll Exogamie sichern.
2. Gabentausch bedeutet ungleiche Rechte von Männern und Frauen.
Gay and Lesbian Studies: Entstehungsgründe, Themenschwerpunkte und
Theoriezugänge
(8. Skizzieren Sie das Feld der Gay and Lesbian Studies in der Anthropologie: die Entstehungsgründe,
Themenschwerpunkte und Theorienzugänge in diesem Forschungsbereich.)
 1990er Jahre ausgehend von der amerikanischen Schwulen und Lesben-Bewegung.
 Kritik: Vernachlässigung von Sexualität in anthropologischen Forschungen.
 1980er Jahre: Wichtige Werke von Gilbert Herdt und Walter Williams.
 Forschungsboom in Melanesien und Nordamerika.
Beispiel
* Papua-Neuguinea: „ritualisierte Homosexualität“
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 homosexueller Kontakt mit älteren Männern ist Voraussetzung für spätere Eheschließung.
Samen werden von den älteren Männern an die jüngeren durch Oralverkehr weitergegeben,
da sie nur begrenzt zur Verfügung stehen.
 Verdeutlichung von männlicher Solidarität, Macht bzw. Überordnung gegenüber der Frau.
* Nordamerika: „Sexual Diversity“ oder „Gender Variance“
 drei bis vier anerkannte Gender („Berdache“).
 „Two-Spirit-People““: Geschlechterzuordnung über Tätigkeit, Kleidung, Haartracht oder
Spezialisierungen im handwerklichen/religiösen Bereich.
Theoretische Entwicklung
- Hinterfragung der Homosexualität als universelle Kategorie in den 1990er Jahren.
- Unterscheidung zwischen homosexueller Identität und homosexuellen Verhalten.
Daraus entstehen neue Studiengänge
1) Lesbian/Gay Studies: Dekonstruktion von Homosexualität
2) Queer Studies: Untersuchung von sexuellen Identitäten von allen Arten von Sexualität
Die Schwulen und Lesbian Bewegung soll eine Abgrenzung vom biologischen Geschlecht schaffen.
“Gender Variance“
(9. Was wird unter dem Begriff „Gender Variance“ verstanden?)
* Kulturelle Konstruktion von mehr als zwei Geschlechtern
- drittes Geschlecht: Fraumann
- viertes Geschlecht: Mannfrau
* Geschlechterzuordnung erfolgt durch Tätigkeiten, Kleidung, Haartracht und Spezialisierungen im
handwerklichen oder religiösen Bereich.
„Geschlechterrollenüberschreitung“
wie z.B. bei den NAVAJO in Nordamerika, durch
1) Eltern
2) eigene Präferenz
3) Bestätigung durch öffentliche Rituale oder Tests
4) Visionen („göttliche Bestimmungen“)
 Übernahme bereits existierender Genderaufgaben oder eigene Tätigkeiten für alternative
Geschlechter (begrenzte Anzahl der Veränderung der Genderzugehörigkeit und begrenzte
Partnerwahl).
 Beziehungen zwischen zwei Personen desselben alternativen Geschlechts sind verboten!
- Sexes: männlich, weiblich, Hermaphrodit
- Gender: Frau, Mann, Hermaphrodit und Nádleehé
Nádleehé: als Mann geborene, jedoch 100% als Frau angenommenen (und umgekehrt)
 nicht aufgrund seiner sexuellen Präferenzen, sondern aufgrund der Tätigkeiten.
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Besonderheiten der Gynaegamie
(10. Was sind die Besonderheiten der Gynaegamie?)
Unter Gynaegamie oder „Frauenehe“ versteht man eine sozial anerkannte, vertraglich geregelte
Zwecksgemeinschaft zwischen zwei oder mehreren Personen mit dem Ziel eine Familie zu gründen
und legale Nachkommen hervor zu bringen.
 Homosexuelle Bedürfnisse spielen hier keine Rolle.
 Ältere, kinderlose Frauen (oder Frauen ohne Söhne) heiraten jüngere Frauen über die Bezahlung
vom Brautpreis.
Zwei Formen der Gynaegamie
1) Bezahlung des Brautpreises im Namen eines toten/fiktiven Mannes.
 Die Frau agiert als Vertreterin des Mannes.
2) Die Frau agiert in ihrem Namen, gilt als Vater der Kinder ihrer Ehefrau.
 Sie ist wohlhabend, sozial und politisch hochstehend.
Gender-Multiplikation
Die ältere Frau ist gleichzeitig Ehefrau, Mutter, Ehefrau, Vater, eventuell Schwiegermutter,
Großmutter. Jedoch gehört sie nicht dem männlichen Altenrat an und ist auch nie Mitglied einer
männlichen Altersklasse.
Rita Astuti: Feldforschung bei den Vezo in Madagaskar
(11. Welche Besinderheiten finden sich in den Sex-Gender-Konstruktionen der Vezo (Madagaskar),
wie sie von Rita Astuti beschreiben werden? Welche Schlussfolgerungen zieht Astuti daraus?)
- Betonung von Geschlechterkomplementarität und Gleichheit.
- Kein Interesse an den unterschiedlichen Genitalien von Mann und Frau.
- Neugeborene haben nur Sex, kein Gender.
Sarin´ampela
* Männer, die wie Frauen leben
* Durch und durch Gender und gegen ihr Sex
* Zwei widersprüchliche Identitäten
 „Veränderlichen“, die ihre Aktivitäten in der Gegenwart schaffen (Gegenwart).
 „Unveränderlichen“, die in der Ordnung der Abstammung begründet sind (Tote).
* Gender wird durch Aktivitäten im Laufe des Lebens erlangt.
* Spannung zwischen Sex und Gender.
* Nach dem Tod ist Sex entscheidend
 Nur Männer dürfen Tote mit Penis berühren, sie waschen oder anziehen.
 Tote mit Penis kommen in die Männersektion des Grabmahls.
- Sex sind Penis und Vagina; fixiert und praktisch unveränderbar.
- Gender ist die Art und Weise des Tragens der Kleidung etc. ein Prozess, der verwandelbar ist.
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 Fremde können Vezo werden und Vezo z.B. Masikoro.
+ Vezo = leben am Meer vom Fischfang
+ Masikoro = leben im Landesinneren vom Bodenbau
Differenzansatz
Zugänge der Anthropology of Differences und ihre wichtigsten Merkmale
(12. Welche Zugänge der Anthropology of Differences kennen Sie? Beschreiben Sie diese in ihren
wichtigsten Merkmalen.)
1) Interkategoriale Zugänge
Beziehungen und sich verändernde Konfigurationen der Ungleichheit zwischen sozialen Gruppen.
* Vertreterinnen: Black Feminists, Women of Colour
- Erfahrungen schwarzer Frauen durch Sklaverei, Arbeit, Gemeinschaft und soziale Beziehungen.
- bilden dadurch eine Gruppe/Kategorie.
* Weiteres Abgehen von der universellen Kategorie Frau.
* Abgehen von fixierten Identitäten (Sexualität, Geschlecht).
* Identitätskonstruktionen erzeugen nicht nur Einschlüsse, sondern auch Ausschlüsse.
* Dezentralisierung von Geschlecht; Überschneidungen.
2) Intrakategoriale Zugänge
Differenzen innerhalb und zwischen konstruierten Gruppen.
* Gegen fixierte und einheitliche, für hybride und zusammengesetzte Zuweisungen von Identitäten.
* Hybride Identitäten sind ambivalent, fluid und widersprüchlich.
* Queer: widerständig und vielfältig im persönlichen, politischen und institutionellen Bereich.
* Permanente Neu-, Umdefinition und Verrückung von Grenzen/Machtbeziehungen.
3) Antikategorale Zugänge
Dekonstruktion analytischer Kategorien
* Fragmentierung, Dekonstruktion, Multiples Selbst, Subjektpositionen (unterschiedlich,
widersprüchlich)
* „Differance“: keine Verbundenheit zwischen Objekten der Wahrnehmung und ihren Betonungen
als Symbol.
* Vielfalt von Stimmen, Bedeutungen und Konfigurationen.
4) Feministische Globalisierungskritik
Analyse der Feminisierung und Ethnisierung von Arbeit im globalen Kontext.
Unterscheidung Anthropology of Differences gegenüber Anthropology of Gender
(13. Inwiefern unterscheidet sich die Anthropology of Differences von der Anthropology of Gender?)
Anthropology of Gender/Genderforschung
- Ende der 70er Jahre bis Ende der 80er Jahre
- Differenzierung zwischen Sex und Gender
- Gayle Rubin, Ann Oakley
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- Fokus auf Geschlechterbeziehungen
- Komplexe Analyse von Herrschaftsverhältnissen und Macht
- Kulturelle Bedeutung von „Gender“ herausgearbeitet
- Genderdifferenzen innerhalb einer Gesellschaften (mehr als zwei Gender)
Anthropology of Differences/Dfferenzansatz
- Ende der 80er bis Ende der 90er Jahre
- Begriffe „Gender“, „Frau“ werden hinterfragt und dekonstruiert
- Ineinanderwirken von verschiedene Kategorien (Rasse, „race“, sexuelle Orientierung etc.) um
Unterdrückungverhältnisse zu erfassen
- Differenzen zwischen den Frauen
- Homogenisierende Theorien werden abgelehnt und der Kulturrelativismus wird wieder wichtiger
Black Feminists/Women of Colour: Entstehungsgründe, Themenschwerpunkte,
Theoriezugänge
(14. Beschreiben Sie Entstehungsgründe, Themenschwerpunkte und Theoriezugänge der Women of
Colour/Black Feminists!)
- Black Feminists/Women of Colour = politische Selbstbezeichnung
- Wurzeln in Nordamerika
- baut auf den postkolonialen Feminismus auf
- Kategorie: „Anthropology of Differences“/interkategoriale Intersektionalität
 Universelle Kategorie der Frau/Abgehen fixer Identitäten
- 1980er: Weg in den „weißen Feminismus“
 Isabella Bomefree (US-amerikanische Freiheitskämpferin)
Zwischen Rassismus und Sexismus
+ Arbeit in weiß dominierten feministischen Gruppen
+ Frauengruppierungen in gemischtgeschlechtlichen Organisationen
+ Bildung eigener feministischer Organisationen, z.B. Asiatische Schwestern (1971)
* „double jeopardy“: Sexismus + Rassismus
* „triple jeopardy“: Sexismus + Rassismus + Ökonomische Diskriminierung
- Interkategorale Komplexität: schwarze feministische Standpunktepistemologie, Betonung der
Erfahrungen/Positionierungen von Frauen
 Durch die eigenen Erfahrungen hinsichtlich Rassismus, Sklaverei und Gewalt und die gemeinsam
erlebte Unterdrückung sowie die verbindende Solidarität, bildete sich ein spezielles schwarzes
feministisches Bewusstsein á sisterhood.
 Unterdrückung kann auch treibende Kraft im Kampf für Gerechtigkeit sein.
 Forderungen nach geschlechtlicher Gleichheit in allen Lebensbereichen, besitzt nicht für alle
Frauen weltweit dieselbe Wichtigkeit, denn Bedürfnisse sind global verschieden.
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Zugang und Besonderheiten des Ansatzes von Patricia Hill Colins
(15. Beschreiben Sie Zugang und Besonderheiten des Ansatzes von Patricia Hill Collins.)
* Zugang der Interkategoralen Komplexität
 beschäftigt sich mit Beziehungen und sich veränderten Konfigurationen der Ungleichheit
zwischen sozialen Gruppen.
 es wird davon ausgegangen, dass sich Kategorien wie „Rasse“, „Klasse“, Geschlecht,
Sexualität und Nation gegenseitig beeinflussen und die jeweiligen Erfahrungen über
Positioniertheit und Situiertheit der einzelnen Personen im System prägen.
* Mit dem Konzept der Interkategoralen Komplexität versucht Collins die Besonderheiten der
Erfahrung schwarzer (amerikanischer) Frauen herauszuarbeiten.
 resultiert aus ihrem spezifischen politischen und ökonomischen Standpunkt welcher sich durch
die gemeinsame Erfahrung der Sklaverei, aus der Arbeit, der Gemeinschaft und aus den sozialen
Beziehungen entwickelt hat.
 Grundlage für die eigene unabhängige Interpretation der Wirklichkeit und damit Entwicklungen
eines eigenen schwarzen feministischen Bewusstseins.
Formen interkategorialer Ansätze der Intersektionalität
(16. Welche Formen interkategorialer Ansätze der Intersektionalität kennen Sie und wie lassen sich
diese charakterisieren?)
* 70er und 80er Jahre durch Black Feminists
* Vielfältige Diskriminierungserfahrungen afroamerikanischer Frauen im Unterschied zu weißen
Mittelschichtshausfrauen
* Patricia Hill Collis: besondere Position der Afroamerikanerinnen durch die gemeinsame Erfahrung
der Versklavung in der Vergangenheit und der daraus resultierenden politischen und
ökonomischen Unterordnung bis heute.
* F.Beale – „double jeopardy“: doppelte Diskriminierung Rasse – Geschlecht
* D.King – „multiple jeopardy“: doppelte Diskriminierung und andere Faktoren wie ökonomische
Hierarchie oder sexuelle Orientierung
* Leslie McCall: sozialer Wandel zwischen ungleichen sozialen Gruppen
* Ifi Amadiume: koloniale Aspekte innerhalb der Frauenbewegung
- Es herrscht die Meinung vor, Dritte-Welt-Frauen wären umso ärmer, da sie ihrer Unterdrückung
(noch) nicht bewusst sind.
- Ihre Handlungsmacht wird unterschätzt.
- Koloniale Daten werden aus dem Kontext gerissen um „eigene Revolution“ vorzutreiben.
- Kein Interesse an emischer Sicht.
 Folge: Homogenisierungen
 Sie fordert daher einen Dialog.
Ifi Amadiume: Kritik am Feminismus und ihre Alternativen
(17. Wie charakterisiert Ifi Amadiume die Anthropologie? Was kritisiert sie am Feminismus, an der
feministischen Anthropologie, welche Alternative schlägt sie vor?)
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* Kritik am Feminismus: eurozentrische Sichtweise
- weiße Feministinnen nahmen an, afrikanischen und anderen „Dritte-Welt-Frauen“ überlegen zu
sein.
- Europa galt als entwickelt, der Rest als primitiv.
- Daten über „Dritte-Welt-Frauen“ dienten ausschließlich als Ressourcenpool um ihre These
universeller Frauenunterdrückung zu bestätigen.
- Kein Interesse an der Eigensicht der „Dritte-welt-Frau“.
 Forderungen des weißen, westlichen Feminismus nach geschlechtlicher Gleichheit in allen
Lebensbereichen hat nicht für alle Frauen dieselbe Priorität.
 Diese unterschiedlichen Bedürfnisse werden vor allem bei der UN-Frauenkonferenz von 1985 in
Nairobi deutlich.
 Ifi Amadiume fordert aus diesen Gründen einen Dialog.
Intersektionelle Zugänge, die von den unterschiedlichen Erfahrungen von Frauen
ausgehen
(18. Beschreiben Sie intersektionelle Zugänge, die von den unterschiedlichen Erfahrungen von Frauen
ausgehen.)
- Feministische Standpunktepistemologie geht von einer besonderen Diskriminierungserfahrung
schwarzer amerikanischer Frauen aus und betont ihre sich draus ergebende Positionierung.
- Wichtigste Vertreterinnen: Hill Collins, Beale, Kind, Kimberlé W. Crenshaw
Crenshaw – Diskriminierungserfahrung schwarzer Frauen am Straßenkreuzung-Beispiel:
 Unfall (Diskriminierungserfahrung)
 kann aus einer Richtung ausgelöst werden (Geschlecht)
 kann aus mehreren Richtungen ausgelöst werden (Geschlecht, Rasse)
 Diese Frauen erleben Diskriminierung, die der von schwarzen Männern oder weißen Frauen
ähnelt, ist aber meistens eine ganz eigene Besondere, resultierend as der Überschneidung
beider Kategorien.
* Smith behauptet, dass Frauen (insbesondere schwarze) durch ihre Erfahrung als unterdrückte
Gruppe eine bessere Sichtweise der sozialen Verhältnisse besäßen.
* Nira Yuval-Davis entgegnet, dass keine Frau einen privilegierteren Zugang zur Wahrheit hätte. Sie
fordert eine „transversale Politik“ – einen Austausch von Erfahrungen von Frauen unterschiedlicher
Identitäten, die zu einem Shifting der eigenen Position führen soll.
Besonderheiten des Chicana (Borderland-) Feminismus
(19. Was sind die Besonderheiten des Chicana (Boderland-) Feminismus?)
* La chicana = „die Schickane“
* Vertreterinnen: Gloria Anzaldúa, Cherié Moroga
* Gerne der Autobiographie wird in Frage gestellt
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* Ablehnung eines stabilen bzw. eindeutigen Subjekts, patriarchaler Definitionen und Konnotationen
der Kultur
* Sprachliche Grenzen werden überschritten („Spanglisch“)
* Multiple Identitäten werden durch Ethnizität, Geschlecht, Klasse, Sexualität und Sprache
hervorgerufen
* Neuinterpretationen von Symbolen, wie die der „Virgen de Guadalupe“, die als Symbol des
Widerstandes und Rebellion gilt.
* Durch den mitá y mitá der Borderlands ist Trans- und Intersektionalität von großer Bedeutung
* Den Marginalisiserten (In-Betweens) werden esondere Befähigungen Begabungen zugesprochen
* Die Borderlandbewohner leben in der sogenannten „Mundo Zurra“ (linkshändigen Welt), die den
Kontrast zu der rechtshändigen und rationalen Welt des Westens darstellen soll
* Grenzland = Land der Transnationalität, Transgressivität und hybriden Menschen
* Neuinterpretation: Figur der La Malinche (indigene Frau Cortez‘) im us-amerikanischen Chicana
Feminismus = neue Bedeutung (vgl. Malinche-Komplex)
* Keine Anerkennung eines eindeutigen Subjekts/Differenz als Quelle zur Macht
* Kritik von Behar: Notwendigkeit eines Grenzstatus, sowie eines schlechten und stereotpisierten
Westens
* Marginalisierte Erfahrungen werden privilegiert und die Entfernung zum Zentrum als
erkenntnistheoretisches (epistemologisches) Privileg erachtet
Intrakategorialen Zugänge der Intersektionalität und ihre Merkmale
(20. Welche intrakategorialen Zugänge der Intersektionalität kennen Sie? Beschreiben Sie diese in
ihren wesentlichen Merkmalen.)
- Entwicklung des postmodernen Feminismus der 80er/90er Jahre
- Fokus: multiple und fluide Identitäten und der Versuch Erfahrung nicht nur zu beschreiben, sondern
zu theoretisieren
- Zugang bietet der Chicana Feminismus, der Ethnizität, Klasse, Geschlecht, Sexualität und Sprache
thematisiert, alle Symbole neu interpretiert und als Idole einsetzt
- Auseinandersetzung mit marginalisierten In-Betweens, die nirgends wirklich dazugehören (z.B.
wegen sexueller Orientierung bei eigener, wegen Ethnizität bei anderen Gemeinschaften
ausgeschlossen)
-- Widersprüche iinnerhalb einer Person durch ihre verschiedenen sozialen Rollen anerkannt
 in Kraft und Mut umwandeln
-- Verweigerung der Annahme einer einzigen gültigen Identität
- Rutz Behar: Kubanerin in New York
 Erfahrung des In-Betweens
Interkategoriale Zugänge vs. intrakategoriale Zugänge
(21. Wie unterscheiden sich interkategoriale Zugänge von intrakategorialen?)
Interkategorialer Zugang (vgl. Frage 16)
* 70er und 80er Jahre durch Black Feminists
* Vielfältige Diskriminierungserfahrungen afroamerikanischer Frauen im Unterschied zu weißen
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Mittelschichtshausfrauen
* Patricia Hill Collis: besondere Position der Afroamerikanerinnen durch die gemeinsame Erfahrung
der Versklavung in der Vergangenheit und der daraus resultierenden politischen und
ökonomischen Unterordnung bis heute.
* F.Beale – „double jeopardy“: doppelte Diskriminierung Rasse – Geschlecht
* D.King – „multiple jeopardy“: doppelte Diskriminierung und andere Faktoren wie ökonomische
Hierarchie oder sexuelle Orientierung
* Leslie McCall: sozialer Wandel zwischen ungleichen sozialen Gruppen
* Ifi Amadiume: koloniale Aspekte innerhalb der Frauenbewegung
- Es herrscht die Meinung vor, Dritte-Welt-Frauen wären umso ärmer, da sie ihrer Unterdrückung
(noch) nicht bewusst sind.
- Ihre Handlungsmacht wird unterschätzt.
- Koloniale Daten werden aus dem Kontext gerissen um „eigene Revolution“ vorzutreiben.
- Kein Interesse an emischer Sicht.
 Folge: Homogenisierungen
 Sie fordert daher einen Dialog.
Intrakategorialer Zugang (vgl. Frage 20)
- Entwicklung des postmodernen Feminismus der 80er/90er Jahre
- Fokus: multiple und fluide Identitäten und der Versuch Erfahrung nicht nur zu beschreiben, sondern
zu theoretisieren
- Zugang bietet der Chicana Feminismus, der Ethnizität, Klasse, Geschlecht, Sexualität und Sprache
thematisiert, alle Symbole neu interpretiert und als Idole einsetzt
- Auseinandersetzung mit marginalisierten In-Betweens, die nirgends wirklich dazugehören (z.B.
wegen sexueller Orientierung bei eigener, wegen Ethnizität bei anderen Gemeinschaften
ausgeschlossen)
-- Widersprüche iinnerhalb einer Person durch ihre verschiedenen sozialen Rollen anerkannt
 in Kraft und Mut umwandeln
-- Verweigerung der Annahme einer einzigen gültigen Identität
- Rutz Behar: Kubanerin in New York
 Erfahrung des In-Betweens
Antikategoriale Ansätze der Intersektionalität/Anthropology of Differences
(22. Wie lassen sich antikategoriale Ansätze der Intersektionalität/Anthropology of Differences
beschreiben?)
* Dekonstruktion analytischer Kategorien
* Fragmentierung: Auswirkung der Arbeitsteilung durch den Kapitalismus
* Dekonstruktion: u.a. die Analyse der Begriffe Zeichen, Sinn und Bedeutung; Begriffe sind ebenso
wenig theoretisch/praktisch notwendig, wie ontologischer Status des Subjekts
* Multiples Selbst
* Subjektpositioen: unterschiedlich widersprüchlich
* „Differance“: keine Verbundenheit zwischen Objekten der Wahrnehmung und ihren Bedeutungen
als Symbol
* Vielfalt von Stimmen, Bedeutungen und Konfigurationen
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- Feministische Globalisierungskritik
- Analyse der Feminisierung und Ethnisierung von Arbeit im globalen Kontext
+ Kategorisierungen schreiben bestimmte Machtpositionen fest; Antikategoriale Ansätze stellen die
Berechtigung einer bestimmten Kategorie in Frage, sie hinterfragen und dekonstruieren analytische
Kategorisierungen.
+ Kategorien müssen aber auch inhaltlich auf historisch entwickelte Machtverhältisse Bezug nehmen,
sonst bleibt unklar, warum bestimmte Differenzen gesellschaftliche Wirkung entfalten und andere
nicht (Rommelsbacher).
Avtar Brah: Analyseschritte und Ergebnisse zur Erforschung den Zugangs
muslimischer Frauen zum britischen Arbeitsmarkt
(23. Welche Analyseschritte schlägt Avtar Brah zur Erforschung des Zugangs muslimischer Frauen
zum britischen Arbeitsmarkt vor und zu welchen Ergebnissen kommt sie?)
*** Analysieren, wie die Arbeit muslimischer Frauen im öffentlichen Dienst eingebettet ist.
- öffentliche Meinungsfindung über muslimisch arbeitende Frauen
- auf welche Art und Weise werden muslimische Frauen selbst in diesem Diskurs repräsentiert
- wie sie sich selbst konstruieren und wie sich dies auf ihre Arbeit auswirkt
*** Analysieren, wie die Arbeit muslimischer Frauen sozial konstruiert ist bzw. wird
- Hierarchisierungen
- Machtverhältnisse
- Diskriminierung (Sexismus, Rasse usw.)
- Kategorisierungen
*** Analyse, wie die Arbeit muslimischer Frauen in die jeweilige persönliche Geschichte interpretiert
wird
*** Analyse, wie die Arbeit muslimischer Frauen vom Arbeitsmarkt geprägt wird und wie die Arbeit
muslimischer Frauen wiederrum den Arbeitsmarkt prägt und beeinflusst
Ziel:
- Mehrgesellschaftliches Konzept von arbeitenden muslimischen Frauen im allgemeinen britischen
Diskurs aufzulösen und zu dekonstruieren
- Starre stereotypische Kategorien zu hinterfragen
 historische und empirische Analyse
Sylvia Yanagisako/Jane Collier: Zusammenhang zwischen
Verwandtschaftsforschung und Genderforschung
(24. Welchen Zusammenhang sehen Sylvia Yanagisako und Jane Collier zwischen der herkömmlichen
Verwandtschaftsforschung und Genderforschung? Warum plädieren sie für eine gemeinsame Analyse
von Verwandtschaft und Gender?)
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* Ausgangsbasis für Theorien zu Gender und Verwandtschaft sind die „biologischen Fakten“ der
Zweigeschlechtlichkeit (= folk models)
* Universalisierung dieses folk models: Differenzierung in Männer und Frauen wird als präsoziale,
natürliche, universelle Tatsache behandelt
* Ausgangsthese für die Genderanalyse alle Gesellschaften sind Ungleichgesellschaften
- Gender: biologisches Geschlecht (sex) als Basis
- Verwandtschaft: begründet sich auf weibliche Reproduktion
* Sowohl die kulturelle Konstruktion von Kinship, als auch von Gender soll untersucht werden
* Gender und Kinship treten in der Praxis nie als getrennt existierende Systeme auf, deshalb sind sie
auch gemeinsam zu untersuchen
* David Schneider: Verwandtschaft als kulturelles Produkt (kein natürliches soziales Prinzip)
Sylvia Yanagisako/Jane Collier: Bleibende Erkentnisse
(25.Welche bleibenden Erkenntnisse lassen sich aus dem Beitrag von Yanagisako und Collier zu
Gender und Verwandtschaft ziehen?)
- Alle Gesellschaften sind Ungleichheitssysteme (Ungleichheit durch soziale Bewertung).
- Ziel des Feminismus: Existenz von Ungleichheiten und die verschiedenen Formen analysieren
- Zukunft des Feminismus: radikales Hinterfragen des Unterschieds zwischen Männern und Frauen,
also das Dekonstruieren der Kategorie Sex
** Dabei ist die Ausgangsfrage: Wie wird Differenz in einer Gesellschaft definiert?
- Analyse von Bedeutungen, also welche Kategorien in einer Gesellschaft bedeutend sind
- Analyse der sozialen Praxis, also In welchem Kontext diese Kategorien wirken bzw. wie diese
Strukturen der Ungleichheit umgesetzt werden
- Historische Analyse, um Veränderungen in der Geschichte aufzeigen zu können, bzw. auf
zukünftige Entwicklungen schließen zu können
* Yanagisako und Collier verbinden erstmals dekonstruktive und diskurstheoretische Verfahren mit
soziale Praktiken und gesamtgesellschaftlichen Perspektiven.
* Für die KSA ist dies Dekonstruktion der scheinbaren Gewissheit es gäbe Universalien von
großer Bedeutung.
Schwierigkeiten und Probleme aus dem Ansatz der „Anthropology of Differences“
(26. Welche Schwierigkeiten und Probleme ergeben sich aus dem Ansatz der
„Anthropology of Differeces“?)
Schwierigkeiten:
~ Hervorhebung kultureller Differenz: es fehlt die Dekonstruktion von Weisheit
~ Zu starke Fokussierung auf Differenzen zwischen Frauen verhindert das Erkennen von
Gemeinsamkeiten
~ Gefahr der Verschleierung von Hierarchien, von Herrschaft und Kontrolle
Mary Maynard befasst sich u.a. mit Differenzen in ihrer doppelten Bedeutung:
* Differenz als Erfahrung (im Sinne der Black Feminists) und
* Differenz im Sinne der Postmoderne (es gibt keine objektive soziale Welt auf die
wir zurückgreifen können- wir sind geprägt durch unsere Wahrnehmung, Geschichte,...)
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Sie nennt einige Probleme, die mit dem Differenzansatz verbunden sein können:
* Hervorhebung kultureller Differenz: eigene Positioniertheit in Hinblick auf Geschlecht,
Klasse, etc. wird herausgearbeitet, nicht aber die Kategorie der „Weisheit“ in Frage
gestellt (-> seit 1990 Untersuchungen zu Whiteness)
* eine zu starke Fokussierung auf Differenzen zwischen Frauen verhindert das
Erkennen von Gemeinsamkeiten: möglicher Verlust der Solidarisierung
* Gefahr der Verschleierung von Hierarchien, von Herrschaft und Kontrolle: Differenzen
anerkennen, jedoch nicht die Machtunterschiede.
Beispiel zum Konzept der Intersektionalität
(27. Schildern Sie ein Beispiel wie sich das Konzept der Intersektionalität in der
Forschung anwenden lässt.)
- Gap Min Pyong: "Korean 'Comfort Women': The Intersection of Colonial Power, Gender and Class"
(2003)
 mit sexualisierte Gewalt beschäftigt und arbeitet mit dem Intersektionalitäts-Ansatz zum
Asiatisch-Pazifischen Krieg (1932-45).
- Die untrennbare Verbindung von Kolonisierung, Geschlecht und Klasse wird sichtbar. Jeder Faktor
wirkt besonders auf einen Aspekt der Viktimisierung.
- 1905 wird Korea japanisches Protektorat und 40 Jahre später endet die Kolonisierung durch die
Niederlage Japans im Pazifikkrieg. Während des Krieges dient
 Korea: Nahrungs- und Kriegsmaterialienversorgung für die Mandschurai.
 koreanische Arbeiterinnen nach Japan und in andere asiatische/pazifische Länder verschickt.
(darunter 200.000 unverheiratete Frauen zwischen 12 und 40 Jahren im "women's voluntary
service corps")
 niedrige Bezahlung und schlechte/grausame Behandlung; keine Prostituierten
- Pyong: verschiedene Methoden wie teilnehmende Beobachtung, Interviews und
vorhandene Literatur
 Sommer 2001: "Sharing House" (dort wo die Opfer leben) um dort teilnehmende Beobachtung
durchzuführen; durch publizierte Interviews ergänzt
 Feststellung, dass die Mobilisierung koreanischer Frauen aufgrund von Vorurteilen seitens
japanischer Kolonisatoren erfolgte.
- Frauen als (koloniale) Objekte, die zur Befriedigung der sexuellen Bedürfnisse der Männer
"verwendet" werden können.
 Frauen als Instrumente zu Kriegszwecken
- Mittel zur Rekrutierung: ökonomischen Not durch Zerstörung der Landwirtschaft und Enteignung.
 Diese Not nutze man durch Jobangebote in der Kriegsindustrie aus und die Frauen kamen dort in
Bordelle (Klassenaspekt: vor allem Frauen aus armen Familien sind von der "sexuellen
Versklavung" betroffen)
- Angst vor der öffentlichen Meinung, denn arme Frauen wurden nach dem Krieg nicht als Opfer
anerkannt, da sie sowieso als potentielle Prostituierte galten.
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Beispiel für feminisierte und ethnisierte Arbeit
(28. Führen Sie ein Beispiel feminisierter und ethnisierter Arbeit aus!)
* Maquiladoras in Mexiko leben an der mexikanisch/amerikanischen Grenze
* Niedrige Lohneinkünfte und keine gewerkschaftlichen Rechte
* Gewaltbereitschaft resultiert aus den Grenzsituationen: es gibt (sexuell motivierte) Frauenmorde
und rivalisierende Gangs und Machtgruppen
* Rund um die Maquiladoras herrscht eine Ghettoisierung von Wüsten.
* Behauptung, dass Frauen besser für bestimmte Arbeiten geeignet sind als Männer aufgrund ihrer
Ausdauer, Geduld und weil sie weniger widerspenstig sind
* gezielte Anwerbung weiblicher Arbeitskräfte
* männliche Arbeitskräfte müssten mehr bezahlt bekommen
* 90er Jahre: Männer auch zugelassen aufgrund von Arbeitskräftemangel und einer
Gegenarbeit zur Solidarisierung bzw. aufgrund von Gewerkschaftsbildungen von Frauen.
* Durch finanzielle Unabhängigkeit der Frauen wurden die Nachtclubs auf die Bedürfnisse der Frauen
abgestimmt: „Wer arbeitet, darf sich auch amüsieren“.
 Frauen erhielten auch eine sexuelle Unabhängigkeit
* Wenn Frauen in Maquiladoras nicht aufgenommen werden: Prostitution (einige Frauen
prostituieren sich neben der Arbeit)
* Feminisierungs- und Ethnitisierungsaspekt: einem amerikanischen, reichen, weißen Manager steht
eine mexikanische, arme, farbige Frau gegenüber.
Beispiel für feminisierte und ethnisierte Arbeit im Rahmen von Migration
(29. Beschreiben Sie anhand eines Beispiels die Feminisierung und Ethnisierung von
Arbeit im Rahmen von Migration.)
+ Lenz und Hess: Lage der Frauen in Zypern
bestimmte Arbeiten werden feminisiert und ethnisiert
+ Vorstellung, dass Frauen die Verantwortung für die Reproduktion haben und werden daher, falls
sie arbeiten, nur als Zuverdienerinnen gesehen.
 sozialen Dienstleistungssektor oder eher niedrig bezahlte Arbeiten
+ Als Haupternährerinnen sind sie von niedrigen Löhnen und Wohlfahrtsstaatensystem abhängig
+ Flexibilisierte Teilzeitarbeiten gewinnen an Wichtigkeit, um die Kindererziehung mit dem Job
vereinen.
 Frauen geben ihre Hausarbeit an eine bezahlte Hausangestellte ab. Demnach wird die Arbeit
zwischen Frauen umverteilt. Es liegt im Trend eine ausländische Haushälterin einzustellen.
 Die Nachfrage ist so hoch, dass auch Staaten oder Privatfirmen Haushälterinnen vermitteln (z.B.
Sri Lanka) und anwerben (z.B. Zypern).
+ In den Herkunftsländern der Migrantinnen ist oft nicht genug Arbeit vorhanden und daher
wandern sie ins Ausland aus, um mit ihrem dort verdienten Geld die Familie zu unterstützen.
+ Dienstleistungssektor ist günstig für illegale Arbeit (mangelnde Kontrollen)
 Frauen sind leichter zum Ausbeuten
+ Nun aber ist den Migrantinnen aus anderen Staaten der Einstieg in die Haushaltsbranche verwehrt
und sie verbleiben mit der Sexarbeit (z.B. Osteuropa), in der es auch eine ethnisierte
Hierarchisierung gibt. So stehen z.B. die Russinnen an erster Stelle, die Ukrainerinnen an zweiter
usw. Folglich geschieht eine strukturelle Feminisierung bestimmter Arbeiten im Zielland.
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Feminisierte und ethnisierte Arbeit am Beispiel von Weltmarktfabriken
(30. Beschreiben Sie am Beispiel von Weltmarktfabriken die Feminisierung und
Ethnisierung von Arbeit.)
~ Mexiko: Maquediladoras
~ Maquilas: Fabriken, die nur einen Teil eines Produktes herstellen bzw. die halbfertigen
Produkte aus Amerika bekommen, sie fertig stellen und zurückschicken
~ Viele arme MexikanerInnen, vor allem Frauen, reisen an um in den Maquilas Arbeit zu bekommen
~ Amerikanischen Firmen nutzen die Not der MexikanerInnen aus: bis zu 60 Stunden Arbeit pro
Woche arbeiten; keine Gewerkschaften
~ Frauen und Mädchen leben oft ohne Familie in den Städten wo sie arbeiten und gehen
am Wochenende aus um sich von der harten Arbeit abzulenken. Auch Sex spielt dabei eine
große Rolle wobei unehelicher Geschlechtsverkehr in Mexiko nichts Ungewöhnliches und
daher auch nichts Seltenes ist.
 Manager/Chefs der Firmen fordern negativen Schwangerschaftstest bevor sie ein Mädchen
einstellen; monatlich die Regelblutung wird überprüft um eine Schwangerschaft auszuschließen;
Schwangere werden entlassen
~ Bei der Einstellung der Frauen und Mädchen orientieren sich die Manager an der lokalen
Gendervorstellung: Frauen gelten als geduldig, formbar, fingerfertig und nicht widerspenstig
~ Manager versprechen sich ein leichteres Arbeiten mit Frauen und sie müssen weniger bezahlt
werden als Männer
~ Feminisierung der Arbeit in den Maquilas nimmt ab und immer mehr Männer nehmen Stellen in
Maquilas an
~ In den Maquilas steht der reiche, weiße, amerikanische Mann, als Manager, der armen,
farbigen, mexikanischen Frau als Arbeiterin gegenüber, was sowohl den Feminisierungs- als
auch den Ethnisierungsaspekt der Arbeit verdeutlicht.
Beispiel von Calra Freeman: Dichotomie lokal vs. global
(31. Beschreiben Sie anhand des bei Carla Freeman ausgeführten Beispiels die
Auflösung/Infragestellung der Dichotomie lokal (=weiblich) vs. global (=männlich).)
# Carla Freeman stellt die Ankoppelung des Geschlechts an das Lokale in Frage, während das Globale
als geschlechtlos vorgestellt wird.
# Sie dekonstruiert Mythen in folgenden Zusammenhang: Reisen, Migration und Arbeit sind kein
notwendig männlicher Bereich.
# Um die Dichotomie von lokal (=weiblich) und global (=männlich) zu wiederlegen führt sie das
Beispiel der Higglerinnen in der Karibik an. Sie sind vielreisende geschäftstüchtige Frauen, die lange
Reisen in Bussen, Flugzeugen und Booten zurücklegen und Kleider und andere Güter einkaufen um
sie später wieder zu verkaufen (Händlerinnen) bezeichnen
# Wochenendhigglerinnen: als Nebenjob; sie sind nun nicht mehr allein an das Häusliche und das
Lokale gebunden, obwohl sie weiter die Rolle der Mutter und Hausfrau übernehmen, sondern
okkupieren weitere Räume, nämlich das Globale; Frauen schaffen die Weiblichkeit neu, formen sie
mehr oder weniger nach ihren Wünschen und Bedürfnissen und beschränken sie auf keinen Fall
nur auf den lokalen Bereich.
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Fuchs Brigitte, Herta Nöbauer und Patricia Zuckerhut. 1998. Vom Universalismus
zur Differenz. Feminismus und Kulturanthropologie. In: Wernhart, Karl R.und
Werner Zips (Hrsg.). Ethnohistorie. Rekonstruktion und Kulturkritik. Eine
Einführung. Wien: Promedia, pp. 175-194. (Frage 32)
Frauen- und Genderforschung in der US-Kulturanthropologie
Der Trend feministischer Forschungsansätze im deutschsprachigen Raum macht sich erst mit einiger
Verzögerung bemerkbar. Davor richteten sich viele Blicke von Feministinnen in den frühen 1970er
Jahren auf die USA, wo an zahlreichen Universitäten bereits Lehrstühle für woman’s studies
institutionalisiert wurden. Der akademische Feminismus orientierte sich anfangs sehr stark an den
politischen Forderungen der Frauenbewegung.
Feministische „Ethnohistory“
Eleanor Leacock kritisierte die These von Ortner und Rosaldo, wonach durch Oppositionen wie
Natur/Kultur, privat/öffentlich, Frau/Mann Frauen universell unterdrückt seien, da alle
Gesellschaften die Frau der Natur zuordnen. In ihren Studien über die Montagnais-Naskapi war sie
nämlich zum Schluss gekommen, dass sich Geschlechterbeziehungen erst unter dem Einfluss
europäischer Kolonisation von geschlechtsegalitären zu männlich-dominierten Strukturen gewandelt
hatten. Leacocks Forschungen zeigten, dass Geschlecht nicht biologisch ist, sondern ein Produkt der
sozialen Verhältnisse. Die meisten folgenden Studien kamen zum Schluss, dass Modernisierung eher
zur Verminderung des Status der Frau führt, weil gemäß westlichen Vorstellungen in erster Linie die
Männer in Lohnarbeit eingebunden waren.
„Feminist anthropology“ und „study of gender“
Erste Ansätze einer Umorientierung kulturanthropologischer Frauenfoschung in Richtung
feministischer Anthropologie begann mit Gayle Rubin, die erstmals zwischen biologischen (sex) und
sozialem Geschlecht (gender) unterschied. Sie formte die These, dass Frauen und Männer nicht
geboren werden, sondern dass Männlichkeit und Weiblichkeit vielmehr in gesellschaftlichen
Prozessen geformt werden.
Das Matriarchat wurde von Frauenbewegungen nicht nur im 19. sondern auch im 20 Jahrhundert
aufgegriffen, um politische Forderungen „historisch“ zu legitimieren. Die „Bielefelderinnen“ Mies,
Werlhof und Bennholdt-Thomsen betrachteten die sexistische Unterdrückung als erste Ursache aller
anderen Formen von Unterdrückung. (Universalistisches Schema: Frauen, Bauen und Kolonialisierte
sind alle gleichermaßen der Natur zugeordnet)
Universalismuskritik
Woman of Color/ Schwarze Feministinnen lehnen den Universalismus der westlichen
Frauenbewegung und den Essentialismus (Annahme dass Geschlechterunterschiede auf
biologischen/natürlichen Grundlagen beruhen) ab. Sie verwerfen die Annahme, dass alle Menschen
des gleichen Geschlechts jenseits von “Rasse, Kultur und Klasse“ eine homogene Gruppe bilden.
Denn viele Frauen werden nicht nur als Frauen, sondern auch als Angehörige ethnischer
Gruppierungen unterdrückt. Damit rückt die Analyse der Überschneidungen unterschiedlicher
Achsen der Unterdrückung in den Mittelpunkt zahlreicher Studien.
Die Theoretisierung von Differenz
Für die feministische Anthropologie stellt zurzeit die Auseinandersetzung mit mehr als einer Differenz
(„kultureller“ und „geschlechtlicher“) eine Herausforderung dar.
Eine Reihe von Anthropologinnen erkennt die Bedeutung des Poststrukturalismus für ihre Arbeit an.
Sie verwenden Differenz als Mittel zur Sichtbarmachung von Unterschieden und Hierarchien.
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Zusammenfassung
Feministische Kulturanthropologinnen konnten besonders im Rahmen von cross-cultural-Vergleichen
aufzeigen, dass Rolle und Status von Frauen in unterschiedlichen Gesellschaften stark variieren. Dies
machte deutlich, dass die Unterordnung von Frauen keine biologische, sondern eine soziale Tatsache
darstellt- eine Erkenntnis, welche die feministische Theorie für die kritische Neuinterpretation durch
Woman of Color öffnete. Durch eine Neudefinition von „Rasse“ und „Klasse“ in den Begrifflichkeiten
von gender, werden Frauen als handelnde Personen und Akteurinnen der Geschichte sichtbar
gemacht.
Rubin, Gayle. 2006 [1975 eng. Orig.]. Frauentausch. Zur „politischen Ökonomie“ von
Geschlecht. In: Dietze, Gabriele und Sabine Hark (Hg.). Gender kontrovers.
Genealogien und Grenzen einer Kontroverse. Frankfurt am Main: Ulrike Helmer
Verlag, pp. 69-122 (Frage 33)
Eine der einflussreichsten anthropologischen Arbeiten in der feministischen Anthropologie ist jene
von Gayle Rubin: The Traffic in Women (1975) mit folgenden wichtigen Erkenntnissen: (1)
Sex/Gender-Systeme, (2) Sex ist selbst ein soziales Produkt (Sex ist ein Effekt und keine Ursache) und
(3) Heterosexualität ist ein mögliches System.
Dieser Artikel hat in vielen Bereich bis heute Gültigkeit (wurde bereits 1975 geschrieben!). Rubin
unterschied Sex und Gender analytisch, verlangt aber gleichzeitig eine Analyse von Sex-GenderSystemen. Sie spricht von Sex-Gender-Systemen und nicht vom Patriarchat, weil dies schon ein
bestimmtes Sex-Gender-System ist. Wichtig ist ihr eine umfassende Analyse der Bedeutung von
Machtverhältnissen um Geschlecht. Es geht ihr um die Genese der Frauenunterdrückung und sie
sucht nach Antworten für eine sexuell egalitäre Gesellschaft.
Warum glaubt sie, dass man Sex-Gender-Systeme untersuchen muss?
Sie meint Hunger sei Hunger, aber was als Essen oder gutes Essen gesehen wird, wäre von
Gesellschaft zu Gesellschaft verschieden. Sexualität und Zeugung sind nicht nur ein natürlicher
Vorgang sondern in jeder Gesellschaft sozial organisiert und hergestellt. Es gibt immer
gesellschaftliche Vorschriften, wer mit wem Geschlechtsverkehr haben darf, sexuelle Bedürfnisse
und Zeugung sind gesellschaftlich organisiert. So wie Sex zum Beispiel im Westen organisiert ist,
bringt er Zwangsheterosexualität hervor. Aber diese ist nur eine Form von Sex-Gender-Systemen. Sie
bringt einige Beispiele um dies zu erläutern. Unter anderem jenes der Marind-Anim, die auf PNG
leben. Dort heiraten ein Mann und eine Frau, jedoch hat in dieser Gesellschaft die Frau mit allen
Männern des Klans ihres Mannes sexuelle Beziehungen hat. Bei den Nuer wiederum ist nicht das
Geschlecht entscheidend, sondern ob man Mitgift in Form von Vieh bereitstellen kann. Das heißt,
sofern eine Frau Mitgift bereitstellen kann, kann sie auch mit einer Frau verheiratet werden, und
wird dann auch als Vater der Kinder gesehen. Rubin leitet daraus ab, dass wir eine politische
Ökonomie der sexuellen Systeme brauchen. Mit Bezug auf die Formen der Organisationen von
Gesellschaften in Bezug auf Sexualität kommt sie zu dem Schluss, dass Organisation von Sexualität
auf kulturellem Geschlecht beruht. Durch die Sozialisation muss gelernt werden, wer mit wem
Geschlechtsverkehr haben darf und auch dass es zwischen weiblich und männlich Unterschiede gibt.
Nicht überall wird ein männlicher Körper mit Männlichkeit als kulturelles Geschlecht assoziiert.
Wichtig bei Gayle Rubin ist, dass Sexualität ein soziales Produkt ist, ein Effekt, keine Ursache.
Heterosexualität wie wir sie im Westen haben, ist eine Möglichkeit, Sexualität zu organisieren.
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Bacigalupo, Ana Mariella. 2004. The Mapuche man who became a woman shaman:
Selfhood, gender transgression, and competing cultural norms. In: American
Ethnologist 31(3): 440-457. (Frage 34)
Main argument: the text is about Mapuche Marta from southern Chile, who was born male. Due to a
so-called divine gender transformation he got to be a woman shaman 8machi9. Marta s gender
identity has kicked off debates about transvestitism which led to her arrest in conservative Chile.
The text is about Marta from Chile, who was born Bernardo. He soon discovered that he is different
from the other boys and eventually he transformed to a woman shaman named Marta. This so-called
divine gender transformation happened because of his dream about the Virgin Mary and his
possession of his great-grandmother who too was a machi. Machis are Mapuche shamans who give
herbal remedies to their patients in order to heal them. Women machi are generally more powerful
and independent than other Mapuche women.
Marta had lived a very woman-like life before her arrest in 1995. She was accused of murder when a
sick child died whom she had refused to help as she figured the little boy had been too sick for cure
anyways. But before that, she was even married three times and raised an adopted child which she
“got” from a friend. Exchanging kids is very common among Mapuche women.
She has never had an easy life since her transformation. But her arrest made the situation worse and
led to debates about Marta s gender identity and “transvestitism” in general. Marta s then-husband
left her the moment she got arrested. He called her a witch like the Media did. Even the community
she lived with her husband in tried to exclude her. Marta s selfhood, her body and her sexuality has
always been a public secret, discussed behind her back but never to her face. She rather sees the
public and her ex-husband as the “witches” for betraying her and burning her belongings.
Today, Marta is again a woman machi practicing in the community of her new husband named Juan
Carlos. “There will always be people recognizing my power and a man to love me”, she believes.
Yanagisako, Silvia Junko and Jane Fishburne Collier. 1987. Toward a Unified Analysis
of Gender and Kinship. In: Yanagisako, Silvia Junko and Jane Fishburne Collier.
(eds.). Gender and Kinship. Essays Toward a Unified Analysis. Stanford, California:
Stanford University Press, pp. 14-53. (Frage 35)
In ihrem Buch stellen Yanagisako/Collier fest, dass es biologische Unterschiede zwischen den
Geschlechtern gibt. Genauso existieren aber auch Unterschiede innerhalb von einem Geschlecht.
Schließlich fragen sie, ob diese biologischen Geschlechter wirklich die Grundlage für die universellen
sozialen Kategorien „weiblich“ und „männlich“ bilden. Sie werfen der Anthropologie vor, dass
Gender auf einem quasi-natürlichen biologischen Geschlecht aufgebaut wurde, und darüber nicht
mehr reflektiert wurde. Sie kritisieren, dass bei allen Theorien von der Annahme ausgegangen wurde,
dass es die Zweigeschlechtlichkeit gibt und dass diese universell zu den zwei kulturellen
Geschlechtern weiblich und männlich führt.
Viele Untersuchungen von Dichotomien in der feministischen Anthropologie gehen genau von dieser
Annahme aus: Natur/Kultur; Produktion/Reproduktion; häuslich/öffentlich. Dadurch wird als
gegeben angenommen, was eigentlich erforscht werden muss. Viele Forschungen gehen von der
Annahme aus, dass Geschlechtsverkehr, Schwangerschaft und Geburt natürliche Prozesse seien und
nehmen diese quasi-natürlichen Gegebenheiten, die neben Babys auch Gender erzeugen. Wie aber
verstehen andere Gesellschaften das Verhältnis von sex zu gender und Sexualität? Wie konstruieren
sie kulturelle Geschlechter, wenn sie nicht von biologischem Geschlecht als natürliche Grundlage
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ausgehen?
In ihrem Essay plädieren sie für die Analyse der sozialen Gesamtheit, und schlagen eine Drei-SchritteAnnäherung: (1) Erklärung von kulturellen Bedeutungen, (2) Modellkonstruktionen der Beziehung
zwischen Praxis und Ideen, um die Anordnung der Ungleichheiten darzustellen, und (3) historische
Analyse von Kontinuität und Veränderungen.
Mit diesen Fragen lösten Yanagisako und Collier eine Debatte um die Frage aus, wie sich Sex zu
Gender verhält und um den Verbleib des Körpers in der Anthropologie aus. Durch ihren Beitrag
veränderten sie auch die anthropologische Forschung zu Verwandtschaft.
Markom, Christa und Ines Rössl. 2010. Sexuelle Minderheiten in ethnisch
minorisierten Gruppen: Zugehörigkeit, Intersektionalität und Exit. In: Strasser,
Sabine und Elisabeth Holzleithner (Hg.). Multikulturalismus queer gelesen.
Zwangsheirat und gleichgeschlechtliche Ehe in pluralen Gesellschaften.
Frankfurt/New York: Campus, pp. 321-341. (Frage 36)
Es wird die Frage gestellt welche Möglichkeiten der Verortung ethnisch minoisierte lgbtqPersonen im Spannungsfeld zwischen Multikulturalismus und Feminismus/Queer haben, warum es
keine Präsents für dieses Thema gibt und ob diese betroffenen Personen eigene Schutz oder
Identitätsräume brauchen.
Es stellt sich heraus, dass minoisierten lgbtp-Personen in einer schwierigen Situation befinden.
Einerseits sind sie Alttagsrassismus aufgrund ethnische, religiösen, kulturellen
Zugehörigkeit, ausgesetzt, andererseits stehen sie im Spannungsfeld zwischen Distanz und
Identifikation dieser normabweichende Bedürfnisse. Durch bekannt geben ihres
nicht normentsprechenden Gender Befürchtung des Outings und somit Ausschluss aus ihrer
eigenen Community.
Zwischen minorisierten lgbtp-Personen und der majorisierten lgbtp-Gruppe gibt es ebenfalls
Andockschwierigkeiten, weil Rassismus und Exotismus auch in der Mehrheits-lgbtp
Szene präsent und münden mitunter in ethnische Sexualisierungen.
Während den Forschungsarbeiten wurde das Konzept der Intersektionalität als Basis für die
Analyse von Zufluchtsräume verwendet ebenfalls wurde die Frage gestellt wann ein Raum
die Funktion eines Exils erfüllt. Einerseits muss der Raum Schutz bieten und andererseits
muss er Kritik an Heterosexismus und Rassismus ermöglichen. Ein Problem dieser Räume ist
jedoch, dass die Leute markiert werden, die sie in Anspruch nehmen.
In MigrantInneneinrichtungen gibt es kaum Platz für Igbtp-Personen. Igbtp-Einrichtungen
haben hingegen häufig Probleme mit Umgang mit MigrantInnen.
Problem bei MigrantInnenberatungstelle: Fehlendes zeigen von Intersektion von sexueller
Identität und ethischer Zugehörigkeit nach außen, aus dem Grund gehen potentielle
KlientInnen nicht davon aus das ihnen dort geholfen werden kann. In Mehrheits-lgbtpOrganisationen wurden über das Debattieren hinaus, der ethnisch minorisierten lgbtpPersonen, nichts getan. Grund liegt am Fördersystem  knappe Ressourcen und Bedarf einer
Spezialisierung auf ethnisch minorisierte lgbtp-Personen. Von Politik nicht gefördert, da
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diese Angst vor homophobe WählerInnen haben.
Andere Beantwortung
Sexuelle Minderheiten in ethische minorisierten Gruppen: Zugehörigkeit, Intersektionalität
und Exit. Intersektionalität beschreibt die Überschneidung (engl. intersection = Schnittpunkt,
Schnittmenge) von verschiedenen Diskriminierungsformen in einer Person. Intersektionelle
Diskriminierung liege vor, „wenn – beeinflusst durch den Kontext und die Situation – eine
Person aufgrund verschiedener zusammenwirkender Persönlichkeitsmerkmale Opfer von
Diskriminierung wird.“
Diskriminierungsformen wie Rassismus, Sexismus. Handicapism oder Klassismus addieren
sich nicht nur in einer Person, sondern führen zu eigenständigen Diskriminierungserfahrungen.
So wird ein gehbehinderter Obdachloser gegebenenfalls nicht nur als
Obdachloser und als Gehbehinderter diskriminiert, sondern er kann auch die Erfahrung
machen, als gehbehinderter Obdachloser diskriminiert zu werden.
Ein einfaches Beispiel ist auch die Präsidentschaftswahl in den USA. Es scheint logisch,
dass schwarze Männer für Barack Obama stimmen würden, wobei Hillary Clinton eher
Stimmen von weißen Frauen bekommt. Doch wen würden schwarze Frauen oder weiße
Männer wählen? Wer repräsentiert sie am besten?
Das neue Erkenntnisinteresse in der Intersektionalitätsforschung gilt den
Verflechtungszusammenhängen, welche sich durch das Zusammenwirken verschiedener
Diskriminierungsformen ergeben.
Es geht um „sexuelle Minderheiten“ innerhalb von „ethnischen Minderheiten“. Es geht um
„lesbian, gay, bisexual, transgender, questioning“ Persons. Was ist der Grund für ihre
fehlende Präsenz und marginalisierte politische Posititon?
Der Text befasst sich mit dieser Frage und intersektionalen Ansätzen und der Reflexion von
Raum-Soziologie. Des weiteren wurden Interviews mit österreichischen
MigrantInneneinrichtungen geführt.
Im Spannungsfeld von Selbstverortung und Fremdwahrnehmung
Zu lgbtq-Personen mit türkischen Migrationshintergrund gibt es nicht viel Literatur. Z.B.
werden gleichgeschlechtliche Sexualität in türkischen Communitys tabuisiert. Es droht der
Ausschluss. Rassismus und Heteronormativität(= Intersektionalität) greifen hier
ineinander: Marginalisierung von ethnischen minorisierten lgbtq-Personen.
Das Konzept der Intersektionalität als Basis für die Analyse von Zufluchtsräumen
Das Gesellschaftssystem wird entlang bestimmter Unterdrückungssysteme (Patriarchat,
Klassengesellschaft, Rassismus, Heterosexismus u.s.w.) analysiert. Also diskriminierte
Gruppen (Bsp.: arbeitende Frauen) werden dem dominierenden Gruppen (Patriachat,
Kapitalismus) gegenübergestellt und identifiziert. Das Konzept der Intersektionalität soll
helfen „betroffenen Individuen“ zu zeigen und gesellschaftliche Strukturen und
Unterdrückungssysteme zu begreifen.
Z.B. brauchen ethnisch minorisierte lgtbq- Personen, die dem Rassismus der
Mehrheitsgesellschaft und dem Heterosexismus der eigenen Gruppe ausgesetzt sind
Zufluchtsräume, die frei von Diskriminierung sind. Wie ist dieses vorübergehende Exil
aber möglich? Die Räume müssen Schutz bieten und Kritik am Heterosexismus und am
Rassismus zulassen.
Institutionalisierte Räume für ethnisch minorisierte lgbtq-Personen
Es gibt in Österreich sowohl für ethnisch minorisierte Personen als auch für lgbtq-Personen,
entsprechende Einrichtungen und NGO´s. Die einen sozialen und politischen Raum zur Verfügung
stellen. Aufgabenbereich: Beratung, Unterstützung, politischer Aktivismus.
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Dass es in MigrantInneneinrichtungen kaum Platz für lgbtq-Personen gibt und in lgbtqEinrichtungen häufig Probleme im Umgang mit MigrantInnen auftreten, wurde in allen
Interviews besprochen. Daher haben sexuell UND ethnisch minorisierte Menschen keinen
Raum. In MigrantInneneinrichtungen wird zu wenig auf das Problem der sexuell und ethnisch
minorisierten Menschen eingegangen.
„Vienna Mix“ als Raum für multiple Zugehörigkeit
Vienna Mix war die Organisation die die Lücke schließen sollte. Mit ihrer Initiative wollten die
GründerInnen von VieannMix das gesellschaftliche Tabu der schwulen und lesbischen
Immigrantinnen brechen. „Vienna Mix entstand von und für LesBiSchwule und TransGender
MigrantInnen aus Lateinamerika, Asien, Afrika, Osteuropa, den ehemaligen Jugoslawischen
Staaten, der Türkei, Kurdistan und aus dem gesamten islamischen Raum.“ Dieser Verein
war offen für alle Intersektionen von Identitätsachsen ( eine Person ist sowohl betroffen von
Rassismus, Heterosexismus, Patriachat…). Vienna Mix konnte sich jedoch nicht etablieren.
Die Notwendigkeit von spezialisierten Räumen und mögliche Schwierigkeiten
Ethnisch minorisierte lgbtq-Personen brauchen Zufluchtsräume, in denen sie frei von Diskriminierung
sind. Es verwundert, dass es in Wien keinen Raum der Zugehörigkeit und des Schutzes für ethnisch
minorisierte lgbtq-Personen gibt. „Es ist wirklich angenehm, irgendwo hin gehen zu können, wo du
die Worte lesbisch oder schwul und Muslimin in einem Satz verwenden kannst, ohne dass dir sofort
jemand an die Gurgel springt.“
Räume abseits der institutionalisierten Anlaufstellen, Lokale, Clubbings und Internet. Diese Räume
sind nicht unbedingt eine Option für jene Personen, die sich den Zutritt zu „trendigen“ Orten leisten
können.
CONCLUSIO
Ethnisch minorisierte lgbtq-Personen sind sowohl dem Rassismus der Mehrheitsgesellschaft
als auch dem in dieser und in minorisierten Gruppen wirksamen Heterosexismus ausgesetzt.
Sie brauchen daher ZUFLUCHTSRÄUME, in denen sie frei von damit einhergehenden
Diskriminierungen sind. In MigrantInnen und lgbtq-Organisationen kann Zugehörigkeit kaum
hierarchiefrei aktualisiert werden, weil ethnisch minorisierte lgbtq-Personen als „abweichend“
markiert sind.
Freeman, Carla. 2001. Is Local: Global as Feminine: Masculine? Rethinking the
Gender of Globalization. In: Signs 26 (4), Globalization and Gender: 1007-1037.
(Frage 37)
Freeman fiel die Unterscheidung von Makrotheorien und -analysen auf, welche Geschichte,
Strukturen und die Expansion der ökonomischen Globalisierung enthielten, und Mikroanalysen, die
die Einführung von Frauen und „Dritte-Welt-Ländern“ in die Weltwirtschaft behandelten. Daraus
folgerte sie, dass soziale und (wohl kleinere) ökonomische Prozesse mit Gender und Makrostrukturen
mit Maskulinität verbunden wurde bzw. wird. Sie stellt die Frage, ob global zu maskulin ist, wie lokal
zu feminin.
Als Beispiel nimmt Freeman die Higgler (die ich der Einfachheit wegen auch im Deutschen so
benenne) in der Karibik. Sie will zeigen, wie Akteurinnen in die Prozesse eingebunden sind, die
zentral für die Globalisierung sind, und auch, wie sie sich auf Frauen, Männer, Klassen, Ethnien etc.
auswirken. Sie kritisiert die Sicht, das Globale „beinhalte“ das Lokale, ohne die Definitionsmacht der
Globalisierung auszuklammern. Die Erwerbstätigkeit von Frauen dient zwar auch der familiären
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Subsistenz, jedoch ermöglicht es ihnen bis zu einem gewissen Grad, das verdiente Geld für sich zu
verwenden.
Die Higgler (engl. „fahrende Händler“) sind Käufer und Verkäufer im informellen Sektor und haben in
der Karibik eine lange Tradition. Das Reisen und Geschäft ist für sie charakteristisch und sie spiel(t)en
auch im Informationsaustausch eine wichtige Rolle. Tausende von Frauen arbeiten in der Karibik in
Firmen, die Dankeskarten und Produktivitätspreise in Form von Fluggutscheinen von USFluggesellschaften verteilen. Das ermöglicht vielen Frauen, zum ersten Mal zu Reisen und ermöglicht
„transnationales higglering“. In Verbindung mit dem informellen Handel (der nebenbei bemerkt
fatale Folgen für lokale Geschäftsmänner und -frauen hat) werden die Higgler also zu „Agenten der
Globalisierung“. Diese Prozesse verleihen ihnen Mobilität und verändern traditionelle Frauenbilder
und -rollen.
Also sollte man mehr die Modi der Globalisierung und nicht so sehr auf ihre Effekte untersuchen.
Lokale AkteurInnen reagieren auf die Prozesse des globalen Kapitalismus und verändern ihn bzw. sie
(die Prozesse). Laut Freeman sind Makroth.
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