Protokoll zum Anfängerpraktikum Geometrische Optik, optische Abbildungen und Aberrationen Gruppe 2, Team 5 Sebastian Korff Frerich Max 15.05.06 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung -3- 2. Versuchsdurchführung -4- 2.1 Brennweitenbestimmung -4- 2.1.1 Chromatische Aberration -5- 2.1.1.1 Grundlagen -5- 2.1.1.2 Durchführung -6- 2.1.2 Sphärische Aberration -7- 2.1.2.1 Grundlagen -7- 2.1.2.2 Durchführung -8- 2.1.3 Schärfentiefe -9- 2.1.3.1 Grundlagen -9- 2.1.3.2 Durchführung -10- 2.2 Sehwinkelvergrößerung durch eine Lupe -11- 2.2.1 Grundlagen -11- 2.2.2 Durchführung -12- 2.3 Sehwinkelvergrößerung durch ein Fernrohr -13- 2.3.1 Grundlagen -13- 2.3.2 Durchführung -14- 3. Beantwortung der Fragen -16- Literaturverzeichnis Anhang 2 1. Einleitung In der geometrischen Optik wird das Licht als aus Lichtstrahlen zusammengesetzt betrachtet. Eine Lichtquelle sendet Lichtstrahlen aus, welche dann reflektiert, gebrochen oder aufgespalten werden. Die Strahlenoptik bildet die Grundlage für die Berechnung der Abbildungseigenschaften von Brillen, Linsen und optischen Geräten wie Mikroskopen und Teleskopen. Auch das Raytracing-Verfahren in der 3D-Computergrafik beruht auf der geometrischen Optik. Effekte, die von der geometrischen Optik nicht beschrieben werden können, sind insbesondere Beugung (welche die maximale Auflösung optischer Instrumente bestimmt) und Interferenz. Einfache Formen der optischen Abbildung finden sich bereits in der freien Natur: So nehmen Lichtflecken, die unter einem löchrigen Blätterdach am Boden sichtbar sind, nicht die Form der Löcher, sondern die der Lichtquelle an. D. h. bei Sonnenschein sind sie rund. Diese Beobachtung führt in einer ersten Abstraktion zur Entwicklung der Camera Obscura: In einem abgedunkelten Raum, dessen eine Wand ein kleines Loch hat, wird auf der Rückseite eine Abbildung der äußeren Realität erzeugt. Das Bild, das in der Camera Obscura erzeugt wird, ist umso heller, je größer das Loch ist. Allerdings nimmt mit der Größe des Lochs auch die Schärfe des Bildes ab. Dieses Dilemma lässt sich durch Bündelung des Lichts mittels einer Sammellinse auflösen. Jede Sammellinse hat einen Fokus (Brennpunkt), in dem das Licht einer "unendlich weit entfernten, punktförmigen Lichtquelle" wieder zu einem Punkt vereinigt wird. Eine flächige Lichtquelle wird wiederum zu einem Bild derselben vereinigt (natürlich in der Brennebene, da der Brennpunkt ja ohne Ausdehnung ist und somit kein ausgedehntes Bild aufnehmen kann). Nach der GAUß’schen Linsengleichung gilt: (1) 1 1 1 = + f b g , wobei hierbei f der Brennweite, b der Bildweite und g der Gegenstandsweite entspricht. Nach der Linsenmachergleichung gilt für die Brennweite f (2) ⎛ 1 1 1 = (n − 1)⎜⎜ − f ⎝ R1 R 2 ⎞ ⎟⎟ ⎠ 3 ,wobei n die Brechzahl des Linsenglases ist und R1 und R 2 die Krümmungsradien der linken bzw. rechten Linsenoberfläche. Für die Bestimmung der Brennweite einer nicht bekannten Linse verwendet man die BESSEL-Methode, benannt nach FRIEDRICH WILHELM BESSEL (1784-1846). Dazu verwendet man eine Optische Bank der festen Basislänge e , an deren einen Ende in unserem Fall das Messdia mit Lichtquelle und an deren anderen Ende im Allgemeinen ein Schirm, aber in unserem Fall eine CCD-Kamera, angebracht sind. Gilt e > 4 f , so gibt es genau zwei Linseneinstellung, sodass die Linse ein scharfes Bild auf dem Schirm erzeugt. Daraus erhält man die Abstandsdifferenz d der beiden Positionen aus der dann die Brennweite wie folgt berechnet werden kann: (3) f = 1⎛ d ² ⎞ e² − d ² ⎜e − ⎟ = 4⎝ e ⎠ 4e Gegenüber der einfachen Berechnung aus Bild- und Gegenstandsweite mittels der Linsengleichung hat das Bessel-Verfahren den Vorteil, dass etwa bei dicken Linsen oder Linsensystemen die Lage der Hauptebenen nicht bekannt sein muss. Ein weiteres Messverfahren, das auch noch diese liefert, ist das ABBE-Verfahren. 2. Versuchsdurchführung 2.1 Brennweitenbestimmung Es soll die Brennweite f einer Linse bestimmt werden. Auf einer optischen Bank ist eine Halogenlampe HL und eine CCD Kamera im Abstand e0 = (1293 ± 1) mm positioniert. Inklusive der Apparatekonstante a = 1,3 mm , die den Abstand von Kamera Target zum Kamera Gehäuse angibt, ergibt sich e = (1294,3 ± 1) mm . Abb.A: Versuchsanordnung zur Brennweitenbestimmung. HL: Halogenlampe, K: Kondensor, MS: Mattscheibe, B1 : Irisblende, F: Interferenzfilter, G: Messdia, B: Blende vor Linse L, R: Graufilterrad, S: Rohr zur Streulichtminimierung, T: Kamera-Target, a: Apparatekonstante, e: Abstand Messdia / Kamera-Target. Strichpunktierte Linie: optische Achse. 4 Eine Halogenlampe HL streut Licht ab, welches durch die Mattscheibe eine gleichmäßige und diffuse Ausleuchtung des Dias erreicht. Die Irisblende B1 minimiert das Streulicht. Vor dem Messdia G befindet sich ein Interferenzfilter F, der nur eine bestimmte Wellenlänge durchlässt. Es werden nun die zwei Positionen der Linse L bestimmt, bei der das Bild auf dem Monitor scharf abgebildet ist. Bei einer Ablesegenauigkeit der Skala auf der optischen Bank von ± 1 mm ergibt sich für die Differenz d der beiden Positionen d = (368 ± 1) mm . Damit erhält man nach Gleichung (3) für die Brennweite: f = (322,54 ± 0,31) mm 2.1.1 Chromatische Abberation 2.1.1.1 Grundlagen Der Brechungsindex n jeden Materials variiert mit der Wellenlänge λ des einfallenden Lichts. Folglich ist die Brennweite f auch von der Wellenlänge λ abhängig, so dass Licht verschiedener Wellenlänge in verschiedenen Punkten fokussiert wird. Diese Abhängigkeit nennt man „Dispersion“. Es werden an Kanten des Bildmotivs so genannte Farbsäume sichtbar, die in aller Regel störend wirken. Es gilt für die Brennweite: (4) f (λ ) = R ⋅R 1 ⋅ 1 2 n(λ ) − 1 R 2 − R1 ,wobei R die Krümmungsradien der linken und rechten Linsenoberfläche ist. Die Brechungsindizes n(λ ) werden mittels eines Polynoms für BK-7 Glas aus dem Skript berechnet. 1 Abb.1: chromatische Aberration 1 http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Chromatische_Aberration.png (17.05.05) 5 Chromatische Aberration (vom griechischen „chroma“: Farbe) kann durch zwei verkittete Linsen, die ein achromatisches Doppel bzw. einen Achromaten bilden, reduziert werden. Die Brechungsindizes der beiden Linsen werden dabei derart gewählt, dass sie sich bei zwei Wellenlängen (Rot und Blau) einander kompensieren. Erstmals gelang dies durch den Einsatz von Flint- bzw. Kronglas. Abb.2: chromatische Zweilinser mit achromatischer Dopplung 2 Eine Fortentwicklung stellen so genannte „apochromatisch korrigierte Linsen“ oder „Apochromaten“ dar. In der klassischen Ausführung werden die Linsensysteme so berechnet, dass die Bilder bei drei Wellenlängen (Rot, Grün, Blau) möglichst genau übereinstimmen, wodurch die Farbfehler auch bei allen anderen Wellenlängen des sichtbaren Lichts minimiert werden. 2.1.1.2 Durchführung Mit dem gleichen Aufbau wie in 2.1 soll nun die Brennweite f mittels BESSEL- Verfahren der gleichen Linse wie in 2.1 bestimmt werden. Dabei werden zusätzlich hintereinander 7 Interferenzfilter F vor dem Messdia G in den Strahlengang eingebracht, die nur Licht einer bestimmten Wellenlänge λ passieren lassen. Die Brennweite f wird nun über der Wellenlänge λ aufgetragen: 330 320 310 2 http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Achromat.png (17.05.05) f / mm 300 6 290 280 Wellenlänge Brennweite Größtfehler λ / nm f / mm 405,2 451,6 529,6 543,8 577,2 667,6 693,2 Brennweite f Δf / mm 322,44 322,49 322,54 322,55 322,56 322,59 322,60 0,32 0,31 0,31 0,30 0,30 0,30 0,30 Abb.3: Dispersionskurve in Abhängigkeit der Wellenlänge λ mit Fit nach Gleichung (4) Für den Nicht-linearen Fit durch die Messwerte benutzen wir die nach f umgeformte Gleichung (2) bzw. (4). Der Krümmungsradius R 2 ist dabei unendlich groß und R1 der zu bestimmende Fit-Parameter. Damit ergibt sich: ⎛ 1 ⎛ 1 ⎞ 1⎞ 1 = (n(λ ) − 1)⎜⎜ − ⎟⎟ ≈ (n(λ ) − 1)⎜⎜ − 0 ⎟⎟ f (λ ) ⎝ R1 ∞ ⎠ ⎝ R1 ⎠ 1 ⇔ f (λ ) ≈ ⋅ R1 n(λ ) − 1 Wir erhalten somit für den konvexen Krümmungsradius R1 der plankonvexen Linse mit Hilfe von ORIGIN: R1 = (166,76 ± 0,79) mm 2.1.2 Sphärische Abberation 2.1.2.1 Grundlagen Sphärische Aberration manifestiert sich bei Lichtstrahlen, die nahe am Rand der Optik einfallen. Diese Lichtstrahlen werden in einer anderen Entfernung fokussiert als mittig einfallende Lichtstrahlen; die Folge ist ein leicht verschwommenes Bild. Das heißt achsenferne Parallelstrahlen (im Gaußschen Raum, d. h. in ca. 5° um die optische Achse) werden stärker gebrochen als achsennahe Parallelstrahlen: es entsteht der so genannte Kugelgestaltsfehler. Sphärische Aberration kann in optischen Systemen, die aus mehreren Linsen bestehen, oft durch eine geeignete Kombination mehrerer Linsenoberflächen reduziert werden. Es ergibt sich für die Brennweite f in Abhängigkeit des Abstands h (Abstand zur optischen Achse): (5) f ( h) ≈ f 0 − k ⋅ h ² 7 3 Abb.4: sphärische Aberration 2.1.2.2 Durchführung Bei gleichem Versuchsaufbau mit festen Interferenzfilter F ( λ = 529,6 nm ) werden 5 Kreisringblenden verschiedener mittlerer Radien r vor der Linse in den Strahlengang eingebracht. Es soll nun die Brennweite f mittels BESSEL-Verfahren in Abhängigkeit des Radius-Quadrats r 2 bestimmt werden. Mittlerer Radius 322,54 322,53 r / mm r ² / mm² f / mm 322,52 6,5 11,5 16,5 26,5 21,5 322,51 322,50 322,49 Brennweite 42,25 132,25 272,25 702,25 462,25 Größtfehler Δf / mm f / mm 322,54 322,53 322,52 322,48 322,50 0,25 0,31 0,31 0,31 0,31 322,48 0 100 200 300 400 2 500 600 700 2 r / mm Abb.5: Brennweite f in Abhängigkeit des Quadrats des mittleren Kreisradius’ r Mit dem Linear-Fit aus ORIGIN ergibt sich gemäß Gleichung (5) f (h) ≈ f 0 − k ⋅ h² = (322,54 ± 0,01) mm − (9,07 ± 0,27) ⋅ 10 −5 ⋅ h 2 Die Proportionalität ist offensichtlich in dem Graphen zu erkennen. Die Brennweite f 0 im paraxialen Bereich ist somit f 0 = (322,54 ± 0,01) mm . 2.1.3 Schärfentiefe 3 http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Sphaerische_Aberration.png (17.05.06) 8 2.1.3.1 Grundlagen Der als Schärfentiefe (auch als Abbildungstiefe, umgangssprachlich oft auch als Tiefenschärfe) bezeichnete Schärfebereich ist die Ausdehnung des scharf abgebildeten Bereichs entlang der optischen Achse eines optischen Systems. Als scharf empfindet ein Betrachter ein Bild dann, wenn es seinen normalen Sehgewohnheiten entspricht. Linien und Kanten des Bildinhaltes haben klare Grenzen. In der geometrischen Optik kann streng genommen ein völlig scharfes Bild auf der Bildebene nur von einer einzigen Gegenstandsebene erzielt werden. Nur von dieser einzigen Gegenstandsebene werden sämtliche Punkte als Bildpunkte (ein Punkt hat genau genommen keine Ausdehnung) wiedergegeben. Alle anderen Punkte, die sich in näher oder weiter liegenden Ebenen befinden, erscheinen nicht mehr als Punkte, sondern als Scheibchen, so genannte Zerstreuungskreise oder Unschärfekreise (Z). Sie entstehen, weil die vom Objektiv auf den Film fallenden Lichtkörper Kegel sind; gerät die Kegelspitze hinter den Film, weil nicht genau auf diesen Punkt fokussiert ist, wird die Spitze abgeschnitten, endet die Kegelspitze vor der Filmebene, werden die Oberflächenlinien des Kegels dorthin verlängert (analog Spiegelbild des Kegels) und es entsteht ebenso ein Zerstreungskreis auf dem Film. Alle optischen Abbildungen sind durch Beugung begrenzt, so dass ein einzelner Punkt niemals auf einen Punkt, sondern nur auf ein Beugungsscheibchen (oder Airyscheibchen) abgebildet werden kann. Die Trennschärfe zweier benachbarter Beugungsscheibchen definiert analog zum fotografischen Film einen maximal zulässigen Zerstreuungskreis. Nach dem Rayleigh-Kriterium muss die Intensität zwischen zwei benachbarten Bildpunkten um 20% abfallen, um als scharf zu gelten. Die Größe des Beugungsscheibchens ist abhängig von der Wellenlänge des Lichts. Für die Schärfentiefe-Bereich Δb gilt nach den Strahlensätzen: D d 2 = 2 ⇔ Δb = b ⋅ d D b Δb mit M = 1 − Δb = b für die transversale Vergrößerung einer Linse ergibt sich f d ⋅ (1 − M ) ⋅ f D Für den Durchmesser d eines scharfen Bildes gilt d < (6) Δb = f (1 − M ) D⋅m 1 . Es folgt: m (Frage 4) 9 Dabei ist f die Brennweite, D der Linsendurchmesser und m die aufgezeichnete Linienpaare. Abb.5.1: Abbildung zur Verdeutlichung der Schärfentiefe 2.1.3.2 Durchführung Es soll nun die Schärfentiefe der verwendeten Linse gemessen werden. Dazu werden 6 Lochblenden mit dem Durchmesser D vor der Linse in den Strahlengang eingebracht. Außerdem wird wiederum der feste Interferenzfilter F ( λ = 529,6 nm ) verwendet. Durch Verschieben der CCD-Kamera entlang der optischen Achse messen wir den Bereich 2Δb , in der das Bild des Messdias G auf dem Monitor noch scharf abgebildet wird und tragen die Messwerte über dem Kehrwert des BlendenDurchmessers auf: 50 45 40 2Δb / mm 35 BlendenDurchmesser 2Δb / mm D / mm ± 1mm 10 15 20 25 30 35 30 25 20 15 10 49 24 17 12 12 14 5 0 0,02 0,03 0,04 0,05 0,06 -1 0,07 0,08 0,09 0,10 0,11 -1 D / mm Abb.6: 2-facher Schärfebereich der Linse aufgetragen über dem Kehrwert des Blendendurchmessers D 10 Der aus Gleichung (6) vermutete antiproportionale Zusammenhang dieser beiden Größen Δb ~ 1 hat sich somit in etwa bestätigt, obwohl die Messabweichungen im D unteren Bereich von D −1 relativ groß sind. 2.2 Sehwinkelvergrößerung durch eine Lupe 2.2.1 Grundlagen Eine Lupe, auch Brennglas genannt, ist eine Konvexlinse kleiner Brennweite, bei der sich der abzubildende Gegenstand innerhalb der Brennweite f befindet. Sie erzeugt ein aufrechtes virtuelles Bild. Der Name Brennglas rührt von der Eigenschaft her, Sonnenstrahlen so in einem Punkt zu bündeln, dass die Zündtemperatur von Papier, Holz, o.ä. im Brennpunkt überschritten wird. Mit einer Lupe kann man sich einem Gegenstand stärker nähern und ihn so größer sehen, als es die Augen-Akkommodation ohne Linse zuließe. Als Brille benutzt, gleicht sie Fehlsichtigkeit, wie Weit- oder Kurzsichtigkeit aus. Um die Vergrößerungsleistung einer Lupe abzuschätzen, wählt man den Nahpunkt des Auges (deutliche Sehweite) d = 250 mm als Bezugsgröße. Ein Gegenstand mit der Höhe h0 erscheint in dieser Entfernung unter dem Winkel (7) ⎛ h0 ⎞ ⎛ h0 ⎞ ⎟≈⎜ ⎟ ⎝d ⎠ ⎝d ⎠ α 0 = arctan⎜ h1 h0 4 Abb.7: schematische Darstellung der Vergrößerung durch eine Lupe Das Auge ist ohne Lupe entspannt, wenn es auf große Entfernung akkomodiert. Das ist der Fall für eine große Bildweite S 2 . Sie nimmt zu, wenn sich die Gegenstandsweite S 1 dem Brennpunkt F der Lupe nähert (siehe Abb. 7). 4 http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Virtuelles_Bild.png (17.05.06) 11 Im Grenzfall S 1 = f erscheint das vergrößerte Bild unter dem Winkel (8) ⎛ h1 ⎞ h1 ⎟⎟ ≈ . f ⎝ ⎠ f α 1 = arctan⎜⎜ Für die Vergrößerung M der Lupe gilt damit das Verhältnis der beiden Sehwinkel: h0 (9) α d M≈ 1 = d = α 0 h0 f f 2.2.2 Durchführung Wir bestimmen mittels BESSEL-Verfahren die Brennweite der Lupe. Für die Differenz d der beiden Positionen wurde der Wert d = (104,9 ± 1) mm bestimmt. Man erhält mit e = (1383,0 ± 1) mm nach Gleichung (3) für die Brennweite: f = (181,51 ± 0,31) mm Für die Sehwinkelvergrößerung im Nahbereich des Auges ( d = 250mm ) ergibt sich nach Gleichung (9) somit: M≈ 250 mm = 1,37 ± 0,02 f Nun sollte die Sehwinkelvergrößerung M experimentell bestimmt werden. Dazu wurde mit dem Auge die Höhe h0 von 1 cm auf einem ca. 25 cm entfernten Zollstock bestimmt. Es ergibt sich für den Sehwinkel α 0 ohne Lupe: α0 ≈ h0 1,5cm = = 0,06 d 25cm Für den Sehwinkel α 1 mit Lupe wird nun der gleiche Zollstock durch die Linse auf dem 64 cm entfernten Schirm betrachtet und die Höhe h1 des betrachteten Zentimeters bestimmt. Es ergibt sich für den Sehwinkel: α1 ≈ h1 5,8 cm = ≈ 0,09 d 64 cm Experimentell ergibt sich somit eine Vergrößerung M≈ α1 = 1,5 . α0 Trotz des vermutlich sehr großen Fehlers bei dieser Methode, haben wir trotzdem ein vergleichbares Ergebnis erzielt. Eine Fehlerrechnung macht bei diesem Versuch 12 jedoch wenig Sinn, da der Messfehler relativ groß ist und nur sehr schwer abschätzbar ist. Insgesamt kann man also sagen, dass diese Methode für signifikante Ergebnisse eher nicht geeignet ist. 2.3 Sehwinkelvergrößerung durch eine Fernrohr 2.3.1 Grundlagen Ein Fernrohr ist ein optisches afokales Linsensystem, mit dem man entfernte Gegenstände unter einem größeren Sehwinkel als mit dem bloßen Auge und dadurch scheinbar näher sieht. Als „afokal“ bezeichnet man ein Linsensystem, dessen Systembrennweite im Unendlichen liegt, d.h. parallel eintreffende Strahlenbündel werden zwar innerhalb des Systems konvergent bzw. divergent gebrochen, weitere Linsen im Strahlengang bewirken jedoch, dass das Licht wieder parallel gerichtet austritt. Astronomische Teleskope sind meist nicht afokal, sondern nur dann, wenn sie für die Betrachtung der Objekte mit dem Auge mit einem Okular ausgestattet sind. Allgemein benutzte man in der Astronomie früher bevorzugt Linsenfernrohre, auch als Refraktoren bezeichnet, während in neuerer Zeit alle größeren Teleskope Spiegelteleskope, also Reflektoren, sind. Die Funktionsweise wird hier am Beispiel eines KEPLER'schen Fernrohrs erklärt (siehe Abb. 8): Das Objektiv (1) erzeugt von einem weit entfernten Objekt (4) ein reelles, umgekehrtes Zwischenbild (5). Dieses wird durch das Okular (2), das wie eine Lupe wirkt, betrachtet. Dem Auge (3) erscheint daher ein vergrößertes, virtuelles Bild (6) in großer Entfernung (parallele gestrichelte Strahlen). Da das Bild umgekehrt ist, wird es bei terrestrischen Fernrohren mit Hilfe von Umkehrprismen oder einer Zwischenlinse zwischen Objektiv und Okular aufgerichtet. 13 5 Abb.8: schematische Darstellung der Vergrößerung durch eine Fernrohr Die Vergrößerung M eines Fernrohrs ist durch das Verhältnis der Brennweiten f 1 und f 2 von Objektiv und Okular gegeben. Das heißt, ein Fernrohr mit auswechselbaren Okularen, wie es in der Astronomie üblich ist, hat keine feste Vergrößerung; je kürzer die Brennweite des verwendeten Okulars ist, desto stärker ist die resultierende Vergrößerung. Wegen verschiedener Störgrößen, wie z.B. Beugung und Luftunruhe ist eine übertrieben starke Vergrößerung jedoch sinnlos. Analog zum Verhältnis der Sehwinkel α bei der Lupe ergibt sich für das Fernrohr: h0 − f2 α f M≈ 1 = =− 1 h0 α0 f2 (10) (Frage 5) f1 2.3.2 Durchführung Durch das Verhältnis der beiden Linsen f 1 = (1000 ± 10) mm und f 2 = (100 ± 1) mm des verwendeten Fernrohrs ergibt sich für die Sehwinkelvergrößerung nach Gleichung (10): M ≈− f1 1000 mm =− = −10,00 ± 0,14 100 mm f2 Wir betrachten nun die Halterung einer Antenne auf dem Dach gegenüber des Labors und bestimmen analog zu 2.2.2 die Höhe h0 ohne Blick und h1 mit Blick durch das Fernrohr auf der 523 cm entfernten Fensterscheibe. Daraus ergeben sich wiederum die beiden Sehwinkel ohne und mit Fernrohr: α0 ≈ 5 h0 3,8 cm = = 0,0073 d 523 cm http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Telescope-schematic.png (17.05.06) 14 α1 ≈ h1 40,7 cm = ≈ 0,0778 523 cm d Daraus erhalten wir eine experimentell bestimmte Sehwinkelvergrößerung von M≈ α 1 0,077 = = 11 α 0 0,007 Auch hier erhalten wir ein ähnliches Ergebnis wie in 2.2.2. Obwohl wir einen großen Fehler in der Abschätzung erwarten, ist das Ergebnis ungefähr das Gleiche. Auch diese Methode ist nicht für signifikante Ergebnisse zu gebrauchen. 15 3. Beantwortung der Fragen Frage 1: Für die Brennweite einer plankonvexen Linse aus Glas ( n = 1,5 ), deren sphärische Fläche einen Krümmungsradius von R = 100 mm hat ergibt sich nach Gleichung (2): ⎛ 1 ⎛ 1 1 1 ⎞ 1⎞ ⎟⎟ = 0,5⎜⎜ = (n − 1)⎜⎜ − − ⎟⎟ → f ≈ 200 mm f ⎝ 100 mm ∞ ⎠ ⎝ R1 R 2 ⎠ Es spielt dabei keine Rolle, ob die plane Linsenoberfläche rechts oder links liegt. Es ändert sich lediglich das Vorzeichen. Damit ist jeodch der Betrag der Brennweite in beiden Fällen gleich. ⎛ b⎞ b Frage 2: negative transversale Vergrößerung: − M = −⎜⎜1 − ⎟⎟ = 1 + f ⎠ f ⎝ Damit entspricht ein „negativ transversal vergrößertes“ Bild dem „normalen“ Bild. Es sind lediglich die Seiten von Gegenstand und Bild vertauscht. Frage 3: Wie wir in der Durchführung gesehen haben, erscheinen spektralfarbige Ränder am Außenrand des Bildes. Siehe auch 2.1.1.1 Frage 4: siehe 2.1.3.1 Frage 5: siehe 2.3.1 16 Literaturverzeichnis Breuer, Hans, dtv-Atlas Physik, 6. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG München, September 2005 Helmers, Dr. Heinz, Skript zum Anfängerpraktikum Physik II, CvO Universität Oldenburg, Institut für Physik, April 2006 17 Anhang 18