Soziale Phobie Geschrieben von: Administrator Donnerstag, den 25. Februar 2010 um 18:31 Uhr - Soziale Phobie Eckdaten: Subtypen DSM IV: generalisierte soziale Phobie und spezifische soziale Phobie Lebenszeitprävalenz 13 %; dritthäufigste psych. Störung nach Alkohol und Depression, Frauen 1,5x häufiger. Beginn Pubertät (generalisiert), junges Erwachsenenalter (spezifisch). Lebenszeitkomorbidität 80%: Angst, Depression + Substanzmissbrauch oft als Folge. DD: vermeidend-selbstunsichere PS bei 80% der generalisierten Sozialphobiker, d.h. große Überlappung. Bei beiden Diagnosen früher Beginn, chronischer Verlauf, starke Beeinträchtigungen und hohe Komorbidität mit anderen Störungen (v.a. Depression). Vermeidend-selbstunsichere PS diagnostizieren bei hoher Generalisierung, auch soz. Beziehungen betreffend und starkem neg. Selbstwertgefühl. 1/5 Soziale Phobie Geschrieben von: Administrator Donnerstag, den 25. Februar 2010 um 18:31 Uhr - DD: Rückzugsverhalten innerhalb einer depressiven Phase, Panik: worauf beziehen sich die Befürchtungen?, GAS: breites Spektrum, körperdysmorphe Störung, psychotische Störung, Substanzmissbrauch (soziale Angst wegen Trinken), organische Angstursachen. Fragebögen: SPAI (Social Phobia and Anxiety Inventory), SPS (Soziale Phobie-Skala) und SIAS (Soziale Interaktions-Angst-Skala) Besonderheit: Trotz häufiger Exposition im Alltag keine Habituation Ätiologie Kognitives Modell von Clark & Wells: - kognitive Repräsentation des Selbst: bildhafte Vorstellung des Sozialphobikers, wie Andere ihn sehen, entsprechend den negativen Erwartungen verzerrt Aufrechterhaltende Faktoren: 2/5 Soziale Phobie Geschrieben von: Administrator Donnerstag, den 25. Februar 2010 um 18:31 Uhr - - erhöhte Selbstaufmerksamkeit: intensive Selbstbeobachtung + Fehlattribution von Angstsymptomen als Beweis negativer Bewertungen durch Andere („dass ich aufgeregt bin, beweist, dass Andere mein Verhalten peinlich finden“ = emotionale Beweisführung) - Sicherheitsverhalten: kognitive und Verhaltensstrategien zur Reduktion von Angst und negativer Bewertung => verhindert Widerlegung unrealistischer Bewertungen + Habituation und hat oft gegenteiligen Effekt (z.B. kühles Getränk => mehr Schwitzen). Bsp.: übermäßige Vorbereitung auf Leistungssituation, Versuche, Körpersymptome zu verhindern und zu verstecken, Verhalten kontrollieren, sich entschuldigen. - Fehlattribution von Körperempfindungen / Teufelskreis (wie bei Panik): Erwartung zu schwitzen => Aufmerksamkeit => Empfindungen => bildliche Vorstellung =>Angst => Schwitzen - Antizipatorische Verarbeitung: schlimmste Befürchtungen im voraus - Nachträgliche Verarbeitung: verzerrte Rekonstruktion der Situation = Bestätigung des Schemas (soz. Interaktionen liefern oft keine eindeutigen Hinweise auf die Bewertung d urch Andere); übermäßige Beschäftigung mit vergangenen Situationen, je mehr Zeit vergeht, desto mehr negative Aspekte bleiben im Gedächtnis => einzelne Komponenten wurden empirisch bestätigt Außerdem spielen eine Rolle: Vulnerabilität, sozial traumatisierende Erlebnisse + „preparedeness“ (Lerntheorien), soziale Kompetenzdefizite und andere. 3/5 Soziale Phobie Geschrieben von: Administrator Donnerstag, den 25. Februar 2010 um 18:31 Uhr - Behandlungsmodell Stangier: Einzel oder Gruppe 1) Erklärungsmodell 2) Vorbereitung auf Exposition: Verhaltensexperimente im Rollenspiel Sicherheitsverhalten explorieren, Sicherheitsverhalten und Aufmerksamkeit in 3 Rollenspielen variieren und Gefühl raten; Videofeedback 3) Verhaltensexperimente: Operationalisierung der Befürchtungen, Aufsuchen krit. Situationen (therapeutenbegleitet), „peinliches Verhalten“ zeigen, Umweltreaktionen beobachten/erfragen; selbstgeleitete Expositionen 4) Kognitive Umstrukturierung: Veränderung automatischer Gedanken antizipatorischer Angst, nachträglicher Verarbeitung, automatischer Gedanken in Situationen, kognitive Umstrukturierung dysfunktionaler Grundüberzeugungen 5) Rückfallprophylaxe: Therapieevaluation, Rückmeldung von Fortschritten, Festlegung von Zielen für die weitere, selbstkontrollierte Arbeit 4/5 Soziale Phobie Geschrieben von: Administrator Donnerstag, den 25. Februar 2010 um 18:31 Uhr - Wirksamkeit: Effektstärken 1.50-2.50 (Behandlungsmanual Stangier), d.h. erfolgreich, v.a. in Katamnese, deutlich überlegen anderen Therapien + SSRI überlegen Pharmakotherapie: SSRI z.B, Paroxetin am wirksamsten, evtl. vergleichbar mit kogn. VT, hohe Rückfallquote bei Absetzen, aber kaum Studien Schwierigkeiten: Kognitive Umstrukturierung wichtig, nur Expo reich nicht aus wegen verzerrter nachträglicher Verarbeitung und selbsterfüllende Prophezeiungen. Schwierig ist Realitätsüberprüfung: viel Interpretationsspielraum bei Reaktionen von Anderen. Nicht in die Rolle kommen, dem Patienten etwas beweisen/widerlegen zu wollen. Behandlung komorbider Störungen kann sehr schwierig sein, z.B. wegen gegenseitiger Aufschaukelung von Angstsymptomen bei anderen Ängsten. 5/5