hellermeier Journal 2/2011 persönlich Ruth und Thomas Ofner Foto: Rainer Wolfsberger sind Ehepaar, Eltern einer 16-jährigen Tochter und Inhaber von Ofner & Partner (Public Relations, Marketing, Research). Unter dem Slogan «Ihr Mandat ist bei uns Chefsache» operieren sie als Netzwerkagentur. hellermeier gehört zu den Partneragenturen, mit denen Ruth und Thomas Ofner projektbezogen zusammenspannen. Ihre Website: www.ofner.ch Ruth und Thomas Ofner «Was uns tatsächlich unterscheidet, das sind wir zwei mit unserem Denken, unseren Charakteren und unserer Art, auf Leute zuzugehen» Ruth Ofner, Sie waren Dozentin am SPRI, als André Heller die Ausbildung zum PR-Fachmann absolvierte. War er ein guter Student? Ruth Ofner: Ein guter und ein kritischer Student, der den Dingen auf den Grund ging. Genau das suchen wir als Netzwerkagentur: kritische Partner, die mitdenken. Weshalb blieben Sie eine Zwei-PersonenAgentur? Thomas Ofner: Um leistungsfähig zu sein, haben Agenturen zwei Möglichkeiten. Erstens: ausbauen, Topleute an Bord holen und selbst vermehrt in die Managementrolle schlüpfen. Doch kommt man an diese Topleute tatsächlich heran? Die zweite Variante ist, die Kunden selbst zu beraten und persönlich die Lösungen zu erarbeiten sowie die Umsetzung an die Hand zu nehmen. In diesem Fall ist man auf ein starkes Partnernetzwerk angewiesen. Aus welchem Grund haben Sie sich für diese zweite Option entschieden? Ruth Ofner: Weil wir genau das zu tun wünschen: Kunden persönlich betreuen statt vor allem Personalmanagement betreiben. Was macht Ihre Agentur einzigartig? Thomas Ofner: Das zu definieren, war ein interessanter Prozess. Die Essenz fasst unser Slogan zusammen: «Ihr Mandat ist bei uns Chefsache.» Was uns tatsächlich unterscheidet, das sind wir zwei mit unserem Denken, unseren Charakteren und unserer Art, auf Leute zuzugehen. Falls Sie eine etwas handfestere Begründung wünschen: Aufgrund unserer Herkunft bestimmt das Dreieck aus PR, Marketing und Sozialpsychologie unser auf natürliche Weise vernetztes Denken. Kürzlich sassen Sie mit hellermeier bei einem Kunden, um das Konzept für einen Geschäftsbericht zu erarbeiten. Weshalb ein Konzept? Thomas Ofner: Der Geschäftsbericht ist nicht allein Rechenschaftsbericht, sondern auch eine Chance für die Imagepflege. Deshalb braucht er Konstanz über die Jahre, Wiedererkennbarkeit und eine klare Le­serführung. Unternehmen sollen glaub­würdig auftreten und «sich selbst» sein. All das stellt ein Konzept sicher. Ruth Ofner, Sie gründeten die Agentur vor 16 Jahren. Ist alles so herausgekommen, wie Sie es sich wünschten? Ruth Ofner: So weit dachte ich nicht. Ich war schwanger, Thomas Werkstudent und uns war klar, dass ich einen Teil zum Einkommen beitragen musste. Drei Monate nach der Geburt unserer Tochter wollte ich wieder einsteigen, aber nicht mehr bei 3M, meinem letzten Arbeitgeber. Ich wünschte mir, etwas anderes zu sehen, und erlebte damals die Diskriminierung der Frau auf dem Arbeitsmarkt. Die Personalagenturen vermittelten keine Gespräche mit Firmen und das lag nicht an meinen Qualifikationen. «Jetzt haben Sie ein Kind, wann folgt das zweite?», hörte ich oft. Und da entschlossen Sie sich, Ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen? Ruth Ofner: Ich bin ein doppeltes Feuerzeichen – Widder und Löwe. Also senkte ich den Kopf und machte mich selbstständig. Die Idee wurde aus der Not geboren. Ich gab mir ein Jahr Zeit. Wo standen Sie nach einem Jahr? Ruth Ofner: Ich hatte ein grosses NPO als Kunde, war journalistisch tätig und arbeitete als Dozentin und Kursleiterin. Mit ­einer Auslastung von rund 50 Prozent konnte ich als Mutter eines Säuglings jong­lieren. Mit unserer Tochter wuchs das Geschäft. Nach vier Jahren brauchte ich Unterstützung und mein Mann kam hinzu. Sie hatten sich bei 3M kennengelernt und es klingt nach einer perfekten Hochzeit: Marketingmann trifft PR-Frau, Sie verlieben sich und beide wünschen, eines Tages zusammenzuarbeiten. Nun war die Zeit gekommen? Thomas Ofner: Genau, wir wussten ­bereits, dass unsere Zusammenarbeit funktioniert. Wir schauen Aufgaben und Projekte teilweise aus verschiedenen Blick­winkeln an, verfolgen jedoch die gleichen Ziele. Drei kleine Provokationen zum Schluss: Ruth Ofner, Sie kochen gerne, machen aber den Garten nicht – bei Ihrem Mann ist es umgekehrt. (Die Aussage amüsiert beide.) Ruth Ofner: Völlig falsch. Ich bin Walliserin und wir haben im Wallis ein Chalet. Dort bin ich für den Garten zuständig. Thomas Ofner: Und ich hatte einst eine sehr kopfbezogene Stelle an der ETH ­ ürich. Da suchte ich einen Ausgleich und Z begann zu kochen. Thomas Ofner, Sie sind nicht kreativ und Ihre Frau ist nicht analytisch Ruth Ofner: Beide sind beides. Die Frage ist, was man lieber tut. Ich sehe Bilder in meinem Kopf und danach kann es mir ­etwas schwerer fallen, die Ideen in ein Konzept zu fassen. Thomas Ofner: Ich sammle zuerst einmal Daten und lasse sie auf mich wirken. In der Auswertung agiere ich allerdings weniger als Statistiker, sondern hole die Intuition ins Spiel. Das kann einen starken kreativen Kick geben. Sie stehen für Öffentlichkeitsarbeit, Ihr Mann ist der Werber. Ruth Ofner: Ich komme aus der PR, stellte aber rasch fest, dass man Kunden mit Unternehmenskommunikation allein auf die Dauer nicht glücklich macht. Sie wünschen auch Marktkommunikation. Deshalb habe ich PR und Dienstleistungsmarketing abgeschlossen. Thomas Ofner: Ich sehe mich eher als Analytiker, der in der konzeptionell-strategischen Arbeit stark ist. Reine Produktewerbung im klassischen Sinn machen wir kaum. Wir beschäftigen uns vor allem mit Fragen zur Reputation und zum Image. Ich verstehe mich am ehesten als Marketingmann, weniger als Werber. Im Übrigen haben wir das Kategoriendenken überwunden. Kommunikation will heute umfassend verstanden werden. Interview: Dave Hertig