Übungsblatt 6 Quantenmechanik (WS 2016/17) Abgabe: Dienstag, den 29. November 2016 vor Beginn der Vorlesung Dieses Übungsblatt behandelt verschiedene kanonische Probleme der Quantenmechanik. Zunächst untersuchen wir die Zeitentwicklung Gauÿscher Wellenpakete für ein freies Teilchen. Für ein freies Teilchen hat die Schrödingergleichung Ähnlichkeiten mit der Diusionsgleichung. Es ist daher instruktiv, die Lösungen der Diusionsgleichung mit der Lösung der Schrödingergleichung zu vergleichen. Dann bestimmen wir die Bindungszustände in einem doppelten δ -Potential. Derartige Doppelmuldenpotentiale kommen in den Anwendungen der Quantenmechanik regelmäÿig vor. Es ist daher wichtig, die Aufspaltung der Zustände in symmetrische und antisymmetrische Eigenzustände zu verstehen. Diese Aufgabe lieÿe sich in verschiedene Richtungen weiterentwickeln. So könnte man unterschiedliche Stärken der δ -Potentiale annehmen oder die entsprechenden Streuzustände berechnen. Beides Probleme sind sehr instruktiv. Schlieÿlich sollen Sie die Streuung an einer Potentialstufe betrachten. Hier müssen Sie beachten, dass sich das Teilchen auf beiden Seiten der Potentialstufe mit verschiedenen Geschwindigkeiten bewegt, wenn Sie die Transmissionswahrscheinlichkeit bestimmen. (5+10+5+10 Punkte) In dieser Aufgabe wollen wir die Dynamik eines Wellenpakets explizit untersuchen. Nehmen Sie an, dass ein Wellenpaket anfangs die Form ψ(x, t = 0) = A exp{−ax2 } (1) Aufgabe 1: Gauÿsche Wellenpakete annimmt. Das Wellenpaket soll sich in einem verschwindenden Potential V (x) = 0 bewegen. (a) Normieren Sie die Wellenfunktion ψ(x, t = 0). (b) Berechnen Sie die Wellenfunktion des Wellenpakets zu allen späteren Zeitpunkten t. Entwickeln Sie hierzu die anfängliche Wellenfunktion in den Eigenfunktionen des freien Teilchens. Für diese Eigenfunktionen können Sie die Zeitentwicklung leicht angeben. Führen Sie alle Integrationen explizit aus. Das Ergebnis nimmt die Form ψ(x, t) = 2a π 1/4 exp{−ax2 /w} w1/2 (2) mit w = 1 + 2i~at/m. (c) Berechnen Sie die Aufenthaltswahrscheinlichkeit |ψ(x, t)|2 . Beschreiben Sie Ihr Resultat qualitativ. (d) Berechnen Sie die Erwartungswerte hxi, hpi, hx2 i, und hp2 i für das Wellenpaket zu allen Zeiten t. Erfüllt das Wellenpaket die Heisenbergsche Unschärferelation? Zu welchem Zeitpunkt ist die Unschärfe am kleinsten? Aufgabe 2: Doppeltes (10+10+5 Punkte) δ -Potential Betrachten Sie das doppelte δ -Potential V (x) = −α[δ(x + a) + δ(x − a)]. (3) In dieser Aufgabe wollen wir insbesondere die gebundenen Zustände dieses Potentials betrachten. Ist a groÿ, so bindet jedes der beiden δ -Potentiale je einen gebundenen Zustand. Es sollten also insgesamt zwei gebundene Zustände existieren. Geht a gegen Null, so fallen die beiden δ -Potentiale zusammen und bilden ein δ -Potential mit doppelter Stärke. In diesem Fall erwarten wir einen einzigen gebundenen Zustand. Allgemein sollte die Anzahl der gebundenen Zustände von zwei auf eins abnehmen, wenn der Abstand a reduziert wird. 1 Diese Aufgabe behandelt ein Beispiel für ein Doppelmuldenpotential. Doppelmuldenpotentiale treten in den Anwendungen der Quantenmechanik relativ häug auf. Ein berühmtes Beispiel ist das AmmoniakMolekül NH3 . Hier bilden die drei Wasserstoatome eine Ebene, und das Stickstoatom kann sich auf beiden Seiten dieser Ebene aufhalten. Das Stickstoatom bendet sich also in einem Doppelmuldenpotential. Dies führt zu einer kleinen Aufspaltung der Energieniveaus des Stickstos, die die Grundlage für die ersten Maser bildete. (a) Betrachten Sie α > 0 und gebundene Zustände, d.h. E < 0. Geben Sie die allgemeine Lösung der Schrödingergleichung in den Regionen x < −a, −a < x < a und x > a an. Geben Sie geeignete Bedingungen an, um die freien Parameter zu bestimmen. (b) Zeigen Sie, dass die Lösungen in symmetrische [ψ(x) = ψ(−x)] und antisymmetrische Eigenfunktionen [ψ(x) = −ψ(−x)] zerfallen. Zeigen Sie weiter, dass die Eigenenergien der symmetrischen Wellenfunktionen aus ~2 κ e−2κa = −1 (4) mα folgen, die der antisymmetrischen Wellenfunktionen aus e−2κa = 1 − ~2 κ . mα (5) Lösen Sie diese Gleichungen graphisch und zeigen Sie, dass zwei Lösungen nur dann existieren, wenn a > ~2 /2mα. (c) Zeigen Sie, dass der Grundzustand immer ein gerader Zustand ist. Betrachten Sie schlieÿlich die Energieaufspaltung ∆E zwischen symmetrischem und antisymmetrischem Zustand im Limes groÿer a und zeigen Sie, dass ∆E ' 2mα2 −2mαa/~2 e . ~2 (6) Eine solche Aufspaltung zwischen symmetrischem und antisymmetrischem Zustand tritt allgemein für Doppelmuldenpotentiale auf. (5+10+10 Punkte) Aufgabe 3: Potentialstufe Betrachten Sie eine Potentialstufe V (x) = 0 V0 x<0 x>0 (7) mit V0 > 0. In dieser Aufgabe wollen wir die Streuung einer von links einlaufenden Welle betrachten. (a) Berechnen Sie die Reektionswahrscheinlichkeit R für eine einlaufende Welle mit E < V0 . Interpretieren Sie Ihr Ergebnis. (b) Berechnen Sie die Reektionswahrscheinlichkeit R für eine einlaufende Welle mit E > V0 . (c) Berechnen Sie die Transmissionswahrscheinlichkeit T für E > V0 . Beachten Sie, dass sich das Teilchen auf beiden Seiten der Potentialstufe mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten bewegt. Prüfen Sie, ob Ihr Resultat die Identität R + T = 1 erfüllt. 2