4 Grundlagen elektromechanischer - antriebstechnik.fh

Werbung
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Seite 1
4 Grundlagen elektromechanischer Energiewandler
Zu den elektromechanischen Energiewandlern werden alle Einrichtungen gezählt mit der elektrische Energie (Spannung, Strom) in mechanische Energie (Drehmoment / Kraft, Drehzahl / Geschwindigkeit) gewandelt werden kann.
Die Krafterzeugung kann auf direktem Wege mit Hilfe
• elektrischer Felder (Ladungen zwischen Kondensatorplatten) oder
• magnetischer Felder (stromführender Leiter im Magnetfeld, ferromagnetische oder dauermagnetische Materialien)
erfolgen aber auch indirekt (Stromwärme in einem Bimetall, elektrisch erzeugte chemische Reaktion zur
Druckerzeugung, Pumpen für Hydraulik und Pneumatik, ...)
Bild 4.1: Prinzip der Krafterzeugung
mit Hilfe eines elektromagnetischen
Feldes.
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Seite 2
Elektrische Feldkräfte werden z. B. in elektrostatischen Mikrofonen und Lautsprechern, Piezoaktoren, "elektrischen" Feuerzeugen, etc. ausgenutzt.
Magnetische Feldkräfte finden Verwendung in Spannungs-, Strom-, und Leistungsmessern, Energiezählern, Lautsprechern und Mikrofonen, elektrische Maschinen, etc.
Die Energiewandlung ist im Allgemeinen umkehrbar (Bild 4.2).
Bild 4.2: Energiewandler im Motor- und Generatorbetrieb.
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Seite 3
Der entscheidende Grund für die weitaus größere Verbreitung elektromagnetischer Wandler ist deren wesentlich höheren Energiedichten:
Die spezifische Energiedichte des elektrischen Feldes:
1
(4.1)
we = εE 2
2
F
,
In Luft: ε = ε 0 = 8.854 ⋅ 10 −12
m
die maximale Feldstärke, die Durchschlagsfrei in Luft (Luftspalt eines Energiewandlers) erreichbar ist, beträgt: Emax ≈ 10kV/cm ,
Ws
damit:
.
w e = 4.5 ⋅ 10 −6
cm3
Die spezifische Energiedichte des magnetischen Feldes:
1 2
(4.2)
wm =
B
2µ
−7
In Luft: µ = µ0 = 4π ⋅ 10 ,
die maximale Flussdichte, die in Luftspalten von Energiewandlern erreichbar sind (ohne Supraleitung), beträgt: Bmax ≈ 1T ,
damit:
w m = 0.4
Ws
.
cm3
Die Energiedichte des magnetischen Feldes ist ca. um den Faktor 105 größer!
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Seite 4
Inhalt:
2 Elektromechanische Energiewandler ...................................................................................................... 1
2.1 Physikalische Grundlagen ............................................................................................................. 5
2.1.1 Magnetische Flussdichte ..................................................................................................... 5
2.1.2 Permeabilität........................................................................................................................ 6
2.1.3 Durchflutungsgesetz ............................................................................................................ 7
2.1.4 Der magnetische Kreis ........................................................................................................ 8
2.1.5 Induktionsgesetz:............................................................................................................... 11
2.1.6 Induktivitäten...................................................................................................................... 12
2.1.7 Kraftberechnung ................................................................................................................ 14
2.1.8 Bauvolumen und Ausnutzung............................................................................................ 15
2.1.9 Übung Bauvolumen ........................................................................................................... 17
2.2 Grundsätzlicher Aufbau und Werkstoffe ...................................................................................... 18
2.2.1 Anker ................................................................................................................................. 18
2.2.2 Felder................................................................................................................................. 20
2.2.3 Elektrisch leitende Werkstoffe ........................................................................................... 21
2.2.4 Magnetisch leitende Werkstoffe......................................................................................... 24
2.2.5 Permanentmagnete ........................................................................................................... 27
2.2.6 Passive Bauteile ................................................................................................................ 29
2.3 Normung elektrischer Maschinen ................................................................................................ 30
2.3.1 Leistungsschilder ............................................................................................................... 30
2.3.2 Bauformen ......................................................................................................................... 33
2.3.3 Schutzarten........................................................................................................................ 36
2.3.4 Übertemperaturen und Isolierstoffklassen [3] .................................................................... 39
2.3.5 Betriebsarten [9, 5, 2] ........................................................................................................ 41
2.3.6 Übung Erwärmung, Isolierstoffklassen und Betriebsarten................................................. 48
2.3.7 Übung "Lastspiel" .............................................................................................................. 49
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
4.1
Seite 5
Physikalische Grundlagen
4.1.1 Magnetische Flussdichte
Das magnetische Feld ist quellenfrei:
! !
B
"
∫∫ ⋅ dA = 0
(4.3)
!
!
mit der Flussdichte (Induktion) B . Der zugehörige magnetische Fluss Φ der aus einer Teilfläche Aν von
Gleichung (4.3) austritt, berechnet sich aus
! !
(4.4)
Φν = ∫∫ B ⋅ dAν
und es ergibt sich
∑Φ
ν
ν
=0
(4.5)
Bild 4.3: Flussröhren
des magnetischen
Feldes.
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Seite 6
4.1.2 Permeabilität
!
!
Der Zusammenhang zwischen der magnetischen Flussdichte B und der magnetischen Feldstärke H wird
durch die magnetischen Eigenschaften des Werkstoffes
!
!definiert:
(4.6)
B = µH .
Der Faktor µ wird als Permeabilität bezeichnet. Im Vakuum (näherungsweise auch in Luft) ist die Permeabilität eine universelle Naturkonstante mit dem Wert
µ = µ0 = 4π 10 −7 Vs/Am .
(4.7)
Allgemein gilt
µ = µ 0 µr ,
(4.8)
wobei die relative Permeabilität µr den Magnetisierungszustand des Materials (ferromagnetisch, permanentmagnetisch) repräsentiert. Die
Permeabilität µr ist also eine Funktion der
!
!
Feldgrößen B und H .
Entsprechende Kennlinien werden als Magnetisierungskennlinien (Bild 4.4)bezeichnet.
Bild 4.4: Magnetisierungskennlinien von Eisen.
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
4.1.3 Durchflutungsgesetz
"Das Umlaufintegral über die magnetische Feldstärke
! ! ist !gleich
! dem eingeschlossenen Strom."
#∫ H ds = ∫∫ J dA ,
!
J : Stromdichte
Seite 7
(4.9)
Bei der Berechnung elektrischer Maschinen wird die rechte
! ! Seite von (4.9) häufig als Durchflutung
Θ = ∫∫ J dA
(4.10)
und die linke Seite als magnetische Umlaufspannung !
!
V0 = #∫ H ds
(4.11)
bezeichnet.
Das Linienintegral in (4.11) lässt sich in eine Summe einzelner Teilstrecken zerlegen. Die magnetische Spannung der
Teilstrecke zwischen a und b bezeichnet den magnetischer
Spannungsabfall
b !
!
(4.12)
Vab = ∫ H ds .
a
Bei Spulen mit w Windungen und einem Strom I Bild 4.5 ergibt sich die Gesamtdurchflutung ("Amperewindungen") zu
Bild 4.5: Beispiel für das Durchflutungsgesetz bei diskreten Stromleitern.
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
V0 = Θ = Iw .
Elektrische Maschinen und Antriebe
(4.13)
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Seite 8
4.1.4 Der magnetische Kreis
Die Anwendung des magnetischen Kreises beschränkt sich heute im Wesentlichen auf überschlägige Berechnungen der magnetischen Verhältnisse in einer elektromagnetischen Anordnung (z. B. elektrische
Maschine). Für genaue Untersuchungen sollten immer numerische Feldberechnungsprogramme (Finite
Elemente) eingesetzt werden, die in der Lage sind, die elektromagnetischen Gegebenheiten sehr exakt
nachzubilden (siehe Vorlesung "Feldberechnung").
Bild 4.6: Ersatzschaltbild eines magnetischen Kreises
In Bild 4.6 ist ein einfacher magnetischer Kreis dargestellt, bestehend aus einem Eisenjoch mit Luftspalt
und einer Spule. Die Gesamtdurchflutung Θ = Iw (Einheit A) entspricht im Ersatzschaltbild einer Spannungsquelle. Der magnetische Fluss Φ (Einheit Vs) entspricht im Ersatzschaltbild einem Strom.
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Seite 9
Unter der Annahme einer gleichmäßigen Verteilung der Flussdichte Bν über der Querschnittsfläche Aν im
Teilstück ν ergibt sich aus (4.3)
Φ = Bν Aν .
(4.14)
Der magnetische Spannungsabfall an einem Teilstück ν des magnetischen Kreises mit der Länge lν berechnet sich aus (4.12) näherungsweise zu
(4.15)
Vν = Hν lν
Hieraus lassen sich die magnetischen Widerstände Rm formal über das "Ohmsche Gesetz" einführen:
V
Hl
l
Rmν = ν = ν ν = ν
(4.16)
Φ Bν Aν µν Aν
Die Permeabilität wird wegen der Analogie häufig als spezifische magnetische Leitfähigkeit bezeichnet.
In dem einfachen magnetischen Kreis aus Bild 4.6 ergibt sich für das Joch (Eisenpermeabilität µFe , Länge
l
Rm1 = 1 ,
l1 )
µFe A1
für den Luftspalt (Permeabilität µ0 , Länge δ ):
Rm2 =
δ
.
µ 0 A2
Insbesondere die Fläche, durch die der Fluss im Luftspalt strömt, ist nur sehr ungenau zu bestimmen.
Meist wird die Fläche der Eisenwege zu Grunde gelegt.
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Seite 10
Der Spannungsumlauf ergibt für den magnetischen Spannungsabfall am Luftspalt
V2 = Θ − V1 = Iw − Φ Rm1
und für den Fluss
Φ=
Θ
.
Rm1 + Rm2
Eingesetzt erhält man
 Rm2

V2 = Iw 
,
R
R
+
 m1
m2 
bzw. für die magnetische Feldstärke Hδ im Luftspalt
Hδ =

V2 Iw  Rm2
.
=


δ
δ  Rm1 + Rm2 
(4.17)
Häufig kann für überschlägige Berechnungen der Spannungsabfall im Eisen wegen der hohen Permeabilität ( µFe → ∞, Rm1 → 0 ) vernachlässigt werden, und es ergibt sich die wichtige Beziehung:
Hδ =
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Iw
.
δ
Elektrische Maschinen und Antriebe
(4.18)
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Seite 11
4.1.5 Induktionsgesetz:
Das Induktionsgesetz stellt einen Zusammenhang zwischen elektrischem Feld (elektrische Spannung) und
magnetischem Fluss her. In allgemeiner Form gilt
! !
! !
d
(4.19)
E
d
s
=
−
B
dA .
#∫
dt ∫∫
Das Linienintegral auf der linken Seite muss über den Rand der Fläche A integriert werden (Bild 4.7). Sowohl die Flussdichte als auch die aufgespannte Fläche können Funktionen der Zeit sein und sind deshalb
bei der Differenziation zu berücksichtigen
Folgende Abkürzungen werden eingeführt:
induzierte Spannung !
!
e = #∫ E ds ,
Flussverkettung
Bild 4.7: Festlegung der Zählpfeile für e und Ψ
e=−
Damit:
dΨ
.
dt
! !
Ψ = ∫∫ B dA .
(4.20)
(4.21)
(4.22)
Der Spannungsumlauf in Bild 4.7 e = −u + Ri ergibt mit (4.22) als Spannungsgleichung für eine Leiterschleife (Spule)
dΨ
.
(4.23)
u = Ri +
dt
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Seite 12
4.1.6 Induktivitäten
Zwischen dem Strom i1 einer Spule (Leiterschleife, Wicklung, ...) und dem von ihm selbst erzeugten verketteten Fluss Ψ 11 besteht eine direkte Proportionalität.
Der Proportionalitätsfaktor wird als Selbstinduktivität bezeichnet:
Ψ 1 = L11i1
(4.24)
Für L11 ≠ f (t ) gilt mit (4.22) für die Selbstinduktionsspannung:
dΨ 11
di
= −L11 1
e1 = −
dt
dt
(4.25)
Sind mehrere (n) Stromkreise magnetisch miteinander gekoppelt, so durchflutet der in Kreis k durch den
Strom i k erzeugte Fluss auch die Leiterschleife i. Der Proportionalitätsfaktor zwischen dem mit der Leiterschleife i verketteten Fluss und den verursachenden Strom im Kreis k nennt man Gegeninduktivität Lik , (oder Mik ).
Ein System mit n magnetisch gekoppelten Stromkreisen lässt sich demnach wie folgt anschreiben:
L11 L12 . . . L1n i1
ψ1
L21 L22
ψ2
.
.
.
=
.
.
.
.
.
.
Ln1 Ln2
ψn
.
.
L2n
.
.
.
.
.
i2
⋅
.
.
.
.
Lnn
in
Lik = Lki .
mit
Fachhochschule Düsseldorf
.
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
(4.26)
(4.27)
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Seite 13
Bild 4.8: Zur Definition von Streufluss (Φσ ) und verketteten Fluss(Φ11,Φ12 )
In elektrischen Maschinen wird häufig zwischen Nutzfluss oder Hauptfluss (verkettet, drehmomentbildend)
und dem Streufluss Φ σ = Φ 11 − Φ 21 unterschieden (Bild 4.8)
Zwischen dem magnetischen Fluss Φ und dem mit einer Spule verketteten Fluss Ψ wird bei der Berechnung elektrischer Maschinen meist ein Zusammenhang hergeleitet der Form
Ψ = wCgk WΦ .
(4.28)
Die Windungszahl w berücksichtigt das mehrfache "Umschlingen" (verketten) des Flusses durch die Windungen der Spule, Der Geometriefaktor Cg beschreibt den Einfluss der räumlichen Anordnung des Eisens
und der Wicklungsfaktor k W (<1) den Einfluss der räumlichen Anordnung und der Verschaltung der Spulen
in der Maschine. Bei sehr einfachen Anordnungen (z.B. Luftspule mit konzentrierten Windungen) ergibt
Ψ = wΦ
(4.29)
sich näherungsweise
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Seite 14
4.1.7 Kraftberechnung
Auf einen stromdurchflossenen Leiten im Magnetfeld
wirkt
!
! ! die sogenannte Lorentz-Kraft:
(4.30)
F = I (l × B )
!
wobei l die Richtung des Stromes I definiert.
Liegt der Leiterstab auf dem Außendurchmesser des Rotors einer
elektrischen Maschine , so ergibt sich vereinfacht für die Tangentialkraft
(4.31)
F = B ⋅l ⋅I .
Unter der Annahme einer gleichmäßig verteilten Flussdichte berechnet sich mit (4.4) der Fluss zu ( d : Rotordurchmesser)
Φ = BA = Bπ d l .
Und (4.31) geht über in
Φ
F=
I
πd
Bei insgesamt z gleichmäßig verteilten Stromleitern am Umfang
Bild 4.9 Stromleiter auf dem Läufer summiert sich die Kraft zu
Φ
eine Maschine mit dem LuftspaltF=
zI .
(4.32)
πd
fluss B .
Über den Hebelarm d 2 kann das an der Welle wirksame Drehmoment berechnet werden:
d
z
ΦI
M =F =
(4.33)
2 2π
Grundsätzlich gilt in allen rotierenden elektromagnetischen Anordnungen die wichtige Proportionalität zwischen Drehmoment und dem Produkt aus magnetischem Fluss und elektrischem Strom:
M ∼ ΦI .
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
(4.34)
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
4.1.8 Bauvolumen und Ausnutzung
Seite 15
Die Ausnutzung eines elektromagnetischen Energiewandlers wird durch die maximal möglich Flussdichte
Φ
B=
(4.35)
π dl
und den maximal möglichen sogenannten Strombelag
zI
α=
(4.36)
πd
begrenzt. Während die Flussdichte wegen der Eisensättigung im Luftspalt auf maximal 1T begrenzt ist,
hängt der maximale Strombelag von der verwendeten Kühlung ab und liegt in einer Größenordnung zwischen 100A/cm bei großen Maschinen und 500A/cm bei kleinen Maschinen.
Setzt man (4.35) und (4.36) in (4.34) ein, so erhält man für das Drehmoment:
M ~ α Bd 2l
und für die zugehörige mechanische Leistung
P ~ α Bd 2l ⋅ n .
d 2l ∼ Rotorvolumen (Bohrungsvolumen)
(4.37)
(4.38)
Das Bohrungsvolumen und damit die Baugröße einer Maschine ist durch das Drehmoment gegeben!
Als Proportionalitätsfaktor zwischen Bohrungsvolumen und Drehmoment wird die sogenannte Ausnutzungsziffer, Leistungszahl oder auch Essonsche Zahl C eingeführt:
(4.39)
M = C ⋅ d 2l
Je höher die Ausnutzungsziffer desto höher die Leistungsdichte der Maschine. Dies kann innerhalb einer
Technologie nur durch Verbesserung von Wirkungsgrad und Kühlung erreicht werden.
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Seite 16
In der Literatur wird C meist in den angepassten Einheiten kW min m3 angegeben.
Bild 4.10: Ausnutzungszahl von Gleichstrommaschinen.
Bild 4.11: Ausnutzungszahl von Asynchronmaschinen.
Bild 4.12: Ausnutzungszahl von Synchronmaschinen.
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Seite 17
Bild 4.13: Größenvergleich von rotierenden elektrischen Maschinen bei konstantem Drehmoment und konstanter
Leistung.
4.1.9 Übung Bauvolumen
Es ist eine Maschine zu projektieren, die bei n = 3000min-1 eine Bemessungsleistung von 200kW abgibt.
Aus mechanischen Gründen ist die Bohrungslänge auf maximal l = 2d begrenzt.
Legen Sie das notwendige Bohrungsvolumen und den Durchmesser des Läufers fest und zwar für eine
Ausführung als Gleichstrommaschine, Asynchronmaschine und Synchronmaschine
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
4.2
Seite 18
Grundsätzlicher Aufbau und Werkstoffe
Ein elektromechanischer Energiewandler (elektrische Maschine) besteht grundsätzlich aus
• Ständer (Stator) und
• Läufer (Rotor).
Zwischen Ständer und Läufer ist immer ein Luftspalt vorhanden, der im Wesentlichen den Magnetischen
Kreis bestimmt. Sowohl Ständer als auch Läufer tragen immer einen aktiven magnetischen Pol (Spule,
Magnet), oder zumindest eine magnetische Unsymmetrie (Reluktanz)
4.2.1 Anker
Damit eine kontinuierliche Bewegung stattfinden kann, muss mindestens eines der beiden
Bauteile ein magnetisches Feld erzeugen, das
sich bezüglich des erzeugenden Bauteils kontinuierlich bewegt. Solche Bauteile werden häufig als Anker bezeichnet.
Der Anker einer Gleichstrommaschine besitzt
einen mechanischen Schalter, der die Position
der stromführenden Spulen verschiebt (Bild
4.14). Der elektronisch kommutierende Motor
(Servomotor) erreicht dies mit Hilfe elektroniBild 4.14: Anker einer kleinen Gleichstrommaschine (Uni- scher Schalter (Transistoren, Bild 4.15).
versalmotor)
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Bild 4.15: Prinzipbild eines permanenterregten SynchronServomotors (elektronisch kommutierter Motor)
Seite 19
Bild 4.16: Ständer eines kleinen Asynchronoder Synchronmotors.
Die Synchronmaschine und die Asynchronmaschine besitzen Anker mit sogenannten Drehfeldwicklungen
(Bild 4.16), die, eine geeignete Speisung vorausgesetzt, ein kontinuierliches Drehfeld erzeugen.
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Seite 20
4.2.2 Felder
Als Felder werden die aktiven Bauteile bezeichnet, deren magnetisches Feld sich nicht gegenüber dem
erzeugenden Bauteil bewegt. Dies können konzentriert um einen Eisenpol gewickelte Spulen (Bild 4.17)
sein, Permanentmagnete (Bild 4.18) oder auch nur magnetische Unsymmetrien (Bild 4.19).
Bild 4.17: Elektrisch erregte Felder eines Universalmotors (Handgeführte Elektrogeräte, Bohrmaschine, Staubsauger, ).
Bild 4.18: Permanent erregte
Felder von Gleichstrommotoren (links) und Synchronmotoren (rechts).
Bild 4.19: "Feld" eines geschalteten Reluktanzmotors.
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
4.2.3 Elektrisch leitende Werkstoffe
Seite 21
In Wicklungen einer Maschine wird zur Minimierung der Verluste Leitermaterial mit möglichst geringen Widerstand gewählt, also Kupfer mit einer Leitfähigkeit von ca. κ ≈ 57 ⋅ 106 S m und einem spezifischen Widerstand von ρ ≈ 1.75 ⋅ 10−8 Ωm. Der Temperaturkoeffizient des spezifischen Widerstandes von Kupfer bei
20 °C beträgt 3.93 ⋅ 10 −3 1 K . Bei einer mittleren Temperaturerhöhung der Wicklung um 10 K erhöht sich
der Widerstand der Wicklung und damit auch die Kupferverluste um ca. 4%.
Bei kleinen Maschinen bestehen die Wicklungen meist aus rundem mit einer Lackisolation versehenen Kupferdraht. Sie werden maschinell gewickelt, geformt und verschaltet Bild 4.20).
Bild 4.20: Kupferwicklung im Blechpaket
eines kleinen Drehfeldständers.
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Seite 22
Wicklungen großer Maschinen werden
aus einzeln isolierte Kupferstäbe mit
quadratischen oder rechteckigen Querschnitt aufgebaut (Bild 4.21).
Die Spulen werden außerhalb der Maschine geformt und komplett isoliert
("Formspulen").
Bild 4.21: Isolierte Kupferstäbe in der Nut einer großen Maschine (links), Formspule (rechts).
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Seite 23
Eine wichtige Ausnahme stellt der sogenannte Kurzschlusskäfigläufer einer Induktionsmaschine (Asynchronmaschine) dar. Er besteht aus einzelnen, in das Blechpaket eingelassenen Stableitern, die an beiden
Enden des Läufers kurzgeschlossen werden (Bild 4.22). Betrachtet man den Käfig alleine, so ergibt sich
die Form des Laufrades eines Hamsterkäfigs. Daher auch die englische Bezeichnung "Squirrel Cage Induction Motor".
Bild 4.22: Gegossene Käfigwicklung eines Asynchronmotors, Eisenkern weggeätzt.
Der Käfig besteht bei
o Kleinen und mittlere Maschinen:
Aluminium Druckguss (κ ≈ 33 ⋅ 106 S m ), für hohes Anlaufmoment mit Silizium legiertes Aluminium
("Ugal") mit κ ≈ 15 ⋅ 106 S m , Temperaturkoeffizient wie Kupfer.
o Große Maschinen:
Kupfer-Profilstäbe, hartverlötet, bzw. Bronze (Cu-Zinn) oder Messing (Cu-Zink) bei hohen Anlaufmomenten.
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
4.2.4 Magnetisch leitende Werkstoffe
Seite 24
Magnetisch gut leitfähige ferromagnetische Werkstoffe sind im Allgemeinen auch elektrisch leitfähig. Aus
diesem Grund werden in Gebieten mit zeitlich veränderlichen magnetischen Feldern die Bauteile aus gegeneinander isolierten Blechen (Dynamoblech) aufgebaut, die zu sogenannten Blechpaketen gestapelt
werden (Bild 4.23). Sind ausschließlich zeitlich konstante magnetische Felder vorhanden, können die Eisengebiete auch massiv ausgeführt werden (z. B. als Rückschluss von Permanentmagneten Bild 4.18).
Bild 4.23: Blechpaket eines kleinen Drehfeldständers mit
eingelegter Nutisolation.
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Seite 25
Der Proportionalitätsfaktor (Permeabilität) µ = µ0 µr zwischen der magnetischen Flussdichte B und der dazu erforderlichen magnetischen Feldstärke H ist nichtlinear (Bild 4.24). Er wird durch Magnetisierungskennlinien dargestellt. Bei kleinen Feldstärken erreicht die relative Permeabilität einen Wert von ca. 5000
und strebt für große Feldstärken gegen 1.
2,5
2,0
B[T]
1,5
1,0
0,5
0,0
0
10000
20000
30000
H[A/m]
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
40000
50000
Bild 4.24: Magnetisierungskennlinie für das Dynamoblech "M270-50A".
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Seite 26
Die Zugabe von Silizium verringert die elektrische Leitfähigkeit und damit die aufgrund der magnetischen
Wechselfelder entstehenden Wirbelstrom und Hytereseverluste (Eisenverluste).
Die Verlustziffern geben die spezifischen Eisenverluste bei einer Frequenz von 50Hz und einer Flussdichte
von 1T ( v Fe,10 ), bzw. 1.5T ( v Fe,15 ) in W/kg an. Sie lassen sich aufteilen in
• Hystereseverluste: v H ~ f ⋅ B 2 und
• Wirbelstromverluste: v w ~ f 2 ⋅ B 2 .
Damit ergeben sich die spezifischen Eisenverluste zu
v Fe = v H + v W = cHfB 2 + c w f 2B 2 ,
(4.40)
und die Gesamtverluste im Eisen der Maschine:
PFe = mFe ⋅ v Fe ⋅ kB
(4.41)
mit kB als Bearbeitungsfaktor und mFe : Masse des Blechpakets.
kB ≈ 1.3 bei mittleren und großen Maschinen,
kB ≈ 2...4 bei kleinen Maschinen.
Ist nur eine Gesamtverlustziffer angegeben, so lassen sich die Eisenverluste grob mit
2
1.6
 B   f 
PFe ≈ mFev Fe,15 
 

 1.5T   50Hz 
kB
(4.42)
berechnen.
Gleichung (4.42) ist nur anwendbar, wenn die Maschine sich im Rahmen des "Üblichen" (≈50Hz, ≈1.5T)
bewegt!
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Seite 27
4.2.5 Permanentmagnete
Permanentmagnete dienen zur verlustfreien Erzeugung von magnetischen Feldern. Sie werden meist im
Kleinmaschinenbau eingesetzt.
Bild 4.25: Entwicklung der Energiedichte von Permanentmagnete seit 1900.
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Seite 28
In technischen Systemen ist in erster Linie der zweite Quadrant der Hysteresekurve von Interesse. Dieser
Bereich stellt die Abnahme der Flussdichte im Magneten mit zunehmender Gegenfeldstärke dar. ⇒ Entmagnetisierungskurven
• AlNiCo hat wegen der geringen Feldstärken im Elektromaschinenbau weitgehend an Bedeutung verloren.
• Ferrit wird in Low-Cost Anwendungen
in großen Stückzahlen eingesetzt.
• SmCo (Selten-Erden) ist sehr teuer,
es wird heute nur noch in extremen
Anwendungen eingesetzt, z.B. bei hohen Temperaturen
• NdFeB (Selten-Erden) hat ähnliche
Entmagnetisierungskurven wie SmCo,
ist jedoch deutlich kostengünstiger
und hat SmCo in üblichen Servoantrieben
weitgehend
verdrängt.
NdFeB ist weniger temperaturstabil
als SmCo.
Bild 4.26: Entmagnetisierungskurven von Permanentmagneten
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
4.2.6 Passive Bauteile
Seite 29
Bild 4.27: Typische Bauteile einer
elektrischen Maschine
Zu den elektromagnetisch passiven Bauteilen einer elektrischen Maschine (Bild 4.27) zählen:
Lagerschild (3 und 4) aus Aluminium- oder Stahlguss, teilweise Blech; Kugellager; Lüfter (5) aus Kunststoff
oder Stahlblech; Lüfterhaube (6) aus Kunststoff oder Stahlblech; Gehäuse (1) aus Aluminium- oder Stahlguss, Welle (2) aus Stahl mit Rotorkörper, Klemmkasten (7) aus Kunststoff oder Aluminium mit Klemmbrett
aus Kunststoff oder Porzellan.
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
4.3
Seite 30
Normung elektrischer Maschinen
Wegen der langen Geschichte und der großen Verbreitung unterliegen elektrische Maschinen einer weitgehenden Normung. Ausgehend von der deutschen VDE-Norm 0530 für drehende elektrische Maschinen
wurde die international gültige Norm IEC 34 entwickelt und im Rahmen der europäischen Harmonisierung
die Europa-Norm EN60034. Alle Normen sind inhaltlich weitgehend identisch.
4.3.1 Leistungsschilder
Leistungsschilder dienen zur Identifizierung und Beschreibung aller für den Bemessungsbetrieb wichtigen
Daten. Die Form des Leistungsschildes ist in DIN 40710 festgelegt.
Feld
1
2
3
4
5
6
7
8
Erklärung
Firmenbezeichnung
Typenbezeichnung der Maschine
Stromart (-: Gleich-; ~: Wechsel; 3~:Drehstrom)
Arbeitsweise (Mot. Motor; Gen: Generator)
Fertigungs- oder Reihennummer
Schaltart der Ständerwicklung bei Synchron- oder Asynchronmaschinen:
Schaltz.
Benennung
|; ⊥
Einphasensystem: ohne; mit Hilfsphase
Zweiphasens.: ohne; mit Verkettung
|2 ; %
Dreiphasens.: unverkettet; Dreieckschal∨
tung; Sternschaltung; Sternsch. Mit aus|||; ∆; Y; |
gef. Sternpunkt
Bemessungsspannung
Bemessungsstrom
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Bild 4.28: Leistungsschild einer elektrischen
Maschine nach DIN 40710.
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Seite 31
Feld
Erklärung
9 Bemessungsleistung: Wirkleistung bei sämtlichen Motoren sowie bei Gleichstrom oder Asynchrongeneratoren, Scheinleistung bei Synchrongeneratoren und Blindleistungsmaschinen
10 Kurzzeichen W oder kW, bzw. VA oder kVA
11 Betriebsart (Abschnitt 4.3.5)
12 Leistungsfaktor cos ϕ im Bemessungsbetrieb, bei Synchronoder Blindleistungsmaschinen, die induktive Blindleistung aufnehmen sollen, ist das Kurzzeichen u hinzuzufügen.
13 Drehrichtung: → : Rechtslauf; ← : Linkslauf (Antriebsseite)
14 Bemessungsdrehzahl
15 Bemessungsfrequenz
16 Das Wort Erregung (Err.) bei Gleichstrom und Synchronmaschinen, das Wort Läufer (Lfr.) bei Asynchronmaschinen
17 Schaltzeichen der Läuferwicklung, wenn keine DreiphasenBild 4.29: Beispiel für das Leiswicklung vorliegt (Vergl. Feld 6)
tungsschild eines Gleichstrom18 Bei Gleich- oder Synchronmaschinen: Erregerspannung; bei
motors.
Asynchronmaschinen Läuferstillstandsspannung
19 Bei Gleich- oder Synchronmaschinen: Erregerstrom; bei Asynchronmaschinen Läuferstrom im Bemessungsbetrieb
20 Isolierstoffklasse (Abschnitt 4.3.4)
21 Schutzart (Abschnitt 4.3.3)
Angenähertes Gewicht in t, nur bei Maschinen mit einem Ge22
wicht von über 1 t
23 Zusätzliche Vermerke (z. B. VDE 0530/ ... mit Jahreszahl)
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Gewährleistung für
Wirkungsgrad
Einzelverlustverfahren
Gesamtverlustverfahren
Seite 32
Toleranz
-10% von (1 − η )
-15% von (1 − η ), mindestens 0,7%
Leistungsfaktor
± 1 6 von (1 − cos ϕ ); min: 0,02; max: 0,07
P < 0,67kW ±15%
Drehzahl
Gleichstrommotoren im Nebenschluss oder 0,67kW ≤ P < 2,5kW ±10%
fremderregt
2,5kW ≤ P < 10kW
±7,5%
10kW
≤ P
±5%
P < 0,67kW ±20%
0,67kW ≤ P < 2,5kW ±15%
Gleichstrommotoren in -Reihen oder Doppel- 2,5kW ≤ P < 10kW
±10%
schlusswicklung
±7,5%
10kW ≤ P
Schlupf bei Induktionsmotoren
±20% des Sollschlupfes
Anzugsstrom bei Käfigläufern
+20%
Anzugsmoment von Induktionsmotoren
-15% bis +25%
Kippmoment bei Induktionsmotoren
-10%, mindestens 1,6faches Bemessungsmoment
Trägheitsmoment
±10%
Tabelle 4.1: Zulässige Toleranzen der Herstellerangaben nach VDE 0530 bei Bemessungsleistung im betriebswarmen Zustand:
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Fachhochschule Düsseldorf
4.3.2 Bauformen
Die Bauformen elektrischer Maschinen wurde bis 1971 in der DIN
42950 geregelt. Der heute im Allgemeinen verwendete "Code 1" ist in
der EN60034-7 (IEC 34-7, VDE 0530-7) genormt. Der systematische
"Code 2" konnte sich bisher noch nicht durchsetzen.
Seite 33
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Fachhochschule Düsseldorf
Seite 34
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Fachhochschule Düsseldorf
Seite 35
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
Tabelle 4.2: Bauformen elektrischer Maschinen (Quelle: Druckschrift
SD496 der Firma Danfoss-Bauer, Esslingen).
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Fachhochschule Düsseldorf
4.3.3 Schutzarten
Die Schutzarten elektrischer Maschinen sind in Anlehnung an die
Schutzarten elektrischer Betriebsmittel in der EN 600034-5 (IEC 34-5,
VDE0530-5, Anhang A)
Häufig verwendete Schutzarten sind:
• IP00, IP40: Einbaumotoren
• IP23: Gehäusemotoren mit belüfteter Wicklung
• IP54: geschlossenen Gehäusemotoren
• IP65: Servotechnik (IP6x ist nicht Bestandteil obiger Normen)
Seite 36
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Fachhochschule Düsseldorf
Seite 37
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Fachhochschule Düsseldorf
Seite 38
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
Tabelle 4.3: Schutzarten elektrischer Maschinen (Quelle: Druckschrift SD496 der Firma Danfoss-Bauer, Esslingen).
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Seite 39
4.3.4 Übertemperaturen und Isolierstoffklassen [3]
Die Verluste in einer elektrischen Maschine werden grundsätzlich in Wärme umgesetzt. Für Wicklungen
und Konstruktionsteile wurden deshalb in der EN 60034-1 (IEC 34-1, VDE 0530-1) Grenzübertemperaturen nach Tabelle 4.4) festgelegt. Sofern nichts anderes vereinbart wird, beziehen sich die Übertemperaturen auf eine Kühlmitteltemperatur (Umgebungstemperatur) von 40°C. Zulässige Übertemperaturen von Isolationsmaterial sind in Isolierstoffklassen (A, E, B, F, H, C) eingeteilt, üblich ist Klasse F.
Wicklungen mit Isolierung nach Klasse
Alle Wicklungen (außer einlagige Feldwicklungen)
Einlagige Feldwicklungen allgemein
Eisenkerne ohne Wicklungsberührung
Eisenkerne mit eingebetteten Wicklungen
mit Ausdehnungsthermometer
gemessen
Kommutatoren
mit elektr. Thermometer gemessen
mit üblichen Fetten
Lager
mit Sonderfetten
A
E
B
F
H
C
60 K
75 K
80 K
100 K 125 K >125 K
65 K
80 K
90 K
100 K 125 K >125 K
Die Temperatur darf benachbarte Konstruktionsteile
und Wicklungen nicht gefährden.
wie die Wicklungen
60 K
70 K
45 K
55 K
Die Temperatur darf benachbarte Konstruktionsteile
Alle anderen Teile
und Wicklungen nicht gefährden.
Tabelle 4.4: Grenzübertemperaturen und Isolierstoffklassen [3].
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Seite 40
Eine besonders einfache und häufig angewendete Methode zur Ermittlung der Übertemperatur ∆ϑ von
Kupferwicklungen ist die Messung der Widerstandszunahme gemäß EN 60034:
R − R1
(235 + ϑ1 ) + (ϑ1 − ϑK )
∆ϑ = ϑ2 − ϑK = 2
(4.43)
R1
mit ϑ2 : Temperatur der Wicklung am Ende der Messung, ϑK : Kühlmitteltemperatur am Ende der Messung,
R2 : Widerstand am Ende der Messung, R1 : Widerstand am Anfang der Messung und ϑ1 : Temperatur am
Anfang der Messung. Der Wert 235 ergibt sich aus dem Kehrwert des Temperaturkoeffizienten für Kupfer
bei 0 °C.
Bei einem Temperaturzuwachs von 10
K halbiert sich die Lebensdauer von Isolation und Kugellager (Regel von
Montesinger, Bild 4.30)!
Elektrische Maschinen sind wie die
meisten elektrischen Betriebsmittel auf
eine Nennlebensdauer von 20000 h
ausgelegt.
Bild 4.30: Regel von Montesinger: Theoretische Lebensdauer als
Funktion der Temperatur.
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Seite 41
4.3.5 Betriebsarten [9, 5, 2]
Die Betriebsarten einer elektrischen Maschine sind in der EN60034-1 (IEC34-1, VDE 0530-1) dargestellt.
Sie haben wesentlichen Einfluss auf die Erwärmung und damit die Ausnutzung der Maschine. Die Erwärmung der elektrischen Maschine ist proportional der zugeführten Wärmeenergie, d. h. proportional dem
Produkt aus Verlustleistung und Zeit. Die Übertemperatur während der Betriebszeit mit konstanter Verlustleistung PV und gleichmäßiger Verteilung der Verluste (Einkörpermodell) folgt dabei einer e-Funktion (ähnlich dem Aufladen eines Kondensators)
∆ϑ (t ) = ∆ϑ∞ (1 − e t Tb )
(4.44)
mit ϑ∞ : Endtemperatur bei genügend langem Betrieb mit der Verlustleistung PV und Tb : Erwärmungszeitkonstante. Nach mehr als drei Zeitkonstanten ist in etwa die Endtemperatur erreicht. Die Abkühlung nach
Abschalten der Maschine (Pausenzeit) verläuft ebenfalls nach einer e-Funktion
tT
∆ϑ (t ) = ∆ϑ∞ e p
(4.45)
mit Tp : Abkühlungszeitkonstante. Genaue Darstellungen der Erwärmung, insbesondere das Zweikörpermodell, findet sich in [2].
Die Verlustleistung PV einer elektrischen Maschine lässt sich in
• Leerlaufverluste PV0 (Eisenverluste, Reibungsverluste, Erregungsverluste) und
• Lastverluste PVb (Wicklungs-(Kupfer-)verluste, Zusatzverluste)
aufteilen. Es gilt
2
PV = PV0 + PVb = PV0 + kIeff
(4.46)
da die Lastverluste wegen der Dominanz der Kupferverluste näherungsweise proportional dem Quadrat
des Effektivwertes des Maschinenstromes ist, k : Proportionalitätskonstante.
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Bezogen auf die Bemessungswerte ergibt sich:
Seite 42
2
PV
PV0 + kIeff
∆ϑ∞
.
=
=
2
∆ϑ∞N PVN PV0 + kIeff,N
(4.47)
wobei Drehzahl und Spannung (Maschinenfluss) und damit die Leerlaufverluste als konstant vorausgesetzt wird.
Bei Maschinen mit "Nebenschlusscharakteristik" (Gleichstromnebenschlussmaschine, Asynchronmaschine, Synchronmaschine) besteht zudem ein (näherungsweise) linearer Zusammenhang zwischen Drehmoment und Strom, so dass (4.47) erweitert werden kann zu
2
2
PV
PV0 + kIeff
PV0 + k / Meff
∆ϑ∞
.
=
=
=
2
2
∆ϑ∞N PVN PV0 + kIeff,N
PV0 + k / M eff,N
(4.48)
Der Effektivwert des Drehmoments kann wie üblich über die Gleichung
t
M eff
1 S
=
m(t )2 dt
∫
tS 0
(4.49)
berechnet werden mit tS : Betriebsspieldauer (Gesamtbetriebszeit) und m(t ) : zeitlicher Verlauf des Drehmoments. Gleichung (4.49) ist nur gültig, wenn die Erwärmungs- und Abkühlungszeitkonstante in etwa
gleich sind (siehe [5])!
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Seite 43
Die Betriebsart S1, auch Dauerbetrieb (DB) genannt
zeichnet sich dadurch aus, dass sowohl die Betriebszeit
tb als auch die Pausenzeit tp so groß sind, dass der jeweilige
stationäre
Endwert
erreicht
wird
( tb > 3Tb , tp > 3Tp ). Die zulässige Wärmebelastung ist
∆ϑ∞
P
= V ≤ 1.
∆ϑ∞N PVN
(4.50)
Der Kurzzeitbetrieb (KB, Betriebsart S2) ist ein Betrieb
mit konstanter Leistung, wobei die Belastungsdauer
tb < 3Tb ist und der thermische Endzustand nicht erreicht
wird (Bild 4.32). Die Pausenzeit tp > 3Tp ist so groß, dass
die stationäre Umgebungstemperatur ϑA ( ∆ϑ = 0 ) immer
erreicht wird.
Die Überlastbarkeit der Maschinen gegenüber der Betriebsart S1 beträgt
1
PV
∆ϑ∞
=
=
≥1
(4.51)
− tb Tb
PVN
∆ϑ∞N 1 − e
Bild 4.31: Dauerbetrieb (S1).
Die Kennzeichnung erfolgt unter Angabe der Betriebsdauer, z. B. "S2 - 60min".
Bild 4.32: Kurzzeitbetrieb (S2).
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Bild 4.33: Aussetzbetrieb (S3).
Seite 44
Der Aussetzbetrieb (Betriebsart S3) (Bild 4.33) ähnelt der Betriebsart S2, allerdings wird in der Pausenzeit die Umgebungstemperatur ϑA ( ∆ϑ = 0 )
nicht mehr erreicht.
Die Betriebsspieldauer t s = tb + tp ist auf 10 min
begrenzt. Damit gilt näherungsweise tb & Tb und
tp & Tp , woraus sich für die Überlastbarkeit der
Maschine (bezogen auf S1)
−( t T + t T )
∆ϑ∞ 1 − e b b p p
PV
=
=
≥1
(4.52)
− tb Tb
∆ϑ∞N
PVN
1− e
ergibt.
Die Kennzeichnung erfolgt unter Angabe der relativen Betriebsdauer (bezogen auf 10 min):
S3 – 25%.
Der Aussetzschaltbetrieb (Betriebsart S4) ist ein
Aussetzbetrieb, bei dem der Anlaufvorgang einen
merklichen Einfluss auf die Erwärmung der Maschine hat. Die Kennzeichnung wird gegenüber S3
um das Motorträgheitsmoment und das maximal
zulässige externe Trägheitsmoment der Belastungsmaschine ergänzt:
S4 – 30% JM = 0,15 kgm2 Jext = 0,7 kgm2 .
Bild 4.34: Aussetzschaltbetrieb (S4).
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Bild 4.35: Betriebsart S5.
Bild 4.36: Betriebsart S6.
Seite 45
Bild 4.37: Betriebsart S7.
Der periodische Aussetzbetrieb mit elektrischer Bremsung, Betriebsart S5 (Bild 4.35) erfasst eine periodische Folge identischer Betriebsspiele, bestehen aus Anlauf, konstanter Belastung, elektrischer Bremsung
und Pausenzeit mit abgeschalteter Wicklung. Die Kennzeichnung ist identisch mit der von S4.
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Seite 46
Im ununterbrochenen periodischem Betrieb, Betriebsart S6 (Bild 4.36) tritt keine Pausenzeit mit stromloser
Wicklung auf. Neben der Betriebszeit wird eine Leerlaufzeit tl erfasst, in der die Maschine keine Leistung
abgibt, jedoch weiterhin merklich durch die im Allgemeinen geringen Leerlaufverluste erwärmt wird. Die
Kennzeichnung wird ergänzt durch die Angabe der relativen Betriebsdauer: S6 – 40%.
Der ununterbrochene periodische Betrieb mit elektrischer Bremsung, Betriebsart S7 (Bild 4.37) berücksichtigt zusätzlich zu S6 die Anlauf- und Bremserwärmung. Die Kennzeichnung wird um das Motorträgheitsmoment und das externe Trägheitsmoment
der Arbeitsmaschine ergänzt:
S7 JM = 2 kgm2 J ext = 18 kgm2 .
Im ununterbrochenen periodischem Betrieb mit Lastund Drehzahländerungen, Betriebsart S8 (Bild 4.38)
können zusätzlich zu S7 Drehzahl- und Laständerungen innerhalb der Spieldauer t s auftreten. Die
Kennzeichnung wird Abgabeleistungen und Drehzahlen innerhalb der stationären Betriebszeiten tb
ergänzt:
S8 JM = 2 kgm2 J ext = 18 kgm2
16 kW 740 1/min 30% / 40 kW 1460 1/min 30%
Bild 4.38: Betriebsart S8.
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Bild 4.39: Betriebsart S9.
Seite 47
Bild 4.40: Betriebsart S10.
Die Betriebsart S9 (Bild 4.39) ist ein ununterbrochener Betrieb mit nichtperiodischen Last und Drehzahländerungen. Es treten häufig Belastungsspitzen auf, die weit über Nennlast liegen können.
Der Betrieb mit diskreten konstanten Belastungszuständen, Betriebsart S10 (Bild 4.40) ist eine Aneinanderreihung von maximal vier S1 Betrieben, d.h. es wird in jedem Belastungszustand die zugehörige Endtemperatur erreicht. Die Endtemperatur kann unter Angabe der reduzierten Lebensdauer oberhalb der zulässigen Wicklungstemperatur liegen.
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
4.3.6 Übung Erwärmung, Isolierstoffklassen und Betriebsarten
Seite 48
Für eine Antriebsmaschine wurde im Labor eine Erwärmungsmessung mit einer konstanten Abtriebsleistung von P = 200kW durchgeführt.
Es ergab sich eine Übertemperatur von ∆ϑ = 100K und eine thermische Erwärmungszeitkonstante von
Tb = 1h . Die Zeitkonstante für die Abkühlung betrug 1,5 h.
1. Stellen Sie die Erwärmungskurve zeitlich dar.
2. Welche Isolierstoffklasse hätte gewählt werden müssen, wenn der Motor in der Betriebsart S1 bei einer
Leistung von 200kW betrieben werden soll?
3. Geben Sie die Lebensdauer des Isoliersystems für den Betrieb mit 200kW, S1 an.
4. Welche Bemessungsleistung (S1) kann auf dem Leistungsschild angegeben werden, wenn Isoliersysteme der Klassen B, F und H zum Einsatz kommen ( η ≈ konst. )?
5. Für einen speziellen Anwendungsfall wünscht der Kunde eine Lebensdauer des Isoliersystems (Klasse
F) von mindestens 40000 h. Mit welcher Maximalleistung darf der Motor betrieben werden?
6. Der Motor ist in Isolierstoffklasse B ausgeführt. Geben sie die maximale Einschaltdauer im KB (S2) an,
wenn die Maschine mit 200kW Abgabeleistung betrieben wird. Wie groß ist die minimal notwendige
Pausenzeit?
7. Welche Einschaltdauer ergibt sich bei 300KW, Isolierstoffklasse B?
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
4.3.7 Übung "Lastspiel"
Seite 49
Gegeben ist das linksstehende Lastspiel
für die Betriebsart S1.
a) Welches effektive Moment und welche Auswahlkriterien bezüglich
Leistung und Drehmoment ergeben
sich hieraus für einen S1Nebenschlussmotor mit einer Bemessungsdrehzahl von
nN = 1480U/min ?
b) Für das linksstehende S2-Lastspiel ist das effektive Drehmoment zu berechnen.
c) Wie groß ist die Überlastbarkeit eines S1 Nebenschlussmotors in diesem Lastspiel?
d) Geben Sie das Bemessungsmoment und die
Bemessungsleistung des auszuwählenden S1Nebenschlussmotors ( nN = 1480U/min ) an,
(Leerlaufverluste sind zu vernachlässigen).
e) Zeichnen Sie den Verlauf der Übertemperatur,
wenn ein S1-Nebenschlussmotor mit minimale
möglicher Bemessungsleistung ausgewählt
wurde, ∆ϑ (t = 0) = 0 , Isolationsklasse B.
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
4. Grundslagen elektromechanischer Energiewandler
Seite 50
f) Wie groß ist im obigen S3-Betriebsspiel die Überlastbarkeit eines S1-Nebenschlussmotors?
g) Was ist neben der Bemessungsleistung für die Auswahl eines S1-Motors zu beachten?
h) Die Betriebsspiel betrage 10 min. Die Erwärmungs- und Abkühlungszeitkonstante sind mit 1 h in etwa
gleich. Zeichnen Sie den Verlauf der Übertemperatur des Antriebs für den minimal möglichen S1Motor nach f), ∆ϑ (t = 0) = 0 , Isolationsklasse F.
Fachhochschule Düsseldorf
FB 3
Elektrische Maschinen und Antriebe
Prof. Dr. R. Gottkehaskamp
4 Elektromechanische Energiewandler bis 4.3.doc,23.10.00 08:57
Herunterladen