Particle-in-Cell Simulation von Elektronenstrahlen und Laserpulsen in relativistischen Plasmen von Sebastian Gomm Diplomarbeit in Physik vorgelegt der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften der RWTH Aachen im Juni 2010 angefertigt im Institut für Theoretische Physik A Lehr- und Forschungsgebiet Laserphysik Prof. Dr. H.-J. Kull Danksagung: An dieser Stelle bedanke ich mich bei allen Personen, die mir während der Diplomarbeit und während des Studiums eine große Hilfe waren: • Herr Prof. H.-J. Kull für die hervorragende Betreuung, • Herr Prof. H. Schoeller für die Übernahme des Zweitgutachtens, • meiner Freundin Evelin für das Korrekturlesen, • und ganz besonders meinen Eltern für die Ermöglichung meines Studiums. Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1 1.1 Stand der Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.2 Ziel der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 2 Theorie 2.1 2.2 5 Kinetische Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2.1.1 Liouville-Gleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2.1.2 Reduzierte Verteilungsfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 2.1.3 Vlasov-Gleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Elektrostatische Plasmaschwingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2.2.1 Linearisierte Vlasov-Gleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2.2.2 Plasmaschwingungen im kalten Plasma . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 2.2.3 Plasmaschwingungen im thermischen Plasma . . . . . . . . . . . . . . 11 2.2.4 Landau-Dämpfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.2.5 Nichtlineare Landau-Dämpfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2.3 Flüssigkeitsbeschreibung des Plasmas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 2.4 Erzeugung von Plasmawellen durch Laserstrahlen . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.4.1 Dimensionslose Größen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.4.2 Die ponderomotorische Kraft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 2.4.3 Plasmawellen im linearen Fall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 2.4.4 Erzeugung von Plasmawellen im nichtlinearen Fall . . . . . . . . . . . 21 2.4.5 Eigenschaften der durch Laserstrahlen erzeugten Plasmawellen . . . . 24 Elektronenbeschleunigung mit Plasmawellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 2.5 3 Numerik 3.1 3.2 32 Konzeption von Particle-in-Cell Simulationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 3.1.1 Einführung von Simulationsteilchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 3.1.2 Einführung des räumlichen Gitters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 3.1.3 Die Lösung der Bewegungsgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 3.1.4 Überblick des PIC-Algorithmus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Der verwendete Algorithmus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 3.2.1 Grundlegende Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 3.2.2 Räumliche und zeitliche Diskretisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . -1 39 3.2.3 Stromdichten auf dem räumlichen Gitter . . . . . . . . . . . . . . . . 40 3.2.4 Lösung der Feldgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 3.2.5 Lösung der Bewegungsgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 3.2.6 Erweiterungen der Simulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 4 Untersuchung von thermischen Plasmen 48 4.1 Die Bohm-Gross-Relation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 4.2 Landau-Dämpfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 5 Untersuchung der durch Laserstrahlen erzeugten Plasmawellen 55 5.1 Amplitude der angeregten Plasmawellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 5.2 Untersuchung der Plasmawellenerzeugung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 5.2.1 Numerische Lösung im Rahmen des Flüssigkeitsmodells . . . . . . . 61 5.2.2 Energieerhaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 5.2.3 Interpretation der Untersuchung der Plasmawellen . . . . . . . . . . . 66 6 Elektronenbeschleunigung mit Plasmawellen 68 6.1 Elektronenbeschleunigung aus kalten Plasmen . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 6.2 Beschleunigung eines externen Elektronenstrahls . . . . . . . . . . . . . . . . 76 6.3 Diskussion der Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 7 Zusammenfassung und Ausblick 83 A Die Laplace-Transformation 86 B Herleitungen für die nichtlineare Plasmawelle 86 B.1 Herleitung der Gleichungen (2.75) - (2.78) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 B.2 Herleitung der Poisson-Gleichung (2.81) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 C Herleitungen des verwendeten Algorithmus 90 C.1 Berechnung der y-Komponente der Stromdichte . . . . . . . . . . . . . . . . 90 C.2 Lösung der Bewegungsgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 1 1 1.1 Einleitung Stand der Forschung Im Jahr 1979 schlugen Tajima und Dawson zum ersten Mal vor, Plasmawellen zur Beschleunigung von Teilchen zu nutzen [1]. Diese sollten durch die nichtlineare ponderomotorische Kraft von hochintensiven Laserpulsen erzeugt werden. Die ponderomotorische Kraft kann als der Lichtdruck des Laserpulses interpretiert werden, welcher die Plasmaelektronen zu nichtlinearen Oszillationen anregt. Die Gruppengeschwindigkeit des Laserpulses im Plasma bestimmt die Phasengeschwindigkeit der Plasmawelle, welche auch als plasma wakefield bezeichnet wird, und in unterdichten Plasmen fast der Lichtgeschwindigkeit entspricht. Dadurch erfahren die Elektronen, die sich mit der Plasmawelle mitbewegen, ein nahezu konstantes, elektrostatisches Feld in dem sie beschleunigt werden. Dabei können Beschleunigungsfeldstärken von über 100 GV/m erreicht werden. Zum Vergleich, herkömmliche Linearbeschleuniger erreichen nur Beschleunigungsgradienten von maximal ∼ 100 MV/m. Für die Erzeugung von Plasmawellen mit diesen hohen Beschleunigungsgradienten werden jedoch sehr hohe Laserintensitäten von I ≥ 1018 W/cm2 bei Pulslängen von unter einer Pikosekunde (10−12 s) benötigt. Diese technologischen Möglichkeiten standen Anfang der 1980er Jahren noch nicht zur Verfügung. Im Jahr 1985 gelang Strickland und Mourou erstmals die Erzeugung von sehr hohen Laserintensitäten für kurze Pulse. Dabei wird ein ursprünglich kurzer Laserpuls gestreckt, danach verstärkt und anschließend wieder komprimiert. Dieses Verfahren ist unter chirped laser amplification (CPA) [2] bekannt. Erst diese Weiterentwicklung des Lasers legte den Grundstein für die Erzeugung von Laserpulsen, die dem Anforderungsprofil der laserbasierten Plasmawellenerzeugung genügten. Heutzutage möglich sind Intensitäten von mehr als 1023 W/cm2 bei Pulslängen im Femtosekundenbereich [3]. Mit diesen neuen technischen Möglichkeiten nahm auch das Forschungsinteresse für die plasmawellenbasierte Elektronenbeschleunigung stark zu, so dass heutzutage weltweit theoretische und experimentelle Forschung auf diesem Gebiet betrieben wird. Aufgrund der hohen Intensitäten spielen zum einen relativistische Effekte eine Rolle und zum anderen muss die Laser-Plasma-Wechselwirkung durch eine nichtlineare Theorie beschrieben werden. Aus diesem Grund sind Computersimulationen erforderlich, deren Ergebnisse zum Vergleich mit theoretischen Modellen und Experimenten herangezogen werden. Als 1 Einleitung 2 zuverlässige Simulationsmethode für Plasmen hat sich der Particle-in-Cell (PIC) Algorithmus bewährt, wobei besonders Arbeiten von Buneman, Dawson, Hockney, Birdsall und Langdon in den 1950er und 1960er Jahren zu dessen Entwicklung beigetragen haben [4, 5, 6]. Der PIC-Algorithmus ist eine numerische Methode für die Simulation von idealen stoßfreien Plasmen, die im Rahmen der Vlasov-Maxwell-Gleichungen beschrieben werden. Er wird häufig zur Untersuchung der Wechselwirkung von Licht- und Teilchenstrahlen mit stoßfreien Plasmen verwendet. Mit den heutzutage zur Verfügung stehenden Rechenkapazitäten ist es möglich, dreidimensionale Problemstellungen zu untersuchen [7, 8, 9]. Die Erzeugung der Plasmawellen durch Laserpulse kann durch verschiedene Methoden geschehen. Die erste Möglichkeit ist die Erzeugung durch einen einzelnen, hochintensiven Laserpuls mit einer Länge im Femtosekundenbereich [1, 10]. Die Anregung der Plasmawelle ist für Pulslängen L ∼ λP W optimal, wobei λP W die Plasmawellenlänge angibt. Diese Methode wird als laser wakefield acceleration (LWFA) bezeichnet. Eine Variation dieses Prinzips ist die selbstmodulierte LWFA bei dem eine Pulslänge > λP W gewählt wird. Durch die Schwankungen der Plasmadichte, die durch die ponderomotorische Kraft verursacht werden, kommt es für sehr hohe Intensitäten lokal zu verschiedenen Gruppengeschwindigkeiten vg = q 1 − ωp2 /ω 2 , (1.1) p mit der Plasmafrequenz ωp = 4πe2 ne /me für ein Elektronenplasma der Dichte ne , da diese eine direkte Dichteabhängigkeit aufweist. Aus diesem Grund kommt es nach einer längeren Propagationsstrecke im Plasma zu einer Aufteilung des langen Pulses in einen Zug von kurzen Laserpulsen, welches als Selbstmodulation bezeichnet wird [11, 12]. Des Weiteren sind diese kurzen Laserpulse komprimiert, wodurch sie höhere Intensitäten erreichen. Die Vorzüge der selbstmodulierten LWFA liegen darin, dass die Bedingung L ∼ λP W nicht erfüllt werden muss, und dass, verglichen zur LWFA, durch die Laserpulskompression bei gleicher Ausgangsintensität des Lasers höhere Plasmawellenamplituden erreicht werden können. Eine Alternative zu den oben genannten Methoden ist die plasma beat wave acceleration (PBWA). Dabei wird die Plasmawelle durch zwei lange Laserpulse mit verschiedenen Frequenzen ω1 und ω2 erzeugt, die genau die Resonanzbedingung ∆ω = ω2 − ω1 ≈ ωp erfüllen. Durch diese Wahl der Laserfrequenzen entsteht eine Resonanz in der ponderomotorischen Kraft, welche die nichtlineare Plasmawelle verursacht [13, 14]. Die Benutzung der PBWA wurde deshalb vorgeschlagen, weil die Erzeugung von ultrakurzen, hochintensiven Laserpulsen, wie sie für die LWFA benötigt werden, vor der Entwicklung der CPA nicht möglich war. Dieses Prinzip 1.2 Ziel der Arbeit 3 kann optimiert werden, indem eine ganze Folge von kurzen Laserpulsen zur Plasmawellenerzeugung verwendet wird, um noch größere Plasmwellenamplitude zu erreichen [15]. Die ersten experimentellen Resultate ab 1995 zeigten, dass hohe Beschleunigungsfeldstärken von mehr als 100 GV/m erzeugt werden können, wodurch maximale Elektronenenergien von mehr als 100 MeV erreicht wurden. Jedoch ergab sich eine Verteilung der Elektronenenergien über das ganze Spektrum. Diese schlechten Eigenschaften des Elektronenstrahls würden eine Anwendung als mögliche neue Elektronenquelle nicht zu lassen. Der Durchbruch zu relativ monoenergetischen Strahlen gelang im Jahr 2004, in dem es drei Arbeitsgruppen gelungen ist, Elektronen auf ∼100 MeV zu beschleunigen, wobei deren Energieverteilung nur eine Breite von einigen Prozent aufwies [16, 17, 18]. Durch weitere Experimente konnten im Jahr 2006 Elektronen sogar auf Energien von 1 GeV beschleunigt werden mit einer Energiebreite von nur 10% [19]. 1.2 Ziel der Arbeit Das Ziel dieser Arbeit ist die Untersuchung der Wechselwirkung zwischen hochintensiver Laserstrahlung und underdichten Plasmen mit Hilfe einer relativistischen, elektromagnetischen eindimensionalen PIC-Simulation. Der Fokus liegt dabei insbesondere auf der Erzeugung von nichtlinearen Plasmawellen durch das Prinzip der laser wakefield acceleration (LWFA) und deren Nutzen zur Teilchenbeschleunigung. Des Weiteren sollen die nötigen Erweiterungen des Algorithmus entwickelt werden, um diese Vorgänge simulieren und analysieren zu können. Eine weitere Motivation bildet die Frage, ob sich die bisherigen theoretischen Überlegungen mit den Simulationsergebnissen vereinbaren lassen und inwiefern die Einkopplung der Elektronen in die Plasmawellen optimiert werden kann, um durch die Beschleunigung maximale Elektronenenergien mit guter Strahlqualität erreichen zu können. Außerdem soll die Funktionalität des am Institut entwickelten PIC-Algorithmus durch die Simulation von kinetischen Effekten in thermischen Plasmen, wie zum Beispiel der Landau-Dämpfung von Plasmawellen, untersucht werden. In Kapitel 2 wird zuerst die Vlasov-Theorie erläutert, um aus ihr die thermischen Effekte abzuleiten, mit denen die Genauigkeit des PIC-Algorithmus überprüft wird. Im weiteren Verlauf dieses Kapitels wird die ponderomotorische Kraft erläutert, welche die Grundlage für das hier vorgestellte theoretische Modell der nichtlinearen Plasmawellenerzeugung bildet. Zuletzt wird die Bewegung eines Teilchens im Potential einer Plasmawelle betrachtet, um aus ihr Vorhersagen über die maximalen Beschleunigungsenergien zu erhalten. Das Kapitel 1 Einleitung 4 3 gibt einen Überblick über das allgemeine Funktionsprinzip der PIC-Simulation, sowie eine Erläuterung des hier verwendeten Algorithmus. In Kapitel 4 werden die Resultate der Simulation von elektrostatischen Wellen in thermischen Plasmen vorgestellt und mit der Theorie verglichen. Die genaue Untersuchung der Plasmawellenerzeugung erfolgt in Kapitel 5, wobei hier auch Vergleiche mit einem einfachen Flüssigkeitsmodell gezogen werden. Die Ergebnisse der Simulation der Elektronenbeschleunigung werden in Kapitel 6 präsentiert und mit den theoretischen Vorhersagen verglichen. Besonders hervorgehoben werden soll an dieser Stelle die Größe α= ωp2 , ω2 (1.2) wobei ω die Laserfrequenz im Vakuum ist. Elektromagnetische Wellen können sich nur in Plasmen ausbreiten, wenn ihre Frequenz ω größer als die Plasmafrequenz ωp ist. Die kritische Dichte wird für ω = ωp definiert und lautet damit: nkr = 1021 1 me ω 2 ≈ . 4πe2 λ2 [µm] cm3 (1.3) Somit kann es nur für Plasmadichten ne , die kleiner sind als die kritische Dichte des Plasmas, zu einer Ausbreitung von elektromagnetischen Wellen kommen. Die Größe α kann dadurch geschrieben werden als: ωp2 4πe2 ne ne α= 2 = = . (1.4) 2 ω me ω nkr Der Parameter α spielt in der Simulation ein zentrale Rolle und gibt das Verhältnis der Dichte des simulierten Plasmas zur kritischen Dichte an. 5 2 Theorie 2.1 Kinetische Theorie In der klassischen Mechanik kann ein N -Teilchen-System durch einen Punkt im 6N -dimensionalen Phasenraum dargestellt werden. Dabei bezeichnen xi und pi die Orts- bzw. Impulskoordinaten des i-ten Teilchens und Γi = d3 xi d3 pi das Phasenraumvolumenelement des i-ten Teilchens. Die Zeitentwicklung gehorcht den Hamiltonschen Bewegungsgleichungen, q̇i = ∂H , ∂pi ṗi = − ∂H , ∂qi (2.1) mit der Hamilton-Funktion H. 2.1.1 Liouville-Gleichung Nach dem Liouville-Theorem kann das klassische N -Teilchen-System auch durch ein Ensemble von Zuständen im 6N -dimensionalen Phasenraum dargestellt werden. Dazu beschreibt die Liouville-Funktion, fN (x, p) mit x =(x1 ...xN ), p =(p1 ...pN ), (2.2) eine Wahrscheinlichkeitsdichte, die über dem Phasenraum definiert ist [20]. Für die Wahrscheinlichkeitsdichte fN gilt die Liouville-Gleichung d fN = 0 dt N X ∂ d ∂ ∂ + q̇i · , mit = + ṗi · dt ∂t i=1 ∂pi ∂qi (2.3) aus welcher sofort die Erhaltung der Wahrscheinlichkeitsdichte entlang der Bahn eines Systems folgt. Dabei wird beim rechten Ausdruck in (2.3) verwendet, dass das Strömungsfeld im Phasenraum nach (2.1) divergenzfrei ist. Der makroskopische Erwartungswert einer Observablen A(x, p) im Ensemble ist gegeben durch ˆ hA (t)i = dΓ A(x, p)fN (x, p, t). (2.4) Es gibt jedoch auch Größen wie Entropie und Temperatur, die wesentliche Eigenschaften des Ensembles beschreiben und somit nicht als Erwartungswert einer Observablen gemäß (2.4) 2 Theorie 6 definiert werden können. 2.1.2 Reduzierte Verteilungsfunktion Sei AS eine S-Teilchen-Observable, die nur von den Phasenraumkoordinaten x1 . . . xS und p1 . . . pS abhängt, so kann ihr Erwartungswert über die reduzierte S-Teilchen-Verteilungsfunktion berechnet werden, welche insbesondere nur von den Koordinaten der S Teilchen abhängt. Aufgrund der Ununterscheidbarkeit der Teilchen ist die Liouville-Funktion symmetrisch unter Vertauschung der Teilchenkoordinaten. Somit erhält man unter Berücksichtigung aller Permutationen die S-Teilchen-Verteilungsfunktion, N! fS (x1 . . . xS , p1 . . . pS , t) = (N − S)! ˆ dΓS+1 . . . dΓN fN (x, p, t), (2.5) mit welcher sich der Erwartungswert der S-Teilchen-Observable über ˆ hA(t)i = dΓ1 . . . dΓS fS A(x1 . . . xS , p1 . . . pS ) (2.6) berechnen läßt. Insbesondere ist der Impuls p eine 1-Teilchen-Größe und das CoulombP qi qj Potential V = N i<j |xi −xj | eine 2-Teilchen-Größe [21]. Durch die Benutzung der S-TeilchenVerteilungsfunktion zur Berechnung des Erwartungswertes hA (t)i vereinfacht sich die Rechnung aber nicht, da die Zeitentwicklung der Verteilungsfunktion fS (t) von fS+1 (t) abhängt und fS+1 (t) wiederum von fS+2 (t) usw. Dieses gekoppelte Gleichungssystem für die Zeitentwicklung aller reduzierten Verteilungsfunktionen wird als BBGKY 1 -Hierarchie bezeichnet [22]. 2.1.3 Vlasov-Gleichung Die kinetische Theorie befasst sich mit der Zeitentwicklung der 1-Teilchen-Verteilungsfunktion. Im Allgemeinen besitzt die kinetische Gleichung für die Teilchensorte j die Form, p ∂ ∂ ∂ fj + · fj + ṗ· fj = St fj , ∂t m ∂x ∂p (2.7) wobei St fj als Stoßterm bezeichnet wird und die Teilchenkorrelationen beschreibt. Im Folgenden wird nur die Dynamik der Elektronen betrachtet, d.h. fj = fe = f , da aufgrund 1 nach Born, Bogoljubov, Green, Kirkwood und Yvon 2.1 Kinetische Theorie 7 der höheren Masse der Ionen für die charakteristischen Schwingungsfrequenzen ωpe ωpi gilt. Deswegen findet die Dynamik der Ionen auf viel größeren Zeitskalen statt und kann vernachlässigt werden. Prinzipiell können die folgenden Herleitungen aber auch für beliebige Teilchensorten analog durchgeführt werden. Die Besonderheit des Plasmas gegenüber neutralen Teilchen besteht darin, dass es aufgrund der langreichweitigen Coulomb-Wechselwirkung auch bei großen Stoßparametern eine merkliche Änderung der Teilchenbewegung gibt. Die Abschirmung der Coulomb-Kräfte geq Te schieht erst bei Abständen von der Größenordnung der Debye-Länge ∼ λD = 4πn0 e2 mit der Elektronentemperatur Te , der Elektronendichte im Gleichgewicht n0 und der Elementarladung e, welche gegenüber dem mittleren Teilchenabstand groß ist. Somit führen nur Stöße, also direkte 2-Teilchen-Wechselwirkungen, mit einem kleinem Stoßparameter (< λD ) zu einer Relaxation in den Gleichgewichtszustand und zu einem Anwachsen der Entropie. Bei Wechselwirkungen mit großen Stoßparametern (& λD ) sind viele Teilchen beteiligt, so dass man von einem kollektiven Effekt spricht. Das effektive Feld, welches diese Wechselwirkungen beschreibt, besitzt in diesem Fall einen makroskopischen Charakter. Diese Prozesse führen nicht zum Anwachsen der Entropie, besitzen somit keinen Zufallscharakter und dürfen daher nicht als Stöße betrachtet werden. Dadurch muss die Teilchenbewegung für große Stoßparameter als die Bewegung der Teilchen im mittleren Feld E und B aller anderen Teilchen beschrieben werden. Da die Aufenthaltsorte der Teilchen nicht ausgezeichnet sind, können diese Felder im Sinne der makroskopischen Elektrodynamik verstanden werden [20]. In stoßfreien Plasmen, d.h. Vernachlässigung der Teilchenkorrelation für kleine Stoßparameter, kann die 2Teilchen-Verteilungsfunktion als Produkt von 1-Teilchen-Verteilungsfunktionen angenommen werden [21]: f (x1 , x2 , p1 , p2 ) = f (x1 , p1 ) f (x2 , p2 ) (2.8) Im Allgemeinen kann diese Näherung gemacht werden, wenn die mittlere freie Flugzeit der Teilchen zwischen zwei Stößen viel größer ist als die charakteristische Zeit, auf der sich die makroskopischen Felder E und B ändern. In diesem Fall ist der Stoßterm St f klein im Vergleich zur Änderung der Verteilungsfunktion ∂f /∂t und das Plasma kann als stoßfrei angenommen werden. Durch (2.8) erhält man für die 1-Teilchenverteilungsfunktion die Vlasov-Gleichung: p ∂ ∂ ∂ f+ · f + ṗ · f =0 ∂t m ∂x ∂p (2.9) 2 Theorie 8 p Die Kraft ṗ in (2.9) wird durch die Lorentzkraft F = ṗ = q(E + cm × B) bestimmt, die durch die gemittelten Felder gegeben ist. Außerdem ist die Entropie im Rahmen der VlasovTheorie eine Erhaltungsgröße. Zusammen mit den Maxwell-Gleichungen für die gemittelten Felder, 1 ∂B , ∇ · E = 4π%, c ∂t (2.10) 1 ∂E 4π ∇×B= + j, ∇ · B = 0, c ∂t c und den Ladungs- und Stromdichten, die aus einem Ionenanteil i und dem über die Verteilungsfunktion gemittelten Elektronenanteil bestehen, ∇×E=− ˆ % = %i − e j = ji − e d3 p f (x, p, t), ˆ p d p f (x, p, t), m (2.11) 3 bildet (2.9) ein gekoppeltes Gleichungssystem, das die Verteilungsfunktion f (x, p, t) und die Felder E und B bestimmt. Dieses Gleichungssystem ist unter der Bezeichnung VlasovMaxwell-Gleichungen bekannt. 2.2 Elektrostatische Plasmaschwingungen 2.2.1 Linearisierte Vlasov-Gleichung Bei schwachen Feldern kann die Vlasov-Gleichung für kleine Störungen einer Gleichgewichtslösung vereinfacht werden. Dazu wird die Abweichung vom Gleichgewicht durch den Ansatz f (x, p, t) = f0 (p) + f1 (x, p, t) für die Verteilungsfunktion der Elektronen und mit Φ(p, t) = Φ0 + Φ1 (p, t) für das Potential beschrieben, wobei f0 die räumlich homogene und isotrope stationäre Gleichgewichtsverteilungsfunktion bezeichnet und φ0 = 0 das konstante Potential im Gleichgewicht beschreibt. Durch Vernachlässigung der Terme von quadratischer Ordnung erhält man mit (2.9) und (2.10): ∂f1 p ∂f1 ∂f0 + · − q∇Φ1 · = 0, ∂t m ∂x ∂p ˆ 4φ1 = −4πq d3 p f1 . (2.12) 2.2 Elektrostatische Plasmaschwingungen 9 Aufgrund der Isotropie der Verteilungsfunktion f0 (p) = f0 (|p|) ist die Richtung der Ableitung ∂p f0 parallel zu p, weshalb das Skalarprodukt mit m1 p × B verschwindet. Für die räumliche Störung kann der Ansatz f1 , Φ1 ∼ eik·x gemacht werden. In der Zeitentwicklung kann die Plasmaschwingung nicht als ungedämpft angenommen werden, weswegen keine periodische Störung in der Zeit angesetzt werden darf, um (2.12) zu lösen. Stattdessen kann das Anfangswertproblem f1 (t = 0) = f 0 mit Hilfe der Definition der Laplace-Transformation aus Anhang A gelöst werden und man erhält: S(ω, k) , D(ω, k) ˆ 4πq f0 3 mit S(ω, k) = 2 , dp k ω−k·v ˆ 4πq 2 k ∂f0 D(ω, k) = 1 + 2 · , d3 p k ∂p ω − k · v Φ̂1 = i (2.13) C mit ω = ωr + iωi , S(ω, k), D(ω, k) ∈ C. S(ω, k) bezeichnet den Quellterm der Störung, der vom Anfangswert abhängt und D(ω, k) ist die Dispersionsfunktion des Plasmas. Der Integrationsweg C ist nach der von L. D. Landau aufgestellten Regel zur Umgehung der Pole (1946) [20] so zu wählen, dass die Polstelle bei ω = k · v umgangen wird. Durch die Definition der Laplace-Transformation dürfen keine Polstellen von D(ω, k) in der oberen Halbebene liegen. Der Integrationsweg C wird deswegen so gewählt, dass die Singularität in der unteren Halbebene von unten umgangen wird. Die Gleichungen (2.13) können im p und magnetfeldfreien Fall auch bezüglich der Geschwindigkeit durch die Substitution v = m ∂v = m∂p ausgedrückt werden. 2.2.2 Plasmaschwingungen im kalten Plasma Für kalte Plasmen kann die Maxwellsche Gleichgewichtsverteilung durch f0 = n0 δ (v) ausgedrückt werden. Mit den Gleichungen (2.13) erhält man durch partielle Integration die Dispersionsfunktion: ωp2 4πq 2 n0 D(ω, k) = 1 − 2 mit ωp2 = , (2.14) ω me wobei ωp die Plasmafrequenz bezeichnet. Die Dispersionsfunktion besitzt einfache Nullstellen bei ω = ±ωp , d.h. kleine Störungen schwingen ungedämpft mit der Plasmafrequenz. Bei großen Amplituden der Plasmawelle kommt es zum Wellenbrechen. Um diesen Effekt anschaulich herzuleiten, kann im Rahmen eines Flüssigkeitsmodells, welches auch für nicht- 2 Theorie 10 lineare Schwingungen gültig ist, eine Abbildung a → x(a, t) = a + ξ(a, t) (2.15) definiert werden, die den Punkten a des Gleichgewichtszustandes einen verschobenen Ort x(a, t) zuordnet. Für die Bewegungsgleichung der Teilchen im elektrische Feld am Ort a und zur Zeit t gilt dann ∂ 2 ξ(a, t) = −eE(a, t). (2.16) m ∂ 2t Erfolgt die Verschiebung in x-Richtung, so transformiert sich ein Volumenelement mit ∂x(a, t) dx = da = ∂a ∂ξ(a, t) 1+ da, ∂a (2.17) und die Dichteänderung ist gegeben durch n(x, t)dx = n0 da. (2.18) Das elektrostatische Feld berechnet sich mit der Auslenkung der Elektronen aus der Gleichgewichtslage mit Hilfe der Poisson-Gleichung. Aus der Differentialdarstellung des elektrostatischen Feldes dE = −4πe[n(x, t) − n0 ]dx = 4πen0 dξ(a, t) erhält man dann den Ausdruck E(a, t) = 4πen0 ξ(a, t), (2.19) mit der resultierenden Schwingungsgleichung ∂ 2 ξ(a, t) + ωp2 ξ(a, t) = 0. ∂t2 (2.20) Die Lösung der Schwingungsgleichung ist offensichtlich periodisch in der Zeit. Für eine Plasmawelle mit der Wellenlänge ks , wird deswegen die Lösung mit ξ(a, t) = ξ0 cos(ωp t) cos(ks a) (2.21) angesetzt, wobei die Anfangsbedingung ξ(a, 0) = ξ0 cos(ks a) = E(a, 0)/4πen0 lautet. Bei sehr großen Auslenkungen können zwei im Gleichgewichtszustand benachbarte Punkte a und a + da auf denselben Punkt x(a, t) verschoben werden, wodurch die Dichte in diesem Punkt singulär wird. Diesen Vorgang nennt man Wellenbrechen und mit (2.17) ergibt sich dafür die 2.2 Elektrostatische Plasmaschwingungen 11 Bedingung [21]: ∂ξ(a, t) = −1 = −ks ξ0 cos(ωp t) sin(ks a). ∂a Daraus folgt, dass die Welle für Amplituden dx = 0 ⇔ ξ0 ≥ 1 ks (2.22) (2.23) bricht. Das elektrostatische Feld beim Wellenbrechen lautet damit: E(0, 0) ≥ ωp ωp me c ωp = E0 , ks c e ks c (2.24) wobei E0 = ωp me c/e in der Literatur auch als das nichtrelativistische Wellenbrechlimit bezeichnet wird [23]. Für die Oszillationsgeschwindigkeit der Elektronen gilt: ve = dξ dx = = −ξ0 ωp sin(ωp t) cos(ks a). dt dt (2.25) Ersetzt man die Amplitude der Plasmawelle durch die Wellenbrechamplitude (2.23), so erhält man mit der Phasengeschwindigkeit vph = ωp /ks der Plasmawelle: ve ≥ − ωp sin(ωp t) cos(ks a) = −vph sin(ωp t) cos(ks a). ks (2.26) Dies bedeutet, dass die Welle für Oszillationsgeschwindigkeiten (2.27) ve ≥ vph bricht. Diese Bedingung ist äquivalent zu (2.23). 2.2.3 Plasmaschwingungen im thermischen Plasma In thermischen Plasmen hat die Gleichgewichtsverteilungsfunktion f0 die Form einer Maxwellschen Geschwindigkeitsverteilung. In diesem Fall kann die Dispersionsfunktion für die Näherung einer schwach gedämpften Schwingung, d.h. ωi und Di (ω, k) seien klein, gefunden werden. Durch die Entwicklung der Dispersionsfunktion D(ω, k) = Dr (ω, k) + iDi (ω, k) um die reellen Werte ωr bis zur linearen Ordnung erhält man: Dr (ωr ) = 0 und ωi = − Di (ωr ) . ∂ωr Dr (ωr ) (2.28) 2 Theorie 12 Somit ist es ausreichend die Dispersionsfunktion bei schwacher Dämpfung nur für reelle Frequenzen zu bestimmen. Das Integral über f0 in der Dispersionsfunktion (2.13) kann direkt über die beiden Geschwindigkeitskomponenten, die senkrecht zu k stehen, integriert werden und es ergibt sich für die verbleibende Geschwindigkeitskomponente ṽ mit ihrer eindimensionalen Verteilungsfunktion fˆ0 (ṽ) aus (2.13): ( ) ˆ ˆ0 (ṽ) ˆ0 (ṽ) ωp2 ∂ f 1 ∂ f · + iπ 1 = 2 dṽ k ∂ṽ ṽ − (ωr /k) ∂ṽ C , (2.29) ṽ=ωr /k wobei C der Cauchy-Hauptwert des Integrals ist und die eindimensionale Verteilungsfunktion von ṽ durch die Maxwell-Verteilung, 2 1 ṽ fˆ0 (ṽ) = √ exp − 2 2vth 2πvth r mit vth = kB T , m (2.30) gegeben ist. vth bezeichnet die thermische Geschwindigkeit, T die Temperatur des Plasmas und kB ist die Boltzmann-Konstante. Durch partielle Integration und anschließender Entwicklung des Nenners für kleine thermische Geschwindigkeiten, erhält man die Lösung des Realteils aus (2.29) bis zur quadratischen Ordnung [24]: Dr (ω, k) = 1 − ωp2 2 2 1 + 3vth k . 2 ωr (2.31) Die Nullstellen von (2.31) geben die möglichen Schwingungsfrequenzen an, q q 2 2 2 ωr (k) = ωp 1 + 3k vth /ωp = ωp 1 + 3k 2 λ2D , (2.32) mit der Debye-Länge λD = vωthp . Diese Beziehung wird nach D. Bohm und E. P. Gross als Bohm-Gross Dispersionsrelation (1949) [25] bezeichnet. 2.2.4 Landau-Dämpfung Der Imaginärteil der Schwingungsfrequenz kann nun über (2.28), (2.29) und mit der Vernachlässigung der thermischen Korrektur für den Realteil von ω, also ωr ≈ ωp , berechnet werden: r 3 γL ωi π 1 1 1 =− ≈ exp − +3 , (2.33) ωp ωp 8 kλD 2 k 2 λ2D 2.2 Elektrostatische Plasmaschwingungen 13 mit dem linearen Landau-Dämpfungskoeffizient γL = −ωi . Aufgrund von ∂ fˆ/∂ṽ < 0 für die Maxwellsche Geschwindigkeitsverteilung, ist γL im thermischen Gleichgewicht positiv und die Plasmaoszillationen sind stets gedämpft. Diese Dämpfung wird bedeutend für kλD & 0.4 [26] und wird als Landau-Dämpfung (1946) bezeichnet [24, 27]. Ihre Besonderheit besteht darin, dass sie eine stoßfreie Dämpfung darstellt, die im Rahmen der Vlasov-Theorie hergeleitet wurde. Dieser Effekt wurde von Landau durch die rein mathematische Behandlung der Singularitäten in der komplexen Zahlenebene vorhergesagt und ist dadurch eine der erstaunlichsten Ergebnisse der Plasmaphysik. Aufgrund der Entropieerhaltung (Abschnitt 2.1.3) ist diese Dämpfung ein thermodynamisch reversibler Prozess, was durch die Plasmaechoexperimente [28, 29] experimentell bestätigt wurde. Somit ist es durch eine Verteilungsfunktion mit ∂ṽ fˆ|ṽ=ω/k > 0 möglich, auch ein Anwachsen der Plasmawelle zu erzeugen. Die physikalische Interpretation der Landau-Dämpfung zeigt, dass die resonanten Teilchen mit der Geschwindigkeit ṽ ≈ vph = ωk ein quasistatisches elektrisches Feld erfahren und dass dadurch ein besonders effektiver Energieaustausch zwischen diesen Teilchen und der Welle stattfindet. Aufgrund der Form der Maxwellschen Verteilungsfunktion gibt es, im Vergleich zur Phasengeschwindigkeit der Welle vph , mehr langsamere Teilchen als schnellere Teilchen. Deswegen wird mehr Energie von den Teilchen aufgenommen als an die Welle abgegeben wird und die Welle wird gedämpft. Der Energieaustausch zwischen Welle und Teil chen bewirkt des Weiteren eine Abflachung der Verteilungsfunktion bei fˆ ωk . Diese Verformung der Verteilungsfunktion ist gerade der Störterm f1 aus dem Ansatz zur Linearisierung der Vlasov-Gleichung (Abschnitt 2.1.3) [24]. Für den o.g. Fall der Verteilungsfunktion mit ∂ṽ fˆ|ṽ=ω/k > 0 tritt der inverse Effekt auf und die Teilchen geben mehr Energie an die Welle ab als sie aufnehmen und es tritt eine Instabilität auf. Diese wird auch Zweistrominstabilität genannt. Ein einfaches Modell für diese Instabilität wird in [21] vorgestellt. 2.2.5 Nichtlineare Landau-Dämpfung Die von Landau gefundene Dämpfung basiert auf der linearisierten Vlasov-Gleichung (2.9), in welcher der Term E1 ∂v f1 von quadratischer Ordnung ist und deshalb vernachlässigbar wird. Betrachtet man nun die eindimensionale, linearisierte Vlasov-Gleichung mit dem der Plasmawelle zugehörigen elektrischen Feld E1 = −∇Φ1 = Ẽ1 sin(kx − ωt), so zeigt sich, dass ∂v f1 = ∂v f1 (t) ∼ me Ẽ1 kt2 ∂v f0 für den resonanten Teil der Verteilungsfunktion gilt. Das bedeutet für Zeiten größer als r m (2.34) τ= eẼ1 k 2 Theorie 14 ist ∂v f1 ≈ ∂v f0 und die Linearisierung der Vlasov-Gleichung verliert ihre Gültigkeit. Für die Berechnung der stoßfreien Dämpfung für Zeiten größer als τ , muss die exakte Vlasov-Gleichung für den resonanten Teil der Verteilungsfunktion gelöst werden. Dies ist auch bekannt als nichtlineare Landau-Dämpfung. Nach O’Neill [30] bewegen sich Teilchen, die nicht genug Energie besitzen um den Potentialtopf der Plasmawelle zu verlassen, auf geschlossenen Bahnen mit der Periode τb ≈ τ . Dies bedeutet, dass die Teilchen eine periodische Geschwindigkeitsänderung um die Phasengeschwindigkeit vph der Welle erfahren. Somit nehmen sie mit dieser Periodizität Energie auf oder geben Energie an die Welle ab und es kommt zu einer periodischen Änderung der Dämpfung γ(t) um Null mit der Frequenz ωb = 1/τb . In dieser Lösung Ẽ1 = konst. angenommen, obwohl die Amplitude der Welle ´ wurde jedoch t 0 0 mit Ẽ1 ∼ exp o dt γ(t ) variiert. Die Berechnung des Langzeitverhaltens der Amplitudenoszillation stellt sich als sehr kompliziert heraus und wurde in der Vergangenheit kontrovers diskutiert. Da die Konvergenz der Lösung nicht in dieser Arbeit untersucht wird, soll hier nur ein kurzer Überblick über die verschiedenen Lösungsansätze gegeben werden. Ein Lösungansatz ist, dass die nichtlineare Plasmawelle nach anfänglicher Dämpfung über wenige Oszillationen in eine BGK2 - Mode übergeht [31, 32], in der im Mittel keine Energie mit den Teilchen ausgetauscht wird. O’Neill wiederum geht in seiner Arbeit davon aus, dass die Teilchen für t → ∞ ihre Phasenbeziehung verlieren und dadurch γ(t) gegen Null geht. Ein anderer Lösungsweg wird in [33] gewählt. Unter der Annahme, dass für unendliche Zeiten Ẽ1 → 0 gilt, wird eine selbstkonsistente Lösung gefunden, die eine Dämpfung von Ẽ1 ∼ t−1 zeigt. 2.3 Flüssigkeitsbeschreibung des Plasmas Neben der kinetische Beschreibung des Plasma, kann dieses auch makroskopisch über Flüssigkeitsgleichungen beschrieben werden. Für eine Teilchensorte j erhält man die Dichte nj und mittlere Geschwindigkeit uj durch die verschiedenen Momente der Verteilungsfunktion über die Geschwindigkeiten: ˆ nj = fj (x, v, t)dv, (2.35) v fj (x, v, t)dv. (2.36) ˆ nuj = 2 nach Bernstein, Greene und Kruskal 2.4 Erzeugung von Plasmawellen durch Laserstrahlen 15 Die Berechnung der ersten beiden Momente der Vlasov-Gleichung (2.9) ergibt die Kontinuitäts- und die Bewegungsgleichung der Teilchensorte j für die Flüssigkeitsbeschreibung eines kalten Plasmas [26]: ∂nj + ∇(nj uj ) = 0, (2.37) ∂t ∂uj mj nj + (uj · ∇) uj = qj nj (E + uj × B) . (2.38) ∂t Für thermische Plasmen muss auf der rechten Seite von (2.38) noch ein Druckterm hinzugefügt werden, der durch die ungeordnete Bewegung der Teilchen hervorgerufen wird. 2.4 Erzeugung von Plasmawellen durch Laserstrahlen Trifft ein Laserpuls auf ein Plasma, so erzeugt er eine elektrostatische Welle, welche mit einer Phasengeschwindigkeit, die der Gruppengeschwindigkeit des Laserstrahls entspricht, hinter dem Puls durch das Plasma läuft. Diese Plasmawelle wird auch als plasma wakefield bezeichnet. Die physikalische Kraft, die diesem Effekt zu Grunde liegt, ist die ponderomotorische Kraft, welche die Dichteschwankungen im Plasma hervorruft. Bevor näher auf die ponderomotorische Kraft, die Erzeugung von Plasmawellen durch Laserstrahlen und deren Eigenschaften eingegangen wird, sollen zuerst dimensionslose Größen eingeführt werden, die in der Particle-in-Cell Simulation ihre Verwendung finden. In der Literatur wird meistens nur das Potential des Laserfeldes A(x, t) dimensionslos angegeben, da es in dieser Normierung gerade dem Transversalimpuls der Teilchenbewegung im Vakuum entspricht. 2.4.1 Dimensionslose Größen Im Folgenden werden Zeiten und Längen auf die Vakuumfrequenz ω bzw. auf die Vakuumwellenzahl k = ωc des Laserfeldes normiert: t0 = ωt, r0 = ω r, c 1 v0 = v, c p0 = γv0 = 1 p, me c (2.39) mit der Lichtgeschwindigkeit c, der Elektronenruhemasse me und dem relativistischen Gammafaktor p p γ = 1 + p02 = 1/ (1 − v 02 ). (2.40) 2 Theorie 16 Die Normierung der Felder E und B und der Potentiale A und Φ lautet: E0 = e E, me ωc B0 = e B, me ωc A0 = e e A, Φ0 = Φ. me c² me c² (2.41) Damit gilt im Vakuum mit Φ0 = 0: E0 = − ∂A0 , ∂t0 B0 = ∇0 × A0 . (2.42) Insbesondere ist in diesem Fall der kanonische Transversalimpuls für die Bewegung eines Teilchens im Feld einer elektromagnetischen Wellen erhalten, woraus A0 = p0⊥ folgt. Das dimensionslose Vektorpotential entspricht also dem normierten Transversalimpuls der Oszillationsbewegung der Elektronen im Laserfeld. Für A0 & 1 wird die Bewegung der Elektronen relativistisch. Die dimensionslosen Strom- und Ladungsdichten sind definiert als: j0 = 1 j, ene0 c n0 = n , ne0 (2.43) mit der mittleren Elektronendichte ne0 . Die Ladungen und Massen werden auf die Elementarladung und Elektronenmasse mit q 0 = q/e bzw. m0 = m/me normiert. Aus Gründen √ der Deutlichkeit wird die normierte Plasmafrequenz mit α = ωp /ω bezeichnet. Von diesem Punkt an werden nur noch die dimensionslosen Größen verwendet. Deswegen wird im Folgenden ’ weggelassen und alle Größen sind als dimensionslos anzusehen, sofern sie nicht anderweitig gekennzeichnet sind. 2.4.2 Die ponderomotorische Kraft Die ponderomotorische Kraft tritt auf, wenn ein räumlich inhomogenes, hochfrequentes und √ transverses Laserfeld A(z, t) = A(z) cos(t) auf ein homogenes Plasma trifft mit 1 & α ωpi , mit der ortsabhängigen Amplitude des Laserfeldes A(z) und der normierten Ionenplasmafrequenz ωi . Die Ionenbewegung kann dadurch vernachlässigt werden. Die maximale Amplitude des Laserfeldes wird im folgenden Verlauf der Arbeit mit A0 bezeichnet. Des Weiteren soll nur die Wirkung eines hochfrequenten Laserfeldes auf ein homogenes Plasma betrachtet werden, weshalb hier Φ = 0 angenommen wird. Die Flüssigkeitsbeschreibung des kalten Plasmas für die Elektronen liefert dann die Bewegungsgleichung für A0 1: dv ∂v ∂A(z, t) = + (v · ∇) v = − v × (∇ × A(z, t)). dt ∂t ∂t (2.44) 2.4 Erzeugung von Plasmawellen durch Laserstrahlen 17 Ohne Beschränkung wird angenommen, dass A = Aex gilt und dass die Ausbreitung des Laserfeldes in z-Richtung erfolgt. Die Transversalbewegung der Elektronen wird in erster Ordnung für |A| durch das elektrische Feld des Lasers bestimmt, und man erhält direkt die Lösung der Bewegungsgleichung: v(0) (z, t) = A(z) cos(t), (2.45) d.h. die Elektronen oszillieren einfach im Laserfeld. Somit kann die Bewegungsgleichung für die Elektronenbewegung bis zur Ordnung A2 geschrieben werden als: ∂A(z, t) ∂v = − v(0) · ∇ v(0) − v(0) × (∇ × v(0) ) ∂t ∂t 2 2 ∂A(z, t) 1 ∂ 1 ∂ − = v (0) ez − v (0) ez , ∂t 2 ∂z 2 ∂z (2.46) wobei der Faktor 1/2 durch partielle Integration zustande kommt. Durch die zeitliche Mittelung dieser Bewegungsgleichung über die schnellen Oszillationen im Laserfeld folgt: ∂ (0) 2 v ez ∂z 2 1 ∂ v (0) ez , = − hE(z, t)i − 2 ∂z ∂ hvi = − hE(z, t)i − ∂t (2.47) 2 wobei die zeitliche Mittelung über v (0) ∼ cos2 (t) noch einen weiteren Faktor 1/2 ergibt. Mit der Substitution durch (2.45) für die Terme der Ordnung A2 in (2.47) erhält man: 1 ∂ 2 ∂ hvi = − hE(z, t)i − A (z). ∂t 2 ∂z (2.48) Die Elektronen erfahren also durch das Laserfeld eine Kraft in Richtung der geringeren Feldstärke, die proportional zum Gradienten der Intensität des Feldes ist. Diese Kraft heißt ponderomotorische Kraft [26]: 1 ∂ 2 Fp = − A (z). (2.49) 2 ∂z Insbesondere tritt dieser Effekt auch dann auf, wenn die Elektronen sich nur in einem schnell oszillierendem elektrischen Feld bewegen. Die ponderomotorische Kraft ist dann gegeben durch: 1 ∂ 2 Fel A (z). (2.50) p = − 4 ∂z 2 Theorie 18 Für relativistische Laseramplituden A0 & 1 wird die Bewegung der Teilchen im Laserpotential relativistisch und es kann keine Störungsrechnung mehr durchgeführt werden. Die relativistische Bewegungsgleichung in der Flüssigkeitsbeschreibung des kalten Plasmas für Elektronen ist gegeben durch: ∂ + v · ∇ (γv) = − (E + v × B) . ∂t (2.51) Aufgrund der relativistischen Bewegung wird diese Gleichung exakt gelöst, d.h die Felder sind gegeben durch: ∂A , B = ∇ × A, (2.52) E = −∇Φ − ∂t wobei Φ das elektrostatische Potential beschreibt, welches durch die Dichteschwankungen im Plasma verursacht wird. Mit (2.52) kann der Ausdruck (2.51) umgeformt werden zu: ∂ (γv − A) = ∇Φ − (v · ∇) (γv) − v × (∇ × A) , ∂t mit γ = (2.53) p 1 + p². Durch die Vektoridentität [34], (v · ∇) (γv) = ∇γ − v × [∇ × (γv)] , (2.54) ∂ (γv − A) = ∇Φ − ∇γ + v × [∇ × (γv − A)] . ∂t (2.55) erhält man weiter: Mit der Rotation von (2.55) und ∇ × (∇Φ) = ∇ × (∇γ) = 0 folgt: ∂ [∇ × (γv − A)] = ∇ × {v × [∇ × (γv − A)]} . ∂t (2.56) Mit der Anfangsbedingung, dass das Plasma vor Eintreffen des Laserpulses in Ruhe ist, d.h. ∇ × (γv − A) = 0, folgt mit (2.56), dass dies für alle Zeiten gelten muss. Dadurch vereinfacht sich (2.55) zu: ∂ (γv − A) = ∇Φ − ∇γ. (2.57) ∂t Auf der rechten Seite von (2.57) kann der zweite Ausdruck als ein allgemeiner ponderomotorischer Term fp aufgefasst werden: fp = −∇γ. (2.58) 2.4 Erzeugung von Plasmawellen durch Laserstrahlen 19 Der Ausdruck (2.57) ist exakt, weshalb (2.58) für beliebige Laserintensitäten gilt [34]. Der Ausdruck für die Bewegungsgleichung (2.57) wurde, unabhängig von dieser Herleitung, auch durch weitere Autorengruppen gefunden [12, 35]. Allgemein wird die Mittelung über die schnell veränderlichen Anteile von fp als die ponderomotorische Kraft bezeichnet, welche in der Vergangenheit kontrovers diskutiert wurde. Die zeitliche Mittelung wurde von verschiedenen Autorengruppen unterschiedlich durchgeführt. So wird in [36] die relativistische Lagrange-Funktion über die Laserperiode gemittelt, um die ponderomotorische Kraft zu erhalten. Ein heuristischer Lösungsansatz zur Berechnung der ponderomotorischen Kraft wird in [37] gemacht. Ähnlich Resultate werden auch in [38] berechnet. Hervorzuheben ist, dass die ponderomotorische Kraft, aufgrund der Laseramplitudenabhängigkeit des Gammafaktors γ = γ(A2 ), die Proportionalität Fp ∼ 1 ∇ A2 hγi (2.59) aufweist, mit dem über die schnellen Anteile gemittelten Gammafaktor hγi. 2.4.3 Plasmawellen im linearen Fall In einem kalten Plasma werden durch die ponderomotorische Kraft des Laserpulses Dichteschwankungen im Plasma hervorgerufen, die nach Abschnitt 2.2.2 mit der Plasmafrequenz √ α schwingen. Für einen in in z-Richtung propagierenden Laserpuls, kommt es durch die ponderomotorische Kraft nur zu einer longitudinalen Bewegung, weshalb im Folgenden nur diese Bewegung betrachtet wird. Bei kleinen Laseramplituden A0 1 kann eine Störung der Form n = 1 + n1 , v = v0 + v1 , Φ = Φ0 + Φ1 , (2.60) angesetzt werden. Man beachte die Normierung, weswegen die Plasmadichte im Gleichgewicht Eins ist. Für ein neutrales, kaltes Plasma gilt für die Gleichgewichtsgrößen: ∇1 = v0 = Φ0 = 0. (2.61) Setzt man diese Größen in (2.37) und (2.38) ein und vernachlässigt Terme zweiter Ordnung, so erhält man die linearisierte Kontinuitätsgleichung, ∂v1 ∂n1 +1 = 0, ∂t ∂z (2.62) 2 Theorie 20 und die linearisierte Bewegungsgleichung: ∂v1 = −Ez + Fp . ∂t (2.63) Die longitudinale Bewegung ist dabei zum einen durch die ponderomotorische Kraft des Laser∂ pulses Fp = − 12 ∂z A2 (z) nach (2.49) gegeben und zum anderen auch durch das elektrostatische Feld Ez , welches durch die Dichteänderung verursacht wird und über die Poisson-Gleichung berechnet werden kann: ∂Ez = −αn1 . (2.64) ∂z Durch eine weitere zeitliche Ableitung von (2.62) kann die Geschwindigkeitsstörung durch (2.63) ersetzt werden und man erhält: ∂n1 ∂ + (−Ez + Fp ) = 0 ∂t ∂z Für einen in z-Richtung laufenden Laserpuls im eindimensionalen Fall, ist die Einhüllende des Laserpulses A(z, t) an einem festen Beobachtungspunkt auch zeitabhängig. Somit kann aus den linearisierten Gleichungen der Flüssigkeitsbeschreibung die Schwingungsgleichung für die Dichteschwankungen n1 (z, t) erhalten werden [10]: 1 ∂2 2 ∂2 + α n = A (z, t), 1 ∂t2 2 ∂z 2 (2.65) Für diese inhomogene Differentialgleichung 2. Ordnung mit der homogenen Lösung nh1 (t) = √ √ cos ( at) + sin ( αt) kann die partikuläre Lösung np1 berechnet werden. Mit der Variation der Konstanten, erhält man die partikuläre Lösung: np1 (t) √ = − cos αt ˆt √ sin( αt0 ) √ Fp (z, t0 )dt0 α 0 √ + sin αt ˆt √ cos ( αt0 ) √ Fp (z, t0 )dt0 α (2.66) 0 1 = √ α ˆt 0 √ 1 ∂2 2 sin α(t − t0 ) A (z, t0 )dt0 , 2 ∂z 2 (2.67) 2.4 Erzeugung von Plasmawellen durch Laserstrahlen 21 wobei in (2.67) das Sinus-Additionstheorem angewendet wurde. Mit der Poisson-Gleichung kann aus (2.67) das elektrostatische Feld der Plasmawelle berechnet werden, √ ˆt 0 Ez (z, t) = − α dt sin √ ∂ A2 0 (z, t ) , α (t − t ) ∂z 2 0 (2.68) 0 welches durch die Dichteschwankungen hervorgerufen wird. Es wird durch den Laserpuls also √ eine Plasmaschwingung angeregt, welche hinter dem Laserpuls mit der Frequenz α oszilliert. Propagiert nun ein Laserpuls mit einer Intensität A0 1 durch ein unterdichtes Plasma, so erzeugt er eine sinusförmige Plasmawelle, die mit einer Phasengeschwindigkeit vph , welche der Gruppengeschwindigkeit des Laserpulses vg im Plasma entspricht, hinter dem Puls herläuft. Die Dichte und die Phasengeschwindigkeit bestimmen dabei die Wellenlänge der √ Plasmawelle durch α = vph kp . Für sehr unterdichte Plasmen gilt vph = vg . 1 und somit √ α ≈ kp . Nach (2.24) gilt in diesem Fall für das nichtrelativistische Limit bei dem die Welle √ √ √ bricht E0 ≈ α. In der Literatur wird oft vph = 1 gesetzt, wodurch kp = α und E0 = α gilt. Analytische Berechnungen der Plasmawelle für ein sinusförmiges Laserprofil können in [10] gefunden werden. 2.4.4 Erzeugung von Plasmawellen im nichtlinearen Fall Für Laserfelder mit A0 & 1 wird die Elektronenbewegung hoch relativistisch. Ein Modell zur Beschreibung der Laser-Plasma-Wechselwirkung kann im eindimensionalen Grenzfall für breite Laserstrahlen, d.h. rL λp mit der charakteristischen radialen Breite des Laserstrahls rL und der Wellenlänge der Plasmawelle im linearen Fall λp = 2π/kp , in unterdichten Plasmen entwickelt werden. Dafür müssen die relativistischen Flüssigkeitsgleichungen für ein kaltes Plasma einhergehend mit der Wellengleichung für das transversale Laserfeld gelöst werden. Im eindimensionalen Grenzfall ist der kanonische Impuls senkrecht zur Ausbreitungsrichtung erhalten, weshalb der kinematische Impuls in dieser Richtung durch p⊥ = A gegeben ist. Dadurch gilt für den Gammafaktor: γ= q p 1 + p2 = 1 + p2k + A2 , mit der Impulskomponent pk parallel zur Ausbreitungsrichtung. (2.69) 2 Theorie 22 In der Coulomb-Eichung ∇ · A = 0 lautet die eindimensionale Wellengleichung für die Ausbreitungsrichtung z des Laserfeldes: ∂ 2A ∂ 2A − 2 = αjt , ∂z 2 ∂t (2.70) wobei der Quellterm nur durch die transversale Stromdichte bestimmt wird [40], welche gegeben ist durch: A jt = −n(z, t)v = n(z, t) (2.71) γ Die Bewegungsgleichung für die Ausbreitungsrichtung läßt sich aus (2.57) ableiten. Aufgrund des transversalen Laserfeldes vereinfacht sich diese Bewegungsgleichung zu: ∂Φ ∂γ ∂ (γvz ) = − ∂t ∂z ∂z (2.72) Die Bewegung der Elektronen ist also durch das elektrostatische Potential der Plasmawelle Φ, welches durch den Laserpuls erzeugt wird, und direkt durch den Laserpuls über den ponderomotorischen Term (2.58) bestimmt. Die Poisson-Gleichung und die longitudinale Kontinuitätsgleichung für die Elektronen sind gegeben durch: ∂ 2Φ = α(n − 1), ∂z 2 (2.73) ∂ ∂n + (nvz ) = 0, (2.74) ∂t ∂z Die Gleichungen (2.70),(2.72) ,(2.73) und (2.74) werden mit ξ = z − vg t und τ = t in das mitbewegte Koordinatensystem des Laserpulses mit der Gruppengeschwindigkeit vg transformiert. Die transformierten Gleichungen lauten nach Anhang B.1: 1 ∂2 ∂2 ∂2 + 2v − g γg2 ∂ξ 2 ∂ξ∂τ ∂τ 2 A= 1 αnA, γ (2.75) ∂ ∂ (γvz ) [γ (1 − vg vz ) − Φ] = − , ∂ξ ∂τ (2.76) ∂ 2Φ = α (n − 1) , ∂ξ 2 (2.77) ∂ ∂n [n (vg − vz )] = , ∂ξ ∂τ (2.78) 2.4 Erzeugung von Plasmawellen durch Laserstrahlen 23 mit dem Gammafaktor der Gruppengeschwindigkeit des Laserpulses γg2 = 1/ 1 − vg2 [41]. Die Gleichungen (2.69) und (2.75)-(2.78) bilden ein vollständiges System von nichtlinearen, relativistischen Flüssigkeitsgleichungen für ein kaltes Plasma, die die Wechselwirkung zwischen Laser und Plasma beschreiben [42]. Das Gleichungssystem kann mit der quasistatischen Approximation (QSA) vereinfacht werden. Es kann anhand der Wellengleichung (2.75) gezeigt werden, dass in sehr dünnem Plasma, d.h. ω ωp , für die charakteristische Zeitskala auf der sich die Einhüllende des Laserpulses ändert τE τL gilt, wobei τL die Dauer des Laserpulses ist. Für die Elektronen im Plasma bedeutet dies, dass sie ein von τ unabhängiges Laserfeld erfahren. In der QSA werden somit die Zeitableitungen in (2.76) und (2.78), welche die Wirkung des Laserfelds auf das Plasma beschreiben, vernachlässigt. Diese Annahme beinhaltet, dass keine Rückwirkungen der Plasmawelle auf den Laserpuls berücksichtigt werden. Die Lösung kann in diesem Fall durch direkte Integration mit der Anfangsbedingungen, dass sich das Plasma ursprünglich im Gleichgewicht befindet, d.h. n(ξ = ∞) = 1 und vz (ξ = ∞) = 0, gefunden werden: n (vg − vz ) = vg , γ (1 − vg vz ) − Φ = 1. (2.79) (2.80) Dadurch kann nach Anhang B.2 die Gleichung (2.77) durch die Laseramplitude ausgedrückt werden [41, 43]: !−1/2 2 2 1+A ∂ Φ 2 v 1 − = αγ . (2.81) − 1 g g ∂ξ 2 γg2 (1 + Φ)2 Die Lösung dieser Gleichung zeigt, dass für nichtlineare Amplituden des Laserfeldes die Plasmawelle nicht mehr sinusförmig ist, sondern eine Sägezahnform annimmt. Des Weiteren verlängert sich auch die Wellenlänge mit steigender Amplitude. Es sei hier angemerkt, dass auch ein Ausdruck für die Wellengleichung (2.75) hergeleitet werden kann, der vom Potential der Plasmawelle abhängt. Dadurch kann die Rückwirkung der Plasmawelle auf das Laserfeld durch ein iteratives Verfahren berechnet werden. Analytische Lösungen für eckige Pulsformen können in [45] gefunden werden. Der Vergleich mit numerischen Lösungen für eine realistischere Gausssche Pulsform zeigt, dass die Ergebnisse miteinander vereinbar sind [44, 45]. 2 Theorie 24 2.4.5 Eigenschaften der durch Laserstrahlen erzeugten Plasmawellen Für die Beschleunigung von Elektronen mit Hilfe von Plasmawellen ist die genaue Kenntnis der Eigenschaften wie Wellenlänge, Amplitude und Phasengeschwindigkeit notwendig. Die Beschreibung des linearen Falls der Plasmawellenerzeugung in Abschnitt 2.4.3 zeigt, √ dass die entstehende Plasmawelle sinusförmig mit der Wellenlänge α ≈ kp = 2π/λp ist. Die Gruppengeschwindigkeit des erzeugenden Laserstrahls im Plasma vg bestimmt dabei die Phasengeschwindigkeit der Plasmawelle vph = vg . Somit ist der Gammafaktor der Plasmawelle gegeben durch γp = γg . Die Gruppengeschwindigkeit vg = ∂k ω des Laserpulses ergibt sich aus der wohlbekannten Dispersionsrelation für elektromagnetische Wellen in kaltem Plasma 1/2 ω(k) = ωp2 + c2 k 2 zu [26]: vg = (1 − α)1/2 . (2.82) Da für ω = ω(k) gilt und die Normierung auf genau die Vakuumwellenzahl k erfolgen würde, ist die Dispersionsrelation hier nicht in normierten Größen angegeben. Die Amplitude Ez kann nach (2.68) aus der Poisson-Gleichung berechnet werden. Für Laserfelder mit A0 & 1 kommt es aufgrund der Nichtlinearität der Plasmawelle zu signifikanten Unterschieden für die Amplitude, Phasengeschwindigkeit und Wellenlänge im Vergleich zur Plasmawelle im linearen Fall. Diese Unterschiede sollen im folgenden Abschnitt diskutiert werden. Zur Berechnung der Amplitude der Plasmawelle im nichtlinearen Fall muss (2.81) gelöst werden. Lösungen für den Bereich im Laserfeld wurden von verschiedenen Autorengruppen gefunden und diskutiert [43, 45, 46]. In dieser Arbeit werden jedoch kurze Laserpulse benutzt, um Plasmawellen zu erzeugen, weswegen die Eigenschaften der Plasmawelle im Bereich hinter dem Laserfeld, d.h. A = 0, von besonderem Interesse sind. Für diesen Fall beschreibt (2.81) eine nichtlineare Plasmawelle mit einer gegebenen Amplitude, die durch das erzeugende Laserfeld bestimmt wird. Aus dieser Gleichung folgt durch Integration, dass das Potential der Plasmawelle zwischen einem minimalen Wert Φmin und einem maximalen Wert Φmax oszilliert mit " #1/2 2 2 2 Emax Emax ± vph −1 , (2.83) 1+ Φmax/min = 2E02 2E0 √ und dem maximalen elektrischen Feld der Plasmawelle Emax und E0 = α. Emax wird durch die Lösung von (2.81) im Laserfeld bestimmt. Der Wert von Emax hängt dabei von der Intensität, der Pulsform, der Länge des Laserpulses und der Polarisation ab. Analytische Lösungen für quadratische Pulsformen zeigen, dass für die optimale Pulslänge um ein maximales Wakefield zu erzeugen L0 ≈ λN L /2 gilt, wobei λN L die Wellenlänge der nichtlinearen 2.4 Erzeugung von Plasmawellen durch Laserstrahlen 25 Ex 0,1 0 120 130 140 150 160 -0,1 x Abbildung 1: Numerische Berechnungen von Plasmawellen, die durch Laserfelder mit A0 = 0, 5 (schwarz) und mit A0 = 2, 0 (rot) erzeugt wurden. Im nichtrelativistischen Fall beschreibt die Welle eine sinus-Form und im relativistischen Fall eine Sägezahnform. Die Ausbreitungsrichtung des Pulses ist hier entlang der x-Achse. Plasmawelle bezeichnet. Die physikalische Erklärung für diese Tatsache liegt darin, dass die ponderomotorische Kraft die Plasmawelle erzeugt. Somit kann bei einer Pulslänge L0 auch noch die ponderomotorische Kraft der abfallenden Flanke des Laserpulses optimal dazu beitragen, dass die zurück oszillierenden Elektronen noch weiter ausgelenkt werden und somit die Amplitude der resultierenden Plasmawelle maximal wird. Unter diesen Vorraussetzungen gilt für A0 1 bei zirkularer Polarisation des Laserfeldes [39, 45, 47]: −1/2 Emax = A20 1 + A20 , E0 (2.84) wobei die maximale Amplitude hinter dem Laserpuls liegt. Für linear polarisiertes Licht muss A20 durch A20 /2 ersetzt werden. Das elektrische Feld der Plasmawelle kann dabei E0 übersteigen. Nach Abschnitt 2.2.2 wird für Elektronengeschwindigkeiten von ve ≥ vph die Dichte singulär und die Plasmawelle bricht. Dieser Fall tritt auf, wenn in (2.81) hinter dem Laserpuls, d.h. für den Fall A = 0, das minimale Potential (1 + Φmin ) → 1/γp . Dies bedeutet nach (2.83) für das maximale elektrische Feld, bei dem die Welle bricht, gilt [48]: Emax = EW B = q 2 (γp − 1)E0 . (2.85) 2 Theorie 26 Dieser Wert wurde zuerst von Akhiezer und Polovin berechnet [49]. Die Gleichung (2.81) weist schon darauf hin, dass die Plasmawelle im nichtlinearen Fall nicht mehr sinusförmig ist. Je größer das elektrische Feld der Plasmawelle ist, desto signifikanter bildet sich ein charakteristisches Sägezahnmuster heraus. Dadurch ist die Wellenlänge der nichtlinearen Plasmawelle λN L proportional zu Emax . Aus der Lösung von (2.81) kann die Länge, auf der das Potential von Φmin auf Φmax ansteigt, berechnet werden. Diese Länge entspricht gerade der halben Wellenlänge der Plasmawelle. Für nichtlineare Plasmawelle mit A0 1 gilt: 2 (2.86) λN L ' A0 λp π Dadurch ergibt sich für die Plasmawellenlänge im linearen und nichtlinearen Grenzfall: λP W = λp 1, 2 Emax π E0 , Emax E0 1, Emax E0 1. (2.87) Eine weitere wichtige Größe zur Charakterisierung von nichtlinearen Plasmawellen ist die Phasengeschwindigkeit vph . Auch im nichtlinearen Fall wird die Phasengeschwindigkeit durch die Gruppengeschwindigkeit des Laserpulses bestimmt. Jedoch kommt es durch das Laserfeld zu relativistischen, transversalen Oszillationen der Elektronen, welche eine Änderung der Dispersionsrelation gegenüber dem linearen Fall zur Folge haben. Physikalisch gesehen kommt es durch die Oszillationsbewegung zu einer relativistischen Massenzunahme der Elektronen, die √ sich auf die Plasmafrequenz auswirkt. Für unterdichte Plasmen α 1 wird damit als füh1/2 rende Korrektur in der Dispersionsrelation α durch α/γ⊥ ersetzt, wobei γ⊥ = (1 + A20 /2) der relativistische Faktor der Elektronenbewegung im Laserfeld ist. Die Gruppengeschwindigkeit ändert sich dadurch zu vg = [1 − α/γ⊥ ]1/2 [49, 50]. 2.5 Elektronenbeschleunigung mit Plasmawellen Die durch Laserstrahlen erzeugten Plasmawellen können sehr hohe Beschleunigungsgradienten erreichen, weswegen sie von großem Interesse für die Teilchenbeschleunigung sind. In dieser Arbeit werden die Plasmawellen durch kurze Laserpulse angeregt, hinter denen die angeregte Plasmawelle herläuft. Mit den Perioden der Plasmawelle, die sich außerhalb des Laserpulses befinden, erfolgt die Beschleunigung der Elektronen, so dass nur die Wechselwirkung dieser Teilchen mit dem elektrostatischen Feld der Welle von Bedeutung ist. Im 2.5 Elektronenbeschleunigung mit Plasmawellen 27 folgenden Abschnitt wird eine kurze Erläuterung des Prinzips der Elektronenbeschleunigung mit Plasmawellen anhand der Lösung für den linearen Bereich gegeben, bevor eine genauere Behandlung für den nichtlinearen Bereich erfolgt. Im linearen Bereich Emax E0 sind die Plasmawellen nach Abschnitt 2.4.3 sinusförmig. Zusammen mit der konstanten Phasengeschwindigkeit vph . 1, die durch den Laserpuls bestimmt wird, besitzt die Plasmawelle dann die Form √ Ez = Emax sin α (z/vph − t) . (2.88) Elektronen mit hoher Geschwindigkeit ve . 1, die sich mit der Welle mitbewegen, sehen nun ein nahezu konstantes elektrisches Feld in dem sie beschleunigt werden. Damit die Elektronen Energie gewinnen, müssen sie sich in Bereichen der Welle mit Ez < 0 bewegen. Dadurch vergrößert sich auch ihre Geschwindigkeit, so dass sie sich schneller als die elektrostatische Welle bewegen. Durch diesen Geschwindigkeitsunterschied werden die Elektronen nach einer bestimmten Wegstrecke in Bereiche der Welle mit Ez > 0 kommen, in denen sie abgebremst werden. Diese Wegstrecke in der sich die Phasenbeziehung zwischen Elektronen und Welle gerade um eine halbe Plasmawellenlänge λp verschiebt, wird Verstimmungslänge LV genannt. Die Zeit, die die hochrelativistischen Elektronen mit ve . 1 benötigen um z = LV zurückzulegen, ist die Verstimmungszeit tV = LV /ve ≈ LV . Aus der Wellenfunktion der Plasmawelle (2.88) folgt damit: √ √ LV 1 α − tV ≈ α − 1 tV = π, (2.89) vph vph womit sich für die Verstimmungslänge ergibt, √ Lv ≈ tV ≈ 2πγp2 / α, (2.90) wobei die Näherung vph / (1 − vph ) ≈ 2γp2 verwendet wurde. Für den maximalen Energiegewinn gilt dann näherungsweise Wmax ≈ Emax LV ≈ 2πγp2 Emax /E0 . Für Amplituden des Laserfelds A ≥ 1 entstehen nichtlineare Plasmawellen, die eine Sägezahnform aufweisen und die insbesondere eine amplitudenabhängige Wellenlänge λP W (Emax ) ≥ λp besitzen. Für die Beschreibung der Elektronbeschleunigung wird die Bewegung eines Testelektrons im Potential Φ(ξ) der nichtlinearen Plasmawelle nach (2.81) hinter dem Laserfeld, also für A = 0, im mitbewegten Bezugssystem der Plasmawelle ξ = z − vp t 2 Theorie 28 betrachtet. Die Bewegungsgleichungen für das Testelektron lauten dann: ∂H ∂φ =− , ∂ξ ∂ξ ∂H ξ˙ = vz − vp = . ∂pz ṗ = (2.91) (2.92) Die Bewegung des Elektrons wird also durch die Hamilton-Funktion H (ξ, pz ) = p 1 + p2z − pz vph − Φ (ξ) = γ(1 − vz vp ) − Φ(ξ) (2.93) p beschrieben mit γ = 1 + p2z . Da hier die Bewegung des Teilchens nur im Potential der Plasmawelle und somit außerhalb des Laserpulses betrachtet wird, wird der Gammafaktor nur durch die Bewegung in z-Richtung bestimmt. In diesem Fall liegt aber unser eigentliches Interesse im Energiegewinn des Elektrons mit der zurückgelegten Wegstrecke. Die Entwicklung der Elektronenenergie, in Einheiten des relativistischen Gammafaktors, und die Phase des Elektrons bezüglich der Plasmawelle lassen sich beschreiben durch [48]: ∂Φ dγ = , dz ∂ξ 1 dξ vp dξ = =1− , dz vz dt vz (2.94) (2.95) mit der Substitution d/dt = vz d/dz. Drückt man nun die Hamiltonfunktion (2.93) bezüglich des Gammafaktors aus, H (ξ, γ) = p p 1 + p2z − pz vph − Φ (ξ) = γ − vph γ 2 − 1 − Φ(ξ), (2.96) so folgt für (2.94) und (2.95): dγ ∂H ∂Φ = − = , dz ∂ξ ∂ξ dξ ∂H vp = =1− . dz ∂γ vz (2.97) (2.98) Entlang dieser Bahnkurve gilt die Energieerhaltung H(ξ, γ) = konst. Des Weiteren zeigen die Bewegungsgleichungen (2.97) und (2.98), dass die Hamilton-Funktion H(ξ, γ) Fixpunkte bei γ = γp und ξ = ξmax mit Φ (ξmax ) = Φmax besitzt, an denen dξ/dz = dγ/dz = 0 gilt. Aufgrund der Periodizität des Wellenpotentials mit λP W muss die Bedingung für die Ortsvariable auf 2.5 Elektronenbeschleunigung mit Plasmawellen 29 Abbildung 2: γS (ψ) mit ψ = kp ξ für verschiedene Amplituden der Plasmawelle E/EW B = 0, 03; 0, 04; 0, 1; 0, 3; 0, 9, mit dem Wellenbrechlimit EW B aus (2.85) und der Phasengeschwindigkeit γp = 20. Die innerste Kurve entspricht der Amplitude E/EW B = 0, 03 und die äußerste der Amplitude E/EW B = 0, 9 (entnommen aus [48]). ξ = ξmax + zλP W mit z ∈ Z erweitert werden. Weitere Fixpunkte befinden sich bei γ = γp und ξ = ξmin + zλP W = ξmax + z2 λP W , mit Φ(ξmin ) = Φmin . Die Phasenraumtrajektorie des Teilchens mit H (ξ, γ) = H (ξmin , γp ) beschreibt die Grenze zwischen geschlossenen Bahnen, d.h. die Elektronen sind in der Plasmawelle gefangen und werden beschleunigt, und offenen Bahnen im Phasenraum. Abbildung 2 zeigt diese Trajektorie γS , auch Separatrix genannt, für verschiedene Werte von Emax /EW B . Die Breite der Trajektorien ist jeweils durch λP W und die Höhe durch γmin und γmax festgelegt. Den maximalen Energiegewinn erfahren die Elektronen, deren Trajektorie gerade innerhalb der oben beschriebenen Grenze im Phasenraum liegen. Durch die Bestimmungsgleichung H(ξmax , γmax/min ) = H(ξmin , γp ) ergeben sich die maximale und minimale Energie eines gebundenen Elektrons in der Plasmawelle zu: 1/2 γmax/min = γp (1 + γp 4Φ) ± γp vph (1 + γp ∆Φ)2 − 1 , (2.99) 2 Theorie 30 wobei sich die Potentialdifferenz aus (2.83) zu " 4Φ = 2vph E2 1 + max 2E02 #1/2 2 −1 (2.100) berechnet. Die Gleichung (2.99) ist dabei eine allgemeine Lösung, die für beliebige Wellenformen gültig ist, solange das Potential der Welle zwischen Φmin ≤ Φ ≤ Φmax oszilliert [48]. Für hoch nichtlineare Plasmawellen in unterdichten Plasmen, d.h. 4Φγp 1 und γp2 1, können die maximale bzw. minimale Energie des Elektrons durch die Ausdrücke γmax ≈ (1 + vph ) γp2 4Φ, 4Φ vph γmin ≈ + 1 + vph 24Φ (2.101) (2.102) genähert werden. Der minimale Wert für den Gammafaktor beschreibt dabei die minimale Energie, die die Elektronen benötigen, um von der Plasmawelle eingefangen zu werden. Für ∆Φ = (γp −1)/γp gilt γmin = 1. Dies bedeutet aber nicht, dass alle Hintergrundelektronen des Plasmas eingefangen werden, da die Elektronen aufgrund ihrer Oszillationsbewegung, die die Plasmawelle bewirken, sich auch entgegengesetzt der Ausbreitungsrichtung der Plasmawelle bewegen können. Erst ab einer Potentialdifferenz ∆Φ = 2(γp2 − 1)/γp gilt für die minimale Geschwindigkeit zum Einfang vmin = −vph , so dass alle Elektronen des Plasma in der Welle eingefangen werden können. Diese Potentialdifferenz beschreibt gerade das elektrische Feld bei dem die Welle bricht (2.85). Mit (2.100) kann der folgende Ausdruck für den maximalen Gammafaktor für Elektronen, die durch nichtlineare Plasmawellen beschleunigt werden, gefunden werden: 2 Emax 2 , (2.103) γmax ≈ 2γp E0 für (Emax /E0 )2 2 [48]. Mit diesem Ergebnis und (2.87) läßt sich nun eine grobe Abschätzung über γmax ≈ Emax Lv der Verstimmungslänge für den nichtlinearen Grenzfall angeben, 1 LV ≈ γp2 λN L . 2 (2.104) Eine genauere Angabe der Verstimmungslänge erfordert die simultane Lösung der Bewegungsgleichung zusammen mit der Bestimmungsgleichung des Potentials der nichtlinearen Plasmawelle (2.81). 2.5 Elektronenbeschleunigung mit Plasmawellen 31 Ein weiterer limitierender Faktor für die Beschleunigung von Elektronen ist die Energie des Laserfeldes. Das Laserfeld erzeugt die Plasmawelle, welche die Energie direkt auf die beschleunigten Elektronen überträgt. Dies bedeutet, dass der Laserpuls Energie verliert. Die Länge auf der die Laserenergie erschöpft ist, ist die pump depletion length Lpd . Diese kann für quadratische Pulsformen mit Lpd 3/2 2 A0 ≈ α für A0 1 angegeben werden [51]. Im nichtlinearen Fall ist diese Länge im Allgemeinen größer als die Verstimmungslänge Lv , weshalb LV weiter ausschlaggebend ist für die maximale Beschleunigungsstrecke. 3 Numerik 32 3 Numerik Für die Simulation von stoßfreien Plasmen und insbesondere auch von Laser-Plasma-Wechselwirkungen haben sich Algorithmen bewährt, die auf der Particle-in-Cell (PIC) Methode basieren. Besonders die Arbeiten in den 50er und 60er Jahren von Buneman, Dawson, Hockney, Birdsall und Langdon haben zur Entwicklung der PIC-Simulationen beigetragen. Im folgenden Kapitel soll das grundlegende Konzept der PIC-Simulation erklärt werden, sowie der Algorithmus auf dem die in dieser Arbeit benutzte Simulation basiert. Außerdem werden verschiedene Ergänzungen der Simulation vorgestellt, die benötigt werden um, zum einen die Richtigkeit der Simulation zu überprüfen und zum anderen die Beschleunigung von Elektronen mit Plasmawellen zu simulieren. Es ist nochmal darauf hinzuweisen, dass in diesem Kapitel, die in Abschnitt 2.4.1 eingeführten, dimensionslosen Größen benutzt werden und die Ionen im Plasma, aufgrund ihrer hohen Masse im Vergleich zu den Elektronen, als starr angenommen werden und sich somit alle Größen auf Elektronen beziehen. 3.1 Konzeption von Particle-in-Cell Simulationen 3.1.1 Einführung von Simulationsteilchen Die grundsätzliche Aufgabe, die die Simulation erfüllen muss, ist das numerische Lösen der Bewegungsgleichung von sehr vielen Teilchen im selbstkonsistenten mittleren Feld. Aus Gründen der Rechenkapazität kann dieser Vorgang nur für 104 -106 Teilchen in einer annehmbaren Zeit gelöst werden. Anhand der kritischen Dichte des Plasmas (1.3) kann man jedoch feststellen, dass ein Laborplama bei typischen Vakuumwellenlängen des Lasers von λ ≈ 1 µm die Dichte von 1018 -1021 Teilchen/cm3 . Deshalb werden Simulationsteilchen (auch Superteilchen oder Cloud -Teilchen genannt) eingeführt, von denen jedes viele Plasmaelektronen repräsentiert. Somit werden aber auch die Kräfte und die Effekte von Stößen um ein Vielfaches vergrößert. Aufgrund des Verlaufs des Coulomb-Potentials gilt nach Abschnitt 2.1.3 für die Punktladungen, dass es für kleine Abstände r ≤ λD zu Stößen kommt, die zu einem Anwachsen der Entropie führen und dass es für Abstände r ≥ λD zu einer Wechselwirkung zwischen vielen Teilchen kommt und das effektive Feld einen makroskopischen Charakter besitzt. Da die Simulation die Bewegungsgleichungen genau in diesem selbstkonsistenten Feld lösen soll, ersetzt man die Punktladung der Simulationsteilchen qδ(x − xi ) durch eine ausgedehnte Ladungsdichte qS(x − xi ), die sich durch andere Ladungsdichten hindurch bewegen kann. Die Dichteverteilung S(x − xi ) ist frei wählbar und soll auf Eins normiert sein. Zur Verdeutli- 3.1 Konzeption von Particle-in-Cell Simulationen 33 chung betrachte man zum Beispiel eine homogen geladene Kugel. Für so eine Ladungsdichte verhält sich das Potential im Außenraum wie das einer Punktladung und für Abstände r → 0 fällt es auf Null ab. Diese Ersetzung wird Regularisierung [4, 52] genannt und unterdrückt die Stoßwechselwirkung der Teilchen. Dieses System von stoßfreien Simulationsteilchen mit der Ladung q kann auch über die Vlasov-Theorie beschrieben werden. Dabei muss in (2.9) lediglich die Verteilungsfunktion f durch die der Simulationsteilchen fS (x, p, t) ersetzt werden und die Kraft ṗ = FS bestimmt die Bewegung der Simulationsteilchen. Es muss jedoch beachtet werden, dass die Regularisierung in die Berechnung der Kraft Fs einbezogen werden muss [52]: q FS (x, t) = e ˆ p 0 d x S(x − x) E(x , t) + × B(x , t) . γ 3 0 0 0 (3.1) Um die Vlasov-Gleichung zu lösen ist es günstig ein repräsentatives Teilchenensemble im Phasenraum zu wählen und dessen Zeitentwicklung zu berechnen. Liegen diese Teilchen hinreichend dicht, so ist dieses Modell äquivalent zur Kontinuumsbeschreibung. Repräsentiert man nun dieses N -Teilchensystem durch I Simulationsteilchen an den Phasenraumpunkten (xi (t), pi (t)) zum Zeitpunkt t, so ist die Verteilungsfunktion fS (x, p, t) durch I NX δ(x − xi (t))δ(p − pi (t)) fS (x, p, t) = I i=1 (3.2) gegeben. Dadurch erhält man für die Ladungs- und Stromdichten: I NX S(x − xi ), I i=1 (3.3) I N X pi S(x − xi ). I i=1 γi (3.4) ρ(x, t) = q j(x, t) = q 3.1.2 Einführung des räumlichen Gitters Zur Berechnung der Kräfte ist es ungünstig die direkte Wechselwirkung der Teilchen untereinander bzw. mit einem externen, elektromagnetischen Feld zu berechnen. Zum einen würde diese Methode für I Teilchen einen Rechenaufwand von O(I 2 ) Operationen pro Zeitschritt für die paarweise Coulomb-Wechselwirkung bedeuten und zum anderen müssten Retar- 3 Numerik 34 dierungseffekte in die Berechnung der elektromagnetischen Wechselwirkung miteinbezogen werden. Deswegen werden in der PIC-Simulation die Kräfte berechnet, indem die Maxwell-Gleichungen auf einem räumlichen Gitter gelöst werden. Die Lösung der MaxwellGleichungen erfolgt dabei durch Zuweisung der Ladungen der Simulationsteilchen zu den einzelnen Zellen des Gitters aus denen dann die Ladungs- bzw. Stromdichten berechnet werden. Nun können für jeden Gitterpunkt die Felder bestimmt werden, die wiederum auf die Teilchen wirken. Die Zuweisung der Ladungen von den kontinuierlichen Teilchenpositionen zu den diskreten Gitterpunkten wird Gewichtung genannt. Die Gewichtung ist eine Interpolation zwischen den Gitterpunkten und kann somit für verschiedene Genauigkeiten, also für verschiedene Ordnungen, berechnet werden. Dazu betrachten wir für eine Dimension ein Gitter mit J Gitterzellen, wobei xj der Mittelpunkt der Gitterzelle j mit den Randpunkten xj+1/2 und xj−1/2 ist. Somit ergibt sich für das Simulationsgebiet der Länge L = J∆x = J(xj+1/2 − xj−1/2 ) die Diskretisierung: xj = j∆x, xj±1/2 = (j ± 1/2)∆x, mit j = 0, 1, 2, · · · , J − 1. (3.5) Das Gewicht Wij bezeichnet nun den Bruchteil der Ladung des i-ten Teilchens, der dem j-ten Gitterpunkt zugewiesen wird und ist definiert über ˆ xj+1/2 S(x − xi )dx. Wij = (3.6) xj−1/2 Die einfachste Art der Ladungszuweisung ist die nearest-grid-point (NGP) Gewichtung. Dabei wird einfach die Anzahl der Simulationsteilchen in einer Gitterzelle J gezählt und dann die Ladung entsprechend der Anzahl der Teilchen dem Gitterpunkt xj zugeordnet. Diese Zuordnungsmethode hat zur Folge, dass das Gewicht Wij auf dem Gitter eine rechteckige Form mit der Breite ∆x annimmt, die um xj zentriert ist. Somit "sieht" das Gitter eine effektive ausgedehnte Ladungsdichte Wij , d.h. die beobachtete Physik wird mehr der von ausgedehnten Teilchen entsprechen als der von Punktteilchen [5]. Der Nachteil der NGP- Zuweisung besteht darin, dass die sprunghafte Änderung der Dichte bei Änderung der Teilchenzahl innerhalb einer Zelle ein Rauschen verursacht, welches die Genauigkeit der Simulation negativ beeinflusst. Um dieses Rauschen zu unterdrücken bietet sich die lineare Interpolation an. Dabei wird das i-te Simulationsteilchen am Ort xi mit dem linearen Gewicht den beiden 3.1 Konzeption von Particle-in-Cell Simulationen 35 nächsten Gitterpunkten xj und xj+1 zugeordnet. Die Ladung an den Gitterpunkten qj ergibt sich dann jeweils zu xj+1 − xi qj = q , ∆x (3.7) xi − xj qj+1 = q . ∆x Für diese Zuordnungsmethode besitzt das Gewicht Wij eine Dreiecksform mit der Breite 2∆x, was gleichbedeutend dazu ist, dass die Simulationsteilchen eine rechteckige Ladungsverteilung der Form S(x) = Θ(1−2 |x − xi | /∆x) um xi mit der Breite ∆x besitzen, wobei Θ(x) die Heaviside-Funktion bezeichnet [5]. Höhere Ordnungen des Gewichts reduzieren noch mehr das Rauschen der Dichte und der Felder; benötigen aber auch mehr Rechenkapazität. Für eine elektromagnetische PIC-Simulation sind zur Berechnung der Felder die Ladungsdichten nicht mehr ausreichend und es müssen Stromdichten zugeordnet werden. Die Stromdichten sind als der Fluss durch die Gittergrenzen xj+1/2 definiert. Dabei wird im Prinzip der durch das i-te Teilchen verursachte Strom qvi durch das entsprechende Gewicht Wij den Gitterpunkten zugeordnet um die Stromdichten an den Zellgrenzen jj+1/2 zu erhalten [5]. Dabei muss jedoch die Geschwindigkeit der Teilchen zu den richtigen Zeiten ausgewertet werden. Da die Lösung der Bewegungsgleichung der Teilchen erst im weiteren Verlauf dieses Abschnitts folgt, wird auf die genaue Berechnung der Stromdichtenzuweisung in der Erklärung des in dieser Arbeit verwendeten Algorithmus eingegangen (s. Abschnitt 3.2). Im nächsten Schritt können nun die Felder aus den Ladungs- bzw. Stromdichten berechnet werden. Für die elektrostatische PIC-Simulation wird das elektrische Feld aus den Ladungsdichten durch die Poisson-Gleichung bestimmt. Für diese Berechnung können in periodischen Systemen alle Gittergrößen in Fourier-Reihen entwickelt werden. In der Praxis kann dieser Vorgang effizient durch die schnelle Fourier-Transformation (FFT) durchgeführt werden und man erhält so die Transformierte der Ladungsdichte ρ̃(k). Aus dieser läßt sich sehr einfach das transformierte Potential Φ̃(k) berechnen, da im k-Raum die Ableitung ∂ 2 /∂x2 durch die Multiplikation mit −k 2 ersetzt wird. Durch die inverse FFT wird das Potential und daraus dann das elektrische Feld bestimmt. Die Berechnung der Kraft auf die Teilchen von den Feldern an den Gitterpunkten erfolgt über ein Gewicht analog zur Ladungzuweisung. Es muss jedoch darauf geachtet werden, dass die Art des Gewichts in beiden Schritten identisch ist, da es ansonsten zu einer Eigenbeschleunigung der Teilchen kommen kann [5]. Ein weiteres Verfahren zur Berechnung des Feldes ist die direkte Lösung der Poisson-Gleichung. Auch in diesem Fall wird der Gesamtimpuls erhalten um eine Eigenbeschleunigung der Teilchen zu vermeiden [52]. Die Berechnung der Felder in der voll elektromagnetischen PIC-Simulation 3 Numerik 36 erfolgt nur über die Stromdichten. Das Verfahren soll in der Erklärung des Algorithmus einhergehend mit der genauen Behandlung der Stromdichtenzuweisung erfolgen. 3.1.3 Die Lösung der Bewegungsgleichung Mit den nun bekannten Feldern können jetzt die Bewegungsgleichungen der Teilchen numerisch gelöst werden. Dafür erfolgt zunächst eine Diskretisierung der Zeit zu 4t = T /Nt , wobei T die Simulationszeit und Nt die Anzahl der Zeitschritte bezeichnet. Die diskreten Zeitschritte werden mit tn = n∆t, 1 tn±1/2 = (n ± )∆t 2 mit n = 0, 1, 2, · · · , Nt , (3.8) bezeichnet. Ein allgemein bekanntes Verfahren zur numerischen Lösung von gewöhnlichen Differentialgleichungen des Typs ẍ = v̇ = F (x, v) (in dimensionslosen Größen) ist die LeapfrogMethode. Die Leapfrog-Integration ist ein Methode zweiter Ordnung und gehorcht dem Algorithmus: xn+1 = xn + v n+1/2 ∆t, v n+1/2 = v n−1/2 + F n ∆t. 3.1.4 (3.9) Überblick des PIC-Algorithmus Die Rechenoperationen der Zuweisung der Ladungs- und Stromdichten auf das Gitter durch das Gewicht der Teilchenposition in Bezug zu den Gitterpunkten, das Lösen der Feldgleichungen auf dem Gitter, die Berechnung der Kraft, die auf jedes Teilchen wirkt durch die Zuweisung der auf dem Gitter berechneten Felder zu den kontinuierlichen Teilchenpositionen und das Lösen der Bewegungsgleichung für jedes Teilchen müssen, für jeden Zeitschritt vom Programm berechnet werden. Zum Zeitpunkt t0 = 0 sind die Teilchenpositionen und Geschwindigkeiten durch die Initialisierung gegeben. Nun durchläuft das Programm den in Abbildung 3 schematisch dargestellten Simulationszyklus, bevor durch die Lösung der Bewegungsgleichung der Teilchen zum nächsten Zeitschritt übergegangen wird. Für jeden weiteren Zeitschritt wird dieser Zyklus bis zum Ende der Simulationszeit tNt = Nt ∆t wiederholt. Die Abbildung 3 soll nur einen grundlegenden Eindruck vom Ablauf einer PIC-Simulation geben. Allgemein kann dieser Zyklus variiert werden, um z.B. die Elektronen- und Ionenpropagation auf verschiedenen Zeitskalen durchzuführen oder es werden noch ergänzende Rechenoperationen eingebunden, um weitere spezielle Effekte zu berücksichtigen. Die Genauigkeit der 3.2 Der verwendete Algorithmus 37 Integration der Bewegungsgleichung, Propagation der Teilchen. n F i vi x i n t t t Zuordnung Zuordnung E , B j F i x , vi , j j Integration der Felder auf dem räumlichen Gitter , j j E , B j Abbildung 3: Schematischer Verlauf des Rechenzyklus einer PIC-Simulation Simulation kann durch die Schrittweite ∆t bzw. ∆x der Diskretisierung und durch die Anzahl der Simulationsteilchen beeinflusst werden. Je kleiner ∆t und ∆x und je höher die Anzahl der Simulationsteilchen, desto genauer sollte die Simulation sein; aber desto größer ist auch der Rechenaufwand. In der Praxis stellt man jedoch fest, dass es ab einem gewissen Parameterbereich zu keiner merklichen Änderung der Simulationsergebnisse mehr kommt, auch wenn die Simulationseinstellungen verbessert werden. Abschließend soll nochmal hervorgehoben werden, dass der PIC-Algorithmus auf der Vlasov-Theorie basiert und es somit möglich ist auch kinetische Effekte, wie z.B. LandauDämpfung, zu simulieren. 3.2 Der verwendete Algorithmus Zur Simulation der Laser-Plasma-Wechselwirkung wird für diese Arbeit ein relativistischer elektromagnetischer 1D3V-Particle-in-Cell Code benutzt. Das Kürzel 1D3V steht dafür, dass der im Folgenden vorgestellte Algorithmus die Teilchenposition nur in einer Dimension berechnet; die Geschwindigkeitskomponenten der Teilchen jedoch für alle drei Raumrichtungen. Zur Untersuchung der Wechselwirkung von ultrahochintensiver Laserstrahlung mit Plasma müssen außerdem die relativistischen Bewegungsgleichungen für die Teilchen gelöst werden. 3 Numerik 38 3.2.1 Grundlegende Gleichungen Da es sich in diesem Fall um einen elektromagnetischen PIC-Code handelt, werden die Felder aus den Stromdichten bestimmt. Die Entwicklungsgleichungen der elektromagnetischen Felder in dimensionslosen Größen lauten: ∂E = ∇ × B − αj, ∂t ∂B = −∇ × E, ∂t (3.10) wobei α = ωp2 /ω 2 die Dichte des Plasmas angibt. Die relativistischen Bewegungsgleichungen für ein Teilchen der Sorte α im elektromagnetischen Feld sind p dr 1 = p, γ = 1 + p2 , dt γ dp 1 = σα E + p × B , dt γ (3.11) mit dem Teilchenimpuls p = γv. Der Ladungsfaktor σα = qα /mα charakterisiert dabei die Ladung und Masse des Teilchens, welche auf die Elektronengrößen normiert sind. Deswegen ist für die Simulation von Elektronenplasmen σα = σe = −1. Aufgrund der eindimensionalen Geometrie der Simulation sind die Teilchenpositionen durch ihre x-Koordinate festgelegt, welche genauso die Ausbreitungsrichtung des Laserpulses darstellt. Das transversale Laserfeld selber ist so festgelegt, dass das Magnetfeld in z-Richtung orientiert ist. Für das elektrische Feld muss beachtet werden, dass durch Dichteschwankungen im Plasma auch eine zusätzliche longitudinale Komponente des elektrischen Feldes entsteht. Somit können die in (3.10) und (3.11) verwendeten Größen auf die folgenden Komponenten eingeschränkt werden: E= Ex (x, t) Ey (x, t) 0 ! , B= ! 0 , r= 0 Bz (x, t) ! x(t) , p= 0 0 ! px (t) py (t) . pz (t) (3.12) Aufgrund der Wahl der Felder gilt für die zum Magnetfeld parallele Impulskomponente pz (t) = pz (0) = konst. Im Folgenden wird die zum Magnetfeld senkrechte Impulskomponente mit p⊥ bezeichnet und die Komponentenschreibweise von (3.10) und (3.11) ergibt die 3.2 Der verwendete Algorithmus 39 Gleichungen: ∂Ex ∂t ∂Ey ∂t ∂Bz ∂t dx dt dp⊥ dt 3.2.2 = −αjx , (3.13a) ∂Bz − αjy , ∂x ∂Ey = − , ∂x 1 = px , γ 1 = σα E + p⊥ × B . γ(p) (3.13b) = − (3.13c) (3.13d) (3.13e) Räumliche und zeitliche Diskretisierung Die Diskretisierung in Raum und Zeit erfolgt nach (3.5) und (3.8). Um die Bewegungsgleichung nach (3.9) zu integrieren, müssen die Teilchenpositionen und der Impuls der Teilchen zu den Zeitpunkten xn und pn+1/2 berechnet werden. Die Stromdichten werden an den Gitterpunkten xj und an den deren Grenzen xj+1/2 ausgewertet. Demzufolge wird für die n+1/2 n+1/2 und jx,j+1/2 eingeführt. Der Grund für die Stromdichtenkomponenten die Notation jy,j Berechnung der y-Komponente am Gitterpunkt liegt darin, dass die Stromdichten als Fluss durch den Mittelpunkt der Gittergrenzen definiert ist. Somit würde auf einem zweidimensionalen Gitter jy am Punkt (xj , yj+1/2 ) definiert sein. Auf einem eindimensionalen Gitter ist deswegen jy am Gitterpunkt xj selber definiert. Die Auswertung der Felder erfolgt an den n n n Punkten Ex,j+1/2 , Ey,j und Bx,j . Zur Vereinfachung des Algorithmus bietet sich in diesem Fall an, die räumlichen und zeitlichen Schrittgrößen gleich zu wählen: ∆x = ∆t = ∆. (3.14) Für diese Wahl der Schrittweiten können, wie noch gezeigt wird, die Differenzenquotienten zur Berechnung der partiellen Differentialgleichung durch einfache Differenzen ersetzt werden. Insbesondere ist für diese Diskretisierung auch das Courant-Friedrichs-Lewy Kriterium ∆t/∆x ≤ 1 erfüllt [53], welches gewährleistet, dass es nicht zu numerischer Dispersion kommt. Ist dieses Kriterium nicht erfüllt, können Transversalwellen im Vakuum eine durch die numerische Methode verursachte nicht physikalische Dispersion |ω/k| < 1 zeigen. Die Grundgleichungen (3.13e) bis (3.13a) bleiben für die diskreten Größen unverändert, bis auf 3 Numerik 40 die Ersetzung der Konstanten durch α0 = α∆, 3.2.3 (3.15) σα0 = σα ∆. Stromdichten auf dem räumlichen Gitter Aufgrund der eindimensionalen Geometrie der Simulation können sich die Teilchen im Intervall 0 < x < L aufhalten und in der Ebene senkrecht zur x-Achse wird das Plasma als homogen angenommen. Dadurch kann die Dichteverteilung für die Teilchensorte α durch ˆL L Sα (x), S(r) = nα0 Nα mit Sα (x)dx = 1, (3.16) 0 angegeben werden, mit der normierten homogenen Verteilungsdichte nα0 . Verwendet man diesen Ausdruck zur Berechnung der Stromdichte mit (3.4), so erhält man für Iα Teilchen: Iα 1 X vi S(x − xi ), jα = qα nα0 Icα i=1 mit Icα = Iα . L (3.17) P Insbesondere gilt für die normierte Stromdichte der Elektronen je = −1/Ice i vi S(x − xi ). Zur Bestimmung der Stromdichte an den Grenzen der Gitterzellen, wird diese so definiert, dass die Ladung in den Gitterzellen für jeden Zeitschritt erhalten bleibt. So kann das elektrostatische Feld ohne Lösung der Poisson-Gleichung bestimmt werden, so wie es anderen PIC-Algorithmen gemacht werden muss, um die Ladungserhaltung zu garantieren [5]. Die Ladung des Simulationsteilchens i in einer Gitterzelle mit dem Volumen ∆V für ein Elektronen´ plasma ist gegeben durch Q = − dV S(r−ri ). Die Änderung der Ladung einer Gitterzelle in einem Zeitschritt ∆t, aufgrund der Bewegung des Teilchens durch die Gittergrenze hindurch, kann dann durch die Stromdichten jk durch die Mitte jedes Oberflächenelements ∆Ak mit der Normalenrichtung k einer kubischen Gitterzelle beschrieben werden: ∆Q = − 6 X k=1 ∆t∆Ak jk , (3.18) 3.2 Der verwendete Algorithmus 41 mit der Stromdichte, 1 jk = − ∆t∆Ak ˆ ˆ dt ∆t dAk vi,k S(x − xi ). (3.19) ∆Ak Berechnung der x-Komponente der Stromdichte Für die Berechnung der x- Komponente der Stromdichte bei xj+1/2 zur Zeit tn+1/2 wählen wir folgende Darstellung: Ie 1 X n+1/2 n+1/2 jx,j+1/2 = − 0 f , (3.20) Ice i=1 i,j+1/2 wobei hier der Vorfaktor durch 0 Ie Ie Ice Ice = = = L J∆x ∆x ersetzt wurde. L = J∆x bezeichnet die Länge des Simulationsgebietes für J Zellen. Mit 0 dem zusätzlichen Faktor ∆x durch die neue Konstante Ice erhält man die Ladungsverteilung S 0 (x) = S(x)∆x, wodurch sich mit (3.19) die Summanden ergeben: n+1/2 fi,j+1/2 1 = ∆y∆z ¨ ∆Ax 1 dAx ∆t ˆ dtvi,x S 0 (xj+1/2 − xi ) ∆t xn+1 i 1 = ∆t ˆ dxi S 0 (xj+1/2 − xi ), (3.21) xn i wobei die Substitution dxi = vi,x dt benutzt wird. Des Weiteren wird hier ein lineares Gewicht nach (3.7) benutzt, weswegen die Ladungsverteilung der Teilchen der Heaviside-Funktion S 0 (x) = S(x)∆x = Θ( ∆x − |x|) 2 (3.22) entspricht. Die Teilchenpositionen zur Zeit tn können durch xni = xj + δjn mit 0 ≤ δjn ≤ ∆x angegeben werden. Während eines Zeitschritts ∆t wird das Teilchen propagiert und erreicht die Position xn+1 = xj + δjn+1 . Aufgrund der Ausdehnung der Ladungsverteilung von der i Breite ∆x muss (3.21) für drei verschiedene Fälle gelöst werden. 3 Numerik 42 • Die Ladungsverteilung überquert nur eine Gittergrenze bei xj+1/2 , d.h. 0 ≤ δjn+1 ≤ ∆x: n+1/2 fi,j+1/2 δjn+1 δjn − ∆x ∆x ∆x = ∆t ! . (3.23) • Das Teilchen bewegt sich nach rechts und die Ladungsverteilung überquert zwei Gittergrenzen bei xj+1/2 und xj+3/2 , d.h. ∆x < δjn+1 ≤ 2∆x: n+1/2 fi,j+1/2 n+1/2 fi,j+3/2 ∆x = ∆t ∆x = ∆t δjn 1− ∆x , (3.24) ! δjn+1 −1 . ∆x (3.25) • Das Teilchen bewegt sich nach links und die Ladungsverteilung überquert zwei Gittergrenzen bei xj+1/2 und xj−1/2 , d.h. −∆x < δjn+1 < 0: n+1/2 fi,j+1/2 ∆x = ∆t n+1/2 fi,j−1/2 = ∆x ∆t δjn − , ∆x δjn+1 ∆x (3.26) ! . (3.27) Berechnung der y-Komponente der Stromdichte Die y-Komponente der Stromdichte ist an den Gitterpunkten xj zur Zeit tn+1/2 definiert als: n+1/2 jy,j Iα 1 X n+1/2 n+1/2 =− 0 vi,y Fi,j , Ice i=1 mit n+1/2 Fi,j 1 = ∆t (3.28) tˆn+1 dtWij (t). (3.29) tn Das Gewicht Wij (t) ist wieder linear und es gilt nach Abschnitt 3.1.2: ˆ xj+1/2 1 Wij (t) = ∆x dxS 0 (x − xi (t)), xj−1/2 (3.30) 3.2 Der verwendete Algorithmus 43 n+1/2 wobei xi (t) = xj + δj (t) mit δj (t) = δjn + vi,x (t − tn ) ist. Somit ist das Gewicht gegeben durch: |δj | Wij = 1 − . (3.31) ∆x Dieser Unterschied im Gegensatz zur Berechnung der x-Komponenten hat wieder seinen Grund in der Eindimensionalität der Simulation. Da keine Teilchenpositionen für die yRichtung gegeben sind, kann man das Zeitintegral in (3.29) nicht wie in (3.21) durch die Integration entlang der in einem Zeitschritt zurückgelegten Strecke substituieren. Aber durch die Integration kann der Mittelwert der Ladungszuweisung vor dem Zeitschritt und nach dem Zeitschritt berechnet werden, woraus dann die Stromdichte folgt. Analog zur Berechnung der x-Komponente muss wieder eine Fallunterscheidung für verschiedene Bewegungsrichtungen der Teilchen gemacht werden. Die genaue Herleitung findet sich in Anhang C.1. Mit der n+1/2 Bezeichnung δjn+1 = δjn + vi,x ∆t für die in ∆t zurückgelegte Strecke folgt: • Die Ladungsverteilung überquert nur eine Gittergrenze bei xj+1/2 , d.h. 0 ≤ δjn+1 ≤ ∆x: n+1/2 = 1 − A, (3.32) n+1/2 = A, (3.33) Fi,j Fi,j+1 mit n+1 1 δjn + δj A = 2 ∆x (3.34) . • Das Teilchen bewegt sich nach rechts und die Ladungsverteilung überquert zwei Gittergrenzen bei xj+1/2 und xj+3/2 , d.h. ∆x < δjn+1 ≤ 2∆x: 1 B, 2 = −B + 2 − A, 1 B − 1 + A, = 2 n+1/2 Fi,j n+1/2 Fi,j+1 n+1/2 Fi,j+2 mit B= (3.35) = ∆x n+1/2 vi,x ∆t δjn 1− ∆x (3.36) (3.37) 2 . (3.38) • Das Teilchen bewegt sich nach links und die Ladungsverteilung überquert zwei Gitter- 3 Numerik 44 grenzen bei xj+1/2 und xj−1/2 , d.h. −∆x < δjn+1 < 0: 1 = − C − A, 2 = C + 1 + A, 1 = − C, 2 n+1/2 Fi,j−1 n+1/2 Fi,j n+1/2 Fi,j+1 mit C= n+1/2 vi,x 3.2.4 ∆x ∆t δjn ∆x 2 . (3.39) (3.40) (3.41) (3.42) Lösung der Feldgleichungen Für die Lösung der Feldgleichungen wird die Diskretisierung (3.14) gewählt. Somit gilt gemäß (3.13a) für den zentralen Differenzenquotient des longitudinalen Feldes [54]: n+1/2 n+1 n Ex,j+1/2 = Ex,j+1/2 − α0 jx,j+1/2 . (3.43) Die Berechnung der transversen Felder kann nach [6] das Laserfeld im Vakuum in rechts- und linkslaufende Wellen F und G aufgeteilt werden: 1 1 F = (Ey + Bz ), G = (Ey − Bz ), 2 2 Ey = F + G, Bz = F − G. (3.44) Durch Addition bzw. Subtraktion der Gleichungen (3.13b) und (3.13c) der transversen Feldkomponenten ergibt sich für die totale Zeitableitung der neuen Felder entlang x± (t) = ±t im Vakuum: α0 d F t, x+ (t) = − jy t, x+ (t) , dt 2 (3.45) 0 d α − − G t, x (t) = − jy t, x (t) , dt 2 mit d/dt = ∂t ± ∂x . Der Vorteil für diese Wahl der Größen liegt darin, dass die Integration im Vakuum für die Diskretisierung ∆x = ∆t = ∆ exakt ist. Die finite Differenzengleichungen lauten dann: α0 n+1 Fj+1 − Fjn = − jy tn+1/2 , xj+1/2 , 2 (3.46) α0 n+1 n n+1/2 Gj − Gj+1 = − jy t , xj+1/2 . 2 3.2 Der verwendete Algorithmus 3.2.5 45 Lösung der Bewegungsgleichungen Um die Bewegungsgleichungen mit der Leapfrog-Methode nach Abschnitt 3.1.3 zu lösen, müssen zuerst die Geschwindigkeiten der Teilchen aus der Bewegungsgleichung (3.13e) berechnet werden. Die Kraft wird im Folgenden mit ṗ = f (p, t) bezeichnet. Äquivalent zu dem oft verwendeten Integrationsalgorithmus für die Lorentz-Kraft nach Boris [5], wird hier ein intuitiverer Ansatz gewählt. Die Taylor-Entwicklung des Impulses um die Zeit tn , ausgewertet zu den Zeitpunkten tn±1/2 = tn ± ∆/2, ergibt: n±1/2 p(t)|tn±1/2 = p 1 + p̈n = p ± ṗ 2 2 n n∆ ∆ 2 2 ± O ∆3 . (3.47) Damit läßt sich der zentrale Differenzenquotient mit einer Genauigkeit in zweiter Ordnung berechnen zu: pn+1/2 − pn−1/2 = f (pn , tn )∆ + O ∆3 . (3.48) Aus (3.48) erkennt man nun, dass die Kraft direkt zur Zeit tn ausgewertet werden muss, d.h. es muss eine implizite Gleichung für den Impuls gelöst werden. Die Kraft wird im Impuls linearisiert und kann so durch f (pn , tn ) = f (un−1/2 , tn ) + A(un−1/2 , tn ) · (un − un−1/2 ) + O(∆2 ) (3.49) dargestellt werden. Dabei ist die Matrix A durch ihre Komponenten Aij = ∂uj fi (un−1/2 , tn ) gegeben. Durch die Bestimmung der Felder bei tn ist die Zeitabhängigkeit der Felder zu diesen Zeitpunkten bekannt und eine entsprechende Taylor-Entwicklung der Felder muss nicht durchgeführt werden. Mit (3.47) wird der Impuls pn zur Zeit tn durch die Summe seiner Werte zu den Zeiten tn±1/2 mit einem Fehler zweiter Ordnung genähert und in (3.49) ersetzt werden. Damit ergibt sich dann für (3.48) der Ausdruck: pn+1/2 − pn−1/2 = ∆f (un−1/2 , tn ) (3.50) + ∆2 A(un−1/2 , tn ) · (un+1/2 − un−1/2 ) + O ∆3 , wiederum mit einer Genauigkeit zweiter Ordnung. Durch Berechnungen der Matrixeinträge kann nun eine explizite Form der neuen Impulse hergestellt werden um die obere Gleichung im Algorithmus zu lösen. Die genaue Herleitung dieser Form ist in Anhang C.2 erklärt. Die neuen Impulse sind dann gegeben durch: 3 Numerik 46 n+1/2 p n−1/2 =p mit den Faktoren zur Zeit tn−1/2 vy f ∆ = b + 2Ω , −vx D = 1 + Ω2 − Ω21 − Ω22 , + R1 · f ∆ + R −Ω2 Ω1 b= σα0 E∆, b·v R= , D Ω= σα0 Bz , 2 γ Ω1,2 = Ωvx,y . n+1/2 (3.51) , 1 R1 = D 1 Ω −Ω 1 , n+1/2 1 Aus den Impulsen kann nun leicht die Geschwindigkeit vx = γ n+1/2 px berechnet werden. Die neuen Teilchenpositionen werden dann aus den neuen Geschwindigkeiten berechnet, xn+1 = xn + vxn+1/2 ∆. 3.2.6 (3.52) Erweiterungen der Simulation Dieser Abschnitt soll einen Überblick über die Erweiterungen der PIC-Simulation geben, die zur Untersuchung der Problemstellung benötigt werden. Zur Untersuchung der Laser-PlasmaWechselwirkung ist es notwendig ein Laserfeld zu initialisieren. Dabei kann zuerst die Intensität und Länge des Laserpulses eingestellt werden, wobei auch die Länge der Pulsfront, d.h. die Länge in der der Laserpuls bis zur maximalen Intensität ansteigt, gewählt werden kann. Für diesen Anstieg kann dann zwischen einer linearen, sin2 - und Gaussförmigen Einhüllenden gewählt werden. Analog dazu ist es möglich das Pulsende anzupassen. Für das Plasma selber kann die Dichte über den Parameter α aus (3.11) eingestellt werden, sowie die Breite der Plasmagrenzschicht mit verschiedenen Formen (linearer, sin2 -förmiger und exponentieller Abstieg der Plasmadichte) des Anstiegs bis zur maximalen Dichte. Für den ersten Teil dieser Arbeit soll die Simulation eines thermischen Plasmas untersucht werden. Die Temperatur eines Plasmas ist über die kinetische Energie der Teilchen definiert. Im Gleichgewicht folgt die Verteilung der Geschwindigkeiten der Teilchen im Plasma der Maxwell-Boltzmann- Geschwindigkeitsverteilung (2.30) und die Temperatur des Plasmas wird über die thermische Geschwindigkeit vth angegeben. Die Initialisierung dieser Verteilung erfolgt dadurch, dass ein Zufallswert v rand für eine Geschwindigkeitskomponente eines Teilchens im Intervall [−5vth , 5vth ] erzeugt wird. Dadurch wird prinzipiell die unendlichausgedehnte Maxwell-Verteilung bei Geschwindigkeiten |v| > 5vth abgeschnitten. Aber da die Wahrscheinlichkeit für ein Teilchen eine solch hohe Geschwindigkeit zu besit- 3.2 Der verwendete Algorithmus 47 zen verschwindend gering ist, ändert diese Beschränkung nichts an der Physik. Für diesen Zufallswert wird nun die Wahrscheinlichkeit anhand deri Verteilungsfunktion ermittelt. Nun h wird eine weitere Zufallszahl fˆrand im Intervall 0, fˆmax erzeugt, mit dem maximalen Wert der Verteilungsfunktion fˆmax = fˆ(0). Ist fˆ(v rand ) > fˆrand , so wird der Geschwindigkeitswert Anzahl der Teilchen v rand verworfen und die gleichen Schritte werden für die Geschwindigkeit dieses Teilchens wiederholt; für fˆ(v rand ) < fˆrand wird der Geschwindigkeitswert akzeptiert und die Geschwindigkeit des nächsten Teilchens wird analog initialisiert. Eine Variation dieses Verfahrens wird benutzt um nicht Maxwellsche Verteilungsfunktionen zu initialieren, die nötig sind um Instabilitäten zu untersuchen. Die obige Beschreibung bezieht sich nur auf die Initialisierung der Geschwindigkeitsverteilung in einer Dimension. Da in dieser Arbeit, das Verhalten von elektrostatischen Wellen im Plasma für den nichtrelativistischen Fall, welche nach (3.13e) nur durch jx bestimmt sind, untersucht werden soll, ist es vollkommen ausreichend nur die x- Komponente der Geschwindigkeitsverteilung zu berücksichtigen. -0,02 -0,01 0 vth 0,01 0,02 Abbildung 4: Geschwindigkeitsverteilung von 418300 Simulationsteilchen für vth = 0, 005. Die letzte wichtige Erweiterung ist die Initialisierung eines Elektronenstrahls. Dieser Elektronenstrahl kann an einem beliebigen Ort des Simulationsintervalls L starten. Energie, Länge des Strahls, Anzahl der Elektronen, sowieso Breite der Energieverteilung können eingestellt werden. 4 Untersuchung von thermischen Plasmen 48 4 Untersuchung von thermischen Plasmen Im ersten Teil dieser Arbeit soll die Genauigkeit des PIC-Algorithmus anhand der Simulation von kinetischen Effekten in thermischen Plasmen überprüft werden. In diesem Teil werden die Simulationsergebnisse für die Bohm-Gross-Relation und die Landau-Dämpfung mit den in den Abschnitten 2.2.3 und 2.2.4 vorgestellten theoretischen Vorhersagen verglichen. Zuletzt werden quantitativ die Simulationsergebnisse des Langzeitverhaltens für Oszillationen in thermischen Plasmen diskutiert. 4.1 Die Bohm-Gross-Relation Aufgrund der im Allgemeinen sehr kleinen Frequenzverschiebung in thermischen Plasmen, müssen die Simulationsparameter sorgsam gewählt werden. Die Wellenzahl und die Frequenz der elektrostatischen Welle werden mit kes bzw. ωes bezeichnet. Beide Größen werden bezüglich der elektromagnetischen Vakuumwellenzahl k und Vakuumfrequenz ω normiert. Damit lautet die Bohm-Gross-Relation (2.32): 2 ωes 3k 2 v 2 = α 1 + es th α , (4.1) wobei der Simulationsparameter α die quadrierte normierte Plasmafrequenz ist. Wie man an (4.1) erkennen kann, ist die Frequenzverschiebung in unterdichten Plasmen am größten. Um eine Abschätzung der Frequenzverschiebung zu erhalten, wird ein unterdichtes Plasma mit α = 0, 01 und Plasmawellenlängen in der Größenordnung der elektromagnetischen Vakuumwellenlänge kes ≈ 1 betrachtet. Für diese Größen ergibt sich für vth = 0, 01 durch s 2 v2 p √ 3kes th ≈ α (1 + 3 · 0, 01) ≈ 1, 015 · α, ωes = α 1 + α eine Frequenzverschiebung von ungefähr 1,5%. Um diese Verschiebung zu vergrößern, wird in der Simulation bei einer Dichte von α = 0, 01 eine lineare Plasmawelle mit der Wellenlänge kes = 2 angeregt. Für diese Einstellungen muss beachtet werden, dass nach (2.33) die lineare vth Landau-Dämpfung für kes λD = kes √ & 0, 4 signifikant wird. Aus diesem Grund muss davon α ausgegangen werden, dass es nur für thermische Geschwindigkeit vth . 0, 02 zu einer gut beobachtbaren Frequenzverschiebung kommt. Die Anregung der Plasmawelle erfolgt durch die Initialisierung der Geschwindigkeiten in x-Richtung mit einer sinusförmigen Welle vx (x) = 4.1 Die Bohm-Gross-Relation 49 |Ex| 0,001 0 0 20 40 t 60 80 Abbildung 5: Die Oszillationen des Betrages des elektrostatischen Feldes eines kaltes Plasma (schwarz) und eines thermisches Plasma mit vth = 0, 005 (rot) aufgetragen gegen die normierte Zeit. 0, 01 · sin (kes x). Nach Abschnitt 2.2.2 schwingt die Störung in einem kalten Plasma mit √ der Plasmafrequenz und man erhält aus vx (t) ∼ v max sin( αt) die maximale Auslenkung √ xmax = v max / α. Die Amplitude des elektrostatischen Feldes in kaltem Plasma läßt sich dann leicht mit (2.19) berechnen: Exmax = αxmax = √ max αv = 0, 001. (4.2) Um eine repräsentative thermische Verteilung zu erhalten, ist es notwendig möglichst viele Simulationsteilchen zu initialisieren. Deswegen werden für die allgemeinen Simulationsparameter 100 Teilchen pro Zelle mit der Diskretisierung ∆ = 0, 03 gewählt, so dass sich für die Länge des Simulationsgebiets von 20 Vakuumwellenlängen insgesamt 418300 Teilchen ergeben. Abbildung 5 zeigt die Oszillationen des elektrostatischen Feldes im Verlauf der normierten Zeit eines kalten und eines thermischen Plasmas. Für das kalte Plasma zeigt sich sehr √ gut, dass die Schwingungen ungedämpft sind und genau mit der Plasmafrequenz α = 0, 1 oszillieren. Gut zu erkennen ist auch die Frequenzverschiebung des thermischen Plasmas mit vth = 0, 005 gegenüber dem kalten Plasma. Aufgrund der kleinen thermischen Geschwindigkeit sind die Schwingungen auch in diesem Fall fast ungedämpft. Die Oszillationsfrequenzen werden durch Ablesen und Mittelung über mehrere Perioden bestimmt. Die Auswertung der 4 Untersuchung von thermischen Plasmen 50 1,5 theo ω es / ωp 1,4 sim ωes / ωp ωes/ωp 1,3 1,2 1,1 1 0 0,005 0,01 0,015 vth 0,02 0,025 Abbildung 6: Vergleich der Simulationsergebnisse mit der Theorie für die, durch die BohmGross-Relation beschriebene, Frequenzverschiebung bei Oszillationen im thermischen Plasma. Oszillationsfrequenzen der Plasmawelle für verschiedene thermische Geschwindigkeiten zeigt, wie in Abbildung 6 zu sehen ist, eine gute Übereinstimmung der Simulationsergebnisse mit der Theorie. Für größere thermische Geschwindigkeiten ist aufgrund der linearen LandauDämpfung keine genaue Frequenzbestimmung mehr möglich. 4.2 Landau-Dämpfung Wie in Abschnitt 4.1 schon erwähnt, kommt es für höhere thermische Geschwindigkeiten zur Dämpfung der Plasmaschwingungen. Nach (2.33) ist der lineare Landau-Dämpfungskoeffizient γL , welcher die exponentielle Dämpfung der Plasmaschwingungen bestimmt, von der thermischen Geschwindigkeit vth abhängig. Abbildung 7 zeigt die Oszillationen des elektrischen Feldes im Verlauf der Zeit bei verschiedenen thermischen Geschwindigkeiten für die gleichen Simulationsparamater wie in Abschnitt 4.1. Nach (2.34) ist die Linearisierung der Vlasov-Gleichung, die zur Herleitung der Landau-Dämpfung vorgenommen wurde, für p große Zeiten nicht mehr gültig. Somit tritt diese Dämpfung nur für Zeiten t < τ = 1/Exmax auf. Eine grobe Abschätzung dieser Zeit erhält man durch Einsetzen der Amplitude des elektrostatischen Feldes im kalten Plasma aus (4.2) zu τ ≈ 31, 6. Anhand der Abbildung 7 erkennt man, dass die lineare Landau-Dämpfung genau in dem Zeitraum ihre Gültigkeit 4.2 Landau-Dämpfung 51 |Ex| 0,001 0 0 20 40 60 t 80 100 120 Abbildung 7: Zeitlicher Verlauf der Oszillationen des elektrostatischen Feldes für Schwingungen in thermischen Plasmen mit vth = 0, 0175 (schwarz), vth = 0, 02 (rot) und vth = 0, 025 (blau). Für t . 31, 6 ist die lineare Landau-Dämpfung gültig. hat, in dem die Maxima der Oszillationen des elektrostatische Feld auf das erste Minimum abfallen. Der Dämpfungskoeffizient wird durch eine exponentielle Anpassung an die Maxima der Oszillation für diesen Zeitraum bestimmt. Abbildung 8 zeigt eine gute Übereinstimmung der aus der Simulation bestimmten Dämpfungskoeffizienten im Vergleich zur Theorie. Für niedrigere thermischen Geschwindigkeiten kommt es nur zu einer minimalen Dämpfung, so dass der Abfall der Oszillationsmaxima des elektrischen Feldes einen schwach linearen Verlauf beschreibt und kein Dämpfungskoeffizient bestimmbar ist. Für höhere thermische Geschwindigkeit werden die Schwingungen so stark gedämpft, dass sie innerhalb von ein bis zwei Oszillationen des elektrischen Feldes auf Null abfallen. Des Weiteren verliert die Theorie für größere Dämpfungen auch ihre Gültigkeit, da für die Herleitung in (2.28) eine Entwicklung für kleine ωi und Di (ωr ) durchgeführt wird. Für Zeiten t > τ erkennt man in Abbildung 7, dass das elektrostatische Feld wieder anwächst. Der Grund dafür ist nach Abschnitt 2.2.5, dass durch die zuvor stattgefundene lineare Landau-Dämpfung die Teilchen Energie von der Plasmwelle aufgenommen haben. Da bei der Landau-Dämpfung nur resonante Teilchen mit Geschwindigkeiten ṽ ≈ vph mit der Welle wechselwirken, kommt es zu einer Verteilungsfunktion, die in diesem Bereich eine positive Steigung ∂ṽ fˆ > 0 aufweist. Aufgrund der Reversibilität dieses Prozesses können die ṽ=vph 4 Untersuchung von thermischen Plasmen 52 sim γL /ω 0,02 theo γL/ω γL /ω 0,01 0 0 0,005 0,01 0,015 vth 0,02 0,025 0,03 Abbildung 8: Vergleich der Simulationsergebnisse für den linearen LandauDämpfungskoeffizient mit den theoretischen Erwartungen aus (2.33). resonanten Teilchen auch die Energie wieder an die Welle abgeben und die Oszillationen des elektrostatischen Feldes wachsen wieder an. Abbildung 9 und 10 zeigen die Geschwindigkeitsverteilung der Teilchen beim Start der Simulation und nach der ersten Dämpfung, sowie die Phasengeschwindigkeit, die durch die thermische Korrektur nach (4.1) bestimmt ist. Wie sehr gut zu erkennen ist, ergibt sich die erwartete Verteilungsfunktion nach der ersten Dämpfung im Bereich der Geschwindigkeit v ≈ vph = ωes ωes (vth ) = 0, 05 . kes ωp (4.3) Des Weiteren sagt das theoretische Modell vorraus, dass die Dämpfung γ(t) mit einer Pep riode τb ≈ τ = 1/Exmax um Null oszilliert. Das bedeutet, dass die Periode des Ablingens und des Anwachsens der Oszillationen τ N L gerade τb entsprechen sollte. Nach Abschnitt 2.2.5 gilt dieses theoretische Ergebnis nur für Exmax (t) = konst., obwohl die Amplitude mit der Dämpfung variiert. Somit kann keine exakte Übereinstimmung der Simulationsergebnisse mit der Theorie erwartet werden. Um der Annahme Exmax (t) = konst. möglichst genau zu entsprechen, wird in der Berechnung von τb der Mittelwert der Oszillationsmaxima des elektrostatischen Feldes über eine Periode der Dämpfungsoszillation verwendet. Der so ermittelte Wert wird mit der in Abbildung 7 abgelesenen Periode τ N L verglichen. 4.2 Landau-Dämpfung 53 Ein weiteres Problem tritt auch beim Ablesen der Periode τ N L auf. Da die Periode nur an den Maxima der Oszillationen des elektrostatischen Feldes abgelesen wird, muss die so bestimmte Länge der Periode nicht unbedingt mit der tatsächlichen Länge der Oszillation der Dämpfung in der Simulation übereinstimmen, weil diese an einem beliebigen Zeitpunkt zwischen den Oszillationsmaxima enden kann. Somit muss ein Ablesefehler von ∆t = 2, 5·ωp /ωes (vth ) . 2, 5 angenommen werden. Tabelle 1 zeigt, unter Berücksichtigung der oben genannten Näherungen, dass die aus der Theorie bestimmten Perioden mit den aus dem Simulationsergebnis abgelesenen Perioden der nichtlinearen Landau-Dämpfung vereinbar sind. vth 0, 0125 0, 0150 0, 0175 0, 0200 0, 0225 0, 0250 τb 35, 7 38, 8 44, 0 50, 8 62, 2 73, 9 τ NL 45, 4 52, 6 55, 1 59, 3 67, 5 76, 5 Tabelle 1: Vergleich der berechneten Perioden der Dämpfungsoszillation τb zu denen aus der Simulation abgelesenen Periode der nichtlinearen Landau-Dämpfung τ N L . Insbesondere für hohe thermische Geschwindigkeiten zeigt sich eine gute Übereinstimmung. Des Weiteren weisen die aus der Simulation bestimmten, wie auch die theoretisch erwarteten Perioden der Dämpfungsoszillation die gleiche Tendenz zur Vergrößerung der Perioden mit steigender thermischer Geschwindigkeit auf. Für größere thermische Geschwindigkeiten, kommt es nach der ersten Dämpfung nicht mehr zum Anwachsen der Schwingungen. Das Langzeitverhalten zeigt, dass die Oszillationen des Dämpfungskoeffizienten nach nur wenigen Perioden schwächer werden. Für große Zeiten ist die Dämpfung des elektrostatischen Feldes konstant. Außerdem kann beobachtet werden, dass diese konstante Dämpfung mit steigender thermischer Geschwindigkeit stärker wird und offensichtlich für vth & 0, 0250 die Oszillationen des Dämpfungskoeffizienten unterdrückt, so dass nicht mehr zum Anwachsen des elektrostatischen Feldes kommt. 4 Untersuchung von thermischen Plasmen Anzahl der Teilchen 54 0 0,05 v 0,1 0,15 Anzahl der Teilchen Abbildung 9: Geschwindigkeitsverteilung für vth = 0, 0225 am Anfang der Simulation (schwarz) und nach der ersten Dämpfung bei t = 33, 7 (rot). Gut erkennbar ist die Veränderung der Verteilungsfunktion um die Phasengeschwindigkeit vph = 0, 0634 (blau). 0 0,05 v 0,1 0,15 Abbildung 10: Geschwindigkeitsverteilung mit logarithmischer Auftragung für die Anzahl der Teilchen für vth = 0, 0225 am Anfang der Simulation (schwarz) und nach der ersten Dämpfung bei t = 33, 7 (rot) mit der Phasengeschwindigkeit vph = 0, 0634 (blau). 55 5 Untersuchung der durch Laserstrahlen erzeugten Plasmawellen Um eine optimale Beschleunigung der Elektronen mit Hilfe von Plasmawellen zu erreichen, müssen diese vorher genau untersucht werden. Nach (2.103) hängt die maximale Energie der Elektronen von der Phasengeschwindigkeit vph und vom maximalen elektrischen Feld der Plasmawelle ab. Da der Faktor Emax /E0 nach (2.84) unabhängig von der Plasmadichte ist, wird die maximale Elektronenenergie γmax größer für unterdichte Plasmen, da dort nach Abschnitt 2.4.5 die Phasengeschwindigkeit der Plasmawelle größer ist. Aus diesem Grund bezieht sich die Untersuchung der durch Laserstrahlen erzeugten Plasmawellen auf unterdichte Plasmen. Dabei werden im Folgenden zwei Größenordnungen der Dichte mit α = 0, 01 und α = 0, 001 untersucht. Aufgrund der Geometrie des Algorithmus ist im Folgenden die Ausbreitungsrichtung des Laserpulses in x-Richtung. 5.1 Amplitude der angeregten Plasmawellen Die Beschleunigung der Elektronen hängt wesentlich von der Amplitude der erzeugten Plasmawelle ab, welche direkt von der Laserpulsamplitude abhängt. Nach (2.84) gilt für die maximale Amplitude der Plasmawelle für einen linear polarisierten, rechteckigen Laserpuls mit der Amplitude A0 und der optimalen Pulslänge L0 : A2 Emax = 0 E0 2 −1/2 A20 1+ . 2 (5.1) Die optimale Pulslänge L0 ist dabei durch die Wellenlänge der Plasmawelle λP W nach (2.86) über L0 ≈λP W /2 bestimmt. Bei der Wahl der Simulationseinstellungen muss bedacht werden, dass für die später folgende Simulationen der Elektronenbeschleunigung ein sehr langes Simulationsintervall von mehreren Hundert bzw. Tausend Laservakuumwellenlängen benötigt wird, welches dementsprechend viel Rechenaufwand erfordert. Aus diesem Grund werden 5 Simulationsteilchen pro Zelle mit einer Diskretisierung von ∆ = 0, 05 gewählt. Wie Tests mit höheren Teilchenzahlen und besserer Diskretisierung zeigen, ergeben sich keine signifikanten Abweichungen zu den Ergebnissen der hier gewählten Simulationsparameter. L0 wird für hohe Laseramplituden nach (2.86) eingestellt. Für schwach relativistische Laseramplituden von A0 ≈ 1, wird näherungsweise L0 & λp /2 verwendet. Die Länge der Pulsfront wird Null gesetzt damit die Einhüllende eine möglichst rechteckige Form besitzt. Wie Abbildung 11 zeigt, gibt es für die Dichte α = 0, 001 eine gute Übereinstimmung zwischen Theorie und 5 Untersuchung der durch Laserstrahlen erzeugten Plasmawellen 56 5 Emax/E0 4 3 2 1 0 0 1 2 3 4 5 6 7 A0 Abbildung 11: Vergleich der theoretisch vorhergesagten Maximalamplituden der erzeugten Plasmawellen in Abhängigkeit von der Laseramplitude bei optimaler Pulslänge (schwarze Linie) mit den Simulationsergebnissen für unterdichte Plasmen mit α = 0, 01 (rotes +) und α = 0, 001 (blaues ×). Die Amplituden wurden jeweils direkt zu Beginn der Propagation bestimmt. Simulation und für die Dichte α = 0, 01 liegen die simulierten Plasmawellenamplituden leicht über den theoretischen Werten. Weitere Untersuchungen ergeben auch, dass die Höhe der Amplitude der Plasmawelle relativ unempfindlich gegenüber Veränderungen der Laserpulslänge ist. Abbildung 12 zeigt die Abhängigkeit der Amplitude von der Laserpulslänge. Wie man sehr gut erkennen kann, ist die erreichte Amplitude der Plasmawelle im Bereich der idealen Pulslänge nahezu konstant. Für die rein theoretisch berechnete ideale Pulslänge nach (2.86) Ltheo = λP W /2 ≈ 6, 3 wird mehr als 98% der maximal erreichbaren Plasmawellenam0 plitude erreicht. Aus diesem Grund wird für die folgenden Simulationen die optimale Länge der Laserpulse anhand der theoretischen Vorhersagen eingestellt, obwohl diese, aufgrund der leichten Abweichungen der Theorie für die Plasmawellenamplitude, nicht ganz exakt sind. Bei längeren Simulationsdauern ist es auffallend, dass die Amplitude, wie in Abbildung 13 zu sehen, für α = 0, 01 mit fortschreitender Propagation im Plasma ansteigt. Der Amplitudenanstieg über eine Propagationsstrecke von x ≈ 400 beträgt dabei 57% und ist daher nicht zu vernachlässigen. Dieses Phänomen kann nicht anhand des theoretischen Modells erklärt werden kann. Weitere Simulationen zeigen, dass diese Amplitudenänderung für α = 0, 001 nicht beobachtet wird. Im Allgemeinen hat die Vergrößerung der Amplitude große Auswirkungen auf die Elektronenbeschleunigung durch Plasmawellen. Zum einen wird das elektrische Feld 5.1 Amplitude der angeregten Plasmawellen 57 2 Emax /E0 1,5 1 0,5 0 0 2 4 6 8 10 12 14 L Abbildung 12: Simulationsergebnisse für die Abhängigkeit der Amplituden der elektrostatischen Wellen von der Laserpulslänge L für die Dichte α = 0, 01 und der Laseramplitude A0 = 2 mit der rein theoretisch berechneten optimalen Pulslänge Ltheo ≈ 6, 3 (rotes ×). 0 der Plasmawelle, welches die Elektronen beschleunigt, größer, und zum anderen ändert sich dadurch auch die Wellenlänge der Welle. Diese Änderung hat einen großen Einfluss auf die maximale Verstimmungslänge LV und die relative Phasengeschwindigkeit der Welle, welche die Geschwindigkeitsdifferenz zu den Elektronen angeben. Nach Abschnitt 2.4.5 ist die Phasengeschwindigkeit des Anfangs der Plasmawelle durch die konstante Gruppengeschwindigkeit des Laserpulses bestimmt. Aufgrund der Tatsache, dass die maximale Amplitude der elektrostatischen Welle in der ersten Periode hinter dem Laserpuls liegt, werden die zu beschleunigenden externen Elektronen in genau dieser Periode eingekoppelt. Für die Beschleunigung der Elektronen aus kaltem Plasma, werden diese, wie in Abschnitt 6.1 noch erklärt wird, in die zweite Periode der Plasmawelle eingekoppelt. Die Geschwindigkeitsdifferenz zwischen den eingekoppelten Elektronen und der Phasengeschwindigkeit der Welle zusammen mit der Wellenlänge sind dabei aussschlaggebend für die maximale Beschleunigungsstrecke. Betrachtet man die externen Elektronen, die in der ersten Periode hinter dem Laserpuls eingekoppelt werden, so bestimmt die Phasengeschwindigkeit des Punktes 1 in Abbildung 14 die Verstimmungslänge. Aufgrund der Erhöhung der Plasmawellenamplitude nach Abbildung 13 kommt es zu einer Wellenlängenvergrößerung, wodurch für die relative Phasengeschwindigkeit gilt: 5 Untersuchung der durch Laserstrahlen erzeugten Plasmawellen 58 0,2 Ex 0,1 0 -0,1 -0,2 0 100 200 x 300 400 500 Abbildung 13: Aufnahmen des elektrostatischen Feldes der Plasmawelle für A0 = 2 nach verschiedenen Propagationsstrecken im Plasma mit der Dichte α = 0, 01. Gut zu erkennen ist die Vergrößerung der Amplitude mit fortschreitender Propagation. 0,15 Punkt 1 Punkt 2 Punkt 3 0,1 Ex 0,05 0 70 80 90 100 110 120 130 -0,05 -0,1 -0,15 x Abbildung 14: Darstellung des beschleunigenden Anteils der Plasmawelle für das externe Elektronenbündel (rot) und die Beschleunigung der Elektronen aus kaltem Plasma (blau) mit den jeweiligen relativen Phasengeschwindigkeiten (X). 5.1 Amplitude der angeregten Plasmawellen 59 rel (x) = vg − vph dλ+ ≤ vg , dx (5.2) mit der Änderung dλ+ /dx der Länge des Plasmawellenanteils, der vor dem Punkt 1 liegt. Da diese ortsabhängige, relative Phasengeschwindigkeit direkt mit der theoretisch nicht vorhersehbaren Amplitudenvergrößerung der Plasmawelle im Verlauf der Propagation zusammenhängt, werden beim Vergleich der Simulationsergebnisse der Elektronenbeschleunigung vorallendingen numerisch gewonnene Resultate für die relative Phasengeschwindigkeit zur Berechnung der theoretisch erwarteten Werten genutzt. Für die relativen Phasengeschwindigkeit der weiteren Plasmawellenperioden, müssen dementsprechend die Wellenlängenänderung der vorderen Teile der Plasmawelle berücksichtigt werden. Nach Abschnitt 2.2.2 und (2.85) kommt es für Elektronengeschwindigkeiten von ve ≥ vph zum Wellenbrechen, was auch hier als Kriterium verwendet wird. Für die Dichte α = 0, 01 bricht die Welle bei Emax /E0 ≈ 2, 70. Das Wellenbrechlimit (2.85) hängt direkt von der Phasengeschwindigkeit der Plasmawelle ab, für die, ohne relativistische Korrektur, nach Abschnitt 2.4.5 theoretisch gilt: r γptheo (α = 0, 01) = 1 = 10 α (5.3) Dadurch ergibt sich das theoretisch erwartete Wellenbrechlimit zu: EW B theo (γp ) = E0 q 2(γp − 1) ≈ 4, 24. (5.4) Aufgrund der maximalen Amplitude direkt hinter dem Laserpuls, bricht die Plasmawelle auch in der ersten Periode hinter dem Puls. Die Stelle an der die Phasengeschwindigkeit zur Berechnung des Wellenbrechlimits bestimmt wird, ist nur zur Verdeutlichung in Abbildung 14 durch Punkt 3 gekennzeichnet. Auch hier wird die Phasengeschwindigkeit durch die Amplitudenerhöhung verringert. Deswegen wird aus der Simulation eine durchschnittliche Phasengeschwindigkeit der Welle für diesen Punkt bestimmt. Mit der so ermittelten Phasengeschwindigkeit γpsim ≈ 4, 5, ergibt sich eine Wellenbrechamplitude von EW B sim (γp ) ≈ 2, 65, E0 (5.5) 60 5 Untersuchung der durch Laserstrahlen erzeugten Plasmawellen welche eine gute Übereinstimmung mit der aus der Simulation bestimmten Amplitude zeigt. Für α = 0, 001 ergibt sich eine, aus der Simulation bestimmte, mittlere Phasengeschwindigkeit von γpsim ≈ 29, 7, welche eine gute Übereinstimmung mit der theoretischen Phap sengeschwindigkeit ohne relativistische Korrektur γptheo = 1/α ≈ 31, 6 zeigt. Diese gute Übereinstimmung ist nicht überraschend, da es, wie oben erwähnt, für diese Dichte zu keiner erkennbare Erhöhung der Plasmawellenamplitude und somit zu keiner Korrektur der Phasengeschwindigkeit kommt. Für diese Phasengeschwindigkeit ergibt sich ein Wellenbrechlimit von EW B sim (γp ) ≈ 7, 58, E0 welches von der Simulation sehr gut bestätigt wird. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es eine gute Übereinstimmung für die Abhängigkeit der Plasmawellenamplitude von der Stärke des Laserfeldes zwischen Theorie und Simulation gibt. Des Weiteren ist die Amplitude der Plasmawelle relativ unempfindlich gegenüber Abweichungen von der optimalen Laserpulslänge. Für die Dichte α = 0, 01 wurde weiterhin festgestellt, dass es eine Erhöhung der Plasmawellenamplitude im Verlauf der Propagation gibt, die nicht durch die Theorie erklärt werden kann und die auch nicht für niedrigere Dichten beobachtet wird. Diese Änderung hat einen großen Einfluss auf die Phasengeschwindigkeit der Welle. Deshalb wird dieser Effekt im nächsten Abschnitt genauer untersucht. Zuletzt wurde das Wellenbrechlimt untersucht. Es zeigt sich, dass auch hier die Theorie gute Vorhersagen trifft, unter der Einschränkung, dass die Phasengeschwindigkeit numerisch bestimmt wird. 5.2 Untersuchung der Plasmawellenerzeugung 5.2 61 Untersuchung der Plasmawellenerzeugung Zur genaueren Untersuchung der durch Laserstrahlen erzeugten Plasmawelle, wird in diesem Abschnitt zunächst die reine Laser-Teilchen-Wechselwirkung betrachtet. Hierfür werden im Rahmen eines Flüssigkeitsmodells die relativischen Bewegungsgleichungen der Elektronen im Laserpotential numerisch gelöst. Des Weiteren wird die Energieerhaltung des simulierten Systems betrachtet, um auszuschließen, dass es sich bei der Amplitudenerhöhung um einen numerischen Effekt handelt. 5.2.1 Numerische Lösung im Rahmen des Flüssigkeitsmodells Zur numerischen Berechnung der Plasmawellenerzeugung durch Laserpulse, werden die relativistischen, longitudinalen Bewegungsgleichungen der Teilchen im Vektorpotential A(x, t) = A(x, t)ey eines sich in x-Richtung ausbreitenden, linear polarisierten Laserpuls gelöst. Im Flüssigkeitsmodell in Abschnitt 2.2.2 wurde eine Abbildung definiert, die den Punkten a des Gleichgewichtszustandes einen verschobenen Ort x(a, t) = a+ξ(a, t) zuordnete. Daraus ergab sich die longitudinale Schwingungsgleichung: dp + αξ = 0, dt (5.6) welche auch als die Bewegung eines Teilchens im Potential Φ(ξ) = 12 αξ 2 aufgefasst werden kann. Damit ergibt sich die Hamilton-Funktion für die relativistische Bewegung des Teilchens mit der Ladung q = −1 im Vektorpotential A(ξ, t) und skalaren Potential Φ(ξ): H= √ P 2 + A2 + 1 + Φ, (5.7) mit dem kanonischen Impuls P = p−A. Aus den Bewegungsgleichungen für den kanonischen Impuls senkrecht zur Ausbreitungsrichtung folgt direkt, dass diese Erhaltungsgrößen sind, Py = Pz = konst. (5.8) Ohne Einschränkung, aufgrund der Freiheit der Lorentz-Transformation senkrecht zur Ausbreitungsrichtung, kann Py = Pz = 0 gewählt werden, woraus direkt die kinematischen Impulse py = A und pz = 0 folgen. Für die Bewegung in x-Richtung gelten die Bewegungs- 5 Untersuchung der durch Laserstrahlen erzeugten Plasmawellen 62 gleichungen: ∂H ∂ξ −A(ξ, t) ∂A(ξ, t) ∂Φ(ξ) − = √ ∂ξ P 2 + A2 + 1 ∂ξ 2 −1 ∂A (ξ, t) = p − αξ ∂ξ 2 1 + p2 Ṗξ = − −1 ∂A2 (ξ, t) − αξ, 2γ ∂ξ ∂H ξ˙ = ∂Pξ 1 = Pξ . γ = (5.9) (5.10) Für die x-Richtung entspricht der kanonischeq Impuls dem kinematischen Impuls und der Gammafaktor ist somit gegeben durch γ = 1 + p2ξ + A2 (ξ, t). Dadurch erhält man die Schwingungsgleichung: d dpξ = dt dt 1 ∂ 2 d A (ξ, t), γ ξ = −αξ − dt 2γ ∂ξ (5.11) 1 ∂ welche mit Hilfe des Leapfrog-Algorithmus gelöst wird. Der Ausdruck FL = 2γ A2 ist die ∂ξ Lorentz-Kraft, die durch das Laserpotential verursacht wird. Der ponderomotorische Term (2.59) besitzt eine ähnliche Form, wurde jedoch für die reine Flüssigkeitsbeschreibung des Plasmas hergeleitet. In diesem Fall wird durch die numerische Lösung die volle Zeitabhängigkeit des Laserpotentials mitberechnet und es wird keine Mittelung über die schnell veränderlichen Größen vorgenommen. Das resultierende elektrostatische Feld an der Stelle a kann durch die Poisson-Gleichung zu Ex (a) = αξ (5.12) √ berechnet werden. Die Gruppengeschwindigkeit des Laserfeldes wird mit vg = 1 − α vorgegeben. Der Unterschied von diesem Modell zu dem, welches in Abschnitt 2.4.4 erklärt wird, ist, dass in diesem Fall keine Transformation in das mitbewegte Bezugssystem des Laserfeldes gemacht wird, sondern die Oszillationsbewegung des Teilchens vor dem Ionenhintergrund in einem vorgegebenen Treiberfeld gelöst wird. Abbildung 15 zeigt den direkten Vergleich der numerischen Lösung mit der Simulation für die identischen Parameter α = 0, 01 und A0 = 2 5.2 Untersuchung der Plasmawellenerzeugung 63 0,2 Ex 0,1 0 20 30 40 50 60 -0,1 -0,2 x Abbildung 15: Direkter Vergleich der PIC-Simulation (schwarz) mit der numerischen Lösung (rot). Die Plasmawelle wird jeweils durch einem Rechteckpuls der Länge L = 6 und der Amplitude A0 = 2 bei einer Plasmadichte α = 0, 01 erzeugt. für einen Rechteckpuls der Länge L = 6. Für die erste Periode hinter dem Laserpuls zeigt sich eine gute Übereinstimmung für die Amplitude und Wellenlänge der Plasmawelle. In der Simulation fällt die Plasmawellenamplitude für die weiteren Oszillationen ab, während sie für die numerische Lösung konstant bleibt. Zu erklären ist der Amplitudenabfall in der Simulation damit, dass Teilcheneffekte, wie Elektroneneinfang oder Erwärmung des Plasmas durch den Laserpuls, zum tragen kommen, die die Plasmawelle dämpfen. In dem hier betrachteten Modell werden keine Teilcheneffekte berücksichtigt, da es sich um ein Flüssigkeitsmodell handelt, welches die Felder kontinuierlich behandelt. Deswegen oszilliert das Potential der Plasmawelle hinter dem Laserpuls ungedämpft. Diese Oszillation des Potentials zwischen Φmin ≤ Φ ≤ Φmax wird auch durch die Berechnungen in Abschnitt 2.4.4 vorhergesagt. Abbildung 16 zeigt die numerische Lösung der Amplitude der Plasmawelle für einen sinusförmigen Laserpuls in Abhängigkeit von der Pulslänge. Dabei ist die Amplitude auf die maximale Amplitude für einen Rechteckpuls nach (5.1) normiert. Wie man erkennt, zeigen beide Kurven das gleiche Verhalten, wobei das numerische Ergebnis dieser Arbeit ein etwas höheres Maximum aufweist. Ansonsten zeigt sich auch hier eine gute Übereinstimmung. Aufgrund der Tatsache, dass in diesem Modell nichtlineare Oszillationen der Plasmaelektronen betrachtet werden, kann das Wellenbrechen nach (2.27) nur dadurch festgestellt werden, dass die Oszillationsgeschwindigkeit der Teilchen in Ausbreitungsrichtung ve die Phasengeschwindig- 5 Untersuchung der durch Laserstrahlen erzeugten Plasmawellen 64 0,8 Ex/EN 0,6 0,4 0,2 0 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 L/λp Abbildung 16: Vergleich der in dieser Arbeit numerisch ermittelten Abhängigkeit der Plasmawellenamplitude von der Pulslänge (links) zu der numerischen berechneten Abhängigkeit aus√[?] (rechts, gestrichelt) für eine sinusförmige Einhüllende bei einer Dichte von α = 1/30 und A0 = 2. Die Plasmawellenamplitude Ex bzw. Ez ist auf EN = E0 (A20 /2)(1 + A20 /2)−1/2 normiert. keit der Welle vph überschreitet. Die Gruppengeschwindigkeit des Laserpulses und somit die √ Phasengeschwindigkeit der Plasmawelle werden in der Berechnung mit vg = vph = 1 − α vorgegeben. Für α = 0, 01 ergibt sich die Phasengeschwindigkeit γp = 10, was für das zu erwartende Wellenbrechlimit nach (2.85) bedeutet: theo EW B (γp = 10) = 4, 24. E0 (5.13) Von der numerischen Lösung wird dieser Wert mit num EW B (γp = 10) = 4, 23 E0 nahezu gleich berechnet. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass sich die Ergebnisse der Simulation gut durch das einfache Modell der nichtlinearen Oszillation der Elektronen im zeitabhängigen Laserpotential reproduzieren lassen. Insbesondere gibt es eine sehr gute Übereinstimmung des theoretischen Wellenbrechlimits mit dem numerischen Resultat. Jedoch zeigt die numerische Lösung keine Erhöhung der Plasmawellenamplitude mit fortschreitender Propagation im Plasma. Dies lässt darauf schließen, dass dieser Effekt nicht auf die direkte Wechselwirkung 5.2 Untersuchung der Plasmawellenerzeugung 65 des Laserpulses mit den Plasmateilchen zurückzuführen ist. 5.2.2 Energieerhaltung Um auszuschließen, dass es sich bei der Vergrößerung der Amplitude um einen numerischen Effekt handelt, der durch den Algorithmus selber oder die Wahl der Simulationsparameter verursacht wird, betrachten wir im folgenden Abschnitt die Energieerhaltung des simulierten Systems. Um vergleichbare Ergebnisse zu erhalten, werden die gleichen Simulationsparameter aus Abschnitt 5.1 benutzt. Für sehr underdichte Plasmen mit α = 0, 001 zeigt sich, dass die Gesamtenergie des Systems nahezu erhalten ist. Die maximale Schwankung der Gesamtenergie, die beobachtet werden kann, liegt bei ∆Eges /Eges ≈ 0, 5h und kann somit als erhalten angenommen werden. Die Erhaltung der Gesamtenergie bei dieser Dichte bleibt auch für relativistische Laseramplituden bestehen. Bei höheren Plasmadichten mit α = 0, 01 ist die Gesamtenergie für nichtrelativistische Laseramplituden A0 1, bis auf eine Schwankung von unter einem Promille, auch erhalten. Für Laseramplituden A0 ≥ 1 kommt es jedoch in der Simulation zu größeren Schwankungen der Gesamtenergie. Abbildung 17 zeigt die Eneergieentwicklung der Gesamtenergie und ihrer Anteile im Verlauf der Simulationszeit für A0 = 2. Für diese Einstellungen kommt es im Verlauf der Simulation zu einer Erhöhung der Gesamtenergie von ∆Eges /Eges ≈ 3%. Vorallendingen am Anfang der Simulation für t . 200 zeigt sich ein Anstieg der Gesamtenergie des Systems. Danach bleibt die Energie bis zum Ende der Simulation nahezu konstant. Abbildung 13 zeigt jedoch auch eine signifikante Vergrößerung der Amplitude der Plasmawellen für Propagationsstrecken x & 200. Da für die Gruppengeschwindigkeit des Laserpulses in unterdichten Plasmen vg ≈ 1 gilt, zeigt sich also auch für Zeiten t & 200, bei denen die Gesamtenergie erhalten ist, eine Erhöhung der Plasmawellenamplitude. Des Weiteren erkennt man an Abbildung 17 sehr gut, dass das Plasma selber nicht die Energie des Laserpulses absorbiert, sondern diese direkt an die eingefangenen Teilchen überträgt. Die Energieübertragung findet dabei durch die vom Laserpuls erzeugte Plasmawelle statt. Da auch die beschleunigten Elektronen ursprünglich aus dem Plasma stammen, betrachten wir hier nur die Teilchen, die an den Dichteoszillationen teilnehmen, als Teil des Plasmas. 5 Untersuchung der durch Laserstrahlen erzeugten Plasmawellen 66 8e+05 Eges EEM Ex Epart 6e+05 Energie bes Epart 4e+05 2e+05 0 0 100 200 t 300 400 Abbildung 17: Energieentwicklung im Verlauf der Simulationszeit für A0 = 2 und α = 0, 01. Die Gesamtenergie setzt sich aus elektromagnetischer, elektrostatischer Feldenergie und der kinetischen Energie der Simulationsteilchen, aufgeteilt in beschleunigte Teilchen mit γ > 2 und langsame Teilchen mit γ ≤ 2, zusammen. 5.2.3 Interpretation der Untersuchung der Plasmawellen Die numerische Lösung der direkten Wechselwirkung des Laserfeldes mit den Plasmaelektronen zeigt, dass es zu keiner Vergrößerung der Plasmawellenamplitude mit fortschreitender Propagation kommt. Die Energieerhaltung zeigt zwar einen Anstieg der Gesamtenergie im Verlauf der Simulation, aber nach Abschnitt 5.2.2 wächst die Amplitude der Plasmawelle auch für Zeiten an, in denen die Gesamtenergie des Systems konstant ist. Des Weiteren zeigt die Simulation, dass es während der Propagation zu leichten Veränderungen der Lasereinhüllenden kommt. In der Tat läßt sich die Wechselwirkung des Plasmas auf sehr kurze Laserpulse nicht vernachlässigen. Für lange Laserpulse L > λP W ist die Selbstmodulation wohlbekannt und wird explizit dazu verwendet Plasmawellen zu erzeugen. Dieser Effekt ist aber für kurze Laserpulse in unterdichten Plasmen sehr stark reduziert. Trotzdem kann es bei relativistischen Laseramplituden zu einer signifikanten Rückwirkung der Plasmawelle auf den Laserpuls kommen. Ein anschauliche Erklärung erhält man bei der Betrachtung von Abbildung 18 in Abschnitt 6.1. Es ist gut zu erkennen, dass es durch den Laserpuls zu einer lokal höheren Plasmadichte an seiner Front kommt. Durch die lokale Dichte n(ξ)/n0 kommt es an der Pulsfront zu einer Frequenzverschiebung δω(τ ) = ω(τ ) − 1, welche von der Propagationsstrecke x = vg τ abhängt. Es kann gezeigt werden, diese Frequenzverschiebung proportional 5.2 Untersuchung der Plasmawellenerzeugung 67 zum Gradienten der Plasmadichte ist [55, 56]: ˆvg τ δω(τ ) ∼ −α ∂ ∂ξ n(ξ) n0 γ⊥ d(vg τ ), (5.14) 0 p mit δω(τ = 0) = 0 und dem relativistischen Korrekturfaktor γ⊥ = 1 + A20 /2, aufgrund der Elektronenbewegung im Laserfeld. Die Dichte steigt zur Pulsfront hin an, weswegen es zu einer Rotverschiebung kommt. Somit wird die relative Plasmafrequenz größer. Diese Frequenzverschiebung wird bei relativistischen Laseramplituden A0 & 1 verstärkt, wodurch √ die lokale Gruppengeschwindigkeit vg = 1 − α an der Pulsfront kleiner ist als am Pulsende. Dadurch kommt es zu einer Kompression des Pulses, die zu einer Erhöhung der Amplitude des Laserpulses führt. Somit erhöht sich auch die ponderomotorische Kraft, welche eine höhere Plasmawellenamplitude verursacht. In aktuellen Untersuchungen wurde dieser Effekt mit numerischen Methoden untersucht und es wurde ein analytisches Modell entwickelt [51]. 68 6 6 Elektronenbeschleunigung mit Plasmawellen Elektronenbeschleunigung mit Plasmawellen Im folgenden Abschnitt wird die Beschleunigung von Elektronen durch Plasmawellen, welche durch Laserpulse erzeugt werden, untersucht. Insgesamt können hier zwei verschiedene Mechanismen betrachtet werden. Im ersten Fall können Plasmalektronen bei relativistischen Amplituden direkt aus dem kalten Plasma beschleunigt werden. Im Allgemeinen weisen diese Elektronen aber ein sehr breites Eneergiespektrum auf und die Ortsbreite dieses Elektronenstrahls kann nicht kontrolliert werden. Der nächste Schritt zur Realisierung eines plasmawellenbasierten Elektronenbeschleunigerkonzepts wäre es mehrere Beschleunigungsstufen hintereinander zu schalten. Dies bedeutet, dass ein externer Elektronenstrahl mit gegebener Energiebreite und hoher räumlicher Fokussierung in einer Plasmawelle weiter beschleunigt werden muss. Hierbei ist die Effektivität der Beschleunigung inbesondere dadurch gegeben, dass die Elektronen in der richtigen Phase zur Plasmawelle eingekoppelt werden. 6.1 Elektronenbeschleunigung aus kalten Plasmen Durch Laserpulse mit relativistischen Amplituden A0 ≥ 1 werden nichtlineare elektrostatische Wellen im Plasma erzeugt. Ist die Amplitude der Plamawellen kleiner als die Amplitude p bei der die Welle bricht EW B = 2(γp − 1)E0 , so benötigen die Elektronen nach (2.99) ein Mindestenergie bzw. -geschwindigkeit, um von der Welle eingefangen und beschleunigt zu werden. Diese benötigte Geschwindigkeit der Elektronen kann in kalten Plasmen durch die Plasmawelle selber verursacht werden, indem die Elektronen an der Oberfläche aus dem Plasma austreten, im Vakuum nach dem Brunel-Effekt [57] beschleunigt werden und danach wieder ins Plasma eintreten. Die zweite Möglichkeit zum Elektroneneinfang tritt für Plasmawellen auf, die eine Amplitude im Bereich des Wellenbrechens besitzen. In diesem Fall kann es für Elektronen mit Geschwindigkeiten ve > vph zum Selbsteinfang kommen. Die eingefangen Elektronen werden dann in beiden Fällen durch die Plasmawelle beschleunigt. Abbildung 18 zeigt eine Bildfolge der Grafikausgabe der Simulation für einen Laserpuls mit A0 = 2, der auf ein unterdichtes Plasma mit α = 0, 01 trifft, welches ein rechteckiges Dichteprofil aufweist. Die Bilder der Grafikausgabe sind dabei nicht skaliert und dienen nur dazu, den im Folgenden erklärten Mechanismus der Teilchenbeschleunigung aus kalten Plasmen durch nichtlineare Plasmawellen zu verdeutlichen. Abbildung 18 (a) zeigt den Beginn der Simulation, bei dem sich der Laserpuls noch außerhalb des Plasmas befindet. In grün dargestellt sind die Gammafaktoren der einzelnen Simulationsteilchen, wobei zwei Bereiche magenta bzw. grau gefärbt sind. Der magentafarbene Bereich bezeichnet die Teilchen, die 6.1 Elektronenbeschleunigung aus kalten Plasmen 69 Abbildung 18: Bildfolge der nichtskalierten Grafikausgabe der Simulation für den Elektroneneinfang an der Plasmagrenzschicht für α = 0, 01 und A0 = 2. Zu sehen sind das Laserfeld (rot), das elektrostatische Feld (blau), die Plasmadichte (schwarz), der Gammafaktor der Elektronen (grün, mit den eingefärbten Bereichen in magenta und grau) und die Plasmagrenzen (cyan). 70 6 Elektronenbeschleunigung mit Plasmawellen später in der Plasmawelle eingefangen werden. In Abbildung 18 (b) ist der Laserpuls in das Plasma propagiert und hat durch die ponderomotorische Kraft die Elektronen während der Propagation aus ihrer Gleichgewichtslage in Ausbreitungsrichtung beschleunigt, wodurch sie vor dem Ionenhintergrund oszillieren. Wie an den cyanfarbenen Plasmagrenzen zu erkennen ist, haben jedoch die Elektronen an der Plasmagrenzschicht, aufgrund der Rückbewegung der Oszillation, das Plasma verlassen. Somit erfahren diese Elektronen eine kleinere Rückstellkraft als die Elektronen, die im Plasma schwingen. Abbildung 18 (c) zeigt, dass für die obersten Elektronen an der Grenzschicht die Oszillationsgeschwindigkeit beim Austritt aus dem Plasma so hoch ist, dass die verminderte Rückstellkraft nicht mehr ausreicht, um die Bewegung dieser Elektronen wieder umzukehren. Diese Elektronen bleiben somit außerhalb des Plasmas. Für den magentafarbenen Bereich des Plasmas ist die verminderte Rückstellkraft ausreichend, um die Bewegung umzukehren, und die Elektronen treten wieder in das Plasma ein. Jedoch haben diese Elektronen, aufgrund der verminderten Rückstellkraft verglichen zu den Elektronen im Plasma, ihre Phasenbeziehung zu der Plasmaschwingung verloren. Dadurch treten diese Elektronen genau dann wieder in das Plasma ein, wenn sich durch die zweite Oszillation der Plasmaschwingung die nächste Periode der Plasmawelle ausbildet. Die Geschwindigkeit dieser Elektronen ist zu diesem Zeitpunkt höher als die durch (2.99) beschriebene Mindestgeschwindigkeit, so dass die Elektronen phasengenau in den beschleunigenden Teil der elektrostatischen Welle mit Ex < 0 einkoppeln und dadurch eingefangen werden. Des Weiteren ist in schwarz die Dichteänderung des Plasmas zu erkennen, welche das elektrostatische Feld der Welle erzeugt. Man sieht gut, dass die Dichte an den Punkten maximal ist, wo die steile Flanke des elektrostatischen Feldes eine Nullstelle besitzt. In Abbildung 18 (d) ist zusehen, dass die Elektronen dann mit der Plasmwelle beschleunigt werden. Wie die Dichteverteilung in diesem Bild zeigt, gibt es eine weitere Dichtespitze, die nicht der Plasmawelle zugeordnet werden kann. Dieses Dichtemaximum muss also durch die beschleunigten Elektronen verursacht werden. Eine genauere Untersuchung ergibt, dass sich in der Tat an diesem Punkt der Großteil der eingefangenen Elektronen befinden. Außerdem erkennt man am grau eingefärbten Bereich, dass die Elektronen des Plasmas, die ursprünglich in Bild (a) direkt an die beschleunigten Elektronen angrenzten, nur eine Oszillationsbewegung im Plasma vollzogen haben. Insgesamt kommt es zu einer Aufweichung der Plasmagrenzschicht. Diese Aufweichung wird durch den Verlust der Elektronen, die zum einen das Plasma verlassen und zum anderen von der Plasmagrenzschicht wegbeschleunigt werden, verursacht. Dadurch hat sich ein Teil der Elektronen aus dem grauen Bereich, verglichen mit ihrer Ausgangslage, weiter zum Plasmarand hin verschoben. Wie der weitere Verlauf der Simulation 6.1 Elektronenbeschleunigung aus kalten Plasmen 71 Abbildung 19: Nichtskalierte Grafikausgabe zu den Zeitpunkten kurz vor dem Wellenbrechen (oben) und kurz nach dem Wellenbrechen (unten). Die Welle bricht am singulären Punkt der Dichte, welche in schwarz dargestellt ist. zeigt, werden in der nächsten Periode der Plasmawelle ganau diese Elektronen eingefangen. Insgesamt kann der Teilcheneinfang also auch in den folgenden Perioden nur in der Nähe der Plasmagrenzfläche geschehen. Für höhere Intensitäten des Laserpulses werden höhere Amplituden des elektrostatischen Feldes erzeugt. Erreichen diese Amplituden das Wellenbrechlimit EW B , werden nach (2.27) die Oszillationsgeschwindigkeiten der Elektronen ve größer als die Phasengeschwindigkeit der Plasmawelle vph und die Dichte wird nach (2.22) singulär. Werden nun Plasmawellen erzeugt, deren Amplitude nur wenig unter der in Abschnitt 5.1 ermittelten Amplitude EW B liegt, tritt für Dichten, bei denen sich die Amplitude der elektrostatischen Welle im Verlauf der Propagation vergrößert, eine weitere Möglichkeit des Teilcheneinfangs auf. Nach Abschnitt 5.1 verringert sich, aufgrund der Vergrößerung ihrer Amplitude, die relative Phasengeschwindigp keit der Plasmawelle. Das Wellenbrechlimit EW B = 2(γp − 1)E0 ist aber direkt abhängig von dieser Phasengeschwindigkeit und verkleinert sich dadurch mit fortschreitender Propaga- 6 Elektronenbeschleunigung mit Plasmawellen 72 600 500 γ 400 300 200 100 0 0 200 400 x 600 800 Abbildung 20: Aufnahmen der Gammafaktoren für die Beschleunigung aus kalten Plasmen mit α = 0, 01 für A0 = 2 (rot) und A0 = 3 (schwarz). tion der Welle im Plasma. Ist die Amplitude der Welle gerade so hoch, dass die Welle durch die Amplitudenerhöhung und durch die Verringerung von EW B erst nach einer längeren Propagationsstrecke das Wellenbrechlimit überschreitet, so bricht sie weit innerhalb des Plasmas. Dadurch kann es auch innerhalb des Plasmas zum Teilcheneinfang kommen. Der Teilcheneinfang kommt daher zu Stande, dass für die Geschwindigkeit der Elektronen im singulären Punkt der Dichte ve > vph gilt. Dabei wird die Elektronengeschwindigkeit ve alleine durch die nichtlineare Schwingung verursacht. Durch ve > vph überholen die Elektronen die Plasmawelle und werden so in den beschleunigenden Bereich der Plasmawelle eingekoppelt. In Abbildung 19 ist die Grafikausgabe der Simulation für die Zeitpunkte kurz vor dem Wellenbrechen und kurz nach dem Wellenbrechen zu sehen. Wie sich zeigt, wird beim Wellenbrechen das elektrostatische Feld mit Ex > 0 am singulären Punkt der Dichte verringert, wobei jedoch der zur Beschleunigung relevante Anteil mit Ex < 0 erhalten bleibt. Die Elektronen überholen also die Plasmawelle und werden dann im ’Restfeld’ der Welle eingefangen und aus dem Plasma herausbeschleunigt. Für noch höhere Amplituden der Plasmawelle, besitzen mehr Elektronen eine Geschwindigkeit ve > vph und folglich werden mehr Elektronen eingefangen. Dadurch wird die Verringerung des elektrostatischen Feldes auch größer, wodurch dieses schlußendlich zerstört wird. 6.1 Elektronenbeschleunigung aus kalten Plasmen 73 Zuerst wird die Beschleunigung für relativistische Amplituden des Laserfelds unterhalb des Wellenbrechlimits betrachtet, so dass der Teilchenanfang nur an der Plasmagrenzfläche geschieht. Für eine Laseramplitude von A0 = 2 werden die Elektronen auf maximal sim γmax ≈ 115 beschleunigt. Diese maximale Energie wird nur für Elektronen erreicht, die in der zweiten Periode der Plasmawelle hinter dem Laserpuls eingefangen werden, da dort die Plasmawellenamplitude am größten ist und kein Einfang an der Grenzschicht für die erste Periode der Plasmawelle stattfindet. Die Beschleunigungsstrecke beträgt dabei x ≈ 280. Abbildung 20 zeigt den Gammafaktor dieser Elektronen nach verschiedenen Propagationsstrecken im Plasma. Wie in der Abbildung festgestellt werden kann, zeigt die Elektronen kurz nach der Einkopplung in die Plasmawelle eine Breite der Ortsverteilung von ∆x ≈ 4. Dies bedeutet, dass die vordersten Elektronen so weit vorne in der Plasmawelle eingefangen werden, dass sie im Vergleich zu den hintersten Elektronen signifikant an Beschleunigungsstrecke einbüßen. Außerdem kommen die vordersten Elektronen auch zuerst in Bereiche mit Ex > 0 in denen sie abgebremst werden. In Abbildung 20 sieht man, dass diese Teilchen nach einer Strecke von x ≈ 175 ihre maximale Energie von γ ≈ 45 erreichen. Somit erreichen nur die hintersten sim ≈ 115, weil diese die Beschleunigungsstrecke besElektronen die maximale Energie von γmax ser ausnutzen. Durch die verschiedenen Beschleunigungsgradienten, die die eingekoppelten Elektronen durch die breite Ortsverteilung erfahren, kommt es am Ende der Beschleunigung zu einer sehr breiten Energieverteilung, welche für eine mögliche Anwendung sehr unvorteilhaft ist. Abbildung 21 zeigt die Energieverteilung, welche eine homogene Verteilung der Teilchenergien für Energien von γ ≈ 40 − 115. Nur nach kurzen Beschleunigungsstrecken zeigt sich ein kleinere Breite der Energieverteilung. Nach einer Propagation im Plasma von x ≈ 55 liegt die Breite der Energieverteilung für einen mittleren Gammafaktor von γ = 24 bei ∆γ/γ ≈ 30%. Für den Vergleich mit den theoretischen Werten, werden diese mit der numerisch bestimmten relativen Phasengeschwindigkeit berechnet. Aus der Simulation ergibt sich der Gammafaktor γp2 ≈ 33, womit sich die maximale Energie mit (2.101) direkt aus der theo Potentialdifferenz (2.100) zu γmax ≈ 186. Dieser Wert liegt höher als der durch die Simulasim tion erreichte Energiewert γmax , obwohl noch nicht die Amplitudenerhöhung berücksichtigt wurde. Deshalb muss davon ausgegangen werden, dass die Einkopplung der Elektronen in die Plasmawelle nicht optimal ist. Für die Beschleunigung von Elektronen durch Wellenbrechen wird eine Plasmawelle mit einer Laserintensität von A0 = 3 in einem Plasma mit der Dichte α = 0, 01 erzeugt. Im Verlauf der Propagation wächst die Amplitude der Plasmawelle an und, wie durch die Simulation festgestellt werden kann, überschreitet das Wellenbrechlimit Ex /E0 ≈ 2, 7. Abbildung 6 Elektronenbeschleunigung mit Plasmawellen log(Anzahl der Teilchen) 74 0 20 40 60 γ 80 100 120 log(Anzahl der Teilchen) Abbildung 21: Verteilung der Elektronenenergien bei t ≈ 246 für eine Laseramplitude A0 = 2 und eine Dichte α = 0, 01. 0 100 200 300 γ 400 500 600 Abbildung 22: Verteilung der Elektronenenergien bei t ≈ 600 für eine Laseramplitude A0 = 3 und eine Dichte α = 0, 01. 6.1 Elektronenbeschleunigung aus kalten Plasmen 75 Eges EEM Ex Epart 1,5e+06 Energie bes Epart 1e+06 5e+05 0 0 100 200 300 t 400 500 600 Abbildung 23: Die Gesamtenergie im Verlauf der Simulation für α = 0, 01 und A0 = 3. Die kinetische Energie der Teilchen ist aufgeteilt in Anteile für die beschleunigten bes Teilchen Epart für γ ≥ 20 und in Anteil für langsame Teilchen Epart mit γ < 20. sim 20 zeigt, dass für diesen Fall die maximalen Elektronenenergien von γmax ≈ 540 erreicht werden. Sehr gut zu erkennen ist, dass die Elektronen erst ab x ≈ 175 beschleunigt werden, d.h. dass es erst nach ungefähr dieser Propagationsstrecke des Laserpulses zum Brechen der Plasmawelle kommt. Jedoch zeigt sich in Abbildung 22 auch hier eine sehr große Breite in der Energieverteilung um die mittlere Elektronenenergie γ ≈ 375 mit einer Abweichung von ±∆γ ≈ 130. Für die Berechnung der theoretisch erwarteten Werte wird wieder die numerisch ermittelte, mittlere Phasengeschwindigkeit, in diesem Fall γp2 ≈ 31, genutzt, sowie die Amplitude der Plasmawelle beim Wellenbrechen, also Ex /E0 ≈ 2, 7. Für diese Werte ergibt sich, theo in guter Übereinstimmung mit dem Simulationsergebnis, γmax ≈ 549. Zur Verdeutlichung der Abnahme der Laserfeldenergie ist in Abbildung 23 die Energie im Verlauf der Simulation dargestellt. Wie man sieht, nimmt die Feldenergie des Laserpulses durch die Teilchenbeschleunigung ab. Es zeigt sich aber, dass das Laserfeld nach der Beschleunigungsstrecke von x ≈ t ≈ 600 noch nicht erschöpft ist, so dass die maximale Beschleunigungsstrecke durch die Verstimmungslänge bestimmt ist. Des Weiteren zeigt die Kurve der beschleunigten Teilchen ab t ≈ 500 Schwankungen, die darauf zurückzuführen sind, dass einige Teilchen in Bereiche mit Ex > 0 der Plasmawelle kommen und dadurch wieder Energie verlieren. Für die Dichte α = 0, 001 erreichen die an der Plasmagrenzschicht eingefangen Elektro- 6 Elektronenbeschleunigung mit Plasmawellen Anzahl der Teilchen 76 0 200 400 600 γ 800 1000 1200 Abbildung 24: Spektrum der Elektronenenergien bei t ≈ 6000 für den Einfang an der Plasmagrenzschicht für A0 = 2 bei einer Dichte von α = 0, 001. Aus Gründen der Sichtbarkeit ist die Abbildung in y-Richtung sehr stark vergrößert. sim ≈ 1020. Aber auch nen bei einer Laseramplitude von A0 = 2 eine maximale Energie von γmax hier zeigt sich eine sehr große Breite der Energieverteilung von ±∆γ ≈ 185 um die mittlere Energie der beschleunigten Teilchen γ ≈ 835, welche sehr unvorteilhaft ist. Mit der numerisch theo ermittelten mittleren Phasengeschwindigkeit γp2 ≈ 882, ergibt sich γmax ≈ 4882, welcher viel höher liegt als der Simulationswert. Diese Abweichung ist wieder damit zu erklären, dass die Einkopplung der Elektronen beim Einfang an der Plasmagrenzschicht nicht optimal ist. Im Vergleich zur Dichte α = 0, 01 zeigt sich jedoch, dass die maximale Elektronenenergie um einen Faktor ∼ 5, 5 höher liegt. 6.2 Beschleunigung eines externen Elektronenstrahls Aufgrund der nicht optimalen Ergebnisse, hinsichtlich des Energiespektrums und der maximal erreichten Energie, für die Elektronenbeschleunigung aus kalten Plasmen heraus, soll in diesem Teil ein externes Elektronenbündel kontrolliert in die Plasmawelle eingekoppelt werden, um eine optimale Beschleunigung zu erreichen. Das Elektronenbündel wird dabei hinter dem Laserpuls initialisiert, um dann in die erste Periode der Plasmawelle hinter dem Laserpuls, welche die maximalen Amplitude aufweist, einzukoppeln. Des Weiteren befinden sich in dieser Periode nach Abschnitt 6.1 keine Elektronen, die an der Grenzschicht einge- 6.2 Beschleunigung eines externen Elektronenstrahls log(Anzahl der Teilchen) 77 0 100 200 γ 300 400 Abbildung 25: Energiespektrum nach der Beschleunigung der externen Elektronen für α = 0, 01 und A0 = 2 mit der Anfangsenergie γ0 = 20 mit den Breiten der Verteilung von ∆γ0 = 2 (schwarz) und ∆γ0 = 0.2 (rot). fangen werden, so dass es mit diesen Teilchen zu keiner Wechselwirkung kommt. Außerdem besitzen dadurch die beschleunigten Elektronen des Bündels und die Elektronen, die aus dem Plasma stammen, eine räumliche Trennung von mindestens λP W /2. Die externen Elektronen werden mit einer einstellbaren Halbwertsbreite um eine mittlere Anfangsenergie initialisiert. Der Ort der Elektronen wird so gewählt, dass sie optimal in die Plasmawelle einkoppeln und die maximale Beschleunigungsstrecke ausnutzen. Die Laseramplitude wird hier mit A0 = 2 eingestellt, um sicherzustellen, dass für die Plasmawellenamplitude Ex < EW B gilt und die Beschleunigung des externen Elektronenbündels nicht durch Wellenbrechen beeinflusst wird. Die Elektronen werden mit einer mittleren Anfangsenergie γ0 = 20 bei einer Dichte von α = 0.01 in die Plasmawelle eingekoppelt. Nach einer Beschleunigungsstrecke von x ≈ 450 wird die maximale Energie von γmax ≈ 264 erreicht. Abbildung 25 zeigt das Energiespektrum der Elektronen nach der Beschleunigungsstrecke für verschiedene Halbwertsbreiten von 10%γ0 (schwarz) bzw. 1%γ0 (rot) der Anfangsenergieverteilung, wobei für die Anzahl der Teilchen die logarithmische Darstellung gewählt wurde. Wie zu erkennen ist, ergibt sich in beiden Fällen eine gleichmäßige Energieverteilung um die mittlere Energie der beschleunigten Teilchen γ̄ ≈ 230. Die Gammafaktoren sind dabei über γ̄ ± ∆γ mit ∆γ 10% ≈ 40 bzw. ∆γ 1% ≈ 33 verteilt. Der Vergleich mit der Theorie gestaltet sich aufgrund der Erhöhung der Plasmawellenamplitude auch in diesem Fall schwierig. Um hier genauere theoretische Vor- 6 Elektronenbeschleunigung mit Plasmawellen 78 hersagen zu machen, wird die Bewegungsgleichung des Testelektrons betrachtet, welche nur durch das elektrostatische Feld der Plasmawelle gegeben ist: dγ dγ = dz dξ vp 1− = −E(ξ), vz mit der Transformation in das bewegte Bezugssystem der Plasmawelle ξ = z − vp t und dem p Gammafaktor des Elektrons γ = 1/(1 − vz2 ). Durch Umformungen ergibt sich: γvp 1− p γ2 − 1 ! dγ = −E(ξ)dξ. Nach Integration folgt: ˆ p 2 γ − vp γ − 1 + C = − E(ξ)dξ =: I, mit der Integrationskonstante C. Für Geschwindigkeiten der Elektronen vz . 1 ist γ 2 1 p und es kann die Näherung γ 2 − 1 ≈ γ gemacht werden, wodurch man erhält: γ= C I − . (1 − vp) (1 − vp ) Mit der Anfangsbedingung γ(0) = γ0 , folgt der Ausdruck: −1 γ= (1 − vp ) ˆ E(ξ)dξ + γ0 . Für die maximale Beschleunigung der Elektronen muss das Integral über den beschleunigenden Bereich der Welle, in den das Elektron eingekoppelt wird, gelöst werden. Aufgrund der wachsenden Amplitude der Plasmawelle, wird dieses Integral numerisch am Anfang und am Ende der Beschleunigung berechnet und, näherungsweise, der Mittelwert zur Berechnung des maximalen Gammafaktors verwendet. Des Weiteren wird auch für die Phasengeschwindigkeit numerisch ein mittlerer Wert bestimmt. In dieser Simulation beträgt der mittlere Wert des Integrals I¯ = 4, 57 und die mittlere Phasengeschwindigkeit der Plamawelle γp2 ≈ 33. Mit diesen theo Werten ergibt sich der erwartete maximale Gammafaktor zu γmax ≈ 299 + γ0 . Damit liegt die durch die Simulation erreichte maximale Energie leicht unter der theoretischen Erwartung. In diesem Fall ist dies darauf zurückzuschließen, dass der Einfluss der Amplitudenvergrößerung 6.2 Beschleunigung eines externen Elektronenstrahls 79 des elektrischen Feldes für die Berechnung der maximalen Energie gemittelt wurde. Durch die Sägezahnform der Plasmawelle, erfahren die Elektronen jedoch am Anfang der Propagation die maximale Beschleunigung. Zu diesen Zeiten ist die Plasmawellenamplitude noch klein im Vergleich zu ihrem Endwert. Somit muss davon davon ausgegangen werden, dass der niedrigere Wert der Amplitude zu Beginn der Propagation einen größeren Einfluss besitzt als in der Berechnung angenommmen wurde. Für α = 0, 001 wird bei einer Laseramplitude von A0 = 2, 0 ein externes Elektronenbündel mit einer mittleren Anfangsenergie von γ0 = 20 und einer Halbwertsbreite von ∆γ0 = 10%γ0 optimal in die Plasmawelle eingekoppelt. Dabei wird nach einer Beschleunigungsstrecke von sim ≈ 1980 erreicht. Dies entspricht einer Erhöhung x ≈ 10000 die maximale Energie von γmax der maximalen Elektronenenergie um einen Faktor ∼ 2. Die Breite der resultierenden Energieverteilung um die mittlere Energie der beschleunigten Elektronen γ ≈ 1760 ist jedoch ±∆γ ≈ 220 und damit leicht größer als bei der Beschleunigung der an der Oberfläche eingefangen Elektronen. Im Gegensatz zur Dichte α = 0, 01, ist der theoretische Wert für die theo maximale Elektronenenergie γmax ≈ 4882, welche aus der numerisch bestimmten Phasengeschwindigkeit γp2 ≈ 882 berechnet wurde, im Vergleich zum Simulationsergebnis deutlich zu hoch. Eine mögliche Erklärung ist, dass es über die lange Propgationsstrecke, die für die Elektronenbeschleunigung bei dieser Dichte benötigt wird, doch zu minimalen Änderungen der Plasmawellenamplitude kommt, welche vorher nicht beobachtet wurden. Aufgrund der Tatsache, dass der theoretische erwartete Wert der maximalen Elektronenenergie (2.101) direkt von γp2 abhängig, kann es schon für minimale Geschwindigkeitsänderung zu signifikanten Änderungen der maximalen Elektronenergie kommen. Für die Dichte α = 0, 001 lautet die √ theoretische Phasengeschwindigkeit ohne relativistische Korrektur vph = 1 − α ≈ 0, 9995. sim Um γmax zu erhalten, müsste die Phasengeschwindigkeit in der Simulation auf vph ≈ 0, 9972 gefallen sein, was einer Geschwindigkeitsänderung von nur ∆v ≈ 0, 0023 entsprechen würde. Im Vergleich zur Beschleunigung der Elektronen aus kalten Plasmen in Abschnitt 6.1, stellt das Resultat der extern eingekoppelten Elektronen eine erheblich Verbesserung für die maximale erreichte Energie der Elektronen dar. Die Breite der Energieverteilung konnte für die Dichte α = 0, 01 auch verkleinert werden. Die Hauptgründe für dieses verbesserte Resultat sind, dass erstens, durch die kontrollierte Einkopplung der Elektronen in die Plasmawelle, die maximale Beschleunigungslänge ausgenutzt wurde, und zweitens, dass durch die hohe räumliche Fokussierung der Elektronen von ∆x λP W , alle Elektronen eine ähnlich große Beschleunigung erfahren. Im Vergleich zur Theorie, fällt das Simulationsergebnis für die externe Einkopplung bei einer Dichte von α = 0, 001 schlechter aus. Ein mögliche 6 Elektronenbeschleunigung mit Plasmawellen Anzahl der Teilchen 80 0 500 1000 γ 1500 2000 Abbildung 26: Energiespektrum aufgenommen bei t ≈ 10000 für die Beschleunigung eines externen Elektronenbündels mit der Anfangsenergie γ0 = 20 und ∆γ0 = 2, 0. Die Plasmadichte beträgt α = 0, 001 und die Laseramplitude A0 = 2, 0. Ursache dafür ist, dass es für diese Dichte doch zu minimalen Änderungen der Plasmawellenamplitude kommt, die vorher nicht beobachtet wurden. Diese kleinen Änderungen in der Phasengeschwindigkeit können jedoch für vph ≈ 1 schon große Einflüsse auf die maximal erreichbare Elektronenergie besitzten, da für diese γmax ∼ γp2 gilt. 6.3 Diskussion der Ergebnisse Im ersten Teil dieses Abschnitts wurden zwei Mechanismen betrachtet mit denen Elektronen durch die nichtlineare Plasmawelle direkt aus dem Plasma beschleunigt werden. Dabei zeigte sich für Plasmawellenamplituden unter dem Wellenbrechlimt, dass der Elektroneneinfang nur an der Plasmaoberfläche geschieht und in diesem Fall die Beschleunigungsstrecke nicht optimal ausgenutzt wird. Durch die breite räumliche Verteilung der Elektronen, die in der Plasmawelle eingefangen werden, erfahren diese stark unterschiedliche Beschleunigungsgradienten, welches in einem sehr breiten Energiespektrum der beschleunigten Elektronen resultiert. Höhere Elektronenergien wurden mit dem Elektroneneinfang durch Wellenbrechen erreicht. Zum einen, weil in diesem Fall höhere Plasmawellenamplituden erzeugt werden, aber zum anderen auch, weil durch diesen Mechanismus die Elektronen die Beschleunigungsstrecke besser ausnutzen. Jedoch zeigte die Energieverteilung in beiden Fällen eine sehr große 6.3 Diskussion der Ergebnisse 81 Breite, welche für mögliche Anwendungen nicht wünschenswert ist. Im zweiten Teil wurde die Beschleunigung eines externen Elektronenbündels simuliert. Durch die optimale Einkopplung der Elektronen in die Plasmawelle, konnte das Ergebnis im Vergleich zu den aus dem Plasma beschleunigten Elektronen erheblich verbessert werden. Des Weiteren zeigte sich für die Dichte α = 0, 01, durch die hohe räumliche Fokussierung der Elektronen bei der Einkopplung in die Plasmawelle, auch eine kleinere Breite der Energieverteilung am Ende der Beschleunigungsstrecke. Diese ist aber insgesamt gesehen noch sehr groß ist. Außerdem konnte für diese Dichte, durch aus der Simulation gewonnene Größen wie Phasengeschwindigkeit und Plasmawellenamplitude, eine gute theoretische Vorhersage getroffen werden. Für α = 0, 001 konnten die theoretisch erwarteten Werte nicht erreicht werden, da es offensichtlich, nicht wie vorher angenommen, doch zu kleinen Änderungen der Plasmawellenamplitude kommt, die die Phasengeschwindigkeit beeinflussen. Zusätzlich wurde deutlich, dass durch sehr underdichte Plasmen viel höhere Elektronenenergien von bis zu ∼ 1GeV erreicht werden (die Ruhemasse von Elektronen beträgt m0 c2 ≈ 0, 511MeV, die Elektronenenergie ist durch E = m0 c2 γ gegeben), da in diesem Fall die Differenz zwischen Elektronengeschwindigkeit und Phasengeschwindigkeit der Elektronen minimiert wird und dadurch die Beschleunigungstrecke größer wird. In der experimentellen Realisation lieferte in der Vergangenheit die Beschleunigung von Elektronen aus kaltem Plasma durch Wellenbrechen die besten Resultate bezüglich der Strahlqualität der Elektronen. Im Jahr 2004 gelang es das erste Mal experimentell ein Elektronenbündel mit E = 170MeV und einer Breite der Energieverteilung von 24% zu erzeugen [16]. In diesem Experiment wurden die Plasmawellen durch selbstmodulierende Laserpulse erzeugt. Dabei werden die Elektronen, aufgrund der Dreidimensionalität, durch die ponderomotorische Kraft nicht nur longitudinal beschleunigt, sondern auch radial aus dem Laserfokus herausgedrückt. Dadurch ensteht hinter dem Laserpuls eine Kavität, die auch als plasma bubble oder blow-out regime bezeichnet wird. Die Selbstmodulation des Laserpulses durch die Wechselwirkung mit der Plasmawelle, wie sie auch in dieser Arbeit für Dichten von α = 0, 01 aufgetreten ist, erzeugt einen Anstieg der Plasmawellenamplitude im Verlauf der Propagation. Dadurch erreicht die Plasmawellenamplitude erst nach einer bestimmten Propagationsstrecke im Plasma das Wellenbrechlimit und es kommt zu dem in Abschnitt 6.1 illustrierten Elektroneneinfang; im Englischen auch als self-trapping bezeichnet. In diesem Fall werden die Elektronen in der Kavität eingefangen und beschleunigt. In der Kavität kommt es zu zusätzlichen Effekten, die positive Auswirkung auf die Fokussierung des Elektronenstrahls haben. Durch die sphärische Geometrie der Kavität enstehen radiale Kräfte, die den Elektronenstrahl fokussieren 82 6 Elektronenbeschleunigung mit Plasmawellen [58]. In weiteren Experimenten wurden im Jahr 2006 inzwischen Elektronenenergie von bis zu 1 GeV erreicht mit einer Breite der Energieverteilung von 10% [19]. In diesem Experiment wurde ein Laserpuls mit der Länge von 40fs und einer Leistung von 40TW = 40·1012 W auf ein Gas mit der Dichte 4, 3·1018 cm1 3 fokussiert. Im Fokus betrug der Strahldurchmesser r0 = 25µm bei einer Wellenlänge von λ = 0, 81µm. Diese Werte können in dimensionslose Größen umgerechnet werden. Für den Simulationsparameter α gilt die Umrechnung α = n0 /nkr , mit der kritischen Dichte nkr ≈ 1, 1 · 1021 /λ2 [µm] · cm1 3 [26]. Des Weiteren läßt sich die Laserleistung in die normierte Amplitude durch P [GW] ≈ 21, 5 (Ar0 /λ[µm])2 umrechnen [39]. Für das Experiment bedeutet dies, dass α ≈ 0, 0025 mit A0 ≈ 1, 5 gewählt wurde. Für den in der Simulation verwendeten ähnlichen Parameterbereich wurden also vergleichbare Ergebnisse berechnet. Leider handelt es sich bei der Entstehung der Kavität im Plasma um einen dreidimensionalen Effekt, der nicht mit dem in dieser Arbeit verwendeten Algorithmus simuliert werden kann. Somit werden auch nicht die fokussierenden Eigenschaften dieser Kavität berücksichtigt, was ein Grund dafür sein kann, dass die Simulation Energiespektren lieferte, die breiter sind als das experimentelle Resultat. Für die Beschleunigung eines externen Elektronenbündels wurde dieses als sehr idealisiert mit einer hohen räumlichen Fokussierung angenommen. Eine Möglichkeit zur Einkopplung von externen Elektronen liegt auf der Hand. Zuerst werden Elektronen aus kaltem Plasma herausbeschleunigt und dann direkt in die Plasmawelle einer zweiten Beschleunigungsstufe eingekoppelt. Eine weitere Möglichkeit ist die ponderomotorische Einkopplung. Bei der ponderomotorischen Einkopplung wird ein zusätzlicher Laserpuls eingesetzt. Der erste Laserpuls erzeugt die Plasmawelle, während der zweite Laserpuls Elektronen beschleunigt und diese, bei richtiger Ausrichtung der Laserpulse, in die Plasmawelle einkoppelt [59]. 83 7 Zusammenfassung und Ausblick In der vorliegenden Arbeit wurde die Elektronenbeschleunigung durch nichtlineare Plasmawellen und deren Erzeugung durch hochintensive Laserpulse mit einer relativistischen, elektromagnetischen 1D3V-Particle-in-Cell Simulation untersucht. Die Genauigkeit des Algorithmus wurde zuvor durch die Simulation von wohlbekannten Effekten in thermischen Plasmen bestätigt. Der Fokus des Hauptteils lag insbesondere auf der genauen Untersuchung der Plasmawellenerzeugung durch Laserpulse und deren Eigenschaften, sowie auf der Beschleunigung von Elektronen mit diesen Plasmawellen. Für die Beschleunigung wurde zum einen der Einfang von Elektronen direkt aus dem Plasma und zum anderen die Einkopplung eines externen Elektronenbündels betrachtet. Die theoretischen Grundlagen dieser Arbeit wurden in Kapitel 2 erarbeitet. Die Herleitung der Bohm-Gross-Relation und der linearen Landau-Dämpfung in thermischen Plasmen erfolgte im Rahmen der Vlasov-Theorie. Des Weiteren wurde ein kurzer Überblick über die nichtlineare Landau-Dämpfung gegeben. Nach der Einführung der in der Simulation verwendeten dimensionslosen Größen, konnte anschaulich gezeigt werden, dass sich die ponderomotorische Kraft durch die zeitliche Mittelung über die schnellen Oszillationensbewegungen eines Teilchens im Laserfeld ergibt. Diese Kraft bildete auch die Grundlage für die Plasmawellenerzeugung durch Laserpulse, welche für den linearen Fall sinusförmig sind. Für den nichtlinearen Fall konnte, durch die Transformation in das mitbewegte Bezugssystem des Laserpulses und die quasistatische Approximation, die Bestimmungsgleichung für das elektrostatische Potential hergeleitet werden, aus der sich die theoretischen Vorhersagen für die grundlegenden Eigenschaften der Plasmawelle ergab. Die theoretische Beschreibung der Teilchenbeschleunigung geschah über die Betrachtung der Hamilton-Funktion eines Testelektrons, welches sich im elektrostatischen Potential der Welle bewegt. Zusammen mit dem Potential der Plasmawelle, ließen sich so Vorhersagen für die maximale Teilchenenergie angeben. In Kapitel 3 wurde zuerst die grundsätzliche Konzeption einer PIC-Simualtion erklärt, um somit ein besseres Verständnis für den in dieser Arbeit verwendeten Algorithmus zu erhalten. Des Weiteren wurden noch einige Erweiterungen erläutert, um die Simulation der Aufgabestellung dieser Arbeit anzupassen. Die Ergebnisse für das thermische Plasma in Kapitel 4 zeigten eine sehr gute Übereinstimmung mit der Theorie. Außerdem konnte sogar die nichtlineare Landau-Dämpfung anhand der Beobachtung des Langzeitverhaltens der Plasmaoszillationen einhergehend mit der Betrachtung der Geschwindigkeitsverteilung sichtbar 84 7 Zusammenfassung und Ausblick gemacht werden. Das Hauptaugenmerk in Kapitel 5 lag auf der Plasmawellenerzeugung durch Laserpulse, sowie die Untersuchung von deren Eigenschaften. Es zeigte sich, dass die Plasmawellenamplitude für einen idealisierten Rechteckpuls gut mit den theoretischen Erwartungen übereinstimmen. Jedoch trat für das Dichteverhältnis α = ne /nkr = 0, 01 eine unvorhergesehene Erhöhung der Plasmawellenamplitude im Verlauf der Propagation auf, welche einen großen Einfluss auf die relative Phasengeschwindigkeit der Plasmawelle hat. Aus diesem Grund wurde, nach Ausschluss von numerischen Ursachen über die Energieerhaltung des simulierten Systems, dieser Effekt durch den direkten Vergleich mit einem Flüssigkeitsmodell, in dem ein vorgegebenes Treiberfeld benutzt wurde, näher untersucht. Dieser Ansatz brachte keine Erklärung für das Phänomen, so dass von einer Rückwirkung des Plasmas auf den Laserpuls auszugehen ist. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass die Dichteschwankungen, welche die elektrostatische Welle erzeugen, eine Kompression des Laserpulses herbeiführen, welche eine Intensitätserhöhung verursacht. Durch die Intensitätserhöhung kommt es zu einer Erhöhung der Plasmawellenamplitude. Da die veränderliche Plasmawellenamplitude auch die Phasengeschwindigkeit der Welle beeinflusst, wurde diese deswegen im weiteren Verlauf der Arbeit numerisch bestimmt. Dadurch konnte auch für das Wellenbrechlimit ein gute Übereinstimmung mit der Theorie gefunden werden. Für die Elektronenbeschleunigung wurde im ersten Teil von Kapitel 6 zuerst der Elektroneneinfang direkt aus einem kalten Plasma untersucht. Dabei wurde ein genaues Verständnis für den Einfang der Elektronen an der Plasmagrenzschicht und den Selbsteinfang der Elektronen beim Wellenbrechen entwickelt. Die Ergebnisse für die maximale Energie, wie auch für die Breite der resultierenden Energieverteilung der Elektronen, waren jedoch nicht ideal, weswegen im zweiten Teil dieses Kapitels versucht wurde, die Elektronenbeschleunigung durch die kontrollierte Einkopplung eines externen Elektronenbündels zu optimieren. Dadurch konnte eine erhebliche Verbesserung der Resultate erreicht werden. Des Weiteren stellte sich heraus, dass die Elektronenbeschleunigung in sehr underdichten Plasmen am effektivsten ist, was auf die in diesem Fall höhere Phasengeschwindigkeit der Plasmawelle zurückzuführen ist. Dadurch wird die Geschwindigkeitsdifferenz zwischen Elektronen und Plasmawelle verkleinert, was zur Folge hat, dass die Verstimmungslänge vergrößert wird. Vergleiche mit den aktuellen Experimenten zeigten, dass mit der Simulation vergleichbare Ergebnisse für die maximale Elektronenenergie bei ähnlichen Parametereinstellungen erhalten wurden. Jedoch konnte die gute Strahlqualität des experimentellen Resultats nicht reproduziert werden. Die möglichen Gründen dafür können die in der Simulation fehlenden dreidimensionalen Effekte sein. Durch 85 die Dreidimensionalität treten durch die ponderomotorische Kraft Kavitäten im Plasma auf, welche einen fokussierenden Effekt auf das Elektronenbündel besitzen. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Genauigkeit des Algorithmus anhand des Vergleichs der Simulationsergebnisse mit den analytischen Lösungen für Plasmaschwingungen in thermischen Plasmen bestätigt wurde. Des Weiteren ergab sich eine gute Übereinstimmung für die Simulation der Plasmawellenerzeugung durch kurze Laserpulse mit dem vorgestellten analytischen Modell, welche außerdem durch die Berechnungen im Rahmen eines einfachen Flüssigkeitsmodell bestätigt wurden. Eine weitere wichtige Erkenntnis ist, dass es, durch die Wechselwirkung der Plasmawelle auf das Laserfeld, zu einer Kompression des Pulses kommen kann, welche eine Amplitudenerhöhung der Plasmawelle verursacht. Aufgrund der damit verbundenen Vergrößerung der Wellenlänge und Verkleinerung der Phasengeschwindigkeit besitzt dieser Effekt einen großen Einfluss auf die Teilchenbeschleunigung und die Phasengeschwindigkeit der Plasmawelle musste aus der Simulation bestimmt werden. Außerdem wurde der Prozess des Elektroneneinfangs an der Plasmagrenzschicht und durch Wellenbrechen genau verstanden und dargestellt. Die durch diese Prozesse erreichte maximale Elektronenenergie, sowie die Strahlqualität, konnten durch die kontrollierte Einkopplung eines externen Elektronenbündels signifikant verbessert werden. Abschließend bleibt festzuhalten, dass die Teilchenbeschleunigung in sehr underdichten Plasmen die vielversprechensten Ergebnisse lieferten. Für zukünftige Arbeiten wäre es wünschenswert den hier verwendeten Algorithmus auf zwei oder drei Dimensionen zu erweitern, um auch den Einfluss von weiteren Effekten auf die Plasmawellenerzeugung und die Elektronenbeschleunigung zu untersuchen. So spielen zum Beispiel bei der Propagation des Laserpulses im Plasma auch Beugungseffekte eine große Rolle, die die Plasmawellenerzeugung beeinflussen. Des Weiteren lassen sich nichtlineare Effekte, wie zum Beispiel die Selbstfokussierung des Pulses, in drei Dimensionen besser beobachten. Für die Teilchenbeschleunigung besitzt die Kavität im Plasma einen großen Einfluss, welche sich auch nur mit einem dreidimensionalen Algorithmus simulieren läßt. Ein weiterer sehr interessanter Punkt wäre die genauere Untersuchung des Anwachsens der Plasmawelle, wie auch die Entwicklung eines theoretischen Modells für diesen Effekt. Des Weiteren könnte diese Simulation auch dazu verwendet werden, um Ionenbeschleunigung zu untersuchen. Dafür müsste die Ionenbewegung in den Algorithmus implementiert werden. Von besonderen Interesse wäre hierbei, den Einfluss der Elektronenbeschleunigung aus einem kalten Plasma auf die Raumladungszone hinter einer Plasmaschicht, welche die Ionenbeschleunigung verursacht, zu untersuchen. B Herleitungen für die nichtlineare Plasmawelle 86 A Die Laplace-Transformation Die Laplace-Transformation einer Funktion f (t) und ihre Rücktransformation sind gegeben durch: ˆ∞ fˆ(ω) = dtf (t)eiωt , I(ω) > 0, (A.1) 0 ∞+is ˆ f (t) = dω ˆ f (ω)e−iωt , 2π t > 0, (A.2) −∞+is mit der Annahme, dass fˆ(ω) in der Halbebene I(ω) > s konvergent ist. Durch partielle Ableitung kann die Laplace-Transformierte von ∂t f (t) erhalten werden, ˆ∞ dt ∂f (t) iωt e = −f (0) − iω fˆ(ω). ∂t (A.3) 0 B B.1 Herleitungen für die nichtlineare Plasmawelle Herleitung der Gleichungen (2.75) - (2.78) Die Transformation erfolgt mit ξ = z − vg t und τ = t in das mitbewegte Koordinatensystem des Laserpulses mit der Geschwindigkeit vg , wobei ∂z = ∂ξ und ∂t = ∂τ − vg ∂ξ verwendet wird. Die Wellengleichung ist nach (2.70) durch ∂ 2A ∂ 2A A − 2 = αn 2 ∂z ∂t γ (B.1) gegeben. Für die erste und zweite Ableitung des Vektorpotentials nach der Zeit gilt: ∂A ∂A ∂A = − vg , ∂t ∂τ ∂ξ 2 ∂ 2A ∂ 2A ∂ 2A 2∂ A = − 2vg + vg 2 . ∂t2 ∂τ 2 ∂ξ∂τ ∂ξ (B.2) (B.3) B.1 Herleitung der Gleichungen (2.75) - (2.78) 87 Dadurch ergibt sich insgesamt: 1− vg2 ∂2 ∂2 ∂2 − + 2v g ∂ξ 2 ∂ξ∂τ ∂τ 2 A= 1 αnA, γ (B.4) woraus direkt (2.75) folgt. Durch die Transformation der Bewegungsgleichung erhält man: ∂(γvz ) ∂ ∂(γvz ) − vg = (Φ − γ) , ∂τ ∂ξ ∂ξ (B.5) woraus (2.76) folgt. Für die Transformation der Kontinuitätsgleichung (2.74) gilt: ∂n ∂ ∂n ∂n ∂(nvz ) + (nvz ) = − vg + , ∂t ∂z ∂τ ∂ξ ∂ξ woraus direkt (2.77) folgt. (B.6) B Herleitungen für die nichtlineare Plasmawelle 88 B.2 Herleitung der Poisson-Gleichung (2.81) Der Gammafaktor ist gegeben durch: γ 2 = 1 + p2z + A2 ⇔ vz2 = 1 − 1 + A2 γ2 (B.7) Durch Quadrieren von (2.80) erhält man: (1 + Φ)2 = γ 2 (1 − vg vz )2 = γ 2 2 (1 − vg vz ) + vg2 vz2 − 1 2 2 21 + A 2 2 (1 + Φ) + vg − 1 − vg = γ γ γ2 γ2 = 2γ(1 + Φ) − 2 − vg2 (1 + A2 ), γg (B.8) wobei (2.80) selber und (B.7) verwendet wurde. Durch Umformen folgt: 1− 2 2γ γ2 2 1+A = −v + g 1 + Φ γg2 (1 + Φ)2 (1 + Φ)2 2γ γ2 1 1 + A2 2 − + = −v g γg2 γg2 (1 + Φ) γg4 (1 + Φ)2 γg2 (1 + Φ)2 " # 2 2γ γ2 1 + A 2 1− 2 + . 2 = vg 1 − 2 4 γg (1 + Φ) γg (1 + Φ) γg (1 + Φ)2 (B.9) Diese quadratische Gleichung für γ kann leicht gelöst werden: γ = γg2 (1 + Φ) 1 − vg2 2 1− γg2 1+A (1 + Φ)2 !1/2 . (B.10) Nun kann (2.80) nach vz aufgelöst werden und (B.10) eingesetzt werden: vz 1 1+Φ = 1− vg γ 1 1 = 1− 2 , vg γg (1 − vg ψ) (B.11) B.2 Herleitung der Poisson-Gleichung (2.81) 89 mit ψ= 1 + A2 1− γg2 (1 + Φ)2 !1/2 . (B.12) Durch weitere Umformung erhält man: 1 (1 − vg ψ) − vg vg γg2 1 1 = 1− 2 −ψ vg γg = vg − ψ, vz (1 − vg ψ) = (B.13) woraus der folgend Ausdruck gewonnen werden kann: vz = vg − ψ . 1 − vg ψ (B.14) Dadurch ergibt sich für (2.79) der einfache Ausdruck: vg vg − vz vg (1 − vg ψ) = vg (1 − vg ψ) − vg − ψ vg (1 − vg ψ) = ψ(1 − vg2 ) 1 2 = γg vg − vg . ψ n = (B.15) Somit lässt sich die Poisson-Gleichung (2.77) in A und Φ ausdrücken: ∂ 2Φ = α(n − 1) ∂ξ 2 vg 2 = αγg −1 . ψ Durch die Ersetzung mit ψ folgt sofort (2.81). (B.16) C Herleitungen des verwendeten Algorithmus 90 C Herleitungen des verwendeten Algorithmus C.1 Berechnung der y-Komponente der Stromdichte Für die Lösung der Integrale wird die Substitution τ = t − tn durchgeführt. Damit ergeben n+1/2 sich mit der in einem Zeitschritt zurückgelegten Strecke δjn+1 = δjn + vi,x ∆t die folgenden Integrale: • Die Ladungsverteilung überquert nur eine Gittergrenze bei xj+1/2 , d.h. 0 ≤ δjn+1 ≤ ∆x: n+1/2 Fi,j 1 = ∆t ˆ∆t δj (τ ) dτ 1 − ∆x 0 n+1/2 δjn 1 vi,x ∆t = 1− − ∆x 2 ∆x! δjn + δjn+1 1 = 2− , 2 ∆x n+1/2 Fi,j+1 1 = ∆t ˆ∆t dτ (C.1) δj (τ ) ∆x 0 δjn n+1/2 1 vi,x ∆t ∆x 2 ∆x n+1 1 δjn + δj . = 2 ∆x = + (C.2) C.1 Berechnung der y-Komponente der Stromdichte 91 • Das Teilchen bewegt sich nach rechts und die Ladungsverteilung überquert zwei Gittergrenzen bei xj+1/2 und xj+3/2 , d.h. ∆x < δjn+1 ≤ 2∆x. Hier verändern sich die Integrationsgrenzen und wir definieren t∗ als die Zeit, bei der das Teilchen i die Zelle j n+1/2 bei δj (t∗ ) = δjn + vi,x t∗ = ∆x verlässt. n+1/2 Fi,j 1 = ∆t ˆt∗ δj (τ ) dτ 1 − ∆x 0 1 = ∆t " δjn 1− ∆x n+1/2 1 vi,x t − t∗2 2 ∆x # ∗ n+1/2 δjn δjn 1 ∆x 1 vi,x = 1− 1− − n+1/2 ∆t ∆x vi,x ∆x 2 ∆x δjn 2 1 ∆x 1− = , n+1/2 2 vi,x ∆x ∆t n+1/2 Fi,j+1 1 = ∆t ˆt∗ δj (τ ) 1 dτ + ∆x ∆t 1− δjn ∆x 2 (C.3) δj (τ ) dτ 2 − ∆x t∗ n+1/2 1 vi,x ∗2 0 " ˆ∆t ∆x n+1/2 vi,x !2 # n+1/2 δjn 1 vi,x 1 ∗ ∗ 2 ∗2 t + t + 2− (∆t − t ) − ∆t − t = ∆t ∆x 2 ∆x ∆x 2 ∆x " # n+1/2 n+1/2 n v v δjn δ 1 1 i,x j i,x (−2) 1 − t∗ + t∗2 + 2 − ∆t − ∆t2 = ∆t ∆x ∆x ∆x 2 ∆x " δjn 2 ∆x δjn 2 ∆x 1 + 1− = (−2) 1 − n+1/2 n+1/2 ∆t ∆x vi,x ∆x vi,x # n+1 δjn 1 δj − δjn + 2− ∆t − ∆t ∆x 2 ∆x ! n+1 δjn 2 −∆x 1 δjn − δj = n+1/2 1− + 2− ∆t , (C.4) ∆x 2 ∆x vi,x ∆t n+1/2 Fi,j+2 1 = ∆t δjn ˆ∆t dτ δj (τ ) −1 ∆x t∗ 1 = ∆t " δjn −1 + ∆x n+1/2 1 vi,x (∆t − t∗ ) − 2 ∆x # ∆t2 − t∗2 C Herleitungen des verwendeten Algorithmus 92 δjn 2 ∆x δjn 2 1 ∆x 1− − 1− n+1/2 n+1/2 ∆x vi,x 2 vi,x ∆x ∆t ! n+1/2 δjn 1 vi,x ∆t + + −1 + ∆x 2 ∆x ! n+1/2 δjn 2 δjn 1 ∆x 1 vi,x ∆t = 1− + . + −1 + n+1/2 2 vi,x ∆x ∆x 2 ∆x ∆t 1 = ∆t (C.5) • Das Teilchen bewegt sich nach links und die Ladungsverteilung überquert zwei Gittergrenzen bei xj+1/2 und xj−1/2 , d.h. −∆x < δjn+1 < 0. Auch hier verändern sich die Integrationsgrenzen und wir definieren t∗ als die Zeit, bei der das Teilchen i die Zelle j n+1/2 bei δj (t∗ ) = δjn + vi,x t∗ = ∆x verlässt. n+1/2 Fi,j n+1/2 Fi,j−1 ˆ∆t δj (τ ) 1 δj (τ ) dτ 1 − + dτ 1 + ∆x ∆t ∆x 0 t∗ " δjn 2 δjn 1 1 ∆x 1− + = 1+ (∆t − t∗ ) n+1/2 2 vi,x ∆t ∆x ∆t ∆x # n+1/2 1 vi,x ∆t2 − t∗2 + 2 ∆x ! n+1/2 δjn δjn 1 vi,x ∆t ∆x + 1+ + , = n+1/2 ∆x 2 ∆x vi,x ∆t ∆x 1 = ∆t 1 = ∆t ˆt∗ ˆ∆t (C.6) δj (τ ) dτ − ∆x t∗ " # n+1/2 v δjn 1 1 i,x − (∆t − t∗ ) − ∆t2 − t∗2 = ∆t ∆x 2 ∆x !2 n+1/2 1 δjn −δjn 1 vi,x ∆x δjn = + − ∆t n+1/2 n+1/2 ∆t ∆x vi,x 2 ∆x vi,x ∆x n+1/2 δjn 1 vi,x ∆t + ∆x 2 ∆x ! C.2 Lösung der Bewegungsgleichung 1 ∆x = − n+1/2 2 vi,x ∆t n+1/2 Fi,j−1 1 = ∆t ˆ∆t 93 δjn ∆x n+1/2 2 δjn 1 vi,x ∆t + ∆x 2 ∆x − ! , (C.7) δj (τ ) dτ − ∆x t∗ # n+1/2 n v δ 1 i,x 1 j − (∆t − t∗ ) − ∆t2 − t∗2 = ∆t ∆x 2 ∆x !2 n+1/2 1 δjn −δjn 1 vi,x ∆x δjn = + n+1/2 n+1/2 ∆t ∆x vi,x 2 ∆x vi,x ∆x ! n+1/2 n δj 1 vi,x ∆t − ∆t + ∆x 2 ∆x ! n 2 n+1/2 δj δjn 1 vi,x ∆t 1 ∆x − + , = − n+1/2 2 vi,x ∆t ∆x ∆x 2 ∆x " n+1/2 Fi,j−1 1 = ∆t ˆt∗ dτ (C.8) δj (τ ) ∆x 0 " n+1/2 δjn ∗ 1 vi,x 1 = t + t∗2 ∆t ∆x 2 ∆x n 2 δj 1 ∆x = − n+1/2 2 vi,x ∆t ∆x C.2 # (C.9) Lösung der Bewegungsgleichung Mit der Matrix M = 1 − ∆2 A und ihrer Inversen M−1 kann (3.50) auf eine explizite Form für die neuen Impulse gebracht werden, ⇔ M · pn+1/2 − pn−1/2 = f pn−1/2 , tn ∆ pn+1/2 = pn−1/2 + M−1 · f pn−1/2 , tn ∆. (C.10) C Herleitungen des verwendeten Algorithmus 94 Dabei läßt sich die Matrix A durch den geschwindigkeitsabhängigen Anteil der Kraft f in Komponentenschreibeweise zur Zeit tn−1/2 folgendermaßen darstellen, ∂fi ∂ Aij = = σα0 ikl ∂pj ∂pj 1 1 pk Bl = σα0 ikl (δkj − vk vj ) Bl , γ(p) γ (C.11) mit ∂pj (pk /γ) = (δkj − vk vl )/γ. Dadurch erhält man die folgende Darstellung von M : Mij = δij − ikl Ωl (δkl − vk vj ), mit Ωl = σα0 ∆ Bl . 2 γ (C.12) Da bei der Wahl der Felder in Abschnitt 3.2.1 das magnetische Feld in z-Richtung orientiert ist, folgt mit Ωz = Ω: 1 + Ωvx vy −Ω(1 − vy2 ) Ωvy vz M = Ω(1 − vx2 ) 1 − Ωvx vy −Ωvx vz . 0 0 1 (C.13) Desweiteren wirkt keine Kraft in z-Richtung, weswegen vz konstant ist. Zur Beschreibung der Bewegung in der (x, y)-Ebene können also die letzte Zeile und Spalte von M vernachlässigt werden, man erhält die Inverse der verbliebenen 2 × 2 Matrix: M −1 1 = D 1 − Ωvx vy Ω(1 − vy2 ) −Ω(1 − vx2 ) 1 + Ωvx vy , (C.14) mit der Determinante D = det |M| = 1 + Ω2 (1 − vx2 − vy2 ). Durch eine weitere Aufspaltung der Inversen in 1 Ω −vx vy −vy2 1 Ω −1 M = R1 + R2 = + (C.15) vx vy vx2 D −Ω 1 D erkennt man, dass für R2 gilt: R2 · (v × B) = 0 Ω R2 · E = E · v D vy −vx . (C.16) Das Produkt R1 · f verschwindet nicht und man erhält durch Zusammenfassen der nicht verschwindenden Anteile von M−1 die Darstellung (3.51). Literatur [1] T. Tajima, J.M. Dawson, Laser Electron Accelerator, Phys. Rev. Lett. 43, 267-270, (1979) [2] D. Strickland, G. Mourou, Compression of amplified chirped optical pulses, Opt. Commun. 56, 219, (1985) [3] T. Tajima, G. Mourou, Zettawatt-exawatt lasers and their applications in ultrastron-field physics, Phys. Rev. ST Accel. 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