Eltern brauchen Beratung!

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Sonnenpause für die Haut
Kindergesundheit
Eltern brauchen
Beratung!
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PTA
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Fortbildung
Pilzerkrankungen
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Inhalt
Aktuelles
Verkürzung um
1 mm wegen Passge
jetzt 104 mm (war
nauigkeit mit Flappe
vorher 105 mm
wie Flappe)
PTA
12 PTA des Monats
Gina Lück aus der
Herz-Apotheke in Frielendorf
liebt an ihrem Beruf besonders
die Vielseitigkeit. Und Beratung
steht bei ihr ganz oben auf
der Liste. Sie ist erst mit sich
zufrieden, wenn Sie ihren
Kunden helfen konnte.
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Kindergesund
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16 Kindergesundheit
Kinder sind keine kleinen
Erwachsenen: Bei ihnen ist
vieles anders bei der Gabe
von Arzneimitteln. Und: Wenn
Kinder Medikamente
brauchen, sind die Eltern
immer verunsichert. Gibt es
Nebenwirkungen? Reicht
nicht auch die Hälfte der
Dosis? Kann ich die Therapie
beenden, wenn die Symptome nachlassen? Hier ist es
wichtig, dass Sie sich Zeit für
die Beratung nehmen.
28 Leichte Beine
Müde, geschwollene
Beine, Schmerzen nach
langem Stehen und
Besenreiser können erste
Anzeichen einer Venenschwäche sein. In der
Therapie spielen ödemprotektive und gefäßabdichtende Phytopharmaka
eine bedeutende Rolle. Zu
den gut untersuchten
„Venenfreunden“ zählen
rotes Weinlaub, Rosskastanie und Mäusedorn.
4
PTA PROFESSIONAL
August 2014
aktuell + anders
Arthrose: Injektion statt Prothese
Beratung aktuell: Der Sommerhitze trotzen
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Fortbildung
Pilzerkrankung
en
Editorial
Kolumne: Prof. Dr. Theo Dingermann
Ohne Verstand
PTA des Monats August
Gina Lück: „Vielseitig sein, das macht
mir Spaß“
Pharmazie + Medizin
14
Hämorrhoiden
Möglichkeiten der Selbstmedikation
16
Kindergesundheit
Eltern brauchen Beratung!
20
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen
Tabelle über Auswirkungen auf die
Arzneimitteltherapie
21
Obstipation bei Kindern
Nehmen Sie die Anzeichen ernst!
24
Gesunder Schlaf
Regeneration – wichtig fürs Wohlbefinden
28
Serie: Phytotherapie
Drei für leichte Beine
30
Serie: Dermopharmazie
Sonnenpause für die Haut
32
Menstruationsbeschwerden
In der Regel gut beraten
35
Generationswechsel beim Klassiker
MicroAktiv-Technologie für schnellere
Wirksamkeit
36
Serie: Doppelblind oder personalisiert?
Russisches Roulette
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Pha rma zie
Marketing + Kommunikation
40
E-Mail-Netiquette: So hinterlassen
Sie einen guten Eindruck
„Mit freundlichen E-Mail-Grüßen“
44
Social Media Marketing
I like this: Apotheker auf Facebook
46
PTA-Botschaft des Monats
Hautsache gesund
48
Aufruf Titelfotoshooting
Wir bringen Sie auf unsere Titelseite!
50
Burnoutprophylaxe
Ganzheitlich entspannen
52
Englisch-Fortbildung
Alzheimer’s dementia: blood test could
predict dementia
61
Derma-News
62
Pharma-News
44 Facebook nutzen
Denken Sie darüber nach,
ob es Sinn macht, dass
Ihre Apotheke auch auf
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Dann sollten Sie sich bald
entscheiden, denn während
Sie noch nachdenken,
machen es andere längst.
Das erste Ziel ist es, die
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Daraus kann sich auch eine
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Fortbildung
54
Artikel und Prüfungsfragen:
Pilzerkrankungen
60
Antworten der Fortbildung Juni
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
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Service
64
Wissen kompakt Aktuelle Fachbücher
Verlosung einer DVD
Angeklickt: Das Schlaf-Portal
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Gewinnspiel
Hier können Sie Karten für
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66
Impressum/Vorschau
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50 Ganzheitlich entspannen
Beanspruchung im Beruf, Überforderung, Reizüberflutung,
Lärm oder familiäre Probleme – das alles sind Stressoren, die
viele Menschen täglich belasten. Wir zeigen Ihnen, wie Sie
durch ganzheitliche Therapie wieder zur Ruhe zu kommen.
54 Pilzerkrankungen
Pilze können Haut, Nägel
und Schleimhäute befallen
und zu Erkrankungen wie
Fußpilz, Nagelpilz, Scheidenpilz und Mundsoor führen.
Lebensgefährlich sind dabei
systemische Pilzinfektionen.
Welche Behandlung sich
bei Pilzinfektionen eignet,
erklären wir Ihnen in der
neuen, BAK-zertifizierten
Fortbildung.
PTA PROFESSIONAL
August 2014
5
PROFESSIONAL! Schwerpunktthema
Eltern brauchen Beratung
Elke Engels, Apothekerin
Chefredakteurin PTA PROFESSIONAL
16
PTA PROFESSIONAL
August 2014
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Abb.: Goodshoot / Thinkstock
Kindergesundheit
PROFESSIONAL! Schwerpunktthema
Wenn Kinder krank sind, und Medikamente brauchen, sind die Eltern immer
verunsichert. Gibt es Nebenwirkungen? Reicht nicht auch die Hälfte der Dosis?
Kann ich die Therapie beenden, wenn die Symptome nachlassen? Hier ist es
wichtig, dass Sie sich Zeit für die Beratung nehmen.
V
om Zeitpunkt der Geburt bis zum
Erwachsenenalter verändert sich
der Körper ständig, wobei jedes
Kind unterschiedlich schnell wächst. Die
einzelnen Organfunktionen passen sich
dabei in jedem Entwicklungsabschnitt den
neuen Gegebenheiten an und damit verändert sich auch der Stoffwechsel. Je jünger
das Kind, desto größer können die Unterschiede in Bezug auf Dosierung, Compliance, Wirkung und Nebenwirkung zwischen
zwei annähernd Gleichaltrigen ausfallen.
Ein Frühgeborenes (Bezeichnung gilt vom
Zeitpunkt der Geburt bis zum errechneten
Termin) in der 30. Schwangerschaftswoche
mit einem Geburtsgewicht von 1500g ist
beispielsweise mit einem Frühgeborenen aus
der 25. Schwangerschaftswoche mit 500g
kaum zu vergleichen (1).
Alter der Kinder ist
entscheidend
Eltern ist es oft gar nicht bewusst, dass es
einen Unterschied zwischen Kleinkind und
Vorschulkind oder Schulkind gibt (siehe
Tabelle Altersstufen des Kindes). Ebenso
wenig ist bekannt, dass die Dosierung eines
Medikamentes nicht proportional zum Alter
erfolgen kann. Ein dreijähriges Kind sollte
nicht die Hälfte der Dosis eines Sechsjährigen erhalten. Es gelten die Empfehlungen im
Beipackzettel. Doch die werden selten eingehalten. Eine Studie der Kinder- und Jugendklinik des Universitätsklinikums Erlangen
(FAU Erlangen-Nürnberg) und des Robert
Koch-Instituts ergab, dass Kinder in zehn
bis 15 Prozent der Fälle ihre Medikamente
von ihren Eltern in einer falschen, zu niedrigen Dosierung erhalten. Dahinter verbirgt
sich die Angst, durch Nebenwirkungen dem
Kind zu schaden. Deshalb verringern die
Eltern der Studie zufolge oft eigenmächtig
die Medikamentendosis. Das ist jedoch fatal,
denn durch eine zu geringe Dosierung kann
bei Medikamenten die Wirkung ausbleiben.
Die Studienleiterin Dr. Antje Neubert von
der Kinderklinik sieht das insbesondere im
Hinblick auf die Einnahme von Antibiotika
mit Sorge: „So können Resistenzen erzeugt
werden.“ (2)
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Antibiotika – nicht immer
sind die Eltern schuld
aus die ZAK Datenbank nutzen (www.zakkinderarzneimittel.de/). ZAK® steht für zugelassene Arzneimittel für Kinder. Das Portal
wurde für Fachkreise entwickelt, die Nutzung
ist kostenfrei.
Wenn ein Kind Antibiotika einnehmen
muss, sollten auch die Darreichungsform
und der Geschmack stimmen. Wir Erwachsenen können mit Verstand den unangenehmen Geschmack tolerieren, Kinder nicht.
Durch wissenschaftliche Untersuchungen
konnte gezeigt werden, dass der Grad der
Compliance, insbesondere bei der Antibiotika-Behandlung von Kindern, sehr oft
durch die Häufigkeit der Dosierung sowie
durch den Geschmack beeinflusst wird (3).
Mit wohlschmeckenden Säften kann man
bei Kindern die Compliance deutlich verbessern. Idealerweise sollte auch dann die
Einnahme maximal zweimal täglich erfolgen. Funktioniert das, sollten die Eltern das
Antibiotikum so lange wie verordnet verabreichen. Erklären Sie die Tragweite der
Antibiotikaresistenzen.
Probleme können allerdings auftauchen,
wenn ein Kind Arzneistoffe bekommen soll,
die bislang nur bei Erwachsenen erprobt
wurden. Das kommt nicht selten vor, denn
nur ein Bruchteil der verfügbaren Arzneimittel ist auch für Kinder zugelassen. Häufig sind Kinder mit seltenen Erkrankungen
oder beispielsweise sehr kleine/junge Kinder
betroffen. Die Behandlung erfolgt dann im
off-label-use. Das heißt, in manchen Fällen
werden den Kindern Arzneistoffe und Darreichungsformen verabreicht, die nicht für
die jeweilige Altersgruppe zugelassen sind.
Die „Pädiatrischen Dosistabellen“ (s. Wissen
kompakt, Seite 64) sind hier ein wertvoller
Ratgeber. Online können Sie darüber hin-
Nicht alle Arzneistoffe
eignen sich für Kinder
Wie die Tabelle „Kinder sind keine kleinen
Erwachsenen“ auf Seite 20 zeigt, werden
Medikamente – je nach Alter, Entwicklungsstufe und Gewicht – bei Kindern anders verstoffwechselt. Für die tägliche Praxis in der
Apotheke ist es deshalb wichtig, dass Sie die
Arzneistoffe kennen, die nur eingeschränkt
bei Kindern zur Anwendung kommen sollten (1). Hier eine Auswahl.
Von Acetylcystein…
Acetylcystein: Es sollte bei Kindern unter einem Jahr nur bei lebenswichtiger Indikation
und unter strengster ärztlicher Kontrolle
angewendet werden. Bei Kindern unter
zwei Jahren wird die Einnahme ebenfalls nur
unter ärztlicher Kontrolle empfohlen.
Acetysalicylsäure und -Derivate: Salicylsäure-Verbindungen können bei Kindern
und Jugendlichen das Reye-Syndrom auslösen. Darunter versteht man eine akute,
manchmal auch tödlich verlaufende LeberHirnerkrankung. Es entwickelt sich eine
akute Enzephalophathie in Kombination
mit einer Verfettung, teilweise auch Nekrose
der Leber. Das Reye-Syndrom wird vor allem
zwischen dem vierten und neunten Lebensjahr beobachtet, die Ursache ist unklar.
Altersstufen des Kindes (1)
Alter
Bezeichnung
Geburt bis 28 Tage
Neugeborenes
1.-3. Lebensjahr
Kleinkind (10-15kg)
3.-6. Lebensjahr
Vorschulkind (16 bis 20 kg)
6.-16. Lebensjahr
Schulkind
(6-9 Jahre, 20 bis 29 kg)
(10-12 Jahre, 30-39 kg)
(Ab 12 Jahre, über 40 kg)
PTA PROFESSIONAL
August 2014
17
PROFESSIONAL! Schwerpunktthema
kungen auslösen können. Codein setzt bei
Säuglingen die Empfindlichkeit des Atemzentrums gegen CO2 herab. Es kommt zu
einer Verminderung des physiologischen
Atemminutenvolumens. Es besteht die Gefahr der Atemdepression. Daher sind diese
Stoffe bei Säuglingen kontraindiziert.
Glucocorticoide: Glucocorticoide sollten
bei Kindern nur unter strenger Indikationsstellung zur Anwendung kommen. Es kann
zu Wachstumsstörungen kommen. Man
kann die Wachstumsverzögerung etwas abmildern, in dem man ein Dosierungsintervall von 48 Stunden wählt; die Nebennierenrinde atrophiert dann nicht so stark.
Wissenstest
3 Fragen – 3 Antworten
…über Antihistaminika…
Haben Sie den Artikel aufmerksam
gelesen? Dann wird es Ihnen leicht
fallen, die unten stehenden Fragen
zu beantworten. Bitte beachten Sie,
dass nur eine Antwort richtig ist. Die
Auflösung finden Sie auf Seite 64.
1. W
ann wird ein Kind als Neugeborenes bezeichnet?
A) im ersten Lebensjahr
B) in den ersten zehn Lebenstagen
C) Geburt bis 28 Tage
2. Unter welchem Portal sind im
Internet zugelassene Arznei-
mittel für Kinder zu finden?
A) ZAK®
B) BAK®
C) MAK®
3. Bis zu welchem Lebensjahr sind
Tetracycline kontraindiziert?
A) bis zum achten Lebensjahr
B) bis zum zwölften Lebensjahr
C) bis zum 14. Lebensjahr
18
PTA PROFESSIONAL
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Antihistaminika: Antihistaminika können
bei Kleinkindern bzw. Kindern zentrale Erregungszustände (Hyperaktivität) verursachen. Eine Antihistaminikatherapie eignet
sich nicht für Kinder unter sechs Jahren; bei
älteren Kindern sollten die Einnahmevorschriften streng eingehalten werden wegen
der hohen Toxizität. Unter der peripher vagolytischen Wirkung können bei Kindern
folgende Symptome auftreten: Mydriasis
mit Sehstörungen, Mundtrockenheit, zentralnervöse Nebenwirkung wie Delirien,
Halluzinationen, Erregungszustände, Muskelzuckungen, Rigidität, Athetosen (Bewegungsstörung), klonisch-tonische Krämpfe
und Hyperthermie (1). Bei einer deutlichen
Überdosierung kann es sogar zu einer Lähmung des Atemzentrums kommen.
Campher, Cineol, Menthol: Die drei Wirkstoffe, die häufig in Erkältungssalben für Erwachsene eingearbeitet sind, dürfen nicht im
Bereich von Hals und Gesicht (insbesondere
der Nase) bei Kleinkindern und Säuglingen
aufgetragen werden. Es wurden Fälle von
Atemstillstand bzw. Glottiskrampf beschrieben. Die Unterbrechung der Atmung kann
durch den so genannten Kretschmer-Reflex,
…und Gyrasehemmer…
Gyrasehemmer: Gyrasehemmer können
Knorpelzellschäden in Epiphysenfugen und
Gelenken hervorrufen und sind deshalb für
Kinder und Jugendliche kontraindiziert.
Wichtig für
Ihr Beratungsgespräch:
Klären Sie die Eltern auf, dass unerwünschte Arzneimittelwirkungen oft
nicht dosisabhängig auftreten. Es kann
auch im unterdosierten Bereich dazu
kommen und manchmal sogar gerade
dann, wie das Beispiel der Antibiotikatherapie zeigt. Wenn ein Arzt ein
Medikament und die entsprechende
Dosierung empfiehlt, sollte diese auch
eingehalten werden. Wenn die Dosierung nicht auf dem Rezept angegeben
ist, sollten Sie dem Kunden die Angaben
im Beipackzettel erläutern.
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Abb.: wavebreakmedia / iStock / Thinkstock
Neben der Einnahme bestimmter Arzneistoffe wie Salicylsäure-Verbindungen oder
Valproinsäure (Antiepileptikum) werden
als Auslöser auch Virusinfekte (fieberhafte
Infekte der Atemwege) und Vergiftungen
mit bestimmten Pilzsporen diskutiert. Zum
Fiebersenken und gegen Schmerzen sollten
Kinder und Jugendliche mit Wirkstoffen
wie Paracetamol oder Ibuprofen behandelt
werden.
Codein und -Derivate: Die Blut-Hirnschranke ist bei Säuglingen noch nicht
vollständig ausgereift, so dass Codein und
Derivate passieren und zentrale Nebenwir-
einem Atemschutzreflex, der allgemein bei
stark riechenden Substanzen auftreten kann,
erklärt werden. Im Beratungsgespräch sollten die Eltern unbedingt darauf hingewiesen
werden, dass für Säuglinge und Kleinkinder
mentholfreie Zubereitungen zur Inhalationstherapie angewendet werden sollten.
Aminoglykosidantibiotika (z. B. Streptomycin- und Gentamycin-Verbindungen):
In der Praxis bekommen Kinder bei eitriger
Bindehautentzündung manchmal Kanamycin- oder Gentamycin-haltige Augentropfen
bzw. -salben verordnet. Auch Salben, die
Aminoglykosidantibiotika zur Behandlung
infizierter oder infektionsgefährdeter Hautbezirke enthalten, finden bei Kindern Anwendung. Eine Anwendungsbeschränkung
gilt vor allem für Früh- und Neugeborene,
da es zu nephro- und ototoxischen Nebenwirkungen kommen kann. Bei Säuglingen
und Kleinkindern wird die Anwendung
nur bei strenger Indikationsstellung empfohlen. Aminoglykosidantibiotika hemmen
die Proteinsynthese. Dies kann vor allem im
Innenohr, wo ein extensiver Proteinstoffwechsel vorliegt, zu Schäden führen. In
leichten Fällen ist die Schädigung der Haarzellen reversibel, in schweren Fällen verliert
sich das Hörvermögen, beginnend bei den
hohen Tönen. Häufig treten die Hörverluste
zeitlich verzögert auf.
PROFESSIONAL! Schwerpunktthema
Sulfonamide: Sie haben eine hohe PlasmaEiweißbindung und sind bei Früh- und
Neugeborenen kontrainidiziert. Sulfonamide binden Albumin und stören dadurch
bei Neugeborenen und Säuglingen den Bilirubinabbau. Daraus können Ikterus und
Bilirubinablagerungen in Basalganglien und
Gehirn resultieren.
Tetracycline: Sie können eine reversible
Verzögerung des Knochenwachstums auslösen und sind bis zum achten Lebensjahr
kontraindiziert. Gleichzeitig kann der Zahnschmelz durch Tetracycline bräunlich-gelb
verfärbt werden (fluoresziert im UV-Licht).
Dabei sind bei einer Einnahme im ersten
Lebensjahr die Milchzähne, bei einer Einnahme bis zum siebten Lebensjahr die bleibenden Zähne betroffen.
Dopaminantagonisten: Sie sind bei Kindern unter 14 Jahren kontraindiziert. Bei
Kleinkindern kann man Methämoglobinbildung und Dyskinesien beobachten, in
hohen Dosen tritt Benommenheit auf.
Domperidon, Metoclopramid: Diese sind
chemisch verwandt mit den Neuroleptika.
Bei Kindern können sie als Dopaminantagonisten ein dyskinetisches Syndrom auslösen. Metoclopramid ist für Kinder unter
zwei Jahren kontraindiziert, für Kinder unter
14 Jahren gilt eine Anwendungsbeschränkung. Für Domperidon gilt die Anwendungsbeschränkung für Kinder unter zwölf
Jahren bzw. unter 40 kg Körpergewicht.
Loperamid: Loperamid ist kontraindiziert
bei Kindern unter zwei Jahren, es könnte
sonst zu zenralnervösen Opiateffekten kommen, beispielsweise Verstopfung, Ileus, und
Neurotoxizität (Krämpfe, Apathie, Somno-
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lenz, Choreoathetose, Ataxie, Atemdepression). Die gleichen Symptome treten im
Falle einer Überdosierung auf. Bei Kindern
zwischen zwei und acht Jahren erfolgt die
Dosierung nach dem Körpergewicht.
Povidon-Iod und andere Iodverbindungen: Sie sind bei Kleinkindern unter sechs
Monaten kontraindiziert. In Einzelfällen
kann es zu Funktionsstörungen der Schilddrüse kommen.
…bis hin zu NSAR
Nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAR):
Diese, wie beispielsweise Metamizol, sind bei
Kindern in den ersten drei Lebensmonaten
oder unter fünf Kilogramm Körpergewicht
kontraindiziert. Es kann zu Benommenheit
bis hin zu Bewusstseinsstörungen, Muskelzittern, Atemlähmung und Kreislaufkollaps kommen. In seltenen Fällen kann
auch eine lebensbedrohliche Agranulozytose (Verminderung der Granulozyten im
Blut) entstehen. Agranulozytosen können
in jedem Lebensalter durch bestimmte Medikamente ausgelöst werden. Die klinischen
Symptome dabei sind anfangs Schüttelfrost,
dann kontinuierliches Fieber, Tachykardie,
allgemeines schweres Krankheitsgefühl
und typischerweise frühzeitig auftretende
Schleimhautnekrosen (Rachen, Tonsillen,
Anal-und Genitalbereich).
Sympathomimetika (z. B. Xylometazolin,
Oxymetazolin, Tetryzolin, Phenylephrin):
Sie eignen sich nicht für Kinder unter zwei
Jahren. Diese Arzneimittel dürfen als Nasentropfen nur niedrig dosiert eingesetzt werden, vorzugsweise in Tropfenform, nicht als
Spray. Durch Resorption kann es zu Atemstörungen bis hin zu komatösen Zuständen
kommen.
Die Aufzählung berücksichtigt nur häufige Verordnungen.
Lesen Sie in der nächsten Ausgabe, welche Darreichungsformen für Kinder problematisch sein können und welche Beratungstipps dabei wichtig sind. ■
Quellen:
(1) Kinder in der Apotheke, Govi Verlag
(2) www.uk-erlangen.de „Mehr als jedes zehnte Kind
erhält die falsche Medikamentendosis“, 04.11.2013
(3) Reinert, RR; Resistenz-eine Konsequenz von NonCompliance? Praktische Pädiatrie; 13(3): 188-195,
2007.
Merkzettel
KIndergesundheit
➞Viele Arzneimittel für Kinder werden off-label verabreicht, besonders bei seltenen Erkrankungen
oder bei Säuglingen.
➞Es ist wichtig, dass Sie bei der
Beratung den Eltern die Anwendung und die Dosierung erklären.
➞Weisen Sie darauf hin, dass unerwünschte Wirkungen häufig
nicht dosisabhängig sind und
dass bei manchen Arzneimitteln
(z. B. Antibiotika) eine Unterdosierung mehr Schaden anrichtet
als die richtige Anwendung.
PTA PROFESSIONAL
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19
PROFESSIONAL! Schwerpunktthema
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen
Physiologische
Gegebenheiten
Unterschiede Kind/Erwachsener
Auswirkungen auf die Arzneitherapie
Wasserverteilung
ie Wassermenge pro Kilogramm Körpergewicht
D
liegt beim Neugeborenen um durchschnittlich
15 Prozent höher als beim Erwachsenen.
Bei der Dosierung vieler Arzneistoffe sind größere
Verteilungsvolumina zu berücksichtigen, da vor allem
der Anteil des extra-zellulären Wassers erhöht ist.
Enzymsysteme
Bestimmte Enzymsysteme wie das Cytochrom
P450 3A4 sind beim Neugeborenen noch nicht
vollständig ausgebildet. Andere Enzymsysteme
sind dagegen stärker aktiv.
Arzneistoffe werden anders verstoffwechselt. Das kann
bei manchen Arzneistoffen zur Kumulation führen oder
sogar zu einer besseren biologische Verfügbarkeit,
beispielsweise bei Substanzen mit einem hohen Firstpass-Effekt. Bestimmte Prodrugs können dagegen nur
mangelhaft aktiviert werden.
Azidität des Magens
In den ersten Lebensmonaten ist das Magenmilieu neutral, bis zum Alter von drei Jahren ist die
Azidität des Magens deutlich reduziert.
ie Freisetzung des Arzneistoffs kann beeinträchtigt
D
werden, daraus ergeben sich verminderte Resorptionsraten.
Magen-Darm-Passage
Die Magen-Darm-Passage ist bei Neugeborenen
und Kleinkindern verlangsamt. Sie kann ohne
pathologischen Hintergrund bis zu sieben Tage
dauern.
Der Zeitpunkt der Arzneimittelwirkung kann deutlich
verzögert eintreten.
Dünndarm
Die Verdauungsfunktion des Dünndarms ist bei
Säuglingen noch nicht ausgereift.
Die Resorptionseigenschaften des Dünndarms sind
deutlich verringert.
Niere
Die Nieren sind erst ab dem zweiten Lebensjahr
voll funktionstüchtig.
Einige Arzneistoffe können kumulieren. Die Eliminationshalbwertszeiten sind vor allem bei Kindern im
ersten Lebensjahr erhöht. Betroffen davon sind Antibiotika wie Ampicillin. Die Elimationshalbwertszeit kann
hier doppelt so hoch sein. Das Gleiche gilt auch für
Paracetamol.
Haut
Die Talgdrüsen produzieren bis zum Eintritt der
Pubertät kein Fett, das Stratum corneum von
Säuglingen und Kleinkindern enthält mehr Wasser
und weist eine insgesamt lockere Textur auf, weil
weniger Kollagenfasern in der Haut eingelagert
sind.
Steroide, Salicylate, Phenole und Alkohole werden in
größerem Umfang resorbiert als beim Erwachsenen.
Blut-Hirnschranke
Die Blut-Hirnschranke ist bis zum ersten
Lebensjahr noch nicht vollständig funktionstüchtig. Schlecht lipidlösliche Arzneistoffe,
die die ausgereifte Blut-Hirnschranke nicht
passieren können, vermögen deshalb
teilweise ins Gehirn einzudringen.
Es kann bei einigen Arzneistoffen zu zentralen Nebenwirkungen kommen.
Knorpel, Knochen,
Zähne
Knorpel- und Knochengewebe unterliegen bei
Kindern ständigen Wachstumsprozessen.
Hier können bestimmte Arzneistoffe schädigend
einwirken. Das Gleiche trifft auch für die
Entstehung und Reifung der Zähne zu.
Gyrasehemmer können die Bildung des Knorpelgewebes beeinflussen und sind bis zum 18. Lebensjahr
kontraindiziert. Tetracycline können eine reversible
Verzögerung des Knochenwachstums auslösen
und sind bis zum achten Lebensjahr kontraindiziert.
Gleichzeitig kann der Zahnschmelz durch Tetracycline
bräunlich-gelb verfärbt werden. Dabei sind bei einer
Einnahme im ersten Lebensjahr die Milchzähne, bei
einer Einnahme bis zum siebten Lebensjahr die
bleibenden Zähne betroffen.
Die Tabelle zeigt die physiologischen Unterschiede zwischen Kindern und Erwachsenen und welche Auswirkungen diese auf die Wirkung
von Medikamenten haben.
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