PTA Pharmazie ❙ Marketing ❙ Praxis 2 E 17875 Fo jet rtb zt ild N E un U gs mi pu t nk te n www.apotheke-aktuell.com PROFE SS IONAL Februar 2015 Einzelverkaufspreis: 4,50 Euro Österreich: 5,50 Euro Schweiz: 7,50 SFR Katerkopfschmerz I Wie geht Fasching ohne Brummschädel? Betriebsklima I So wehren Sie sich gegen fiese Kollegen Trockene Haut I Die besten Pflegetipps für den Winter Fortbildung I Antibiotika im Wettkampf mit den Mikroben Diätberatung Alles über gesundes Abnehmen Inhalt PTA PROFESSIONAL 02 I 15 Aktuelles 8Gesundheitspolitik | Nullrunde für die Apotheken | Pille danach bald rezeptfrei | Die deutsche Antwort auf Arzneimittelfälschungen 11PTA des Monats | Rana Ayhan aus Fulda erzählt 26Kolumne | Ausgerechnet eine Fettsäure? Beratung 12Säure-Basen | So bleiben die beiden in der richtigen Balance 14Osteoporose | Calcium und Bisphosphonate helfen Etliche Mythen ranken sich ums Thema Abnehmen – und viele Diäten. Doch ist es wirklich so schwer, ein paar Pfunde zu verlieren? Ja und nein. 12 Gleichgewicht 04 18Katerkopfschmerz | Damit Ihre Kunden bald wieder tanzen 24Gesunde Gelenke | Das hält die Naturmedizin dafür bereit 25Starke Abwehr | Interview mit dem Immunologen Prof. Haase der Kräfte Dermopharmazie Der Körper braucht Säuren und Basen gleichermaßen. Kleine Korrekturen kann er selbst vornehmen. Doch eine falsche Ernährung und bestimmte Krankheiten können den Körper richtig sauer machen. 28Trockene Haut | Was das richtige Pflegekonzept leisten kann PTA PROFESSIONAL 02 | 2015 30Raue Hände | Das Plus an regelmäßiger Feuchtigkeit 31Lippenherpes | Damit Kunden keine dicke Lippe riskieren www.apotheke-aktuell.com Abb.: dolgachov, phototake/ iStock,/Thinkstock 32 Ein weites Feld 16Rauchfrei | Wie NET und Medikamente den Weg ebnen 28 Pflege für trockene Haut Kunden mit trockener Haut brauchen eine gute Beratung. Denn das falsche Produkt kann man ihnen förmlich vom Gesicht ablesen. Das ist Ihre Chance, mit solidem Fachwissen zu glänzen. 41 Restposten raus Titelthema 32Gesund abnehmen | Gibt es tatsächlich ein Geheimrezept? Apothekenpraxis Das Weihnachtsgeschäft ist vorbei? Das muss nicht sein. Locken Sie Ihre Laufkundschaft und Schnäppchenjäger mit attraktiven Geschenksets und Rabatten in die Apotheke. 40Perfekt bedient | Vom Umgang mit einem hohen Anspruch 41Satte Rabatte | Schnüren Sie attraktive Restposten-Päckchen 42Mobbing | So befreien Sie sich aus der Opferrolle 44Regionale Partner | Apotheke auf Erfolgskurs steuern 46Hygienestandards | Alle Richtlinien für die Rezeptur Abb.: Olezzo, Jacob Wackerhausen, RGtimeline/ iStock/Thinkstock Fortbildung 50Antibiotika | Das Geheimnis der cleveren Keimkämpfer Service 48 Produktnews 56 Termine 58 Wissen kompakt 59Gewinnspiel 60 Vorschau 60 Impressum www.apotheke-aktuell.com 46 Sauberkeit in der Rezeptur Wer Medikamente in der Apotheke herstellt, trägt große Verantwortung. Schon kleinste Verunreinigungen können den Behandlungserfolg gefährden. 02 | 2015 PTA PROFESSIONAL 05 Titelthema 32 PTA PROFESSIONAL 02 | 2015 www.apotheke-aktuell.com Titelthema Der harte Kampf gegen die Kalorien Gesundes Abnehmen ist kein Geheimnis! Der Winter ist noch nicht vorbei, da wollen sich viele Kunden von überflüssigen Pfunden befreien. Doch was so schwierig erscheint, ist eigentlich ganz einfach: Wer abnehmen will, muss mehr Kalorien verbrennen, als er zu sich nimmt. Der Weg zur Wunschfigur ist dennoch mühsam und erfordert viel Zeit und Geduld. Ü bergewicht und Fettleibigkeit haben in den vergangenen Jahren in fast allen EULändern zugenommen. Mittlerweile gilt mehr als die Hälfte der erwachsenen Europäer als übergewichtig (BMI über 25). Jeder sechste ist sogar fettleibig (BMI über 30), wie aus der aktuellen Ausgabe von „Gesundheit auf einen Blick: Europa 2014“ hervorgeht. Nach dem gemeinschaftlichen Gesundheitsbericht von OECD und Europäischer Kommission trifft dies auch für Deutschland zu. Waren hierzulande im Jahr 2003 noch 13 Prozent der Erwachsenen fettleibig, so sind es nach jüngsten Angaben (2013) bereits 16 Prozent. Abb.: shironosov/iStock/Thinkstock Künstliches Licht bringt Hormone durcheinander Gründe für das zunehmende Übergewicht in den Industrienationen gibt es viele. Einer davon könnte das andauernde, konstante Licht in der Nacht sein, von dem wir umgeben sind, denn es bringt körpereigene Regulationsmechanismen aus dem Takt. Das zeigte sich in einer www.apotheke-aktuell.com US-amerikanischen Untersuchung mit Mäusen. Wenn diese ständigem Dämmerlicht ausgesetzt waren, fraßen sie doppelt so viel wie ihre Artgenossen, die einem normalen Tagesrhythmus folgten. Die Wissenschaftler vermuten, dass das am „Sättigungshormon“ Leptin liegen könnte. Leptin wird im Schlaf produziert, unterdrückt Hungergefühle und verhindert, dass wir nachts mit knurrendem Magen aufwachen. Bei Schlafmangel wird statt Leptin das „Hungerhormon“ Ghrelin freigesetzt. Möglicherweise ist das der Grund dafür, dass Menschen, die weniger als sechs Stunden schlafen, ein um 23 Prozent höheres Risiko für Übergewicht haben. Bei weniger als vier Stunden Schlaf pro Nacht erhöht es sich sogar um 73 Prozent. Stresshormone stören die Fettverbrennung Ein weiterer Dickmacher ist Stress. Weil unter Stress das Gehirn ausreichend mit Energie aus Glucose versorgt werden muss, erhöht sich das Bedürfnis nach Kohlenhydraten ZAHLEN FAKTEN Übergewicht in Deutschland Derzeit sind in der 18- bis 79-jährigen Bevölkerung über 67 Prozent der Männer und 53 Prozent der Frauen übergewichtig oder adipös. Männer sind etwas häufiger übergewichtig (BMI 25,0 bis 29,9) als Frauen, beide Geschlechter sind gleich häufig adipös – also fettleibig (BMI > 30,0). Bei beiden Geschlechtern nimmt die Häufigkeit von Übergewicht und Adipositas mit dem Alter deutlich zu. 02 | 2015 PTA PROFESSIONAL 33 Titelthema und damit auch der Appetit auf süße Nahrungsmittel. Gesteuert wird dieses Verlangen durch das Hormon Cortisol, das im Körper die Speicherung von Fetten fördert und ihren Abbau hemmt. Unter Stress produzieren wir vermehrt Cortisol, das uns dazu bringt, möglichst fetthaltige und energiereiche Nahrung zu verzehren. Daher sollte man sich vor allem in Stressphasen bewusst besonders gesund ernähren, auch wenn der Bauch etwas anderes vorschlägt. Das ist auch bei einer Diät wichtig, denn sie kann nur gelingen, wenn die Abnehmwilligen keinen Stress verspüren. Aus diesem Grund beinhalten Abnehm-Programme meistens auch Entspannungsübungen. Schilddrüsenhormone und „Dickmacher-Gene“ Wer trotz aller Bemühungen partout kein Gewicht verliert, sollte seine Schilddrüse untersuchen lassen. Diese regelt als zentrales Organ unseres Stoffwechsels unter anderem den Grundumsatz und damit die Aktivität und die körperliche Leistungs- fähigkeit. Im Übermaß vorhanden, führen die von ihr produzierten Hormone zu einer Gewichtsabnahme. Bei einem Mangel läuft der Stoffwechsel auf Sparflamme. Deshalb wird Thyroxin missbräuchlich auch als Schlankheitsmittel eingesetzt – ein gefährlicher Eingriff in den Hormonhaushalt! Auch unsere Veranlagung bestimmt darüber, wie dick oder wie schlank wir sind. Menschen, die gut darin waren, angesammeltes Fett für schlechte Zeiten zu speichern, konnten früher besser überleben. Daher sind die entsprechenden Gene weit verbreitet. Nach Schätzungen von Wissenschaftlern gibt es mindestens 300 Genregionen mit Auswirkungen auf das Körpergewicht. Die Wirkung dieser Gene entfaltet sich jedoch erst im Zusammenspiel mit verschiedenen Umweltfaktoren. Heute geht man davon aus, dass sich ein gesunder Lebensstil mit Sport und entsprechendem Essverhalten günstig auf die Genaktivität auswirkt und bestimmt, ob die „Dickmacher-Gene“ aktiviert oder abgeschaltet werden. Dauerhafte Veränderungen der Genaktivität werden als epigeneti- sche Veränderungen bezeichnet. Sie werden unter anderem durch die Ernährung in der Kindheit oder auch der Mutter während der Schwangerschaft beeinflusst und können sogar an nachfolgende Generationen weitergegeben werden. Erst kürzlich haben Wissenschaftler aus Freiburg entdeckt, dass die Ernährung von Fruchtfliegen-Männchen auf diese Weise das Körpergewicht ihrer Nachkommen beeinflussen kann. Ein ähnlicher Mechanismus scheint auch bei Mäusen und beim Menschen zu existieren. Bei Bewegung und Ernährung ansetzen Wer schlank bleiben möchte, sollte sich möglichst viel bewegen. Sport alleine reicht aber nicht immer aus, um Gewicht zu verlieren. Das zeigte eine Studie von US-amerikanischen Wissenschaftlern von der Arizona State University in Phoenix. Dafür hatten die Wissenschaftler 80 übergewichtige Frauen untersucht, die jahrelang keinen Sport ausgeübt hatten. Die Frauen gingen dreimal wöchentlich für jeweils 30 Minuten aufs Lauf- Was genau sagt der Body-Mass-Index (BMI)? 34 PTA PROFESSIONAL 02 | 2015 Abb.: Wavebreakmedia Ltd/Thinkstock Als wichtigstes Maß für das Gewicht dient derzeit der Body-Mass-Index (BMI). Er wurde aus statistischen Daten von der US-Lebensversicherung Metropolitan Life Insurance entwickelt und von der Weltgesundheitsorganisation WHO übernommen. Der BMI berechnet sich aus dem Gewicht in Kilogramm geteilt durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat: BMI = Gewicht (kg) / Größe (m2). Bei einer 80 Kilo schweren und 1,80 Meter großen Person beispielsweise beträgt er 24,7. Nach einer Klassifikation der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterscheidet man bei Erwachsenen zwischen Untergewicht (BMI < 18,5), Normalgewicht (18,5 – 24,9), Übergewicht (25,0 – 29,9) sowie Adipositas (BMI > 30). www.apotheke-aktuell.com Für Ihre Gelenke! Folgenreiche Pfunde Wer über einen längeren Zeitraum zu viel Gewicht mit sich herumschleppt, muss mit Bluthochdruck, Herz-KreislaufErkrankungen, Typ-2-Diabetes und einem größeren Krebsrisiko rechnen. band, stellten aber ihre Ernährung nicht um. Beim Laufen verbrannten sie täglich rund 350 Kilokalorien – in etwa die Menge eines einzigen Schokoriegels. Nach zwölf Wochen hatten einige der Frauen leicht abgenommen. Zwei Drittel wogen jedoch mehr als zu Studienbeginn. Schlimmer noch: Sie hatten mehr Fettgewebe aufgebaut. Deshalb empfehlen Wissenschaftler Sportanfängern, die abnehmen möchten, sich spätestens nach einem Monat auf die Waage zu stellen und bei ausbleibendem Erfolg die Ernährung unter die Lupe zu nehmen. Abb.: Robert Byron/iStock/Thinkstock Durchhalten und Lebensstil auf Dauer umstellen Ein gesunder Körper ist bestrebt, sein Gewicht in gewissen Grenzen konstant zu halten. Wenn wir keinen Bedarf an Nahrung haben, sind wir satt, benötigen wir Energie, haben wir Hunger und essen im Idealfall so viel, bis wir wieder satt sind. Essen wir mehr, legt der Körper Fettpolster für schlechte Zeiten an, und diese angesparten Vorräte gibt er nur sehr ungern wieder her. Etwa 51 Prozent aller Frauen und 39 Prozent aller Männer würden gerne schlanker sein, bei den Übergewichtigen sind es sogar 84 Prozent. Laut einer Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach vom April 2014 hat jeder zweite Deutsche schon mal eine Diät in Angriff genommen. Ob Diät oder chemische Unterstützung – nach neuesten Studien- www.apotheke-aktuell.com ergebnissen ist es nicht so wichtig, mit welcher Methode man abnimmt und ob das Fett schnell oder langsam verschwindet. Alle untersuchten Schlankheitskuren führten zu Gewichtsverlusten, aber bei allen Methoden legten die Teilnehmer auch wieder zu. Entscheidend ist also, dass Betroffene die Diät möglichst lange durchhalten und vor allem, dass sie ihren Lebensstil entsprechend umstellen – auch ihrer Gesundheit zuliebe. Mobiforte ® Übergewicht hat Folgen für die Gesundheit Fettleibigkeit ist nicht nur ein optisches Problem, sondern erhöht auch das Risiko für Bluthochdruck, HerzKreislauf-Erkrankungen, Diabetes und eine Reihe von Krebsarten. Vor allem Fettansammlungen am Bauch und an den Eingeweiden bringen den Stoffwechsel durcheinander. Denn hier liegen Fettzellen, die unter anderem Adipozytokine absondern. Unter diesem Begriff werden Botenstoffe wie Leptin, Adiponektin und Resistin zusammengefasst, die den Energiestoffwechsel und die Wirkung des Stoffwechselhormons Insulin steuern. Das Diabetesrisiko steigt bei großem Übergewicht (BMI über 35) auf das Hundertfache eines sehr schlanken Menschen (BMI 21) an. Und selbst bei einem noch „normalen“ BMI von 25 ist das Risiko bereits zwei- bis dreimal höher als bei schlanken Menschen. • Mit Vitamin C* für gesunde Knorpel und Gelenke und besonders gut verfügbarem Collagen-Hydrolysat. • Frei von Gluten und Lactose. • Nur 10 g pro Tag. * Vitamin C trägt zu einer normalen Kollagenbildung für eine normale Funktion der Knochen und Knorpel bei. 300 g PZN: 04303921 • 900 g PZN: 03866160 www.mobiforte.de Titelthema Zu den Faktoren, die das Körpergewicht beeinflussen, gehören die Darmbakterien. Einige davon können schwer verdaubare Kohlenhydrate aufschließen und so den Körper mit zusätzlicher Energie versorgen. So verstärkt das Darmbakterium Clostridium ramosum bei Mäusen, die fettreich ernährt werden, die Zucker- und Fettaufnahme und lässt die Fettpolster wachsen. Clostridium ramosum gehört zur Gattung der grampositiven Firmicuten, und übergewichtige Menschen haben mehr davon im Darm als Normalgewichtige. Bei schlanken Menschen überwiegen die gramnegativen Bacteroidetes, zu denen auch die Milchsäurebakterien (Lactobacillus-Stämme) gehören. Die hocheffizienten Firmicutes können fast alle Nahrungsbestandteile in nahrhafte Zucker- und Fettmoleküle umwandeln. Damit sorgen sie dafür, dass selbst Ballaststoffe nahezu vollständig genutzt werden. Außerdem geben sie über die Darmschleimhaut Botenstoffe ans Blut ab, die im Gehirn wirken und zusätzlich den Appetit auf Zucker und Fett anregen. Als Folge der bakteriellen Aktivitäten nehmen Menschen mit einem höheren Firmicutes-Anteil im Darm viel leichter an Gewicht zu. 36 PTA PROFESSIONAL 02 | 2015 Möglicherweise wird die Darmflora gezielt über die Ernährung oder durch Arzneimittel so beeinflusst, dass sich vor allem die erwünschten „schlankmachenden“ Bakterioidetes vermehren. Momentan können aus diesen Forschungsergebnissen allerdings noch keine konkreten Empfehlungen zur Anwendung präbiotischer Nahrungsergänzungsmittel abgeleitet werden. Präbiotika wie Inulin und Oligofructose können aber das Wachstum nützlicher Bifidobakterien in der Darmflora fördern. Auch kann diese mit Probiotika wie Milchsäurebakterien natürlichen Ursprungs aufgepeppt werden, um so die dickmachenden Firmicuten zurückzudrängen und eine Gewichtsabnahme zu erleichtern. Gesunde Ballaststoffe füllen Magen und Darm Ballaststoffe können die Darmbakterien beeinflussen und eine Gewichtsabnahme fördern. Ernährungsexperten empfehlen, täglich 30 Gramm der unverdaulichen Kohlenhydrate mit natürlichen Lebensmitteln aufzunehmen. Lösliche Ballaststoffe, wie Pektin, Inulin und Oligofructose, werden von den Darmbakterien zu kurzkettigen Fettsäuren wie Acetat (Essigsäure), Propionat (Propionsäure) und Butyrat (Buttersäure) abgebaut, die viel- fältige Auswirkungen auf das Körpergewicht haben. Zu den löslichen Ballaststoffen gehören auch Schleimstoffe aus den Randschichten von Getreide, beispielsweise Pentosane (Roggen), Beta-Glucane und Galaktomannane (Hafer und Gerste), Carubin (Johannisbrotkernmehl) und Arabinoxylane (Flohsamen). Als Hilfsmittel zum Abnehmen können in der Apotheke unter anderem Quellstoffe wie Flohsamen, verschiedene andere pflanzliche Ballaststoffe, Cellulosederivate, Kollagen und Alginate empfohlen werden. Die entsprechenden Präparate werden häufig als Medizinprodukte vertrieben. Sie wirken in erster Linie, indem sie im Magen in Verbindung mit Wasser zu einem Mehrfachen ihrer ursprünglichen Größe aufquellen und so dem Körper ein Sättigungsgefühl vermitteln. Wichtig ist, dass dazu getrunken wird, da es sonst zu schweren Verstopfungen kommen kann. Faserstoff Chitosan bindet Nahrungsfette Zu den unverdaulichen Faserstoffen gehört das Polyglucosamin Chitosan (L112) aus der Schale von Krabben und Garnelen. Es quillt im Magen auf und soll so das Hungergefühl dämpfen. Zudem bindet es im Darm Nahrungsfette, sodass diese unverdaut www.apotheke-aktuell.com Abb.: Zoonar RF/ Zoonar/Thinkstock Darmbakterien helfen, das Gewicht zu regulieren Titelthema zusammen mit dem Chitosan ausgeschieden werden. Auch hier sollte bei der Anwendung ausreichend getrunken werden. Weil auch andere lipophile Substanzen, wie Vitamine, Hormone oder Arzneimittel, gebunden und ausgeschieden werden können, sollte zur Einnahme von Arzneimitteln und Vitaminen ein zeitlicher Abstand von mindestens vier Stunden eingehalten werden. Heilfasten hilft bei der Ernährungsumstellung Am schnellsten wird Gewicht beim Fasten abgebaut. Ohne jede Nahrungsaufnahme ist nach drei bis vier Tagen etwa ein Kilo reines Fett ver- brannt. Wenn man Pech hat, spart der Körper allerdings nur Energie, indem er den Grundumsatz senkt, und der Gewichtsverlust fällt geringer aus. Größere Abnehmerfolge, wie sie bei vielen „Blitzdiäten“ und sonstigen Wundermitteln versprochen werden, sind nicht „echt“, denn sie kommen ausschließlich durch einen zusätzlichen Wasserverlust zustande. Zu den medizinisch eingesetzten Fastenmethoden zählen das Heilfasten nach Buchinger (siehe Kasten) und F. X. Mayr. Eine Fastenkur sollte mindestens acht bis zehn Tage dauern, dazu kommen ein Entlastungstag vorher und drei Aufbautage mit reduzierter Nahrung danach. Das Fasten ist nur dann angenehm und gut durchführbar, wenn man es freiwillig und ohne Stress in Angriff nimmt. Nur dann schüttet das Gehirn das „Wohlfühlhormon“ Serotonin aus, das die Stimmung während einer Fastenkur hoch hält. Patienten, die sich zum Abspecken gezwungen fühlen, produzieren vor allem Stresshormone und leiden während der Kur an quälendem Hungergefühl. Gesunde Menschen können bis zu vier Wochen problemlos fasten. Chronisch Kranke sollten dies nur mit ärztlicher Betreuung tun! Während Schwangerschaft und Stillzeit darf überhaupt nicht gefastet werden. Für die Unterstützung der Fastenkur zu Hause kann in der Apotheke eine Vielzahl von Produkten empfohlen werden. Zur Einleitung einer Fastenkur wird meistens mit Glauberoder Bittersalz abgeführt, die auch in Form von angenehm schmeckenden Fertigpräparaten erhältlich sind. Wer diese drastischen Methoden nicht mag, kann auch chemische Abführmittel verwenden. Das Abführen ist wichtig, um den Darm ruhigzustellen und sollte auch während einer Fastenkur regelmäßig etwa alle zwei Tage durchgeführt werden, um weiterhin produzierte Gallensäuren aus dem Darm zu entfernen. Anderenfalls werden diese rückresorbiert und können Kopfschmerzen und Unwohlsein auslösen. Basenpräparate, Vitamine und Mikronährstoffe helfen Während des Fastens werden außerdem durch den Abbau von Fetten vermehrt Ketonkörper freigesetzt. Um die saure Stoffwechsellage im Fasten auszugleichen, können Basenpräparate empfohlen werden. Außerdem ist während des Fastens die Zufuhr von Vitaminen und Mikronährstoffen sinnvoll, da diese jetzt besonders gut aufgenommen werden. Zur Unterstützung einer Fastenkur kann zudem Buttermilch oder eine proteinhaltige Nahrungsergänzung verzehrt werden, um einen Abbau von Muskulatur zu verhindern. Nach dem Fasten ist es äußerst wichtig, nicht in die alten Ernäh- Abb.: DianaDuda/ iStock/Thinkstock EXPERTENWISSEN Fasten nach Otto Buchinger Der Arzt Dr. Otto Buchinger (1878–1966) entwickelte ein multidisziplinäres Konzept für eine ärztlich betreute, stationäre Fastentherapie, in der Physio-, Bewegungs- und Ernährungstherapie mit einem gesundheitspädagogischen Programm verbunden sind. Hinzu kommen ein Sportprogramm und Wanderungen. Durch die Bewegung werden Kreislauf und Stoffwechsel angekurbelt und der Muskelabbau verhindert. Das Heilfasten nach Buchinger wird durch Gemüsebrühe, Obst- oder Gemüsesäfte und Honig sowie reichlich Tees und Wasser modifiziert. Der Zusatz von Buttermilch ermöglicht längere Fastenzeiten. www.apotheke-aktuell.com 02 | 2015 PTA PROFESSIONAL 37 Titelthema rungsgewohnheiten zurückzufallen, sondern sich so vollwertig und gesund wie möglich zu ernähren. In der Regel fällt das jetzt nicht schwer, denn nach einer geduldig durchgeführten Aufbauphase nach dem Fasten wird das Sättigungsgefühl oft noch wochenlang deutlicher wahrgenommen als zuvor. Hilfe aus der Apotheke • Quellstoffe aus pflanzlichen Fasern oder Kollagen füllen den Magen und beeinflussen die Darmflora. Wichtiger Hinweis: genügend dazu trinken. • Eiweißpräparate und -pulver eignen sich allein als Formuladiät oder zur Ergänzung einer Diät oder Fastenkur. • Der Fettblocker Orlistat ist in Dosen von 60 mg rezeptfrei. Bei Fettverzehr kommt es zu gastrointestinalen Störungen. • Die rezeptpflichtigen Appetitzügler Norephedrin (Phenylpropanolamin) und Norpseudoephedrin (Cathin) bedürfen wegen der gefährlichen Nebenwirkungen unbedingt ärztlicher Aufsicht. • Vorsicht bei Präparaten aus dem Internet! Sie enthalten oft gefährliche chemische Wirkstoffe, die bei uns aus gutem Grund nicht zugelassen sind. Gesunde, fettreduzierte Mischkost mit niedrigem glykämischen Index Wer nicht fasten möchte, kann es auch mit einer Diät versuchen. Als Standard für eine gesunde und vollwertige Diät gilt heute nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) eine Mischkost, die mindestens 50 Prozent der zugeführten Energie in Form von Kohlenhydraten enthält. Der größte Anteil davon sollte aus Vollkornprodukten, Kartoffeln, Obst und Gemüse bestehen. In der Regel ist dabei der Fettanteil reduziert. Auf einer gesunden Mischkost basieren Diätkonzepte wie „Ich nehme ab“ der DGE, das Programm der Weight Watchers und die Brigitte-Diät. Andere Diätformen richten sich nach dem glykämischen Index (GI) der Nahrungsmittel, beispielsweise die Glyx-Diät, die Montignacund die Logi-Methode. Ein hoher GI-Wert bedeutet, dass der Körper die Kohlenhydrate aus einem Lebensmittel schnell aufnimmt, den Blutzuckerspiegel rasch erhöht und die Insulinausschüttung anregt. Insulin fördert die Aufnahme von Blutzucker in die Körperzellen und begünstigt den Aufbau von Fettreserven. Einen hohen GI haben zum Beispiel polierter Reis und Weißbrot. Einen niedrigen GI-Index (unter 55) haben ballaststoffhaltige Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Nüsse und Hülsenfrüchte, pflanzliche Öle sowie Fisch, Geflügel, Eier und Milchprodukte. Eiweißreiche Trinknahrungsmittel weisen ebenfalls einen niedrigen glykämischen Index auf und können entsprechende Diäten unterstützen. Auch können sie als Formuladiäten ganze Mahlzeiten ersetzen und zeitlich begrenzt auch als alleinige Diät eingesetzt werden. Sogenannte Low-carb-Diäten, wie die Atkins-, die Hollywood- und die Dukan-Diät, enthalten einen niedrigen Anteil an Kohlenhydraten und dafür einen erhöhten Proteinanteil von etwa 30 Prozent. Empfohlen werden reichlich fettarme und proteinreiche Lebensmitteln, wie mageres Fleisch, Fisch, fettarme Milchprodukte und Hülsenfrüchte. Die DGE empfiehlt hingegen, nur 20 Prozent der Gesamtenergie in Form von Protein zuzuführen. Stark proteinhaltige Diäten können gemäß DGE durch den Kohlenhydratmangel zu Stimmungstiefs sowie Heißhunger auf Brot, Nudeln oder Süßigkeiten führen. Zum anderen kann eine erhöhte Proteinzufuhr Stoffwechselstörun- 38 PTA PROFESSIONAL 02 | 2015 www.apotheke-aktuell.com Abb.: DAJ / Thinkstock Proteinreiche Diätformen sind mit Vorsicht zu genießen Titelthema Im Dezember wurde außerdem eine Kombination aus dem Antidepressivum Bupropion und dem Opiat-Antagonisten Naltrexon als Mittel zur Gewichtsreduktion zur Zulassung in Deutschland empfohlen. Die Kombination soll auf das Hungerzentrum im Hypothalamus wirken und im Belohnungszentrum den Antrieb zur Nahrungsaufnahme senken. In den USA ist das Mittel bereits zugelassen. Im Internet kursieren viele illegale Medikamente Trotz immer neuer Diäten gilt das Prinzip der Ernährungspyramide auch heute noch: Viel Trinken, viel Obst und Gemüse und dann erst kommen Vollkorn, Ballaststoffe, tierische Proteine, pflanzliche Fette und Süßes. gen wie Gicht auslösen. Außerdem belasten erhöhte Proteinmengen die Nieren und werden insbesondere für Diabetiker nicht empfohlen. Abb.: krivicm/ iStock / Thinkstock Chemisch-synthetische Fettkiller und Appetitzügler Zu den chemisch-synthetischen Diäthilfen aus der Apotheke gehört der Lipasehemmer Orlistat. Er hemmt die fettspaltenden Lipasen im Gastrointestinaltrakt und verhindert dadurch die Aufnahme von Nahrungsfetten im Dünndarm um 30 bis 35 Prozent. Zu den unerwünschten Wirkungen gehören Fettstühle und sonstige gastrointestinale Störungen. Um diese zu vermeiden, sollte der Fettverzehr bei der Einnahme von Orlistat deutlich eingeschränkt werden. Als chemisch-synthetische Appetitzügler werden vor allem Amphetaminderivate wie Ephedrin eingesetzt. Sie wirken als Sympathomimetika, haben teilweise schwere unerwünschte Wirkungen und können abhängig machen. Zahlreiche dieser Wirkstoffe wurden nach kurzer Zeit www.apotheke-aktuell.com wegen ihrer Nebenwirkungen wieder vom Markt genommen, unter anderem Sibutramin. Derzeit sind in Deutschland Norephedrin (Phenylpropanolamin), Norpseudoephedrin (Cathin) und Amfepramon auf ärztliche Verschreibung im Handel. Über das Internet werden illegal zahlreiche Produkte angeboten. Diese enthalten – zum Teil undeklariert – vom Markt genommene chemische Substanzen wie Rimonabant, Sibutramin und Ephedrin. Viele davon werden als „natürlich“ beworben, wie die Zi-Xiu-Tang-BienenpollenKapseln, die angeblich aus der traditionellen chinesischen Medizin stammen, in Wirklichkeit aber Sibutramin enthalten. Deutsche und amerikanische Gesundheitsbehörden warnen regelmäßig vor derartigen Präparaten. Sagen Sie das auch Ihren Kunden! Dr. Matthias Klein Fachapotheker für Arzneimittelinformation KURZ KNAPP • Ein gestörter Tag-Nacht-Rhythmus, Stress, zu wenig Schilddrüsenhormone und Dickmacher-Gene können für Übergewicht verantwortlich sein. • Chronisches Übergewicht kann u.a. Bluthochdruck, Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs begünstigen. • Diäten und Heilfasten können den Einstieg ins Abnehmen erleichtern. Sie nützen aber nur, wenn man die Ernährung langfristig umstellt und sich dazu mehr bewegt. • Eine gesunde, fettreduzierte Mischkost mit niedrigem glykämischen Index unterstützt den Abnehmerfolg. • Basenpräparate, Vitamine und Mikronährstoffe können dem Körper während einer Diät helfen. • Low-carb-Diäten können die Nieren belasten. • „Fettkiller“ und Appetitzügler gibt es meist nur auf Rezept. 02 | 2015 PTA PROFESSIONAL 39